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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.02.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110223018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911022301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911022301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-23
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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Sitzung üer Stsüwerarüneten. * Leipzig. 28. Februar. Es war vorauszusehen, das, in der gestrigen -Sitzung die Frage des Schlachtens nach jüdischem Ritus zu einer Debatte führen wird. Was zunächst die Ausschußanträge anbetrifft, so waren sie sämtlich auf Lierschärfung der Ratsvrrorb nung gerichtet. Am einschneidendsten waren sie wohl darin, das, die 5 chlach 1 gebUhr für einen Ochsen 20 für «ine Kuh 12 .6, für ein kalb 6 .tt und für ein Schas oder eine Ziege 4 das ist allenthalben das Doppelte der vom Rat vorgeschlagenen Sätze, betragen soll, lk'gen das Schächten überhaupt sprachen vornehmlich der Referent Vizevorsteher Schnauf, und ferner Stadtv. Dr. Sonnenkald. Der letztere schilderte sehr eingehend den ganzen Vorgang, den er als inhuman und knlturwidrig bezeichnete. (Be merken wollen wir dabei, das, die Regierung selbst in ihrer Verordnung in tz li Abs. 2 jedes Quälen des Tieres zu hindern sucht, indem sie das Niederlegen mit roher Gewalt verbietet.j Für eine Ermäßigung der Gebühren trat Stadtv. Schreiber ein. Die Ab stimmung ergab schließlich die Annahme der Ver doppelung der Gebühren mit Stimmengleich heit (81 gegen 21 Stimmens, wobei die Stimme des 'Vorstehers, der für die Verdoppelung gestimmt hatte, den Ausschlag gab. Die übrigen Ausjchußanträge sanden ebenfalts Annahme. — Den Eilboten, die sich mit einer Eingabe gegen die von der Reichspost beabsichtigte Konkurrenz an die Stadtverordneten ge ahndet halten, wurde die O-enugtuung zu teil, daß man ihre Eingabe dem Rate zur Berücksichti- gung überwies. Ob die Post sich erweichen lassen wird, steht allerdings dahin. — Schließlich ist noch zu erwähnen die Eingabe rvegen Erhaltung des Stadtbildes. Dem neuen Stadtbauinjpektor für Bebauungspläne wurde die Aufgabe zugeschoben, hier nach Möglichkeit tätig zu sein. Sicher wird er es daran nicht fehlen lassen. O Den Vorsitz jiihrt der Vorsteher Juslizrat Dr. Rothe. Am Ratstische anwesend Bürgermeister Roth, Stadträte Trautmanu, Peters, Dr. Pall mann, Lampe, Ryssel, Zopfs, Gangloff, Hofmann, Hecker, Franckc, Dr. Lieber, Eichorius, Rehwoldt. Der Vorsteher teilt mit, daß die Stadtverordneten lürzlich in nichtöffentlicher Sitzung einen Beitrag von 2000 -ck für die Amerika-Nummer lhwilligt und daran die Bedingung geknüpft haben, daß Leipzig im textlichen und illustrativen Teil entsprechend be rücksichtigt werde. Der Rat ist dem beigetreten und hat den Bund der V e r k e h r s v c re > n e davon unterrichtet, der Zusage erteilt hat. Der Arbeitsausschuß nationalgesinnter Arlhiler- und Ehhilfenorgaiiisationen hat sich mit einer Eingabe gegen die Einführung einer Bier st euer an das Kollegium gewandt. Das gleiche hat eine größere Zahl hiesiger (Gastwirts vereine getan. Die letztere Eingabe wurde vom Stadtv. Roselt zur jeinigen gemacht. Für die Herstellung des Platzes an der Wittenberger, Zerbster und Hoh m ann - g r a ß e wurden in Gemäßheit einer Rückäußerung des Rates 7225 ü bewilligt. Zur Befestigung der S ch w a r tz e st r a ße zwischen der Bahngrenze und der Eythraer Straße mit Schlackensteinen wurden 2700 -tt bewilligt. Der Aenderung des Vertrags über Ausnahme der A b iv a j s c r aus dem Gemeindedezirk Wied e- ritzich in das städtische Schleufennetz wurde zuge- stimmt. Für Anbringung von R e t t u n g s v o r r i ch - 1 ungen nm Pleißenmiihlgraben von der Mahl inannbrücke bis zur Thomasmiihle wurden 2740 .« bewilligt Die Vorlage wegen Abgrenzung des süd lichen Fußweges um Rathausring gegen über der Südjront des Neuen Rathauses durch eine Stützma u e r mit B alultr « de sowie Anlegung liues Fußweges nm Fuße der Stützmauer usw. mit insgeiamt 2l 497,75 .u kosten (Referent Stadtv. Dr. Struve» wurde in Gemäßheit des Ausjchußantra- ges abge lehnt und der Rat um eine einfachere Lösung ersucht. Für die Erweiterung der Beseitigung!»- n n sl a l t im Vieh- und Schlachthos wurden 85 150 .<t bewilligt. Hinsichtlich der Rüctäußerung des Rates, betr. die Verbreiterung des B a r f u ß g ä ß ch e n s so wie die baupolizeiliche Feststellung der Flucht vor dem Grundstück Barfußgaßcheu Nr. 8 und unentgeltliche Abtretung des zur Straße fallenden Landes an die Stadt, wurde vom Referenten Stadtv. Käppler beantragt, die Angelegenheit zur nochmaligen Bera tung an d i e A u s s ch ü s s e z u r ii ck z u v e r we j - »en Der Antrag sand einstimmige Annahme. Die Vorlage, betretend Einrichtung elek trischer Beleuchtung in der H a i n st r a ß e mir einem Auswand von 7478 .tz, sand einstimmige Genehmigung. Die Ilebernahme der S t r o m v e r j o r g u n g des Meßplatzes durch die Stadt, mit 88000 .tz Kosten für die Verlegung des Vcrteilungsnetzes, >000 .tz kosten für die Anschlüsse der Stromabnehmer an das Verteilungsnetz, sowie 15 900 .tz Kosten für die Beschaffung der öffentlichen Beleuchtung, wurde genehmigt. Dem begleich mit dem Eigentümer der Grund- stücke kohlgartenstraße Nr. 88 und Konstantinstraße Nr. 18 wegen der Benutzung von Rietzschke- land wurde zugestimmt. Zur Eingabe, betressend die E r h a l t u n g des Stadtbildes, über die der Vorsteher Dr. Rothe referierte, wurde beschlossen: „die Eingabe durch die Anstellung des Stadtbau- inspektors für die Bebauungspläne für erledigt zu erklären". Die Eingaben von zwei E i l b o t e n f i r m e n, betreffend die Ortseilbriefl>eslellung (Referent Stadv. Pros. Dr. Mauer) wurden dem Rate zur Berück sichtigung überwiesen. Schlachten nach jüdischem Ritus. Der nächste Punkt der Tagesordnung vetraf den , Erlaß einer Verordnung über das Schlachten nach jüdischem Ritus (Schachtens im städtischen Schlachthof. sowie eine da mit im Zusammenhänge stehende Eingabe. Der Versassungs und Vertehrsauvjcbuß bean tragten hierzu: 1» Ziffer 2 in der Verordnung (Nicht öffentlichkeit des Schächten«') zu strejchen; 2» in Ziffer 4 der Verordnung die Gebühren- sätzc sür das Schächten um das Doppelte zu erhöben, und zwar aus 20 .tz (statt 10 »tt), bzw. 12 .tz (statt 6 .<0. 6 .tz (statt 3 .tz) und 4 -tz (statt 2 tz); 8) den Rat zu ersuchen, in die Verordnung Bestimmungen auszunrkmen. nach denen a. die Fleischvertäufer in ihren Lokalen da» Fleisch von geschachteten Tieren als solches zu deklarieren Haden, h. verhindert wird, daß mehr Tiere geschachtet werden, als der tatsächliche Bedarf für die Israeliten erfordert; 4) das Gutachten im übrigen in zustimmendem Sinn« abzu geben, 5) die Eingabe sür erledigt zu er klären. Vor Eintritt in die Beratung brachte der Vor steher eine Eingabe des Vorstandes der Israelitischen Religionsgemeinde zur Kenntnis, die sich namentlich gegen die vom Rate für das Schächten vorgeschlagenen Gebühren richtet. Da nur zwei Drittel der geschlachteten Tiere als koscher befunden würden, so erhöhten sich die Gebühren für die Schlachtung eines Ochsen in Wirklichkeit von 10 auf 15 .tz. Damit würde die Gestattung des Schachtens nahezu hinfällig gemacht, was doch der Gesetzgeber sicher nicht wolle. — Die Eingabe wurde vom Stadtv. Hinrichsen zur jeinigen gemacht. Der Referent Vizevorsteher Justiziar Schnaub gab einleitend dem Befremden über das schnelle In krafttreten der ministeriellen Verordnung hurstchtlich der Zulassung des Schächtcns in Sachten Ausdruck. Nachdem es 18 Jahre lang untersagt war, wurde die Verordnung am 20. Dezember erlassen und dann am 81. Dezember im „Gesetz- und Verordnungsblatt" veröffentlicht, und zwar mit der Maßgabe, daß sie am 1. Januar in krafr tritt. In, Ausschüsse »ei von mehreren Seilen das Schäch len als eine Tierquälerei bezeichnet und bedauert worden, daß es infolge der ministeriellen Verordnung zugclassen werden müsse. Diese Art der Schlachtung widerstreite dem Volksempfrnden der deutschen Bc völkerung. Selbst ein großer Teil der Angehörigen der israelitischen Religionsgemeinde lege geringen oder gar keinen Wert auf den Genuß des Fleisches ge- fchächteter Tiere. Hauptsächlich seien es nur die Ern- gewonderten. Nach alledem habe mail keine Veran lassung gehabt, das Schächten über das notwendige Maß zuzulassen. Diesem Gesichtspunkte entsprängen die Ausschußanträge, uni deren Annahme er ersuche. Stadtv. Schreiber: Er fühle sich verpflichtet, gegen di« Ratsvcrordnung in dem Punkte der ts-e- bühren einzutretey. Diese seien viel zu hoch bemessen und würden das Schächten auf dem Leipziger Schlachthofe stark beeinträchtigen. Noch mehr würde das natürlich der Fall sein, wenn die von den Aus- lchüssen vorgeschlagene doppelte Gebühr angenommen würde. Die Gebühr stände auch in keinem Verhältnis zu dem wirklichen Aufwande, der bei einer wöchent lich dreimaligen Beaufsichtigung von je 1 Stunden cintrete. Sollten diese Gebühren beschlossen werden, jo dürften sich die hiesigen Israeliten mit ihrem Be darf auch künftig von Halle aus versorgen lassen. Die Stadt kab« also keinen Nutzen. Er beantrage deshalb, Ziffer 4 der Vorlage, die (Gebührensätze betreffend, zu streick-en. (Der Antrag wird genügend unterstützt.) Stadtv. B a m m e s wendete sich sowohl gegen die Höhe der Gebühren, die zur Fleischverteuerung bei tragen, als auch gegen 2u der Ausschußanträge. Stadtv. Dr. S o n n e n k a l b hielt die von den Ausschüssen beantragten (Gebühren für zu hoch und stellte sich in diesem Punkte auf den Boden der Rats vorlage. Redner erklärte sich im übrigen als ganz entschiedener Gegner des Schachtens, das er ein gehend in seinen Qualen für die Tiere schilderte. Er benage aufs tiefste den kulturellen Rückschritt, den man mit der Zulassung des Schächtens mache und bedaure, daß einem kleinen Häuslein diese Konzession eingeräumt werde. Für die Achtung eines jeden ritualen Brauches sei er, aber nur dann, wenn er nicht kulturwidrig sei. Wir würden einem hier lebenden Mohammedaner nicht die Vielweiberei und einem Hindu nicht die Witwenverbrennung zulassen. Das Schächten halte er für eine unhumane Kultus einrichtung, die man durchaus (»ekümpfen müsse. Stadtrat Hofmann l>emerkte, daß er sich hin sichtlich der Stellung des Rates zu den Ausschuß anträgen noch nicht erklären könne. Dem Anträge 2, mit dem auch die israelitische Religionsgemeinde ein verstanden sei, dürfte man wohl szustimmen. Di« Ge bühren für das Schächten (10 .tz für einen Ochsen, 0 .tz sür eine Kuh, 3 <tz für ein Kalb und 2 .tz für «in Schaf oder eine Ziege) habe der Rat in dieser Höhe luunessen, um die Aufwendungen zu decken. Das Schächten erfordere mehr Raum. Sollte es um sich greifen, so würde inan eventuell lresonder« Schlacht hallen brauchen. Die Bedenken, daß das Schächren zur Fleischverteuerung führen würde, teile er nicht. Stadtv. Schreiber: Ob das Schächten eine Tierquälerei sei oder nicht, unterstehe nicht der Beur teilung durch das Kollegium. Der Reichstag habe das Schächten als kein« Tierquälerei bezeichnet. Die A b st i m m ung ergab die A i» n « h m e des Ausschugantrages 3 (Verdoppelung der Ge bühren) mit 8l gegen 21 Stimmen, wobei die Stimme des Vorstehers den Ausschlag gab. Antrag 3 wurde gegen 19 Stimmen, die übrigen Anträge ein stimmig angeno m men. Zugestimmt wurde dem Verkauf von 5 Bau stellen an der Hofer Straße, und zwar 1) von 352,3 Quadratmeter Flüche um den Preis von 17 500 Mark — 49,07 .tz für 1 Quadratmeter, 2) von 478,4 Quadratmeter Fläche um den Preis von 19 000 .tz ---- 39,72 .tz für 1 Quadratmeter, 3) 547,8 Quadrat meter Fläche um den Preis von 19 000 .tz 34,68 »tz üir 1 Quadratmeter, 4) 535 Quadratmeter Fläche um den Preis von 19 300 .tz — 86,07 .tz für 1 Quadrat meter, 5) 734,9 Quadratmeter Fläche um Len Preis von 25 000 .tz — 84,02 .tz für 1 Quadratmeter. Weiter wurden genehmigt der Verkauf der Baustelle 'Nr. V an der Jakob und Zöllner st raße von 2885,6 Quadratmeter Fläci-e für Len Preis von 45 .tz für 1 Quadratmeter, und der Verkauf der Baustelle Nr. 3 an der Ast er st raße von 646 Quadratmeter Fläche für den Preis von 45 220 .tz — 70 .tz pro Quadratmeter. Es folgte eine nichtöffentliche Sitzung. Mitteilungen sus üer Gelsmtrstslitruny am 15. Februar 1911. Vorsitzender: Oberbürgermeister Dr. Dittrich. 1) Vor Eintritt in die Tagesordnung beglück wünscht der Herr Vorsitzende Herrn Stadt rat Esche, der am heutigen Tuge sein 50jähriges Bürgerjubi läum begeht, namens des Rates, zugleich unter dem Ausdruck wärmsten Dankes für all das, wa» er oie Jahre daher seiner Vaterstadt gewesen ist. 2) Di« Stadtverordneten haben der Vorlage über die Herstellung und Unterhaltung der Anlagen am Völkerschlachtdenkmal mit der Maßgabe zugestimmt, daß an Unterhaltungskosten im Jahr« 1912 nur '.»000 -tz (statt 9700 .tz) bewilligt werden. Bei dem Abstrich wird Beruhigung g«saßt, «» ist Verordnung zu erlassen, die Arbeiten sind auszu führen. 3) Der Vorlage über di« Vermehrung und Ver breiterung von Wegen im Lonnewitzer Walde, Auf füllung des ehemaligen Streitteiche» und Herrichtung einer Bolkswiese daselbst sowie Errichtung eines Schutzhäubchens mit Abortanlaae und Mrlchver- taufsstand an dem durch den Hirschpark führenden Wege Haden di« Stadtverordneten zuaestimmt, hin sichtlich des Schutzhäuschen» mit der Maßgabe, daß nur 5000 »tz statt 6770 bewilligt werden. Hierbei ist der Rat ersucht worden, zu erwägen, die Linienfahrwege im Connewitzer Holze durch Zu schütten der Gräben zu verbreitern. Der Erwägunasantrag wird der zuständigen Deputation, der Antrag auf Herabsetzung Ler Kesten des Schutzhäuschens dem Hochbauamte überwiesen. Soweit Zustimmung vorliegt, ist das Erforder liche auszuführen. 4) Die Stadtverordneten haben zugestimmt и. der Vorlage über die Bewachung des Ver waltungsgebäudes und Aenderung des Nachtwach- dienjtes im Neuen Rathause unter Begründung der Stelle eines Wohlfahrtsschutzmann», Einstellung von 3 Wächtern und Anschaffung von 3 Wachhunden so- wie über die Bewilligung von 750 °tz für Hilfsorbeit bei der Hausinspektion, b. dem Ortsgesetz über das Offenhalten der Schau fenster an Sonn-, Fest- und Bußtagen. Das Erforderliche ist auszuführen. 5) Die Stadtverordneten haben von den Mittei lungen des Rates über die Reform des Elementar unterrichts in den Volksschulen Kenntnis genommen und hierbei den Rat ersucht, dem Kollegium nach Abschluß der Versuche eine Mitteilung über die Er gebnisse zu machen. Dem Ersuchen ist seinerzeit zu entsprechen. 6) Die Stadtverordneten haben bei der Rück äußerung des Rates, betr. die Einführung einer Scyulsteuer und über die Fortführung der Progression im Steuersätze für die Einkommen über 100 000 »tz bis auf 6 Prozent Beruhigung gefaßt. Die Anregung rvegen Erschließung neuer Steuer quellen, insbesondere Erhebung einer Bicrsteuer, hat bereits die gemischte Kommission zur Erörterung von Reformen in dem System der Gemeindsanlagen be schäftigt. Der von der Kommission vorgeschlagene Entwurf eines Ortsgesetzes, die Erhebung einer Bier steuer betreffend, findet die Genehmigung des Rates. 7) Genehmigt werden a. der Verkauf der Baustelle 2 (Block VH) an der Springerstraße, b. die Ueberlassuna von Land des Zohannishospi- tals in der Flur Mölkau zum Ausbau der Leipziger Straße, 6. die Abtretung von Land des Flurstücks 465 zu Leipzig-Tonnewitz zur Verbreiterung der Meusdorfer Straße und die Ueberlassung von Land der Flur stücke 492 und 493 zum weiteren Ausbau der Straße Q daselbst. ck. die Ausführung verschiedener Bauarbeiten in dem Grundstück Reitzenhainer Straße 14 zu Leipzig- Thonberg, s. der Entwurf eines H. Nachtrags zu oem Orts gesetz über die Bebauung von Leipzig-Reudnitz- Süd, L. die Errichtung eines Kinderhortes an der Hilfs schule für Schwachvefähigte Ostern 1911, er. die Abrechnung über den Rathaus-Neubau, h. die Vorschläge über die im laufenden Jahre auszuführenden Gasrohrlegungen sowie über die Errichtung und Verbesserung der öffentlichen Beleuch tung im Abgabegebiet der städtischen Gaswerke und der Thüringer Gasgesellschaft, i. die Besetzung einer Anzahl technischer Beamten stellen beim Baupolizeiamt к. der Stundenplan für den vierstufigen Lehrgang am Lehrerinnenseminar. 8) Bei der Neuregelung der Gcbaltsstaffel für die Nadelarbeits- und Haushaltungslehrerinnen an den städtischen Volksschulen halten die Stadtverordneten die Gewährung von Wohnungs- und Heizungsgeld in Höhe von 500 -tz anstatt lediglich eines Woh- nungsgcldes von 400 .< in Vorschlag gebracht. Es wird beschlossen, diesem Anträge der Folgen wegen nicht stattzugeben, vielmehr bei deni früheren Beschluss« stehen zu bleiben. 9) Die Stadtverordneten hatten dem Rate eine Eingabe des Hausbesitzcrvereins zu Leipzig-Plag- witz wegen Neupflosterung einer Anzahl Straßen in den westlichen Vororten usw. hinsichtlich der Thüringer Straße zur Kenntnisnahme überwiesen. Auf Vorschlag der Deputation zum Tiefbauamte wird beschlossen, die Neupflasterung der Thüringer Straße für das Jahr 1912 in Aussicht zu nehmen. 10) Weiter hatten die Stadtverordneten den Rat ersucht, die Rentabilität des Steinbruchs bei Gras dorf durch Herstellung von Kleinpslastersteinen zu heben. Hierzu wird beschlossen, mit der Herstellung von Kleinpflastersteinen in der bisherigen Weise fortzu fahren und als Verkaufspreis für 1 Kubikmeter Kleinpflastersteine 22,30 »tz festzusetzen. 11) Vergeben wurde ». die Lieferung des Bedarfs der städtischen Gas werke und des Wasserwerks an geraden gußeisernen Muffenröhren, Foringuß, schmiedeeisernen Röhren, Gasstoff zur öffentlichen Beleuchtung und an Gas kandelabern nebst Erdböcken, h. die Lieferung von 2 Sprengwagen, 2 Hand wasserwagen, 3 Kehrmaschinen, 3 Schneepflügen, 10 Stück einspännigen Kehrichtabfuhrwagen und 120 Stück zweirädrigen Handwagen für Vie Straßen reinigungsabteilung. Zu den Beschlüssen unter 6, 7a—i ist Zustimmung der Stadtverordneten einzuholen, von Punkt 2, 7K, 8, 9 und 10 ist ihnen Mitteilung zu machen. Serichtskssl. Reichsgericht. Oie Revision Breuers verworfen» Wie wir schon in der gestrigen Abendausgabe berichteten, hatte der Reichsanwalt am zweiten Perhandlungstage vor dem fünften Strafsenate am Schlüsse seiner Ausführungen die Aufhebung des Urteils wegen materieller Gesetzesverletzung beantragt. Rechtsanwalt Dr. Werthauer schloß sich den Ausführungen des Reichsanwalts betreffs der Ideal konkurrenz an. Er kam schließlich darauf zu sprechen, daß ein Geschworener bereits am 3. oder 4. Tage der Verhandlung gesagt habe: der Mann hat soviel Sekt in Berlin verschwendet, den machen wir einen Kopf kürzer. Es sei wohl anzunehmen, daß die Geschworenen entschlossen waren, diesen Mann, der aus Berlin kam, zum Tode zu verurteilen. Der Präsident unterbrach diese Ausführungen mit der Bemerkung: „Das können wir aber doch nicht nach prüfen!" Der Verteidiger fuhr dann fort, er habe lediglich aus der Befürchtung heraus, daß die Ge schworenen den Angeklagten zum Tode verur teilen könnten, nichts verabsäumen wollen, um ihnen die rechtliche Möglichkeit m geben, ihn zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe ,u verurteilen; deshalb sei auch die vom Gerichte ab- aelehnte Hilfsfrage gestellt worden. Er gebe dem Reichsanwalte zu, dag, wenn das Urteil aufgehoben werde, daraus keinerlei Schlüsse auf die Schuld oder Unschuld de» Angeklagten zu ziehen seien. Wenn aber da» Urteil aufgehoben werde, so bitte er dringend, die Sache an ein anderes Schwurgericht zu verweisen. Einzig und allein das Interesse an der Ermitte lung der objektiven Wahrheit müsse hier maßgebend sein. Eine objektive Ermittelung der Wahrheit könne nur erfolgen, wenn die Sache auf einem neutralen Ge biete verhandelt werde. Rechtsanwalt Dr. Frank sprach sich in ähnlicher Weife au». — Um 11'/. Uhr war die Verhandlung beendet. Um '/.4 Uhr ver kündet« der Präsident folgende» Urteil: Was die gestern verhandelten Beschwerden an langt, so ist der Senat im wesentlichen dem Reich», anwalte beigetreten und hat sämtliche prozessualen Beschwerden für unbegründet erachtet, auch die« jentgen, durch welche weitere Beweisanträge abgelebnt worden sind. Bezüglich der beute verhandelten Beschwerde über die Nichtstellung von Fragen an die Geschworenen ist der Senat in Uebereinstimmung mit dem Reichsanwalt der Meinung, daß die Gründe, die der Vorderrichter für die Ablehnung des Antrages ausgestellt hat, nach beiden Richtungen bin unhaltbar sind. Es bleibt aber die Frage übrig, da die Verletzung des 8 296 Str.-Pr.-O. (wird die Verlegung von Hilfs- oder Nebenfragen beantragt, so kann sie nur aus Rechts gründen abgelebnt werden) einen absoluten Re visionsgrund nicht gibt, ob das Urteil darauf beruht. Der Senat hat diese Frage verneint aus folgenden Erwägungen: Das Urteil würde nur dann aus einer Verletzung des Gesetzes beruhen, wenn anzunehmen wäre, daß durch die Nichtstellung der Frage wegen räuberischer Erpressung der Vorder- lichter in eine gewisse Zwangslage versetzt worden wäre insofern, als er nun nicht in der Lage gewesen wäre, das Vorhandensein des minderen Deliktes gegenüber dem schwereren zu bejahen. In eine solche Zwangslage ist aber der Vorderrichter nicht versetzt worden, denn die Geschworenen waren in der Lage, einmal den Totschlag als vorhanden anzunehmcn; außerdem waren sie auch noch gefragt, ob Körperverletzung vorlieac. Der Senat nimmt hiernach an, daß, weil die Geschworenen in der Lage waren, nur minder schwere Delikte anzunehmen, unter keinen Umständen die Frage nach Mord verneint haben würden, auch wenn sie in der Lage gewesen wären, sich über die Frage wegen räuberischer Erpressung auszusprechen. Demgemäß war die Frage, ob das Urteil auf dem begangenen Verstoß beruht, zu ver neinen Deshalb wurde auf Verwerfung der Revision des Angeklagten erkannt. — Das Schicksal des Rennfahrers dürfte damit besiegelt sein. Literatur. Earl Ludwig Schleich. „Von der Seele." Essays. (S. Fischer, Verlag, Berlin.) Geh. 5 »tl, geb. 6 -A. An Versuchen, dre Ergebnisse der Naturwissen schäften zu popularisieren, ist unsere Zeit sehr reich. Das Buch von Schleich gehört nicht dazu. In diesen Essays des berühmten Berliner Chirur gen spricht ein anderer Geist als der des Gelehrten, der seine Kenntnisse mit nachsichtiger Vereinfachung dein Volke zuteilt. Es spricht, mit einem Wort, ein künstlerischer Geist in ihnen. Schleich, ein Gelehrter der Zukunft, ein selbständiger Entdecker auf seinem Gebiete, hat in sich doch etwas vom Laien frisch er halten, von dem Menschen, den die Lebenserfcheinun- gen nicht als ein Mechanismus, sondern als Erleb nisse angehen. Und so spricht dieser Natur wissenschaftler wie ein Dichter, nicht, in- dem er die rein wissenschaftlichen Erkenntnisse mit bloßem poetischen Wortputz behängt, sondern indem er Lebensvorgänge möglichst rein anschauen und dar stellen will, nur mit dem erweiterten Sprach- und Erkenntnismaterial des Gelehrten. Zuweilen wird die poetische Grundnatur dieser Betrachtungen in irgendeinem plötzlichen Worte so deutlich, daß der Ausdruck unbeabsichtigt etwas Ergreifendes bekommt. „Hoffmanns Erzählungen." Offenbachs Schwanen gesang ist der Inhalt der soeben erschienenen neuesten Nummer der populären Musikzeitschrift „Musik für Alle". Dieses reifste Werk des Meisters mit seinen herrlichen Melodien bietet eine Fülle der schönsten Szenen. Es wird begonnen mit dem lustigen studentischen Treiben in Luthers Keller, bei welcher Gelegenheit Hoffmann seine Legende vom Kleinzack vorträgt, begleitet von fröhlichem Studentengejang. Die Handlung wird zwischen den einzelnen Musik stücken ausführlich erzählt, und kann man sich mit dem Inhalt der Oper durch dieses Heft der „Musik für Alle vollauf vertraut machen. Das Heft ..Hoff manns Erzählungen" ist, wie die übrigen Spezial hefte der „Musik für Alle", zum Preise von 50 Pf. in allen Buch- und Musikalienhandlungen, sowie direkt vom Verlage Ullstein L- To., Berlin 8V. 88, Koch straße 23/24, zu beziehen. Der „Pan", Halbmonatsschrift für alle kulturellen Interessen, herausgegeben von Wilhelm Herzog und Paul Tassirer, bringt in seiner neuesten Nummer folgende Beiträge: Alfred Kerr: Jagom. Flaubert. Pan. — Max Slevogt: Des Dichters Psyche. — Rickard Dehmel: Neudeutsches Kirchenlied. — Tage buch des jungen Flaubert. — Ludwig Hatvany: Der Sechziger Strindberg. — B. Echweigmann: Orontius Hochsprung. — Robert Lewin: Das Psychopathisch« in der Kunst. — Philipp Franck: Korinth und Golgatha. — Glossen. — Der „Pan" erscheint am 1. und 16. eines jeden Monats im Umfang non zirka 32 bis 40 Seiten und kostet 50 Pf. die Nummer. (Verlag Paul Tassirer, Berlin 10.) „Oilette", Postkarten nach Oriainalaquarellen Ihrer König!. Hoheit der Frau Prinzessin Eitel Friedrich von Preußen. Raphael Tuck L Sons, Ver lag in Berlin. Soviel wir wissen, ist -s das erste Mal, daß Reproduktionen von eigenhändigen Arbeiten eines Mitgliedes Les Hohenzollernhauses in dieser Form dem großen Publikum zugängig gemacht werden. Die Aquarelle, welche von dem Talent der Künstlerin beredtes Zeugnis ablegen, werden in ihrer vorzüglichen Wiedergabe gern ge kauft werden. „Das deutsch« Volkslied." Ueber Wesen und Werden des deutschen Volksgesanges. Don Dr. I. W. Bruinier. Verlag von B. G. Teubner in Leipzig. 4. Auflage. 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