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Sächsische Rad- und Nolorirer-Zeilniig. Zeitung des Sächsischen Radfahrer-Bundes. . Erscheint aller 14 Tage Sonnabends. Alle redaktionellen Einsendungen sind nur an die Redaktion der „Sachs. Rad- und Motorfahrer- Zeitung“, Wilh. Vogt, Leipzig, Königstr. 15, zu richten. Nachdruck von Original-Artikeln, soweit nicht ausdrücklich verboten, nur mit genauer QueUenangabe „Sächsische Rad- und Motorfahrer-Zeitung“ gestattet. Schluß der Schriftleitung: Sonnabend vor d. Erscheinungstag. Anzeigen-Bedlngungen: die viergespaltete Petitzeile 60 Pfg. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt. Alle die Inserate betreffenden Einsendungen sind nur nach Leipzig, Königstraße 15, zu richten. Schluß d. Anzeigen-Annahme: Dienstag vor d.Erscheinungstag. Radfahrer und Automobilisten. (Nachdruck verboten.) Der sich stetig mehrende Automobilverkehr auf den Straßen von Stadt und Land zwingt die Radler zur Anwendung der größten Vorsicht und zu strenger Einhaltung der Fahrvorschriften. Wer unter uns Rad fahrern darüber etwa ungehalten ist, tut Unrecht, denn wir dürfen uns nicht als Alleinberechtigte auf der Straße aufspielen, sondern müssen uns den For derungen des modernen Verkehrs unterordnen. Hat nicht auch unser Fahrrad bei seinem Auftauchen die Kutscher der Pferdegeschirre aus ihrem Schlaf auf geweckt, sie zu erhöhter Aufmerksamkeit und zu regelrechter Fahrweise gezwungen? Wir verlangen heute mit Recht von jedem Pferdelenker, daß er rechts fährt, daß er gegebenenfalls auf unser Klingel zeichen Platz gibt usw. Nun ist aber ein Stärkerer gekommen, der nicht allein das Pferdefuhrwerk, sondern auch das flinke Fahrrad weit überflügelt— der Motorwagen und das Motorrad. Kaum daß das Fahrrad den Thron als Beherrscher der Straße bestiegen hat, ist es schon wieder vom Throne gestürzt worden. Mag die Tat sache für uns schmerzlich sein, zu ändern ist daran nichts mehr. Der Siegeszug des Automobils soll und kann von uns nicht aufgehalten werden. Freilich sind wir Radler jetzt in die Rolle der Kutscher von ehemals dem Fahrrade gegenüber versetzt worden: Aus dem einschläfernden Gefühl der Sicherheit hat uns das Automobil jäh aufgeschreckt, sodaß für den Augenblick das Gefühl des Unmutes in uns empor steigt. Und doch ist das Automobil für uns ein über aus wertvoller Bundesgenosse! Schaffen doch gerade Motorwagen und Motorrad Ordnung auf den Straßen, zwingen sie die Behörden zur sorgfältigeren Erhaltung der Straßendecken, zur Beseitigung verkehrsgefährlicher Abschläge, Wasser rinnen usw., zur besseren Beleuchtung der Eisenbahnübergänge, Wildgattertore etc. Wenn auch in dieser Beziehung bei weitem noch nicht alles geschehen ist, so wird doch der weitgreifende Ein fluß der Automobilisten noch manche Verkehrsver besserung schaffen, die uns Radlern in erster Linie mit zu gute kommt. Gegenüber solchen Vorteilen treten die den Radlern durch den Automobilverkehr erwachsenden Unbequemlichkeiten weit zurück. Das unangenehmste für den Radfahrer ist der von den Automobilisten aufgewirbelte Staub, für den aber nicht der Automobilist allein verantwortlich zu machen ist, sondern vor allem die rückständige Art unseres Straßenbaues bezw. unsere Straßen behandlung. Es wird ja voraussichtlich nicht allzu lange mehr währen, dann müssen unsere makadami sierten, in erster Linie Staub erzeugenden Straßen durch Teerung oder sonstige Imprägnierung staub frei gemacht werden, wie dies ja in Frankreich viel fach und bei uns teilweise jetzt schon geschieht. Auch die heute noch massenhaft auf den Landstraßen des Nachts anzutreffenden unbeleuchteten Ge schirre, die schon manchen Radunfall verursacht haben, werden in absehbarer Zeit verschwinden, gezwungen durch den anwachsenden Automobil verkehr. Freilich müssen wir Radler in erster Linie auf letzteren Rücksicht nehmen. Das geschieht leider nicht immer! Wer jemals eine größere Fahrt im Automobil auf der Landstraße gemacht hat, der weiß, daß die oftmals unglaublich sorglos fahrenden Radler die schärfste Aufmerksamkeit von dem Automobillenker verlangen, wenn Unglücks fälle vermieden werden sollen. Nachstehend seien einige Proben des verkehrten Verhaltens von Radlern gegenüber Motorfahrzeugen gegeben. Eine weit verbreitete Unsitte ist das so genannte „Anhängen“ an Automobile nach Art der Rennen hinter Schrittmachern. Abgesehen davon, daß der hinter dem Automobil Herjagende Staub und Auspuffgase einatmen muß — für die rasch arbei tende Lunge ist dies jedenfalls nicht von Nutzen — bringt er sich dadurch in größte Gefahr, bei schnellem Stoppen des Automobils entweder auf dieses wuchtig aufzufahren oder beim seitlichen Ausbiegen in andere sich auf der Straße bewegenden Geschirre, Auto mobile, Fahrräder oder Fußgänger hineinzusausen. Ein mehr oder weniger schwerer Sturz ist die unaus bleibliche Folge, Beschädigungen des Körpers oder der Maschine treffen den leichtsinnigen Radler, der unter Umständen auch noch anderen Schaden an richtet, für den er dann mit Recht haftpflichtig ge macht wird. Bis jetzt haben alle Mahnungen an die Radfahrer, diesen gefährlichen Unfug des Anhängens zu unterlassen, nichts gefruchtet und immer wieder