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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.02.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110221021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911022102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911022102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-21
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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Bezug--Preis LÄtorr «nb kprdurur« -»«> tdaltch »«Hau»gedrichl:80 H louatU, T.<ü »terlelitdrl «8 u»!««, ftttial«, «. Ao» vLh»etz«L«o «d^dola 7d »»»«L, A.L2 vierl-NLdrl. Durch »t« V»k: l»«rh«ld Drmlchland« und d«r deutschen Kolonien viertelMrl. !t.IG monall. U44 a»«jchl. Postdellell^cld. ferner m «velgieo. Dänemark, den Doa-usl-ate», Ilalien, Lurrmdura, Niederlande, «ar» wegen, Oesterreich Un,«». tiodland, Schweden, Schweiz n. kpaaie». Jo alle» ubri-en Staaten nur direv durch »t» GchchLItdlielle de« »laneo «rdttUich. La« L«v»igei Lagedlan ertldeiai 2 mal itglich, Sona, a gei erlag« »« «norgen». ildouae..l«u»»>ilanadme! Tuguttudvlatz 8. de» unteren LrLgern, .Mialen. Spediteur« und Annahmestellen, sowie BoilLmter» uab Ärietkrtgeru. Eiut«l»erka»i«p««i« »er Morgen- ruggLbe U» r», der <ldendiu«aob, » Uedatttou and «eschaitdkrlle: Iohaiin>sgusse v. «eruw«cheri 14«L l4LQ» ldlivt. Abend-Ausgabe. "rWMrTagMM Handelszeitung. Amtsblatt -es Aales und -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-Preis tS» Jcherat« aus UeVzi, und Umgeduni di« 8 gri patten« dl) «w drrtt» Letitjell- 2L ch, dl» 74 ouv drrrt» gte0ame»«tl» l o» ««wart« «v gteva»«» t-L- ^g- Juterat» o« Oebdrde» » emtltch« Leit dl» 74 au» drru» Venrzetl» «0 »etchaireanzeigen am v agoanchrilte» and i« der Akendau«gad» ,m Leerl« «rhthl »ladati nach rar,», üeilagenedühr b p. Lautend «xk. ltotgedtchr. ,>esterleilt« »utlrga, ktnnen atcht ,urgch> gtjogen werden. hür da« »trtchein« an bellimmten Lage» und Plätzen wir» keine Garantie übernommen. Anzeigen. Annahmei LugultaSplatz 8, bei itmrllcheo Filialen 0. alle« elnnonee». itrpeditronrn de« Ja» na» üu«Iande«. Haapt.UUIal» «erltmr Carl Looile, Herzog vaar. chosdach Handlung lrildowkean« IL lrelevdo» Vl. «r. 4««). Pauot-Ailtal» vredda« Seellride 4.1 tLeleptzoa 4Ü2L». Nr. 52. Dienstag, üen 2l. Februar lSll. l05. Zshrgsng. verdsnü lSchMcherZn-ultrieller ?. Dresden. 21. Februar. (Tel.) Zur 9. Hauptversammlung des Verbandes Sächsi scher Industrieller, die gestern abend mit einem B e - grüßungsabend im städtischen Ausstellungs palast eröffnet wurde, sind etwa LOO Industrielle aus den verschiedensten Teilen Sachsens hier eingetroffen. Heute vormittag fand zunächst eine Mitgliederversammlung statt, die vom Verbandsvorsitzenden Kommerzienrat Lehmann-Dresden mit einer kurzen Begrüßung der Erschienenen eingeleitet wurde. Alsdann ge dachte er der im letzten Jahre verstorbenen Mit glieder, besonders der Vorstandsmitglieder General direktor Schnitzer- Dresden, Generaldirektor Weitz-Chemnitz und Kommerzienrat Hessel- Nerchau. deren Andenken in üblicher Weise geehrt wurde. Alsdann erstattete der Derbandssyndikus, Rcichs- tagsabgeordneter Dr. St rese mann, den Geschäftsbericht, dem folgendes zu entnehmen ist: Der Verband hat auch im verflossenen Jahre eine zufriedenstellende Entwickelung genommen. Obwohl der Verband schon fast alle bedeutenden Firmen um faßt, sind doch noch über 100 neue Firmen beige treten, und der Verband zählt gegenwärtig über 1600 sächsische Firmen mit mehr als 500 000 Ar beitern. Seit Gründung des Hansabundes sind wohl kleinere Firmen aus dem Verbände geschieden, da- gegen gehört die sächsische Großindustrie dem Ver bände mit Ausnahme von etwa 10 Firmen ge schloffen an. An der Hand der Tagesordnungen der Sitzungen des Eesamtvorstandes und des engeren Vorstandes erläuterte alsdann Redner die reiche Geschäftstätig keit der Derbandsleitung und hob dabei folgende Punkte besonders hervor: Der Verband hat zu allen bedeutenden wirtschaftspolitischen und sozialpoliti schen Neuerscheinungen der Gesetzgebung Stellung ge nommen. Er hat die Wünsch« seiner Mitglieder zum deutsch-schwedischen und zum deut sch - sapanrschen Handelsvertrag sowohl der sächsischen, wie der Reichsregierung übermittelt, auch sich sonst um Ausdehnung des Auslandsgeschäfts energisch bemüht. Die Brüsseler Weltaus stellung, deren Beschickung der Verband der sächsischen Exportindustrie lebhaft empfahl, hat dem deutschen Namen und der deutschen gewerblichen Arbeit im Auslande außerordentlich genützt und auch finanziell den beteiligten Firmen vielfach großen Erfolg gebracht. Auch der Besuch des Verbandes Sächsischer Industrieller in Brüssel, dem sich die Mit glieder der Verbände Thüringer und Württembergi- icher Industrieller angeschlossen hatten, hat einen hervorragenden Verlauf genommen. Für die Wel t- ausstellung in Turin hat der Verband ein sächsisches Komitee gebildet, und es ist starke Be teiligung der sächsischen Industrie zu erwarten. Der Verband hat sich ferner für den Ausbau der Stän digen Maschinen-Lehrausstellung in Dresden interessiert und hofft, daß sich trotz der in letzter Zeit entstandenen großen Schwierigkeiten ein Weg finden wird, auf dem der berechtigt« Grund gedanke des Unternehmens durchgeführt werden kann. Die Mitwirkung der Praktiker müßte allerdings in höherem Maße erfolgen als bisher. Gegen die von den freien Gewerkschaften in Ver bindung mit der Dresdner Hygiene-Ausstellung ge plante Heimarbeitsausstellung habe der Verband deshalb Einspruch erhoben, weil er die freien Gewerkschaften, die überhaupt bis heute eine Organisation der Heimarbeiter nicht geschaffen hätten, nicht als kompetent erachten könnte, eine derartige Ausstellung allein zu veranstalten. Hätte diese Aus stellung Vorschläge zur Verbesserung der Hygiene für Heimarbeiter gebracht, so würde der Verband keinen Grund gehabt haben, sich ihr irgendwie entgegenzu stellen. Die Ausstellung sei aber gedacht gewesen als eine Ausstellung der Lohn- und Arbeitsoerhältniffe. Den Vorschlag, die Prüfung der Ausstellungsgegen stände einer unparteiischen Kommission zu über tragen, hätten die Gewerkschaften nicht angenommen, sondern lieber auf die ganze Ausstellung verzichtet. Das sei ein Beweis dafür, datz es ihnen nickt um Objektivität der Darstellung, sondern um «inseitige Tendenz-Elendmalerei zu tun gewesen sei. Aus einer vom Verbände unter seinen Mitgliedern veranstalteten Rundfrage über die Wirkungen der Reichsfinanzreform gehe hervor, daß einzelne Branchen infolge günstiger Konjunkturver- hältnisse die Schädigungen der Besteuerung über wunden hätten, daß dies Dagegen für andere Branchen, namentlich das Tabakgewerbe und die Branntwein industrie nicht zutreffe, datz ferner die Zündholz industrie direkt vor dem Untergang« stehe, wenn ihr nicht staatliche Hilfe durch Monopolisierung zuteil werde, und daß leider die Veränderung der kleinen und mittleren Industriebetriebe infolge der Reichs finanzreform Fortschritte gemacht habe. Auch hin sichtlich der Gesundung der Reichsfinanzen sei ein Erfolg der Reichsfinanzreform bisher nicht ein getreten. Die weitere Tätigkeit des Verbandes auf dem Gebiete der wirtschaftspolitischen Fragen habe die Stellung zu dem Entwurf betr. die Scyiffahrts- ab gaben, ferner die Frage der Fleischteue rung. die noch in keiner Weise eine befriedigende Lösung gefunden habe, und die noch immer einer ein heitlichen Zusammenfassung entbehrende Nah rungsmittelkontrolle betroffen. Auf dem thebiete der Sozialpolitik habe der Verband ebenfalls zu den wichtigsten Fragen der Reichs- und Landesgesetzgebung Stellung genommen. Auf Wunsch nationaler Arbeiterkreise habe der Verband ein Rundschreiben an seine Mitglieder erlassen, worin er sie auffordert, ihre nichtsozialdemokratischen Arbeiter gegen den Terrorismus der freien Ge werkschaften zu schützen und mehr als bisher dafür zu sorgen, daß den nicht organisierten Arbeitern nicht die Ausübung der Tätigkeit in einem Betriebe verekelt oder unmöglich gemacht werde. Auf dem Gebiete des Handlungsgehilfen- und Technikerrechts beschäftigte sich der Verband vor allen Dingen mit der Frage der Aenderung der K o n - kurrenzklausel, worüber er reiches Material durch eine Umfrage sammle. Der Bericht geht schließlich auf die Beziehungen Des Verbandes zum Hansabunde ein. betont, daß der Hansabund die Bestrebungen des Verbandes auf wirksame Vertretung der Erwerbsstände in den Par lamenten ausgenommen habe, und deshalb die Unter stützung des Verbandes verdien«. Der Bericht er wähnt dann die Angriffe des konservati ven Abg. Opitz-Treuen i. V. auf den Verband, die in den Kreisen der Mitglieder allseitige Ab lehnung erfahren hätten. Nicht eine einzige der über 1600 Mitgliedsfirmen habe sich im Sinne des An greifenden an den Verband oder gegen den Verband gewendet. Der Verband werde auch weiterhin im bisherigen Sinne weiterarbeiten und erhoffe davon weitere Erfolge für die sächsische und die deutsche In dustrie. Der Bericht wurde mit lebhaftem Beifall aus genommen. Es folgten nunmehr geschäftliche Angelegenheiten. Nach Erstattung des Kaffenberichts durch den Schatz meister und dem Bericht der Revisoren wurde der ge samte Vorstand einstimmig entlastet. Bei den nun folgenden Wahlen zum Vorstande wurden die turnus mäßig ausscheidenden Mitglieder des Vorstandes durch Zuruf einstimmig wiedergewählt. Es sind dies die Herren Stadtrat Alwin Bauer, in Fa. S. Wolle, Mitglied der Zweiten Ständekammer. Aue: Kommerzienrat Ernst Baumgärtel. in Fa. C. E. Baumgärtel L Sohn, Lengenfeld: Konsul Carl D ü r- feld, in Fa. Carl Dürfeld, A.-G, Chemnitz: Paul Franke-Augustin, in Fa. Sächsische Konserven fabrik Paul Augustin. Leipzig: Georg Heyde, in Fa. Georg Hende L Co.. Dresden: Alfred Kahle, in Fa. Vigogne-Aktienfpinnerei Werdau: Kommerzienrat Ernst Kirchner, in Fa. Kirchner L Co., A.-G., Leipzig: Dr. Viktor Klinkhardt, in Fa. Julius Klinkhardt, Leipzig: Stadtrat Robert Merkel, in Fa. Hopf L Merkel, Mylau: Kommerzienrat Paul Pfund, in Fa. Dresdner Molkerei Gebrüder Pfund, Dresden: I. A. Freiherr Speck von Steinburg, in Fa. Freiherr!, von Sternburgsche Brauerei. Lützschena b. Leipzig. An Stelle der drei verstorbenen Vorstandsmit glieder und des Herrn Max Langhammer-Chemniü. der aus seiner Firma ausgeschieden ist und deshalb satzunqsgemäß nicht mehr ordentliches Derbands- mitalied sein kann, wurden folgende Herren in den Vorstand gewählt: Direktor Rich. Bausch, i. Fa. Gebe K Co., A.-G. Dresden: Rudolf Marthaus, in Fa. Ambrosius Matthaus, Oschatz: Kommerzienrat Wiede, in Fa. Moritz Sml. Esche, Chemnitz: Gustav Pethos, stellvettr. Direktor der Vereinigten Clbe- schiftabttsaesellschaften, A.-E., Dresden. Nackmittags folgt eine allgemeine Ver sammlung. worin die Neichstagsaba. Dr. Iunck- Leipzig und Dr. S t r e se m a n n - Dresden über ..Die Patentgesetzqebung in Deutsch land und Amerika" und..D i e n ä ch st e n A u f- aaben der Reichsqesetzgebnng und die Industrie" sprechen werden. Dec ruMlch-Äineülche Konvikt, Wenn auch Rußland zur Unterstützung seines Ulti matums an China Truppen mobil macht, so hofft man doch noch, daß der Konflikt nach einer befrie digenden Antwort Chinas beigelegt werden wird. Eine Meldung aus Schanghai, die von Truppen bewegungen berichtet, zeigt allerdings die Lage in viel ernsterem Lichte. Ueber die Antwort Chinas, die für Donnerstag erwartet wird, weiß das „Bureau » Reuter" zu melden, daß China die Forderungen Ruß- » lands im allgemeinen anerkennen wird mit Ausnahme der Wünsche, die sich auf eine Erweiterung des russisch-chinesischen Vertrages beziehen, so z. B. auf die Errichtung neuer russischer Konsulate, die kommerziell noch nicht berechtigt seien. — Ueber die Lage unterrichten fol gende Telegramme: Petersburg, 21. Februar. (Tel.) Chinas Ant wort auf die russische Not wird für Donnerstag erwartet. An offiziellen Stellen herrscht die vollste Ueberzeugung, daß China Rußlands Forderun gen nach kommt; damit wäre der Zwischenfall erledigt. China kann gegen Rußland entscheidende Schrille nur unter Beihilfe einer dritten Macht unternehmen: diese wäre augenblicklich ausgeschlossen In der Mongolei, der Sphäre der Mißverständnisse, ist kein chinesisches ausgebildetes Militär, mit den bewaffneten Mongolen aber rechnet niemand im Ernst. Außerdem ist der Regent ein sehr vorsichtiger Herr, der wohlüberlegt Handelk. Paris, 21. Februar. (Tel.) Der „Petit Parisien" schreibt in einer sichtlich vom Quai d'Orsay stam wenden Mitteilung, der russisch-chinesische Zwist flöße um so weniger Besorgnis ein, als Japan der chinesischen Regierung den Rat gegeben habe, nicht bei einer Poluik zu verharren, die den Fric - üen in Asien gefährde. London, 21. Februar. (Tel.) Die „Morninq Post" meldet aus Schanghai: General T » an - scki - jui, der zum Militärgouoerneur des Jli-Distrikts ernannt worden ist, wurde nach Peking berufen. Der Bizekönig von Szechuan telegraphiert, daß russische Truppen in Tibet einrückcn. Der chinesische Resident in Lhasa depeschiert, daß auch englische Truppen in das Land einge rückt sind. pvlttilche Nachrichten. Disziplinarverfahren gegen einen Leipziger Lehrer. Wie uns mitgeteilt wird, ist am Donnerstag gegen Dr. Wünsche, Lehrer an der 29. Bezirks schule zu Leipzig und Lehrervertreter im gemischten Schulausschuß auf A n o r d n u n g des Kultus ministeriums das Diszrpl inar ver fahr en eröffnet worden. Auch von der Dirck- torcnkonferenz zu Leipzig war eine B e - sch werde eingegangen mit der Bitte um Schutz gegen Beleidigung. Die Anklage, die sich auf den Bericht eines Polizelbeamten stützt, legt Dr. Wünsche zur Last, in einer sozialdemokratischen Versammlung zur Volksschulreform im Schillerschlößchcn in der Debatte ausgeführt zu haben: a) Ern Lehrer, der mit seinem Direktor Differenzen hat, kann sicher sein, daß der Direktor am nächsten Tag« bei ihm hospitiert. (Strafhospi- tieren!) b) Die Aufsicht sei eine Belästigung und müsse weg fallen. Die „Leipz. Lehrerztg." teilt dazu mit, daß die Aeußerungen in dieser Form nicht gefallen sind und daß der der Anklage zugrunde liegende B c - richt nach üer Aussage von Ohrenzeugen unzu treffend ist. Dr. Wünsche hat sich erboten, den Wahrheitsbeweis für seine Behauptungen zu er bringen. Zn der reichsländijchen Berfasjungsfrage wird, wie den „Münch. Reuest. Nachr." aus Berlin berichtet wird, vielleicht ein Kompromiß zustande kommen, wonach der eine Teil der Koinmijsions- beschlüss« vom Bundesrat akzeptiert wird, daß nämlich Elsaß-Lothringen drei Bundesrats st im men erhalte. Dagegen soll es ausgeschlossen sein, Der Klmirhot. 6j Von Max Geißler. So verlief der mitternächtige Gang ziemlich schweigsam. Nur manchmal rief Bekka Holsten der anderen hin: „Du hast die Jahre her eine vollkommene Kanalljerie stetrieben, Geffke Bolten, und das müssen wir dich anstreichen" Wenn sie so rasch redete, kam es ihr gar nicht darauf an, ob sie jedes Wort an seinem richtigen Ort gebrauchte: da war ihr die Huptsache, daß Geffke Bolten wußte, wie sie es meinte. „Geffke Bolten, merkst du nun, daß der Pott ent zwei is?" „Tjo, dat mirt ick woll." Dann gingen sic wieder eine Weile still hinter einander. „Un daß Lu ein ganz nichtsnutziges Rabenaas bist?" „Tjo, dat ward woll wesen." „Siehst du. das sollst du man nich vergessen. Un nu wollen wir mal zusehen, ob sich da noch etwas bei tun läßt." Diesen letzten süßen Zucker hielt sie ihr hin wie der Fuhrmann seinem müden Pferde, der noch voll ends den Berg hinauf will. Und Geffke Bolten war das Pferd und sollte ziehen. Wieldeß hatte das Licht aus Lerzens Fenster ihnen entgegengeblinkt als ein Leuchtturm einem Schifter, der den Hafen sucht. In den Hafen ist Bekka Holsten mit vollen Segeln eingetrieben in dieser Mitternacht. „So, nun setz' dich mal da hin", sagte sie zu der alten Bolten, „und du setz dich daneben, Alert." Damit deutet« sie nach Lerzens Herdrande, und die Frauen suchten ihren Platz als zu einer Gerichts verhandlung. Währenddem pustete die Holsten das Licht in der Stallampe aus. „Siehst du, da hätten wir dich ia, Boltens Und weil ich gesagt habe, ich will dich das anstreichen, so wollen wir auch gleich ordentlich anfangen damit. Was ich sagen wollt«: verbrenn dich den Rock nich, Botten: bei dem Manne ist immer ein lüttjer Brand im Feuerloch." Dann wandt« er sich zu Lerz: „Wir find da mal eben gleich hereingekommen, weil das Licht so herübergewinkt hat; da hab ich gedacht, der Lerz, dos ist der richtige; denn weißt du: indem die Bolten ein böses Alf ist und sie ist imstande, sie leugnet dem lichten Tag ab, was sie der finsteren Nacht geschworen hat. Aber jetzt haben wir sie, und letzt müssen wir ihr den Kopf zer treten, als so schön in den fünf Büchern Mosesen ge sagt ist." Dabei setzte sich Bekka Holsten dem Bauer gegen über. Dann lieg sie das Rädlein wieder laufen, und ihr fixer Zorn kam über sie — gerade wie auf dem Moorhofe — und half ihr treten, daß es nur so surrte. So oft Geffke Bolten ihr etwas einwerfen wollte, winkte sie ab und sagte: „Täuw, Geffke, ich bin noch nich fertig!" Es stieg schon ein scheues Scheinen des Taglichts über dem Moore herauf, da wußte Lerz alles. Und Geffke Bolten war von den blanken Fäden der Rede der Frau Holsten jo eingestrickt in ein dichtes festes Netz, daß die nicht rücken konnte. . .. „Siehst du woll, Bolten, so ist das. Jetzt hab ich dir und deine Kanalljerie mal ordentlich durchgesiebt, und still mußt du hatten! Aber wir find noch nicht fertig . . . ." Geffke Bolten tat einen tiefen Seuker, und Aleit Halsten wischte sich mit dem Schürzenzipfel das Lachen vom Munde. „Stehst du, deshalb hab ich auch die Trina nich mitgenommen; denn es rs nich nötig, daß die Derrn weiß, was ihre Mutter für ein Teufelsgespinn ist. Und wdnn sie es auch ahnt — so genau als ich weiß sie es doch nicht. Aber nun haben wir noch Lür Bolten vergeßen! So will ich denn mal gleich laufen und ihn herzuholen." An der Tür kehrte sie um. „Erst noch eins! Wie wird das mit dem Gelbe? Ich habe gedacht, Friech Lerz, du könntest uns mit helfen zu dieser Guttat. Aber, Botten — wenn wir dich helfen sollten, dich, so könntest du warten sieben Jahr als die Königstochter im Märchen! Und wenn du sich die Füße abfrörest in dem Höckerigen Winter schnee! Aber Lür Botten — der muß ja wieder auf die Beine stehen. Nun — so zweihundert Matt hält' ich selber. . . . Und du, Friech Lerz? Wieviel kannst du geben? Ich verbürg mir mit Hahn und Hütt': Lür Botten ist «inen Guten und bezahlt dich bei Heller und Pfennig." Hundert Mark wollte Lerz herleihen, sagte er. Es war alles, was in seinem Kasten war. Eine Weile redete sie noch mit Lerz. Sie nannten den und jenen Namen .... zu allen wollte Bekka Holsten gleich mal frühmorgens hingehen „So kriegen wir das Geld zusammen. Bolten. Wenn du aber meinst, du kriegst es in deine smierigen Finger, so denkst du daneben! Nein, das kriegt Lür Bolten. Und nun will ich ihn mal fix herzuholen." Damit war sie schon hinaus in die Nacht, klopfte drüben an das kleine Stubenfenster, hinter dem Lür mit seinem Leide lag, und Geffke Bolten kam in zwischen wieder zu sich und sagte: da würde es wohl hell werden um Lür, wenn solch' eine Feuersäule vor seinen Scheiben brennte. Nicht lange, so flederte die Feuersäule wieder in die Hütte — „Er will sich mal erst ein büßchen zurechtrichten. Siehst du, Botten, so eine feine Art ist in ihm von Natur. Von dir hätte «r nix nich abkriegen können; denn was in dir is, das is man bloß so allerhand Pech und Schwefel." Aufs Emwenden hatte Geffke Bolten in dieser Nacht es nicht abgesehen, sonst wäre sie wohl einmal zu Worte gekommen. Lerz sagte zu alledem gar nichts. Was blieb ihm übrig, als leine heimliche Freude über Bekka Holstens Helligkeit aus seinen Augen zu strahlen? „Nicht wahr, Lerz", sagte sie, „das kann ich dir schon äußerlich ansehen — das hab' ich richtig ge macht? So was Auswärtsig«s wie Bottens Mutter muß entzweigebrochen werden als ein alter Henkel pott; denn es kocht doch nichts drin, was gutsmeckt. Und siehst du, Witwe Botten, uppstunns haben wir dich heruntergeholt von deinem Teufelsstuhl! Du kannst dir nu mal die Welt von achter ansehen. Un wenn dich das kein Pläsier macht, so mußt du denken, es war solch ein Ratschluß Gottes, in dem wir Menschen nich immer recht ein- und ausweisen. Aber «ins sollst du dich metten: weise ist er. Und wenn du dich mit deinem Menschenverstände da nich in finden willst, so mußt du denken als jener und mußt sprechen: ich übe mich im Entsagen. Entsagen mußt du, und ordentlich, das sa^ich dir! Es ist am besten, wir machen da gleich ein Schriftstück über, nich wahr, Lerz? Hol mal gleich deine Stahlfeder und schreib... Aber da ist zuerst Lür Bolten..? Groß und still trat der Mann durch die Türe des Hauses. Er mußte den Nacken ein wenig beugen unter dem Querbalken. Aber er blieb vorn stehen, als er Aleit Holsten und seine Mutter erkannte. „Komm nur immer dreist heran, Lür Bolten", munterte ihn Bekka auf; „denn wir wollen da gleich einmal se einen kleinen Kontrakt machen. Also — schreib mal. Friech Lerz! Und es mutz mit hinein, daß wir Geffke Bolten den Giftzahn ausgebrockcn haben und daß sie klein beigegeben hat . . ." Nun fetzte sich Lür Bolten auf den Stuhl, auf dem Frau Holsten das Feuer ihrer Freude so hell hatte brennen laßen, und sie erzählte ihm, was in dieser Nacht sich zugetragen hatte. Lür Boltens Brust hob sich, und die Kunde flog um ihn wie Morgenwind um die Heide. Cs wurden alle Neb«l verjagt und wurde klarer Tag. In dieser Nacht haben sie zu Papier gebracht: Kefske Bolten überlässt das Gut ihrem Sohne; sie zieht aufs Altenteil. Und es ist angeführt worden, was ihr als Altenteilerin von Recht-., wegen zustand an Nahrungsmitteln und barem Gelds. Es war nicht reichlich, aber es war genug. Geffke hat ihren Namen daruntersetzen müßen; denn Bekka Holsten war in Sorge: „sonst beftäft sie sich die Sache, un morgen sagt sie, unser ganzes Himp un Hamp ging« sie ncx nich an." Damit war Lür Bolten eingesetzt in seine Rechte, und die Ketten find abgefallen von seiner Kraft. Die Dämmerung fiel grau und verschlafen durchs Fenster, als sie zum Auforuche rüsteten. Da sagte Bekka Holsten: „Aber nun sind wir noch nicht fertig. Das heißt, du kannst mal sehen, daß du nach paus« kommst, Witwe Bolten! Es ist besser; denn wenn dich einer im Hellen Morgen anrücken sieht, io meint er, du bist auf stimmen Wegen. Dann jag du mich das mal wieder, und ich will ihm klarmachen, daß du in der Nacht am besten bist, wenn du släfst. Derne Sünden werden alle in der Sonne reif wie die Tollkirschen und Stechävfel. Und dann sagst du, datz du quittiert hast in dieser Nacht, indem es oie höchste Zeit wäre für dich- denn du wärst zu nix nich mehr gut, al, zum llnbeilstiften. Jawohl, so mußt du sagen; dann merken die Leute gleich, daß ein neuer Adam au, dich redet. Eine Lampe brauchst du nich mehr; und wenn du vom Weg abkommst und so langsam in die juere Lake rinrollerst, dann is das mch halb so stimm." Auch diesen Faden drehte Bekka Holsten wieder so blank aus ihrem lachenden Munde, daß di« Witwe Bolten gar keinen anderen Weg sah als den, der
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