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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.02.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110210028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911021002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911021002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-10
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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sich daher für eine Förderung dieser Bestrebungen nicht «»«sprechen. Sollte die Beleihung von Buck forderungen einen größeren Umfang annehmen, so erscheint ein« gesetzliche Siegelung al« notwendig." * Aubiläu«. Der Martthelser Friedrich Som. «er tonnt« am 8. d. M. bei der hiesigen Tuck- engrovfirma Georg Blumenthal L To. sein 25jühri- ae» Dienstjubiläum und gleichzeitig seinen 78 Ge burtstag begehen. Dem Jubilar, der die Kriege von 1866 und 1870/71 mitgemocht Hal, wurde im Ge» schäftslokale von Herrn Kommerzienrat Becker als Vertreter der Handelskammer «in Ehrendivlom über reicht. Der Thes der Firma und das Personal spen deten reich« Geschenke. * Einen gute» vorscklag macht uns ein Abonnent, oen wir gern unseren Lesern unterbreiten. Um den Ertrag de» Margarerentages zu heben und die gute Sache zu unterstützen, würden sich alle, die am Sonn abend und Sonntag Stal »der ein anderes Gesell ichaflsspiel spielen, ein Verdienst erwerben, wenn sie ihren Gewinn an diesen lagen nicht in dir eigene Tasche oder tn di« vereinskass« fliehen lassen, sondern an das Komitee des Margarrtentages ab liefern würden. * »er Kal. »itcki. MiliKieoemm, »AlicktzNche »,«- nadiere" hielt am Mittwochabend im Etablissement „Bonorand" einen hnmortstrschen Familien» abend ab. zu dem fich die Mitglieder des Vereins mit ihren Angehörigen in großer Anzahl «inaefun- den hatten und der auch von vielen Gästen besucht war. Tin oberbayrisches Schützenfest nr Tunten hausen, so lautet« die Parole v»» Abend». Dement sprechend zeigte das Feftlokal in seiner Ausstattung eine »bervavrlsche Geoirgslandschaft, »ich in seiner Milte dan jestplatz eines Dorfes, aus dem sich Hun^ dert« von Männlein und Fräulem in der malerischen Gebirgstracht im bunten Gemisch bewegten. Den Schwerpunkt der Veranstaltung bildete der große Schützcnauszug und nach beendigtem Preisschiehen das Einbringen und die Ehrung de» Schützenkönig». Für weiter« Unterhaltung war reichlich gesorgt. Unter anderem gab es im „Krug zum grünen Kranze" Un terhaltungsmusik und humoristisch« Vorträge, Duette und Soloszenen der Duettisten Büchner und Trommer, ferner Original-Schuhplattler, vorgeführt vom HoU- sepp und der Kathi. Aber auch eine zur heutigen Zen mit einer Gebirgsgegend notwendig verbundene Rutsch- und Rodelbahn wär vorhanden und wurde auch fleißig in Anspruch genommen. Frohsinn und Heiter keit war die Devise des Abends, der für alle Teil nehmer in der angenehmsten Weis« verlief. * Elaser-Zwangs-Innuag. In der ersten Quar- lalsverjammlung erstattete Obermeister Koch nach einer Ehrung d«r im letzten Jahre verstorbenen zwei Mitglieder den Jahresbericht. Die Innung zählt demnach 188 Mitglieder. Im Arbeitsnachweis melde ten sich 810 arbeitsuchende Gehilfen, von denen 636 feste Stellen und 118 Aushilfsstellen erhielten. Ar beitslos waren am Jahresschlüsse noch 53 Gehilfen. Die Innung erklärte sich für Einführung des zweiten Abschnittes des Gesetze», dt« Sicherung der Bausorde- rungcn betreffend, und für Beseitigung des tz 100cz der Gewerbeordnung. Weiter gab sie «ine Symva- thicerNäruna ab für Abhaltung der Dausachausstel- lung. Der Geschäftsgang hatte leider unter der lang andauernden Bauarbeiteraussperrung sehr zu leiden, anderseits war über PreiSdrückerei und Unterbietun gen zu klagen. Lehrling« sind bei Znnungsmitglie- dern 80 beschäftigt. Davon besuchten 37 die Fach schule. Einnahmen und Ausgaben balancieren mir 3802 G wählt wurden die bisherigen Vorstands mitglieder Herren R. Koch wieder als Obermeister und O. Scheuenberger, Fr. Friedel und H. Leipnitz als weitere Dorstandsmitgueder, P. Schimpf in den Aus- ichust für das Gesellenwesen, O. Klrine und I. Schäfer in den Lehrlinqsausschust und Schimpf und Fritsch- mann in den Wahlausschuß, sowie 7 Mitglieder als Sachverständige in das Submissionsamt. Aach einem beifällig aufgenomrnen-n Vortrag« von Direktor Hennig über die Diskontierung der Buchforderungen, gelangte eine Resolution zur Annahme, wonach sie Versammlung in der Diskontierung von BuchsorLe- da er keinen Hausschlüssel besaß und das Hans ab geschlossen war." „Run, und ?" fragte ungeduldig der Detektiv. „Nach dem Frühstück ging er wieder aus sein Zimmer. Als ich in sein Zimmer kam, um ihn zum Mittagessen zu bitten, war er verschwunden. Kein Menlch hat ihn gesehen." „vielleicht ist er doch noch zum Richter gegangen?" „Ich war heutc morgen bei Alice und erfuhr, dass ihn niemand seit dem Begräbnis mehr gesehen hat." „Zu spät! Zu spät, trotz all Lieser Arbeit!" jammerte -er Detektiv. Er stützte den Kops in die Hand und schien tief betrübt zu sein. Virginia wußte nicht, was sie >u ihm sagen sollte, und hielt es des halb für das beste, das Zimmer geräuschlos zu ner- lasscn. Barnes blieb eine lange Zeit so sitzen; plötzlich aber sprang er auf und schien wieder die Lebhaftigkeit selbst zu sein. „Fräulein Lewis! Fräulein Lewis!" ries er. in der größten Aufregung. Daraufhin kam Virginia herbeigecilt, erstaunt über Len Wechsel in seiner Stimmung. „Fräulein Lewis", sagte er rasch. „Sie sagten, er sei in sein Zimmer gegangen und seither nicht mehr gesehen woroen?" „Ja. er muß es verlassen haben —", „Sagen Sie mir: ist es dasselbe Zimmer, wo er in der Nacht nach den, Mord»' geichlaf-m hat." „Jawohl! Da ick dachte, es sei der Sohn meines Onkels, gab ich ihm besten Zimmer." „Das Zimmer Ihres Onkels? Natürlich. Jetzt ist es mir klar. Wahrend dieser ersten Nacht hörte Burrows geheimnisvolle Geräusche. Er ging in des Mannes Zimmer hinunter unb fand es leer. Burrows jaß die ganze Nacht vor der Tür, um ihn zu fragen, wo er gewesen sei, und trotzdem er nicht bei ibm voruberfam, war der Mann morgens doch in dem Zimmer. Verstehen Sie jetzt?" „Nicht recht." „Es ist sehr einfach! In dem Hause ist ein ge- Ix'imes Gemach vorhanden, und in diesem Augenblick hält sich der Mörder darin verborgen." „Ein geheimes Gemach! Unmöglich?" „Jede andere Möglichkeit ist ausgeschlossen, wollen Sie sagen. Es geschehen keine Wunder, und «in Mann kann am Hellen Tage nicht so leicht verschwinden!" „Aber wie wollen Sie es finden, wenn ein solches vorhanden sein sollt«?" (Fortsetzung (olat.) Schlllers Urenkel über Nsihllüe von Schiller. Der Münchner Gelehrte uns Schriftsteller Alexander Freiherr vor» Gleichen-Ruß- «urm widmet der dt«ser Tage verstorbenen letzten Trägerin -es Schiller Namens, Mathilde von Schiller, im „Neuen Stuttgarter Tagblatt" folgenden Nachruf: Di« letzt« Trägerin eine» der stolzesten Namen Deutsch!«»»» ist «m Sonntag hetmgrgangeu. Um rungen, wie sic die Echutzgemernschaft durchführt, eine wohltätige Förderung und Unterstützung des Hand werks erblickt. * Die Ortsgruppe Leipzig de» Verbünde« der deut scheu verftcheruagsbeauUen, Sitz München, nahm Kenntnis von der Amtsniederlegung des 1. Vorsitzen den, Sonntag, der meßen ernster Gefährdung seiner Gesundheit leider genötigt war. sich von allen Der- bandsaeschäften »urückzuzrehen. Die Versammlung sprach ihm einmütig den Dank für sein eifrige« Wir ken aus. Durch Aufnahme einiger neuer Mitglieder erhöht« sich die Zahl derselben, so daß der Verband mehr und mehr seinem Ziele, alle Versicherungs beamten in sich zu vereinigen, näherkommt. Am 2b. Februar wird der Vorsitzende de» verbände«, Liening-München, in Ulrichs Bierpalast einen Pro pagandavortrag halten, zu dem alle Versicherungs beamten Leipzig, eingeladen werden. * Uebersahre». In der Psaffendorker Straße wurde gestern ein gjähriger Knaoe von einem Rad fahrer umaerissen und brach den rechten Untersckenk.l. Er fand Aufnahme im Krankenhaus«. Da» Kino war dem Radfahrer direkt in» Rad hineing laufen. * Feuer. In einer Fabrik der Nngerstrahe in Linden«» gerieten gestern infolge von Selbstentzündung Kakaobohnen, di« kick im Kühler befanden, in Brand. La das Feuer sich auf die umliegenden Gegenstände auszudehnen droht«, mußte die Feuerwehr eingreifen, die nach einstündi- ger Tätigkeit jede weitere Gefahr beseitigte. * Straßenbahn-Zusammenstoß in Stötteritz. Gin Zuftttnmmstoß zweier elektrischer Straßenbahnwagen Linien L und 6 der Leipziger Elektrischen Straheu- dahrrgesellschast (rotes ereignete sich heute früh gegen »L7 Uhr an der Ecke der Leipziger und Schönbach- ftraße am Bahnhof Stötteritz. Der von der Schönbach- straße verkommende Wagen der Linie 2 fuhr, an scheinend infolge versagen« der Bremse, auf den aus der Stadt kommenden Wagen der Linie 8 auf. Der Aufprall war so heftig, daß die Vorderperrons beider Wagen erheblich beschädigt wurden, und außerdem wurden die Passagiere stark durcheinandergeschüttelt. Soweit bisher zu ermitteln war, sind zwei Personen verletzt worden, ein« davon schwer am Kopfe. Et« wurden auf der Sanitätewache verbunden. Ob noch weitere Verletzungen vor gekommen sind, konnte bisher nicht sestgestellt werden, es ist aber möglich, daß fich noch verletzte Per sonen melden. Die Aufklärung des Dorfalles be gegnet ziemlichen Schwierigkeiten, da die meisten Zeugen und Beobachter des Unfalles sich sofort ent fernt haben, da sie an ihre Arbeitsstätte mußten. Wer die Schuld an d«m Unfall tragt und ob ein« solche überhaupt oorliegt, konnte ebenfalls noch nicht er mittelt werben. Die Wahrscheinlichkeit, daß ein ver sagen der Bremsen oorliegt, hat nach Ansicht der Be triebsdirektion der Gesellschaft sehr viel für sich. Die Untersuchung ist im Gange. * Zusammenstöße. Am Rabensteinplatz stieß gestern ein Motorwagen mit einem Lastkraft wagen zusammen. Beide Wagen wurden leicht de- ichäoigt, Personen aber nicht verletzt. — In der Dresdner Straße sand gestern abend em Zu sammenstoß zwischtn einem Motorwagen und einem zweilpänntgen Rollgeschirr statt. Ersterer wurde so erheolich beschädigt daß er außer Betrieb gesetzt wer- den mußte. Personen waren nicht verletzt worden. * Selbstmordversuche. In seiner Wohnung »n v«r Deetbooenstraße nahm gestern ein 21 jähriger Lauf bursche in selbstmörderischer Absicht Gift zu sich Er wurde noch lebend ins Krankenhaus gebracht. Das Motiv der Tat ist unbekannt. — Im Hose eines Grundstücks der Ludwlgstraße in Neustadt gab gestern abend ein 23jähnger, von seiner Ehefrau getrennt lebender Fensterputzer in selbstmörderischer Ab Sus Lachsen. Dresden, g. Februar. * Die Reise de« Königs. König Friedrich August, der am Mittwoch in Port Sudan von Slatin Pascha empfangen wurde, ist gestern, Donnerstag, in Khartum eingetroffen. * Klöpprlspitzeuausstellung. Nachdem im vorigen Jahre insbesondere die Klöppelsprtzen sächsischer Her kunft in Brüssel so bedeutendes Aufsehen gemacht ficht vier Schütze auf sich ab, von denen einer in di« Brust ging. Er wurde noch lebend ins Krankenhaus geschasst. Da» Motiv der lat ist unbekannt. * Zwei Mörder »erhastet? Auf ein telegraphi sche« Ersuchen der Bahnpolizei i» Görlitz wurden in vergangener Nacht zwei Steinsetzer, 33 und 26 Jahre alt, gebürtig au« Kahl a. M., auf dem Dresdner Bahnhof verhaftet, al« sie eben mit der Bahn hier angekommen waren. Nach dem Wortlaut des Telegramm» kommen beide wegen Verdacht des Mordes in Frage. Nähere Auskunft fehlt zurzeit noch. * verhaftet wurde ein hier wohnhafter 28 Jähre alter Handelsmann aus Lemberg. Er hatte bei einer hiesigen Firma für 139 Rauchwaren gekauft und, wie ihm nachgewiesen werden konnte, bei dieser Gelegenheit Waren im Werte von 200 Zt gestohlen. Der Festaenommene kommt auch wegen Hehlerei in Frage, Markthelser zu Diebstählen verleitet zu haben. — Weiter wurde ein 17 Jahre alter Hausbursche aus Deuben festgenommen, der in ein Lokal am Grim- matschen Steinw?g, wo er in Stellung war, während der Nachtzeit einbrach und einen Geldbetrag erlangte. Er hatte auch noch von kassierten Geldern 3« unter- jcklagen. — Dasselbe Schicksal erreichte einen 39 Jahre alten stellungslosen Kaufmann von hier, der in Wahlen bet Leipzig wohnhaft war. Er schwindelte einer in der Eüdvorstadt wohnenden Witwe vor, er sei Baumeister am hiesigen Bahnhofsneubau und suchte von ihr 500 -4l zu erlangen. Die Witwe gab ihm das Gew nicht, sondern verständigte die Krimi nalpolizei, die den angeblichen Baumeister festnahm. Derselbe ist verheiratet und hat mehrere Kinder. * Unehrlich Volk. Au» einem Trockenplatz im West viertel find 12 Stück halbleinene, fast neue Herren, und Damenhemden im Werte von 70 Ul ge stohlen worden. — Aus einer Wohnung der Bis marck st raße wurden gestohlen: ein goldener Ring mit Platte, 0. R. graviert, ein goldener Ning mit ovalem Stein, ein gelblich und grünkariertes Kleid, zwei Waschkleider, ein grauer Regenmantel, ein ge- stick!er Tischläufer. — Das Weite gesucht bat ein 15 Jahre alter Lehrling aus L.-Kleinzschocher, der seinem Vater einen größeren Geldbetrag unter erschwerenden Umstanden entwendet hatte. Das Bürschchen wurde in Hamburg ermittelt und auf Er- juchen der hiesigen Kriminalpolizei festgenommen. — Aus einem Grundstück der Harkort st raße wurde ein Fußabtreter, au» hochstehenden Borsten herge stellt, gestohlen — Gewarnt wird vor einem Be trüger, der mit Herrenstossen hausieren geht. Er gibt hierbei an, die Stoffe seien englische Muster und aus reiner Wolle, sein Vater sei in Konkurs ge raten und mütze billig verkaufen. Diese Angaben beruhen aus Schwindel. Die Stoffe sind ganz billige, minderwertige, baumwollene Waren. Zuletzt trat der Unbekannte in der Roßlauer Straße in L.-Gohlis auf und schädigte einen dort wohnenden Käufer um etwa 50 <l. Der Gauner wird beschrieben als etwa 22—25 Jahre alt, von mittlerer untersetzter Gestalt, mit vollem, bartlosem Gesicht, schwarzem lockigen Haar Seine Kleidung bestand u. a. aus grauem Ulster, schwarzem steifen Hut. — Gestern nachmittag verschafften sich Diebe mittels Nachschlüssels Zutritt in eine Wohnung der Südstraße und entwendeten etwa -100 Ul bares Geld, sowie Gold- und Schmuck sachen. Von den Tätern fehlt noch jede Spur. geben von Erinnerungen an den großen Dichter lebte Mathilde v. Schiller seit langem in stiller Zurück gezogenheit. Viele sind in den l-tzten Jahren zu der tränten Frau in die freundliche Wohnung gekommen und von dort gestärkt, innerlich heiter wieder hinaus in die Welt grgangen. Denn sie verstand, wie selten jemand, die große Kunst, zu trösten, aufzurichten, lebensgtäubig zu machen. Es war nichr nur oer Hauch einer großen Tkrgangcnheit, der von den Bildern an d-n Wänden und den Sachen rings umher ausging, es war die Persönlichkeit, die vieles durchgemacht unü überwunden hatte, die seit Jahren unter schweren körperlichen Leiden duldete, von der aber trotzdem ein großer Frieden und eine starke Hoffnung aus gingen. Mathilde Freifrau v. Schiller feierte vor wenig Jahren, umgeben von ihren Freunden, in voller geistiger Rüstigkeit den 75. Geburtstag. Seitdem nahmen die Kräfte allmählich ab, obwohl sie bis aus die letzten Wochen noch tcilnahm an allem Schönen, was geschaffen wurde und was treueste Liebe in Las Krankenzimmer trug. Angenehme und interessante Erinnerungen be wahrte die Heimgegangene aus den in Ungarn und Oberitalien an der Sette ihres Gatten zugebrachten Jahren. Gern erzählte sie von Ritten durch di« Pußta, um Freunde zu besuchen, und von dem ungarischen Aufstand, wo sie. zwei geladene Pistolen in den Händen, zu Hause blieb, als der Rittmeister ausrücken mußte. Dann sprach sie von der öster reichischen Garnison in Venedig und Verona, von jenem interessanten Leben und Treiben, das die ver lorenen Provinzen des Kaiserreichs damals erfüllte. Mit Georg Eber» und mit manchem anderen, der Berühmtheit erlangte, trat Frau v. Schiller in Ver bindung. stets rege geistige Anteilnahme zeigend für alles, was der Tag bewegte und das Interesse der aufstrebenden Generationen wachrief. Bei aller Stille war es ein reiches Leben, das sie führte. Gern holten di« Schillerforkcher bei ihr Rat und ließen sich per sönliche Eindrücke erzählen, die sich in der Familien tradition von Vater auf Sohn vererbt batten. Die Schillerjubiläen von 1859 und 1905 erlebte sie als oielgeehrte und gefeierte Teilnehmerin und tonnte im Vergleich der beide« festlichen Tage noch mit inniger Freud« wahrnehmen, welche GröHe und. welche weitverbreitete Ehrfurcht der Name schiller in einem Jahrhundert errungen halte. Ihre letzte große Freude nannte Mathilde o. schiller das Stuttgarter Schillerfest und die Er innerung an die blumendurchdufteten Frühlingstag« von 1905 stärkten sie in mancher schweren, bangen Stunde. In ihrer Vaterstadt wird die Erinnerung an di« seltene Frau nicht nur bei Verwandten und Freunden fortlcven, auch die Armen werden ihrer xe Lenken, denn vielen wohltätigen Unternehmungen leistete sie hilfreiche Hand, soweit ihr? Kräfte es »sestatteten. Und wir alle können an dem nunmehr verflossenen Leben lernen, wie man sich auch unter Leid und Krankheit die Stunde reich und Len Tag Lautbar machen kann. Schiller unter GaunerhLndrn. Die jüngst gestorbene Enkelin Schillers, Frei frau Mathilde v. Schiller, die als letzte den Ramen des Dichters trug, erzählte einst, wie uns ge schrieben wird, von einem großen Betrugs manöver, das mit dem Namen Schillers gemacht worden ist. In den fünfziger Jahren des vorigen Jahr- Hunderts halt« nämlich ein findiger Architekt, der in der Nachahmung von Handschriften ein großes Talent besaß, geradezu eine Autographenfabrik von Echiller-Manu'kripten angelegt, die schon damals zu sehr hohen Preisen gekauft wurden. Seine Begabung, fremde Handschriften nachzuahmen, war derartig, daß selbst große Kenner und Schiller- Forscher durch ihn getäuscht wurden. Er verstand es dabei nicht nur. die Schriftzüge des Dichters aufs täusckcndste nachzuahmen, sondern er hatte auch andere Fälschertriäs zur Anwendung gebracht. Er beschaffte sich eine Menge vergilbtes Papier und stellt« selbst eine Tinte her, die blaßqelb erschien und das Aus sehen eines großen Alters hatte. Im Jahre 1856 wurde der Betrug entdeckt und der Fälscher verhaftet. Er hatte inzwischen aber schon -116 teils sehr umfang reiche Falsifikate herqestcllt, von denen 179 Stück ^o- gar die Königliche Bibliothek zu Berlin für den ver hältnismäßig hohen Preis von 3200 -tt erworben hatte. Auch die Tochter des Dichters, die Frei- frau o. Gleichen, batt« für ungefähr 5000 E angebliche Manuskripte ihres Vaters von dem Fälscher angekauft. Interessant ist, daß der Betrüger auch die Dreistig keit halt«, eigene dichterische Machwerke als unbekannte Jugendarbeiten Schillers zu „entdecken" und auf vergilbtem Papier mit alter Tinte herzustcllen und zu verkaufen. So wurde im Jahre 1854 zur größten Freude aller Schiller-Forscker ein kleines Epos „Die Gräfin- n e n" entdeckt, das von Schiller iogar in -ckwäbischem Diälekt hergestellt worden sein soll. Es folgten da mals langatmige gelehrte Abhandlungen über diese Entdeckung, der übrigens bald einige neue Werke wie „Gedichte aus Weimar" und eine Bor ge s ch i ch t e der „Braut von Messina" folgten. Endlich erreichte den Fälscher sein Schicksal und er wurde auf mehrere Jahre ins Gefängnis gesteckt. I'. Das Kakhrrinrnkl öfter auf dem Sinai. Prinz Johann Georg von Sacks en ent wirft in der „Internationalen Wochenschrift" eine interessante Schilderung von dem Katherinenkloster auf dem Sinai, das er besucht hat. Das Kloster wurde vom Kaiser Justinian er baut, um den bis dahin einzeln lebenden Mönchen einen Schutz geoen die Üeberfälle räuberischer Stämme zu gewähren. Die Kirche stammt noch zu einem beträchtlichen Teil« aus dieser Zeit; die hinter der Apsis liegende Kapelle des brennenden Dorn busches ist sogar noch ein bis zwei Jahrhunderte älter. Hier finden sich einige schöne, bisher ncch «irgend» veröffentlichte Mosaiken. Außer der Haupt- rirche sind noch in dem Kloster eine kleinere Kirch« St. Stepha, und fiede» Kapellen, in denen manch haben und mit großem Erfolg dort ausgestellt wur- Len, soll nunmehr mit Genehmcaung de, Kgl. Miuifte. riums de« Innern die „Erste Ausstellung sScksisch « r Spitzen" in den Räumen der Gal.rl« Ernst Arnold stattfmden. E» beteiligen sich daran die Kgl. Spitzenklöppelmusterschule in Schneeberg und die Sächsische Evihenklöppelschule in Zwickau. Die Ausstellung dürste besonder» in der Hinsicht weit gehendes Interesse erwecken, als man dabei von der Erwägung ausgeht, daß eine Beschickung dieser Aus; stellung gleichzeitig eine Förderung der heimischen Spitzenindustrie bedeutet. * * Zittau, 10. Februar. (Wegen eine« Mord- Versuches) am eigenen unehelichen Kinde wurde der Zimmermann Heinrich aus Oberfeifersdorf ver haftet. Er hatte versucht, sein Kind tn der Wohnung seiner Geliebten zu ersticken, indem er ihm ein Tuch in den Mund steckte. Sus Sachsens Umgebung. ». Jeßnitz, 9. Februar. (Gasexplosion.) Aus dem nahegelegenen Rittergute Steinfurth er eignete sich eine starke Gasexplosion. An der in der Küche neu angelegten, von der Gasanstalt Wolfen gelpcisten Anschlußleitung war eine defekte Stelle ent standen, so daß das Licht versagte. Al» deshalb der Eigentümer Hencke mit einem Streichholz die Lei tung ableuchtete, explodierte das ausströmende Gas, wodurch der Genannte im Gesicht schwere Brand wunden erhielt, so daß er sich sogleich in ärztlich« Be Handlung begeben mußt«. Durch die heftige Deto nation wurden euch sämtliche Fensterscheiben der Küche zertrümmert und die in dem Raume befind lichen Gegenstande beschädigt. tr. Steiuach, g. Februar. (Bei der kürzlich erfolgten Schultheißenwahl) wurde be kanntlich der Gemeindeoorstand Kirsten aus Dobritz bei Dresden gewählt. Di« Gemeinde Steinach er hielt jedoch von dem betreffenden Herrn eine Absage mit dem Hinweis, daß er durch ein« anonyme Zu sendung in Form eines mit seiner Adresse ver sehenen Kuverts, eine Dindfadenschlinge ent haltend, hierzu veranlaßt sei. Wie die „Lauschaer Zeitung" meldet, ist durch Nachforschungen und Schristenvergleichuna ein in Steinach wohnender, bei der Gemeinde Lauscha Angestellter als Täter ermittelt worden. Der Klageweg ist bereits beschritten. * Kelbra a. Kyssd^ g Februar. (Räuberischer Ueberfall.) Nackdem erst vor wenigen Togen die Handelsfrau Ors «hel von einem Burschen über fallen worden war, ist kürzlich abends ein Leipziger Viehhändler zwischen Kelbra und Eittenvorf von zwei Wegelagerern überfallen und trotz heftiger Gegen wehr einiger hundert Mark beraubt worden. Ein größerer Geldbetrag in Scheinen, den der lieber fallene in der Brusttafche trug, wurde von den Räu bern nicht aufgcfunden. Tageslkronlk. Hannover, 10. Februar. (Der angebliche Mörder de, Rittmeister, ».Krosigk.) Zu der Zeitungsmeldung, daß der unter dem Verdacht der Mittäterschaft an der Ermordung de« Rlttmeisters v. Krosigk im hiesigen Milttärgerichtsgefänguis untergcbrachte Arbeiter Fischer i» den nächsten Tagen nach Gumbinnen bzw. Insterburg übergeführt werden soll, verlautet, daß Fischer bereits am 2. Februar auf freien Fuß gesetzt wurde, weil auf Gruno der Untersuchung keine Verdachtsmomente gegen ihn Vorlagen. interessante Ikonen, Schnitzereien und Mosaikfuß. böden auffallen. Von den Kunstschätzen des Klosters ist außer den Mosaiken in der Apsis der Hauptkirchc und der Dornbuschkapelle, drei Ikonen, den Türen und einigen Manuskripten der Bibliothek nichts älter als das 16 Jahrhundert. Besonders fallen zwei Kunstwerke auf, ein katalanisches Bild des 15. Jahrhunderts, Vas im nördlichen Seitenschlsf der Kirch« hängt, und ein Bronzekandelaber, der 1710 in Nürnberg gegossen wurde An der Spitze der Klostergemeinde steht ein selbständiger Er»brschof, der aber nur einmal im Jahr« nach dem Sinai kommt und seit langem ständig in dem Kloster der Gemeind« in Kairo lebt. Der gegenwärtige Erzbischof ist ein Dr. phil. Gantab, den Prinz Johann Georg besucht hat, wobei sich herausstellte, daß sie beidezusammen in Leipzig zwei Semester lang Vor lesungen bei Professor Wundt gehört hatten. Unter dem Namen Porphyrtos II. beherrscht er, von sämtlichen Mönchen schriftlich dazu erwählt, die Klostergemeinde des Basilianerordens, zu der auch das Kloster auf dem Sinai gehört. Von den Mönchen des Sinaiklosters sind nur drei Priester; die übrigen sind Laienbrüder, die verschiedene Hand werke betreiben. Interessant ist das Verhältnis Les Klosters zu den Beduinen auf der Halbinsel. Ursprünglich Hörige des Klosters waren die Mitglieder des Djebelija-Stammes, die von Justinian zum Schutz des Klosters als Christen angesiedelt wurden, sich aber dann vom Kloster völlig frei gemacht haben und schon seit Jahrhunderten ganz zu Mohammedanern und Arabern geworden find. Sie gehören aber gewisser maßen noch zum Kloster, das alle drei Schechs des Stammes ernennt, haben dort freien Eintritt und stellen auch die Diener. Von den drei anderen Araberstämmen der Halbinsel wird nur ein Echech vom Kloster ernannt, und ihre Angehörigen dürfen das Kloster nicht betreten. Fall» sie hereingelassen werden, so werden sie mit veroundenen Augen dnrch- geführt. Das höchste Urteil in allen wichtigeren Streitigkeiten der Beduinen steht dem Erzbischof zu, dessen Entscheidung dann von der türkischen Regie rung 7>n» jc>rrn» bestätigt wird. 6. 0. GuftLv Frödittg f. Zn dem eben verstorbenen Gustav Frödina ist eines der größten Talente und ein« der tragischsten Gestalten der modernen schwedischen Literatur dabin- geaangen. Fröding stammte ebenso, wie seine glück lichere Dichtergenosfin Selma Lagerlöf, aus dem schönen Wermland, wo er auf dem von ihm be sungenen Hof« Alstersbruk im Jahre 1860 geboren wurde. Seine vierjährigen Studien zu Upsala führ- ten nicht zum Abschlüsse eine» Examens, sondern er schlug die journalistische Laufbahn ein und wurde 1387 Redaktionssekretär bei einem Blutte in Karlstad. Bereits nach wenigen Jahren, 1890, gab er seine erste Gedichtsammlung „Guitarr och Dragharm»nika" (Guitarre und Zieharmonika) heraus, di« seiue« Dichterruf mit einem Schlage be gründete.
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