Volltext Seite (XML)
Rolle, so versteht es sich von selbst, daß sie auch in administrativer Hinsicht von Wichtigkeit find. Die Theuerungsjahre stellen die Verwaltungskunst so mancher Regierungen auf harte Proben. — Während dieselben mit den verkehrtesten Mitteln der Theuerung entgegen zu arbeiten versuchen, indem sie auf Kornwucher vigiliren, den Getreideexport verbieten u. s. w., könnte sie ein Blick in die Preistabellen lehren, daß alle künstlichen Mittel in ihrer Wirkung weit hinter dem einen und einfachsten zurückbleiben; dieses Mittel ist: Vollständige Freiheit des Getreidehandels. Der Gewinn, den die Naturwissenschaften aus der Statistik der Getreidepreise zu ziehen vermögen, ist ebenfalls ein nicht geringer. Das Werthverhältniß, welches sich in den Preisen der einzelnen Ge treidesorten ausspricht, ist der giltigste, in Zahlen übersetzte Inbegriff ihrer chemischen, physikalischen und nutritiven Eigenschaften. Lange, ehe man etwas von den Proteinsubstanzen, den Kohlenhydraten und ihrer Rolle im Ernährungsprocesse kannte, stellte das praktische Leben deren Werth fest und die Preisunterschiede zwischen Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Kartoffeln entsprachen genau den nahrungsfähigen Bestandteilen dieser Nahrungsmittel, sowie den besondern Eigen schaften derselben, welche ihre Zubereitung bis zum endlichen Genie ßen bedingen. Die Ermittelung des Durchschnittspreises. Wenn von Preisen und besonders von Durchschnittspreisen die Rede ist, so denkt sel ten Jemand daran, wie schwierig es ist, den Durchschnittspreis richtig anzugeben. So lange es an genauen Normen über die Preisbestim mung für diejenigen, welche sie festzustellen haben, fehlt, ist es nicht zu umgehen, daß sich z. B. unter der Bezeichnung Durchschnittspreis des Roggens sehr verschiedene Dinge verbergen. Um gleichwerthige Mittelpreise festzustellen, ist es nöthig, daß auf den verschiedenen Getreidemärkten des Staates, welche den Preis machen, die Zahl der Scheffel und ihre bezüglichen Verkaufspreise angegeben werden, aus welchen der Durchschnittspreis abgeleitet wurde. Es genügt aber keineswegs, das arithmetische Mittel aus dem höchsten und niedrigsten Preise eines Markttages zu bestimmen, wenn man sich nicht der Gefahr aussetzen will, erhebliche Fehler zu begehen. An genommen, es haben folgende Verkäufe stattgefunden: 500 Scheffel ü 35 Sgr. — 27500 Sgr. 80 - ü 56 - ----- 4480 - 420 - ä 57 - — 6840 - 4000 - ä. 60 - ----- 240000 - 4700 Scheffel 278820 Sgr. so ist der wirkliche Durchschnittspreis pr. Scheffel 59,32 Sgr., wäh rend das für gewöhnlich als Mittelpreis angesehene arithmetische Mittel aus dem niedrigsten und höchsten Preise 57,5 Sgr. beträgt. Die Differenz zwischen beiden Mittelpreisen beträgt nahe an 3,1 Procent, was bei einer Ernte von 60 Millionen Scheffel eine Diffe renz von 3640000 Thalern zu Gunsten des richtigen Mittelpreises beträgt. Ferner ist bei der Feststellung der Jahres-Durchschnitts- Preise zu berücksichtigen. daß man dieselben naturgemäß nicht nach Kalenderjahren, sondern nach Erntejahren berechnet, indem nur letztere richtige Schlüffe gestatten. Der Einfluß der Eisenbahnen auf die Getreidepreise. Von großem Einflüsse auf die Getreidepreise sind die Communica- tionsmittel und folglich auch die Eisenbahnen. Dieser Einfluß tritt gerade in den Theuerungsjahren sehr wohlthätig für die Gesammt- heit der Bevölkerung auf, indem derselbe ein Nivellement der Preise, d. h. ein Ausgleichen der hohen Preise eines Ortes mit den niedern Preisen eines andern Ortes anstrebt. Man könnte wohl sagen, der Nutzen, den die Eisenbahnen in dieser Beziehung einer Provinz, einem Lande gewähren, würde nur auf Unkosten einer andern Pro vinz, eines andern Landes erzielt; es ist aber dagegen zu bedenken zu geben, daß eben dieser Nutzen der Reihe nach allen Provinzen, allen Ländern zu Gute kommen wird, denn welche Provinz, welches Land ist vor Mißernten sicher? Doch der Einfluß der Eisenbahnen erstreckt sich ja nicht allein auf die temporäre Regelung der Preise der Bodenproducte, sondern er ist ein stets gegenwärtiger, indem er sich über das ganze Gebiet der Production verbreitet. Indem durch Anlegung der Eisenbahnen und Verwendung der Dampfkraft in den Locomotiven die Maschinenarbeit an die Stelle der tierischen Lei stung gesetzt wird, wird der Transport billiger und dadurch der Ab satzrayon aller Products vergrößert. Die Dampfpferdekraft arbeitet auf den Eisenbahnen im großen Durchschnitt 4- bis 5mal, unter Umständen selbst bis 12mal wohlfeiler als die wirkliche Pferdekraft auf den Chausseen. Und während bei den üblichen Frachtsätzen der Werth von 2 Thalern für 100 Pfund Roggen schon bei 60 bis 80 Meilen Entfernung, der Fuhrkosten wegen aufs Doppelte ge wachsen ist, steigt er bei dem Satze von 2 Pfennigen pr. Meile und Centner auf Eisenbahnen erst um 15 Sgr. Die Möglichkeit der linearen Entfernung für den Verkauf ist also mindestens die vierfache, und der hierdurch erschlossene Rayon wenigstens der 12fache des bei Chausseeverkehr gegebenen. Wenn der Roggen in den eigentlichen Getreideprovinzen mit 45 Sgr. erzeugt und auf dem Weltmärkte mit 55 Sgr. verkauft werden kann, so wäre bei Chausseetransport zur Fracht von ?/z bis 1 Sgr. pr. Meile und Centner im besten Falle eine Beschickung des Marktes auf 10 bis 15 Meilen Entfernung möglich, bei Eisenbahn transport dagegen, bei 2 bis 3 Pfennige pr. Meile und Centner eine Beschickung auf 40 bis 60 Meilen Entfernung auszuführen. So sehr veränderten die Eisenbahnen den Standpunkt der Roh- production auch in Preußen. Die einfache Consequenz ist, daß in dem so vergrößerten Rayon der Werth der Ländereien in demselben Verhältnisse steigt, als ihre Bodenproducte besser abgesetzt werden können. Für die Jndustriegegenden besteht der Vortheil darin, daß die bedeutenden Summen, die an den Transportkosten erspart wer den können, in den Gewerben eine productive Anlage finden und zur Erhöhung der Production beitragen. Hierzu kommt noch, daß die Eisenbahnen es zum Theil möglich machten, auch die Exportmärkte des preußischen Staats aus weiter Ferne zu befahren. Getreide war und blieb, trotz des vermehrten Bedarfs der sich rasch mehren den Bevölkerung ein nahmhafter Exportartikel, für welchen andere Erzeugnisse eingetauscht werden konnten. Mit einem Worte, durch die günstige Einwirkung der Eisen bahnen auf die Getreidepreise erhielt der nationale und internatio nale Handel kräftige Elemente seiner Hebung und Ausdehnung. Als Beleg dafür mag vorläufig dienen, daß Preußen zu allen Zeiten für England das wichtigste und reichlichste Kornland gewesen und ihm nur erst in der neueren und neuesten Zeit durch die vereinig ten Staaten von Nordamerika und durch Rußland in dieser Hinsicht der Rang abgelaufen worden ist. England importirt jährlich Im perial-Quarter sl Quarter — 5,29 preuß. Scheffel) Weizen und Weizenmehl: Im Durchschnitt der Jahre aus Preußen aus Rußland aus Nord-Amerika übcrbaupt n 1831—35 173000 115000 105000 660000 1836—40 526000 138000 98000 1496000 1841—45 652000 111000 88000 1879000 1846—50 567000 563000 818000 4111000 1851—55 702000 602000 1064000 4700000 1856—60 728000 855000 1103000 (Fortsetzung folgt.) 5379000. Bemerkniiflcil über den Schellack mit besonderer Rücksicht ans seine gegenwärtigen commerciellen Berhaltnisse. Vortrag, gehalten von Mr. Mackay in Edinburg. Von Zeit zu Zeit treten schnelle unerwartete Veränderungen in den Preisen mancher Droguen ein. Manchmal gehen gewisse warnende Symptome solchen Veränderungen voraus, welche sich die Bewohner Liverpools, Londons rc„ selbst entfernter Wohnende nicht selten zu Nutzen machen. Es werden unmittelbare Einkäufe gemacht oder Lieferungscontracte geschlossen, welche sehr oft dem Käufer großen und erfolgreichen Gewinn bringen. Dann gab es wieder Fälle, bei welchen ein Millionär in den Markt trat, von einem bestimmten Artikel Alles, was zu haben war, aufkaufte, denselben zurückhielt und nur zu erhöhten Preisen wieder abgab. Diese Fälle sind ver gleichsweise selten, weil in allen solchen Geschäften einem Einzelnen nicht nur ein fast unumschränktes Kapital zu Gebote stehen muß, sondern das Verfahren auch notwendiger Weise mit bedeutendem Ri- sico verbunden ist. Ein sehr erfolgreicher und belangreicher Fall dieser Art trug sich vor einigen Jahren zu, wo eine wohlbekannte Bankfirma alles Quecksilber, welches in Europa und auswärts zu erhalten war, aufkaufte, lagerte und zurückhielt, bis der Preis so bedeutend stieg,