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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.02.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110211011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911021101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911021101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-11
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Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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Nr. 42. los. Jahrgang. LrlrMgrr Tageblatt. habe ihm verboten, den Eid zu leisten. Er widerlegte 'odann die Behauptung, der Modernisteneid enthielte nichts Neue» für den Priester, nicht», was er nicht schon längst habe beschwören müssen. In der Dis kussion ergriff auch der wegen der Zumutung des Modernisteneides au» dem Kloster ausgetretene Franziskanerpater Hock unter lebhafter Zustimmung da» Wort. Schließlich wurde folgende Resolution angenommen: »Die Versammlung von mehr al» tausend deutschen Männern und Frauen hat von Herrn Konstantin Wieland die Gründe vernommen, die ihm unter anderen katholischen Geistlichen di« Leistung des Moder niste neide» verbieten und stimmt diesen Gründen rückhaltlos bei. Die Versammlung beklagt auf» tiefst«, daß so viele deutsche Männer den Eid geleistet haben. Sie erwartet, daß die deutschen Hochschullehrer, von denen der Eid noch gefordert werden sollte, ihn mit ehrlichem, deutschem Mannesmut rund und glatt ablehnen. Hochschullehrer, di« diesen Eid leisten, gehören nach der Ucberzeugung der Versammlung nicht in «ine deutsche Hochschule Hinei n." Besonders der letzte Saß dieser Resolution er weckte beim Verlesen anhaltende Zustimmung. Vie NstivnsMst üer /armer in Oeutllh-SUümeltsfrlks. Die weißen Farmer haben im Jahre 1910 eine Zunahme von 120 erfahren. Darunter befan den sich allein lül deutsche Farmer, so daß die deutsche Nationalität in südwestafrika eine bedeutende Stär kung erfahren hat. In den einzelnen Distrikten war der Nationalitatenstand der weißen Farmer folgen der: In Grootfontien gab es insgesamt 112 weiße Farmer gegenüber 9b im Vorjahre. Von diesen 112 waren 99 Deutsche, 1 Oefterrcicher, 4 Engländer, 1 Italiener und 7 Farmer ohne Nationalität. In Omaruru gab es insgesamt 119 gegen 102 im Jahre 1909. Von diesen 119 waren lll Deutiche, 2 Oesterreicher, 1 Holländer und 5 Eng länder. In Utjo gab cs 29 gegen 3K im Jahre 1909. Don diesen waren 38 Deutsche und 1 Däne. In Karibik, gab es im Jahr« 1910 im ganzen 44 gegen 42 im Jahre 1909: davon waren 40 Farmer Deutsche, 1 Holländer, 1 Engländer, 1 Norweger und einer ohne Nationalität. In Okahanja betrug die Gesamtzahl 73 gegen K9 im Vorjahre; davon waren 71 Deutsche und 2 Engländer. In Gobabis waren 84 Deutsche und 1 Engländer, insgesamt also 8ü gegen 79 im Vorjahre. In Windhul betrug die Geiamtzahl der Farmer 101 gegen 89 im Jahre 1909. Davon waren 94 Deutsche und 7 Engländer. In Gibeon waren 36 Deutsche, 16 Englänoer und einer ohne Nationali tät. In Rehoboth waren 54 Deutsche, S Engländer und 1 Schwede, also 58 gegen 51 im Vorjahre. In Maltahöhe gab es 47 Farmer gegen S3 im Jahre 1909: davon waren 44 Deutsche und 3 Engländer. In Kectmannshoop gab es 90 gegen 72 im Vorjahre. Hier stellt die englische Nationalität eine große An- zahl von Farmern, nämlich 43 gegen 47 Deutsch«. Größer ist noch die Verhältniszahl in Warmbad, da hier 28 enalische Farmer gegen nur 22 deutsche Far mer gezählt wurden. Im Vorjahre gab es hier im ganzcn 33 Farmer. In Bethanien wurden 19 weiß: Farmer gezählt gegen 18 im Jahre 1909: 11 waren davon Deutsch« uns 8 Engländer. In Lüderitzbucht gab es 5 deutsch« Farmer und 7 Enqländer. Endlich in Swakopmund 17 Deutsche und 2 Oesterreicher. Die Gesamtzahl der deutschen Farmer betrug in diesem Jahre in Cüdwestafrika also 793 (gegen 692 im Jahre 1909s. Die Zahl der englischen Farmer be trug 128 gegen 105 im Jahre 1909. die Oesterreicher stellten 5 Farmer (3s, die Holländer 2 (31, die Nor wegen 1 (1s, die Schweden 1 (2s, die Dänen 1 (Os, die Italiener 1 (1s. Die Hauptzunahme mit 101 Farmern ist also bei den Deutschen zu verzeichnen, während die Engländer immerhin eine Zunahme von 23 Farmern aufzuweisen haben. Di« Farmer ohne Nationalität haben eine Abnahme von 5 erfahren: gering« Abnahmen sind bei anderen Nationalitäten zu verzeichnen gewesen. Die Gesamt zahl sämtlicher weißen Farmer betrug im Jahre 1910 941 gegen 821 im Jahre 1909. Es ist also insgesamt eine Zunahme von 120 Farmern zu verzeichnen. Deutsches Selch. Leipzig. 11 Februar. * Der Vorstand der Ortsgruppe Dresden de» Ver bände» Sächsischer Industrieller nahm in seiner unter Vorsitz des Kommerzienrats Marwitz vor kurzem abgehaltenen Sitzung Stellung zu der Vorlage de» Rates der Stadt Dresden detr. Bereitstellung von Mitteln zur Behebung des gegenwärtigen Kleinwohnungsmangels und zur Förderung des Kleinwohnungsbaues und beschloß, dem Rat der Stadt Dresden »llr dieses Vorgehen den Dank der Dresdner Industrie zum Ausdruck zu bringen. Ueber die Wichtigkeit der Frage für die Industrie heißt es in der dem Rate übermittelten Resolution: „Der Vorstand begrüßt diese Förderung des Baues von Kleinwohnungen als ein wirksames Mittel zur Abhilfe des in Dresden bestehenden empfindlichen Mangels an Wohnungen für die weniger bemittelten Bolkskreise und erhofft zugleich dadurch eine Hebung der auf dem Dresdner Baumarkte zurzeit herrschen den unbefriedigenden Verhältnisse, unter denen das Baugewerbe und die damit im Zusammenhänge stehenden Gewerbe- und Industriekreise gegenwärtig leiden. Die Ortsgruppe erblickt in dem Vorgehen des Rates zugleich einen Weg, der Privatindustrie die Möglichkeit der Beteiligung an der Schaffung von Kleinwohnungen außerhalb der Mitarbeit in den gemeinnützigen Baugenossenschaften zu geben und gibt ferner der Hoffnung Ausdruck, daß jalls der Versuch sich als vralti-ch bewähren sollte, der Rat auf dem eingeschlagenen, für die Lösung der Wohnungsfrage auch in anderen Städten überhaupt vorbildlichen Wege vorwärtsjchreite." * Im vaterländischen Verein »u Mockau sprach am Donnerstag der von dem Verband national gesinnter Vereine im 12. und 13 sächsischen Neichstagswahlkreis aufgestellte Reichstagskandidat Dr. Günther (Natl.) über die bevorstehenden Reichs tagswahlen. In seinen Ausführungen entwickelte der Redner ein ausführliches Programm und betonte die Notwendigleit eines Kampies sowohl gegen Rechts wie gegen Links. Am Schluffe seiner mit großem Beifall aufgenommenen Rede zeigte der Referent an der Hand von Zahlenmaterial, daß die Hoffnung, den Wahlkreis Leipzig-Land der Sozial demokratie zu entreißen, nicht unbegründet sei, wenn die bürgerlichen Wähler den Wahlkampf mit Energie führen würden. An den Vortrag schloß sich eine sehr anregende Debatte. * * Der Kronprinz mußte der »Post" zufolge zwei Tage hindurch das Bett hüten. Er wird sich voraus sichtlich am 14. Februar zum Luftwechsel nach dem Sunderbunde begeben und dort aus BüPel jagen. Die veränderte Rciseordnung sieht vorläufig die Ab- reise von Kalkutta am 23. Februar vor. Der Kron prinz wird, wie man annimmt, nach seiner Rückkehr aus Asien, voraussichtlich in Gemeinschaft mit der Kronprin essin, mehrere Wochen im Süden Europas verbringen, um sich an das andere Klima zu gewöhnen. * Der Reichskanzler und die französische Sprache. In der Presse ist bemängelt worden, daß bei der Geburtstagsjeier des Kaisers der Reichskanzler den in Berlin beglaubigten Vertretern der auswärtigen Mächte ein Essen gab, bei dem die Tischkarten so wohl in franröstscher Sprache abgesaßt waren und der Trinlspruch aus den Kaiser ebensalls in sran- Micher Sprache durch den österreichisch-ungarischen Botschafter ausgebracht wurde. Wie uns mitgeteilt wird, bestand bei diesem diplomatischen Diner stets die Sitte, sowohl die Tischkarten als den Trinkspruch in französischer Sprache, als der Sprache der Diplo matie, abzufassen. Es ist dies ein allgemeiner diplomatischer Brauch, der allgemein bei der- artlgen Gelegenheiten Sitte ist. * Ein Protest des Vereins Berliner Prelle gegen die le» Wagner. Am 12. Januar ist der Reichstag von den Konservativen überrumpelt worden durch einen Antrag Wagner, durch den die Maximal geldstrafe für Beleidigungen durch die Presse aus 10000 erhöht wird und daneben eine Buße bi» zu 20 000 für zulässig erklärt wird. Dieser An trag ist angenommen worden, ohne daß er dem Hause gedruckt vorlag. Es besteht die Gefahr, daß diese lur Wagner durch eine koniervativ-klerikale Mehrheit auch rn dritter Lesung angenommen wird und damit Gesetzeskraft erlangt. Deshalb hat der Verein „Berliner Presse" in seiner letzten Sitzung fol gende Resolution angenommen: „Die heutige Versammlung des Vereins „Ber liner Presse" erhebt entschieden Protest gegen die durch die sogen. I-e» Wagner geplante Ver schärfung der 83 186, 188 des StGB. Die Versammlung sieht keinerlei Anlaß zu einer Er örterung dieser Vorschriften vor der allgemeinen Reform des StGB, und ohne Zusammenhang mit dieser. Die Versammlung sieht ferner in der Erhöhung der Strafen eine schwere Gefahr für die Freiheit und Unabhängigkeit der Presse. Sie ersucht demgemäß den Vorstand, sofort diesen Protest dem Reichstage zu übermit teln und alle erforderlichen Maßnahmen zu treffen, um die Zustimmung der Reichsregierung und der Parteien zu diesem Gesetzentwurf zu verhindern." * Zur zweiten Beratung der Strasprozeßresorm sind im Reichstag eine Reihe von Anträgen ein gegangen, die erst später zur Beratung kommen werden. Die Fortschrittliche Volksparter beantragt zum 3 99 für die Verhandlung und Entscheidung über das Rechtsmittel der Berufung gegen Urteile der Strafkammern bei den Oberlandesgertchten Berusungsienate zu bilden. Durch die Landes justizverwaltung können für die vom Sitz de» Ober landesgerichte» entfernteren Landgerichte bei einem oder mehreren derselben Berusungssenate gebildet werden. Auch in diesem Falle müssen die Mitglieder und ihre regelmäßigen Vertreter dem Oberlandes gericht entnommen werden Die Berusungssenate entscheiden außerhalb der Hauptverhandluna in der Besetzung von fünf Mitgliedern einschließlich des Vorsitzenden; sie sind in der Hauptverhandlung mit zwer Mitgliedern einschließlich des Vorsitzenden und mit drei Schössen zu besetzen. — Die Polen beantragen, stets zu Verhandlungen Dolmetscher hinzuziehen, wenn unter Beteiligung von Personen verhandelt wird, die nach ihrer Erklärung der deut schen Sprache nicht hinreichend mächtig sind. Ferner beantragen sie eine Resolution, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dafür Sorge zu tragen, daß in gemischtsprachigen Bezirken eine genügende Zahl von Richtern angestellt wird, die dre Volkssprache beherrschen. - Die Sozialdemokraten beantragen unter anderm, die Bezeichnung „Schössen und Ge schworene" durch „Volts lichter" zu ersetzen. * Rücktritt des Mülhausen«, Polizeipräsidenten? Der „Nhein.-Westf. Zlg." wird aus Mülhaus?n i. E. gemeldet, daß der dortige Polizeipräsident Dieckmann zurücktreten werde. Er hatte, wie erinnerlich, das Absingen revolutionärer Lieder bei dem Maffen- umzuge gestattet und deswegen vom Statthalter etn« Rüge erhalten. * Zur Enteignungsfrage in der Ostmark erfahren wir, daß etne Enteignungsattion für das lausende Jahr ntchr geplant ist, nachdem die Ansiedlungs kommission iür Posen und Westpreußen in letzter Zeit freihändig größere Gütertomplexe von anderer Seite erworben hat. Wie wir weiter hören, wird die Enteignungssrage im preußischen Abgeordneten haus von einer Anzahl pofenscher Abgeordneter bei der Etatsberaiung eingehend erörtert werden. * konservative und Sozialdemokraten. Wie in parlamentarijchen Kreisen verlautet, bereitet die konservative Fraktion des pceußischen Abgeord netenhauses nunmehr einen Antrag vor, der den Zweck verfolgt, den jozialdemokratuchen Mitgliedern des Hau es die ihnen dis jetzt eingeräumten Rechte einer Fraktion zu nehmen. * Das Preußische Landes-Oekonomie-Kollegium setzte am Fre.tagvormittag «eine Beratungen fort. An erster Stelle berichtete der Vorsitzende der Land- wirtschaftslammer der Provinz Posen Kammerherr Major a. D. v. Born-Fallois (Sienna) über den Stand der Pferdezucht im Jahre 1909. Wie im Vorjahre könne auch diesmal berichtet werden, daß der Stand der Pferdezucht ein zufriedenstellender sei. Es knüpfte sich an diesen Bericht eine längere Aus sprache. Sodann nahm das Kollegium den Bericht über den Stand der Viehzucht entgegen, dcn Rittergutsbesitzer Frhr. v. Arnim-Güterberg (Pro vinz Brandenburg) erstattete. Er faßte seine Aus führungen in folgendem Antrag zujammen: „Die Entwickelung der dcutjchen und insbesondere der preutzischen Viehzucht hat dcn steigenden An forderungen an die Fleischversorgung der Bevölkerung bisher in vollem Matze Rechnung getragen. Die Behauptungen von einer ungenügenden Fleisch erzeugung im Lande und einer dadurch hervor gerufenen Fleischnot sind unzutreffend. Die Land wirtschaft ist aber auch r.r Zukunft durchaus in der Lage, die Viehhaltung in einer dem Wachstum der Bevölkerung und der dauernden Verbesserung der Lebenshaltung entsprechenden LLeise zu steigern. Voraussetzung sowohl für die Erhaltung als ganz besonders auch für eine dauernde Vermehrung der Viehzucht ist aber eine unbedingte Aufrechterhaltung des Grenzschutzes gegen die Einschleppung von Viehseuchen." * Die Bertreteroersammlung des Deutschen Anwalt vereins, die kürzlich in Berlin getagt hat, hat ein stimmig folgende Resolution beschlossen: „Die Revision der seit dreißig Jahren geltenden Ge bührenordnung iür Rechtsanwälte ist dringend erforderlich und bedarf schleuniger Inangriffnahme. Die Lertreteiversammlung hat zugleich den Vorstand des Deutichen Anwaltvereins ersucht, für möglichste Beschleunigung der durch den zuständigen Ausschuß des Vereins in Angriff genommenen Vorarbeiten Sorge zu tragen und dieselben dem Reichsjustizamt mit dem Erjuchen um dringende Erledigung vorzulegen." Außerdem hat die Vertreterversamm lung folgende Themata auf die Tagesordnung des am 12. und 13. September 1911 in Würzburg tattsindenden Anwaltstaaes gesetzt: „1) Emp- ehlen sich gesetzgeberische Maßregeln gegen eine leberfüllung des Anwaltsstandes'? 2) Die Vorbil dung der Juristen." * Reichstagskandidaturen. Im Wahlkreise Randow- Greisenhagen Haden die Konservativen und der Bund der Landwirte den Rittmeister a. D. Rieck als Kandidaten ausgestellt. Der bisherige vonnndri». II. /edrmir ISN. konservative Vertreter de» Kreises bat eine noch, malige Kandidatur abgelehnt. — In Berlin haben die Sozialdemokraten im L, 5. und L Wahl kreise die bisherigen Abgeordneten Richard Fischer, Robert Schmidt und Ledebour wieder aufgestellt. — Im 3. schleswig-holsteinischen kreise Schleswig- Eckernförde wollen die rechtsstehenden Parteien für die Kandidatur des nationalliberalen Landwirts Mattsen eintreten, nachdem dieser gewisse Zuge ständnisse gemacht hat. — Die Fortschrittliche Voltspartel im Wahlkreise Kreuznach-Simmern hat den Pfarrer Krllger-Velthusen au» St. Goar als Kandidaten ausgestellt. Pfarrer Krüger-Belt- husen ist geborener Sobernheimer, stammt demnach aus dem Wahlkreise, wovon sich die Partei beson ders viel verspricht. — Der Kandidat der National liberalen und bisheriger Abgeordneter für den Kreis Kreuznach-Simmern ist Prof. Dr. Paajche. * Modernisteneid und Reichstagskandidat. Im kreise Ingolstadt-Freising hatte das Zentrum den geistlichen Lyzealprofessor Holz heg in Freising aufaestellt. Plötzlich wird ihm der Führer des im Zentrumswaffer segelnden bayerischen Handwerker bundes, Kommerzienrat Na gier-Manchen, entgegen gestellt. Professor Holzhey soll keine Aussichten mehr haben, er hat den — Modernisteneid nicht ge leistet. - Freikonservative Jubilar«. Die Fraktionen der Reichs- und der sreikonservativen Partei feierten am Donnerstag gelegentlich ihres Frattionsmahls im Prunksaale des Abgeordnetenhauses den 80. Geburts tag des Abg. Amtsrats Rein icke-Sagan, den 70. Ge burtstag der Abocordneten Freiherr v. Zedlitz- Neukirch und v. Oertzen, sowie das 25jährige Ab geordnetenjubiläum des Abg. Dr. Arend-Mansfeld. Äuslsnü. Oesterreich - Ungarn. * Der Krakauer Studentenstreik vor dem Ad- genrdnetenhaus. Im östereichischen Abgeordneten haus wurde gestern Uber die Interpellation verban delt, betreffend die Ausschreitungen an der Kra kauer Universität im Zusammenhang mit der Berufung des Professors Zimmermann. Der Kultusminister erklärte, die Bewegung der Studierenden sei auf gewisse Agita tionen zurückzusühren. Sachliche Gründe seien nicht vorhanden, denn von der Absicht und einemDeruchder sogenannten Lerk le rikalisierung der weltlichen Fakultäten könne nicht die Rede sein. (Zustimmung.) Er verurteile das Vorgehen der Studenten, die. statt gegen die Diszivlinarerkenntnis das gesetzliche Rechtsmittel zu ergreifen, den Sireik begonnen und die Vorlesungen vereitelt haben. Ferner habe er Vorbeuae getroffen, um die Schul digen der gebührenden Bestrafung zuzusühren und die überwiegende, den Ausschreitungen sernstehendc Mehrheit vor Schaden zu bewahren. Frankreich. * Die finanzielle Reorganisation der Staats bahnen. Die Kammer nahm mehrere Paragraphen des Finanzgesctzes an, die sich aus die finanzielle Reorganisation der Staatsbahnen beziehen. Der Finanzminister erklärte, daß zum Ausbau des Staatsbahnnetzes nach Bedarf Obligationen aus gegeben werden sollen, deren letzte Serie frühestens nach 35 Jahren amortisierbar sein soll. Die Rück zahlung durch den Staat zum Nennwert und das Ausgabcnbudget kür das alte und neue Staatsbahn, netz wurden daraus angenommen. — Auf Antrag des Finanzministers genehmigte die Kammer ferner einen Artikel, nach dem die Verwaltung der Staatseisen bahn unter Kontrolle des Staates gestellt wird. * Die Studentenunruhen in Algier. Aus Anlaß der Studentenunruhen in Algier, die zur vor läufigen Schließung der Universität ge führt haben, hat das Unterrichtsministerium auf Antrag des Generalgouverncurs einen hohen Be amten entsandt, damit er eine Untersuchung an Ort und Stelle einleite. England. * Ablehnung des Amendement» der Opposition. Das von der Opposition eingebrachte Amendement wurde im Unterhaus mit 324 gegen 222 Stimmen abgelehnt. Die Mitglieder der Arbeiterpartei und die Nationalisten stimmten mit der Negierung. Die Nationalisten enthielten sich bisher der Ab stimmung über die Zolltarifsragen. — In dem Amendement zur Adresie wird erklärt, daß die be ständige Weigerung der Regierung, das Steuersystem abzuändern, den Vorteil, der sich aus der von den Kolonien gewährten Vorzugsbehandlung ergebe, ge fährdet und den engeren kommerziellen Zusammen schluß des Reichs verzögert habe und England des einzig wirksamen Mittels beraubte, das Ausland dahin zu bringen, die britischen Fabrikanten fair zu behandeln. Margaretentag! Dir jungen Leime treiben, sprossen, Im Lenie»jubel lachl dir Welt, Von warmem Sonnenlicht umflossen Im Vlütenzauber wogt da» Feld. Den Kamen ring» dir Winke wehten. Wie lpriefjt die göttliche Natur, Dir lieblich holden Margareten Vedcckrrn schimmernd weit die Flur. 's ist Margareten!»», und Wonne Der Menschen Herzen froh durchdringt. Vergessen ist, dafj fern der Sonne Manch kranke» Pslänzlrin einsam ringt. Manch Pstänzlrin, da» im ersten Triebe, Im Leime schon ru welken droht, And pflegt r» nicht dir Hand der Liebe, So scheidet e* zu frühem Lod. Manch junge» Menschrnknösplrin schmachtet Lach Sonne auch und Lebenskraft, Lnd kommet keiner, der r» achtet, So wird r» jung dahingrrasst. Drum Iaht un» Helsen all den armen. Den sonnendurst'grn Lindelein, Greift zu mit tätigem Erbarmen, Den Schwachen lasst die Lrast un« weih'«. Nehmt Tausende von holden Blüte» Und streut str au» mit krssft'grr Hand, Nm jene Zarten pr behüten, Dir stechen, ach, im Ltnderland. Und ob auch blum'ge Wiesen fehlen, Loch Frühlingssonn' nicht scheinen mag, So ist doch lenz in aller Seelen An solchem Wargaretentag! vom Lichterischen Schallen. Die meisten Dichter genieren sich viel zu sehr, als daß fie sich selber Dichter nennen möchten, und das ist gut so, denn es gibt nur wenige echte Dichter. Aber alle Schriftsteller lassen sich gern von andern Dichter nennen, wenn es als eine Auszeichnung aufzufassen ist. Im allgemeinen fällt der Dichterling noch oft dem Spott der Lächerlichkeit anheim. Dann trumpft er auf und sagt: Erlauben Sie, ich bin Schriftsteller, Literat. Was lind das für Unterschiede? Literaten bilden sich etn, Dichter zu sein, und doch ist Literaten tum und Dichtung am weitesten von einander ent fernt. Schriftsteller sind sie allesamt, die besten, ehr lichen nennt man Dichter, die unfähigeren, gespreizten dagegen Literaten. Da, Volk besaßt sich freilich nicht mit solchen Unterschieden. Wer zehn Verse versucht hat, ist ihm üvergeschnappt oder — ein Dichter. Den Ausdruck Literat hat die breite Masse des Volkes erst kennen gelernt, als u» ihr von — Schundliteratur gesprochen wurde. Da» Prototyp des Dichters ist dem Dolle heute noch Schiller, von dessen Leben und Aussehen es am ehesten deutlichere Vorstellungen zu haben meint, und den es sich al» schmächtigen, schwärmerischen Jüngling denkt, in einer Dachkammer hungernd, dichtend, frierend. Wer ihm etwa sagte. Schiller war Professor. Hofrat. der käme verkehrt an: da, war doch der Goethe. von Goethe» Persönlichkeit weiß da» voll vielleicht am wenigsten. Unter Volk verstehe ich Vertreter de» arbeitenden Stande», di, leit wenigsten» 10 Jahren der Schule entwuchsen. Heut« gibt ihnen die Schule mehr davon mit ins Leben. Da» Dichten ist den meisten ein ganz unklarer Be griff. Phantasieren und dichten ist ihnen ein», und e» wäre vergebliche Mühe, ihnen klarzumachen, daß ein Dichter auch arbeitet, liest, entwirft, studiert. Höchsten» da» ..Studien machen" gestehen sie zu, aber danach kommt ihnen gleich da» „Dichten", d. h. auf« Papier phantasieren. Nun gibt es freilich zu allen Zeiten Dichter, die eine Idee haben — das rst wohl immer Grundbedingung; die Idee braucht nicht neu zu sein —. sich hinsetzen und flugs darauf losschreiden, von A bis Z eine Dichtung sir und fertig, druckreif „hinhaucn". wie der burschikose Ausdruck dafür lautet. So denkt sich die Nolksansicht übrigens auch die Ent- stehung von Gemälden und Plastiken, al fresko. Die meisten Dichtungen entstanden auf anderem, längerem Wege. Die Idee ist auch hier das erste. Sic ist da, goltgeboren, eingcgeben. Sie erweitert sich zum Gedankcngang und -kreis, ein Bild entsteht, rundet sich im Kopfe des Dichters, neue Bilder ent stehen, reihen sich dem ersten an. Der Dichter prüft, wägt und verwirft, baut von neuem auf, vergleicht, kritisiert und denkt in Tagen und Wochen so lange über seinen Plan nach, bis ihm das ganze Werk so ziemlich fertig in den Hauptzügen vor der Seel; steht. Diesen Grundriß wirft er in großen Zügen aufs Papier. Aber auch dann beginnt die Nieder schrift noch nicht. Er nimmt sich vielmehr Stück für Stück her, denkt es bis in die feinsten Züge aug und zeichnet sie sich kurz auf. Bild für Bild gewinnt ihm so Form und Farve, bi» das ganze Werk, in Stich worten macht ich siwen, vorlicgt. Dann geht er an die erste, sorgsame Niederschrift, die Monate, manch mal Jahre dauert, denn er arbeitet langsam jeden Zug au», studiert und überdenkt alles bis ins einzelne. Viele Tage läßt er seine Arbeit ruhen, daß sie gleich- sam von ihm weg in die richtige Entfernung rückt und er sie schärfer, urteilssreier beobachten kann. Wenn es ihn zur Arbeit drängt und reißt mit allen Kräften seiner lchaffensfrohen Seele, greift er wieder zur Feder und schafft aus dem vollen, aus seinem lebendigen Füklen heraus, tagelang, Nächte hin durch. Dann tritt ihm wieder ein Hindernis aus. er hält inne und rückt da» Werk auf» neue von sich weg, Atem zu schöpfen und neue Kraft zu sammeln. So wird dann jedes Stück aus einem Guß. und er muß nun zuletzt noch Sorge tragen, sie alle gut zu sammenzuschweißen. So werden die großen Romane und Dramen geschaffen, so entstehen die Opern und Oratorien. Bei den Gemälden und Plastiken ist noch viel technisches Können erforderlich, das von den ver schiedensten Faktoren obhängt. Hier ist alles viel schwieriger und mühsamer, denn die Feder folgt dem geistigen Flug« noch immer am tehendesten. Manche Dichter machen nach der ersten noch eine zweite, vielfach geänderte, gebesserte Niederschrift. Im allgemeinen hat man heute dazu keine Zeit wehr, Umstände oder der Verleger drängen auf die Druck legung. Es gibt auch Dichter, die ihre Arbeiten aus dem Kopfe in die Reinschrift diktieren. Goethe wäre unsere moderne Schreibmaschine gewiß nicht unwill kommen gewesen; er diktierte tm Alter fast alles. Gedichte entstehen aus Gelegenheiten. Ihre Nie derschrift ist meist zugleich die Reinschrift. Am meisten wird an Dramen geändert. Ais sie von den Schau spielern dargestellt werden, durchleben sie wechsel volle Schicksale. Die Reinschrift besorgt hier der Rotstift des Regisseurs. In unserer Zeit wird zu viel und zu rasch geschrieben. Die Zeitungen verschlingen viel Gutes und Schlechtes, alles ist ihnen Eintags ware. Die Schreibmaschine ist eine Gefahr für den Literaten. Dichtungen, die am Schreibtisch geboren werden, sind Treibyausfrüchte. Unsere ganze zett genöffische Dichtung besitzt zu wenig Urwaldgewächs echter Poeterei. Unsere Literaten sind affektiert und verlogen. Es sollten nur die zu Gcyär kommen, denen ein Gott gab. zu sagen, was sie leiden. Aber das Papier ist ja so geduldig und billig, selbst die Druck kosten sind heute erschwinglich, denn die meisten „Dichter" bezahlen ja jetzt ihre Bücher selber. Rur die Zeitungen machen hier noch eine rühmliche Aus nahme, sie sind unbestechlich; wer am wenigsten ver langt, wird am ehesten gedruckt. Doch wir wollen nicht ungerecht sein, selbst Schiller und Reuter ließen ihre ersten Werke im Selbstverlag erscheinen, zahlten den Druck und vertrieben ihre Bücher selber. Und dabei gab es damals weder Reklame noch Rezension. Die ReName ist Sach- des Verleger», dem man es nicht verübeln sollte, daß er Geld verdienen will, denn er ist ein Geschäftsmann und kann Papier und Druck nicht mit schönen Reben,- arten bezahlen. Aber die Rezension liegt im argen und muß immer mehr versagen, je mehr Bücher, guje oder schlechte, geschrieben werden. Endlich sollte man nicht vergessen, daß wir heute in einer Zeit de« künstlerischen Buche» leben. Geschmackvoller Druck, vornehme Ausstattung fangen an. alle» zu bedeuten, der Inhalt ist beinah« Nebensache aeworden. Das »nacht die Dichter beinahe entbehrlich und damit hören auch die Schäden der ktleratur auf. VUIH.
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