Volltext Seite (XML)
Die Schneider von Schönau Kurze Inhaltsangabe Wenn Mädchen verliebt sind, versalzen sie die Suppe — bei verliebten Schneidern aber ist es noch schlimmer: sie machen die Ärmel zu kurz und die Hosen zu lang, aus lauter Verliebtheit. Ganz Schönau leidet darunter und läuft in verschnittenen Anzügen umher. Schuld daran ist die junge, schöne, reiche Witwe Veronika aus Liebenzell, in welche die drei Schönauer Schneider gleichmäßig stark vernarrt sind. Zunächst geht alles seinen herkömmlichen Gang. Die drei Rivalen lassen dem Bürgermeister von Liebenzell, dem Uhrmacher Christian, durch ihre Lehrjungen die offiziellen Bewerbungsschreiben um die schöne Veronika überreichen. Während dieser feierlichen Handlung aber ist der Handwerksbursche Florian, ein lustiger, draufgänge rischer Wandergesell nach des großen Till Eulenspiegel Vorbild, gerade dabei, Veronika den Kopf zu verdrehen. Sie versteckt Florian vorderhand in einer großen Wanduhr des Bürgermeisters. Trotzdem gelingt es ihm, seine Liebeswerbung vor den Augen der em pörten Schneider anzubringen. Eine allgemeine Prügelei beschließt den ersten Akt. Die schöne Veronika, von vier Bewerbern bedrängt, soll ihre Entscheidung treffen. Die Wahl ist schwer, zumal ihr Herz allmählich dem forschen, aber nicht ebenbürtigen Wanderburschen Florian zuzuneigen scheint. Das Publikum sieht des Burschen loses Treiben mit an, und zugleich kann es die beklagenswerten Opfer der außer Rand und Band geratenen Schönauer Schneiderkünste in Augenschein nehmen. Es wird wirklich Zeit, das etwas geschieht. Dies meint auch der Schulze von Schönau. Veronika soll sich endlich entscheiden. Einen vernünftigen Gedanken hat aber nur Florian: er schreibt einen Berufswettkampf des Schneiderhandwerks aus. Wer von den drei Bewerbern am schnellsten einen neuen Anzug für Florian herstellt, soll die Hand Veronikas erhalten. Im dritten Akt zeigt es sich, wie sehr die Liebe die Nähnadel zu beflügeln vermag — die drei Schneider sind zu gleicher Zeit fertig! Jetzt kann nur noch die Qualität der Arbeit entscheiden. Aber man kann keinem der drei neuen Anzüge den Vorzug geben, sie passen Florian alle gleich gut. Da greift der Schelm zu einem Possenspiel: er läßt den Schneidern die Augen verbinden, sie sollen sich die Braut selbst einfangen. Während die Schönauer Schneider in wildem Durcheinander Blindekuh spielen, hat bei Veronika die Liebe über die Standesvorurteile gesiegt. Der Handwerksbursche Florian darf die Braut heünfiihren — und drei neue Anzüge dazu! Alfred Baresel Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig