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Bezugs-Preis iür L«p-c- »»» >üor»r« »«ch DÄt«r mü> Svrdu«re S»«l täalich «»Hau« -«bracht: SS -S, loaaU., r.7v^- »ierieltährl. vet unler» Fütalr» «. La. »atz»ep«2en «bg«h«l:: 7» H »»»«U., K^ÜL »^ertrljtbrl. Durch dt« Poft: LeuNchlaiw» und der deutschen Nolonien viercellthrc. it.»0 ^e, monatt. ID» aullchl. Postbeftellgeld. ferner i» Belgien Dänemark, den Doaausiaaten, Italirn, Luremdurg, Niederlande, Stor ni««:. Oeslerreich-Un-irr», Rußland, bqweden, Schweiz ». Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch die Sejchäfr-iielle de« Blatte» ertzättlich. Da« Leipziger Tageblatt erscheint 2 mal täglich, Sonn. u. Feiertag» nur morgen«. Lvonne. «nr-Lunahm«: ßlugustusplatz 8, der unseren Drägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briesrrägeru. iktnz«lvrr!aul»prei» der Morgen- au»gabe 10^, der »ibend usqabe .'s «ä. Redaktion und Seschaft-steLe: Zvhanntigass« 0. Fernsprecher: I4SVL I4St», l4t»4. Abend Ausgabe. WpMrr TllgcRaü Handelszeitung. Ämtsklatt des Aales und des Aolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis sßr Iuserat« «u« Lerpzig und ilmgebune di« kgetvaltene bl) rnni breite Petit,eil- 25 ^s, die 74 «m breit« Rekln mezeil« I van eulwärt« ill) Reklamen l.20 Inserate va» Behärbe» >» amtlich«: Dei: di« 74 mm breite Petttzeile 4U -V «eschäst-an,eigen mit Piatzvorschristen und i» der Sdendautaad« im Preise erhöht, öiadatt nach Tarn. Beilagegebühr L p. Dausen» exkl. Postgebühr. Festerteilt« Austräa« können mcht »urßck- gezogen werden. Für da« Erschein«« an bestimmten Dagra und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen. Annahme; Auguftutzplatz 8. bei sämtlichen Filialen u. allen Aniioncen- itzpeditionen de« In- und «utlande». Haupt-Siliale Vertin: llarl Duncker, Herzogl. Bahr. Hosbiich. Handlung Lützowstrase ll). (Lei-Phon Vl, Nr. 4M3). Haupt-Filiale Dresden: Sreslraße 4, l. (L«lephoii 4ü2t-. los. Ishrgsng Nr. SS /rettay, üen 2^. /evruar lSll. Die krsnMlche Msrineüebstte. In der französischen Kammer wurde, wie wir schon berichteten, am Donnerstag die Beratung über den Gesetzentwurf zum Bau zweier Panzerschiffe fort gesetzt. Der Marineminister konnte zunächst die Be hauptung Goudäs (geem. Soz.), die Modelle der Panzerschiffe „Jean Bart" und „Courbet" seien ver schwunden — die, nebenbei gesagt, einen Wert von einer Million haben — zurülkweisen. Die weitere Debatte stand unter dem Zeichen des Antrages des Sozialisten Sem bat, der die Forderung enthielt, die Panzerschiffe vorläufig nicht zu bauen und erst eine internationale Besprechung über Rüstungsein schränkungen herbeizuführen. Nachdem Pichon die sen Antrag kritisiert hatte, indem er ausführte, das Beispiel der übrigen Mächte lehre, daß Rüstungen die beste Friedensgarantie seien, bewilligte die Kammer die beiden Panzer. Im Verlaufe der Verhandlungen wurde lebhaft die Frage der Haager Friedens konferenz erörtert. Ein Antrag Dumonts hatte zur Folge, daß Frankreich dahin wirken wird, daß bei der nächsten Konferenz die Frage der gleichzeitigen Be schränkung der Rüstungen auf der Tagesordnung stehen wird. Ueber die Sitzung liegt folgender telegraphischer Bericht vor: Paris, 24. Februar. (Tel.) Nachdem die Kammer die Sitzung anläßlich des Todes des Kriegsministers aufgehoben und wieder ausgenommen hatte, fuhr sie mit der Beratung des Gesetzentwurfs betreffend den Bau zweier Panzerschiffe fort. Der Marineminister gab bekannt, der Marinepräfekt habe telegraphisch mitgeteilt, daß alle Schiffsmodelle von Wichtigkeit seien, die zum Bau des „Jean Bart" ge dient hätten und für zukünftige Schlfssbauten auf bewahrt worden seien. (Beifall.) Darauf wurde die Generaldiskussion geschloßen und der Antrag Sembat erörtert, den Bau der beiden Panzer zu verschieben, bis die internationale Be sprechung über die Einschränkung der Rüstungen, die Frankreich anzuregen haben würde, beendet seien. Pichon wies den Antrag Sembat zurück und erklärte, die Regierung würde sich mit sich selbst in Widerspruch setzen, wenn sie einer Verzögerung der dringenden Schiffsbauten zustimmen würde, die schon zu lange aufgeschoben worden seien. Der An trag Sembar könne unter den gegenwärtigen Um ständen zu keinem befriedigenden Resul tat führen; er sei sogar augenblicklich sehr gefähr lich. Während man hier diskutiere, würden die Mächte, die vor Frankreich schon einen beträcht lichen Vorsprung hätten, diesen Vorsprung, noch vergrößern und Frankreich noch mehr ins Hinter treffen bringen. (Verfall.) Pichon erinnerte daran, daß ähnliche Vorschläge schon seit 1899 vergeblich erörtert worden seien. Die Propaganda für das internationale Schiedsgericht könne im Lande fort gesetzt werden. Man möge doch sehen, was Eng land und die Bereinigten Staaten getan haben! Präsident Taft habe in dem Augenblicke, wo er einen Schiedsvertrag mit England vorgeschlagen habe, die Notwendigkeit betont, die Marine zu ner stärken. Auch für Frankreich liege die Hauptgarantie des Friedens in der StärkederMarine unddesHeeres. (Bei fall.) Nichts würde gefährlicher sein für Frankreich, als wenn es sich in dem Augenblick schwäche, wo sich ander« Mächte stärkten; das würde weder klug noch weile sein. Er beantragte, den Antrag Sembat a b - zu lehnen. (Lebhafter Beifall im Zentrum und auf der Linken.) Der Deputierte Sembat verteidigte seinen Antrag und warf Pichon vor, er messe den Haager Kon ferenzen zu wenig Wichtigkeit bei. Der Minister erwiderte hierauf, niemand wiße den Wert der Haager Konferenzen mehr zu schätzen und wünsche den Arbeiten mehr Erfolg als er- (Beifall.) Der erste Teil des Antrages Sembat, nach dem die Kam mer die Regierung auffordern soll, mit den aus wärtigen Mächten, namentlich mit England und Deutschland Besprechungen über gleich, .zeitige Beschränkungen der Rüstungen herbeizuführen, wurde von dem Minister des Auswärtigen mit der Begründung bekämpft, daß ein so gesagter Antrag eine Gefahr für das Land darstellen würde. Nachdem Pichon die Vertrauensfrage gestellt hatte, wurde der erste Teil mit 352 gegen 189 Stimmen a b - gelehnt. Die Abstimmung über den zweiten Teil des Antrages wurde hierdurch überflüssig. Charles Dumont stellt darauf einen Antrag, durch den er die Regierung ersucht, mit allen Kräften bei den befreundeten und verbündeten Mächten dahin zu wirken, daß auf der nächsten Haager Frie- denskonferenz die Frage der gleichzeiti- gen Beschränkung der Rüstungen auf die Tagesordnung gesetzt wird. Pichon erklärte, die Regierung verhalte sich diesem Antrag gegenüber durchaus nicht ablehnend, der nur die den französischen Delegierten für die Haager Friedens konferenz erteilten Weisungen bestätige und der Re gierung freie Hand in der Wahl des Zeitpunktes lasse. Der Antrag wurde angenommen und die Debatte auf heute vertagt. Oirelttoriumsktzung ües Ssnlslumües. Die am Donnerstag im Sitzungssaal des Hansa- bundes abgehaltene Sitzung des Direktoriums des Bundes war aus allen Teilen Deutschlands zahlreich besucht. Anwesend waren u. a. die Herren Crase in a n n - Hamburg, Landrat Roetger - Berlin, Ingenieur Albert H i r t h - Cannstatt, Obermeister « ch m i d t - Berlin, Geheimrat Vogel-Chemnitz, Geh. Baurat S ch r e y - Danzig, Ludwig Schäfer- Frankfurt a. M., Geheimrat Rav enö-Berlin, Obermeister R a h a r d t - Berlin, Geheimrat Gold berger-Berlin, Geh. Legationsrat Helfferich- Berlin, Architekt G e st r i ch - Berlin, Geheimrat Jacob-Berlin, Max F L rst e n b e r g - Berlin, Kommerzienrat Emil N u s ch-Ereiz, Dr. Köthner- Berlin. Die Tagesordnung begann mit der Begrüßung durch den Vorsitzenden im Präsidium des Bundes, Geh. Justiziar Prof. Dr. Rießer. der über die bisherige Tätigkeit und die Entwicklung des Hansa- bundes referierte. Es folgte dann der Geschäfts bericht. Zu diesem berichtete Oberbürgermeister Knobloch u. a. über die innere Einrichtung der Bundeszentrale und einige den Hansabund be treffende wirtschaftliche Fragen. Im Anschluß daran referierte Assessor Dr. Kleefeld u. ä. über die Organisation und die laufenden volkswirtschaftlichen Arbeiten des Hansabundes, wobei festgestellt wurde, daß der Hansabund im Berichtsjahr 1919 rund gegen 47 000 neue Mitglieder gewonnen hat. daß die Ausländsabteilung des Hansabundes sich in stetiger Der Maarhaf. 9) Don Max Geißler. Die dicke Trina saß mit der jungen Trina und dem Erddüwel beim Nachtessen. Sie waren gerade dabei, den gedämpften Kar toffeln die Pellen abzuziehen, und neben dem Feuer prutzelten noch leise dre Eier mit Schinken im Tiegel. Die suere Lake warf dem Erddüwel einen Blick zu und übergoß sich dann mit einer tiefen Röte — Sie schob ganz gegen ihre Gewohnheit der Witwe Holsten einen Schemel in die Nähe des Tisches. „Nawersch" sagte Bekka Holsten, „du weißt, ich sitz gern en büßchen warm. Und weil du da noch so'n schönes Feuer haft, so will ich mich gleich mal en büßchen an den Herd ran machen." Ihre Augen singen dann auch alsbald an, durch die Hütte zu laufen als so ein paar glitzernde Glas kugeln durch die Sonne „Nee, Nawersch". sagte Trina, „das mußt du nich tun, so herumgucken in allen Ecken, denn es is heute nich recht ordentlich bei uns. indem wir di« Bett stellen mit Ried gepolstert haben und die Strohsäckc ausgestopst; denn vor der Hochzeit is dazu nich recht Zeit gewesen ..." Aber die Falle hatte schon geschlagen! ,Z, sieh mal an, Renken, Jungvieh willst du ja woll auch bald haben?" Damit war Bekka Holsten auch schon an dem Hühnerkorbe, der in dem dunkelsten Winkel stand, besah ihn sich ein bißchen von rechts und besah ihn ein bißchen von links „Einen schönen Korb, und eine schöne Henn'f Und manchmal, weiht du, hab ich — als man zu sagen pflegt lichte Augenblicke — Oppstunns is dat. Un ich kann dich deshalb sagen: diese Henn' fitzt auf drei- undzwanzig Eiern!" „Richtig!" sagte die dicke Trina, „auf den Punkt dreiundzwanzig! Wo kommst du denn zu solcher Wissenschaft, Holsten?" „Siehst du, Renken, es is in diese Zeit eine rich tige Kartenschlägerin in mich; ich weiß auch: diese Henn is gestellt weiß gewesen als neuer Schnee, un sie i» so schwarz aeschüppert erst seitdem sie in dernen Schmutz hereingekommen is." Aber Trina Renken ließ sich nicht aus dem Gleich gewichte bringen. — . „Das wird sein", sagte sie und zog den Kartoffeln ruhevoll die Häute ab; doch unter ihrem Sitze fühlte sie ein Feuer brennen —: „Als die Henn' noch in das Ei gewesen is, da hat sie wohl mal welß ausge sehen, Holsten; aber seit sie Federn hat, ist sie immer weiß und schwarz gewesen." „Nee, nee, Trina; denn die hast du mit deinem Sot besmiert, daß deine Hehlerei nicht gleich osfenbar werden sollte. Un nu will ich dich mal was sagen" — damit nahm sie den Korb unter den Arm — „bleib du mal ruhig sitzen, Trina; denn du könntest dich schaden, wenn du dich ärgerst. Wenn du aber jetzt einen Skandal machst, so schick ich dich morgen den Schandorm in deine aute Stube und laß dich die Wohnung for ganz umsonst beziehen, in die sie haben vorher deinen Hinnerk ingestoche.r gehabt. Aber wenn du still bist, will ich dich derne Missetat noch einmal durch die Finger sehen. Du bist ein ganz miserablichtes Lumpengesindel, Trina Renken, un was die Bolten ist, die euch die Henn' in der Nacht herübergeschleppt hat, for die hab ich mich ein schönes Stuhlbein in die Ecke gestellt; damit will ich -hr mal den Buckel anstreichen ..." Die junge Trina schlug die Hände vor die Augen, als Bekka Holsten aus der Hütte schritt. Mit dem Korbe, über den sie ihre Schürze ge bunden hatte, kam sic zu Friech Lerz hinein und plätscherte ihre flinken klingenden Worte über ihn, als einen Quell aus dem Stein. Ehe Lerz den Fall recht mit ibr erwogen hatte, sprang sie zu einem Fenster, wischte den grauen Dunst schleier ab, der sich darübergeschlagen hatte, und sagte: „Ich bin gleich wieder da! Es kommt da eins über die Heide, von dem ich glaube, es ist die Bolten. Da will ich ihr doch gleich mal da» Evangelium von der Gluckhenn' unter freiem Himmel vorlesen! . . ." Es ist schon ganz schummerig gewesen. .. . So mußte das Licht in Bekka Holstens Augen leuchten, um in der grauen Gestalt wett drüben am Rande der sueren Lake Geffke Volten zu erkennen. Und es war ganz finster, al» Bekka Holstens Holz schuhe wieder vor dem Hause Lerzens trabten. . . . . „Erst en büßchen verpusten laß mich, Friech Lerz! Denn ich hab ihr doch arg verhauen mit einem Wichelstock, daß ihr da» Mausen vergehen muß bis in das ewige Leben? Was meinst du woll? Mit einem ganzen Sack voll Lügen hat sie mich abfüttern wollen? Ich hab aber zu ihr gesagt; Komm doch die aktiven Generäle Mitglieder des Ober- p Milche Nachrichten. Geheimer Oekonomierat Kasten ch. Das Mitglied der Ersten sächsischen Kammer, Gc Heimer Oekonomierat Hermann Ludolph Hennig Kasten auf Rosenberg bei Weischlitz, ist heute nacht nach längerer Krankheit im Alter von 68 Jahren g e - storbcn. Er wurde am 2. Juni 1842 in Schneeberg geboren, besuchte das dortige Progymnasium und ad solviette von 1850 bis 1859 das Realgymnasium zu Entwicklung befinde und dem Hansabund 687 wirt schaftliche Verbände angeschlossen seien. Hiernach wurden Satzungsangelegenheiten und verschiedene Len Bund betreffende Fragen behandelt. Die Handwerker- und Industriellen konferenz, die am Donnerstag im Hansabund begann, beschäftigte sich vor allem mit der Ab grenzung von Fabrik und Handwerk mit der Heran ziehung der Industrie zu den Kosten der Lehrlings ausbildung durch das Handwerk, und mit der ander weitigen Zusammensetzung der Parlamente zugunsten von Industrie und Handwerk. Die Beteiligung an der Konferenz ist aus allen Teilen Deutschlands er heblich. Haufe, das sah man: es war heute noch kein Lachen hindurchgeflogen. Geffke Bolten war nicht dabei. „Es ist gut, daß ihr noch nicht hinaus seid", sagte Bekka und stellte den Korb auf di« runden Flettsteinc, band die Bänder des Schleierhutes unter dem runden Kinn auf und sagte: „Wir müßen gleich mal einen kleinen Familienrat abhalten . . ." Weil sie Trina Renken und auch Friech Lerz die Geschichte von der Gluckhenne schon erzählt hatte, war sie ihr nun so geläufig, daß ihre Worte über den Tisch hinüberschnurrten wie Knöpfe, durch die man ein Streichholz gesteckt hat, und die nun tanzten wie die Firlchen. Mit einem — so drehten sich da ihrer tausend auf der Platte. Und Lür Bolten und seine junge Frau saßen drüben und mußten die Hände an den Rand des Tisches halten, damit ihnen keines der munteren Dinger daoonsprang. „Siehst du, Lür, un da sind nun erst drei Wochen vergangen — und die Alte sitzt schon wieder auf dem Stuhl, auf dem sie sich ihre Rücken ausdenkt! Es is richtig, und ich habe es dir nur noch nicht sagen wollen, Lür Bolten: deine Hühner legen nicht halb so viel als sie legen ... Du wirst gleich merken, was ich mit dieses dunkle Wort sagen will." Der Bauer hatte die Stirn gezogen; denn er hatte unter der Wucht der Anklagen, die sich gegen die alte Mutter richteten, starren Blickes vor sich hingeschaut. Dazu fühlte er, di« Augen seines Weibes richteten die Frage an ihn: „Was willst du tun. Lür Bolten?" Auf alles, was das Schicksal von ihm gewollt batte, hatte er eine Antwort gewußt: Er hatte den Weg fortgefunden aus seinem Hause, und er war auf einem anderen wieder zurückgekehrt. Er hatte di« Arbeit von neuem mit Freuden begonnen, und er hatte die Verwandten von dem Hofe fernzuhalten gewußt, die an seinen Erträgen nagten und unter seinen Mauern wühlten wie di« Ratten . . . Und nun hatte die Mutter unter den verschlagenen Zäunen hindurch ein Schlupfloch gefunden, durch das sie während der Nacht ihre heimlichen Gänge nahm! Eine Weile saßen die drei einander stumm gegenüber. Bekka Holsten erkannte, was in dem Bauer voraing. Er hatte in den letzten drei Wochen Zeit genug gehabt, über di« Dinge auf dem Moorhofe nach ¬ gleich mal en büßcyen mit nach rückwärts, Gesfke Bolten; denn ich habe mir gedacht: einen Wichelstock muß ich haben, um das Laster mal ordentlich weich zu slagen. Un dann hab ich ihr aus freien Stücken vorgelesen, was ich mir für einen Vers über die Sache gemacht hätte, und habe ihr dabei immer so sachte auf den Arm gehauen, daß sie einen kleinen Vorsmack kriegen sollte. Und wie sie dann dort war, wo sie sagte: die suere Lake hätte auch eine Henne auf dreiundzwanzig Eiern sitzen, nur daß der ihre schwarz und weiß geschüppert wäre, da hab' ich den Stock auf ihrer Achterseite tanzen lassen als Lütje Bickhusen auf das Schützenfest! „Halt still, Bolten, halt still", hab ich gesagt; „denn es is gut for dich und bester, als wenn dich das Gericht mang die Hände kriegt!" Es hat aber nich lange gedauert, da is der wichelne Stock bloß noch ein lüttjes Endchen lang ge wesen. Da hab ich sie noch ein büßchen mit meinem Holzschuh vertraktiert." Am nächsten Morgen war Bekka Holsten schon viel zeitiger aus dem Bett als die Sonne; denn die lag noch lange und lachte aus Wolken von schneeweißen Federn heraus, als die kleine Frau schon mit dem klingenden Morgenwinde über die Heide flog. Den Nestkorb hatte Bekka Holsten unter dem Arme. „Du solltest dich was schämen", lachte sie so im Gehen zur Sonne hinüber, „es is schon Glock fünf vorbei, un noch gar nich so spät um das Jahr, daß du so bettsläferig tust! Es is noch ein Berg Arbeit für dich auf den Feldern: zuerst liegen da noch die Kartoffeln, un der Hafer is noch ganz grün, un was der Torf is, der is auch noch nich richtig ausgedörrt. Und die Heide mußt du uns aufsließen; denn dis Immen wollen eine gute Herbsttracht haben. Also — raus aus den Federn und bezahl' deine Schulten!" In solch kleinem Morgengesprache mit der Sonne kam sie auch an dem Platze vorüber, an dem sie gestern ab«nd mit der alten Bolten „Polonäs" getanzt hatte. Und weil di« Erinnerung an ein« edle Tat den Menschen erhebt, so schritt Bekka Holsten durch das rauchende Gold der Frühe, als hätte sie selbst all diesen Glanz und Schimmer zu verbreiten, mit dem die Erde sich geschmückt hatte zum späten Erntetag. Bei Lür Bolten saßen sie am Tisch auf dem Flett und tranken Kaffee. Es war so still und noch so morgengran in dem Sultan». (Tel.) Laut Insor- Zum Geüschtms Meürlrlr Ballermanns Am 24. Februar sind hundert Jahre verflossen, da Friedrich Daniel Bassermann, der spä tere Abgeordnete zur Frankfurter Nationalversamm- luna und Unterstaatssekretär im Reichsministerium, in Mannheim geboren wurde. Friedrich Baßer - manns Leben ist mit dem Ringen der 48er Zeit nach einem einheitlichen Nationalstaat eng verknüpft. Im badischen Landtag machte er sich im Februar 1848 einen Namen durch seinen A n t r a g auf deutsche Nationalvertretung; im März desselben Jahres wurde er von der badischen Regierung als Vertrauensmann an den Bundestag nach Frankfurt geschickt, wo er am Vorparlament teilnahm. Ein bayerischer Wahlbezirk wählte ihn dann in die Pauls- kirche, in der er als gewandter Sprecher der Mittelpartei eine große Rolle spielte. Er sDä- sidierte hier dem Verfassungsausschutz und trat dann im August 1848 als Unter st aa'tssekretär des Innern ins Reichsministerium ein, in welcher Stel lung er, mit Ausnahme des kurzen Interregnums nach der Verwerfung des Malmöer Waffenstillstands, bis zum Mai 1849 blieb. Bekannt geworden ist Bassermann besonders durch seine Reise nach Berlin im Herbst 1848, bzw. durch den bei seiner Rückkehr in der Nationalversammlung über die dortigen Zu stände erstatteten Bericht, in dem er sich gegen die von den revolutionären Maßen terrorisierte preußische Nationalversammlung erklärt«. Baßermann gehörte zu denen, die immer auf eine Verständigung mit Preußen hindrängten, aber schließlich er kannte er im Erfurter Unionsparlament, in das er von einem rheinpreußischen Kreic gewählt worden war, daß seine Hoffnungen ihn trogen, und mißmutig zog er sich in sein« Vaterstadt zurück. Inzwischen hat sich ja, was ihm als Traum oorschwebte, ver wirklicht: Der Nationalstaat ist geschaffen. Um so mehr ziemt es dem heutigen Geschlecht, jener Man ner zu gedenken, die den Boden bereitet, auf dem in späteren Jahren die herrliche Frucht unseres Reiches reisen konnte. Dresden-Neustadt. 1860 bis 1862 studierte er Land wirtschaft in Jena, 1866 übernahm er das väterliche Rittergut Rctzenberg rm Vogtland. Kasten gehörte der konservativen Partei an, war langjähriges Mit glied Les Eisenbahnrates und Les Lanveskulturrales und wurde 1901 als Vertreter der Rittergutsbesitzer des vogtländischen Kreises in die sächsische Erste Ständekammer gewählt. Seit 1904 war er Mitglied der IV. Deputation Lieser Kammer. Er beteiligte sich eifrig an den Landtags Verhandlungen, ist aber schon während der letzten Landtagssession seltener in Dresden erschienen, da er wiederholt erkrankt war. Für die Landwirtschaft des Vogtlandes bedeutet sein Tod einen empfindlichen Verlust. Für das Oberpräsidium von Westfalen soll als Nachfolger des verstorbenen Freiherrn von der Recke neben dem Unterstaatssekretär Coels der Landeshauptmann der Provinz Westfalen Ham me r s ch m i d t für das Oberpräfidium von Westfalen in Aussicht genommen sein. Die römische Nationalfeier zur Erinnerung an die vor fünfzig Jahren vollendete Einigung Italiens wird sich in zwei Ab schnitten vollziehen; Ende März sollen ver schiedene Volksfeste stattfinden, denen in der zweiten Hälfte des April die mehr offi ziellen Veranstaltungen folgen sollen. Von aus wärtigen Staatshäuptern wird, soviel bis jetzt bekannt ist, nur Präsident Fallidres in Rom erwartet. Die Behauptung, daß der König von England seine Glückwünsche persönlich über bringen werde, ist, wie der „B.- L.-A." mitteilt, un zutreffend. Ende de» passiven Widerstandes in Triest. Triest, 24. Februar. (Tel.) Eine Versammlung von Vertrauensmännern aller Kategorien von Staatsangc stellten beschloß allen Kollegen die Einstellung der passiven Resistenz und die Wiederaufnahme des normalen Dienstes zu empfehlen. Diese dürfte heute bereits erfolgen. Zum Tode des französischen Kriegsministers. Paris, 24. Februar. (Telegramm.) Im Senat teilte gestern der Präsident das Hinscheiden Les Kriegsministers Brun mit, der aus voller Tätigkeit und mitten in angestrengter Arbeit für den unaus hörlichcn Fortschritt der Armee dahingerafft worden sei. Der Iustizminister schloß sich üen Worten des Präsidenten an. Darauf wurde die Sitzung zum Zeichen der Trauer aufgehoben. — Die Zeputiertenkammer beschloß, daß die Beisetzung des Kriegsministers auf Staats kosten erfolgen soll. Paris, 24. Februar. (Telegramm.! Br Land übernimmt bis zur Ernennung des Nachfolgers des Generals Brun das Amt des Kriegsministers. Diese Ernennung, für die Vriand besonders den General Delacroix ins Auge gefaßt haben soll, wird erst nach der Beisetzung Bruns, die Montag erfolgt, vor genommen werden. Als etwaige Nachfolger des Generals Brun werden u. a. noch genannt: der Gene ral z. D. Dalstein sowie Galieni und Chomer, kriegsrates. Die Reise des Saloniki, 24. Februar. mat'onen von amtlicher Stelle soll der Sultan Ende April an Bord eines Kriegsschiffes eintreffen. Er wird die Stadt und die sehenswertesten Moscheen