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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.02.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110217016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911021701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911021701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-17
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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Das am wer- veutMer Lelchstsg. 129. Sitzung. T. verliu, 16. Februar. (Priv.-Tel.) SllmmungsdUü. Seit gestern hat der Telegraph zwischen Berlin und Kiel gespielt und Konteradmiral Lanz, der die Bergungsarbeiten beim Untersee bootunglück leitete, hat dem Staatssekretär Aus kunft erteilt. Sie bestätigt erfreulicherweise ncckt das im Leipziger Tageblatt wiedergegebene Gerücht, wonach von privater Seite zwei Angebote für die Bergung von „v. 3" gemacht, aber nicht angenommen worden seien. Abg. Dr. Weber (Natl.), der die Sache vorgebracht hatte, dankte im Verlauf oer Sitzung für die prompte Erteilung der Auskunft. (Da uns die Mitteilungen über dieses Gerücht von durchaus glaubwürdiger und sachkundiger Seite zugegangen waren, und da das Gerücht in Kiel in sehr weiten Kreisen Glauben gefunden hatte, haben wir es für unsere publizistische Pflicht gehalten, jene Mitteilungen bekanntzugeben und um Aufklä rung darüber zu bitten, was an jenen Dingen sei. Der Abg. Dr. Weber hat dann in dankenswert:! Weise die Sache gegenüber dem Staatssekretär von Tirpitz im Reichstag zur Sprache gebracht. Herr v. Tirpitz Hal telegraphisch Erkundigungen ern- gezogen und deren Ergebnis umgehend dekanntge- geben. Wir begrüben diese Aufklärung mit Freuden und sind überzeugt, daß diese amtliche Mit teilung den Tatsachen in einer Werse entspricht, die alle weiteren Gerüchte über das be rührte Thema abschneidet. Wir freuen uns Lieser Mitteilung insbesondere aber auch deshalb, weit Lurch sie und durch die Bedeutung, die der Marine- sekretär sehr zu Recht der Angelegenheit beigcmessen hat, den in Frage kommenden Instanzen ein für allemal eingeprägt sein dürfte, das; bei einer solck-en Gelegenheit keinerlei Ressortpartikularismus Platze ist, sondern jede brauchbare Hilfe benutzt Len mutz. Red. des Leipziger Tageblattes.) Wie sind beim vierten Tage der Beratung. Haus ist zunächst reich an Besuchern. 311 Abgeoro- nete werden durch die namenrtiche Abstimmung über die sozialdemokratische Resolution als anwesend fest gestellt. Die Resolution will die Tarifverträge bei den Firmen, die Lieferungen für die Marine erhalten, und die Arbeiterausschüsse fordern. Außer den An tragstellern vereinigte sie auf sich die Botkspartei, die Poten und den größten Teil des Zentrums, wie der Wirtschaftlichen Bereinigung, mithin die über wiegende Mehrheit. Eine Mehrheit blieb auch für Resolutionen des Zentrums, die sich auf ähnliche Forderungen erstrecken, bestehen. Die Debatte ver treibt sich dann auf Personen und Gegenstände, di-r schon an den Borlagen behandelt worden sind. Abg. Struve läßt nicht locker; er hält nun einmal den Torpedodireltor Jsendahl in Wilhelmshaven für tadelnswert wegen der Behandlung der Arbeiter. Abg. Severing schlicht sich namens der Sozial demokratie an. Dieser letztere polemisiert auch gegen den Abg. Dr. Weber. Er, Severing, sei mehrere Wochen, nickt nur einige Tage, auf der Werst ge wesen. Auch Erzberger sei infolge seines Werft besuches vom Saulus zum Paulus geworden. Seve rins natürlich: Er ist klug und weise und ihn be trügt man nicht. Weber antwortet und betont seine volle Unabhängigkeit vom Reichsmarineamt. Richt so unabhängig seien die sozialdemokratischen Abgeordneten von gewissen Arbeitergruppen. Die Kleinigkeitskrämerei der Sozialdemokratie imvoniert o-m Abg. Dr. Weber nicht; ein paar Pfund Bronzr, oder ein alter zerbrochener Stuhl sind ihm nickt die Hauptsache. Er sieht auch das viele Treffliche, was, auch zum besten der Arbeiter, auf den Werften durch geführt ist, und er zieht aus seiner Praxis parla mentarischer Mitarbeit mit Recht die Folgerung, daß, wenn der Staatssekretär Anregungen erfüllt, die öffentliche Anerkennung pflichtgemäß ist, um den Staatssekretär auf diesen Lvegen zu erhalten und gegenüber etwaigen Widerständen ihm den Rücken zu stärken. Die Debatte zieht sich noch lange fort. Ein neuer Markstein wird dann durch Annahme einer Resolu tion gesetzt, die für das Jahr 1910 eine kauf männische Bilanz über die Werft Wil helmshaven fordert. Ter Wohlfahrtsverem in Wilhelmshaven und seine Verkaufsstellen, die den freien Gewerbetreibenden Konkurrenz machen, treten in einem späteren Abschnitt der Sitzung in den Vordergrund. Das gesprochene Wort wird durch Anschauungsunterricht unterstützt; der Volksparteiler Ahlhorn legt einige Päckchen Schokolade, Kakao, Zigarren usw. auf dem Tisch des Hauses nieder, die er mit einem Bekannten vom Wohlfahrtsverein ein gekauft hat, obwohl weder er noch der andere Mit glied des Vereins ist. Damit wird also bewiesen, Latz die Waren jedem Käufer zugänglich sind. Ahl horn, wie der nationalliberale Redner Sem ler denken bei Beurteilung der Sachlage hauptsächlich an die freien Gewerbetreibenden. Bebel sSoz.) versucht es, seinen prinzipiellen Standpunkt sauber cinzuhalten. Er stellt sich an die Rampe und spricht mit einer Stimme, die an Klarheit nichts zu wün schen übrig läßt, sowie mit voller geistiger Frische. Er greift in seine politischen Lehrjahre zurück: auch er stand einmal unter den Gefolgsleuten von Schultze- Delitzsch und gegen Lasalle. Heute würde Schultze- Delitzsch sich im Grabe umdrehen, wenn er diese Liberalen sehe, die seine Grundsätze nicht vertreten. Das wa/ ja recht wirkungsvoll, aber ohne eine Ver beugung vor den Gewerbetreibenden blieb es doch auch nicht. Auch Ledebour sSoz.) ergreift noch das Wort; Noske sSoz.) und Struve sDpt.) wechseln sich ab. Dann endlich ist der Marineetat er ledigt. — Morgen, Freitag, wird man sich über den Kiautschou-Etat unterhalten. Sltzunysberlcht. Am Bundesratstisch« Staatssekretär v. Trrpitz. Präsident Graf Schwerin-Üöwitz eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 18. Min. Mariueetat. Zunächst wird über die sozialdemokra tische Resolution bezüglich Mitwirkung der Ar beiterausschüsse bei Festsetzung der Arbeits und Lohnbedingungen usw. namentlich abgestimmt. Von 341 Abaeordneten stimmen 240 dafür und 101 dagegen. Die Resolution ist somit angenommen. Ebenso werden zwei Resolutionen des Zentrums, die die gleiche Materie betreffen, angenommen. Sodann wird die gestern abgebrochene Debatte über die Werstbetriebe fortgesetzt. Staatssekretär ». Tirpitz: Der Aba. Dr. Weber hat gestern gelegentlich dieses Kapitels eine Notiz des Leipziger Tageblattes zur Sprache gebracht. Ich hab« telegraphisch« Auskunft eingeholt. Da die tele graphische Antwort vielleicht allgemeines Interesse Hat, und zugleich «in« Antwort auf die Anfrage des Abg. Weber enthält, möchte ich sie verlesen. Admiral La nztelegrap hiert: An Notiz Leipziger Tageblatts kein wahres Wort. (Hört! hört!) Weder ist durch Privat firma oder Privatfirmen ein Angebot über Ber gung „17. 3" gestellt, noch sind Firmen am Orte oder sonstwo vorhanden, die ein Angebot stellen könnten, das der Hilfe d«r Marine oorzuziehen gewesen wäre. Das Ganze ist eine dreiste Er- sindung, auf die Leipziger Tageblatt reingefallen ist. Lanz, Kontreadmiral. (Hort! hört!) Abg. Struve (Fortschr. Vpt.): Die Buchführung auf den Werften funktioniert nicht überall nach Wunsch. Es ist darauf zu achten, das; Auswüchse bei zeiten verhindert werden. Das Zulagewesen der zur Werst kommandierten Offiziere ist dringend revisionsbedürftig. Den Arbeitern ist das Koalitionsrecht zu gewähren. Die Beschwerden über -en Torpedodirektor Jsendahl sind nicht unberechtigt. Es steht fest, Lag er bei der Arbciterbehandlung keine glückliche Hand gehabt hat. Das Vorgehen der Ar beiter war auch von höheren technischen Beamten unterstützt worden. Die nachträgliche Zurücknahme der Beschwerden beweist gar nichts; sie war auf Wunsch der Verwaltung erfolgt. Staatssekretär der Marine v. Tirpitz: Daß dem Oberwerftdirektor ein in gleichem Mage informierter Assistent als Stellvertreter zur Seite stehen mutz, ist s e l b st v e r st ä n d l i ch. Auch im Reichsmarine amt habe ich diese Einrichtung. Die Reise war not wendig, obwohl die Reisekosten möglichst herabgesetzt werden sollen. Die Organisierung der Arbeiterschaft wird von uns nicht verhindert. Erne Majorisierung der Arbeiter durch den sozialdemokratischen Metall- arbeiteroerband wollen wir aber verhindern. Der Vorgang zwischen dem Arbciterausjchuß und der Ober- werftdir.ektion in Wilhelmshaven hat vom Abg. Dr. Struve eine Bedeutung bekommen, die ihm nicht zu kommt. Die Zurücknahme des Protestes ist auf Wunsch der Arbeiterschaft selber er folgt. (Hört! hört! rechts.) Das geht ganz klar aus dem Wortlaut der Erklärung hervor. Auf Grund Lieser Erklärung wurde die Versetzung der Arbeiter zurückgenommen. Der Arbeiterausschuß sollte damit nicht herabgewürdigt, vielmehr gehoben werden. Da die Ausschüsse aus der Arbeiterschaft hervorgegangen sind, geben sie doch ihrer Stimmung Ausdruck. In dem von dem Abg. Struve berührten Einzelsalle brauchten wir eigentlich gar nichts zu tun. Die Ent scheidung war gefallen. In sämtlichen Marinewerften stehen Offiziere an der Spitze. Diese Anordnungen mutz ich in jeder Beziehung aufrechterhalten. (Sehr richtig! rechts.) Die Werften sind in erster Linie für die Mobilmachung bestimmt, dann zur Zu sammenfassung aller Kräfte für Reparaturen nach Schlachten. Das Militärische bleibt darin immer Las wichtigste. Auf den Krieg mutz die ganze Or ganisation der Werften zugeschnitten sein. lSehr richtig! rechts.) An der Spitze der einzelnen Ressorts stehen natürlich Techniker. Die Vorbildung der Werftoffiziere suchen wir nach jeder Richtung zu heben. Wenn nicht alles nach Wunsch war, so lag es an der rapiden Entwicklung der Marine, die einen häufigen Wechsel in Kommando st eilen nötig machte. Damit wird es aber bester werden. Die ictzigen Herren haben alle eine ganz spezielle Vor bildung bekommen, und besonders der Oberwerft direktor von Kiel, der fast ein Jahr lang zu diesem Zweck in einem besonderen Vorbereitungsdienst stand. In dieser Hinsicht bin ich also mit dem Vorredner vollständig einverstanden. lBravo!) Abg. Schirmer (Ztr.): Die Unterstützungs kassen der Werftarbeiter sollten zu Pensions kasten ausgebildet werden. Bei der ablehnenden Haltung der Regierungen gegen die Einbeziehung der Staatsarbeiter in die Aroeitskammern ist daran zu erinnern, Latz die Arbeitskammern vom Kaiser ge wünscht werden, dem großen Förderer gerade der Marine. Diesen Wunsch sollte die Marineoerwal- tung ihrem höchsten Herrn erfüllen. Das Koali- tions- und Petitionsrecht mutz auch den Technikern gewährt werden. Auch die süddeutschen Gewerbetreibenden mühten bei Vergebung von Ar beiten und Lieferungen für die Marine berücksichtigt werden. Abg. Severing (Soz.): Den anerkennenden Wor ten des Staatssekretärs und des Abg. Weber über den Kapitän Jsendahl können wir nicht zu stimmen, ebensowenig wie den über die dortigen Ar- beiterverhältniste. Die Behandlung der Arbeiter ist heimtückisch und hinterhältig. (Glocke. Vizepräsident Dr. Schultz: Ein« derartige Aus lassung ist unzulässig!) Geheimer Admiralitätsrat Harms: Die Löhne in den Staatsbetrieben sind höher als aus den Drioat- werften, außerdem sind sie verhältnismäßig schnel ler gestiegen, als die Lebensmittel- p r e i i e. Die Petition wird bewilligt. Die Titel Ersatzbeschaffung von Betriebsfahrzeugen der Werften und Instandhaltung der Schiffe werden zusammen beraten. Abg. Severing (Soz.): Ich habe mir die Verhält nisse in Kiel nicht täglich, sondern ganze Wochen an Ort und Stelle angesehen, und zwar auf meine, nicht auf Reichskosten. Die Marineverwaltung hat die letzten Jahre aus -em vollen geschöpft und Mil lionen verwirtschaftet, ohne ihre technischen Einrichtungen auf die Höhe zu bringen. Die allzu lange Arbeitszeit auf den Werften muß verkürzt wer den. Die sozialpolitischen Einrichtungen lasten eben falls zu wünsAn übrig. Ein Anlaß zur Zufrieden heit mit der Marineverwaltung ist nicht vorhanden. Der Verwaltung muß das gewiß klargestellt werden, darin stimmen uns weite bürgerliche Kreise bei. (Bei fall bei den Sozialdemokraten.) Abg. Dr. Weber (Rat!.): Ich bin dem Staatssekre tär dankbar, daß er den Fall des Leipziger Tage blattes aufgeklärt hat. Dieser Fall ist damit für uns abgetan. Ich halte es für zweckmäßig, den zu diesem Kapitel gestellten Antrag und die Resolution heute zur Abstimmung zu bringen. Nickt der Abg. Erz berger hat die Werften kritisiert, sondern ich. In teressant war mir, daß der Abg. Severing sechs Wochen di« Einrichtungen der Werften kontrolliert hat; wie hat er das fertiggebracht? Er konnte dort doch nur einen Spaziergang machen und als Schlaffer keinen Einblick in die kaufmännischen Arbeiten erhalt«». Wir sind nickt eingebildetaenug, daß wir alle Fehler und Mängel auf diesen Werften gesehen haben, aber ein Arbeiter, und als solcher kann der Abg. Severing nur dort tätig gewesen sein, kann dies nicht. Den kaufmännischen Betrieb können Sie nur unter richtiger Führung beurteilen. Wie kann ein Schlaffer beurteilen, ob ein Direktor seine Pflicht tut? Wir lassen uns keinesfalls durch die Herren von dem Ministerium beeinflussen. Wir sind jedenfalls unabhängiger diesen Ministern gegenüber als Sie (zu den Sozialdemokraten ge wendet) gegenüber gewissen Gruppen. Ich bin vom Staatssekretär usw. ganz unabhängig. Nicht Herr o. Tirpitz hat uns einacladen, sondern wir haben uns bei ihm zu Gaste geladen. Er hat sich mit mir in Verbindung gesetzt und uns zunächst eingeladen. Die kleinen Mißgriffe, die Sie erwähnt haben, find nicht wichtig genug, uns damit zu befassen. Auf 5 Kilogramm Bronze kommt es nicht an. (Wcdersoruch bei den Sozialdemokraten.) Das Altmaterial lohnt oft kaum das Geld, um es von der Werst abzufahren. Herr Severing hat entweder die Denkschrift des Abg. Struve nicht gelesen oder nicht verstanden. An die Spitze müßte gestellt werden: „Nicht nur Offi ziere und Ingenieure, sondern ein tüchtiger Mann, der kaufmännisch vorgebildet ist und den Rummel von unten auf kennen gelernt hat." Wir haben fest stellen können, daß die Einrichtungen auf der Werft in hygienischer Beziehung besser sind, als in einer großen Zahl der Prioatwerzten im Deut schen Reiche. Der A n d r a n g d e r A r b e i te r zu den Wersten ist La auch größer als in anderen Betrieben. Ich wünsche eine Hinzuziehung der Arbeilerausschüste, aber im Falle Jsendahl hat der Arbeiter ausschuß verjagt. Die Frage der Investierung der Magazine hat uns auch beschäftigt. Die In vestierung der Magazinerin Kiel ist außerordentlich gut, fast zu gut durchgeführt. Eine einzige Fälschung auf einem so großen Betriebe fällt wahrhaftig nicht ins Gewicht. Mir ist initgeteilt worden, Laß die Arbeiter sich an der Festlegung der Akkordsätze be teiligt haben. Im übrigen hätten wir uns mit der kaufmännischen Revision zu befassen gehabt, und wir sind dem Staatssekretär dankbar, das; er unsere Anregung befolgt hat. Ich kann nur wünschen, daß auch andere Restarts diesem Beispiel: folgen. Das Personal an leitender Stelle ist mindestens so gut wie das in anderen Betrieben. Der Abg. Severing hat sich bei seinem Besuch nur mit Kleinig keiten. wie den 5 Kilogramm Bronze, beschäftigt. (Heiterkeit.) Es sieht jedenfalls nicht so schlimm auf den Werften aus, wie es immer darqestcllt wird. (Lebhafte Bewegung links. Heiterkeit.) Abg. Severing (Soz.): Mit keiner Silbe habe ich die Informationsreise der Herren Erzbergcr, Weber und Nacken bekrittelt. (Widerspruch.) Herr Dr. Weber hat davon angefangen! (Lachen.) Den Vor wurf, daß ich mich ungenügend informiert hätte, muß ich zurückwcisen. Es handelt sich nicht, wie Herr Dr. Weber sagte, »um die Beseitigung von 5 Kilo Bronze oder alten Eisens, es muß vielmehr festgestellt werden, wie mit den Mitteln der Steuerzahler ge wirtschaftet wird, und wenn cs sich um 20 Pf. han delt. Im wesentlichen sind die Arbeitsbedingungen auf den Reichswerften um nichts besser als auf den Privatwersten. Insbesondere lassen die Versor gungsoorschriften zu wünschen übrig. Abg. Erzbergcr (Ztr.): Positive Vorschläge haben die Sozialdemokraten trotz der vielen schönen Reden nicht gemacht. (Lebhaftes Sehr richtig!) Wir haben für unsere Information ausbedunqen, daß wir auf eigene Kosten reisen und daß sämtliche Repräscntationsverpflichtungen wegfallen würden. Die Angriffe, die gegen die Werften erhoben worden sind, sind zum Teil tatsächlich nicht der Rede wert. Einzelne Ressorts arbeiten, wie ich selbst gesehen habe, geradezu musterhaft und besser als irgendein Privatbetrieb, den ich kenne. Wenn Sie wie bis her keine Anträge stellen, können Sie (zu den Sozial demokraten gewandt) den Beschlüssen des Hauses keinen Nachdruck verleihen. (Bravo im Zentrum.) Damit schließt die Debatte, und nach persönlichen Bemerkungen des Abg. Severing werden die ver bundenen Positionen bewilligt. Die folgenden Kapitel werden nach unerheblicher Debatte gleichfalls bewilligt. Bei dem Kapitel „Verschiedene Ausga ben" bemerkte Abg. Ahlhorn (Fortschr. Vpt.): Die Verkaufsstellen in den Werften, die man hier Wohl fahrtseinrichtungen nennt, erfüllen ihren Zweck nicht. Sie sind offene Läden, die dem Mittelstand Konkurrenz machen. Dabei sind die Lieferu,na§ß,die ser tbeschäste nicht e i n w a n b f?e i. Diesem Un fug muß ein Ende gemacht werden. (Bravo! links.) Staatssekretär v. Tirpitz: Mr-haben dem Wohl- fahrtsvcrein die Räume der Werft gekündigt. Wir geben ihm keine staatlichen Gelder und haben infolgedessen keinenEinflußauf seine Geschäfts führung. Abg. Dr. Semler (Natl.): Die Vereine dürfen die bestehenden Privatgeschäfte nickt unterbieten. Staatssekretär v. Tirpitz: Mit dieser Anregung bin ich durchaus einverstanden und bin auch danach verfahren. Abg. Ahlhorn (Fortschr. Vpt.): Die Antwort des Staatssekretärs kann nach verschiedenen Richtun gen nicht befriedigen. Geh. Admiralitätsrat Harms: Die Verwaltung hat keinen Einfluß auf die Konsumvereine. Zu Militärtarisen werden deren Waren nicht befördert. Abg. Bebel (Soz.): Wenn die Marineoerwal- tung für die Sache keine Gelder gibt, soll sie sich um diese Vereine auch nicht bekümmern; sie bekom men dann ohne Grund einen offiziellen Anstrich. Die Liberalen haben früher in solchen Dingen anders gedacht. (Sehr richtig! links.) Heute vertreten sie den rückständigsten Standpunkt des Kleinbetriebes. (Sehr richtig! bei den Soz., Unruhe links.) Die Marineverwaltung soll sich nicht in Dinge mischen, die sie garnichts angehen. (Bravo! b. d. Soz.) Nach nochmaligen Bemerkungen des Abg. Abl- horn wird der Rest der dauernden Ausgaben be willigt. Es folgen die einmaligen Ausgaben. Bei dem Titel „Neubau für das Reichs marineamt" bittet Abg. Dr. Pauli- Potsdam, möglichst günstige Submissionsbeding ungen zu erlassen, damit auch kleinere und mittlere Lieferanten bedacht werden können. Die einmaligen Ausgaben werden bewilligt, ebenso ohne Debatte der außerordentliche Etat und die Einnahmen. Die Petitionen werden dem Antrag« -er Kommission entsprechend, der Regierung als Material überwiesen. Zum Teil wird über sie zur Tagesordnung übergegangen. Eine Petition gegen die Beschränkung der Koa litionsfreiheit der Werfthilfstechni ker wird nach einem Anträge der Sozialdemokraten als Material überwiesen. Die Kommission hatte die Tagesordnung beantragt. Damit wurde die zweite Lesung des Marineetats beendet. Nächste Sitzung Freitag 1 Uhr. Auf der Tagesordnung steht der Etat für Kiautschau und der Iustizetat. Schluß um 3/^7 Uhr. Sus üen Reichstsgstmmmillianen. Die Bodgetkommisfion behandelte am Mittwoch dasOrdinarium Les Militäretat». Die Kapitel Adjutantur - Offi zier« und Offiziere in besonderen Stellungen, sowie Generalstab- und Landesvermessungswesen wurden ohne erhebliche Debatte genehmigt. Vom Kriegs ministerium wurde mitgeteilt, daß die Zahl der fehlenden Leutnants st «llen am 1. Oktober 1907 1005 betrug, am 1. Oktober 1910 604; es ist also ein Rückgang um 400 eingetreten. Den Veterinär» offizieren ist es gestattet, Prioatpraxis auszu üben. In bezug auf die E t a t s a u f st el l u n g er klärte Generalmajor Wandel, daß der Ansatz nach dem Durchschnitt der Vorjahre berechnet wird. Der Mehr bedarf für neubeförderie Offizier« wird dabei berück- fichtigt. Di« Militärverwaltung bemüht sich, den An. satz einzuhalten. Wieviel im Jahre üben, läßt sich bei der Etatsaufstellung nicht übersehen. Der von einer Seite gemacht« Vorschlag, eine feste Ziffer ein» zuführen, würde dazu führen, daß Offiziere, die üben wollen, ausgeschlossen werden müssen, und das ist im Interesse ter Heeresverwaltung nicht angängig. Der Kriegsminister bemerkt hierzu weiter, die Militärver waltung habe kein Interesse daran, eine Forderung zu machen, die nicht innegehalten werden könne. Mit dem Reichsschatzamt wird darüber in Verbindung ge treten. Eine freiwillige Hebung wird nur dann an genommen, wenn ein dienstliches Interesse vorlieqt. Di« Forderungen an die Offiziere des Beurlaubten standes werten immer größer. Den Ueberkchreitungen stehen viel« Ersparnisse bei anderen Titeln gegenüber. Ueber die Tätigkeit der B e z i r k s k o m m a n d o s teilte Generalmajor Wandel mit. daß das Personal der großen Bezirkskommandos, z. B. in Berlin, nicht in der Lage ist, die Arbeiten zu leisten, besonders im Mobilmachungsfall. Es mußten viele Aushilfen kommantiert werden. Die Militärverwaltung wird den Ausgleich zwischen weniger beschäftigten und den überlasteten Bezirkskommandos weiter verfolgen. Neben dem Bureaudienst haben die Mannschaften auch noch anderen Dienst, z. B. Kammerdienst, Exerzier- dienst. Zu einer längeren Erörterung gab die Versorgung der Militäranwärter Anlaß. Der Kriegs- minister erklärte, daß diese Frage der Heeresver waltung sehr am Herzen liegt. Die Aussichten liegen aber schlecht, da bereits Zivilanwärter eingestellt werden mußten wegen des Mangels an ge eigneten Militäranwärtern. Die Schwierigkeit liege darin, daß der Mann auch die Stelle -in-:, die ihm passe. Aus -er Kommission heraus wurde die gegenwärtige Art der Versorgung für ungenügend er klärt. Sie führe auch zu erheblichen Mängeln in unserem unteren und mittleren Beamtenpersonal. Von konservativer Seite wird die Ansicht ver treten, daß durch die Reform der Reichsversiche'ungs- gesetze neue Deamienstellunqen für Militäranwärter geschaffen werden können. Es könne nur von Vorteil kein, wenn staatserhaltende Elemente in diese Stellungen hineingelangten. Das Zentrum stellt einen Antrag, in dem es den Reichskanzler ersucht, in Erwägung darüber einzutreten, inwieweit Aende- rungen der Zivilversorgung der Militäranwärter möglich sind, und hierbei die Ansiedlung von Militär anwärtern zu prüfen. Der Kriegsmini st er hebt die Vorzüge der militärischen Gewöhnung und Eigen schaften der Militäranwärter für den Beamtenstand hervor. Ein fortschrittlicher Redner erkennt die guten Eigenschaften der Militäranwürter an. weist aber auf nachteilige Wirkungen anderer Art hin. Dem Grundgedanken des Zentrumsantrages stimmt er zu, bekämpft aber den Gedanken der Konservativen, po litische Momente in die Besetzung der Stellen bei so zialpolitischen Gesetzen hineinzutragen. Weiter verwahrt sich der Vertreter der Volks partei gegen zu weitgehende Inspektion uns Ein- mischungder Bezirkskommandos in pri vate und politische Angelegenheiten der Personen des Beurlaubtenstandcs, 'owohl der Offiziere als auch der Mannschaften. In gleichem Sinne äußert sich ein sozialdemokratischer Redner, be kämpft aber den Antrag des Zentrums als undurch führbar und für das Reich zu teuer. Der Kriegs- m i n i st e r erklärte, die Bezirkskommandos führen keine Listen über die politische Gesinnung der Mann schaften des Beurlaubtenstandes; nur dann werd« nachgeforscht, wenn es sich um eine BeförLerung handele. Der Verkehr der Bezirkskommandos dürfe nicht unter dem Mangel an Personal leiden, besonders nicht im Mobilmachungsfalle. Die jetzige Forderung stelle das allerdringendste Bedürfnis dar, um den Dienst aufrechterhalten zu können. Die Unteroffiziere setze die Heeresverwaltung nicht auf die Straße, ohne für sie zu sorgen. Diese Frage der Versorgung sei von großer nationaler Bedeutung. Die Ansiedelung der Unteroffiziere auf dem Lande sei be reits in Erwägung gezogen; gewisse Schwierigkeiten seien noch zu überwinden. Die Resolution des Zentrums wird angenommen. Die Heeresverwaltung ist, wie Generalmajor Wandel ausführt, bemüht, die Kommandos, soweit angängig, zu kürzen. Das Kommando zur Militärturnanstalt daure 5 Monate; der Lehrplan sei aber größer geworden, z. B. durch Fechten, Spiele der Mannschaften usw. Die Remontie rung erfolge in der reglementmäßigen Weise: zur zeit befinde man sich in einem UeberganqsstaLium. Die Berittenmachung der Leutnants der Feld artillerie sei lediglich eine Geldfrage, die jetzt nicht zu lösen sei. Die Maschinengewehrkompanien haben keine Reitpferde übrig, daher müssen die Offi ziere Pferdegelder bekommen. Auf Anfrage erklärt ein Vertreter des Kriegsministsriums, daß für M a r- burg kein neuer Uebungsplatz anoesckasft wird. Die Kapitel „Ingenieur- und Pionieroffiziere. Geldverpflegung ter Truppen und Naturalver pflegung" werden genehmigt. Beim Kapitel „Bekleidung und Aus rüstung der Truppen" wird von fortschrittlicher Seite Klage darüber geführt, daß ein umfangreicher Handel mit wenig gebrauchten und neuen militäri schen Bekleidungsstücken vor sich gehe. Der Kriegs- minister erklärt, er könne eine abschließende Aus kunft in dieser Frage noch nicht geben. Sehr oft wür den abgetragene Sachen aufgearbcitet und als neu für den Verkauf angeboten. Ueber den Verkauf von mili tärischen Bekleidungsstücken seien genaue Bestim mungen erlassen. Don nationalliberaler Seite wird betont, daß man bei Lieferungen nicht nur diejenigen Firmen berücksichtigen kokle, die als durch aus leistungsfähig gelten, auch kleineren Firmen solle man Entgegenkommen zeigen. Von fortschritt licher Seite wird dieser Wunsch unterstützt. General major Staabs erklärt, daß die Verdingungen nach den Anregungen der Budgetkommission erfolgen. Der niedrigste Preis werde dann gegeben, wenn er von einer zuverlässigen und leistungsfähigen Firma ge stellt ist, und wenn die Militärverwaltung von dieser allein den Bedarf decken könne. Klagen würden kommen, aber es sei erst ein Versuch. Zu weit könne darin bezüglich des Heruntergehens im Preise nicht gegangen werden, um nicht das Material zu schlecht werden zu lassen. Don Zentrumsseite wird das Verbot des Tragens von Extrauniformen zur Sprach« ge bracht. Der Kriegsminister erklärt, daß es dem Ermessen der einzelnen Iruvpenkommandeure überlassen ist, in dieser Frage Bestimmungen zu er lassen. Der bayrische Militärbevollmächtigte General leutnant Frhr. v. Gebsattel erklärt. Las Verbot beim 3. bayrischen Armeekorps sei ergangen, Der beste Milch-Flammeri wird mit MvFULFSFVRFF» bereitet. Man verwende 35 g auf '/, Liter Milch. Im Winter erwärme man den Milch flammeri wieder in der Schüssel und ser viere ihn mit geschmorten Birnen oder Feigen re. Der köstliche, nußartige Geschmack des Mondamin-Milchflammeri macht ihn zu einem Leibgericht, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Suchen Sie in den Mon damin-Paketen nach dem Rezept-Zettel! 6^«
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