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Flüssigkeit bis zum Sieden, so entsteht plötzlich eine außerordent lich heftige Einwirkung, wobei sich viel Aluminium auflöst, wäh rend sich metallisches Quecksilber und zum Theil basisch salpeter saures Quecksilberorydul ausscheiden. Bringt man Aluminium in eine ganz neutrale Auflösung von salpetersaurem Queck- silberoryd, so nimmt daS Aluminium sogleich einen äußerst lebhaften Metallglanz an und eS zeigen sich auf seiner Oberfläche unverkennbare Spuren einer stattfindenden Amalgamazion. Trennt man das Aluminium von der Flüssigkeit und wäscht man es mit Wasser gut ab, so wird es Plötzlich heiß und bedeckt sich mit einem äußerst leichten grauen Pulver, welches aus Thonerde und metalli schem Quecksilber besteht. Die tiefer liegenden Theile des.so be handelten Stücks bestehen jedoch aus reinem Aluminium und die Einwirkung ist nur eine oberflächliche. Läßt man das Aluminium 24 Stunden lang in der Lösung des salpetersauren Quecksilberoryds liegen, ohne zu erwärmen, so überzieht es sich mit einer gelben Kruste und eS zeigen sich große Oueckstlberkügelcben. Auch in die sem Falle ist daS Aluminium oberflächlich amalgamirk. Am eigenthümlichsten ist die Einwirkung des Aluminiums aus eine Lösung von Sublimat (8x01). Bringt man nämlich Aluminium in eine ganz neutrale Sublimatlösung, so trübt sich diese augenblicklich. Vom Aluminium steigen viele Gasbläschcn auf, daS Aluminium selbst wird queckstlberglänzend und bedeckt sich mit deutlich sichtbaren Quccksilberkügclchcn. Bei längerem Stehen in der Kälte wird die Flüssigkeit immer trüber und eS entsteht ein starker Niederschlag, der größtenthcils aus Calvine! und fein ver teiltem Quecksilber besteht. Nimmt man nach einiger Zeit das Aluminium aus der Flüssigkeit heraus, spült cs rasch mit reinem Wasser ab und legt es in kaltes Wasser, so hat es nun die Eigen schaft, das Wasser unter lebhafter Gasentwickelung zu zersetzen, wobei sich auf der Oberfläche ein schmutzig grauer Schaum bildet. Behandelt man Aluminium anhaltend mit Sublimat, besonders unter Einwirkung von Wärme, so kann cs vollständig aufgelöst werden, und es zeigt sich in dieser Hinsicht eine gewisse Aehnlich- keit zwischen der Einwirkung der Salzsäure und der des Sublimats auf dieses Metall, lleberhaupt wirken die Sauerstoffsäurcn weniger oder gar nicht auf das Aluminium ein und verhalten sich in dieser Hinsicht ähnlich dem Wasser, während dagegen die Chloride (vor züglich die sauren Chloride), der Salzsäure analog, das Aluminium lösen. Bei allen Versuchen über die Zusammenwirkung von Alu minium und Sublimatlösung hat sich auf das Unzweideutigste er wiesen, daß wenigstens auf der Oberfläche des Aluminiums ein Aluminium-Amalgam entsteht, allein eS gelang nicht dieses Amalgam im trockenen Zustande darzustcllen, da dasselbe die merk würdige Eigenschaft besitzt, sich augenblicklich an der Luft und unter sehr starker Erhitzung in Thonerde zu verwandeln, während metal lisches Quecksilber frei wird, möglich, daß hier ein entstehender elektrischer Strom dieses eigcnthümliche Vcrhältniß mit bedingt. Eine größere Menge des Amalgams entsteht, wenn die Sublimat lösung mit einigen Tropfen Salzsäure versetzt wird, während da gegen ein Zusatz von metallischem Quecksilber die Amalgambildung nicht befördert. Dieselben Erscheinungen, welche sich in der wässe rigen Sublimatlösung zeigten, wurden auch mit der weingeistigen Lösung beobachtet. Würde man fein vertheiltes Aluminium in erwähnter Weise mit Sublimatlösung behandeln, so könnte man jedenfalls ganz reineS Aluminium-Amalgam erhalten. Bringt man Aluminium in eine Auflösung von Cyanqueck silber, so tritt schon, selbst bei verdünnten Lösungen, in der Kälte eine Einwirkung ein und es zeigt sich ein deutlicher Blausäure geruch. Läßt man stehen, so löst sich ein großer Theil des Alu miniums und die Flüssigkeit erstarrt zu einer grauen gelatinösen Masse, welche aus Thonerdchydrat und fein vertheiltem Quecksilber besteht. Kocht man bas Aluminium mit einer verdünnten Lösung von Cyanquecksilber, so ist die Einwirkung sehr lebhaft und es ent wickelt sich dann, wie bei der Einwirkung des Cyankaliums, das durch seinen charakteristischen Geruch leicht erkennbare reine Cyan gas. Ziemlich rasch löst sich alles Aluminium auf, und man hat nur Thoncrde und Kügelchen von metallischem Quecksilber. In der Flüssigkeit ist kein Aluminium. Ist das Aluminium im Uebcr- schuffe, so findet man nach vollendeter Einwirkung kein Quecksilber mehr in der Flüssigkeit. Aus der neutralen Auflösung von einfach Chlorzinn (8n 01) wird durch Aluminium alles Zinn metallisch und krystal- linisch niedergeschlagen. Die Redukzion erfolgt leicht und schon in der Kälte vollständig, schneller in der Wärme. Aus der neutralen Auflösung von zweifach Chlorzinn (8n 01?) wird durch das Aluminium in der Kälte nur ein Theil des Zinns gefällt, zugleich wird die Flüssigkeit so dick, daß sie zu einer Gallerte erstarrt. Erwärmt man dieselbe, so tritt eine neue Reakzion ein, die Flüssigkeit wird wieder klar, dünn, und indem sich ein Theil des Aluminiums löst, wird sämmtltches Zinn metal lisch niedergeschlagen. Bringt man Aluminium in eine möglichst neutrale Lösung von dreifach Chlorantimon (8b 01^), so erfolgt eine äußerst heftige Wasserstossgasentwickclung und freiwillige Erhitzung, und daS Antimon scheidet sich in großen schwarzen Flocken aus. Ist genug Aluminium vorhanden, so bleibt kein Antimon in der Auf lösung. Bringt man Aluminium in eine möglichst neutrale Lösung von salpetcrsaurcm Wismuthoryd, so findet in der Kälte wie in der Wärme keine Einwirkung statt, eS scheidet sich nur ein geringe Menge eines weißen Pulvers aus. Versetzt man die Flüssigkeit mit etwas Salzsäure und erwärmt, so tritt dagegen die Redukzion des Wismuths ein und dasselbe fällt unvollständig in schwarzen Flocken aus. Bringt man in eine Auflösung von Chlorplatin metalli sches Aluminium, so färbt sich die Flüssigkeit erst grün, dann braun, und besonders rasch beim Erwärmen fällt metallisches Pla tin in sehr fein vertheiltem Zustande (Platinmohr) als schwarzes Pulver nieder. Ein kleiner Theil des Platins setzt sich zuweilen an die Wandungen des Glascs ab und bildet an diesen einen schö nen glänzenden Mctallspicgel. Bringt man in eine Auflösung von Chlorgold metallisches Aluminium, so fällt schon in der Kälte, rascher beim Erwärmen, das Gold mit seiner gelben Farbe, lebhaft glänzend, sehr schön krystallinisch und vollständig aus. Erwägen wir vorurtheilsfrei alles über die Eigenschaften des Aluminiums Mitgetheilte, so können wir allerdings nicht verheh len, daß das Aluminium neben seinen werthvollcn Eigenschaften auch viele in Bezug auf seine technische Anwendung oft störende Verhältnisse zeigt, denn der geringe Widerstand, welchen es man chen Säuren, sowie namentlich den meisten Chloriden und den Alkalien entgegensetzt, macht cs für sehr viele Zwecke ganz unbrauch bar. Nichts destoweniger wäre es jedoch Unrecht, die Aluminium- Industrie als eine nutzlose zu betrachten und zu glauben, daß das Aluminium nicht von außcrordcnilicher Wichtigkeit in technischer Beziehung werben könnte, wenn eine billige Fabrikazion desselben möglich würde. Es hat sich erwiesen, daß die Angabe Wöhler'S, wonach sich das Aluminium in heißem Wasser orybiren sollte, un richtig ist, und dies ist von der größten Bedeutung. Man muß ferner berücksichtigen, daß das Aluminium den außerordentlichen Vorzug vor dem Eisen besitzt, sich höchstens nur an der Oberfläche ! zu orydiren, und daß, wenn einmal eine Orydschicht entstanden ist, die Zersetzung nicht oder nur sehr langsam tiefer eindringt. Für sehr viele Zwecke würde sich daher das Aluminium ausgezeich net eignen, und besonders sind seine Widerstandsfähigkeit und seine Leichtigkeit sprechende Beweise seiner Nutzbarkeit. Wie äußerst zweckmäßig müßte z. B. die Aluminiumbedachung sein, wie vor züglich müßte sich das Aluminium für feinere Gegenstände eignen, welche nicht in Gefahr sind, mit sauren oder alkalischen Stoffen in Berührung zu kommen, und so könnte man eine Menge von Verwendungen sich ausdenken, wenn cs wirklich darauf ankommen sollte, zu beweisen, daß das Aluminium technisch wichtig werden kann. Es ist daher gewiß zu wünschen, daß die Darstellung des Aluminiums im Großen so gelinge, daß die Gestehungskosten mög lichst klein auSfallcn, bann werden sich tausenderlei Anwendungen finden, an die es jetzt überflüssig ist zu denken, weil man billigere Metalle anstatt des theuren Aluminiums anwenden kann. In einer Versammlung der ,,8ooiete ä'LneouraxsinsnO' zu Paris, welche den 2. Dezember 1857 stattfand, hielt Deville einen Vortrag über die industriellen Anwendungen des Aluminiums, dessen Hauptinhalt folgender war. DaS Aluminium sei fast so