Volltext Seite (XML)
weniger Gewicht auf die gleichzeitige Verbindung mit Werkstätten, in Lenen die Schüler längere praktische Beschäftigung fanden. Hat man solche Wcrkstätte auch hie und da noch heut beibehalten, so neigt man sich doch mehr und mehr der Ansicht zu, daß zunächst für denjungenMann die theoretische Ausbildung die Hauptsache sei, seine praktische Durchbil dung aber später einer Maschinen-Werkstätte überlassen werden müsse. Die von dem Professor Walter geleitete Werkstätte der Augsburger Schule beschäftigt nebenbei auch andere Arbeiter; sie hat ihren Rus vorzüglich durch die an fast allen deutschen Gewerbeschnlen verbreite ten, sehr scbö» gearbeiteten Modelle erlangt. Die größte Lehrwerk stätte, mit Gießerei verbunden, besitzt das Berliner Institut. Dasselbe macht zugleich auch Versuche mit der Konstruktion neuer Maschinen und beschäftigt viele Arbeiter. Die Kosten der jährlichen Gesammt- ausgaben der technischen Anstalten sind sehr verschieden. Das Züricher Polytechnikum kostet alljährlich 90,400 Gulden, Dresden nur 39,000 Gulden. In ersterer Anstalt wirken nicht weniger als 56 Lehrer. Die meiste Schülerzahl hat Karlsruhe, nämlich 787, worunter 63 Ausländer, Dresden 270. In ersterem Ort kostet ein Schüler dem Staate 40 Gulden, in Berlin 183 Gulden. Hier stehen überhaupt die Kosten (9000 Tblr. allein nur für die Werk stätte) in durchaus keinem Verhältniß zur Frequenz des Instituts. Gewiß merkwürdig ist es, daß England bis jetzt noch ohne poly technische Schulen bestanden hat. Die technisch-wissenschaftliche Bil dung ist hier schwerer zu erlangen und auf einen kleineren Kreis be schränkt als bei uns. Die Erkenntniß der Nothwcndigkeit polytech nischer Anstalten ist heut aber auch in England allgemein. Pro fessor Koristka charakterisirt die englischen und französischen Ingenieure folgendermaßen: „Bisher imponirt wohl der englische Ingenieur durch die Sicher heit, mit welcher er Aufgaben und Bestellungen, die er schon hun dertmal ausgesührt, übernimmt und zu Ende bringt, sein Ueberge- wicht wird aber sehr zweifelhaft, wo es sich um die Ausführung ganz neuer Konstruktionen auf Grundlage bloßer Berechnung und ohne vorangehende kostspielige Versuche handelt." „Die französischen Techniker, mit ihren ausgezeichneten mathe matischen Apparaten versehen, entwickeln mit Leichtigkeit die allgemei nen Prinzipien für jede Maschine, dieselbe blos als einen besonderen Fall, als ein Beispiel betrachtend, sie fehlen jedoch häufig, indem sie die Empirie wenig beachten, während die Engländer, in den entgegenge setzten Fehler fallend, blos auf ihr Proportionalmaß und auf hun dertfältige Proben sich verlassen." Die älteste Schule ist die von Paris, sie wurde schon im Jabre 1794 gegründet. Prag folgte 1806, Wien 1815. Die österreichischen Scknilen sind aber mit der Zeit nicht fortgeschritten und so von ande ren Instituten überholt worden. Der Landtag von Böhmen geht jetzt an die Reorganisation der Prager Schule mit einer Energie, welche den besten Erfolg verspricht. Der gesammte Unterricht soll in vier Fächer gcthcilt werden; Wasser- und Straßenbau, Hochbau, Maschinenbau, technische Ehemie. DaS Jahresbudgct der Schule ist auf 100,000 bis 108,000 Gulden östcrr. Währung präliminirt, also selbst höher als in Zürich. Entspricht der Erfolg diesem großartigen Plane, so werden wir bald Manches von Prag hören. Auch für die Schule in Gratz ist eine ähnliche Reorganisation im Werke. Die Scknilen zu Brünn, Ofen und Lemberg werden über kurz oder lang Nachfolgen, vor Allem aber wird Wien endlich die Aufgabe begreifen, daß es aus ist mit LerZeit, wo man Rcformbewegungenaufhalten kann — die Eifersucht der Wiener Schule soll die mehrfachen Rcorganisa- tionsbcstrebungen der Prager Schule und deren Genehmigung geradezu beim Ministerium hintertrieben haben —, daß es endlich Zeit ist, in seinen großartigen Schulgebäuden und für seine Sammlungen, hin sichtlich deren nicht sobald eine Anstalt der Welt Gleiches ausznwei- sen hat, einen Lehrplan und Lehrerkrcis wirken zu lassen, der Len gesteigerten Anforderungen unserer Zeit entspricht. Und bereits wird dies wirklich begriffen, bereits finden Konferen zen im Lehrer-Kollegium statt, welche eine Reform bcrathen. - Wo die politische Freiheit ihre wenn auch noch jungen Flügel zu regen begonnen hat, da ist es auch mit der Niederhaltung und psäfsischen Bremsung des UntcrrichtSwesens zu Ende, und wir wünschen Oester reich Glück dazu; auch in Deutschland bleibt uns noch genug zu thun— Ueber das Leckwerden der Dampsktsscl und die daraus ent springenden Gefahren. (Schluß.) Obgleich im Allgemeinen anzunehmen ist, daß die Kessel Lurch das Feuer, unter Mitschuld des vom Wasser ausgeschiedenen Kessel steins , schneller defekt werden als durch unreine salzhaltige Wässer, so können die letzteren unter Umständen dennoch dem Bestände der Kessel im Ganzen gefährlicher sein als das Feuer. Die Zerstörungen durch das Feuer (die durch Ueberspannung des Dampfes verursachten Explosionen gehören nicht hierher) beschränken sich auf kleinere Aus dehnungen, vorzugsweise auf die Fcucrplatte, und der Kessel kann durch Reparatur der Schäden so lange erhalten werden, bis er in größerem Umfange schadhaft geworden, d. h. bis ein gewisser Grad der Abnutzung eingetreten ist. Salzhaltige Wässer üben aber ihr Zerstörungswerk auf großem Umfange gleichmäßig, die meisten vorzugsweise an der Wandfläche des Wasserraumes, einzelne auch stärker an der Wandfläche des Dampftaumes. Ein bedeutenderes Leckwerden der Dampfkessel in Folge derartiger Einwirkungen mag wohl zu den Seltenheiten gehö ren. Bei der nahezu gleichmäßig eintretendcn Schwächung fast des ganzen Kesselkörpers steht zu befürchten, daß der Durchbruch an einer Stelle, veranlaßt durch den für die stark verminderte Wanddicke zu hohen Dampfdruck, eine Explosion ebenso und noch wahrscheinlicher zur Folge haben werde, wie bei einem wohlbeschaffenen Kessel im Falle einer übermäßigen Steigerung der Dampfspannung. Schon aus ökonomischen Rücksichten vermeidet man natürlich die Verwen dung von stark-salzhaltigen Wässern zur Kesselspeisung soviel als irgend möglich. Wo aber ein anderes Wasser nicht zur Verfügung steht, sind ganz besondere Vorsicht und die genaueste Kontrole über die fortschreitende Oxydation, resp. Auflösung absolut erforderlich, welche denn auch in Anbetracht der großen Gefahr in der Regel geübt werden. Eine Verminderung der Wanddicke um 1 Millimeter im Jahre kommt hier und da vor. Ich besitze eine Tafel, welche von der ursprünglichen am Nietrande unverändert gebliebenen Dicke von 9 Millimetern in ungefähr 5 Jahren auf ihrer ganzen inneren Fläche durchschnittlich nahezu die Hälfte, an einigen Stellen aber bis reich lich zwei Drittheile verloren hat. Was nun die Bedeutung der bis hierher behandelten, sämmtlich ans äußeren Ursachen entspringenden Dampfkessclbcschädigungen an belangt, so ist, nachdem bezüglich der durch salzhaltige Wässer bewirk ten bereits die große Gefahr begründet worden ist, in dieser Bczie- 1 hung nur noch der durch das Feuer von Außen und fremde feste Kör- j per von Innen verursachten Defekte zu gedenken. Dieselben kommen sehr häufig vor, besonders das sogenannte Verbrennen der Kessel obne oder mit geringer Ausbauchung, bei starker Kcsselsteinbildnng. Nicht selten brennt die Feuerplatte im ersten Jahre schon durch. Für alle derartigen auf kleinere Umfänge beschränkten Bcschädi- > gungen dürfte Folgendes gelten: 1) Die gänzliche Vermeidung ist möglich, erfordert aber große Aufmerksamkeit des Heizers und zeitweise Bctricbsciustellung zur Untersuchung und Reinigung des Kessels. Ocstcres Ausblasen durch geeignet angebrachte Schlammröhrcn hat sich als zweckdienlich er wiesen. 2) Das an einer Stelle bereits begonnene „Verbrennen" des Kessels, namentlich wenn cs mit Ausbauchung verbunden und das Heizmaterial sehr schwefelhaltig ist, kann niebt leicht mehr ganz ver hindert werden. Durch erhöhte Sorgfalt kann aber die vollständige Zerstörung verzögert werden. 3) Der Verlauf des ZcrstörungsprozesscS ist bei Anwendung der > gehörigen Vorsicht von Seiten des Kesselwärters ein gefahrloser, wenn man es nicht bis zur äußersten Wirkung, bis zum Durchbrucb kommen läßt. 4) Der Durchbruch aber, obgleich er in weitaus den meisten Fällen ohne allen «chaden abläuft, kann wenigstens verschiedene Gefahren im Gefolge haben, zwar weder Kessel-Explosions- noch Fcucrsgcfahr,*) aber bei starker Entströmung des plötzlich ungeheure . Dampkmcngcn bildenden Wassers ist eS vorgekommen, daß der an seinem Posten befindliche Kesselwärter sowohl durch Verbrühung als auch durch Umwerfen des vorderen KcssclgemäucrS und des Feuer- thürgestclls verwundet worden ist, und cs wäre selbst Tödtung des ') Die erstere wäre in Folge der (Mchütterung durch die Reaktiono- Wirkung immerbin denkbar.