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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110302013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911030201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911030201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-02
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Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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veuMer Lelchsmg. 1S8. Eitzu « «I. verliii, 1. März (Priv.-Tel.) Slimmungsdllü. Wir sind schon so lange b^n Mililäretat, daß es Schwierigkeiten macht, dre Zahl der Beratungstage festzustellen. Lin parlamentarisches Bureau zählt heute bereits den siebenten Tag, das trifft aber nicht zu; selbst wenn man die Verhandlungen der Heeres- vorlagen hinzluieht, sind wir erst beim sechsten Be ratungstag. Man spricht heute zunächst über die Be kleidung und Ausrüstung der Truppen. Die Der- gebung der staatlichen Lieserungsausträg« ist bekannt lich eine ungemein verzwickte und schwierige Frage. Resolutionen von Zentrumsabgeordneten fordern Be rücksichtigung der Bereinigungen von Heimarbeitern, der Handwcrtsgenossenschaften und Innungen. Abg. Paula-Cochem (Ztr.) klagt, daß di« Lohgerberei rm Ausjterben sei und bittet, sie mit Lieferungen zu bedenken. Abg. Bogel (Natl.) schildert die Tätig keit der Gerbervereine als ersprießlich. Sein Frak- tionsgenoss« Wehl läßt sich aber nicht überzeugen. Er hält dre Eichenlohmethode für veraltet und meint, die Militärverwaltung müsse die Neuerungen verwer ten und di« Industrie schon im Frieden für den Krieg leistungsfähig machen. Der Vertreter der Militär verwaltung Generalmajor Staab sagte nur Gutes über das nach der bisherigen Methode gegerbt« Leder und über die Leistungen der Gerbervereinigungen; aber freilich müßten alle Neuerscheinungen erprobt werden. Wer da weiß, welche Bedeutung das Leder für den Krieg hat, wird die ausführliche Erörterung dieser Frage nicht überflüssig finden. Abg. Albrecht (Soz.) hat es auf die Betlei- Lungsämter abgesehen. Er findet sie schlecht organi siert, spricht den leitenden Offizieren zum großen Teil die Fachkenntnis ab und befürwortet Petitionen der Bekleidungämter in Leipzig und Breslau. Die Abgg. Hans Edler zu Putlitz (Kons.) und Sommer (Vpt.) surd darin einig, daß der weitere Ausbau der Bekleidungsämter, die in der jetzigen Gestalt auf di« Anregung des Reichstages zurück gehen, in einem nicht zu schnellen Tempo erfolgen solle; die Fürsorge, die dem Handwerk zuteil werde, müsse ziemlich teuer bezahlt werden. Abg. Sommer wünscht sich auch für die Bekleidungs ämter kaufmännische Kräfte, statt der Offiziere. Der Kriegsminister hält das für unmöglich und freut sich der Wirkung, die der Besgch eines Dekleidungsamtes auf den Abg. Duffner (Ztr.) geübt hat und die sich in einer längeren Rede dieses Abgeordneten wider spiegelt. Sozialdemokratisch« Arbeiter will der Mi nister in den Bekleidungsaintern nicht dulden. Der württembergische Milirärbevollmächtigte General major o. Dorr « r hak sich vorher ein wenig anders ausgedrückt. Er bat ungefähr gesagt: .Leute, die den Frieden zwischen Arbeitern und Behörden stören, kön nen wir natürlich nicht gebrauchen.", Dem Sinn« nach herrscht zwischen ihm und Heeringen Ueberein- siimmung. Auch hatte Herr v. Dorrer zu den Sozial demokraten gewendet, hinzugefügt; .Ich kann mich nur wundern, daß Sie dem Staate, den Sie doch be kämpfen, das einfache Recht der Selbstverteidigung abstreiten." Es bedurfte eines eigenen Schlußan- rrages, um die Debatte über die Bekleidungsämter zu beendigen. Die dazu gehörigen handwerlsfreund- lichen Resolutionen wurden angenommen. Dann er- fuhr man von einigen Orten, die sich nach Garni sonen sehnen. Abg. Dr. Weber (Natl.) trat, wie sfl b«t Kommission, für die Geschäftsleute, die durch di« Monopolstellung eines Kantinenwirts Les Schieß platzes Arys geschädmt würden, ein. Derselbe Ab geordnete suchte aus Anlaß einer Petition der Darm städter Kutscher die Konkurrenz der Krümperfuhr- merke zu beschneiden und der sächsiscl)« Militärbevoll mächtigt« gab Auskunft über den llnglücksfall auf dem Schießplatz Königsbrück sowie über eine vom sächsi schen Kriegsministerium herausgegebene Verordnung, die das Verhallen bei Gewitter betrifft. — Morgen, Donnerstag, wird die Beratung fortgesetzt. Sltzungsvericht. Am Bundesratstisch v. Heeringen. Präsident Graf Schwerin-Löwitz eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 15 Min. Die zweite Besinn des MiliinretatS wird beim Kapitel Bekleidung und Ausrüstung der Truppen fortgesetzt. Hierzu liegen vor Resolu tionen des Abg. Irl (Ztr.) auf Berücksichtigung der H a n d w e r k e r o rg a n i s a t i o n e n bei Heercs- lieierunaen und Les Abg. Wie de berg (Ztr.) auf Berücksichtigung der Heimarbeiter bei diesen Lieferungen. Abg. Pauli-Cochem (Ztr.) bittet um staatlichen Schutz der Lohgerber. Abg. Albrecht (Soz.): Wir haben uns in erster Linie zu wenden gegen M i ß stä n d e in den Organi- mnonen der Be k le i d u n g s ä m t e r und dann gegen .-ne Nebenbeschäftigung der Militärhandwerker. Wir wollen eine Neuregelung im Interesse der Ar beiter, und zwar sollen die Bekleidungsämter mit Zivilbeü-tzung ausrechterhalten werden. Zu unter suchen ist die'Anfertigung der Bekleidungsgegenstände in Strafanstalten, da ein großer Teil der Arbeiter dadurch brotlos geworden ist. Alle Abgeordneten, die mit mir am letzten Sonnabend das hiesige Korps bekleidungsamt besichtigt haben, haben gesehen, daß am leistungsfähigsten jedenfalls die Bekleidungsämter mit Zinilhandwerkern sind. Die Beschäftigung tmr S t r a f a n st a l t e n f ü r M i l i t ä r z w e ck e ist verwerflich. Die beiden Resolutionen des Zen trums sind überflüssig, wenn unsere Resolution, daß bei Vergebung von Arbeiten die Arbeitsbedingungen, Tarifverträge ufw. innegehallen werden, angenom men wird. Verooten werden sollte die Nebenbeschäf tigung der Arbeiter an den Bekleidungsämtern. Die Behandlung der Zivilarbeiter als Zivilisten läßt zu wünschen übrig. Die Arbciterauslchüsse sind rn ihren Rechten zu sehr beschränkt. Betreffs der Petition der Arbeiter der Bekleidungsämter in Breslau und Leipzig um Verhütung von Arbeiter entlassungen beantragen wir Ueberweisung zur Be rücksichtigung. Aog. Bogel (Natl): Die selbständigen Gerber, namentlich die Kleingerbereien, sollten bei der Leder lieferung bevorzugt werden. Anzuerkennen ist ent gegen der Ansicht des Vorredners, daß die Leitung der BekleidunLsämter sehr wohl fachmännisch ist. Die großen Schnellgerbereien arbeiten auch mit ausländischen Gerbstoffen. Die kleinen Fabriken werden durch sie lahmgclegt; das ist zweifellos zu bedauern. Abg. Boigt-Hall (Wirlsch. Vgg): Die Besitzer unserer Eiche nschälwaldungen müssen ge schützt werden. Die Einrichtung der Bekleidungs ämter ist wohl auf Verlangen des Reichstages erfolgt, der billige Lieferungen haben will, aber viele Privat leute, die sich auf solche Lieferungen oft mit großen Kosten eingerichtet Haven, werden dadurch geschädigt. Abg. Weht (Natl.): Das Zusammenarbei ten der L e d e r v e r e i n i g u n g mit der Mili tär v e r w a l t u n g hat sich bewährt. Es könine sich empfehlen, die Kommissionäre durch eine ge eignete Persönlichkeit in den Beileidungsämiern aüs- züschalten, die direkt mit den Gerbereien in Ver bindung tritt. Dadurch könnten Hundert tausende gespart werden. Die Angriffe aus die Behandlung des Leders mit Schwefelsäure, die es zum Schwellen bringt, beruhen auf völliger Un kenntnis der Dinge. Alle Arten Leder vertragen die Behandlung mit Säuren und anderen Mitteln. Departementsdirektor Generalmajor Staabs: Nach unseren Erfahrungen haben wir keine Ursache, das mit Lohe gegerbt« Leder abzuschaffen. Die Provisionen der Kommissionäre berühren uns nicht. Wir kaufen da, wo uns das Billigste und Beste geliefert wird. Die Zahl der Beamten in den Bekleidungsämtern ist keineswegs zu hoch. Bei etwa nötig werdenden Arbeitcrentlassungen wird alle mögliche Rücksicht genommen. Die Inanspruchnahme der Straf anstalten ist geboten, namentlich auch in Rück sicht auf den Kriegsfall. Der Forderung, das Handwerk zu berücksichtigen, werden wir insofern entiprcchen, als wir die seit Jahren für uns tätigen Handwerker auch künftighin berücksichtigen werden. Wenn der Abgeordnete Albrecht gefragt hat, warum kein Posten im Etat für die Schaffung neuer Bekleidungsämter vorhanden wäre, so weise ich darauf hin, daß für das XVlll. Armeekorps ein Bekleidungsamt in Aussicht genommen rst. Württembergischer Bundesratsbevollmächtigter General v. Dorrer: Die Arbeiter in Ludwigsburg sind durchaus mit den bestehenden Zuständen zu frieden. Abg. Gans Edler Herr zu Putlitz lKons.): Nach unseren Erfahrungen haben sich die Bekleidungsämter glänzend bewährt. Das Kleinhandwerk soll möglichst berücksichtigt werden, vorausgesetzt, daß keine neuen Ausgaben dadurch bedingt werden. Abg. Sommer sFortschr. Vpt.): Wir begrüßen die Organisation der Bekleidungsämter mit Genugtuung, wenn auch die Leiter mehr kaufmännisch aus gebildet werden müßten. Abg. Duffner (Ztr.): Die Bezirkskommandos sollten den Reserve- und Landwehroffizieren, die im Privatberuf Fachleute sind, nahelegen, ihre Hebungen bei den Bekleidungsäintern zu machen Las SchmiergeldunwesLn ist dank dem guten Geist, der auch in diesem Teile unseres Heeres herrscht, ganz verschwunden. 2m Interesse unserer Schäl- wäldüngen sölft man es, ohne daß darin ein Gegen satz zur Industrie zu liegen braucht, bei der jetzigen Praxis lassen. Dies würde dem ganzen Lande zu gute kommen. Abg. Böhle (Soz): Mit den Bestimmungen der Bekleidungsämter sind die Arbeiter nicht zufrieden, und es bleibt daoei, daß sie nach wie vor zur Sozialdemokratie gehören. Kriegsminister v. Heeringen: Der Besuch der Bekleidungsämter durch Abgeordnete hat nach dem Gehörten günstig gewirkt. Hoffentlich besuchen Eie öfter unsere Anstalten. Die Bekleidungs ämter müssen von Offizieren verwaltet wer den; leistungsfähige Kaufleute be kommen wir für das Gehalt nicht. Die vom Ab geordneten Albrecht angeführten Entlassungen in Straßburg wurden schonend vorgenommen. Arbeiter, die sich sozialdemokratisch betätigen, können wir in unseren Werkstätten nicht dulden. Die im vorigen Jahre erhobene Beschuldigung, in Straßburg seren kranke Arbeiter in Strafabteilungen gesteckt worden, ist nach sorgfältigen Erhebungen nicht richtig. Abg. Wiedeberg (Ztr.) begründet seine Reso lution, bei den Armeelieferungen Heimarbeiter zu beschäftigen. Ein Schlußantrag wird angenommen. Das Kapitel wird bewilligt. Die vorliegenden Zen trumsresolutionen werden angenommen. — Beim Kapitel Earnisonverwaltung und Servis wesen bringen die Abgg. Kölle (Wirtsch. Vgg.) und Werner lD. Refpt.) lokale Wünsche betreffs Zuteilung einer Garnison vor. Letzterer tritt noch für Besserstellung der Maschinisten der Militär verwaltung ein, ebenso Dr. Will-Straß burg (Ztr.). Äbg. Irl (Ztr.): Die Earnisonbauten und dergl. werden ohne Zuziehung von Sachverständigen vergeben. Das führt zu schweren Unzulässigkeiten, denen die Verwaltung abhelfen sollte. Abg Dr. Weber (Natl.): Die Kantinen, auf den Schießplätzen werden nicht immer in der richtigen Weise vergeben. Es soll dort keine Monopolstellung für einen Beteiligten geschaffen werden. Für die Lieferung für Kantinen sollte man auch die nähere Umgebung heranziehen. Abg. Dr. Wagner (deutschkons.) dringt einen Un glücksfall zur Sprache, der auf dem Truppen übungsplatz Königsbrück vorgekommen ist: Ein Gefreiter wurde durch einen Granatsplitter schwer verletzt. Ein Krankenwagen war nicht zur Stelle und der Verwundete mußte 2 Stun den lang auf ihn warten. Der Verwundete wurde dann nach dem 4—5 Stunden entfernten Lazarett geschafft, verbunden und mit der Bahn nach Dresden befördert. Hier wurde eine Unter suchung voraenommen. Der Mann ist dann ge storben. Die Frage ist nun die, ob nicht auf den Uebungsplätzen Vorkehrungen zur Ermög lichung von Operationen zu treffen sind. Sächsischer Militärbevollmächtigter Generalmajor Freiherr von Salza und Lichtens» gibt eine Dar stellung des Falles. Es sei ein Krankenwagen telephonisch herbeigerufen, aber durch einen unlieb samen Zufall nach einer falschen Stelle diri giert worden. Das Befinden des Verletzten sei auch nach seiner Ankunft in Dresden ein sehr gutes ge wesen. Die Verwaltung habe alles getan, was in ihren Kräften gestanden habe, um den jungen Mann am Leben zu erhalten. Auf eine Anfrage des Abg. Schöpf lin erklärt der sächsische Generalmajor von Salza und Lichtenau, daß das sächsische Kriegsministerium eine Verordnung herausgegeben habe, wie sich geschlossene Truppen formationen bei Gewittern zu verhalten hätten, lieber den genaueren Inhalt könne er nichts mitteilep. Abg. Will Straßburg (Ztr.) fragt an, ob nicht Schießübungen und Manöver im Winter vorgenommen werden könnten. Die bei den Schieß Plätzen wohnenden Bauern würden erheblich in ihrer Sommerarbeit geschädigt. Generalmaior Staabs! Durch Anlegung neuer Schießplätze und Truppenübungsplätze wird den bisherigen Mängeln abgeholten werden. Ohne Debatte werden verschiedene Kapitel bewilligt. Beim Kapitel Pferdebeschaffung klagt Abg. Böhle (Soz.) über unzulässige Kon kurrenz der Kriimperfuhrwerke für dre Privat fuhrwerke. Generalmajor Wandel: Verstöße gegen die Be Nutzung der Krümperfuhrwerke werden streng geahndet. Abg Dr. Bccker-Köln (Ztr.): Der Remontebedarf sollte möglichst mit inländischen Pferden gedeckt werden, und zwar durch direkten Kauf bei den Züchtern. Abg. Dr. Weber (Ntlb.): Dem Mißbrauch der Krümperfuhrwerke, wie er in Darmstadt zu konstatieren war, ist mit Entschiedenheit ent gegen z u t r c t e n. Beim Titel Ankauf der Remontepserde wird die Debatte abgebrochen und vertagt. Nächste Sitzung findet Donnerstag 1 Uhr statt. Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der Beratung des Militäretats. Schluß nach 7 Uhr. Der Keichspoltetktt nur Ser Vuügetkommillivn. Die Budgetkommrssion begann am Dienstag die Beratung bei Kapitel 85, Titel 17 der Ausgaben der Po st Verwaltung. Ein Zentrumsabgeordneter will die neuen Stellen für 12 Posträte und 6 Ober- postinspcktoren streichen, zum mindesten zur Hälfte nicht bewilligen. Nach Begründung der Forderung durch den Siaatssekretär und den national- liberalen Berichterstatter meint ein kon servativer Redner sich ebenfalls fllr ^it'VvwiNsg^iltz" aussprechcn zu sollen. Ein Zentrumsabgcordncrer führt aus, daß die Post als Privatiustitut viel billiger arbeiten würde. Der Staatssekretär gibt die größere Billigkeit der Privatbetriebe zu, w«il sie jeden, der über zu viel Arbeit sich beschwere, und auch alte Leute einfach entließe. Die Einstellung des neuen Per sonals werde jetzt von Berlin aus geregelt. Die neueren Verkehrseinrichtungen hätten uns nervös ge macht und die Zeitschätzung verlieren lasten, so daß wir 2 Minuten Wartezeit für 10 taxieren. Und wenn er neue Beamte verlange, um die Beschwerden ab- zustellcn, sage der Reichstag nein. Es feien im Vor lahre gar keine Stellen bewilligt. -- Der Neichsschatzsekretär erklärt die For derung der Verwaltung bereits eingeschränkt zu haben. Nach weiterer langer Debatte wird die Vor lage gegen die Stimmen der Konservativen, National liberalen, Wirtschaftliche Vereinigung und eine frei sinnige abgelehnt; 7 Posträte und 4 Inspektoren werden bewilligt. Bei Titdl 18 nimmt der Berichterstatter die Per sonalreform zur Sprache, ferner die Frage der Zulage für die Bureaubeumten im Reichspostamte. Im ganzen werden 99 Stellen für Oberpostpraktikan ten in solche für Bureaubeantte erster Klasse ver wandelt. Auf Anfrage wird bekanntgegeben, daß die Kanzleibeamten mit der Maschine 12 Bogen täglich zu leisten haben. Ein Vertreter des Reichsschatzamtes teilt mit, daß jetzt 6 und in den Nachgeordneten Stellen 7 Bogen täglich mit der Hand geschieben würden. Ein Nationalliberaler findet in beiden Erklärungen Widersprüche; man solle die ganze Handschreiberei durch Maschinenschrift ersetzen; er bringe die Rangfrage der O b e r p o st p r a k l i - kanten in Erinnerung. Der Zentrumsrcdner will 44 Postgehilfinnen streichen, da bei Maschinenschrift Personal gespart werden könne. Dre Regierung ent gegnet, daß es sich nicht um neue Hilfskräfte, sondern nur um Etatisierung handle. Der Titel wird ge nehmigt. Auf Anfrage eines nationalliberalen Ab geordneten gibt der Staatssekretär an, daß auch seinerseits eine Verringerung der oberen Beamten rn China in Erwägung gezogen sei, er aber aus Vertretungsrücksichten zur Beibehaltung der Stellen gekommen sei. Zur Petition um Vermehrung der Postassistentenstellen, um 1200 mehr als gefordert, erklärt der Staatssekretär, daß die Beamten durchschnittlich 5 Fabre 2 Monate nach dem Examen auf etatsmäßige Anstellung warten müßten; das sei nicht zu lange. Ein Zentrumsabgeordnetex stellt das Lebensalter auf 27 bis 28 Jahre fest; bei den Unter beamten sei es höher bis 84 Jahre. Er halte eine Vermehrung dieser Beamtenklagc nicht für angängig; die gehobenen Unterbeamtenstellen seien zum Ersatz gefchaften. Auf diese solle man etwa 000 von den 800 Stellen übertragen. 800 dürfe man nicht be willigen. Sei ein Bedürfnis für überhaupr 1600 Stellen in Titel 22 und 25 zusammen vorhanden, so sei zu fragen, wie viele man davon den Assistenten lasten wolle. Der Redner der Reichspartei schil dert die schwierige Lage der Postvcrwaltung, die für die vielen Anwärter der mittleren Laufbahn kein« Beschäftigung habe, anderseits auf die Person lichkeiten Rücksicht nehmen solle. Vielleicht könne man von neuen Stellen absehen und mit persönlichen Zu lagen helfen. GelelMakt für Grükunüe zu Leipzig. Festsitzung zur Feier des 50 jährig n Bestehens. In diesen Tagen hat die Gesellschaft für Erdkunde, die bis auf die jüngste Zeit den Namen des Vereins für Erdkunde getragen hat, ihr erstes halbes Säkulum geschlossen. Wenn sie auch ein immerhin würdiges Alter damit erreicht hat, so zeigt sie sich jedoch noch in kräftigster Iugendfrische und in regsamer Arbeit zur Lösung ihrer wissenschaftlichen Aufgaben, die ernsten, hohen Zielen zugewenoet, die Förderung geo graphischer Kenntnisse und landeskundlicher Forschun gen erfassen. Ihr Jubel- und Ehrentag, gestern im Festsaale des Zoologischen Gartens in einer glänzenden Festsitzung begangen, ließ eine vornehm« und gewählte Versammlung an den Ver anstaltungen des Festausschusses teilnehmen, allen voran den Herzog Ernst von Altenburg, dann dft- Herren Kreishau^tmann von Burgsdorfs, Geh. Rar Prof. Dr. Bindlng, Amtshauptmann Kammerherr von Nostitz-Wallwitz, Generalleutnant Müller, Erz., Oberpostdirektor Geh. Oberpostrat Domizlaff, Bür germeister Roth, Landgerichtspräjident Schmidt, Gene ralarzt Dr. Düms, Prof. Dr. Hauthal-^ildesheim, Prof. Dr. Schultze-Jena, Prof. Dr. Hettner-Heidelberg, Paul Graf Teleki-Pest, Prof. Friedrich, Prof. Anton und Prof. Haeckel. Mit der Begrüßung der Versammlung durch den Vorsitzenden Herrn Geh. Hofrat Prof. Dr. Hans Meyer, der einen Rückblick auf die 50 jährig« Vereinstätigkeit erstattete, nahm die festliche Stunde zu Ehren des freien, großen Bildungsinstituts fü: Lehrer, Lehrende und Lernende ihren Anfang. Er führte folgendes aus: Die Gesellschaft für Erdkunde zu Leipzig feiert heute ihren 50. Geburtstag. Ein halbes Jahrhundert tätigen Lebens und arbeitsamer Teilnahme an Len rastlosen Fortschritten der Erdkunde liegt hinter uns. und vor uns öffnen sich weite lockende Perspektiven und Ziele, denen wir im beginnenden zweiten Halb jahrhundert zustreben. Da schickt cs sich, eine kurze Ruhepause in der fortlaufenden Bewegung zu machen und Rückschau zu halten auf den bisherigen Lebensweg und seine Gejckiehnisse. Wir können um- dabei in der Hauptsache heute daran genügen lassen, das verflossene Jahrzehnt zu überblicken, denn schon a iy D. ltzebprtstag unserer Gesellschaft im Jahre 19(il haben wir den Gang der ganzen Entwickelung dis zur Jahrhundertwende verfolgt. Nur in einigen Nick tungen werden wir auch heute Len Rückblick weiter spannen über das ganze Semisäkulum. Daß wir den ckies vatLfts senft-sueculna'is festlicher begehen als die früheren Geburtstage, bedarf keine weiteren Begründung. Besonders glänzend ist des halb heute die Versammlung von Mitgliedern, Freunden und Gästen unserer Gesellschaft. Ich be grüße im Namen der Gesellschaft herzlichst unsere Ehrengäste, voran Se. Hoheit Herzog Ernst, die Herren Vertreter der staatlichen und der städti schen Behörden, deren Gegenwart unserem Fest erhöhte Weihe gibt, ferner die Herren Dele gierten geographischer und verwandter Gesell schaften, die freundlichen Sinnes hierhergceilt sind, um ihrer Zweitältesten deutschen Schwestergesellschaft — nur die Berliner Gesellschaft für Erdkunde ist älter als die unserige — zu gratulieren. Ich heiße Herz lich willkommen alle unsere ordentlichen, korrespon dierenden und Ehrenmitglieder, in in Treue zu uns halten und unserer Gesellschaft wachsende Kraft und Größe sichern, Ihnen alle, meine Damen und Herren, freudigen Willkomm und aufrichtigen Dank für Ihr Erscheinen. Heute, am Abschluß eines halben Jahrhunderts unseres Vereinslebens, stehen wir auf einer hohen Warte zur Umschau. Als wir 1886 den 25. Eeburts tag unserer Gesellschaft für Erdkunde feierten, kenn zeichnete der damalige Vorsitzende, Ferdinand v. Richt Hofen, den Stand der Erdkunde damit, daß das Zeit alter der großen geographischen Entdeckungen vorüber sei und daß nun das Zeitalter der exakten Forschung beginne. Das war damals richtig und galt noch bis nahe an die Jahrhundertwende; aber seitdem ist ein Wandel eingetreten. Die alten Ideale der Ent schleierung großer unbekannter Erdräumc haben sich von neuem belebt, aber nicht mehr nach Afrika und Südamerika konnten sie sich richten, wo die weißen Flecken auf den Karten immer kleiner und spärlicher Kegen- nnl! 8onnen8ekime empfiehlt in «"eichte«' ------- m jecier- ------ Julius Llr-ods TvkinmFsdnilr — 1. 6e80kstt: k>e1ep88ti'L88S 23
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