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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.02.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191102198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19110219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19110219
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-19
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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Prri- VÄ«iträg«. «,d »es»Lkt«»<U«, JehMMUl,.«« L La» it-Nch, i» Bei,» Ital^o. v«! uns«« Mialeo ». An. Ir» »»grhotu 7L xu«U^ >IS »mtteltthTl. WM«»» Laurschlaud« und d« dM«ch«n «ten^tthrl. 8.44 «k, ««atl. g«rurr mmftlmtrn, «ndur,, Niederlande, Nor mer eich-Ungarn, Rußland, ntftnerz ». Sparü«n. I» all« ,« direkt durch di« de» «la«»» «hiÜÄtz. la« «rschaau 4 »al «r mM^a«. «Pl.,8, np.ügtrTagtlilalt Handelszeitung. Nmtsölatt des Aales und -es Nolizeiamtes Ser Ltadt Leipzig. Aazetgea-Preis I<» J»t««t» au» delvzt, an» Umgevun-, dl« Sgeipalten, S0 oro, drei», Pekttzeit- L »t. dl» 74 mn» d«u* ReklamegeU» l M» aulwärr» Rellame» l-L) Z»t«rat« »»» Leddrden « rmilichen Lei: »t« 74 mm drrtt» Lrvt^tl» U) ch. HeichätlSanzeiaeii mu Vlatzdorlchnlrea ans m »er »b«ndau»yad« im prrii« «rtzotz!. Nabakl nach Laril. Äeilaqegedll!,« ä 0. Lauieno «lkl. Loltgcdüdr. ^ellertlkl» Suttrün, ttnnen nicht zuriH -«»ogra werden. Zür da« Urlcheinen »eltimmlen Lage» und Hlü»»a wir» keine iSaramt» übernommen. >n»eizrn.«aaahi»«i <tu,ullu«vl«tz », del iämrllcheo Alltalen u. allen «naonce». ^xpedlkioiwn oe» Ja» und üutlande«. -a»»r-Uial» »erlWi <««! Luacke», Herzogt. «ayr. v»sbu<^ »andlung tjü-owstrui,, Illi tLelcoho» VI. Nr. 4SV8). Hauak-Alltal« Dr«»d«« L««ltr,d« 4, l lLele«»a 4«lll. Nr. 50. Das Wichtigste. « Der Rat der Stadt Leipzig bewilligte dem Leipziger Verein für Luftschiffahrt einen Beitrag non 15 000 für den Rundflug durch Sachsen. sS. Leipz. Ang.) * 2» einem Anfalle von Geistesgestörtheit er« schoh in Buea (Kameruns der Sekretär Kerner zwei Kolonialbeamte und sich selbst. lS. d. des. Art.s * Der katholische Kirchenrechtslehrer Meurer- Würzburg weist in einer Schrift nach, dass zum Er lab des Papstes über den Modernisteneid das königliche Plazet nötig gewesen wäre. sS. Dischs. R.s — * Die Gesetzesvorlage über die Verlängerung des österreichisch - ungarischen Vankprioilegiums wurde nunmehr auch vom ungarischen Abgeordneten haus« angenommen. sS. Ausl.s * In der griechischen Kammer erklärte Veni- zelos, alle Gerüchte über eine Diktatur seien völlig unbegründet. * Nach einem amtlichen Bericht liegt für das Kiautschau-Schutzgebict leine Pest- gcfahr vor. sS. Tageschr.) Die öeutschen Moore. Nachdrücklicher ist wohl kaum jemals die allgemeine Aufmerksamkeit auf eine Frage der deutschen inneren Kolonisation gelenkt worden, als dies jetzt durch die Rede des Reichs kanzlers beim Festmahl und den Vortrag des Kaisers in der Sitzung des Deutschen Landwirtjchaftsrats mit der Moorko Ioni sierung getan worden ist. Wer über diese Frage nicht auf dem lausenden ist und seine historischen Reminiszenzen befragt, die von so vielen deutschen und besonders preußischen Regenten zu erzählen wissen, die den Mooren, Sümpfen, Brüchen und Luchen zu Leibe ge gangen sind, der wird sich lein auch nur an nähernd richtiges Bild machen von der außer ordentlichen Ausdehnung, die die Moore auch heute noch im Deutschen Reiche haben, und von der außerordentlichen Bedeutung, die das Problem ihrer Urbarmachung daher volks wirtschaftlich und sozial für das Deutsche Reich hat. Die Zahlen, die Professor Dr. Tacke in seinem Referat über die Moorkultur gegeben hat — 100 Geviertmeilen deutscher, 350 Eeviertmeilen preußischer Moore — sind höher, als man bis her nach freilich oberflächlichen Schätzungen an genommen hat. Bisher veranschlagte man die 0-esamtausdehnung der deutschen Moore auf rund 300, die der preußischen auf rund 260 Ge viertmeilen. Daß Tacke zu um reichlich ein Drittel höheren Zahlen kommt, ist auffällig, braucht uns aber weiter nicht zu kümmern. Auch nach den bisher als richtig genommenen niedrigeren Zahlen ist die Ausdehnung der Moore gewaltig: 5,2 v. H. der Bodenfläche Preußens, nicht gar so viel weniger des Reichs. Besonders mit Mooren bedacht sind der Nord- osten und der Nord we sten. Für Hannover und Schleswig-Holstein schlägt man 130 Geviertmeilen Moor an, für Oldenburg etwa 17 (fast zwanzig Prozent der Bodenfläche), für Ostpreußen 50. Diesen Hauptmoorgebieten folgen Pommern, Brandenburg, Posen, die Provinz Sachsen und Mecklenburg. Mittel- und Süddeutschland sind ziemlich frei von Mooren. Nur in Bayern treffen wir wieder solche von größerer Aus dehnung, 12 Eeviertmeilen, das Erdinger, das Dachauer Moos östlich und westlich der Isar und die Donaumoore bei Ulm und Ingolstadt. Mit dieser Kunde über die Verteilung der Moore ist indes die Sache nicht abgetan. Moor unn Moor sind sehr verschiedene Dinge. Die Kunde von den Mooren ist eine ganze Wissen schaft. Und einiges davon wenigstens muß man noch wissen, wenn man das Problem ver stehen will. Da ist zunächst die Scheidung zwischen Hochmooren und Niederungs- oder Wiesenmooren vorzunehmen, die nicht etwa nach der Höhenlage über dem Meeresspiegel, sondern danach zu vollziehen ist, ob die Moore über oder unter dem gewöhnlichen Grundwasser spiegel liegen. Die Hochmoore find auf armem Boden aus den anspruchlosesten Pflanzen, die Niederungsmoore auf gutem Boden aus recht anspruchsvollen Pflanzen, vor allem zahlreichen Gräsersorten, entstanden. Dem entspricht ihr Gehalt an Pflanzennährstoffen. Die Hochmoore Svnnrss, üen lS. Mrusr lSU. los. Jahrgang. haben deren wenige, die Wiesenmoore oft über raschend viele. Leider liegt es nun so — man könnte sich versucht fühlen, zu sagen: natürlich liegt es nun so —, daß in Deutschland die Hoch moore viel größer und zahlreicher sind. Schleswig-Holstein, Hannover, Oldenburg, Ost preußen, diese moorreichsten Landschaften Deutschlands, enthalten vor allen Dingen Hoch moore. Auch sie sind der Landwirtschaft und damit der Volkswirtschaft nutzbar zu machen. Aber sie bringen nicht entfernt die Erträge wie die Wiesenmoore. Man darf daher das Zahlen verhältnis zwischen Meliorationskosten und Jahresertrag des erschlossenen Moores, das dem Kaiser in Cadinen herzustellen gelungen ist — 73 000 Mark zu 12 000 Mark —, nicht etwa einem allgemeinen lleberschlag zugrunde legen. Immerhin geben auch die in rationelle Kul tur genommenen Hochmoore guten Nutzen. Auch wo die eng an die Möglichkeit des Torf stichs und des Torfabsatzes gebundene, kompli zierte und kostspielige holländische Vennkultur mit ihrer Sandverwendung nicht möglich ist und man daher auf die hohen Vennerträge an sämtlichen Getreiden, Leguminosen, Rüben und Klee verzichten muß, kann ohne Sand durch Verwendung künstlicher Düngstoffe und kalkhal tiger Substanzen ein Boden bereitet werden, der einen rationellen Wechsel zwischen Getreide, Leguminosen und Knollenfrüchten ebenso er möglicht, wie einen sehr ergiebigen Klee — Gras bau. Leichter und einfacher ist es, die Wiesenmoore zu kultivieren. Zur Umwand lung dieser Moore in ertragreiche Felder ist zwar das recht schwierige und kost spielige System der Moordammkultur meist vonnöten, dessen Grundp<nzip in der Zerlegung des Moors in einzelne Beete oder Dämmen besteht; diese, entwässert, werden mit Sand aufgeschüttet, der dann unter starker Düngung allein beackert wird. Auf solchen Moordämmcn sind aber dann auch schlechthin alle deutschen Feldfrüchte mit bestem Erfolg gezogen worden. Einfacher und billiger ist die Umwandlung der Wiesenmoore in Wiesen, zu der die Entwässerung in offenen Gräben oder durch Drainage bei entsprechender Düngung genügt. Daß dann diese Wiesen ein Futter material bieten, das dem anspruchsvollsten und höchstrassigen Vieh genügt, das war schon seit langem bekannt und ist auch von Tacke be stätigt worden. Aus alledem ergibt sich, daß wir in der Kultivierung der 300 Lis -100 Geviertmeilen Moore in Deutschland ein ausgezeichnetes Mittel vor uns haben, die Viehhaltung zu heben. Wie sehr erstrebenswert dieses Ziel ist, bedarf nicht der Ausführung. Die Forderungen, die die dem Deutschen Landwirtschaftsrat vor gelegte und von ihm angenommene Ent schließung aufstellt, kann man daher durchweg unterschreiben. Gesetzliche Maßnahmen in dieser Richtung stehen wohl bald zu erwarten. Sie werden das erste unzweifelhaft nützliche Stück Arbeit sein, mit denen das Regime Beth- mann Hollweg uns beschenken wird. Eins aber muß betont werden: die Moorkultivierung durch möglichst zahlreiche Bauern, nicht durch Zwerg besitzer, ist ein sehr gewichtiger Teil des Arbeits gebietes der inneren Kolonisation. Aber auch nur ein Teil. Näher noch und dringender als die Aufgabe, das moorige Unland in Ertragsland zu wandeln, steht die andere, das Ertragsland in den östlichen Provinzen, soweit es durch den Latifundienbesitz und den Arbeitermangel in nur sehr oberflächliche Kultur genommen ist, durch Bauernsiedlung in eine intensive Kul tur überzuführen. Dieses Problem ist nicht nur von volkswirtschaftlicher, sondern, gegen über dem andrängenden Slawentum, auch von nationaler Bedeutung. Nur der deut sche Bauer, nicht der auf slawische Arbeiter angewiesene Großgrundbesitzer, kann den nationalen Besitzstand im Osten halten und er weitern. Wir wollten deshalb neben dem Problem der Moorkultivierung das Problem der Bauernsiedlung im Osten ja nicht aus dem Auge verlieren. Deullltze oder lateinische Buchstaben? Vor acht Tagen erörterten wir die alte, gegen wärtig wieder einmal häufiger behandelt« Streit frage, ob die deutsche Schrift der lateinischen oorzuziehen sei. Zu diesem Thema erhalten wir eine Zuschrift von einem Freunde deutscher Schriftzeichen. Wir bringen sie zum Abdruck, ohne uns inoesten in jeder Beziehung mit ihrem Inhalt einverstanden zu erklären. Die Zuschrift lautet: „Ls ist wahr, saß die Verteidiger der deutschen Schrift bisher fast immer nur ihre Begeisterung für eigenartiges Deutschtum und ihre Hinneigung zur gotischen Baukunst in die Wagjchale warfen, während die Gegner mit Verstandesgründen fochten; aber ebenso wahr ist es, daß auch bei kühler Ueberlegunz die deutsche Schrift den Sieg daoontragen kann; nur darf man verschiedene Seiten dieser Sache nicht außer Betracht lassen, wie es bisher geschah. Die in D a r ni st« dt ein Vierteljahr vor jenem Beschlüsse der Pe titionskommission gegründete Vereinigung der Freunde deutscher Schrift mißt gerade den nüchternen Erwägungen die höchste Bedeutung bei. Zunäch t darf heute getrost behauptet werden, daß in deut cher Schrift die Wörter leichter lesbar ind, weil die W o r t b i l d e r mehrAb wechselung bieten. Der Erwachsene faßt nämlich nicht wie der Abc-Schütze einzelne Buchstaben ins Auge, sondern er nimmt die Wörter als Ganzes auf; das haben physiologische und psychologische Unter suchungen der letzten 20 Jahre dargetan. Am leich testen aber werden diejenigen Wörter erkannt, die Buchstaben von verschiedener Gestalt haben. Es ist falsch, wenn man meint, die lateinischen Großbuch staben seien fürs schnelle Lesen am geeignetsten; ein einzelner mag noch so deutlich sein, wenn aber ganze Wörter oder gar Sätze aus gleich hohen Buchstaben hergestellt werden, so mutet man dem Auge und Hirn viel mehr zu, als wenn man große und kleine Buchstaben benutzt. Nun hat aber die deutsche Schreib und Druckschrift weit mehr eigenartige Buchstaben denn die lateinische, und — was sehr wichtig ist — die auffallend geformten deutschen Buchstaben gehören zu denen, die in der deutschen Sprache am häufigsten sind. Unser Sprachbau macht ein langes s neben einem runden s wünschenswert, ebenso ein ß, des gleichen ein langes h. Daß ck, ch, tz dicht zusammen gerückt sind, ist vorteilhaft; ebenso nützt es, daß k und d oben abweichend gestaltet sind, und der viel gelästerte u-Bogen iit ein treffliches Mittel, flüchtig geschriebene Wörter leserlich zu machen. Man schreib« doch einmal „ist, hat, sind, muß, Hund, preußisch, Höhenschichten" deutsch und lateinisch nebeneinander, oder man vergleiche deutsch und lateinisch gedruckt „Nußschale, Waschschüssel. Schießbauestraße, Maßstab"! Wer will leugnen, daß die deutschen Buch staben deutlichere Wortbilder liefern? Dagu tritt, daß die deutschen Buchstaben schmäler find als die lateinischen. Das ist von großem Werte, weil di« deutscher Wörter länger find als etwa die englischen. Es ist daher verkehrt, zu be haupten, was fürs Englische gut sei, müsse auch fürs Deutsche taugen. Druckt man deutsche Wörter la teinisch, so werden sie zu breit, also bekommt das überblickende Auge mehr Arbeit. Da man beim Lesen nicht die einzelnen Strichlein und Ecken betrachtet, so wenig wie man, um einen Menschen zu erkennen, nötig hat, alle seine Umriß linien und Gesichtszllge zu verfolgen, so kann von einer Äugens chädlichkeit der deutschen BuchstabenkeineRede sein. Was von Aerzten bisher gegen sie vorgebracht wurde, stützte sich auf Sehproben, die aber keine Leseproben waren. Der jenige Fachwissenschaftler, den die Lateinschriftler be sonders oft nennen, Prof. Dr. Lohn in Breslau, er klärte schließlich, der Nachiveis sei nicht gelungen, daß die deutsche Schrift den Augen mehr schade als die lateinische, und Prof. Dr. Eulenberg in Bonn weist ebenfalls solche Anschuldigungen zurück. Nur wenn schlechter deutscher Druck neben guten lateini schen gestellt wird, dann allerdings gegt der la teinische. Unzutreffend ist auch der Hinweis aufs Ausland, dem wir unsere Schrift nicht zumuten dürften. Die Lateinschriftler verschweigen, daßbeiEngländern und Romanen die deutsche Schrift als Zicrschrift gilt. Man findet sie in Zeitungen und Büchern, auf Neujahrskarten und Festordnungen, auf Staatspapieren und Banknoten. Die Brüsseler Weltausstellung versandte ein längeres Schreiben, das französisch abgefaßt, aber deutsch gedruckt war! Meint man, Goethe wäre im Auslande bekannter geworden, wenn man seine Gedichte lateinisch gedruckt hätte? Als die preußische Akademie, die eben Kants Werke neu herausgibt, ausländische Ge lehrte fragte, ob bei Lateindruck ein größerer Absatz in Aussicht stünde, da gab man verneinende Ant worten! Durch Versuche wurde in den letzten Jahren bewiesen, daß jeder Franzose, Italiener, Amerikaner seine Muttersprache ohne Anstoß liest, auch wenn man sie ihm deutsch gedruckt vorsetzt. So ist auch die Rück sicht auf die Fremden kein Grund, von der deutschen Schrift zu lasten, die für uns Deutsche die zweck mäßigere ist. Mit Recht ist gesagt worden, daß das, wovor der Ausländer zurückschrickt, nicht unsere Buch staben sind, die ja nur im Stile von den lateinischen abweichen, sondern die Schwierigkeit unserer Wort biegung, Wortbildung und Wortstellung. Grimms sieben Vorwürfe gegen die deutschen Buch staben, die er „widerwärtig, verknorzt, Mißgestalt" usw. nennt, ließe man am besten unwiederholl; unsere Lateinschriftler erweisen dem Andenken dieses sonst so großen Mannes einen schlechten Dienst, wenn sie seine hinfälligen Ansichten immer wieder ans Licht ziehen. Man muß wissen, daß Grimm auch kein Verständnis für den gotischen Baustil hatte; ein Gebildeter der Gegenwart aber, der nicht wie Grimm regelmäßig« Steinkästen an schnurgeraden Straßen für die schönste Bauart hält, braucht auch vor Grimms Urteil über die deutsche Schrift nicht die Waffen zu strecken." Furchtbare Tat eines kownlalbeamten. Der stellvertretende Gouverneur in Kamerun mel det: In Buea, dem Sitze des Gouvernements, er- schohder in der ersten Dienstperiod« stehende Sekretär Kerner in einem Anfall von Geisteskrank heit den Dezirksleiter Biernatzky und den Sekretär Gnieß, verletzte die Sekretär« Nagel und Schnäbel« leicht urü> erschoß sich dann selbst. Der Verlust de» Bezirkskeiters Biernatzky und des Sekretärs Gnieß trifft die Kolonrakverwal- tung um so schwerer, als es sich um Beamte handelt, d'e sich in langjährigen Diensten im Schutzgebiete Kamerun besonders bewährt haben. Im gan zen deutschen Vaterland« wird man aufrichtiges Mit leid mit den beklagenswerten Opfern empfinden. Der Bezirksleiter Biernatzky wurde 1863 in Neuhofs bei Straßburg (Westpreußcnj geboren und war bis November 1893 Vizefeldwebel im Infan- terie-Regiment Nr. 30. Im Januar 1894 kam er als Polizeimeister nach Kamerun und wurde später Polizeiinspektor. 1907 wurde er zum Stationsleiter in Rio del Ney und vor wenigen Wochen zum Be zirksleiter befördert. Er hat eine ungewöhnliche Laufbahn durchgemacht. Der Sekretär Gnieß wurd 1878 in Schlitz (Hessen) geboren und war zuerst hessischer Finanzaspirant. Im Jahre 1903 wurde er in den Kolonialdienst einberufen. Er war zunächst Sekretär beim Gouvernement, später außerdem auch in Viktoria, und schließlich einige Dienstperioden lang in Duala beim Bezirksamt bzw. als stellvertretender Vorstand des dortigen Hauptmagazins. — Der Täter Kerner ist 1884 in Köln geboren und war zunächst Gerichtsaktuar. 1908 wurde er dem Kolonialinstitut zu Hamburg zur Ausbildung überwiesen und im August 1909 beim Gouvernement angestellt. Zur Kritik ües Gesetzentwurfes über Sie Versilberung üer privatsngeltellten hat am 15. Februar der Deutsche Verein für Versichere ngswissenschafr eine Versamm lung in Berlin abgehalten und dabei u. a. auch den Landtagsabaeordneten Dr. Beumer und den Neichstagsabgeordneten Dr. Potthoff zu Worte kommen lasten. Dazu wird uns geschrieben, daß es sich hauptsächlich um die fachmännische Kritik der Rechnungsgrundlagen und des technischen Auf baues der vom Entwurf oorgeschlagenen Sondertaste, um die Organisation dieser neuen Art von Sozialver sicherung und ihre Stellung zu den schon vorhandenen Fürsorgeeinrichtungen handelte. Bedenkliche Mängel wurden festgestellt an den Rechnungsgrundlaqen, schwerer Tadel ausgesprochen über das tm Entwurf trotz der hohen Prämien verwendete Durchschnitts oerfahren, über die lange Wartezeit, die Geringfügig keit der Anfangsrenten, die oft widerspruchsvoll und ungerecht wirkende Berechnungsweise der Renten, kurz über den empfindlichen Mangel an versiche- rungstechnischer Gerechtigkeit, die nach träglich herzustellen unendlich schwierig, wenn nicht völlig unmöglich sei. Es könne daher nicht eindring lich genug vor der Annahme des Entwurfs in der gegenwärtigen Gestalt gewarnt werden. Die Sonder organisation der Kaste mit ihren vielen Instanzen werde ein neues Beamtenheer schaffen und unabseh bare weitere kostspielige Folgen haben, di« unmöglich aus den dafür bestimmten Prämienteilen gedeckt wer den könnten. Ganz besonders unglücklich sei der Ent wurf auch in der Wahl der Uebergangsbestimmungen. Dis Paragraphen 363 und 372 bedrohen fast alle be reits versicherten Angestellten mit den empfindlichsten 'Nachteilen, ohn« ihnen auch nur im geringsten den in der Begründung des Entwurfes verheißenen Schutz vor Verlusten zu bieten. Wird der Entwurf Gesetz, so werden die privaten Haus- und Werks-Pensions kasten durch di« angebliche Rückversicherung bei der Reichsanstalt nicht versichert und gestärkt, sondern entsichert und geschwächt. Sie werden zu einer be trächtlichen Erhöhung der Mitgliederbeiträqe oder zu einer bedeutenden Verminderung der Kasten leistungen, wenn nicht gar zur sofortigen Betriebs auflösung schreiten mästen. Tausende und aber Tau sende von Angestellten werden so ihre wohl begründete Hoffnung auf eine angemessene Ver sorgung verlieren. Außerdem wird in jedem Falle, wo der Angestellte zu seiner Versicherung einen Zu schuß vom Arbeitgeber erhält, durch das rücksichtslose Eingreifen des Gesetzgebers in die vorhandenen Privatrechte eine Rechtsverwirrung entstehen, die vielfach di« gesamten in langjähriger treuer Arbeit erworbenen Anwartschaften des Angestellten dem auf eine harte Probe gestellten Wohlwollen des Arbeit gebers preisgibt. Nur wer als einzelner An gestellter für sich allein und aus eigenen Mitteln eine Versicherung von entsprechender Höhe. d. h. mit mindestens 4 Proz. seines Gehaltes als Jahresbeitrag, abgeschlossen hat, wird sich den „Segnungen" der vielfach ungerechten, unzweckmäßi gen und lästigen Zwangsversicherung mit ihrer zehn jährigen Wartezeit, ihren hohen Beiträgen und ihren noch sehr fragwürdigen, jedenfalls aber sehr ge ringen Leistungen entziehen können. Alles in allem schien es die Versammlung als ein nationales Un glück zu betrachten, wenn der Entwurf, hinter,dem nicht einmal die Gesamtheit der Angestellten sieht, der aber nicht nur die jetzigen Angestellten, sondern auch die Arbeitgeber, die Privatversicherung und schließlich die gesamte Nation sehr nahe und tief be rührt, Gesetz würde, ohne daß die wohlmeinenden Stimmen der Fachleute gehört würden. Denn die Hoffnung, daß die Strukturfehler einer Versiche rungseinrichtung sich nachträglich beseitigen ließen, sei gleich Null. Das württembergllche Zeltungsmelen. Die „Württembergischen Jahrbücher für Statistik und Landeskunde" beschäftigen sich in ihrem neuesten Heft mit den Zeitungen und Zeitschriften des engeren Heimatlandes nach dem Stande des Jahr- res 1909. Es geschieht das nicht das erste Mal, denn schon in den Jahren 1877 und 1887 Haven die Jahr bücher eine Statistik der Zeitungen und Zeitschriften Württembergs gebracht. Die Sache ist also nicht neu — wenigstens für Württemberg. Leider hat unser Sächsisches Statistisch«, Lande«mt trotzdem noch keine Notiz davon genommen, denn sonst hätte es wohl schon unser heimatliche, Zeitungswesen in Shn- kicher Weise statistisch bearbeitet, wie es das Wiirt- tembergischc- Amt tut. Und daß gerade dieses Gebiet der Statistik einem allgemeinen Intereste begegnen
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