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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.02.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110221021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911022102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911022102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-21
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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M.S2. 10S. IM-SN-. daß der ander« Beschluß, die Ernennung eine, Statthalter, ans Lebenszeit dnrch den Kaiser auf Vorschlag de» Bundesrate, und da. Recht de, Bundesrates auf Absetzung des Statthalter«, wenn nicht eine gewisse Anzahl von Stimmen wider, spricht, von den verbiindeten Regierun-en angenom. men wird. Zentralberatuugsstrlle siir die Textilindustrie. Ls soll eine große Aktion zur Hebung und För derung der deutschen Textilindustrie in die Wege ge leitet werden, um sie aus dem Weltmärkte konkurrenz fähiger zu machen. Im Vordergründe steht u. a. di« Schaffung einer Zentralberatungs und Verjuchsstelle, die alle auf di« Textilbranche bezüglichen Fragen be handeln und entsprechende Anregungen an die In dustrie geben soll. Ls wird daraus gerechnet, das, zu dieser Zentralstelle auch aus Reichsmitteln entspre chende Beihilfen gewährt werden. Anträge hierzu werden im Lause der Beratung des Reichsetats ge stellt werden. Englische Kolonnen aus Neuguinea ermordrt? Ueber einen Ueberfall, dem auf der Insel Neu guinea eine englische Forschungsexpedition zum Opfer gefallen ist, berichtet der „Lok. Anz." aus Brisbane folgendes: Stanisorth Smith, der Administrator der öffentlichen Ländereien von Papua, zwei weihe Offiziere, zwölf eingeborene Po lizeimannschaften und vierzehn Träger haben Port Moresby am 18. November vorigen Jahres verlassen, um das Innere von Neuguinea zu erforschen. Seit dem 7. Dezember sind keine Nachrichten von ihnen eingelaufen. Infolge dessen hegt man die ernstesten Befürchtungen über ihr Schicksal. Sie sollen alle, mit Ausnahme zweier Eingeborener, die Goaribari erreicht haben, niedergemetzelt worden sein. Eine ausgesandte Hilfsabteilung wird gleich« falls vermißt. Eine amtliche Bestätigung dieser Nachricht liegt bis jetzt noch nicht vor. Kus Leipzig nnü Umgegend. Leipzig, 21. Februar. Wetterbericht der Köni^. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Boraussage für den 22. Februar 1911. Mäßige westliche Winde, heiter, kälter, meist trocken. Pöhlberg: Schwache Schneedecke bis Annaberg. Sturm aus Süd bis Lvest, Schneetiefe 40 Zentimeter. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, gute Schlittenbahn bis in die Täler hinab, starker an haltender Reif, großartiger Rauhfrost, Sturm aus Süd bis West. * Zum 7V. Geburtstage des Geh. Baurats, Stadtbaurata. D. Professor Dr. Jng. HugoLicht. In Len traulichen Wohnräumen des Hau,cs Keilstraße 1 wurden am heutigen Vor mittag dem ehemaligen städtischen Baudirektor und Stadtvaurat Professor Dr. Licht aus Anlaß seines 70. Geburtstages liebenswürdige Huldigungen in Hülle und Fülle zuteil und von den herzlichsten Glückwünschen begleitet. Bon Stunde zu Stunde häuften sich die Ehrungen für den Mann, der in großzügiger Auffassung seines Berufes sein verant- worlungsooUes Amt geführt und als ein Architekt von hoher künstlerischer Begabung große unvergäng liche Werre geschaffen. In Schriften und Telegrammen kamen Verehrung und Anerkennung für den ausge zeichneten Künstler zum Ausdruck, und sinnige Worte priesen die Taten Les kühnen, geistreichen Neuerers und phantajievollen Pfadfinders, der bescheiden und schlicht, wie immer sein Wesen sich offenbart, die ihm gewordenen freundlichen Auszeichnungen entgegen nahm. Eine blühende Ülklt erfüllte mit Maiblumen, Veilchen, Flieder und Azaleen den sonnenüber fluteten Raum. Allen voran sandte der Rat der Stadt Leipzig in Gemeinschaft mit sämtlichen Mitgliedern des Ratskollegiums dem lieben Kollegen, Lessen Tätigkeit im Ratskollegium in lebendigster Erinnerung steht, wie dem trefflichen Meister der Baukunst, dessen Ruhm unser stolzes Rathaus hinaus tragen wird in ferne Zeiten, zum heutigen Tage in dankbarer Verehrung herzlichen Glückwunsch und Gruß. Ihm folgte der Vorsteher des Stadtoer- o r d n e te n - K o l l e g r u m s Herr Bankdirektor crlint«r LssedlM. Justizrat Dr. Rothe, der dem verdienstvollen Lau- direttor und Stadtrat, dessen Kunst Lerpztg ange hört, den wärmsten Glückwunsch zum 70. Geourt»taae übermittelt«. „Cie haben" so sprach er es au», „wäh rend de» größten Teil» Ihres Lebens Ihre künstle rische Gestaltungskraft der Stadt Leipzig zur Ver fügung gestellt und hier Werke geschaffen, di« nicht nur die freudigste Anerkennung der Bürgerschaft ge bracht, sondern Ihren Namen aufs innigste mit der Stadtgeschichte verbunden haben." Auch der Magi strat der Stadt Trossen, deren Ehrenbürger der gefeierte Künstler aus Anlaß seiner der Stadt geleisteten uneigennützigen Dienste ist, fügte zu der Fülle der einlaufenden Telegramme und Glückwunsch schreiben ein herzliches Glückwunschtelegramm, wie auch der Sächsische Ingenieur- und Architektenverein sein Ehrenmitglied in einem längeren Schreiben besonders freudig und sinnig beglückwünschte. * Universitätsnachrichten. Seine Antrittsvor lesung über das Thema: „Die Sensibilität des Kör pers und ihre physiologijck)e Bedeutung" wird der ordentliche Professor der speziellen Pathologie und Therapie der Universität Leipzig und Direktor der medizinischen Klinik, Dr. med. Adolf von Str ii m - pell, königl. preuh. Geheimer Medizinalrat, am 25. Februar 1911 mittags 12 Uhr in der Aula der Universität öffentlich abhalten. * Jubiläum. Der Monteur Roben Theodor Deichsel in Leipzig-Lindenau begeht morgen das Jubiläum 25jähriger, ununterbrochener Tätigkeit in der Säge- und Holzbearbertunasmaschinenfabrik von E. Kießling L To. in Leipzig-Plagwitz, Sveißenselser Straß« 69/71. * Platzinufik. Am Mittwoch, den 22. Februar, findet die militärische Platzmusik vor der Dienstwoh nung des Garnisonältesten, Thomasring 2, durch das Trompeterkorps des Feldart.-Regts. Nr. 77 statt. Be ginn 11 Uhr 15 Min. oorm. Mufikvrogramm: 1) König-Friedrich-August-Marsch von A. Müller. 2) Festouvertüre von A. Lortzing. 3) Fantasie aus M. v. Webers ,L>beron" von Fr. Rosenkranz. „Die ser Kuh der ganzen Welt", Walzer von T. Ziehrer. 5) Vorspiel zum 3. Akt aus der Operette „Kunihild" von T. Kistler. 6) Kaiser-Friedrich-Marsch von T. Friedemann. * Melle-Postämter. Für die Zeit vom 4. bis einschließlich 13. März treten rm Städtischen Kauf hause und im Handelshofe Postanstalten in Wirk samkeit. * Der Führer durch das Meß- und Exxortmuster- lager des Exportverein» im Königreich wachsen für 1911 ist soeben erschienen. H)as praktische und hand liche Heft kommt an etwa 12 000 die Leipziger Messe besuchenden Einkäufer kostenlos zum Versand. Jedem Interessenten stellt der Exportverein, Leipzig, Königshaus, Markt 17, gern ein Exemplar zur Ver fügung. * 25. Berbandstag des Sächsischen Saftwirtsver bandes mit Jubiläumsausstellung für das Gastwirts gewerbe, die heimische Industrie und Kochkunst zu Döbeln 1911. Die Vorbereitungsarbeiten für den 25. Verbandstag des Sächsischen Gastwirtsverbandes, der im Juni 1911 in seiner Gründungsstadt Döbeln . stattfindet, schreiten rüstjg vorwärts. Besonders die Ausschüße sind jetzt rührig, die sich mit der Vorarbeit für die vom 10. bis 21. Juni Lauernde Jubiläums ausstellung zu befassen haben. Einladungen zur Be teiligung an der Ausstellung sind hinausgegangen, die Bestimmungen für die Ausstellung sind bekannt gegeben und ein Grundriß für die Ausstellung an gefertigt und den Interessenten zugestellt worden. Der Grundriß zeigt, daß die bevorstehende Jubiläums ausstellung an Umfang nahezu die Döbelner Ge werbe- und Industrieausstellung von 1893 (mit Ab rechnung der Maschinenhalle) erreichen wird. Die Ausstellungsräume werden 3600 Quadratmeter um fassen, wovon 2000 Quadratmeter auf die massive Exerzierhalle entfallen. Die Exerzierhalle wird durch einen Verbindungsgang mit einer zweiten Aus stellungshalle verbunden. Der dazwischen liegende Platz wird als freier Ausstellungsraum zu gärt nerischen Anlagen und durch das Hauptrestaurant mit Gartenrestaurant ausgenützt. Die bisherigen An meldungen von auswärtigen Ausstellern sind so zahl reich, daß von vornherein mit einem so großen Um fang der Ausstellung gerechnet werden mußte und auch die Vergrößerung einer Hatte vorgesehen ist. Mir der Ausstellung wird eine Lotterie verbunden, deren zahlreiche Gewinne den ausgestellten Waren ent nommen werden. Gegenwärtig ist auch ein aus einem Preisausschreiben und künstlerischen Wettbewerb her- vorgeganaenes Plakat in Arbeit, das als geschmack volle Reklame für den Gastwirtstag und die Aus stellung in allen Ortschaften unseres Sachsenlandes zum Aushang gelangen und dazu beitragen wird, daß Döbeln in den Iunitagen 1911 einen sehr starken Fremd«nbesuch haben wird. Kein anderer Ott dürfte sich ja auch wohl so vorzüglich für eine Ausstellung eignen, als gerade Döbeln, das, im Mittelpunkt Sachsen», inmitten der fruchtbarsten und wohl habendsten Gegend unseres Königreiche» und eines Kranze, von Städten gelegen ist und einen wichtigen Kreuzungspunkt mehrerer Eisenbahnlinien oildet. Anmeldungen zur Beschickung der Ausstellung werden noch entgegengenommen vom Brsttzenden de. Zentral ausschußes, Ernst Breitmann in Döbeln. Das Nähere geht aus den Anmeldedogcn hervor. * Deutscher Frauenbund. Mittwoch, den 22. Fe bruar abends pünktlich 8 Uhr, findet im Hotel de Pologne ein Vortrag von Fräulein Magdalene Fock«-Leipzig statt über: „Lebenskunde in der Mädchen-Fortbildungsschul e." * Ei» schwere, Automobilunglück hat sich in der vergangenen Nacht in der Eutritzscherstraße an der Ecke der Roscherstraße zugetragen. Dort kam von Eutritzsch her das Automobil des Fabrikanten Stern, in dem sich der Parteisekretär der Frei sinnigen Volkspartei Hoffmann aus der Bayrischen Straße befand. Kurz vor der Ecke der Roscherstraße kreuzte ein jedenfalls schwerhöriger Straßenbahnangestellter die Straße und überhörte die Warnungssionale des Autos. So war der Füh rer des Autos gezwungen, um den Mann nicht zu überfahren, mitten in der Fahrt ganz scharf zu bremsen. Durch dieses schnelle Bremsen drehte sich das Automobil auf der Stelle im Kreise und stürzte dann um. Herr Hoffmann wurde herausgeschleu- dert auf die Bordkante des Straßenpflasters und erlitt mehrere Rippenbrüche. Er wurde schwer verletzt in feine Wohnung in der Bayerschen Straße gebracht. Durch den nicht mehr zu vermeidenden Anprall wurde auch der Straßenbahner zu Boden ge worfen und ebenso der Chauffeur. Beide erlitten aber nur unwesentliche Hautabschür fungen. Der Kraftwagen wurde stark beschädigt und muhte außer Betrieb gesetzt werden. * Eislieferung au Produktenhändler mit Flaschen- bierverkauf. Der Brauereiverein Leipzig hat sich nach längeren Unterhandlungen mit der Schutzgemeinschast der Handel- und Gewerbetreibenden Leipzig-Ostvor- stadt bereiterklärt, daß von den Mitgliedern der Be zirksgruppe Leipzig während der warmen Jahres zeit, wenn der vorhergegangene Winter ein eisreicher war, an die Produktenhändler mit Flaschenbierverkauf das notwendige Eis kostenlos geliefert werde. * General-Appell ehemaliger 12. Husaren. Am 25. Juni d. I. findet m der ehemaligen Stabs- und Stammgarniion Mer je bürg ein General - Appell ehem. 12. Husaren sowie der Angehörigen des 2. Re- seroe-Husaren-Regiments von 1870/71 statt. Um die Erinnerung an die Zeit des Zusammenseins bei dem Regiment wieder wachzurufen, werden die ehemaligen Kameraden des Regimcnrs, die Herren Offiziere, Be amten, Unteroffiziere und Mannschaften herzlichst ein geladen, an die>er Feier teilzunehmen. Alle ehemali gen 12. Husaren, welche keinem der Regimentsvereine in Berlin, Halle, Magdeburg, Merseburg, Weißenfels und Torgau angehören, also von diesen Vereinen nicht zu erreichen sind, werden gebeten, ihre Adressen an Kamerad Otto Hurgbold in Merseburg, Lauchstedter Straße 36, behufs Zusendung -er beson deren Festordnung einzusenden. * ' Der Schreberverei» „Hauschild", Leipzig-Goh lis feierte am Sonnabend im Schloß Drachenfcls sein 27. Stiftungsfest durch einen Ballabend mit vorauf- aehendem Konzertteil. Das Musikkorps des Kgl. Sächsischen 7. Infanterie-Regiments „König Georg" Rr. 106 leitete den Abend durch mehrere Konzertstücke ein, dann trug Fräulein Käthe Kunze einen von ihr selbst gedichteten Prolog vor, der, ausgehend von dem Margarctentag, dann in sinniger Weise auf die Bestrebungen des Vereins übergehend, die Mitglieder uufforderte, weiter an dem Werk mitzuarbeiten zum Segen und Heile der Kinder, denen die ganze Arbeit gilt. Der Vorsitzende Fahr begrüßte die Mit glieder und Gäste und gab in kurzen Zügen einen Rückblick auf das vergangene Jahr, das dem Verein durch den plötzlichen Tod des Vorsitzenden Engler einen schier unersetzlichen Verlust gebracht habe. Jetzt heiße es aber, nicht in -er Trauer zu verzagen, son dern rüstig des Toten Werk fortzusctzen und zu voll enden, dann erst wird man ihm die Ehre erweisen können, die er sich durch sein unermüdliches Wirken verdient habe. Während des Balles sang noch die Sängerabteilung unter Leitung ihres Dirigenten Lehrer Schwarz verschiedene Männerchöre, die mit viel Liebe zur Sache und gutem Können vorgetragen sie durch den frühen Tau hinüberführtc nach dem Moorhoie. Wie eine, die stumm geworden ist vor einem Wunder, zog sie in das Grau des erwachenden Tages und sagte ingrimmig: „Wir zwei reden schon noch miteinander, Holsten!" „Das rst gar nich so nötig als du meinst, Bolten; denn du halt eigentlich gar nichts meZr zu reden, du hast bloß noch zu parieren; wir müßen nun ein mal endlich eine richtige Menschlichkeit von dir er hoffen." Früh um Sonnenaufgang lief Bekka Holsten schon, das Geld anzuschciffen, was ihr noch fehlte. Nicht lange, so purrte sie wieder bei Friech Lerz ins Haus. Und wie sic kaum Las Feuer auf dem Herde angeblasen hatte, rückte sie schon mit einem neuen Vorschläge heraus. Lerz sollte an Lütje Bickhusen einen Brief schrei ben. Und sie wollte ihn diktieren; denn allzufein dürste er für den Jabrmarktsbauer nicht werden, sonst könnte der ihn nicht verstehen. Sie tranken den Morgenkaffee, und wie sie die Arbeit um das Vieh miteinander getan hatten, ging Lerz ans Schreiben. Hier ist der Brief: , „Die Witwe Holsten hat diesen Brief ausgesetzt, nicht Friech Lerz, der ihn für mich bloß geschrieben hat. Der kann gar nichts dafür. Lütfe Bickhusen, wenn Du noch mal um die Deern gehst, wie der Fuchs um das Huhn, soll Dich der'Hund beißen! Das mußt Du Dir merken. Die Witwe Bolten hat ausgespielt, und der Bauer ist Lür. Das sag ich Dir, weil Du wißen mußt: bei Aleit Holsten ist für Dich von Stund an nichts mehr zu holen. Morgen werden sie aufaehangen als Brautleute in den schwarzen Kasten. Es ist eine Niederträchtig keit von Dir, daß Du dazwischen gekegelt hast, wo Du Loch gewußt hast, wie es steht, und daß ich die Deern nich für Dich Hergeholt habe. Nun mußt Du denken, sie rst eine bloße Erscheinung gewesen für Dich. Wenn Du aber mit der Witwe Holsten judizieren willst, so sollst Du mal kommen? Ich i bin «ine, der das Maul wegläuft. Und die Aleit laß man nun in Ruh, das will ich Dir sagen? So n holprigen Engel brauchen wir nich. und wir haben einen, dem Du nich wert bist, die Schuh riemen zu löjen, wenn er welche anhätte. Du kannst » nach die Stadt gehen und pflastertreten; denn zu s was anderem bist Du nich nütz«; da wirst Du ja wohl solche Mamselljcs finden, die Dir anstehen. Für uns ist solch ein schlenkerbciniger Bauer zu flecht als Du einer bist. Womit Dich grüßt Bekka Holsten." (Fortsetzung folgt.) Ausstellungen im öuchgemerde-Muleum. Wenn ich erst kurz vor Torschluß auf die Kollektiv- Ausstellung von Erich Gruner-Leipzig zu sprechen komme, so geschieh: cs nicht ganz ohne Absicht; denn der eckte Ausstellungsort des Plalatkünstlers ist die Straße. Hier an der Plakatsäule unter den anderen Affichen muß das Plakat des Künstlers seine Pflicht in einer künstlerischen Form erfüllen. Hier cmpfrndcn wir zwischen der Menge Gleichgültigen, ob es gelungen ist. Die Ecjamlausstellung eines einzelnen Plakatkünstlers dagegen macht uns leicht ungerecht, man entdeckt zu schnell, daß fein Instrument nur wenige Töne besitzt, die er geschickt auszunutzen versteht. Außerdem hat sich ja Gruner viel mit Plaka ten moderner Waren- und Geschäftshäuser besaßt, wir sehen seine Plakate und Anzeigen täglich an Anschlag säulen und in den Tageszeitungen. Wir kennen ihn längst als einen gewandten Zeichner, der di« Kunst der Flächenfüllung beherrscht, und der mit gutem Ge schmack sein sicher nicht zu großes Talent zu nutzen ver steht. Das yauptzeichen seiner Kunst ist, ich wieder hole cs gern, Geschmack und Sinn für Flächenfüllung und Raumteilung, aerinaer ist seine Erfindungsgabe, sein Farbensinn. Die Ausstellung erweist ihn als einen gefälligen Künstler, der auch Gefühl für orna mentalen Buchschmuck und Buchfchrijt besitzt, der, wie bisher, sichcr in Len Grenzen semer Begabung bleiben. Als seine gelungensten Arbeiten erscheinen mir das Plakat für die «chaufensterkonkurrenz und seine Plakate für Ury Gebrüder und A. Polick. Im oberen Stockwerk werden uns moderne Buch- signete voraeführt, und wer sich genügend Zeit nimmt, diese kleinen Zeichen von Verlagsfirmen und Zeitschriften zu studieren, dem wird die Kleinkunst sicher Freude bereiten. Vor allem unser« jungen Künstler von der Akademie sollten die Signete be trachten: denn von hier au» geht der rechte Weg zur guten Kunst der Exlibris, die wirklich Bücher- und Bidlrothekzeichen bedeuten sollen, nicht Tauschobjekte für Sammler. Die Mehrzahl unserer Exlibriskünstler wie Greiner, H. Vogeler, Heroux, Kolb u. a. m. ver fertigen schöne Zeichnungen oder Radierungen mit mehr oder weniger geschmackvollen Beziehungen zwi schen dem Beruf des Buchbesitzers und seinen Büchern, aber auf die Bestimmung des Exlibris, als Besitz siegel und gleichzeitigen Schmuck des Vorsatzblattes, wird nicht Rücksicht genommen. Es wird nicht Rück sicht genommen, daß die Bedeutung eines Exlibris ferner darin beruht, daß es gleichmäßig rn allen Büchern des Besitzers wiederkehren muß, um als Merkzeichen für die bestimmte Bibliothek zu dienen. Man kann Radierungen mit seiner Linienzeichnung ä la Vogeler nicht in Reklam- oder Gäschenbände (und wie viele dieser guten Bücher enthält heutzutage jede Bücherei) kleben, zartempfundene Müdchcnaestal- icn mit Leier und Rosen nicht in wissenschaftliche Folianten. Auch passen die Radierungen und Zeich nungen nicht für jedes Vorsatzpapier. Ein klares, ge schmackvolles Signet, auf verschiedenfarbige Papiere gedruckt, erfüllt am besten Len Zweck, wie uns ja das Verlegersignet auf Len ersten Blick den Stammbaum eines Büches verraten soll. In Len unteren Schaukästen desselben Saales lie gen Bucheinbände von P. Kersten. Mit großer Freude betrachtet man diese feinen Hüllen unserer stillen Freunde und bedauert nur, daß dies Gewand Feiertaaskleid für wenige Bücher im B.sitz Wohlhabender bleibt. Auch Kerstens Kunst ist am schwächsten, wenn es gilt, Verlegerbändc zu ent werfen, und von hier aus allein kann die Gesundung kommen. Der billige geschmackvolle Verlagscinband bleib, nun einmal für den gewöhnlichen Sterblich.» das Ideal, und dieser ist um zehn Pferdelängen in der Entwickelung zurückgeblieben. Verleger wie Reklam. Max Hesse, Totta (man betrachte die scheuß lichen Einbände von der Schiller, und Goethe-Jubi läumsausgabe), F. Hirth sselbst der Einband eines Kunftbuche» wie „Sehen und Erkennen" ist schlimm) sollten hierzu den Künstlern Aufgaben stellen und von dem Prinzip billig und schlecht zu billig und gut über gehen. > Bei der Betrachtung -er geschmackvollen Einbände Kerstens mit Kleisterpapiercn kommen solche Gedan ken; denn das konnte und kann man bei guten Buch bindern haben, warum können die Verleger das nickt ausführen? Mögen di« gutgel«it«ten Ausstellungen im Buch gewerbe-Museum auch in mir stets nur Wünsche an- Vlrnswg, 2l. xrvrunr lSll. wurden. Hierbei machten sich die Solisten Rudolf und Rex besonders verdient. Das Fest verlief so in bester Harmonie. * Vezirk,lehrerveretn Leipzig-Laad. Wie im Bor jahre, war auch die diesjährige Februarsitzuna der belehrenden Unterhaltung und der Geselligkett ge widmet. Zahlreich waren die Mitglieder, deren An gehörige und Gäste versammelt. Herr Lehrer Denecke - Schönefeld bor Proben aus Fritz Reuters Werken, die er in heimatlicher Mundart vortrua. Hierauf führte Herr Lehrer Neishauer-Leipzig selbstgesammelte Lichtbilder in l^stündigem Vor trage vor, zeigte dadurch die Schönheiten der oft ver achteten Leipziger Landschaft im Wechsel der vier Jahreszeiten und erweckte das Interesse an der heimatlichen Gegend und Wanderlust. * Im Turnlehrerverein zu Leipzig wurde in der am Donnerstag im Thüringer Hof abgehaltenen Mo natsversammlung an erster St'lle über Angelegen heiten des Haftpflichrschutzes verhandelt. Daran fugte sich eine eingehende Besprechung über die sachgemäße Einordnung der beiden Turnstuirden in den Wochen lehrplan, wobei betont wurde, daß es im Interesse des körperlichen Gedeihens der Jugend unumgänglich ist, die beiden Uebungszeiten auf die beiden Wochen hälften zu verteilen und daß ein Festlegcn auf zwei hintereinanderfolgende Tage zu vermeiden sei. * Das vom Sturme geraubte Frühstück. Welch un- galanter, schadenfroher Geselle der dieser Tage herr schende Sturm war, mußte gestern vormittag gegen 8 Uhr in der Nähe des Blücherplatzes eine lunge Dame erfahren. Auf dem Wege nach der Stätte ihrer geschäftlichen Tätigkeit begriffen, wehrte sie sich, mit beiden Händen krampfhaft ihren etwas umfang reichen Hut festhaltend, energisch gegen die An griffe des orkanartigen Sturmes. Plötzlich bemäch tigte sich dieser ihres am Arme hängenden Hand- tcstchchens und entführte diesem ein in Papier ein geschlagenes Paketchen. Hoch in den Lüften löste es sich aus, und sein Inhalt — eine mit Wurst belegte Frühstückssemmel, fiel auf den Promenadenweg, Lott im Schmutze lustig weiterrollend. Resigniert, doch empört über das schadenfrohe Gelächter der Passan ten, setzte die ihres Frühstücks so jäh Beraubte den Kamps gegen das rücksichtslose, stürmische Element mutig fort. * Diebesgesellschaft. Kürzlich waren aus einem Geschäftslokale in '^«r Ost Vorstadt unter er schwerenden Umständen 4 Einhundertmark scheine und noch andere Gegenstände gestohlen worden. Wegen dringenden Verdachts, diesen sowie noch eine Reihe anderer Einbruchsdiebstähle verübt zu haben, wurden von der Kriminalpolizei ein« 27 Jahr« alter Arbeiter aus Querfurt, ein 19 Jahre alter Arbeiter aus Lindenau und eine 31 Jahre alte Frauensperson verhaftet. Beide Arbeiter find schon rückfällige Diebe, und die Frauensperson steht ebenfalls in schlechtem Rufe. Am Morgen nach dem Einbruch ist der ersterwähnte Ar beiter im Besitze der vier Einhundettmarkscheine ge sehen worden und hat mit den beiden andern Per sonen Leipzig auf zehn Tage verlassen, bis das Geld vergeudet war. Als sie jetzt zurückkamen, wurden sie dingfest gemacht. * Verhaftungen. Kürzlich wurde aus einer Woh nung in der Kuchengattenstraße ein« Kassette mtt Sparbüchern gestohlen. Den Diebstahl dürfte ein schon vielfach bestrafter Kutscher aus Zwickau verübt haben, der erst am 8. Februar aus dem Zuchthaus« entlasten ist. Er wurde gestern bei einem Betrugs versuche festgenommen und dabei wurde in seinem Besitze eines der gestohlenen Sparbücher sowie ein Portemonnaie und eine Kontrollmarke, die aus dem Diebstahl herstammen, gefunden. Der alte Spitzbube will die Gegenstände von dem großen Unbekannten bekommen haben. — Auf Ersuchen der Staatsanwaltschaft in Elberfeld wurde hier ein 25 Jahr« alter Hand lungsgehilfe aus L.-Anger-Trotte n- dorf wegen Betruges verhaftet. — In einem Warenhause in der Windmühlen st raße wurden zwei hier wohnhafte verheiratete Frauen beim Diebstahl von Gegenständen abgefaßt und der Polizei übergeben. Diese ermittelte, daß außer den Abgefaßten noch zwei weitere Frauen an den Diebstählen beteiligt waren. Bei vorgenommenen Haussuchungen wurden eine Anzahl gestohlener Gegenstände gefunden. Alle vier Frauen wurden wegen Diebstahls zur Verantwortung gezogen. — Eft: 16 Jahre alter Handlungslehrling, der sich in unsittlicher Weise an Kindern verging, wurde in Haft genommen. * Abgafaßter Kassettendieb. Im Juli 1908 wur den aus einer Wohnung in der Rath ausst raße in L.-Reudnitz eine eiserne Kassette, enthaltend Zinsscheine zu 7000 -K Wertpapieren, sowie ein Spar kastenbuch mit 1000 Einlage gestohlen. In einem hiesigen Bankgeschäft wurde vorgestern ein 30 Jahre regen, durch ihre Musterbeispiele nach dem, was jein sollte, anregend sind sie immer. Nur sollten diese An regungen auch benutzt werden, um für den Alltag Frucht zu tragen. Or. Robert Oorvoxb. Kan; Llftts „Orpheus". Auf dem Programm des nächsten Gewandhaus konzertes steht Liszts sinfonische Dichtung „Or pheus". Dieses Werk gibt nicht eine Darstellung der Vorgänge bei der Zurückweisung der Eurydcce aus der Unterwelt, sondern ist ein Stimmungsbild großen Stils und von typischer Bedeutung. Liszt wurde dazu bei der Einstudierung des Gluckschen ^Orpheus" für die Weimarische Hofoper Anfang des Jahres 1851 angeregt. „Es ward Labei", berichtet er im Vorwort zur Partitur, „das Andenken an eine ctrurischc Vase in der Sammlung des Louvre in uns wieder lebendig, auf welcher jener erste Dichter- Mufiker dargestellt ist, mit dem mystischen, königlichen Reif um die Schläfe, von einem sternbesäten Mantel umwallt, die Lippen zu göttlichen Worten und Ge sängen geöffnet, und mit mächtigem Grift der fein geformten, schlanken Finger die Saiten der Lyra schlagend... Entzückt lauscht die Natur, besiegt ver stummen die ersten Triebe der Menschen... Heute wie ehemals und immer ist es Orpheus, ist es die Kunst, welche ihre melodischen Wogen, ihre gewal tigen Akkorde wie ein mildes, unwiderstehliches Licht über die widerstrebenden Elemente ergießt, die sich in der Seele jedes Menschen und im Innersten jeder Gesellschaft in blutigem Kampf befehden. „Orpheus beweint Eurydice, das Symbol des im Nebel und im Schmerz unterqeganqenen Ideals." So wird Orpheus kür Liszt der Repräsentant, der alles, Lust und Leid, selbst Len aufs tiefste und gewaltigste erschütternden Schmerz durch ihre Harmonien verklärenden Kunst. „Orpheus", schreibt Liszt selbst am 1. Dezember 1858 an Alexander Ritter, „schwebt zwischen Wann' und Weh' (als) die Versöhnung in der Kunst, dahin." Nach der Aufführung des Werkes in einem ge legentlich eines Besuches Liszts bei Wagner in Zürich veranstalteten Konzerte, im Herbst 1856 schrieb Wagner an Otto Weseudonk: „Liszts „Orpheus" hat mich tief eingenommen, die» ist «ine der schönsten vollendetsten, ja unvergleichlichsten Tondichtungen." Eingehender charakterisiert F. Stad« da, Wert in seinem Bericht über die Tonkünstlerversammluag in
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