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Industrie und Sachsenbund Der Sachsenbund marschiert. Dank seiner um sichtigen und tatkräftigen Leitung ist er heute in der deutschen Sportbehörde für Straßenwettfahren ver treten, und durch seinen tadellosen Sportbetrieb hat er sich die Gunst industrieller Kreise der Fahrradbranche in solchem Maße erworben, daß ihm zur Unterstützung seiner Bemühungen um die Pflege des Sportes die wertvollsten Preise gestiftet werden. Dies ist erst jüngst wieder durch die Diamant- Werke, Gebr. Nevoigt in Chemnitz-Reichenbrand ge schehen. Der sporteifrige Prokurist dieser Firma, Herr Ingenieur Spremberg, hat wiederholt Gelegenheit ge nommen, sich von der eifrigen und einwandfreien sportlichen Tätigkeit im Sachsenbunde aus eigener An schauung zu überzeugen, und auf seine und des sport freundlichen Direktors genannter Werke, Herrn Hei- brock Veranlassung hin, haben dieselben dem Bunde zwei wunderbare, sehr wertvolle Preise gestiftet, die in den kommenden Jahren ganz ohne Zweifel heiß umstritten werden dürften. Wir bringen nebenstehend beide Preise, von der Württembergischen Metallwarenfabrik Geislingen aus edelstem Metall in künstlerisch vollendeter Weise ge schaffen, im Bilde und sind sicher, daß sie allseitige Bewunderung und Freude und das Gefühl des Dankes der in so hochherziger Weise uns begegnenden Firma gegenüber bei allen treuen Sachsenbündlern auslösen werden. Der eine Preis ist eine Bowle ganz aus Metall, für Eiskühlung mit weißem Glaseinsatz, auf schwarzem Holzsockel, inklusive Figur 94 cm hoch, der andere ist ein Blumenhalter von 48 cm Höhe, ganz Metall, mit vergoldetem Metalleinsatz, oxydiert. Bei Geschenken redet man zwar nicht von ihrem Wert, im vorliegenden Falle müssen wir aber einmal von dieser Hegel absehen, denn wir würden sonst die Bundeskameraden zu sehr auf die Folter spannen, darum sei es hier verraten: der Blumenhalter kostet 160 M„ d«' Bowle aber 400 M. Das sind wahrlich Preise, um die zu bewerben es sich lohnt ! Wie sollen sie nun ausgeschrieben werden? Dar über hat der Bundesvorstand bereits beraten, und zwar ist beschlossen worden, die wundervolle Bowle als Wan derpreis für Bundesvereine im Korsofahren auszuschrei ben, der von einem Verein dreimal gewonnen werden muß, ehe er endgültig in seinen Besitz übergeht. Hiergegen wird sich wohl kaum ein Widerspruch erheben, man wird wohl vielmehr im ganzen Bunde derselben Meinung wie im Vorstande sein, daß ein so hervorragender Preis auch in einem hervorragenden Wettbewerb erkämpft werden muß. Der Blumenhalter weiterhin soll unter denselben Bedingungen als Wanderpreis für Schidreigen gegeben werden. Wie wir unter der Hand gehört haben, ist man in einem großen Bezirke hiermit nicht ganz einverstanden, man hätte diese herrliche Trophäe lieber zum ersten Preise im Kunstreigenfahren bestimmt gesehen. .Man macht dafür geltend, daß es schwer sei, eine gute Reigenmann- schaft beisammen zu halten. Das ist durchaus nicht von der Hand zu weisen, trotzdem möchten wir uns aber doch für den Beschluß des Bundesvorstandes aussprechen, denn zweifellos ist es ebenso schwer, wenn nicht noch schwerer, gute Reigenmannschaften erst zu schaffen, darum muß hierzu immer und immer wieder die Anregung gegeben werden, und das geschieht am besten durch Aussetzung eines so prachtvollen Preises, wie im vorliegenden Falle. Es wird dann eben Sache des Vorstandes sein, dafür zu sorgen, daß der Kunstreigen-Wettbewerb nicht zurücksteht im Preise, und das wird der Bundesvorstand schon machen! Den Diamant-Werken aber dürfen wir wohl im Namen aller Sachsenbündler Freude und Dank aus sprechen für das dem Bunde in so hochherziger Weise und so reichem Maße bewiesene Wohlwollen, und der Überzeugung Ausdruck geben, daß es für alle Bundes kameraden Ehrensache sein wird, dazu beizutragen, daß das gute Einvernehmen zwischen den Diamant- Werken und dem Sächsischen Radfahrer-Bunde, zwi schen Industrie und Sport ungetrübt erhalten bleibe bis in die fernsten Zeiten. Leipzig—Berlin—Leipzig Das Barometer wollte die ganze Woche nicht zur Ruhe kommen, am wenigsten sich aber dort einstellen, wo es die zahlreichen Leipziger Freunde des Radsportes am liebsten gesehen hätten: auf schön Wetter. Trotzdem entwickelte sich am Sonnabend nach mittag in dem nördlichen Leipziger Vororte Klein- Wiederitzsch ein überaus reges Leben und Treiben. Die Startkarten und Kontrollmarken wurden aus gehändigt, die Räder plombiert und alle die Vorberei tungen getroffen, die nötig erschienen, um ein gutes Gelingen des Unternehmens zu sichern. In die Startliste wurde als Nummer 58 H. Ernst Breslau, nachgetragen und bekanntgegeben, daß die Kartenabwerfkontrolle in Bitterfeld ganz aufgehoben und die Einschreibekontrolle in Wittenberg in eine Kartenabwerfkontrolle umgewandelt sei. Am Sonntagmorgen eilten Hunderte zu Rad, im Auto und mit der Elektrischen — das letzte Wegstück zu Fuß — nach Wiederitzsch an den Start, um der Abfahrt beizuwohnen. Da noch dies und jenes hierbei zu erledigen war, verzögerte sich diese um etwas und erfolgte anstatt um 6 Uhr erst um 6 Uhr 20 Minuten. Die Hoffnungen auf eine Besserung des Wetters hatten sich leider nicht erfüllt. Der am Sonnabend niedergegangene leichte Regen hatte allerdings nur den Staub gelöscht und der sehr starke Wind dann aus gezeichnet abgetrocknet, so daß die Beschaffenheit der Straßendecke nichts zu wünschen übrig ließ, und auch die Spuren eines kurzen Regens, der gerade während des Starts niederging, hatte der Wind bald wieder vertilgt — aller der Wind selbst machte den Fahrern viel zu schaffen und beeinträchtigte bei der Rückfahrt die Schnelligkeit ganz erheblich. 52 Fahrer erschienen am Start, der als Massen start erfolgte und glatt vor sich ging. Dein Start fern blieben die Fahrer: Herzog, Magdeburg; Zorn, Deutsch- Eylau; Franz Suter, Zürich; Paul Suter, Zürich; Hein rich, Neu-Kölln; Seifert, Meuselwitz und Böhm, Rülz heim. Hädicke, Berlin, kam bald bei einer Karambo lage zum Sturz und mußte wegen Beschädigung des Rades aufgeben. Ebenso schieden Dürschlag, Breslau, und Weber, Berlin, durch Sturz aus dem Rennen und Schenkel, Leipzig, gab ebenfalls auf. Die Spitzengruppe, beste hend aus Wittig, Berlin, Kotsch, Kyritz und Siewert, Berlin, trafen auf der Hinfahrt 9 Uhr 33 Min. in Treuen- brietzen ein, nur 2 Min. später Schulze, Trebbin, Fahle, Trebbin und Nettelbeck, Berlin. Beide Gruppen wen deten auch als erste in Potsdam; doch wurden sie auf der Rückfahrt zwischen Potsdam und Treuenbrietzen von Aberger, Berlin, erreicht, der sich auch alsbald an die Spitze begab und allmählich einen sich immer mehr vergrößernden Vorsprung gewann. Nur Kotsch vermochte das Hinterrad des Führenden zu halten, und beide erreichten Treuenbrietzen 12 Uhr 3 Min. Unmittelbar nach ihnen traf Schulze ein, 3 Min. nach den ersten erreichten Treuenbrietzen Siewert, Wittig und Huschke, nach weiteren 3 Min. kam Fahle. Hinter Wittenberg, das von Aberger und Kotsch 1 Uhr 18 Min. durchfahren wurde, gelang es Aberger, Kotsch abzuhängen, der dann von Schulze geholt wurde, der in Wittenberg noch um 9 Min. zurückgelegen