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L- Bezuftt-PrnS »» d«ch «ßm» v«t -»)«« gUc«t« «. Lo» »dg«d»cu 7d «varl., L^tS ^e »irrirlttdck. v«rch v«« P»g: ««Ed»ll> Drul>chl-nd« und dir d«Nch« Kolon>rn «rrceliLdrl. 8.S» ^S, ««»all. IökS auljchl. P-stbcllellftkld ,'xornrr t» >vrlgl«,, Dtnomdrl. don Donnollaate», Itdlto». vurnndura, ^ledrrlnnd«, Aov» w«« Orslrrrru-- lln-«rn, ttutzland. Schweb«, Schwerz ». LGuntö». In all« ichn-rn Staat« »ar direv durch dt» »«chLltduait« da« »lau« «rbtrcUch. Da« Lat«^e, Laaadlan «rlchauu »«al lL-Uch, Koo», a Ketertaa« »m morgen«. Ad«»»«->eiu-«»aal,»e - Au,ult»«»latz 8, d« uniorra irLgern, ,zu»at«. Spov'taur« und Luaatzmeftellen. lowrr PoÜLuue« uad Brretirtge«. ltt»,»l»,rta»i«pk«i» vor Mora«, «utgabr 1V r), b« t.d«d>»«aade ach» «rdaktton »elchäNkarL« Iodanaiogaste a. ^«ruwttchori l«LV4 l4Ü^ 74»4. Abend-Ausgabe. KiWMrTagMM Handelszeitung. Amtsvlatt des Aales und des Nokizeiamtes Ser Ltadk Leipzig. Anzeigen-Prelt chr N^rraa «»« «u>v, ano amzrdau- »ta Saeldalt«« SV «» d«a» Setv^i^ 2b ch, k>t» 7< «a> dratto A»klamr»«tl» I »a» «Iwdrr« 1, dt«n,«« t.L> Ioleearr ,« «eddrd« -» «mrlich« leb dl« 7« ma> drrtt» P«l««U« «l- ch chalchtnrao^lq« MII v atzdorlchrlir« und t» »« vorndaudaad» >w dreii« «rddde. «ladati uua> Larck Oeilaaeaadüdr s v. rauloud «xkl- rouzedoHr. Frkenotlr» »ultra« kdau« inchl ,«Sck» «zog« »«den. 7)ür »a« irlchrrn« an dammmrrn Lag« uuo LlLa« wrr» lata, ^taranN» üdernomm« »n»elg«. konahme, Nugoa»»»l«tz d« ltmrlichen AUial« u. all« »nnonc«- EkdadUionon «, Iw- au» »ullaades. Ha»»r-Otlial» varlt» Carl Lu»ck«« orr«l>al Vavr, Hofbuch» dandlung vudowftl»»« tLol odo» Vl «r «»«). Haudt-iNltal« vrrade« Saoltr ,« 4. l lLal«-»,» 4Ü2I>. Monlsg, üen 20. Januar lSll. Nr. 30 ivS. Zstzrgsns. Sin Bericht über Sie Liuttst suk Panspe. Die „Hamb. Nachr." veröffentlichen einen aus führlichen Brief von Dr. Paul Hambruch, einem Teilnehmer der an Bord des Dampfers „Germania" befindlichen Hamburger Südfee-Expedition, über die Bluttat aufPonape, bei der am 18. Oktober vorigen Jahres vier Deutsche und fünf deutschfreundliche Eingeborene ermordet wurden. Der Dampfer „Germania" war am 26. No vember in Ponape angekommen. Auf die Veran- lassung seines Führers wurde auf die Kunde von der schaurigen Tat sofort für schleunige Hilfe aus Rabaul, dem Sitze des Gouvernements, gesorgt. Ter Brief ist vom 27. November datiert. Zur Zeit seiner Abfassung befand sich die „Germania" bereits wieder auf dem Weg« nach Rabaul, um dort eine Hilfsaktion zu veranlassen. Dr. Hambruch schildert zunächst die Ankunft der „Germania" in den Gewässern von Ponape und fährt dann fort: „Wir sind nahe bei der Passage, als voraus ein Boot gesichtet wird, Kanus umgeben es, und vom Boote winkt man mit einem roten Tuche. Langsam fährt das Schiff; vielleicht ist etwas im Fahrwasser unklar, eine Boje vertrieben oder dergleichen. Die Strickleiter wird herausgeschwungen, das Postboot kommt längsseits. Nur die Bootsbesatzung, die schwarzen Soldaten, sind die alten — die deut schen Beamten fehlen. Alle sind stark be waffnet; Gewehr, Seitengewehr, Patronengürtel — und kommandiert werden die Leute von dem fran zösischen Händler Mouton (als Führer hat er sein Faschinenmesser aufgcpflanzt), und der japanische Händler Schirai begleitet ihn. Fröhlich sehen sie nicht aus; die sonst immer lustigen schwarzen Sol daten machen auch bedrückte Gesichter; man fragt und erfährt die Nachricht: „Der Regierungsrat, der Sekretär, der Vureauassistent, der Wegebauer und fünf Mortlakleute sind ermordet; Ponape be findet sich im Kriegszustand, das Leben aller Euro päer ist mit ihrem Eigentum gefährdet. Am 18. Ok tober, nachmittags, ist es passiert; kein Schiff ist seit her hier gewesen, die Vorräte gehen zu Ende, die lange Spannung, das Wachegehen hat uns erschöpft, das Schiff mutz nach Rabaul und Hilfe schnell holen." Das Boot wird längsseits vertäut, die Soldaten besetzen das Schiff; ein Brief mahnt den Kapitän, an der Mangroominsel Takatik aufzupassen, da man von dort Feuer erhalten könnte. Die „Germania" soll Post und Proviant an Land werfen und dann so fort nach Rabaul dampfen, um Sol daten zu holen. So blieb die „Germania" etwa zwei Stunden im Hafen, und während der Zeit hatte man Mutze, sich die Ereignisse erzählen zu lassen. Man war an die Ausführung des Planes gegangen, den man schon in der 9! acht noml. zum 2. Juni dieses Jahres aus- gedacht hatte. Damals hatte B e r r a t alles vereitelt. Diesmal sollten sie Erfolg haben. Die tatsächlichen Verhältnisse sind diese: Die Jokaschleute sollten ihre Steuerarbeit vom vorigen Jahre nachholen. Am 17. Oktober versagte ein Mann seinen Gehorsam, widersetzte sich und erhielt seine Strafe. Der Negie- rungsrät Boeder lieg ihm sechs Hiebe verabreichen und nun drohte man dafür dem Beamten am Wegebau, Hollborn, mit Ermordung. Datz dem Rrgierungsrat schon mehrfach Drohbriese ins Haus gesandt waren, häufiger gerade vor diesen Ereig nissen, nebenher. Er legte kein Gewicht darauf, glaubte er doch durch sein persönliches Er- scheinen wie auch früher die Leute einzuschüchtern, um die Sache zu schlichten. Gerade damit hatten die Jokaschleute gerechnet. Um wegen der Hollbornschen Angelegenheit zu beruhigen, fuhr Boeder am 18. Oktober um 4 Uhr nach Tanepe auf der Jckaschnnsel hinüber, der Sekretär Bran. ck - mann oegleitete ihn. Der Polizeimeister bat den Rcgierungsrat, militärische Begleitung mit zu nehmen oder ihm doch zu erlauben, auf dem Landwege nach Tanepe zu gehen. Der Polizei meister erhielt nur einen strengen Ber weis, ob wohl man auf ihn, der drei Jahre lang enge Füh lung mit den Ponapeleuten gehabt hatte, der ihren hinterlistigen, verschlagenen Charakter genau kannte, besser als einer der übrigen Beamten, hätte hören sollen. Das Boot landete in Tanepe in der Nähe der katholischen Missionsstation. Kaum war man an Land, da kamen die beiden Patres, Hollborn und der kaum vier Wochen in Ponape anwesende Wege bauer Häfner auf Boeder zu und baten ihn, pch in die Kirche zurückzuziehen, da die Leute in aroßer Aufregung, mit Gewehren und 26zöllig«n Busch messern bewaffnet seien. Boeder hörte nicht darauf und ging auf dem neu angelegten Wege den Jokaschleuten entgegen. Nur wenige Schritte; da erhielt er zckei Kugeln in den Unterleib und fiel die Wegböschung hinab in den Mangroom- schlamm. „Hilf mir, du bist mein Freund!" rief er dem eingeborenen Aufseher, dem Zokaichmann J o Mat au zu. ^Jch werde dir helfen!^ nahm sein Gewehr und schotz den Regierungsrat durch die Schläfe. Andere eilten herbei und zerfetzten und zerhieben den Leichnam bis zur Un kenntlichkeit. Brauckmann versuchte, das Boot zu erreichen; er erhielt funfSchüsse, und der Schädel wurde ihm mit den langen Messern zer schlagen; es hätte auch der Rückzug ins Boot nicht genützt, da gleichzeitig die Bootsbesatzung nieder gemetzelt war. Häfner und Hollborn ver teidigten sich vom Boote aus, Hollborn verschätz seine Browningpatronen, dann wurde beiden mu Messern der Garaus gemacht. Frauen warfen sich vor die Patres, schützten sie mit ihren Körpern und retteten sie auf dies« Weis«. In Kanus brachte man beide zur Kolonie, die nun das Geschehnis erfuhr. Der Aufstand war da; Jo Matau sah sein Werk, an dem er seit zehn Jahren arbeitete, mit Erfolg ge krönt. In der Kolonie wurde alles zur Verteidigung her gerichtet. Man wußte nicht, ob nicht etwa eine allge meine Bewegung entstehen könnte. Dr. Girschner, der seit 10 Jahren in Ponape lebt, wollte die Jokasch leute beruhigen und hinüberfahren. Nur nach langem Zureden stand er davon ab. Er tat gut daran, denn Briefe am nächsten Morgen zeigten, datz auch ihm das Schicksal der Ermordeten geworden wäre. Man wollte die Leichen der Ermordeten haben. Die Kolonie würde sie bekommen, wenn sie Gewehre und Munition ablieferte, die schwarzen Polizeisoldaten entließ. Man würde sie dann unge schoren lasten. Darauf konnte man sich nicht ent lassen. Und später gelang es doch dem Tauk en Matolenim, die Leichen zu erhalten. Arg verstümmelt, beraubt, Ringe und Kleider fehlten größtenteils, trieben sie im trüb schmutzigen Mangroomwasser. Dem Re - grerungsrat hatte man die Zähne zerschlagen, die linke Hand abgehackt. Man lieferte sie nicht ab. In einem Hause soll sie als Trophäe angeschlagen sein. Dre Opfer wurden begraben; Frau Regierungs rat und ihre beiden kleinen Kinder verließen das etwas abgelegene unsichere Haus in Pelapalap, deren Inneneinrichtung vollständig zerstört wurde, und siedelten in das Brauckmannsche Haus über. Die Kolonie wurde mit Stacheldraht umzogen, verschanzt; ein Wachdienst eingeführt, so gut, vorzüglich und brauchbar, wie ihn icyon im Juni der Polizcimerster Kammerich durchgeführt hatte. Gesinnungstreue Ponapeleute, der Staat Matolenim, oec Todfeind Les Staates Jokasch, Leute aus U, aus Neott, aus Kitti, im ganzen etwa 600 Köpfe, schützten die Kolonie. (Dre Jaluitstation in Langer wird durch di« Leute von Langer unter Leitung von Petersen, Köhler, Schoof geschützt.) Auf die Treue dieser Leute muß die weiße Kolonie sich im Augenblick ver lassen. Gehen diese nach Hause oder vielleicht zum Feinde über, so würde es traurig aussehen. Fünfzig allerdings vorzüglich ausgebildete Neu-Guinea-, Bismarck-Archipel- und Duka-Leute bilden die Polizeitruppe. Auf diese ist unbedingter Verlaß, jeder von ihnen ist Scharfschütze, der den kampfes- lustigen Ponapeleuten wohl Abbruch tun würde. Der Feind zählt vielleicht 300 Köpfe, Jokasch leute von der Insel Jokasch und den Distrikten Palang und Tomara, Vie Poipmleute aus Kitti und di« un zufriedenen Gemüter aus allen Staaten. Ihr An führer ist der Wegebauaufseher Jo Matau aus Jokasch. Das sind dre unmittelbaren Tatsachen, und so liegen die Verhältnisse im Augenblick in Ponape. llllüeutlcher verband. Unter vollzähliger Beteiligung seiner Mitglieder hat am Sonnabend in Berlin der Geschäfts führende Ausschuß des Alldeutschen Verbandes eine Sitzung abgehalten, um zu zwei zurzeit im Vordergründe des Interesses stehenden politischen Fragen Stellung zu nehmen. Zunächst beschäftigte sich der Ausschug mit dem Gesetzentwurf üb«r die reichsländijcke Verfassung. Zu diesem Thema lagen verschiedene Aeutzerungen vor^ und zwar von genauen Kennern von Land und Leuten der Reichslande, llebereinstimmend warnten alle diese Aeutzerungen vor den Folgen der geplanten Ver fassungsänderung. Nach eingehender Erörterung wurde folgende Entschließung einstimmig an- genommen: „Der Geschäftsführende Ausschuß des Alldeutschen Verbandes hat die von den verbündeten Regierungen vorgeschlagene Verfassungsänderung in Elsaß- Lothringen von vornherein als eine Gefahr für das Deutschtum im Reichslande und für die Machtstellung des Reiches angesehen und ihre Einbringung deshalb bedauert. Er hat die lieber- zeugung, daß die Annahme des jetzt dem Reichstage vorliegenden Entwurfes schwere Euschütte- rungen der Ruhe und Sicherheit des Reiches zur Folge haben wird. Der Geschäftsführende Ausschuß ist der Ansicht, daß die endgültige und ge deihliche Lösung der reichsländischen Frage nur durch die Einverleibung Elsaß-Lothringens in das König reich Preußen erreicht werden kann." Das zweite Thema der Beratungen bildete das Enteignungsgesetz. Zur Verzögerung in der Anwendung des Enteignungsgesetzes wurde ron allen Seiten auf die Beunruhigung der öffentlichen Mei nung hingewiesen und zum Ausdruck gebracht, daß die Polenpolitik vor einer entscheidenden Wendung stehe. Die Ansicht des Geschäftsführen den Ausschusses wurde in folgender Ent schließung niedergelegt: „Der Geschäftsführende Ausschuß des Alldeutschen Verbandes bedauert, datz di« preußische Staats regierung bisher das Enteignungsgesetz nicht an gewendet bat und teilt tue Befürchtung weitester vaterländischer Kreise, datz durch weitere Verzögerung seiner Anwendung dem preußischen Staat und dem Deutschtum im Osten nicht wieder gut zu machender Schaden zugefügt wird. Der Ausschutz ist deshalb der Ansicht, daß die Enteignung unverzüglich ange wendet werden muß; er spricht seine wiederholt ver tretene Ueberzeuaung aus, daß ein dauernder und endgültiger Erfolg gegenüber den polnischen Be strebungen erst dann errungen wird, wenn das Ent- eignungsgesetz auf alle zweisprachigen Land«st«ile im Osten ausgedehnt und daneben ein Gesetz zur Ver hinderung schädlicher Parzellierungen ge schaffen wird." Mit der Erledigung dieser beiden Punkte war die Tagesordnung der Sitzung erschöpft. Die Satzung üer Lsrnegle-Stillung für Lebensretter. Ueber die wesentlichen Bestimmungen der Satzung der Larnegie-Sistung kann die „Inf. folgendes mit teilen: 8 2 lautet: Die Stiftung hat die Rechte einer juristischen Person und gilt als mild« Stiftung im Sinne der Stempel- und Steuergesetze. Si« hat chren Sitz in Berlin und führt ein eigenes Siegel. 8 3 bestimmt: Der Zweck der Stiftung ist die Linderung der finanziellen Notstände, di« sich aus heldenmütigen Anstrengungen zur Rettung von Menschenleben im Gebiete des Deutschen Reichs und seiner Gewässer ergeben, sei es für die Lebensretter selbst durch deren vorübergehende oder dauernde E r - we r b s u n fä h i g k e i t, sei es, im Falle des Todes derselben, für ihre Hinterbliebenen. In erster Linie sind dabei diejenigen Unglücksfälle ins Auge gefaßt, die sich bei Ausübung friedlicher Berufe, z. B. derjenigen der Bergleute, Seeleute, Aerzte, Krankenpfleger, Feuerwehrleute, Eisenbahn- und Polizeibeamten, ereignen. Unter Lebensretter" werden auch diejenigen Personen verstanden, deren heldenmütige Anstrengungen zur Rettung von Menschenleben von Erfolg nicht gekrönt worden sind. 8 13 lautet: Die von dem Kuratorium zu be willigenden Beihilfen sind einmalige oder fortlaufende. Letztere sollen » für Lebens retter auf die Dauer ihrer völligen oder teilweisen Erwerbsunfähigkeit, b. für Hinterbliebene von Lebens rettern, und zwar für Witwen bis zur eventuellen Wiederverheiratung und für Kinder bis längstens zur Erreichung eines zur selbständigen Ernährung befähigenden Alters gewährt werden. Für besonders befähigte Kinder können zu ihrer Erziehung für einen gehobenen Beruf in bezug auf die Höhe und Dauer der Unterstützung außergewöhnliche Auf wendungen gemacht werden. Den Hinterbliebenen können gleichgeachtet werden andere nähere Ver wandte, die mit dem Verstorbenen einen Haushalt actildet und in ihm den Ernährer vrrloren haben. Die Zahlungen sollen in der Regel monit'ch bewirkt werden. Sämtlich« Bewill gungen aus der Stiftung erfolgen unter Voraussetzung der Würdigkeit und Be dürftigkeit der Empfänger, die fortlral.-nvcn dem- entspnchend mit dem Vorbehalt jederzeitigsn Wicer- r^s, nenn diese Vorau« etznngen nickst mehr zutrc^sin. Vor Entziehung der Beihilfen io'l den Empfängern jedoch Gelegenheit gegeben werden, sich wegen des Sein eigener Sohn. Roman von R. Ottolengui. (StaHdruck verboten.) sie zögerte eine kleine Weile, aber dann fühlte sie. datz sie ichon zu weit gegangen war, um noch zurück geben zu können, und aunerdem jpornie fie die Furcht für ihren Geliebten zur Aussage an. Daher be gann ne: ..Ich >atz noch im sommerhause. da hörte ich einen Hund bellen. Ich blickte hinaus und iah. wie Las Tier Herrn Lukas angriff. Ich hörte den Knall, der von einem Revolver herrühren mutzte, und zugleich eine Fensterscheibe klirren. Ich nahm an. Latz er den Hund zu erschießen versucht, datz die Kugel jedoch ein Fenster getroffen habe. Aber sie traf nicht Herrn Lewis. Davon bin ich überzeugt; denn als ich an die Tür eilte, um zu sehen, was oorgefallen war. sah ich genau, datz Herr Lewis das Fenster in die Höhe schob und hinausblickte. Ja. er nahm einen Revolver und schotz selbst auf Herrn Lukas, der vor dem Hunde davonrannte, und den er deshalb vermutlich für einen Einbrecher hielt." ..Haben Sie tatsächlich gesehen, wie Herr Lukas seinen Revolver abfeuerte?" ..Nein, ich war in dem Augenblicke ja noch im sommerhause!" ..Dann ist es möglich, daß Herr Lukas, trotzdem Sie Herrn Lewis an das Fenster kommen iahen, auf diesen statt auf den Hund geschallen bat. welch letzteres nur eine Annahme von Ihrer Seite ist!" „Ich sage Jhn^n. datz Harry unschuldia ist. Ick) weiß es bestimmt'" „Wie können Sie es willen?" fragte der Richter. Das Mädchen schien einen Augenblick mit sich zu kämpfen. Dann rief es mit erhobener Stimme in den saal hinein: „Weil, als ich den Feigling auf einen Menschen f«uern sah. der scbon mit einem Hunde zu kämpfen hatte, ichihnselbsterscho ß!" Dies war ihre letzte Anstrengung gewesen; sie breitete ihre Arme aus und stürzte ohnmächtig rcrn- über. Dreizehntes Kapitel. Als Alice ihr Geständnis abgelegt, wonach sie Herrn Lewis erschollen hatte, war alles starr und stumm vor Erstaunen. Alles wollte ihr behilflich sein, als sie in Ohnmacht fiel: das Ergebnis war. wie stets in solchen Fällen, datz das Mädchen alsbald dickt nm drängt und infolgedessen von der frischen Luft gänzlich abgeschlossen war. Zum Glück war Doktor Snow zu gegen. und mit Lukas' Hilfe trug er sie aus dem Zimmer und erlaubte nur einigen Frauen, ihnen zu folgen. Der Richter, der durch den unerwarteten Verlauf der Dinge in die grösste Verlegenheit geriet, wußte nicht mehr, wie er das Verhör weiter fortjetzen sollte, und erklärte es für zehn Minuten aufgehoben. Da die Geschworenen ihren Platz verlaßen wollten, er suchte sie der Richter, sitzen zu bleiben, um sie so zu verhindern, den Fall mit dem Publikum zu be sprechen. Dieses begann natürlich sofort, die Sach lage zu diskutieren. Barnes und Tupper gingen mit dem Richter zu den Geschworenen. „Nun. meine Herren", begann der Richter, .chie Sache hat einen überraschenden Verlauf genommen. Was sollen wir nun?un?" „Herr Barnes", sagte der Jurist. „Sie sind mit dem Falle bester bekannt. Was halten Sie von Fräulein Marvels Geständnis?" „Meine Herren", erwiderte Barnes, „es ist sicher, datz Fräulein Marvel tatsächlich glaubt. Herrn Lewis erschossen zu haben. Indes bin ich mir darüber im klaren, daß wir eine solche Theorie nur mit der größten Vorsicht aufnehmen dürfen. Erstens möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf die Aussagen des Doktor Snow richten. Er sagte aus. daß er zwei Wunden sestgestellt habe, wovon die eine durch das Hemd durch schlug. die andere nicht. Diese einfache Tatsache laßt keinen Zweifel darüber, datz sich der Verstorbene um kleidete. bevor er die zweite Verwundung erhielt. Daher ist es sonnenklar, daß der Schutz, von dem Fräulein Marvel zugibt, datz sie ihn auf Herrn Lewis abfeuerte, nicht tödlich gewesen ist. denn in diesem Falle müßten wir ja annehmen, daß die andere Wunde von der Kugel des Herrn Lukas herrührte, um uns die Tatsache zu erklären, daß zwei Wunden vorhanden sind; aber diese Schüße folgten so schnell aufeinander, daß es unmöglich für den Verstorbenen gewesen ist. sich in der Zwischenzeit umzukleiden. Ich kann jedoch noch einen strikteren Beweis für meinen Standpunkt beibringen. Ich weiß nicht, ob die Fleisch wunde von Fräulein Marvel herrührt oder von Lukas, mag nun letzterer, wie er behauptet, zufällig oder mit Vorsatz gesckosten haben. Aber ich kann beweisen, datz keiner der beiden um diese Zeit abgegebenen Schüße derienige aewesen ist. welchem Herr Lewis zum Opfer fiel." „sie spielen wohl aus das Panier an. von dem sie mir erzählt haben nickt wahr?" fragte Tupper. „Gewiß", erwiderte Barnes. Hierauf zeigte Barnes dem Coroner den Zettel. Dieser erkannte sofort die Handschrift des ermordeten Besitzers der Rioersidefarm. „Der Schluß daraus ist sehr einfach", fuhr Barnes fort. „Doktor Snow hat bezeugt, datz der Tod auf der Stelle eingetreten ist. Daher bezieht sich der Zettel auf den ersten Angriff. Daraus folgt, daß — bis bewiesen werden kann, datz Lewis schon vor neun Uhr verwundet worden ist — Fräulein Marvel nicht die tödliche Wunde auf dem Gewissen hat. selbst wenn sie ihn getroffen haben sollte. Es ist ein frisches Loch in der Decke des Empfangszimmers, das von einer Kugel herrührt. Dieses stammt jedenfalls von Fräulein Marvel oder Lukas her. Von welchem der beiden, lässt sich nicht entscheiden." Auf Grund dieser Erörterungen wurde beschloßen, die Verhandlung fortzusetzen. „Meine Herren", ergriff der Richter das Wort, indem er sich an die Geschworenen wandte. „Herr Barnes, der Detektiv, der mit der Aufklärung des Verbrechens beauftragt worden ist. der Bezirksanwalt und ich sind davon überzeugt. Latz ein richtiger Wahr spruch ohne weitere Beweise nicht gegeben werden kann. Daher wollen wir. trotz des Geständnisses der letzten Zeugin, im Verhör weiterfahren. Ich will Ihre Aufmerksamkeit nur auf die Tatsache lenken, datz. obwohl Fräulein Marvel gesteht, auf Herrn Lewis ge schoßen zu haben. Doktor Snow hier erklärt hat. datz der Leichnam zwei Wunden aufweist. Fräulein Marvel konnte mit einem Schüße nicht zwei Wunden Hervorrufen und kann daher nicht wißen, ob sie einen Mord begangen hat oder nicht. — Man rufe Virginia Lewis herein!" Virginia erschien, und Tupper begann mit dem Verhör; seine ersten Fragen unterschieden sich nickt viel von denen, die er auch den anderen Zeugen vor gelegt. Virginia antwortete zwar ohne zu zögern, aber vorsichtig. Sie verlor nicht di« Geistesgegenwart, auch verzog sie kein« Miene, als der Richter ihr er zählte. wie fie Harry Lukas aetroffen. Kalt, un- bewegt, beinahe hochmütig weigerte fie sich, ihre Gründe dafür anzugeben: doch gab sie zu. datz sie ge fürchtet habe. Marvel könnte einen unüberlegten Schritt tun. „Zum Revolver greifen?" fragte Tupper. „Ick a«be das zu", erwiderte sie. „Und Ihren Onkel erschießen?" „Bewahre! Keine Rede!" rief sie zornsprühend und setzte dann mit Würde hinzu: „Er handelt gern nach den Eingebungen des Augenblickes, und so dachte ich. er könnte vielleicht Hand an sich legen." Schließlich gab sie noch zu. um halb elf Uhr ins Haus zurückgekehrt zu sein und erklärte, sie habe sich geradeswegs durch Len Speijesaal auf ihr Zimmer begeben. Diese Angaben stimmten mit Barnes' Unter- suchungsergebnisten überein. „Jetzt kommen wir zum Hauptpunkte", fuhr Tupper fort, „das heißt zur Entdeckung des Schul digen. Sie erinnern sich, datz Sie. als die Detektive Sie zufällig in Ihrem Zimmer störten, zugaben. schon entdeckt zu haben. Latz Ihr Onkel ermordet worden war. Sie haben es daher als Erst« entdeckt. Ist das richtig?" Ich denke ja. Wenigstens ist wahr, daß ich da mals schon von dem Tode meines Onkels wußte." „Richtig! Sie waren in das Empfangszimmer ge gangen und hatten den Leichnam entdeckt, den Sie als den Ihres Onkels oder, vielleicht bester. Adoptiv vaters erkannten, bevor der Richter und die anderen an Ort und Stelle erschienen?" „Jawohl." „Nahmen Sie etwas aus dem Zimmer mit fick?" „Jawohl, einen Revolver." „Wo fanden Sie ihn?" „Auf dem Boden." ' „Warum nahmen Sie ihn mit sich?" „Weil es mein eigener war und mein Name darauf stand, und weil, wenn ibn sonst jemand ge funden hätte, er mich vielleicht in einen unangenehmen Verdacht gebracht haben würde." „Weil man nämlich sehen konnte, datz er abgefeuert worden war. nicht wahr?" „Es war ein anderer Grund dafür maßgebend, warum ich ihn haben wollte." Virginia erregt« durch ihre Eröffnungen all gemeines Erstaunen. Selbst Barnes konnte sich nicht erklären, warum sie erzählte, datz si« den Revolver weagenommen hatte, um etwaigen Verdacht zu ver meiden. da doch dieses Geständnis selbstverständlich eine nähere Untersuchung darüber zur Folge haben mußte, inwieweit sie in das Verbrechen verwickelt war. „Fräulein Lewis", fragte Tupper weiter, „wie kam es. datz Ihr Revolver abgeschollen war?" „Ick benutze ihn fortwährend, und so ist es ganz gut möglich, datz ich am Sonnabend auf irgend etwas schotz " „Das beißt, am Tage vor dem Morde?" „Jawohl." „Wie kam es. datz er dann am Sonntagabend nicht mebr in Ihrem Besitze war?" „Ich hatte ihn bei mir, als ich ausging, aber