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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.02.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110216013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911021601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911021601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-16
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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Nr. 47. los. Jahrgang. Leipziger Tageblatt vounrrsmy, ltz. Februar l9ll. Geheimer NdmiralitStsrat -«««: Ein verbot, von Detaillisten zu kaufen, besteht nicht. Abg. Severin« (Soz.): Der Torpedodtrek- tor in Wilhelmshaven ist an einer groben Er regung der dortigen Metallarbeiter Schuld. Bei einem Unfall, bei dem Menschenleben in Gefahr waren, äußert« er: Was kümmern mich Men schenleben, meine Befehle sind auszuführen! (Lebhaftes Hört? Hört! bei den Soz ) Der Direktor verhängt in rigoroser Weise Strafen und bedroht so gar die Arbeiter mit seiner Waffe. Mit solchen Grundsätzen kann jeder Esel Torvedodirektor sein! Staatssekretär v. Tirpitz: Wo Fehler gemacht worden sind, habe ich stets eingegriffen. In diesem Falle ist aber nichts zu beanstanden. Der Torpedodirektor Isend ahl hat stets das größte Wohlwollen für die Arbeiter gezeigt. Die Arbeiter haben selber ihr Borgehen als verfehlt erkannt: des halb sind Weiterungen vermieden worden. Die un gehörige Aeußerung des Torpcdodirektors über das Menschenleben ist tatsächlich nicht gefallen. Der Bedrohung mit der Masse war ein tätlichen Angriff eines Arbeiters vorangegangen. Von unwürdiger Menschenbehandlung ist keine Nede! Der Arbeiter verband hat eine Resolution beschlossen, die eine schwere Beleidigung eines Offiziers aussprach. Aus dem weiteren Verhalten des Arbeiterverbandes geht klar hervor, daß es sich lediglich um eine agitatorische Machination handelt. (Beifall.) Abg. Dr. Weber (Natl.): Aeußerungen, wie die beanstandeten, fallen in der Erregung solcher Situa tionen viel leichter als im normalen Leben. Das Leipziger Tageblatt nimmt heute morgen auf das Unglück des Unterseebotes „II. 3" Bezug und behauptet, daß der Unfall von zwei Privatwersten beobachtet worden sei, die zwei Boote zu Hilfe schickten, die aber glatt abgelehnt worden seien. Was ist Wahres an dieser Behauptung? Staatssekretär und Großadmiral der Marine von Tirpitz: Von den angebotenen Bergünasdampfern weiß ich nichts Die Sache ist mir neu. Ich rverde recherchieren. Ich glaube nicht, daß es etwas genützt bätte. Dos Unterseeboot ist noch mit eigener Kraft nach dem Land« gefahren, dann gesunken und im Schlick drin gewesen. Durch den Schlick hätte man es nicht schleppen können. Ich kann mir nicht vor stellen, daß Admiral Lanz, wenn er irgendeine Chance gehabt hätte, sie nicht angenommen hätte. Es ist wohl nur ein vages Gerücht. Das, worauf es ankam, hatte er getan: er hatte sofort den Kran zur Stelle. Auch das Aufschleppen auf das Land im Schlepptau wäre lehr schwierig gewesen und Hütte nichts geholfen. Aber ich werde untersuchen lassen! Nach 147 Uhr wird die Fortsetzung der Beratung des Marineetats auf Donnerstag 1 Uhr vertagt. öus üen Keichstsgskommilltonen. Der Militäretat in der Budgctkommission. Die Budgetkommission erledigte am Dienstag die neue Heeresoorlage sowie das Ertraordinarium des allgemeinen Militäretats. Im preußischen Kontin gent werden die drei neu angcsorderten Intendantur beamten gestrichen. Lin« eingehende Aussprach« ver anlaßte der Titel eines neuen Generalinspek teurs des M i l i t ä r ve r k e h r s w e se n s. Die in Höhe von 12 000 -tt für diesen in Aussicht ge nommene Dienstzulage wird aus 0000 .tt gekürzt; der Anspruch auf freie Dienstwohnung wird beseitigt gegen eine Mietsentschädigung von 15,033 Nach dem Etat soll eine Verringerung der M i l i t ä r m u s i k e r um 1000 Mann erfolgen. Die Vertreter der Vollspartei und der Sozialdemokraten wünschen noch ein« weitere Verringerung. Die Zahl der Kapellen soll vermindert werden, besonders in Garnisonen mit mehreren Regimentern. Den berech tigten Wünschen der Zivilmusiker solle weiter ent gegenkommen rverden. Von seiten der Militärverwal tung wird d«mgegeniib«r aus die scharfen Be stimmungen aus dem Jahre 1800 verwiesen, die beispielslveis« das Spielen in Nachtcafes und nach 1 Uhr nachts verbieten. Uebrigenv sei die Kon kurrenz der Ausländer für die Zivilmusiker viel schlimmer als die durch die Militärmusik. Klagen über unlauteren Wettbewerb durch die Militärmusik würden jetzt übrigens nur noch aus Berlin er hoben. Bei der Beratung d«r Stellenzulagen usw. wird Bezug genommen aus eine schon im vorigen Jahre von der Volkspartei eingebrachte Resolution. Bei Streichung der Zugelagesonds würde man die Mittel für eine allgemeine Erhöhung der Löhnung flüssig machen. Der Zulagentitel wird bewilligt. Beim Titel P s e r d e b e s ch a f f u n g wird die For derung für Pferde bei den Kraftfahrbataillonen be mängelt. Der Vertreter der Militärverwaltung legt dar, daß auch di-r Offiziere dieser Truppenteile selb dienstmäßig ausgebildet werden müssen. Der Titel wird bewilligt. Die einmaligen Ausaaben für die Heeres- verstärkung im preußischen Kontingent werden debattelos genehmigt. Der württembergische Etat wird dcbattrlos genehmigt. Die NeLchsoersicherungskommisfion setzt« in ihrer Sitzung vom Dienstag die Abstimmun gen über die Komvromißantrüge betreffend das Ver fahren in ll n f a l l s a ch e n fort. Unter andern« wurde dabei die Bestimmung eingefügt, daß das Ver sicherungsamt entsck-eidet, wieweit dem neuen Gut achter die vorhandenen ärztlichen Gutachten mitzu teilen find; auf Verlangen des ärztlichen Gutachters muß ihm jedoch Einsicht in die übrigen Vorverhand lungen gewährt «erden. Weiter wurde beschlossen, daß bei der Verhandlung über den Einspruch des Versicherten der Vertreter der Berufs genossenschaft und der Beistand des Arbeiters nicht zu solchen Personen gehören dürfen, die das Ver handeln vor Behörden geschäftsmäßig betreiben. Di« Cchisfahrtsabgabenkommtssion. Die Indiskretion aus der Schifsahrtsabgaben- kommission wurde zu Beginn der Sitzung am Diens tag erörtert. Der Vorsitzende der Kommission Abg. Winkler (Kons.) wies auf den peinlichen Vorgang hin, daß die Vertraulichkeit gegenüber den Ausführungen des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes in der letzten Sitzung nicht vollgewahrt worden sei. Er stellte fest, daß kein Kommissions mitglied die Vertraulichkeit verletzt habe; die Notiz sei in die Presse gekommen durch einen Abgeordneten, der in der Kommissionssitzung nur als Zuhörer anwesend gewesen sei. Der betreffende Kollege habe ihm die Sach« auseinandergesetzt- und e» handle sich anscheinend nur um ein Verseh««. Di« Echiffahrtsabaabenkommisfion hat ihr« Nb- ficht, in den nächsten Tagen eine Reise nach dem Rhein zur Besichtigung der dortigen Häsen usw. zu machen, ein st weilen auf gegeben. Man will den Plan in vorgerückterer Jahreszeit aussühren, vielleicht zwischen der ersten und zweiten Lesung der Kommission. Die allgemeine Besprechung beim 8 1 des Gesetzes wurde sortgesetzt. Von fortschrittlicher Seite wurde darauf hingewiesen, daß sich wie ein roter Faden durch die Begründung der Vorlage wie auch die vorgelegten Denkschriften die Behauptung ziehe, daß die Ausgaben für die Stromregulierungen säst ausschließlich nur für Schifsahrtsinleressen gemacht würden. Das sei falsch und irreführend. Der Redner bezog sich u. a. auf einen Bericht der E l b st r o m- bauoerwaltung aus dem Jahre 1800, in dem darauf hingewiesen wird, daß im Interesse der Vorflut des Elbftroms noch sehr viel zu tun sei. Die generellen Kosten für das Hochwasscrprojckt wurden nach den Berechnungen des Jahres 1802 auf 50 Millionen beziffert und die des Niederwasser projekts auf 30 Millionen, also Ausgaben, di« gerade im Interesse einer guten Vorslut unbedingt notwendig seien. Iu dem amtlichen Schriftstück sei auch darauf hingewiesen, daß ein durch den ganzen Strom hin durchgehender breiter Schlauch, also eine Fahr rinne, die beste Bedingung für die Schaffung einer Vorflut sei. Voraussetzung sei doch bei der --trom- regulierung immer geroesen, zunächst für die Vorslut zu sorgen, womit dann auch dem Interesse der Schiff fahrt gedient sei. Hier bei dieser Vorlage werde es umgelehrt gemacht. Der Redner wandte sich dann auch gegen die Behauptung, daß die Kleinschiffer das selbe Interesse an der Vertiefung der Fahrrinne hätten wie die großen. Die Schisfahrtsabgaben würden geradezu den Ruin der Kleinschisf fahr t bedeuten, was vom soziale« Standpunkt aus überaus zu beklagen wäre. Weiter verlangte der fortschrittliche Redner einen Nachweis Uber die Höhe des österreichischen Durchgangsverkehrs aus der Elbe, der größer sein sötte, als der gesamten Umschlag im Dresdner Hasen. Daraus erkläre sich das große Interesse, das Oesterreich an der Aufrechterhaltung der Ab- gaüenfreiheit auf dem Elb ström habe. Der Redner ging sodann näher aus seine heimatlichen sächsischen Verhältnisse ein. Er führte Klage über die unfreundliche Haltung gegen Sachsen, die in der ganzen Verhandlung der Angelegenheit in die Erscheinung getreten sei, und ocrwi s darauf, daß Sachsen im Jahre 1870 für die Aufhebung der Elbzölle ohne Entschädigung ge stimmt habe. Di« Vorlage bedeute einen schweren Eingriff in die historisch berechtigten Interessen der am Oberlaufe der natürlichen Wasserstraßen ge legenen Staaten, besonders Sachsens. Ministerialdirektor Peters lehnte es ab, auf die Frage des A u s l a n d e s einzugehen. Neber ö«n österreichischen Durchgangsverkehr würden die er forderlichen Zahlen beigebracht werden. Hamburg und Sachsen hätten ein größeres Interesse an der Elbschifsahrt als Preußen. Die seinerzeit auf gehobenen Zölle dürfe man nicht mit d n jetzt an gestrebten Befahrungsabgaben verwechseln. Damals sollten di« Zölle Einnahmen für die Staaten bringen, letzt solle aber die Abgabe besondere« Zwecken dienen. Der Redner der Vollspartei hatte u. a. auch betont, daß die Einführung der Echifsahrtsabgabcn eine ganz bedeutende Vermehrung der Beamten zur Folge haben werde. Ain Rhein seien außer 40 Häsen noch >32 Lösch, und Ladestelle« am srei.'n Ufer vorhanden; da erfordere die Beaufsichtigung der mehr als 10 000 Schiffe ein großes Personal. Ministerialdirektor Peters bestritt dies. Von den Kommissionsmitgliedcrn kam am Diens tag nur noch ein Vertreter der Sozialdemo kraten zum Wort. Er behandelte besonders die verfassungsrechtliche Seite der Frag«. Es handele sich nicht um eine Ergänzung, sondern um eine wesentliche Aenderung der Verfassung. Der Redner- nannte die ganze Tendenz der Vorlage antinational. Minister v. Breite nbach bestritt gegenüber dem sozialdemokratischen Redner, daß dem Reiche eine Tarifhoheit zukomme. Ein Druck sei von Preußen nicht ausgegangen, aber zur große« Freude Preuß.-ns sei es erreicht worden, daß sich die anderen Bundes staaten angeschlojsen hätten. Innerhalb der preußischen Regierung hab« niemals Zweifel geherrscht iil>er die Bedeutung der Gebühren als Entgelt für Gegen leistungen. Die preußische Regierung sei völlig außer stande, große Kapitalien für Zwecke der Ströme zu investieren und das würde auch am Widerstand des preußischen Landtags scheitern. Die Leistungsfähig keit der Ströme, besonders auch der Elb«, würbe ganz bedeutend zunehmcn, wenn das Gesetz zustandekomme, und das sei ja der Zweck der Vorlage. Den Vorwurf, daß cs sich um ein antinationales Werf handle, wies er entschieden zurück. In der Kommission für das elsaß-lothringische Versassungsgesetz ist am Mittwoch von den verbündeten Regierungen zu sein Antrag« des Zentrums erklärt worben: Der in der vorigen Sitzung angenommene Antrag, daß Elsaß-Lothringcn ein selbständiger Bun desstaat sei, lxdinge die Festsetzung, lvem die Staatsgewalt in Elsaß Lothringen zustehen solle. Hier' über lasse der Antrag des Zentrums jede Festsetzung vermissen. Der Satz der Vorlage: „Die Staats gewalt in Elsaß Lothringen übt d«r Kaiser aus", soll fallen gelassen und statt dessen gesagt werden: ..An der Spitze des Bundesstaates steht ein Statt- halte r", ohne daß gesagt wir-, wer das Staatsober haupt sein soll, an besten Stelle er regiert. Wlenn der Antrag dem Bundesrat ein Vorscblags- recht für die Ernennung des Statthalters gebe, so seien Analogien hierfür nur bei der Ernennung nicht politischer Beamten, wie der Mitglieder des Patent amtes. des Disziplinarhoses usw., vorhanden. Eben sogut könne man «erlangen, daß der Reichskanzler aus Vorschlag des Bundesrates ernannt werde. Noch unhaltbarer sei die Konstruktion der inzwi'chen vom Zentrum zugestandenen Abänderung seines Antrages, daß durch einsache Mehrheit des Bundesrates die Abber u s u n g des Statthalters ausgesvrochcn wer den könne. Solle etwa der Kaiser gezwungen werden, auch wenn er den Statthalter belasten will, ihn abzuberufen und umgekehrt? Und sei der Reichs kanzler alsdann verpflichtet, einen solchen Beschluß des Bundesrats gegenzuzeichnen? Die Anträge enthielten politische und staatsrechtliche Unmöglichkeiten. Nach dem Zentrumsantrage erschöpfe sich die Ausübung der Staatsgewalt des Kaisers mit der Ernennung des Statthalters, auf den dann der Kaiser keinerlei Ein fluß mehr haben würde, und der dem Kaiser gegeit- über keinerlei Verantwortlichkeit Haden würde. E« gäbe nm zwei Möglichkeiten, entweder man ziehe au» dem Beschluss«, Llsaß-Lothrlngen zu einem selbständigen Bundesstaate zu machen, die letz ten Konsequenzen und schaffe ein« von Kalter und Reich unabhängige Souveränität, oder Elsaß- Lothringen bleibe Reich » land , und dann sei ein« wesentlich andere Struktur der Statthalterschaft und ihrer Beziehungen zum Kaiser al» di« bisherige nicht möglich. Für die Verleihung von Bundes- rats stimmen an Elsaß-Lothringen hätten die verbündeten Negierungen keinen gangbaren Weg gefunden. Es müsse dem Reichstage an- heimgestellt werden, praktisch« Vorschläge zu machen; den verbündeten Regierungen könne nicht zugemvlet inerden, zu einzelnen Anträgen, deren Tragweite auf Ausgestaltung noch völlig ungewiß sei. schon jetzt Stellung zu nehmen. Sie müßten vielmehr an den Grundlagen der Vorlage, wie sie eingebracht sei, f e st h a l t e n. Die Kommission beschloß im Laufe der Verhand lungen, auf den ersten Teil des Zentrumsantrages hin den Absatz 1 des 8 2 wie folgt zu fasten: An der Spitze des Bundesstaates steht der Statthalter, der auf Vorschlag des Bundesrates vom Kaller unter Gegenzeichnung des Reichskanzlers auf Lebens zeit ernannt wird, und der durch Bundesrats beschluß abberufen werden kann. Diese Fassung wurde mit 22 gegen 6 Stimmen angenom men; dagegen wurde der Schlußsatz: „Die Abberufung gilt als abgelehnt, wenn sie 14 Stimmen gegen sich hat", auf Antrag der Nationalliberalen ge» st r t ch e n. Die Wahlprüftingskommission verhandelte heute über die Wahl des Abg. Kölle- Goslar-Zellerfeld (Wirtsch. Vgg.). Der Landrat und der Regierungspräsident hatten Insassen von Heilstätten für nicht wahlberechtigt in de«, Bezirk der Heilstätte erklärt. Die Kommission stellte sich auf den entgegengesetzten Standpunkt und wird prüfen, wieweit etwa die Stimmen der Heil stätteninsassen auf das Ergebnis der Wahl einen Einfluß ausgeübt haben würden. 15 preußisches KkrgeorLnetenhaus Berlin, 15. Februar. Am Ministertische v. Dallwitz. Präsident v. Kröcher eröffnete die Sitzung 11 Uhr Minunten. Vor Eintritt in die Tagesordnung erklärte Abg. Friedberg (Natl.): Herr v. Heydebrand sagte gestern. Basser mann habe von einem Raub zuge der Mehrheit bei der Finanzreform auf die Taschen des Volkes gesprochen. Herr Dasser- mann sprach im Reichstage von dem Beutezuge der landwirtschaftlichen Großbrenner. Es folgte die Fortsetzung der zweiten Beratung des Etats des Ministeriums des Innern. Abg. Meißermel (Kons.): Di« Landräte mästen für ihren Dieiistaufwand voll ent'chädigt werden. Abg. Busch (Ztr.): Die maßlose und unbegründete Hetze gegen den Kreisschulinspektor Heß ist auf eine Annonce des Landrates des Kreises Wipperfürth znrückzuführen. Der Mi nister möge hier Wand«l schaffen. Nationalliberale Landräte des Westens sollten über den Parteien stehen, wie es von den Landräten des Ostens ge fordert wird. Abg. Schröder-Kastel (Natl.): Die letzte Forderung des Vorredners ist berechtigt. Die Dienstaufnmnd- entschädigunq der Landräte ist notwendig. Minister des Innern v. Dallwitz: lieber den Fall Heß wird ein Bericht ein gefordert werden. Für die Dienstaufwandentschädigungen der Landräte werden etwas höhere Mittel flüssig gemacht werden. Ob eine veränderte Organisation der Landratsämter notwendig wird, wird der Fortgang der Arbeiten bctr. die Derwciltungsreform ergeben. Abg. Richarskq (Ztr.) beklagte das Vorgehen des Landrats und des Amtsvorstehers im Kreise Leob- schütz gegen das Zentrum. Abg. Träger (Freis.) beschwerte sich über die rigo ros« Handhabung der Bestimmungen über den Auf enthalt ausländischer Saisonarbeiter in Preußen. , Abg. Mizerski (Pole) beschwerte sich über die Verdeutschung polnischer Ortsnamen. Minister des Innern o. Dallwitz: Bei derartigen Umnennungen handelt es sich um deutsche An siedelungen. und di« Namensänderung erfolgte aus Wunsch "der Ansiedler. An den Bestimmungen über den Aufenthalt ausländischer Saisonarbeiter soll nichts geändert werden. Abg. Leinert (Soz.): In den Schulen soll nicht eine patriotisck)« und gottesfürchtige Gesinnung ge pflegt werden, sondern die Kinder sollen befähigt werden, den Kampf ums Dasein aufzunehmen. (Widerspruch rechts.) Abg. Woyna (Freikons ): Unter der Fuchtel der Landräte l>at das Volk nicht zu leiden, aber unter dem Terrorismus der Sozialdemokra tie. Der Bauernbund entfaltet in der Provinz Hannover eine bedenkliche Agitation. Treten die Landräte im Intereste des Friedens hiergegen auf, so sind sie dazu berechtigt. (Beifall rechts.) Abg. Korsanty (Pole) beschwert« sich über die un gesetzliche Anwendung -es Versammlungs- und Ver- einsrcchts gegen die Polen. Abg. v. Arnim-Züsedom (Kons): Der Abg. Leinert sprach von einem Reichslügen verband. Hätte er das außerhalb dieses Hauses gesprochen so käme er mit dem Strafgesetzbuch in Konflikt. Hierauf wird die Debattß geschlossen. Persönlich bemerkt Abg. Leinert (Soz.): Reichs- lügcnverbanü für die Verleumdung der Sozial demokratie! Präsident ». Kröche, ruft den Redner zweimal zur Ordnung. Nach weiteren Bemerkungen der Abgg. Hirsch (Soz), o. A r n i m (Kons.) und Schifferer (Natl.) bemerkte bei dem Kapitel „Polizeiverwaltung von Berlin und Umgebung" der Abg. Liebknecht (Soz): „Greift Herr v. Iagow in die 'Verkehrsverhältnisse ein, so stört er den Ver kehr." Al» der Redner in seinen weiteren Ausfüh rungen das Wort Polizeiminister gebraucht, unter bricht Präsident v. Kröcher ihn mit der Bemerkung: „Icb wünsche nicht, daß Tie dieies Wort weiter ge brauchen. Der Herr ist königlicher Staats minister des Innern." (Bravo! recht») Liebknecht (fortfahrend): Drr Minister muß den Polizeipräsidenten rektifiziere». (Prästurnt von Krömer ruft den Redner zur Ordnung) Preußischer Minister des Innern ». Dallwitz: Da der Polizeipräsident wegen Verdächtigung der Lock spitzelei gegen den Redakteur des „Vorwärts" Klage erhoben hat, brauche ichkeinWortzu der Behauptung de» Abg. Lrebknecht zu ver lieren. War die sozialdemokratischen Jugendorganisationen betrifft, so ist durch die Entscheidung des Oberoerwaltungsgerichts fest gestellt worden, daß sie ungesetzlich sind, w«il Personen unter 18 Jahren politischen Vereinen nicht angehören dürfen. Nach der Tagesordnung bemerkte Abg. o. Heqde- brand (Kons ): In den Worten des Abg. Fried berg vor Eintritt in di« Tagesordnung finde ich eine Bestätigung dessen, was ich gestern ge sagt hab«. Nächst« Sitzung Donnerstag 11 Uhr. Tsgeschranlk. Berlin, 15. Februar. (Emil Mosse). der frühere langjährige Mitinhaber der Firma Rudolf Mosse, ist heute nachmittag hier gestorben. Berlin, 15. Februar. (Graf v. Pfeil mi schlichtem Abschied entlassen.) Die Angelegen heit des Hauptmanns Grafen Hans von Pfeil und Klein-Ellguth zu Graudenz Hal nunmehr ihre Er ledigung gefunden, soweit sein militärisches Dienst verhältnis in Frage kommt. Hauptmann Graf Hans von Pfeil stand Ende Oktober v. 2. vor dem Ehren rat, und dieser hat auf Abschied unter erschwerten Bedingungen erkannt, nämlich aus schlichten Ab schied ohne Pension und unter Verlust des Rechtes, die Uniform und den Titel Hauptmann zu tragen. Der Kaiser hat jedoch nach Vorlegung dieses Spruches von seinem Begnadigungsrecht inso weit Gebrauch gemacht, als er dem Grafen Pfeil den Titel „Hauptmann a. D." beließ. Der Pensions verlust und die Aberkennung der Uniform bleibt jedoch bestehen. Graf Pfeil war, wie erinnerlich, bereits nach Einleitung der verschiedenen Strafver fahren vom Dienste suspendiert worden, erschien aber noch zu der letzten kriegsgerichtlichen Verhand lung im Juli 1810 vor dem Gericht der Königlcchen Kommandantur in voller Uniform. Berlin, 15. Februar. (Berlin — London in 18 Stunden.) Wie dem „Berl. Lok.-Anz." aus der englischen Hauptstadt berichtet wird, soll der Expreß dienst von London über Queenborough—Vlissingen nach Berlin in Zukunft über Folkestone—Vlissingen geleitet werden und damit die Reiseroute aus 18 Stun den gekürzt werden. Der nene Dienst soll schon im Mai d. 2. beginnen. Hamburg, 15. Februar. (Heringssegen in derEldmündung.) In der Eldmiindung wur den seit den letzten Tagen reiche Heringsfänge ge macht, die jetzt, wie der „B. Z." berichtet wird, einen ganz enormen Umfang anzunehmen beginnen. Die Fischerkutter treffen bis zum Unlersinken beladen mit Fängen von 30 000 dis 50 000 Psund Heringen ein, und es wurden an einem Tage rund 200 000 Pfund Heringe in Kuxhaven angebracht. Der Markt kann diese enormen Zufuhren nicht jo schnell aufnehmcn, und jo wandern große Mengen dieser Heringe in die Fischmehlfabriken. Die Hamburgische Fifchereibe- hörde hat eine wissenschaftliche Kommission, bestehend aus dem Fischereivirektor Lnbbert, Fifchereiinftxcktor Duge und Professor Dr. Ehrcnbaum, entsandt, die mit dem Staatsdampfer „Neuwerl" die Elbmündung abkreuzen, um Forschungen über die Herkunft und die Zugbahn dieser enormen Heringsschwärme an zustellen. Köln, 15. Februar. (Der verschwundene Oberstaatsanwalt.) Die behördlichen Recher chen über das Verschwinden des Oberstaatsanwalts Richard führten zur Ostsee. Richard soll ein Billett für einen Ueberseedampfer gelöst haben. Man glaubt, daß er sich nächtlicherweile ins Meer gestürzt bad«. Kiel, 15. Februar. (Taufe des trans atlantischen Flug sch iffes.) In Anwesen heit des Prinzenpaares Heinrich und zahlreicher ge ladener Damen und Herren erfolgt« heute mittag in der Halle des Vereins für Motorlufijchiffahrr in der Nordmark di« feierliche TaufedesLuftschiffes der transatlantischen Flugexpedition. Bürgermeister Dr. Lindemann-Kiel hielt die Tauf rede. Dann zerschellte die Prinzessin Heinrich eine Flasch« Sekt am Gondelbug und taufte das Schiff auf den Namen „Suchard'. Der Fahrtreilnehmer Dr. Gans hielt eine kurze Ansprache, die mit einem begeistert aufgenommenen Hoch aus den Kaiser schloß. Hierauf wurde eine Besichtigung des Luftschiffes vor genommen. Rom, 15. Februar. (Tin Forschungsreisender als Spion.) Der schwedische Eurvpareisende Lantz, der den Kontinent in einem Kahn umfährt, ist. wie der „Berl. Lok.-Anz." berichtet, in 2talien als Spion verhaftet worden. Kurz nach seiner Abfahrt von Genua wurde er von einem Sturm überrascht, und ein Fischerboot muhte den Kahn nach Santa Mar- ghuerita schleppen. Hier konnte er das Prisengcld nicht bezahlen, da er ja ohne einen Pfennig Geld seine Reise unternimmt. Er wurde infolgedessen nach Thiavari gebracht und hier unter dem Verdacht, im Hasen von Spezia Spionage getrieben zu haben, festgehalten. Erst nach vier Tagen konnte er dank der Bemühungen des schwedischen Konsuls wieder babon sieb zahlreich« kalcrer Zo- vubvt, ZVzbort-I'ablett-u wit- ronvhmeo. lckv etaudiso b>ukt, ckas raseko Ltmeo Dreckt ckio blo cm, sie virck trocken, üer Ilctts rauh unck rlie 8timmo heiser, be--ov<lvrs «onn man sieb noch von ckvr k'akrt erkit/.t ckem Auev »n^osetrt dnt. Dann virkoo eia paar VV^dort-1'abletton Wuwler: nie „io im Slaock« rvrgekvo, liuckerv si« ckio Heiserkeit uock sehakkoo einen kroion Hals. Oer l'reie ist io allen -4pc>- tb'k'M 1 »nrk pro schachtel. »asw« kmSeVZmL ^Veou ckis )Virkum; eines hisker boutNsten Mittels oaekeulaseen bexiuot, bringt AmnckeN» veecn seiner genau ckosivrtvn Zusnmmevsetznng ckvn «enMosckten Lr- lolts, oboo üen 1>arm iroeockvio üu reir.eo. lledor ckio llvckentmnr eine» /vit-veiligou ^Vecksvl» cke» .^bkiibr- mittels vrck Ikr Xret 8ie o.erno nuktzbiren. l rkaltliok io üan Xpotbvkoo. 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