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4. veUsgr. Donnerstag, 16. /evruar 19N. LeipMer Tageblstt. Nr. 47. los. Jahrgang. ZchiMruch im Ssken. Roman von Ida Bock. c.>»2aalua 'erk>2t2n.) ZLessel sah sie mit ungläudigeu Augen au, dann erhob er sich langsam. Er machte den Eindruck eines Menschen, der aus einem langen, schönen Traum er wacht, eine ganz andere Wirklichkeit erkennt, die sich ihm wie eine eiskalte Hand auf die Stirne legt. Die Augen nicht von Annette lassend, bewegte er sich langsam zurück und blieb dann auf ein paar Schritte Entfernung vor Annette stehen. Seine Hände fuhren zur Stirne und rieben darüber, zuerst sachte, dann immer heftiger. Plötzlich ries er laut: „Ja, was ist denn'? -- Eine letzte Unterredung bewilligt zu haben —" wiederholte er tonlos. Annette wurde von jenem Angstgefühl überfallen, das ihr diesem Manne gegenüber nicht fremd war, und sie tlagtc sich au, datz sie, nur einer Regung ihrer Eitelkeit folgend, sich diesem wilden Menschen ausgesetzt, der ihr heute noch sremder war als jemals zuvor — und vor dem sie sich fürchtete. Ja, auch das gestand sie sich und sann, wie sie ihn nun auf gute Weise los würde. Ihrem Tone etwas mehr Wärme gebend, sagte sie: „Herr von Wessel, ich begreife ja, das; es Sie er regen mutz, mich nach so langer Zeit wiederzusehen, nach alledem, was dazwischen liegt, in dem Raume, der Sie daran erinnern mutz - " Er schüttelte wild den Kopf. „Er erinnert mich an gar nichts, als an dich und daran, datz ich hier zum ersten Male, mir eingestehen durfte, datz du mich liebst, Annette. — Was ich dann getan habe," — er richtete sich stramm auf und sah ihr starr ins Gesicht — „hab ich für dich getan!" „Nein, nein?" kam es wie halbunterdrücktes Schreien von Annettes Lippen, allein Wessel lies? sich nicht beirren. „Für dich! Und nach dem, was ich gesehen und gehört, von dir gehört hatte, durfte ich glauben —" „Ich habe Ihnen nie das Recht gegeben „Rein, bestellt hast du das unglückselige Duell nicht, aber vorbereitet, langsam, Tag für Tag, so oft ich mit dir beisammen war und aus deinen Seufzern, deinen Worten heraushörte, wie elend du dich an der Seite dieses Menschen fühltest —" „Er war ein Ehrenmann?" warf Annette mit starker Stimme ein. Wessel verzog das Gesicht zu einem höhnischen Lachen. „Als wenn die Ehrenhaftigkeit des Mannes mit seinem Liebesverhältnisse zu seiner Frou etwas zu tun hätte! Gerade Frauen, wie du, können an der Seite eines Schuftes, der die Qualitäten des Lieb hakers besitzt, glücklicher sein, als mit dem voll endetsten Ehrenmanne, der kein Verständnis für sie hat." „Vielleicht haben Sie mich doch falsch beurteilt, Herr von Wessel —" Er schüttelte den Kops. „Dieses „Herr von Wessel" ertrag ich nicht! — Aber ich bin nicht hierhergel^mmen, um mit Worten zu spielen. Nach dem, was zwischen uns lieg: —" „Aber, um Gottes willen, es liegt doch nichts zwischen uns, nichts, gar nichts!" Da schwoll dem Mann die Zornader, mühsam hielt er sich zurück, seine Worte zischten, als er sagte: „Wenn wir nichts anderes gemeinsam hätten, als jene Stunde bei der Waldandacht, Annette, und den Abend, der darauf folgte —" Er eilte auf sie zu und fasste sie hart an den Schultern. Annette versuchte vergebens, sich frei zu machen, angstvoll spähten ihre Augen nach der Türe und glitten dann durch den Raum, plötzlich starrten sie auf eine Stelle der Holztäfelung, nahe der kleinen Tür zum Ankleideraum ihres Mannes. Sie drängte Wessel gegen die kleine Tür und hörte kaum, datz er sagte: „Und dann warst du frei, Annette, weil ich dich befreit hatte — Annette, ich habe dir damals den tleinen dummen Jungen verziehen, den Probell, den dein totettes Spiel in den Tod getrieben!" „Das ist Lüge!" schrie Annette. Und dann suchte sie mit einer heftigen Wendung die kleine Tür in den Rücken zu bekommen. Wessels eiserne Hände hatten ihre Schultern immer noch nicht losgelassen. „Ich hab dir ja verziehen!" keuchte Wessel. „Und ich werde dir auch die neueste Laune verzeihen, deine Ehe —" „Lassen Sie mich los!" Mit dein Aufgebote der letzten Kraft hatte Annette Wessels Hände von sich geschüttelt, jetzt stand sie, die Hände im Rücken bergend, neben der kleinen Tür und sah Wessel mit drohenden Augen an, wie zum -Sprunge bereit. „Ich liebe meinen Mann, hören Sie, ich liebe ihn! Und Sie verabscheue ich, ich hasse Sie!" „Das ist nicht wahr! Sträube dich nicht gegen dein wahres Fühlen: du liebst mich, ich weitz es, du mutzt mich lieben, mutzt, mutzt!" Er wollte auf sie eiirdringcn — jetzt wich er einen Schritt zurück: denn in dem Augenblicke hielt Annette eine Doppelflinte in den Händen, die hinter ihr an der Holzwand gelehnt hatte. „Verlassen Sie mich — oder —!" Mit einem Sprunge war Wessel vor ihr, seine Hände griffen nach dem Gewehr und drückten es in die Höhe, so datz Annette schmerzvoll aufschrie, weil er ihr wehe getan hatte. Ein Ruck — und ihre Hände sielen kraftlos herab. „Du — du —!" keuchte Wessel. „Mich willst du, mich — du —!" Annette stand wie gelähmt, sie vermochte sich nicht von der Stelle zu rühren. An der Holztäfelung, neben der kleinen Tür, stand sie, den Kopf angelehnt, die Arme schlaff herabhängend. „Willst du die Meine sein?" schrie Wessel, autzer sich, und als Annette nicht antwortete, wiederholte er: „Willst du die Meine sein? Reden sollst du!" Da war plötzlich wieder der Wille zu leben in Annette erwacht, sie wollte reden, aber die Worte versagten ihr. Wie eine Katze stürzte sie auf Wessel zu und fasste den Lauf des Gewehres — da krachte ein Schuh, es schien, als reckte Annette sich in die Höhe, dann aber wankte sie und stürzte vornüber auf den Teppich. Wessel stand wie entgeistert. Das Gewehr entglitt seinen Händen und fiel zu Boden. Er kniete neben Annette nieder, er strich ihr über das Haar — dann reckte er sich plötzlich und sprang auf. Was wollte er denn jetzt noch, was, was? Und wieder kniete er neben Annette nieder, er versuchte sie zu heben. Sie war so schwer — und aus der linken Brustseite sickerte Blut — die offenen Augen so glasig, der Blick gebrochen. — Ein un artikulierter Laut, wie der Wutschrei eines Tieres, entrang sich seinen Lippen. Dann lauschte er einen Augenblick und stand langsam auf. Aus einem Stuhl in der Nähe der Ausgangstllr lag sein Hut. Mecha nisch schritt er auf ihn zu und setzte ihn auf. Ohne die auf dem Boden liegende Frau noch einmal anzu sehen, öffnete er die Tür, durchschritt den kleinen Vorrauin — schon spürte er sich von der kühlen Abendluft umweht. Der Kies des Weges knirschte leise unter seinen Tritten — da erwachte Wessel. Er blieb stehen, spähte um sich, lauschte gespannt. Dann schlich er auf den Fuhspitzen zu der kleinen Gittertür, durcb die er gekommen war. und zog sie auf. Er fuhr zusammen, als sie in den verrosteten Angeln quietschte — schon stand er drautzen, im Walde. Wieder .zögerte er einen Augenblick, bevor er den Schlüssel, den er von nutzen hatte stecken lassen, umdrehte. Es ging so hart! So! Er zog den Schlüssel aus dem Schlosse und warf ihn im Bogen über das Gitter, in den Park. Dann verschwand Wessel langsam in dem Dickicht. Stille ringsum. Totenstille, b-egen das von. Kerzenlichte matt beleuchtete Fenster des Pavillons schwirrten ein paar Nachtschmetterlinge, die zu den Flammen strebten, aber immer und immer wieder nur gegen die glatte, kalte Scheibe stietzen. Z w e i u n d z w a n z i g st e s Kapitel. Im Erdgeschotz des Herrenhauses, in ihrem hübschen, geräumigen und jetzt hell beleuchteten Zimmer sah Käte und stichelte niit verdrossenem Ge sicht an Annettes Tüllrobe. Der Gärtnerbursche hatte sich einen Stuhl in ihre Nahe gezogen und sah mit schwärmerischen Augen zu ihr auf. „Sie sind heute gar nicht lustig, Fräulein Käte!" „Ach Gott! Die Baronin hat so viel Toiletten, und justament die mutz sie bis morgen habxn! Ein weitzes Tüllkleid für eine, die schon reichlich achtund- dreißig Jahre alt ist!" „Seitdem sie krank ist, sieht sie noch älter aus", sagte der Bursche. „Es ist schrecklich, wie sich die in den letzten Jahren verändert hat! Mir tut der Baron manchmal leid!" Käte lachte auf. „Aber ich bitte Sie, ein Mann! Ihr witzt euch doch zu helfen, wenn die Frau nicht mehr hübsch ist. Haben Sie noch nicht gesehen, was der jetzt für Augen macht, so oft er die Gesellschafterin nur sieht? Und heut' sind sie beide in der Stadt." „Der Baron ist doch heute mittag mit der Bahn hineingefahren, und das Fräulein nachmittag mit dem Automobil." „Na, deswegen?" machte Käte und zog das Tüll kleid über den Plättladen. Nach einer Weile setzte sie hinzu: „Geben Sie acht, was es nächstens für einen Krach gibt! Ich sag' Ihnen, dieses Fräulein Else, diese hochnäsige Person, fliegt! Haben Sie eine Idee, wie eifersüchtig die Baronin ist! Mein Gott, sie kennt sich aus. Wenn ich dran denk, wie sie ihren ersten Manu — davon darf man gar nicht reden! Na, und da mutz sie doch immer daran denken, so wie sie war. können andere Frauen doch auch sein: und wenn eine Alte einen so schönen Mann hat —" „Sie sind ja ganz begeistert von unserem Baron, Fräulein Käte!" sagte der Bursche eifersüchtig. Gerade wollte Käte antworten, als die Köchin die liire öffnete und atemlos fragte: „Haben Sie denn nichts gehört?" „Ja, den Unsinn, den der Herr Gärtner zusammen, redet, den hab ich schon gehört! Denken Sie nur, der will mir aufbringen, datz ich in den >'rerrn Baron verliebt bin!" „Ach, lassen Sie doch diese Dummheiten! Haben Sie denn nicht den Krach gehört? Es mutz jemand geschossen haben'" „Vielleicht der Herr Penzler, der patzt >a aus einen Fuchs", erwiderte der Eärtnerbursche gelassen. „Mir zittern die Knie, >o bin ich erschrocken!" sagte die Köchin und lietz sich auf einen Sessel fallen. „Bin ich erschrocken!" wiederholte sie. „Pfui Teufel! Soll doch der Herr Inspektor wo anders schietzen, aber nicht im Garten. Datz ihr zwei nichts gehört hakt''" Die altmodische Gewichluhr über Kätes Bett be gann zu schlaeen. „Herrgott, schon acht!" rief die Köchin entsetzt und sprang auf. „Ich bin mit dem Nachtmahl noch nicht fertig." „Wirtlich schon acht?" meinte Käte. „Ist das ein Wunder, datz die Gnädige mich so lange in Ruhe ge lassen hat!" „Vielleicht sollten Sie doch einmal nachsehen, am Ende ist ihr was, der Frau Baronin? Ganz bei sammen ist sie noch immer nicht", sagte die Köchin gutmütig. „Fällt mir doch gar nicht ein, ich bin froh, wenn ich Ruhe hab ! Wenn die Frau Baronin mich braucht, weitz sie sich schon zu Helsen " „Schön ist das gerade nicht von Ihnen, meine liebe Käte", versetzte die Köchin und schritt gegen die Tür. Als sie öffnete, stand Else vor ihr. Die Köchin prallte förmlich zurück. „Bin ich erschrocken' — Ich küss' die Hand. Fräulein!" „Guten Abend!' Else trat in das Zimmer. Gegen Käte gewandt fragte sie: „Ist die Frau Baronin ausgegangen?" „Ausgegangen?" gab Käte im Ton höchster Ver wunderung zurück. „Ich dachte, weil sie weder km Speisesaal noch in ihrem Zimmer ist." „Vielleicht ist sie im Zimmer des Herrn Barons", jagte Käte mit einer vielsagenden Grimasse, die etwa andeuten sollte: Er ist nicht zu Hause, da kann sie ungestört unter seinen Sachen kramen! Else achtete nicht darauf, sondern verließ das Zimmer. Drautzen überlegte sie einen Augenblick Sollte sie Annette weiter suchen? Wozu? Sie wollte lieber warte», bis sie gerufen würde. Sie wandte sich ihrem Zimmer zu. Mondschein lag in dem kleinen Raume, der im Erdgeschotz lag und dessen einziges Fenster in den Park mündete: etwas muffige Luft erfüllte ihn. Natürlich hatte Käte wie der einmal das Fenster geschlossen! Das war eine Leidenschaft des Stubenmädchens, wo sie ein offenes Fenster sah. mutzte sie es schließen. Ohne auch nur den Hut abgelegt zu Haden, schritt Else zum Fenster, nm es zu öffnen und die frische Abendluft herein zulassen. Sie wollte sich ein wenig hinauslehnen, fuhr im selben Augenblick aber mit einem Aufschrei zurück. Drautzen, gerade vor dem Fenster, war plötz lich eine Männergestalt aufgetaucht. sForts. folgt.) LrstUoßs-VLsvds. 2S IUz»vU«o 2.? b>t«ci>tkü88^» . 1.26 Ot ü 2.75 ^ued iu besseren Hiialttiiteu ru baden. ozzos Lllkiubstk tteickorn, LÜozr/zz-zzrszrz/ezrzk/ir/^ orzs --«/»cuo// ^opez-s/o^ zz?z? Arzz-Zs/s/z'ot., zzr vezss, cz. «H z« z-,z'«66o/?zLs/ez- ^czsk'a6/ ... 6777L5772L ^07? ^65/^67^677 7/7 Ä7/6/0/.5, (?0«5/5/7776«5. 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