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Versuche, turch welche die Zweckmäßigkeit der Expansionswirkung des Wasserdampfes in den Dampfmaschinen geprüft werden sollte. Diese Zweckmäßigkeit, welche durch die Theorie als unzweifelhaft nachgewiesen wurde, ward nichtsdestoweniger von einigen angesehenen Technikern angezweifelt und das Institut fühlte sich deshalb bewogen, durch genaue Versuche sich Gewißheit zu verschaffen. Die Prüfungs commission ward aus dem Jngenieuer en ekel', Jsherwood, welcher hauptsächlich die Bedenken erhoben hatte, und den ihm als Unpar teiische beigeordneten Ingenieuren Zeller, Long und Stimers ge bildet. Zu den Versuchen selbst war der Regierungsdampfer Erie Pa gewählt worden. Jeder Versuch wurde 72 Stunden lang fort gesetzt, um eine genügende Zeitdauer für ein mittleres Resultat zu erhalten und es wurden im Ganzen 7 Versuche bei verschiedenen Ex pansionsgraden gemacht. Die Dampfabsperrung erfolgte bei diesen Versuchen bei "/.r- V.«. V,, Vin- '/«. Vs und des Kolben wegs. Es wurde nicht nur vor jedem Versuche das im Kessel vor handene Wasser genau gemessen, sondern auch das während der Versuchszeit zugeführte Speisewasser genau bestimmt, ebenso das zur Heizung dienende Kohlenquantum genau abgewogen. Bei jedem Versuche wurde der Verlauf der Spannung des Dampfes im Cylinder durch Jndicator-Diagramme bestimmt und überhaupt alle Vorsichtsmaßregeln getroffen, die Verhältnisse, welche für die Wirkung der Wärme im Wafserdampfe maßgebend sind, zu prüfen. Die Grenzen des Dampfdruckes im Kessel lagen während der Versuchszeit zwischen 19,5 und 22 Pfund pr. Quadratzoll. Die bei den einzelnen Versuchen verdampften Wassermengen stellen sich pr. Pferdekraft folgendermaßen: Bei einem Dampfabschluß von "/l2 des Kolbenwegs wurden verdampft 29,942 Pfd. Wasser — — — 30,88 l - V, — — — 29,416 - '/in — — — 30,592 - Vi — -- — 29,841 - — 30,915 - V»s — — — 32,044 - Diese Tabelle enthält wichtige Thatsachen, die einer eingehenden Untersuchung werth erscheinen. Bei den Versuchen selbst stellte es sich heraus, daß, je mehr man die Expansion des Dampfes zur Wirkung kommen ließ, desto mehr auch der Dampf selbst im Cylinder sich condensirte und starke Dampf verluste auf diese Weise stattfanden. Es ist selbstverständlich, daß aus den Jndicatorangaben, durch welche eben nur die Druckabnahme im Cylinder angedeutet wird, die theilweise Kondensation des Dampfes während der Expansion sich nicht erkennen läßt. Die Dampfverluste stellen sich, mit Bezug auf die oben gefun denen Resultate des Wasserconsums, bei den verschiedenen Expan sionsgraden folgendermaßen: Schloß man den Dampf bei "/,2 des Kohlenhubs ab, so betrug der Verlust 2,91 Procent V.o " - - 6.60 - V, — — — 18.14 - V.n - - - ZZ.07 . V« - - — — 30,84 Vft — — — 33,66 ^4» — — . — 37,16 Diese Dampfmengen kamen also im Cylinder gar nicht zur Wirkung, sondern mußten als Wasser aus dem Cylinder entweichen. Aus den Versuchen ergibt sich also, daß durch hohe Expansionsgrade nichts weniger als eine Oekonomie erzielt wird. Allerdings ist es richtig, daß durch Erhöhung des Expansions grades aus ein und demselben Quantum Dampf etwas mehr Kraft wirkung entwickelt werden kann, aber — so behauptet wenigstens die obengenannte Prüfungscommission — ebenso richtig ist es auch, daß durch Anwendung kleinerer Cylindervolumina, die entsprechend der Volldruckwirkung des Dampfes proportionirt sind, mit Berück sichtigung der Ausgaben für Brennmaterial und der Anlage kosten für die Maschine, die Oekonomie auf Seiten der letzteren zu finden ist, d. h. also mit kurzen Worten, die Commission hat aus ihren Untersuchungen die Ueberzeugung gewonnen, daß Volldruck- maschincn im Ganzen günstiger wirken als Expansionsmaschinen. Das Resultat ist allerdings überraschend und läuft schnurstracks der jetzt allgemein verbreiteten und durch die Theorie unterstützten Meinung entgegen ; doch verdient dasselbe gleichwohl einige Berück sichtigung, da die Männer, aus welchen die Prüfungscommission bestand, jedenfalls sehr kenntnißreiche und erfahrene Ingenieure sind. Der Ingenieur Stimers, Mitglied der Commission, gesteht selbst in seinem Berichte im Journal des Franklin-Instituts ein, daß er mit der festen Ueberzeugung die Versuche begann, daß die jetzt allgemein verbreitete Ansicht vom großen Nutzen der Expansions wirkung des Dampfes ihre Richtigkeit erweisen werde und daß er gegen Jsherwood, der von vorn herein das Gegentheil behauptete und auf dessen Betrieb die Versuche unternommen wurden, eingenom men war. Aber — fügt er hinzu — jetzt sei er anderer Meinung geworden. Er habe ferner eingesehen, daß die Jndicatordiagramme, denen man bisher große Wichtigkeit beilegte bei den Untersuchungen über die Kraftwirkung des Dampfes im Cylinder, keineswegs das in sie gesetzte Vertrauen rechtfertigten. Mit Bezugnahme auf die hier wieder gegebenen Resultate von Versuchen, die wohl geeignet sind, das Interesse des Technikers zu erregen, bemerken wir, daß es sich allerdings herausgestellt hat, daß der Nutzeffect des in einer Wölfischen Maschine verbrauchten Dampfes ein ziemlich geringer ist; und gerade diese Maschinen müssen hier betrachtet werden, da in ihnen bekanntlich die Expansionskraft des Dampfes in sehr hohem Grade benutzt wird. Der Nutzeffect des verbrauchten Dampfes in einer solchen Maschine beträgt nach den Angaben von competenter Seite etwa 48 Procent, trotzdem aber — und dies spricht gegen die Versuche der Amerikaner — zeichnen sich diese Maschinen durch große Oekonomie im Verbrauche von Brenn material aus. Der Kondensation des Dampfes im Cylinder ist dann stets durch eine Dampshülle um den Cylinder vorgebeugt. Allerdings läßt sich Manches sür und gegen die Wirkungen eines solchen Dampsmantels um den Cylinder anführen, denn wenn man auch zugeben kann, daß durch denselben der Abkühlung des Dampfes im Cylinder während der Expansion vorgebeugt wird, so ist doch auch wiederum zu berücksichtigen, daß dadurch der Dampf hülle des Cylinders Wärme entzogen wird und die Condensation, die im Cylinder selbst vermieden wurde, jetzt im Dampfe um den Cy linder stattfindet, dieser Dampf aber ebenfalls dem Kessel entnommen werden muß. Es ist überhaupt hier über die Wirkungen der Wärme noch nicht Alles ganz klar. So viel steht jedoch fest, daß durch eine Ueber- hitzung des Dampfes die Wirkungen der durch den Brennproceß im Ofen erzeugten Wärme bedeutend besser ausgenutzt werden können, als durch die Verwendung des blos gesättigten Wafserdampfes und es kommt Alles darauf an, immer mehr und mehr die Anwendung des überhitzten Dampfes der Praxis möglich zu machen. Technische Korrespondenz. (Ghnc verantwortlichlieil der Aedaclion.) Die Patcntirtc Linir-Maschinc von Ferdinand Wurm in Stuttgart zeichnet sich dadurch aus, daß aus derselbe» bei lcickt zu erlangender Fer tigkeit 15—20 Ries Papier durch eine Person in einem Tage auf beiden Seite» mit Linie» versebe» werden können. Solche Maschinen find haupt sächlich für Etablissements, die großen Absatz in einzelnen Sorten haben, von Werth, sind billig kerzustellen, keiner Reparatur unterworfen und das Arbeiten auf denselben leicht zu erlernen. Technische Musterung. A v. »cUcubachs Patcntirtc Harzöl-GasapparatcOclr wurdrn bisher behufs ihrer Verwandlung in Leuchtgas iu slülfigem zustande in die glühenden Retorten geleitet, wodurch zwar der Umstand des öfteren Oeffncns derselben vermieden, jedoch der Ucbclstand bcrbeigefuhrt wurde, daß die Rcgulirung de« eiuströmendeu Ocles eine bclländlge Aussicht er fordert und die Retorten durch massciibastes Vcrkoblen der Ocle einen Eiraphitansatz annehme», welcher ihre Hcizkrast und wasentwicklungS- fähigkcit beeinträchtigt, die Abzugsröhrcii schnell verstopft und eine täg liche, gründliche und mühsame Reinigung des ganzen Apparates er fordert. Diesen Mängeln ist bei obiger Einrichtung dadnrch abgcbolfcn, daß das Harzöl, welche« die Basis unserer Gaserzeugung bildet, an andere feste vegetabilische Stoffe gebunden als trockene Masse in eisernen Evlindcrn in die Retorte eingesetzt, das Beschicken unk Entleeren derselben in einer Sekunde erlaubt, somit die Bildung einer .Truste vermieten und die Dauer der Retorten selbst um ein Berentendes erhöht wird. Die bekannte große Leuchtkraft de« Harzölgascs erlaubt die betreffen den Apparate so compendiö« berzustclleu, daß z. B. eine Einrichtung auf