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Nr. 14. Friedrich Georg Wieck s 1883. v Deutsche Das Arsenal in Woolwich, die Armstrong- nnd Withworth- Gcschiitzc. Von Prof. H. Schwarz in Breslau. (Schluß.) Das bei der Panzerung der Schiffssciten befolgte System ist ohne Zweifel in vielen Beziehungen fehlerhaft. Mit enormen Kosten werden die kolossalen geraden Platten hcrgcstellt. Es ist in der That zu bewundern, daß es überhaupt möglich gewesen, solche 4^—5^" starke Eisenplatten von 2V' Länge und 6' Breite herzustellen, und durch Walzen zu vereinigen. Sie sind theils von dem ^tlns Steel null Iren Corics zu Sheffield, theils von derPIismes-Iron-Lompsn^ hergcstellt worden, und zwar dadurch, daß man Packete von 5— «zölligen Platten zur Schwcißhitze erhitzte, auswalzte, daraus neue Packete formirte u. s. f.; bis endlich das Monstrum von Platte die letzte Vereinigung zwischen kolossalen Walzen erhielt. Die Ucberwin- dung der Schwierigkeiten, solche Platten zu biegen und an der Schiffswand Passend zu befestigen, verdient ebenfalls unsere Bewun derung. Aber gerade die Art der Bcfestigunq ist der mangelhafteste Theil des ganzen Verfahrens. — Bei dem Warrior und anderen englischen Panzerschiffen kommt auf die innere Schiffshaut von '/^zölligem Eisen erst eine Lage (Baking) von 18" Teakholz, dann die 4^" dicke Panzerplatte. Dieselbe ist an den Ecken durchbohrt und sind Bolzen mit versenkten Köpfen durchgczogcn, die durch die Platte, das Holz und die Schiffswand durchgehen, und dort durch Schrauben gehalten werden. Trifft nun ein schweres Geschoß eine solche Platte, so wird es dieselbe freilich in den wenigsten Fällen Durchbohren, und selbst dann noch von dem Tcakholze oder der inneren Schiffshaut ausgchalten werden. Wohl aber werden durch die ungeheure Vibra tion, die durch die einigermaßen elastische Holzunterlage hervorge bracht wird, in den meisten Fällen die Befcstigungsbolzen abbrechen, es werden von den Durchbohrungen ans Risse in der Platte ent stehen, und es kann leicht im Gefecht plötzlich eine solche beschädigte Platte sich ablösen, ins Meer stürzen und eine weite Lücke in der Schiffswand lassen, auf welche sich dann das feindliche Feuer con- centrirt. Nur gegen Bomben, die von der Schiffsmannschaft am meisten gefürchtet werden, gewährt die Panzerung einen größeren Schutz, indem diese Hohlgeschosse daran zerspringen, was übrigens den masst- ven Geschossen auch manchmal passirt. Es würde zu weit führen, wollte ich die zahllosen Vorschläge anführen, die eine bessere Befesti gung der Platten an der Schiffswand bezwecken. Ich erwähne nur als Curiosum, daß man in neuester Zeit sogar vorgeschlagen hat, diese Platten an der Schiffswand selbst unmittelbar zusammenzu schweißen. Um die Plattenkantcn zur Schwcißhitze zu bringen, will man ein kolossales Sauerstoff-Leuchtgas - Löthrohr anwendcn, und dann die Schweißung durch transportable Dampfhämmer bewirken. Es traten übrigens bei diesen Versuchen einige interessante physika lische Erscheinungen ein. Wurden Spitzgeschoffe gegen die Panzer platten abgefeuert, so zeigten sic meistcntheils nach dem Anftrcffen die Form einer vertieften Scheibe, indem die Spitze zuerst anfgchalten wird, und die übrigen Theile sich über dieselben Hinwegschieben. DaS Umsetzen der mechanischen Kraft in Wärme wird ebenfalls sehr in struktiv bewiesen. Beim Auftreffen der Geschosse sah man nicht selten ein blitzartiges Leuchten. Die Platte und noch mehr die Geschosse erwärmten sich fast zum Glühen, und ist cs in der That Withworth gelungen, ans diese Art eine Bombe ohne Zünder herzustellen. Er füllt eine kleine Höhlung seines Geschosses mit Pulver. Beim Ein dringen des Geschosses erhitzt sich dasselbe so, daß sich das Pulver in demselben entzündet und das Geschoß in der Holzverkleidung zer sprengt. Meiner Meinung nach ist die Panzerung mit geraden Platten ein durchaus mangelhaftes System. Die Schiffe werden dadurch, wie man sagt, topschwer, da die Panzerung nnr an dem Theile angelegt ist, der über dem Wasser hervorragt. Sie sind daher bei schwerem Seegange dem sogenannten Rollen sehr ausgesetzt, müssen kolossale Maschinen haben, verbrauchen viel Kohlen und steuern sehr schlecht.*) Um sie zu erleichtern, hat man auch wohl Vorder- und Hinterthcil nur schwach oder gar nicht gepanzert, und daher ans wasserdichten Abtheilungcn gebildet, die durchlöchert werden können, ohne das Schiff zum Sinken zn bringen. Jedenfalls besser ist das Ablenkungsprinzip, wie man eS beim Merrimac (schiesliegendcs Panzerdach), beim Monitor (runder, dreh barer Thurm) und endlich bei Capital» Cole s Kuppeln angewendct hat. Hier wird die Kugel, die nicht senkrecht, sondern in einem Win kel auf die gepanzerte Wand trifft, abgelenkt und vermag nur einen Theil ihrer Kraft auszuüben. Sie wird rccochettiren. Im Woolwichcr *) Der Untergang de« Monitor, der neuerding« gemeldet, bestätigt diese Ansicht.