Volltext Seite (XML)
198 werden die Etiketten von den Gegenständen entfernt, aufbewahrt und zur täglichen Controls und Abschreibung benutzt. Bei der Inventur (Ermittelung des Vermögens und der Schul den) berechnet man die vorräthigen Stücke zu dem Kostenpreise und bringt sie in die Habenseite des betreffenden Contos, z. B. Röcke auf das Conto für Röcke u.s.w. Zur Ausgleichung beider Seiten bringt man den Verdienst (Gewinn) auf die linke Seite, addirt dann die Stückzahl und die Werthbeträge, was auf beiden Seiten überein stimmend sein muß. Hernach trägt man den Vorrath auf die linke oder Sollseite vor. Ergibt sich auf dem Conto ein Verlust, so bringe man diesen in die Habenseite. Soll der Zweck dieses Buches erreicht werden, so muß es täg lich und zwar mit der größten Ordnung geführt werden. Die Ordnungsliebe und Gewissenhaftigkeit bedingen, von Zeit zu Zeit (gewöhnlich am Schluffe eines Geschäftsjahres) auf Grund dieser Bücher eine Inventur vorzunehmen und darüber ein Jnven- tarium, sein Nerzeichniß der verschiedenen einzelnen Vermögens- bestandtheile (^.otivn) wie der Schulden (Uugsivajj anzufertigen. Zu den Activen gehören: 1) das liegende Besitzthum (Immobilien); 2) das vorräthige baare Geld (Caffa-Bestand); 3) die vorräthigen Maaren (laut Magazinbuch) ; 4) die vorhandenen Mobilien, die man der Abnutzung wegen j billiger annimmt, als solche ursprünglich gekostet haben; 5) die nach dem Auszuge des Hauptbuches und Schuldenbuches für Verschiedene ausstehenden guten Forderungen. Zu den Passiven gehören: 1) die auf die Grundstücke eingetragenen Hypotheken; 2) die nach dem Auszugs des Hauptbuches gemachten Schulden (Forderungen der Geschäftsfreunde); 3) die von der Frau eingebrachten zind dieser zugehörigen Mö- . beln und Hausgeräthe. Zieht man nun die Schulden (?g.88ivn) von dem Vermögen l^ctivn) ab, so ergibt sich das neue Vermögen, welches bei einer Vergleichung mit dem ursprünglichen Capital entweder einen Ver dienst (reinen Gewinn, blsttoprovsnu) oder einen Verlust nachweist. Im letzteren Falle ist gar kein Besitzstand vorhanden und das Ge schäft ist alsdann insolvent. BerfahrnttlMrteil zum NeiiiMii des Steinkohlenlsnses und der Stcinkohlentheeröle von Schwefelkohlenstoff und anderen Schwefelvcrbindnnqcn. Von W. R. Bowditch in London. (Nopei-t. of I>at. inv. durch das polpt. Centralblatt.) Nach dem am 31. Mai 1860 für Bowditch in England paten- tirten Verfahren wendet derselbe zur Reinigung des Steinkohlengases hauptsächlich Thon, Eisenoxydhydrat und Kalk an. Er breitet auf der untersten Horde eines gewöhnlichen Kalkreinigers so viel gepul verten feuchten Thon aus, als darauf Platz hat; die übrigen Horden werden mit gelöschtem Kalk oder Eisenoxydhydrat beschickt. Das Gas streicht in gewöhnlicher Weise durch den Apparat. Wird der Reiniger geleert, so breitet man den theilweise ausgenutzten Thon so aus, daß die Luft auf ihn einwirken kann. Nachdem dies ge schehen ist, benutzt man ihn wieder auf gleiche Weise, und zwar am besten wie folgt: Zwischen dem Kondensator und den eigentlichen Reinigungsapparaten bringt man einen Vorreiniger an. Derselbe enthält vier Rostlagen, von welchen die zwei ersten mit Thon beschickt werden, wie er in den eigentlichen Reinigern angewandt und her nach der Lust ausgesetzt worden ist; die dritte Rostlage erhält un gesäuerte oder mit einem zur Absorption von Ammoniak geeigneten Metallsalz gesättigte Sägespäne, die vierte wieder Thon, wie die ersten beiden. Das Gas geht darauf nach den gewöhnlichen Reini gern, deren jeder, wie schon erwähnt, eine Rostlage mit frischem Thon erbält, während die übrigen Rostlagen Kalkhydrat oder Eisen oxydhydrat erhalten. Durch Anwendung von Thon in dieser Weise soll das Gas bester von den (außer Schwefelwasserstoff) darin ent haltenen,Schwefelverbindungen gereinigt werden, als dies bei dem bisherigen Reinigungsverfahren möglich war. Der ausgenutzte Thon bildet einen schätzbaren Dünger und die aus den Reinigungsapparaten genommenen Sägespäne benutzt man zur Gewinnung von Ammoniak salzen. — Ein zweites Reinigungsverfahren besteht darin, Las Gas zuerst durch gepulverten Thon, Eisenoxydhydrat odervorzugsweise Kalkhydrat, welche unter der Rokhglühhitze erwärmt find, zu leiten, und es nachher durch die gewöhnlichen kalten Reinigungsmaterialien gehen zu lasten. Um den Thon, das Eisenoxydhydrat oder den ge löschten Kalk zu präpariren, wird das feine Pulver, welches durch ein Drahtsieb von 49 Maschen pro Quadratzoll geht, abgesiebt. Die Materialien müssen Stücke von bis Zoll Durchmesser bilden, um keinen wesentlichen Gegendruck zu veranlassen. Den Kalk kann man am besten künstlich trocknen; das natür liche Eisenoxyd und den Thon zerstößt man, gefälltes Eisenoxyd und feines Pulver von natürlichem Eisenoxyd befeuchtet man so stark, daß man daraus zusammenhängende Stücke bilden kann, und trocknet sie dann künstlich. Die Materialien werden auf die geeignete Tempe ratur erhitzt, bevor man sie zur Reinigung anwendet, denn das Wasser muß aus denselben ausgetrieben werden, wenn sie ihre rei nigende Wirkung ausüben sollen. Die betreffende Temperatur ist einigermaßen verschieden, je nach der zur Gasbereitung verwendeten Kohle und der Destillationstemperatur. Für Gas, welches bei der gewöhnlichen Temperatur dargestellt wurde , ist die geeignete Hitze für die Reinigungsmaterialien 138 bis 150" C.; bei Gas, welches bei höherer Destillationstemperatur erzeugt ist, wird man über 150" erhitzen müssen. Eine noch höhere Erhitzung kann erforderlich wer den, wenn die Entfernung der letzten Spuren von Schwefel wichtiger ist als ein Verlust an Leuchtkraft. Die Temperatur darf jedoch nicht zu hock gesteigert werden, weil vom Schmelzpunkt des Bleies auf wärts eine bedeutende Ablagerung lichtgebender Substanz auf dem heißen Material stattfindet. Erreicht sie die Rothglühhitze, so ver liert das Gas seine Leuchtkraft fast ganz. Als Regel gilt, das Material bei der niedrigsten Temperatur anzuwenden, die sich mit seiner Wirksamkeit verträgt. Die Grenzen liegen zwischen 115 und 215" C. Die besten Behälter zur Anwendung des heißen Materials sind gußeiserne Cylinder mit einer Thür an jedem Ende. Jeder solche Cylinder ist, um das Material mittelst Dampf auf die richtige Tem peratur erhitzen zu können, mit einem eisernen dampfdichten Mantel versehen. Man stellt die Reiniger vertical; sie haben eine Länge von nur 3 bis 4 Fuß, ihre Weite dagegen ist so bedeutend, daß man das Maximum des in einem Tage erzeugten Gases leicht durchgehen lassen kann. Als Anhaltepunkt für Las nölhige Quantum von heißem Material dient, daß zur Zersetzung der im Gase in der Regel enthaltenen Schwefelverbindungen und um deren Schwefel in Form von Schwefelwasserstoff frei zu machen, das Gas durch eine beiläufig 3 Fuß dicke Schicht von heißem Reinigungsmaterial, welches auf oben angegebene Weise zubereitet ist, geleitet werden muß. Um die Reiniger zu beschicken, wird die Thür am untern Ende fest zugemacht und das Reinigungsmaterial durch das obere Ende eingeschüttet, bis der Apparat gänzlich angefüllt ist. so daß das hindurchgeleitete Gas mit dem heißen Material in Berührung kommt. Um zu er mitteln, ob das Material erneuert werden muß, benutzt man Blei- Papier; wenn das Gas bei seinem Austritt aus dem Reiniger das Papier stark und schnell schwärzt, so ist das Material gut, sonst muß es erneuert werden. Nachdem das Gas die Reiniger passirt hat (durch deren nicht bis zum Rothglühen erhitztes Material der im Gas enthaltene Schwefelkohlenstoff und die übrigen Schwefelverbin- ; düngen mit den Elementen des Wassers in Schwefelwasserstoff und Kohlensäure umgesetzt und frei gemacht werden), muß es in gewöhn, licher Weise abgekühlt und nachher durch die gewöhnlichen kalren Reiniger geleitet werden. Es ist zu empfehlen , den gewöhnlichen ' Reinigungsproceß auch schon vor der heißen Reinigung anzuwenden, damit das heiße Material nicht Lurch Theer verstopft und durch Wasser abgekühlt werde. Die Erfindung kann auch von den Consumenten angewandt werden, in welchem Falle man das Gas, nachdem es die Gasuhr verläßt, durch einen kseinen Reiniger leitet, der mit heißem gelösch ten Kalk beschickt ist, und dann durch einen Reiniger, welcher Schich ten von gewöhnlichen kalten Reinigungsmaterialien enthält. Um die Steinkohlentheeröle von Theer und Schwefelverbindun gen zu befreien, und sie weißer und freier von unangenehmen Geruch zu machen, reinigt Bowditch dieselben, wie das Steinkohlengas, mittelst Kalkhydrat, gepulvertem Thon oder Eisenoxydhydrat. Ein gußeiserner, mit Dampfgehäuse versehener Cylinder wird vorzugs weise mit Kalkhydrat beschickt, von welchem das feine Pulver ab gesiebt worden ist, und dieses Material dann bis auf den Siedepunkt der zu reinigenden Oele oder wenig darüber erhitzt. Nachdem das