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im Jahre Depeschen Ertrag 1850 3723 25,000 fl. 1851 22,400 122,000 „ 1852 40.817 199,000 „ 1853 67,522 293,000 „ 1854 124,306 523,000 „ 1855 145,923 578,000 „ 1856 183,213 741,000 „ 1857 305,524 846,000 „ 1858 333,098 723,000 „ 1859 494,211 951,000 „ 1860 573,106 1,123,000 „ 1861 612,109 1,314,000 „*) Eine gleiche Steigerung wird sich bei den übrigen Verkehrsmit teln nicht finden lassen, obgleich auch nicht zu viel Werth daraus zu legen ist, daß die Zahl der österreichischen Depeschen von 3723 bis aus 612,109, d. h. in 12 Jahren auf bas 164fache gestiegen sei, da doch in 1850 eine weit größere Zahl berechnet worden wäre, wenn wie Ende des Jahres 1861 schon 214 Stationen mit circa 2000 Meilen Drahtleitnng vorhanden gewesen wären. Dagegen ist wohl auch nicht außer Acht zu lassen, daß die Einführung der Courir- und Nachtzüge, welche in diesen Zeitraum fällt, dem Wachsthum der De peschenzahl entgegengewirkt haben, da ein Brief von Hamburg nach Triest, oder von Königsberg bis zum Bodeusee kaum mehr Zeit als 48 Stunden erfordert. Die Grundlagen des deutsch-österreichischen Telegraphenvertrags wurden im Nvvember 1857 in Stuttgart von Neuem festgestellt und dabei der Taris sestgestellt, der in den einzelnen Staaten für den in ternen Verkehr mehrfach ermäßigt, für den Gesammtverkehr heute noch maßgebend ist. Die einfache Depesche wurde auf 20 Worte festgestellt und sollte für je 10 Worte mehr die Beförderungsgebühr nm die Hälfte der Einheitsgebühr wachsen. Wie bei der Post nahm man Gebührenzonen an, deren Halbmesser ursprünglich 10 Meilen mit jeder neuen Zone sich um S Meilen mehr vergrößerte, als das Wachs thum der vorhergehenden Zone betragen batte. Hierin ward man der Anforderung der Neuzeit eigentlich gerechter, als bei dem Taris der Pvstconvention, deren Zonen nur in einfachem Wachsthum von 10 auf 20 Meilen Radius ansteigen. Die Beförderungsgebühr wurde für die einfache Depesche auf 12 Sgr. festgesetzt, so daß der Tarif (für einfache Depeschen) betrug bis 10 Meilen — Thlr. 12 Sgr. von 10 „ 25 — „ 24 ,, „ 25 „ 45 „ I „ 6 „ ,, 4.5 ,, 70 „ 1 ., 18 „ „ 70 „ 100 ,, 2 — „ 100 „ 135 „ 2 „ 12 „ ,, 135 „ 175 ,, 2 „ 24 „ „ 175 „ 220 3 „ 6 „ „ 220 „ 320 „ 3 „ 18 ,. u. s. w. Die Endstationen sind ohne Zweifel billiger normirt als eigentlich verlangt werden kann, und werden darin die Tarife derjenigen Nationen übertroffen, welche bei den geringeren Entfernungen die billigsten Sätze stellen. Die Korrespondenz in die Nähe ist dagegen zu theuer. Auch hier findet sich wie bei der Post der Satz durchgeführt, daß die Beförderung einer Korrespondenz um so theurer werben müsse, je weitere Strecken sie zu durchlaufen habe. Läßt sich mm allerdings das sogenannte System der „gerechten" Vertheilung bei dem De- peschenbetrieb nicht so leicht anfechten wie bei der Post, so wird es doch durch die ganz verschiedene Rentabilität der Haupt- und Neben linien wenigstens thetlweise illusorisch, da eine Nebenstation mit ihrer geringen Depeschenzahl in Bezug auf Anlage- und Bctriebscapttal, hinsichtlich der Kosten für Beamten, Wohnung, Heizung u. s. w. ver- bältnißmäßig ihren Aufwand nicht so zu decke» vermag, wie eine Hauptstation mit lebhaftem Verkehr, so daß z. B. eine Depesche von Leipzig nach dem 3'/^ Meilen entfernten Grimma durchschnittlich mehr Kosten verursacht, als eine Depesche von Leipzig nach Berlin. Ma» würde der Richtigkeit, was die entsprechende Entschädigung der Leistung-cntspricht, schon dadurch näher kommen, wenn der Aufwand ') Aus diesen Zahlen, die wir der Austria und thellweise der statisti schen Geographie von Brachelli entnehmen, ist freilich nicht allemal genau zu ersehen, in wie weit die Staats und die durchgehenden Depeschen mitbercchnet worden sind. Wo ein Zweifel vorhanden war, sind nur die niedrigsten Zahlen angegeben worden. für Verzinsung des Anlagekapitals mit Ausnahme der Leitung, für Localmiethe, Gehalt des Beamten, Schreibmaterial, Bestellung u. s. w., der sich bei allen Depeschen in derselben Höhe wiederholt, als feststehender Posten besonders berechnet und die übrigen Kosten nur nach der Entfernung ausgeworsen würden, wie es in Frankreich allgemein geschieht. Ncbrigens ist die Möglichkeit einer Reduction des Tarifs einiger maßen dadurch mit ausgesprochen, daß die meisten Staaten für den internen Verkehr Ermäßigungen eingeführt haben, ohne daß die Ren tabilität des Telegraphenwesens, das freilich in den Einnahme-Bud gets noch nirgends einen hohen Posten geliefert hat, gefährdet wor den ist. Schwerlich wird sich ein Grund auffiuden lassen, warum die Korrespondenz mit dem deutschen Nachbar auf derselben Länge mehr Aufwand verursachen soll, als wenn sie zwischen 2 Orten erfolgt, welche demselben Staate angehören. Die Abrechnung wird auf keinen Fall für den Kostenpunkt in Betracht kommen können, und der Uebelstand, daß eine Depesche in ein anderes Telegraphenbureau übergeht, das sich aber meist in demselben Hause, nicht selten in demselben Locale mit befindet, kann eben so wenig die auffallenden Differenzen zwischen dem Vereins- und dem internen Tarif rechtfertigen. Wir haben ferner schon darauf hingewiesen, daß die Tarife un serer Nachbarstaaten weit niedriger normirt sind. So gelten zwischen Frankreich, Belgien, der Schweiz, Italien und wenn wir nicht irren auch zwischen Holland nnd Spanien für die einfache Depesche von 20 Worten (inclusive Adresse) weit billigere Sätze, beispielsweise für 100 Kilometer (circa 14 Meilen) I V2 Frcs., für bis 250 Kilometer (34 Meilen) 3 Frcs., und mährend die deutsche Taxe die telegraphi sche Korrespondenz bis 135 Meilen in die 6. Zone versetzt und mit 2 Thlr. 12 Sgr. berechnet, finden wir 1000 Kilometer (133 Mei len) in der 5. Zone mit nur 7Vy Frcs. Weit mäßigere Sätze gelten für den internen Verkehr in Frankreich, wie überhaupt der hohe Tarif des deutsch-österreichischen Telegraphenvereins nur dazu gedient hat, die durchgehende telegraphische Korrespondenz, z. B. die Depeschen aus Ostindien nach England, ausländischen Linien zuzuweisen. Man denkt hierbei nicht an die früheren Durchfuhrzölle, die dem Zollverein jährlich einige hunderttausend Thaler einbrachten, um den Eisenbah- bahnen und der Flußschifffahrt Millionen zu entziehen? Das Meiste hat für das Telegraphenwescn wohl Amerika gethan. Wie man dort bei der Grundsteinlegung eines Hanfes zuerst an die Herstellung eines geeigneten Wegs denkt, bei der Gründung eines Orts die Erleichte rungen des Verkehrs vorwiegend in's Auge faßt, und nicht erst war tet, bis die Anlegung von Eisenbahnen und Postverbindungen die wünschenswerthe Persouenfrequenz und den ergiebigen Güterverkehr finden, sondern recht gut weiß, daß der Verkehr auf keinen Fall aus bleiben wird, wenn nur erst die Verkehrsmittel vorhanden sind: so hat man auch mit der Anlegung von Telegraphenlinien nicht gezau dert, nnd nach wenig bewohnten Strecken, die nach unfern europäi schen Begriffen an eine Rentabilität gar nicht denken lassen, mitten l durch die Wildniß hindurch Drähte gezogen. Die Preise für die Be nutzung sind nicht ganz gleich, doch zahlt man durchschnittlich für 50 deutsche Meilen 15 —16 Sgr., für 80 Meilen circa 30 Sgr., für 150 Meilen gegen 40 Sgr. und für 200 Meilen höchstens 60 Sgr. Wir brauchen nicht hervorzuheben, daß trotz des rühmenswertheu Unternehmungsgeistes der Amerikaner der Depeschenverkehr an einem erst aufblühenden Orte nur bis zu einem gewissen Grade lebhaft zu nennen sein wird. Die Ermäßigung des deutsch-österreichischen Tarifs kann nun auf sehr verschiedenen Wegen erreicht werden. So lange man von der Einführung einer einheitlichen nnd gleichen Minimaltaxe, wie sie bei der Post in den nächsten 10—20 Jahren etwa ohne pecuniäre Opfer möglich sein würde, absehen muß, lassen wir die Wahl zwischen der Erwciternng der Halbmesser der Zonen etwa bis auf 20, 50, 90 150 Meilen zu denselben Sätzen, welche heute für die 1. bis 4. Zone gelten, oder zwischen einer Ermäßigung der Beförderungskosten auf 8, 16, 24, 32, 40, 48, 56 Sgr. mit Beibehaltung der jetzt gelten den Zonen. Für die einfache Depesche scheinen 20 Worte ausreichend zu sein, und scheint es auch angemessen, für je 10 Worte mehr die Beförderungsgebühr wie bisher um die Hälfte der Einheitsgebühr steigen zu lassen. Sollte es nicht möglich sein, nach einer der beiden erwähnten Richtungen hin von Seiten des deutsch-österreichischen Telegraphen verbandes Zusagen von derselben Tragweite zu erhalten, so würde immerhin jede Reduction des Tarifs, wenn sie auch nicht so weit gehen sollte, von dem Handel und der Industrie wenigstens als vor-