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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.02.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110220010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911022001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911022001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-20
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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BezugS-Prei» v«rch ««rh«Id LeurlchlauL« and «ol«,« vierut üdrigen , »IchtttSft«!!« »— vlattt» «-»Mich. r«i «bl« rrfcher»« u»l lich. Brrefrrtgcr». »« BL «»gab« 1V d«, »d«van»gLb« «»«krw« «Ab «^»LsKSrL« JohE^a-N«^ S«chMch«, t4WL 14«^ 14«4 Morgen-Austtabe ApMcrTagMM Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Laz eigen-P reit M 8«ch»«M» «al ti«tv»l, au» llmgrvaaa 4t, 10 «u» b»U» BrtitMl» » dt« 74 «» »M» »E „«»4N« » RkNam«, l.2) — v«tz»rd« » ««aichru L«U »t, 74 ruM bvctl» V«tU»«tI« «0 «^chLfttaazriaen mtl VlaUvorlchntte» „» M d« Sdeavaatgad« tm Preis« «rhLhl. lXabalt nach Larii. «eitagegebühr L ». Lauleo» «xL. Boltgedichr. ,Z«ftert«llt» Sukra« ktuaru mchl zurüL- gell>gea wkrvrn. Für da» itrscheinru «„ b«stlmmt«u Lage» und BlLtzeo wird kein« Aarauti» übernommen. »nzkitzea. Duiahme, rt»,ua»<vl«H 8, de» jLmllicheu KUtale« u. alle» vaaonce». itMebttwaeu de» Ja» und «atlaad^. ««n» «arl D»»ck«e. Herzog«, va^. Hvfduch. dandlua, Lanowyrad« lL (ilatcrbo» VL k«. 40ÜÜ). Hau»t»Stltal« Lretde« k«eirr«d<! 4, t lTeleatzoa 4S21i. 105. Zshr-an- Nr. St Momsg, üen 20. /evruar lSN. Dss Wichtlglte. * Die Reichstagswahlen werden voraus- fichtlich erst im Januar 1912 stattfinden. (S. Dtschs. R.) * Das deutsche Landungskorps aus Ponape stürmte am 28. Januar die Stellung der Dschokadsche«Leute mrd zerstreute diese. Zwei Deutsche find gefallen, mehrere schwer verwundet. (S. d. bes. Art.) * In Berlin fand gestern unter außerordentlich starker Beteiligung der Dritte Deutsche Privatangestelltentag statt. (S. d. bes. Art.) * Pariser Blättermeldungeu zufolge find die bei Eingeborenenkämpfen an der Grenze von Französisch-Kongo und Kamerun Gefallenen zwei Deutsche. * In Forli und mehreren anderen Orten Italiens richtete ein Erdbeben mehrfach Schaden an. (S. Letzte Dep.) Nsch üem ersten Ksnonenschutz. Der Zusammenstoß zwischen Rattonalliberalen und Konservativen ist noch nicht von der Tages ordnung in der Presse verschwunden. Der Nach hall der kanonenschutzartig wirkenden Rede des Herrn von Heydebrand klingt immer noch weiter. Das liegt daran, daß auf gar manchen dieser heftige Vorstoß beinahe betäubend gewirkt haben mag, so daß er fürs erste die Sprache verlor; so ist es z. B. den konservativen Organen Sachsens ergangen. Aber auch bei den Angegriffenen im preußischen Abgeord netenhause ist hier und La so etwas wie eine Be täubung zu konstatieren gewesen. Es hat gerade in Len Reihen der dort sitzenden Nationallibcralen manchen gegeben, dem die ganze Wendung seit der Finanzreform rechtschaffen unbehaglich war. und der gern den zerrissenen Draht nach rechts wieder aus genommen hätte, wohl auch seine Arbeiten im Parla ment wie daheim im Wahlkreise so einrichtete, daß die Möglichkeit einer Kooperation mit Len Kon servativen gewahrt blieb. Denen ist am Dienstag Lurch Herrn v. Heydebrand ein letzter Strich durch manche stille, heimliche Rechnung gemacht wor den. Nun beginnen Loch wohl auch sie zu fühlen, daß I die Konservativen gar nicht versöhnt! sein wollen. Auch sie sehen jetzt, daß Herrn von Heydebrands Vorstoß gar nicht so improvisiert war, wie das den fernstehenden und oberflächlichen Beob achtern vielleicht sich darstellte. Herr v. Heydebrand ist vor wenigen Tagen auch offiziell und förmlich zum Parteichef ge worden: in Wirklichkeit war er es schon seit den Tagen der „großen politischen Tat" von 1968. Mit dem Freiherrn v. Manteuffel, der freilich seit ge raumer Zeit alt und kränklich ist, sind dis Einflüße jener Konservativen beseitigt, in denen, genau so wie in manchen Nationalliberalen, die Kartell'rinne- rungen noch wirksam waren. Der „ungekrönte König" von Tschunkawe ist Alleinherrscher in der Partei—die beiden Herren, die ihm pro forma zur Seite gesetzt wurden, werden ihn kaum je erheblich stören — und diese Herrschaftsepochc bat er ganz planmäßig mit dem Kriegsmanifest in der „Konservativen Korresp." eröffnet. Das Parteiinteresse ist das höchste Gebot, dem höchst rücksichtslos nachgclebt werden soll. Wie die Sozialdemokratie, der man ja auch sonst emsig nacheifert, kennt auch die Partei Heydebrand nur noch eine im Grunde unterschiedslose Masse, die bei den Liberalen anfängt und bei Len Sozialdemo kraten endet: von Bebel zu Basiermann! Und in Betätigung solcher Kampfgesinnung hat Herr von Heydebrand gegen die den Konservativen un bequemste, weil ihnen noch am nächsten stehende und vielfach mit ihnen konkurrierende Gruppe am Diens tag den ersten Schuß abgefeuert. Wie die Dinge liegen, bot er die einzige Möglich keit, den Träumern unter den Nationalliberalen und Len romantisch Versonnenen die Augen zu öff nen. und auch draußen im Lande, wo da und dort manche verdächtige Bruderschaft gepflegt und Wahl abkommen mit Konservativen, mit Bündlern. mit Antisemiten geschlossen werden, die immer noch Blinden sehend zu machen. Ein paar Rückfälle werden ja gewiß noch vorkommen. Schon die Rede Les Herrn Schifferer am Abend desselben Kampf tages war solch ein Rückfall! man hat sich eben mancherorten zu tief in diese Träume eingesponnen, ab und zu auch wohl zu sehr in kompromittierende Verhandlungen eingelassen, als daß man gar zu brüsk mit alten, lieb gewordenen Vorstellungen brechen möchte. Auch in der Berliner „National libcralen Korr." hat man vorläufig umsonst nach der kraftvollen Ewidcung gesucht, die dieses partcioffi- ziellc Organ finden mußte, um zu beweisen, daß Oer Meister Les Librettos. jZ u m öO. Todestage Scribes.s Ein halbes Jahrhundert ist seil dem Tode EugLne Lcrides verflossen, und schon ist der unumstrittene Beherrscher des Theaters seiner Zeit, dessen Bühnen erfolge den Ruhm aller andern Bühnendichter ver dunkelten. als Dramatiker fast völlig vergessen. Höchstens daß noch einmal eins seiner historischen ^ntrigen-Lustspielc, „Das Glas Wasser" oder der ..Damenkrieg", uns mit seinen so graziös gemachten und doch heute so antiquiert wirkenden Verwick lungen unterhält. Nur in einem Zweige seines un geheuer fruchtbaren Schaffens wirkt Scribe noch heute mit unverminderter Gewalt auf das Publi kum, nämlich durch die vorzüglichen Textbücher, die er zu Len Opern Boicldieus, Aubers, Haleoys, Adams, Mcyerbeers geschrieben hat. Wer die Schönheiten der „Hugenotten" oder der „Jüdin", der „Weißen Dame" oder „Fra Diaoolos". von „Maurer und Schlosser" oder dem „Postillion non Lonjumeau" genießt, wird einen nicht unbeträcht lichen Anteil des Eindrucks den. ausgezeichneten Texten dieses berühmtesten Operndichters seiner Zeit zuschreiben müssen; wie die französische Oper des 17. Jahrhunderts nicht ohne den genialen Textdichter Quinault, die Oper des ersten Kaiserreichs nicht ohne Jouy gedacht werden kann, so ist Ler Name Scribes mit der Geschichte der Oper des 19. Jahrhunderts aufs engste verknüpft. Ja, seine Stellung war groß artiger und imponierender als die jedes andern Li brettisten. Bei einer neuen Oper fragte man zunächst, ob Scribc den Text geschrieben habe oder nicht, und davon hing der Erfolg in erster Linie ab. Die Große Oper in Paris lebte in Lieser ihrer Blütezeit nur von Scribes Tätigkeit. Selbst Wagner, Ler doch gerade gegen die durch Scribes Mitarbeiter schaft geschaffene Oper seine Reform richtete, hat an erkannt, daß er „leicht fließende, oft interessant ent worfene, jedenfalls mit vielem natürlichen Geschick ousgeführtc dramatische Dichtungen" für die Opern komponisten verfaßt habe. Biel höher stellt ihn das Lod Hanslicks. Er nennt Scribe „einen großen musi kalischen Erfinder. Er hat nämlich, der erste, ja fast der einzige, das Genie für jene dramatischen Situa tionen besessen, die der Musik neue Wege eröffnen und ihren ganzen Wert erst durch die Musik be kommen. . . ." Wie Scribe aus der literarischen Produktion eine Industrie schuf, so betrieb er auch di« Ver fertigung von Librettos im großen Stil. Er hat im ganzen 122 Werke aufführen lassen: 47 Lustspiele und Dramen, 244 Vaudevilles, 8 Ballette. 28 große Opern und 95 komische Opern: daneben auch noch eine Reihe Romane geschrieben. Bei dieser kolossalen Produktion hat er 130 Mitarbeiter gehabt, und zwar 75 literarische und 55 Tondichter. Dabei hat er aber nicht etwa nur seinen Namen unter L-ie Werke gesetzt, die von andern verfertigt waren, vielmehr kam kein Stück aus seinen Händen, das er nicht nach dem Entwurf seiner Kompagnons vollständig um- gearbeitet hätte. Besonders leidenschaftlich und innig waren seine Beziehungen zu den musikalischen Mit arbeitern. Obwohl er gar nicht musikalisch war und lein Instrument spielte, so hatte er doch einen sehr feinen Sinn für die Begabung und die Bedürfnisse Ler einzelnen Komponisten, denen er die Grundlagen für ihre Werke schuf. So verschiedenartig die Musiker waren, für die er schrieb, so mannigfaltig waren seine Gattungen von Operndichtungen. Der Scribe, der für Auber „Maurer und Schlosser" schrieb, war nicht derselbe, der den Text zur „Jüdin" Haleoys oder zum „Propheten" Meyerbeers verfaßte. Er begeisterte sich an den Komponisten, um sie wieder zu begeistern, und schuf ihnen Gedichte, in denen auf ihre Indivi dualität die feinste Rücksicht genommen war. Wäh rend er Donizetti als seinen angenehmsten Mit arbeiter rühmte, quälte ihn Meyerbeer beständig bei den Entwürfen und war mit nichts zufrieden. „Menn Meyerbeer bei mir eintritt", pflegte Scribe zu sagen, „dann bin ich auf alles gefaßt. Er wird mir viel leicht vorschlagen: Was gäbe das doch für ein schönes Duett zwischen einer Rose und einem Frosch!" An dem fertigen Libretto Scribes änderte Meyerbeer immerfort um. „Was für einen schönen ersten Akt haben Sic mir da in der „Afrikanerin" gemacht", meinte er z. B.. „nur möchte ich lieber am Schlüsse statt Les Turniers ein Konzil haben." Und Scribe machte das Konzil. Er machte sich überhaupt zum Sklaven seiner Komponisten und verzichtete gern auf die Schönheit seiner Verse, wenn sie sich nur gut in Musik setzen ließen. Eines Abends gab er auf seinem schönen Landsitz, den sich der Millionär von seinen Tantiemen gekauft hatte, eine eigcntüm»:che Erklärung des „Musika lischen". Er öffnete das Fenster über seinem weiten Garten, .zeigte gegen den Himmel und sagte zu seinen Freunden: ..Betrachtet diesen schönen Mond! Wenn ich nun anfingc, zu deklamieren: Komm, o Mond, und leg deine Hand auf mein Herze! — so würde euch das entsetzlich dumm vorkommen — wohlan denn, es ist dumm, aber sehr musikalisch!" O. K. Theater unL Konzerte. Leipzig, 26. Februar. Neues Theater. Zum andern Male gewann Engelbert Humperdincks Märlein von den Königs kindern Leben und Gestaltung und wurde oon dem übervollen Hause mit lebhaftem Beifall ausge nommen, an dem die neue Vertreterin oer Gänse hirtin einen guten Teil für sich in Anspruch nehmen durfte. Fräul. Merrem gab das Waldkind mit allem Charm in Aussehen und Auftreten, eine Er scheinung, an der alles und jedes sein abgetönt war zu rein gestimmter Harmonie. Die Naivttät der Hirtin im ersten Akte, wie die Weltoerlorenheit der Verstoßenen ,m letzten wußte die talentierte Künst. lerin anziehend und glaubhaft wiederzugeben Den musikalischen Teil gestaltete Fräul. Merrem mit minutiöser Feinheit aus. Ihre ausgezeichnete ge- sangliche Durchbildung in Berbindung mit scharfer Deklamation und deutlichster Aussprache des Texter verdiente unbedingteste Anerkennung, und die an sich auch die Zentralleitung mit Energie den Kampf gegen rechts aufnehmen will. Die parteioffiziclle „Sachs. Natl. Korr." sei gerade in dieser Beziehung ihrer preußischen Kollegin zur Nacheiferung lringend empfohlen. Aber mögen auch noch einige Brems versuche unternommen werden, die Dinge sind stärker als die Menschen, und die klare Er kenntnis Ler Situation wird sich nun wohl kaum ver sperren lassen: dafür werden allein die Konservttioen schon sorgen. Man sagt, Herr v. Heydebrand treibe aus einen Staats st reich los, wolle in den Stichwahlen die Libralen nach Möglichkeit aufreiben und so einen Reichstag mit heraufführen helfen, in dem die Sozialdemokratie dominiert. und der somit vom ersten Tage an leistungs unfähig wäre. Es kann immerhin sein, denn Herr o. Heydebrand gehört zu den kühlen Fanatikern, die nach vorgefaßten, bis ins einzelne überlegten Plänen zu handeln pflegen. An dem. was den Liberalen nun obliegt, würde, so wie wir die Lage anschauen, dadurch nichts wesentliches geändert. Auch ihnen gilt jetzt der Ruf: Klar zum Gefecht! Sie haben im Gegensatz zu den vom Materialismus zerfressenen Konservativen die Kultur des Deutschen Reiches und das ge l te nd e S ta a t sr e ch t zu verteidigen. Und bei solchem Stande der Dinge ist doch wohl auch für Len zaghaftesten Liberalismus die Stellung ge geben. Die Sühne kür Panspe. Am 16. Januar halte die Strafexpeoition des Landungskorps Ler deutschen Kriegsschiffe vor Ponape gegen die Dschokadsche-Leute mit der Er stürmung ihres befestigten Lagers auf der Dschokadsche Insel begonnen. Ein Teil von ihnen war in das Innere dieser Insel sowie oon Ponape geflüchtet. Das Landungskorps hat inzwischen seine Operationen fort gesetzt und die Ausständischen aus ihrer letzten festen Stellung vertrieben und vollständig zerstreut. Leider sind dabei auf deutscher Seite auch zwei Tapfere g e - fallen und mehrere verwundet worden. Mit der Erstürmung des letzten festen Lagers der Dschokadsche Leute dürste die Expedition im wesentlichen beendet sein. Der älteste Kommandant der vor Ponape versam melten Kriegsschiffe s„Emden", „Nürnberg", „Cor- moran", „Planet"), Fregattenkapitän Voller zarte, im Grunde genommen dem Fache der feineren Opernsoubrette zugewandte Stimme vermochte auch in den etwas ekstatisch gehobenen Momenten der Schlußszene sich in Schönyert und Volumen zu be haupten. Vielleicht tat hierzu auch die gestern noch um einige Linien verfeinerte Orchesterbehand lung ein übriges dazu. Die Vorstellung als Ganzes stand auf bedeutender Höhe und gewährte einen hohen künstlerischen Genuß von seltener Einheitlichkeit. Alle Faktoren griffen ineinander und ermöglichten somit, ganz in bayreuthischem Sinne, ein Gesamt kunstwerk in seiner Art. L. 8. Konzert oon Bern Eichholz. Die Koloratursängerin unserer Oper, Frl. Vera Eichholz, ist, wie dies ihr gestern nur mäßig besuchter Liederabend bewies, den Bühnenkünstlerinnen zuzuzählen, die auch im Konzertsaal mit Ehren bestehen. Zwar besticht sie nicht durch eine besonders große, tadellos geschulte Stimme — einige Töne wurden etwas spitz, andere wieder §u flach oder nicht weit vorn genug gebildet —, doch weiß sie durch eine durchgeistigte, fein pointierte, bis ins kleinste gut ausgearbeitete Vortragsweise, die besonders in ernster gehaltenen, sinnigen Liedern zu schönster Geltung kommt, die anderseits aber auch mit bestem Erfolg den Humor zum Ausdruck zu bringen vermag, vollstes Interesse zu wecken, Stimmung zu erzeugen und den Inhalt der einzelnen lhesänge ihren Zuhörern nahezubringen. Die schönsten Proben ihres Vortragstalemcs gab sie mit Hugo Wolfs „Nein, junger Herr" und „Du denkst mit einem Fädcken". Auch Pfitzners „Sonst" verdient noch ^sonders genannt zu werden. 'Roch mehr Größe der Stimme erfordert, um eine volle Wirkung zu er zielen, Weingartners „Liebcsfeier" und Smolians „Licbesfrühling". Eingangs sang Frl. Eichholz die Arie „Easta Diva" aus „Norma" von Bellini, deren Koloraturen wohl noch flüssiger und klarer gelungen wären, wenn die durch reichen, wohlverdienten Bei fall ausgezeichnete, oon Herrn Arthur Smolian aufs beste begleitete Künstlerin stimmlich noch besser disponiert gewesen. Wie wenig ein großer Teil unseres Publikums nur einigermaßen die ihnen dar gebotenen Leistungen zu beurteilen versteht, zeigte sich gestern dem mitwirkenden jungen portugiesischen Pianisten Herrn Hermani Torres gegenüber, der wie «in großer Künstler gefeiert ward und doch noch längst keiner ist. Nicht einmal technisch vermochte er seine Aufgabe in zufriedenstellender Weise zu lösen. Sauberkeit und Klarheit ließen sein Spiel besonders in Liszts 9. Rhapsodie vermissen, und infolge falschen Pedalgebrauchs schwamm viel ineinander. Noch mehr blieb nach feiten des Vortrags zu wünschen übrig, den er schon deshalb nicht wirkungsvoll genug zu gestalten vermag, weil ihm nur ein Piano und e i n ziemlich hart klingendes Forte zu lbebote steht. LNer Chopins As-Dur-Polonäse Opus 53 noch nicht kannte, bekam durch Herrn Torres, der sie ohne Schwung, sehr will kürlich im Tempo und rbythmisch verzerrt spielte, ein ganz falsches Bild. Uebcrhaupt wußte er den von Chopin und Brahms gewählten Stücken nur sehr wenig abzugewinnen Dem meisten stand er ziemlich in different gegenüber. Man hatte den Eindruck des thun, meldet telegraphisch aus Jap über die Fort setzung der Expedition: Am 24. Januar und an den folgenden Tagen wurde die auf der Dschokatsch-Spitze befindliche Be satzung durch Schüsse aus dem Busch beunruhigt. Hierbei wurde Obersignalgast Günther von der „Emden" schwer verwundet (Oberschenkel und Unter leib); am 27. Januar erlag er seinen Wunden. Durch Niederschlagen und Niederbrennen des Busches und Räumung der Farmen wurde Wiederholungen vorgebeugt. Die Besatzung auf der Dschokatschspitze der Fnsel bestand aus 2 Offizieren. 1 Deckoffizier, 38 Mann, auf der unteren Insel 1 Offizier, 1 Fähn rich, 34 Mann. Am 26. Januar wurde der Feind bei Naukiop in starker Stellung auf einem 360 Meter hohen Felsenabhang ange troffen. Er batte auf einem schmolbennestartig ge formten Bergvorfprung ein Steinhaus und Stein mauern mit Schießscharten errichtet, die gute Deckung boten. Nach hinten war diese Sellung durch eine 100 Meter hohe Felswand gedeckt. Ein Kamm weg führte zu einer Flanke der seind lichen Stellung eben unter der Mauer. Dic Landungskorps von „Nürnberg" und,, Cormoran" mit 60 Schwarzen umstellten im vollen Wirkungsbereich des feindlichen Feuers den unteren Bera. um die Flucht des Feindes zu verhindern. Den Fregatten kapitän Tägert ließ ich mit dem Landungskorps oon Emden und 85 Schwarzen den Feind auf dem Kammwcg angreifen. Die Stellung des Gegners wurde gestürmt. Der Feind floh auf den steilen Berggipfel und zerstreute sich. Eine Verfolgung war wegen einbrechender Dunkelheit und Terrainschwierigkeiten unmöglich. Die Haltung unserer Truppen war sehr gut. Die Verluste sind folgende: Leutnant z. S. Erhard vom „Cor moran" (Kopfschuß), Obermatrose Kneidl von der „Emden" (Kopfschuß) und ein Polizeisoldat tot; Obermatrose Pimpcrts (Kopfschuß), Ober matrosc Karl Meyer (Fleischschuß linker Unter schenke!), Matrose Agatyon (rechter Oberschenkels, drei schwarze Soldaten (von denen einer später ge storben) schwer verwundet; Obermatrose Geißler (Fleischschuß rechter Oberschenkels Boots mannsmaat Bieder (Streifschuß linker Fuß) leicht verwundet. Alle Verwundeten waren von Ler „Emden". Besonders haben sich ausgezeichnet Fregatten kapitän Tägert, Korvettenkapitän Siemens, Leutnant z. S. Erhard. Die beobachteten Ver luste beim Gegner waren vier Tote. Nach den Angaben Gefangener wurden Jrmaton und Ler Oberhäuptling von Tomara verwundet. Am 29. Januar habe ich verlegt „Cormoran" nach Metlanim, „Nürnberg" nach Ronkiti, um in der dortigen Gegend das Landungskorps auszuschifien und Angelernten, das ohne rechtes Verständnis herunter gespielt wurde. <1. II. Sunlt imü Mllenlckakt. 8- Zum Tode des Prof. Neuß wird uns noch aus Dresden geschrieben: Der hier verstorbene Pianist und Musikpädagog Eduard Reuß hat ein Alter von fast 60 Jahren erreicht. Er war ein Schüler Liszts, dessen Unterweisungen er viel verdankte, vor allem die kraftvolle, großzügige Art seines Klavierspic's, Las mehr auf Plastik und Wucht, als auf Zartheit ab zielte. Als Gatte der langjährigen Primadonna des Karlsruher Hoftheaters, Luise Reuß-Belce, übte er dort seine Lehrtätigkeit aus, siedelte dann aber nach Dresden über, wo er als Lehrer am Kgl. Konservatorium und Musikschriftstellcr tätig war. Auch als Redner über musikalische Zeitfragen hat er sich oft mit Erfolg betätigt. Er gehörte zu den In timen des Hauses Wahnfried und war vor allein für Siegfried Wagner ein getreuer Vorkämpfer und Helfer, da er die Klavierauszüge sämtlicher Opern des Erben von Bayreuth hergestellt hat. Reuß, der den Koburg-Gothaischen Professorentitel besaß, war ein vielseitig gebildeter Mann von scharfer Beobach tung und treffendem Witz, ein echter Lharakterkopf unter den Musikern. Roda Roda hatte für gestern einen „Lustigen Abend" «v,gesagt und sich durch Riesenporträts in seiner roten Weste an allen Ecken und Anschlagsäulen den Leipzigern zuvor nochmals in Erinnerung gc bracht. Er erzählte Schnurren und Witze, wie man sic von ihm kennt. War er nun nicht gut aufgelegt, war die getroffene Auswahl nicht gut oder nahm er selbst Lurch seine Heiterkeit das größte Stück des Erfolges für sich in Anspruch, kurz, Las meiste aus den älteren Simplizissimus-Jahrgängen zog und zündete nicht recht. Vielleicht mag das auch daran liegen, daß Roda Roda sich jetzt an seinen Vortragsabenden weniger — ungezwungen gibt. Freilich, die obli gate Zigarette konnte er sich auch gestern in dem voll besetzten, heißen Feurichsaalc nicht verkneifen. Er hat aber jetzt einen neuen Trick dabei: er witzelt über das moderne Benzin-Taschenfeuerzeug. Es fehlte wohl nicht viel, so hätten die anwesenden Herren ihre Taschenfeuerzeuge gleichfalls heroorgeholt und mit gleich innigem Behagen wie Roda Roda probiert. Dann hätte man mehr Lichtblitze sprühen sehen als ohnedies sprühten, denn Roda Rodas Geschichten waren daran nicht überreich. Auch die literarisierend.'. dozierende Einleitung, die er wohl Hermann Bahr abgeguckt hat, macht hierin keine Ausnahme. Sie steht ihm übrigens gar nicht mal so übel. Man sagt sich. Roda Rota wird lehrhaft, er kommt in die Jahre. Das stellte dann das Erwarten auf die folgenden Ge schickten und Witze richtig ein. Mit behaglicher Freude. Lem Reqenwetter draußen entronnen zu sein, frischten die sehr zahlreichen Zuhörer ihre Lektüre des Simplizissimus wieder einmal auf und zollten dem Erzähler dankbar Beifall Im Saale herrschte vorübergehend eine unerträgliche Tempe ratur. p
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