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ausschließlich zur Deckung der nöthigen Auslagen für die Zahres- Versammlung bestimmt. Die Höhe des Preises füe diese Karte ist für jeden Versammlungsort besonders und zwar so niedrig wie mög- ! lich festzustcllcn. tz. 7. Alljährlich findet am 14. September und nach Be finden am nächstfolgenden Tage eine allgemeine Versammlung statt. Dieselbe ist nur durch die Innehaltung der Satzungen und an die Ausführung vorausgegangener Beschlüsse gebunden, im übrigen aber unabhängig von früheren Versammlungen. Eine geschloffene Mitgliedschaft besteht daher nicht, §. 8. Der Versammlungsort wechselt alljährlich in der Weise, daß jede Jahresversammlung am Schluffe der Verhandlungen den nächstjährigen Ort und zwei an diesem oder in dessen unmittel barer Nähe wohnhafte Geschäftsführer ernennt. tz. 9. Die Geschäftsführer haben für die Bildung eines mit ihnen gemeinschaftlich wirkenden Lokal-Comitös, für die Veranstal tung der erforderlichen Vorbereitungen der nächsten Jahresversamm lung, für Herbeizichung eines Schriftführers, für Aufbewahrung des Vereinsarchivs, für parlamentarische Leitung der Verhandlungen bei der Jahresversammlung und endlich für Abfassung eines Be richtes über die von ihnen geleitete Versammlung Sorge zu tragen. tz. 10. Die Geschäftsführer, welche für fick und im Wegzugs oder Todesfälle für einander Ergänzungsrecht Haden, find verpflichtet und berechtigt, einen anderweiten Versammlungsort und andere Ge schäftsführer zu ernennen, wenn der gewählte Versammlungsort un möglich werden sollte. tz. 11. Mit erfolgter Annahme der Wahl des nächsten Versamm lungsortes gehen die Geschäfte des Vereins, soweit sie die nächste Jahresversammlung betreffen, an die neuen Geschäftsführer über. Dabei haben die letzten Geschäftsführer diesen ihren Amtsnachfolgern Las Vereins-Archiv auszuhändigen. tz. 12. Außer dem Archiv besitzt der Verein kein Eigeuthum. Etwa bei den Sitzungen und Vorträgen vorgelegte Gegenstände an Naturalien u. s. w. werden, dafern sie der Vorliegende nicht zurück nimmt, den öffentlichen Lehranstalten oder Sammlungen des Ver sammlungsortes überwiesen. tz. 13. Der Verein bestimmt eine Zeitschrift, in welcher der Jahresbericht zum Abdruck gelangt, und die gegen die Verpflichtung, alle die Vereinsangelegenheiten betreffenden Veröffentlichungen, so weit dazu keine besondere Beilagen erforderlich sind, unentgeltlich aufzunehmen, bis auf weiteren Beschluß zum Organ des Deutschen Humboldt-Vereins ernannt wird. 8- 14. In den ersten drei Jahren darf an diesen Satzungen Etwas nicht geändert werden. Löbau, den 14. September 1861. Zu diesem Organ des deutschen Humboldt-Vereines wurde Roß- mäßler's „Aus der Heimath" gewählt; und damit schloß das zweite Jahr. In dem dritten Jahre führe ich wieder als Beispiele des Weiter wachsens ein Paar scheinbar kleine Zweiglein an: In Ebersbach, einem Fabrikdorfe in der sächsischen Lnusitz, wandelte sich der wissen schaftliche Verein in einen Humboldt-Verein um. Der Verein gehört ebensogut aufs Dorf wie in die Stadt. Deshalb lernen wir auch den Humboldt-Verein in Talge im Lüneburgischen kennen (Vor sitzender G. Höverkamp). Ein Glückauf seinen 13 Mitgliedern, unseren Landsleuten. — An Großstädten führe ich an Bremen (Dr. Noltenius) und Potsdam. In der Mitte liegt Goslar sLanitätsrath Dr. Hennecke) So gehen wir weiter bis zum vierten Humboldttage, dem 14. (und 15.) September 1862. Der Verein rückt uns näber; wir finden ihn in der alten Musenstadt Halle an der Saale. — Ein reiches und frohes Getümmel. Das Fest nimmt den Ebarakter eines Volksfestes an. Außer den bedeutenden Reden und Sitzungen werben Ausflüge gemacht in Gärten, Wälder und Felder. Besonders hervorzuhcbcn ist ein Besuch von Salzmünde, jener großartigen landwirtbsebaftlichcn und Fabrikanlage des CommcrzienratheS Bol tze, deren Werth nach Millionen zählt. Als der Tag schloß, war vielen Leuten eine Ahnnng, manchen ein Wissen aufgegangen, wer Hum boldt gewesen fei, und warum wir Humboldt-Vereine haben müssen. Mit diesem Tage habe ich die Leser an das zu erreichende Ziel, a» die Gegenwart geführt. — Es bleibt mir nach dieser wesentlich geschichtlichen Entwickelung noch ein Punkt zu erörtern übrig, der besonders den Verein kennzeichnet, ick meine seine Sammlungen. Manche möchten meinen, daß für die Zwecke des Humboldt-Ver eines die Museen genügen. Dem ist aber nicht so, und zwar auS einem doppelten Grunde. Erstlich haben nur wenige Städte ein Mu seum, und zwar wenige können eS auch, der Kosten wegen. Der Humboldt-Verein hat aber die Aufgabe, auck in das Thor deS kleinsten Städtchens einzuziehen, auch in die Gaffen des Dorfes. Ja für diese ist er, ich möchte fast sagen, wichtiger als für die großen Städte, die sich aushilfsweise an verschiedenen Orten und auf ver schiedene Weise zusammenholen können, was in dem Einheitspunkte des Humboldt-Vereines geordnet dargeboten wird. —Sodann gehen auch die Museen in den allermeisten Fällen von Sammel-Grund sätzen aus, die denen des Humboldt-Vereines entgegengesetzt find. Den Museen ist entweder die vergangene Zeit, oder der entlegene Ort, oder beides zugleich der Ausgangspunkt ihrer Sammlungen. Der Humboldt-Verein aber geht aus von der gegenwärtigen Zeit und dem nahen Orte. Ist doch die Erweckung des örtlichen Interesses, oder, wie man es auch genannt hat, der „naturwissenschaftlichen Kirchturmpolitik" die Aufgabe des Humboldt-Vereines. „Wider die vorzugsweise uns Deutschen eigene Sucht nach der Ferne ist Kennt- niß der Güter, welche die Heimath, ja der nächste Umkreis bietet, ein kräftiges Gegenmittel, und sie kann nirgends summarischer gewonnen werden, als in solchen Sammlungen, welche dem Auge deutlich vor führen, was es, unter Herrschaft der Gewohnheit, im Einzelnen tag täglich unbeachtet an sich vorbeigeben läßt." — Deshalb soll man die Grenzen der Sammlungen in dem Humboldt-Verein eng ziehen, so lange in Deutschland oder im engeren Vaterlande bleiben, wie da etwas Unbekanntes zu finden ist. Nicht nur die sogenannten drei Reiche müssen in derselben vertreten sein, sondern viel mehr z. B. Veranschaulichung der Vielen so hinderlichen Kunstsprache durch natürliche Exemplare, Verwandelungsstusen der verschiedenen In sekten, Jnsektenbeine, Flügel, ebenso Flossen, Füße, Schnäbel, Ge bisse.—Ferner im Pflanzenreich: Blatt-, Blüthen, und Frucktformcn; Holzsammlungen nach Spalt-, Sekanten- und Hirnfläche; neben den Pflanzensammlungen, Samensammlungen, ferner besondere Zusam menstellungen von Gewürz-, Gift-, Getreidepflanzen u. s. w. — Es müssen an Steinsammlungen da sein, sowohl oryktognostische (d. h. nach den Steinarten) als geognostische (d. h. nach den Gesteins arten). — Besondere Exemplare müssen dienen znrVcranschaulichung von Vorbegriffen, z. B. Stein, Gestein; dicht, krystallinisch; glasig! splitteriger, wuschliger, erdiger Bruch; durchsichtig, durchscheinend! Kluft, Gang; Hangendes nnd Liegendes; Versteinerung, Abdruck- Abguß. — Die Bezeichnung muß kurz und bestimmt sein durch bei gesteckte Zettel, wobei es sich empfiehlt, das Ausländische durch be sondere Farbe der Zettel kenntlich zu macken. — Die endgültige An ordnung wird geschehen müssen nack der Folge in der Erdgeschichte. Wo drei Stuben sind, werden die drei Reiche getrennt. Eine fort laufende Nummerfolge muß gelten für die ganze Sammlung; die einzelnen Abtheilungen, z. B. die Pflanzcnsammlung, werden dann durck besondere Nummcrfolgen eingetheilt. An Wandtafeln wäre zu erläutern der Vorgang der Befruchtung der Pflanzen, die Organisation der Pilze, Flechten, Algen, Moose und Farren. Profile sind entweder mosaikartig aus wirklichen Gesteinen an der Wand zusammzufügen, oder aus Thon modcllirt, für die ein zelnen Formationen, z. B. die Stcinlvhlenformation. Transparente mikroskopische runde Bilder, welche, schwarz ein gefaßt den Eindruck eines mikroskopischen Gesichtsfeldes macken, dienen dazu, um den inneren Bau des Pflanzenkörpers darzustellen. Neben diesen allgemeinen Aufgaben erwachsen den einzelnen Humboldt-Vereinen je nach den verschiedenen Gegenden besondere Verpflichtungen. So z. B. werden die nordostdcutschen Humboldt- Vereine Sammlungen anzulegen haben von Handstückcn der verschie denen Arten von erotischen Blöcken (Findlinge), welche sie als Tausch-Verkehrsmittel den südlichen Vereinen gegenüber gebrauchen können, z. B. gegen Versteinerungen verschiedener Art. — Zur Förderung dieses Verkehrs hat sich auf dem dritten Humboldttage in Löbau ein Tauschverein gebildet. Als Zentralstelle erbietet sich zur Vermittelung der Vorsitzende des Vereins für Naturkunde, Dr. Ernst Köhler zu Reichenbach Vvigtlande. Daß man außer der Mühe ihm nicht auch »och Kosten aufbürden kann, ist selbstredend. Somit glaube ich dem Leser einen Bericht über die Entstehung des Humboldt-Vereines in der Idee und in der Wirklichkeit, und über sein Thun und Treiben in letzterer Zeit gegeben zu haben. 11m Mißverständnissen vorzubeugen, bemerke ich, daß meine gründlich