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Di« amerikanische» Zollverhandlungrn. . Washington, 28. Januar. (Tel.) Der Gesamt betrag der von den Vereiniaten Staaten in dem Eegenseitigkeitsvertraae mit Kanada zugestandenen Zollnachlässe beläuft sich auf 4850 000 Dollar. Kanada ermäßigt die Zölle um 2 560 000 Dollar. Aus Leipzig un- Llmgegenü. Leipzig, 27. Januar. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 28. Januar 1911. Südostwinde, heiter, kälter, trocken. Pöhlberg: Starke Schneedecke, fester guter Weg bis Annaberg. Fichtelberg: Ununterbrochen schwacher Nebel, gute Schlittenbahn bis in die Täler hinab. Schnee tiefe 160 Zentimeter, starkes, lang anhaltendes Glatteis, Sturm aus Südost. * * Zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit werden seit einigen Jahren, um die Mütter nach Möglichkeit zum stillen ihrer Kinder zu veranlassen, sog. Stillprümien gewährt. Wie wir dem Be richte des Stadtbezirksarztes entnehmen, lagen im Jahre 1909 insgesamt 1261 Gesuche um Gewährung von Stillprämien vor. Hiervon konnten 977, das sind 77,3 Prozent, bcrücksichtgt werden. Von den Gesuchstellerinnen waren 772 verheiratet und 205 ledig. Zu der Zeit, als um die Gewährung der Stillbciträge nachgesucht wurde, waren von den Säuglingen 600 bis zu zwei Wochen alt, 358 2—4 Wochen alt und 119 älter als 4 Wochen. Der wöchentliche Stillbeitrag belief sich auf 3—5 In der Regel werden die Beiträge nur so lange gewährt, bis der Säugling das Alter von Jahr erreicht hat. Der Gesamtaufwand be zifferte sich aus 25 957,90 Darunter befanden sich 976 an Prämien, die in Höhe von ie 8 an 122 Hebammen als Anerkennung für die Förderung des in Betracht kommenden Zweckes gezahlt wurdep. * Jubiläen. Am 28. Januar werden der Sauber macher Reinhold Pauli, Leipzig-Stünz, Karl- Härting-Strasie26, III., und am 1. Februar der Kern macher Karl Re ich stein, Leipzig-Reudnitz, Feld straße 5, H, auf eine 25jährigc Tätigkeit in der Maschinenfabrik Karl Krause zuriickblicken können. * Jesus«Vortrag. Wir machen auch an dieser Stelle auf die beiden letzten Vorträge zum Vesten der Leipziger Frauenmission in diesem Winter aufmerk sam. Sprechen wird Herr Prof. I). Hunzinger Erlan gen über das Thema: „Jesus und Gott, Jesus und wir." Weiteres im Anzeigenteil der Morgenausgabe. * Internationale Baufach-Ausstcllung mit Son- derausstcllungen Leipzig 1913. Dem Direktorium der Ausstellung ist in den letzten Tagen Kommerzienrat Maselcwsky beigetrcten, der, wie erinnerlich fein wird, bereits an der Leitung der „Sächsisch- Thüringischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung 1897" in hervorragendstem Maße beteiligt war. Er bringt daher auf dem Gebiete des Ausstellungswesens wertvolle Erfahrungen mit, die der nun in 2 Jahren stattfindenden großen Baufach-Ausstellung sehr zu gute kommen werden. Damit aber ist eine weitere Gewähr für einen glänzenden Verlauf der Veranstal tung gegeben, deren Vorarbeiten die besten Fort schritte maci-en. * Die Sächsische Abteilung der Deutschen Unter richtsausstellung auf der Weltausstellung zu Brüssel, die gegenwärtig im Seminar zu Dresden-Friedrich stadt der allgemeinen Besichtigung zugänglich gemacht ist, wurde gestern vormittag durch den Besuch des Königs ausgezeichnet, der von Generalleutnant v. Müller begleitet war. Zum Empfange waren er schienen Staatsminister v. Dr. Beck und ferner aus dem Kultusministerium Geheimer Rat Dr. Kühn. Geheimen Schulräte Dr. Seeliger und Dr. Müller. Staatsminister I». Dr. Beck begrüßte den Monarchen durch eine kurze Ansprache. Der König nahm mit großemJntcressc die ausgestellten Gegenstände inAugen- Ichern. — Da der Besuch der Ausstellung bisher außerordentlich lebhaft war, hat das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts die Aus heilung bis mit 15. Februar (Sonntag 11—1, Mittwoch und Sonnabend 4—6j verlängert. * Unfälle. Auf dem Neubau „Specks Hof" stürzte gestern ein 27jühriger Arbeiter beim Aufstellen von Betonkästen vier Meter hoch herab und zog „Haben Sic jemand gesagt, daß Sie die Absicht hätten, am selben Abend die Stadt zu verlassen?" Lukas gab keine Antwort. „Ich habe von verschiedenen Seiten achört, daß Sie behauptet haben, ein wichtiges Geschäft rufe Sie aus der Stadt. War das der Fall?" „Ich erzählte dies verschiedenen Leuten, aber cs war nicht wahr." „Wenn ich recht verstehe, haben Sie also den Leuten eine Lüge erzählt?'' Lukas errötete tief. „Ich sah die Sache nicht von Vieser Seite an", sagte er. „Ich hatte meine Gründe dafür, zu wün schen, daß das falsche Gerücht bekannt würde, und unter den obwaltenden Umständen zögerte ich nicht, so zu reden." „Wollen Sie mir diese Umstände und Gründe mitteilen, welche wichtig genug waren, daß Sie eine Unwahrheit für entschuldbar hielten?" „Lieber nicht." Der Richter gab Tupper einen Wink, worauf der letztere das Verhör fortsetzte: „Herr Lukas", fragte er, „haben Sie das Gerücht non Ihrer Abwesenheit nicht darum verbreitet, weil Sie die Absicht hatten, die Riversidcfarm zu besuchen?" Lukas gab keine Antwort auf die Frage. „Gingen Sie nicht an jenem Abend nach der Riversidcfarm, um eine Dame zu treffen?" Tupper sprach langsam, und Lukas kam sichtlich in Ver legenheit, beharrte aber in seinem Schweigen. Der Bezirksanwalt fuhr fort: „Trafen Sie nicht eine Dame im Sommerhaus und war diese Dame nicht Fräulein Lewis?" (Fortsetzung folgt.) Der Nolenksusller in Dresüen. H. lleber die Uraufführung der neuen Oper von Richard Strauß „Der Rosen kavalier", die gestern abend im Dresdner Hoftheater stattfand, geht uns von unserem dortigen Korrespondenten folgender Bericht zu: Die Uraufführung, die trotz der unerhörten Höhe der Einlaßpreise ausverkauft war, ist, wie be reits telegraphisch gemeldet, mit dem üblichen und erwarteten großen äußeren Erfolg vor sich gegangen. Derselbe setzte zwar nach keinem Akte so stark und kräftig ein, wie man cs sonst bei Uraufführungen sich so schwere innere Verletzungen zu, daß sich seine Unterbringung im Krankenhause notwendig machte. Fremdes Verschulden an dem Unglücksfalle ist aus geschlossen. — In der Eisenbahnstraße in Volkmarsdorf wurde gestern eine Frau von einem durchgegangenen Pferde umqerifsen und leich4 am linken Fuße verletzt. Das Pferd war vor einem Straßenbahnwagen gescheut und wurde bald nach dem Unfälle zum Stehen gebracht. * 109 ,1t Belohnung. — Gestohlene Rerzfelle. Einbrecher stahlen gestern in den ersten Nachmittags stunden aus einer Niederlage in der Nitter- straße 62 Stück zugerichtete fertige Nerzfelle im LUerte von etwa 1200 .tt. Die Felle waren in Bündel verschnürt und mit Pleiplomben versehen. — Die Plomben tragen auf der einen Seite eine Krone, auf der anderen den Buchstaben X. Der Be stohlene setzt eine Belohnung von 100 M auf das Herbeischaffen der Felle aus. * Verhaftung eines Schwindlers. Von der hiesi gen Kriminalabteilung wurde gestern nachmittag ein 31 Jahre alter Verwalter aus Erfurt scstaenommen, der bereits wegen Eigentums delikten vorbestraft ist. Er hatte unter dem Namen eines Rittergutspächters in Rehms- dorf bei Zeitz, bei dem er früher in Stellung war, und von dem er wußte, daß er in Zeitz Bankkonto hatte, bei dieser Bank um telegraphische Zusendung von 500 ersucht, angeblich um ein Pserd zu kaufen. Der Betrug glückte ihm auch, denn er gab sich dem Postbeamten gegenüber ebenfalls als der Ritterguts pächter aus. Den ganzen Betrag hatte der Schwindler bis auf 6 ,4t vertan. * Vermißt wird seit dem 23. Januar die Ver käuferin Martha Thiele, geb. am 22. März 1892 in Chemnitz, die in L.-Gohlis, Straßburger Strasze 18 wohnhaft war. Es wird vermutet, daß sich die Vermißte aus gekränktem Ehrgefühl ein Leid angetan hat. Die Thiele ist mittelgroß, untersetzt, hat volles Gesicht, dunkelbraunes Haar, braune Augen und trug blauen Lheoiotrock, blaue Satin bluse mit grünseidencm Schlips, hellgraues, langes Winterjackett, braunen Pelzhut, ebensolche Pelzboa und Schnürschuhe. * Diebe drangen gestern abend in die Wohnung eines Restaurateurs in der Moritzstraße ein und stahlen 435 .E Bargeld, Gold- und Silbcrmiinzen, sowie eine Browningpistolc in schwarzem Leder futteral. In Verdacht, den Diebstahl begangen zu hoben, kommt ein unbekannter Mann, etwa 27 bis 28 Jahre alt, von übermittlerer Gestalt, mit blon dem, etwas gelocktem Haar, der braunen Jackettanzug getragen hat. — Ebenfalls durch Einbruch wurde aus einer Wohnung in L.-Eutritzsch eine goldene Damenuhr mit der Nr. 2726, eine goldene Brosche und ein Geldbetrag gestohlen. Sus Sachsen. Dresden, 27. Januar. * von der verkrachten Eommernbank. Der fatale Zusammenbruch der Gommernbank, die fast ohne Mittel es in Dresden fertig brachte, 41 Grundstücke zu bebauen, hat in den Kreisen der Dresdner Hand werker und Baulicfcranten recht üble Folgen hervor gerufen. Mehrere der Handwerker, die bis zu 70 000 M Lieferungen und Bauarbeiten übernommen hatten, werden wenig oder gar nichts zurückerhalten, und die Lage verschiedener Bauhandwerker ist infolge dessen eine sehr kritische. Am Donnerstag stand vor dem Dresdner Amtsgericht abermals ein Vergleichs termin an. Von seiten der Eommernbank und ihrer Hintermänner war ein Zwanasvergleich auf der Basis von sage und schreibe — 10 Prozent in Vor schlag gebracht worden. Der Zwangsvergleich scheiterte jedoch, da eine Minorität der Gläubiger auf ihre Negreßansprüche an Dritte nicht verzichten wollen. Das Konkursverfahren, dessen Eröffnung wegen Mangels an Masse abgelehnt worden ist, wird wahrscheinlich nach Deponierung der Kosten durch einen Interessenten fortgesührt werden. Man hofft, daß dabei für die Gläubiger wenigstens etwas ge rettet werden kann. * Gefängnishygiene. Das preußische Justiz ministerium und Ministerium des Innern sowie die entsprechenden sächsischen Ministerien werden auf der Internationalen Hygieneausstellung Dresden 1911 die Ke f ü n g n i s h y g i c n e vor führen. Straußscher Werke gewöhnt ist. sondern es klatschte anfangs stets nur eine wohlgewojzene Minderheit, die dann einen großen Teil des Publikums init sich fortriß. Alan wollte schließlich doch für seinen ge zahlten fünffachen Einlaßpreis die Autoren, vor allem Strauß, sehen. Am stärksten und begeistertsten wurde Schuch gerufen. Es war also keineswegs ein durchschlagender Erfolg, sondern einer, der dem großen Können des Komponisten und der hervorragenden Darstellung galt. Ein großer Teil der Anwesenden stimmte in den Beifall nicht mit ein, enthielt sich aber auch jedes Mißfallenszeichens. An die durch- schlagende Wirkung der „Salome", ja auch an die ge ringere der „Elektra" kann die Aufnahme des „Rosenkavalier" nicht hcranreichen. Was nun den Eesamteindruck des Merkes anlangt, für das man seit langen Monaten in so unerhörter Weise die Reklametrommel gerührt hat, so ist festzustcllen, daß es weit hinter dem der „Elektra" oder gar der „Salome" zurückbleibt. Das ist begreif lich genug. Denn einerseits zeigten jene beiden Werke den Versuch, einen bestimmten Stil zu finden und dauernd im Verlauf des ganzen Stückes fest zuhalten, und anderseits waren sie so knapp im Um- fang, so aufregend in der Handlung, daß dec Hörer dadurch über manche Mängel der Musik hinweg getäuscht wurde. Anderthalb Stunden lang vermag man sich sogar für die kurzatmige, nervös hastige und in der Deklamation so abgerissene Schreibweise zu interessieren. Aber der „Rosenkavalier" dauert fast vier Stunden und entbehrt stilistisch jeder Einheitlichkeit. Da setzt denn bald genug die Ab spannung ein, und in der Tat ging schon im ersten Akte bei den zahlreichen Längen des Textes und der Musik die Langeweile durch das Haus und 'erstärkte sich während des zweiten Aktes noch wesentlich. Im dritten Akte kam etwas Possen- oder Operetten stimmung zustande, der aber manche Leute nicht gern nachgaben im Bewußtsein, hier in einem der ersten Opernhäuser Europas zu sein, wo man doch schließlich etwas anderes bei einer solchen Uraufführung er leben will als leichteste Unterhaltung. Mit kluger Berechnung sind einzelne schön« Nummern überall eingestreut, mit denen der Komponist das Publikum um so eher sich günstig stimmt, als man fa inmitten der sonstigen Dürftigkeit für zehn Takte Melodie, vollends gar im Walzertakt oder in den Singstimmen, sehr dankbar ist. Trotz dieser Oas-n und trotz der mannigfachen Genieblitze. die vor allem im Orchester aufzucken, besteht für mich kein Zweifel darüber, daß der vielbesprochene „Rosenkavalier" von allen dramatischen Merken des Komoo» nisten das schwächste und lebensun fähigste ist. Das wird sich, sobald das Magnesium * Chemnitz. 26. Januar. (Der Verband sächsischer Händler, Schausteller und M a r k t r e i s e n de r) hielt am Mittwoch und Don nerstag in Chemnitz seinen 15. Verbandstag ab. Von Wichtigkeit war der Antrag: Der Verband möge dahin wirken, daß das Ausspielen von Geld mittel, Billards auf Märkten verboten wird, da di« Fieran ten hierin eine Schädigung des Marktbetriebes finden. o- Pirua, 27. Januar. (Ein Tinten attentat.) Die Polizei versicherte sich dieser Tage eines 16jährigen Lehrlings, der eine Ttnten- spritze in Pistolenform konstruiert und mit derselben dann auf der Straße die Kleider jun ger Mädchen beschädigt und teilweise verdorben hatte. Gewiß ein Unfug gröbster Art. ^V. Demitz, 26. Januar. (Zn ge i st i ge r N a ch t.) Gestern morgen begab sich eine 32 Jahre alt« ledige Schneiderin aus Birkenrode nach dem Kunatschen Steinbruche. In der Meinung, zu Hause zu sein, entkleidete sich die schon seit längerer Zeit geistesgestörte Person und rutschte dann eine ca. 40 Meter hohe, steile Felswand hinab. Schwerverletzt wulde sie aufgesunden und nach dem Krankenhaus zu Bautzen gebracht, wo sie in vergangener Nacht den erlittenen Verletzungen erlegen ist. Aus Sachsens Umgebung. * Mühlberg, 27. Januar. (Fi sch räuber) treiben hier fortgesetzt ihr Unwesen. Den Fischer meistern Naumann und Dittrich sind in letzter Zeit aus ihren Fischkästen Fische im Gesamtgewicht von etwa einem halben Zentner gestohlen worden. * Reichenberg, 26. Januar. (Selbstmord) durch Erschießen beging am Dienstag nachmittag in Rochlitz auf einem Feldwege der 38 Jahre alte Fabrikarbeiter Johann Branda. Der Lebens müde war verheiratet und Vater eines siebenjährigen Mädchens. In einem hinterlassenen Schreiben nahm er von Frau und Kind Abschied. Branda war schwermütig. * Rochlitz i. B., 26. Jan. (E ineigenartiger Unglücks fall) ereignete sich hier. Der Nieder- Rochlitzer Gastwirt Franz Biemann wurde am Montag im Gasthause Prellogg von einem Kollegen in heiterer Laune veranlaßt, mit ihm beim Klange eines Musikautomaten einmal iin Zimmer herumzu tanzen. Die Tanzenden stolperten über einen Hund und Biemann fiel zu Boden, wobei er schwere innere Verletzungen erlitt, denen er am nächsten Lage im Hochstädter Krankenhaus«: erlag. * St. Joachimsthal, 27. Januar. (Schwerer Unfall.) Der in der Wernerschachtgrube beschäftigte 38jährige Ludwig G r i m m e r aus Dörnberg verunglückte dadurch schwer, daß ihm durch eine vor zeitig explodierende Dynamitpatrone die rechte Hand abgerissen wurde. Der Verwundete wurde nach dem Karlsbader Krankenhaus gebracht. Tsgeschronik. Hamburg, 27. Januar. (Schiffszusammen- st o ß.) Unweit von Helgoland stieß die Hamburger Viermastbark „Pommern" mit dem englischen Voll schiff „Engelhorn" zusammen. Die „Pommern" wurde schwer beschädigt in Cuxhaven eingeschlcppt. Zwei 'Mann werden vermißt. Die „Engelhorn" treibt noch beschädigt auf See. Hilfsdampfer sind dorthin abgegangen. Köln, 27. Januar. (Einsturz eines Neu- b a u e s.) Der Neubau der Humboldtakademie ist gestern nachmittag eingestürzt, die Arbeiter unter sich verschüttend: einer wurde schwer, vier andere leichter verletzt aus den Trümmern gezogen. Die Ursache des Einsturzes ist noch nicht ermittelt. Frankfurt a. M., 27. Januar. (Die Post um :'.500 Ul betröge n.) Auf raffinierte Weise ist die hiesige Post um 3500 Ul betrogen worden. Ein ge wisser Ackermann hatte am 9. November v. I. fünf Postanweisungen im Gesamtbeträge von 3500 Ul auf seine Person ausgestellt: ohne daß das Geld ein gezahlt worden wäre, wurden die Postabschnitte unter den zur Auszahlung bestimmten vorgefunden. Acker mann hatte sich Las Geld postlagernd Darmstadt schicken lassen und erhielt es anstandslos ausgezahlt. Man vermutet nun. daß an dem Betrug ein Postbote beteiligt ist. der vor einiger Zeit einen Chiffrebrief I abholen wollte, der 1100 M in Banknoten enthielt. licht der Sensation verlöscht sein wird, mit er schreckender Deutlichkeit zeigen. Der Aufführung darf man getrost das Prädi kat „vorzüglich" geben. Die Dresdner Hofopcr weiß, was sie ihrem Rang und Namen an solch einem „großen Tage" schuldig ist. Sie hatte also nichts ge spart, um die Neuheit in der glänzendsten Weise her- auszubringen. Die musikalische Leitung hatte Gene ralmusikdirektor v. Schuch, der gleich dem ganzen Personal seit Monaten sich aufs liebevollste mit dem Werke befaßt hatte. Wie er eine Neuheit, bei deren Uraufführung die Augen der ganzen Musilwelt auf ihm ruhen, herausbringt, das weiß man längst. Und so hatte er auch diesmal an den Ehren der Vorstellung den ersten, vollsten Anteil. Neben ihm muß gleich die Kgl. Kapelle genannt werden, die den orchestralen, an Schwierigkeiten aller Art so reichen Teil mit bewun dernswerter Sicherheit und Klangschönheit ausführte. Von den Darstellern ist in erster Linie Fräulein v. d. Osten zu nennen, die in der Titelpartie kaum zu übertreffen sein dürfte. Es gelang ihr beinahe, die Hosenrolle glaubhaft zu machen und mit ihrer frischen Natürlichkeit Sympathie für diesen vergrö berten Cherubim j)u erwecken. Daß sie, gleich allen anderen Gesangskräften, unter der unaebeuer schwie rigen und unsangbaren Schreibweise sehr zu leiden hatte, ist selbstverständlich. Neben ihr standen Frl. Sir ms (Marschallins und Frau Nast (Sophie). Herrn Perron als Baron von Lerchenau fiel die undankbarste und mühevollste Arbeit des Abends zu, da er nicht nur eine so abstoßende Persönlichkeit dar zustellen, sondern auch in dieser Partie die doppelt an- gebäuften gesanglichen Schwierigkeiten zu überwinden hatte. Es gehörte die Selbstverleugnung eines echten Künstlers dazu, um die Partie gesanglich un- dar stellerisch fo auszuführen, wie es Herr Perron tat. Als Faninal war Herr Scheidemantel fast im gleichen Falle und entledigte sich seiner Aufgabe mit gleicher Künstlerschaft. Die anderen Mitwirkenden kann ich hier nicht namentlich aufsühren. Sie müssen sich mit dem Gesamtlob begnügen, daß jeder an seiner Stelle sein Bestes gab. Für die Regie zeichnete der heimische Regisseur Herr Toller. Doch hatte man noch Max Reinhardt aus Berlin zu den Proben herangezogen: von dessen besonderer Wirksamkeit ließ sich indes wenig spüren. Die Dekorationen von Roller (Wien), die vertrags mäßig alle Bühnen für den „Rosenkavalier" erwerben müssen, enttäuschten sehr. Im Dresdner Hoftheater- Malersaal wären sie sicherlich geschmackvoller ange sertiqt worden. Die Pracht der Kostüme spottet jeder Beschreibung, selbst die stummen Personen trugen echte Seidenstoffe und kostbare Pelze, llebrigens Ilsenburg, 27. Januar. (FurchtbareMard- tat.) Heute nacht tötete der Arbeiter Becker in an getrunkenem Zustande mit einem Beil seine Frau, seine Schwiegertochter und zwei Enkelkinder im Alter von einem und drei Jahren. Der Mörder versteckte sich sodann auf dem Boden de« Hauses. Als am Morgen sein Sohn von der Arbeit zurückkehrte, fand er die Getöteten im Wohnzimmer in gräßlichem Zu stande vor. Seine Frau gab noch Lebenszeichen von sich und wurde sofort in das Krankenhaus geschafft, wo sie hoffnungslos daniederliegt. Der Mörder ver suchte sich auf dem Boden aukuhänoen. konnte jedoch noch rechtzeitig abgeschnitten und in Haft genommen werden. Danzig, 27. Januar. (Wegen Muttermor des verhaftet.) Die „Danziger Zeitung" mel det aus Zoppot: Der Kaufmann Gustav Caffke und Fräulein Stefanie von Laszewski wurden unter dem dringenden Verdacht verhaftet, an der am 10. Januar verstorbenen Mutter der Laszewski einen Mord ver übt zu haben. An dem Leichnam, der bereits be stattet war, wurde von Aerzten fcstgestellt, daß der Tod gewaltsam herbeigeführt worden ist. Frau Laszewski wurde damals auf der Treppe liegend tot aufgefunden. Die am Kopfe vorhandenen Wunden wurden als von einem Fall herrührend bezeichnet. Wien, 27. Januar. (Impfstoff gegen die Pest.) In der nächsten Woche gehen von hier aus auf Ersuchen der chinesischen Regierung nach Peking 10 000 Fläschchen mit Impfstoff gegen die Pest ab. Christianstadt (Bober), 27. Januar. (Erstickt in den Betten aufqefunden) wurden gestern zwei Zimmerlehrlinge: sie hatten im Ofen Feuer an gemacht, wobei sich Kohlengase entwickelt hatten. Tsingtau, 27. Januar. (Sperre Kiautschaus wegen Pestgefahr.) Morgen wird die Sperre des Schutzgebietes wegen der Pcstgefahr beginnen: sie wird auf der Landseite durch eine Postenkette, zur See durch Marinepinassen durchgeführt werden. Die Bevölkerung stimmt dankbar der pflichtmäßigen Für sorge des Gouvernements zu. Es besteht begründete Hoffnung, Tsingtau seuchenfrei zu erhalten. Serlchislaal. * Berlin, 27. Januar. (Tel.) Ein jugendlicher Verbrecher. Das Schwur' gericht hat den 20 Jahre alten Gärtner Tippe wegen vorsätzlicher Tötung der Tetzkeschen Eheleute, begangen bei der Ausübung eines schweren Diebstahls, um sich der Ergreifung auf frischer Tat zu entziehen, außerdem wegen schweren Einbruchsdiebstahls zweimalzu lebensläng, lichem Zuchthaus, einem Jahr Zuchthaus und dauerndem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte ver urteilt. - . Spart. Prinz-Seinrick-Fahrt 1911. Die diesjährige Prinz-Heinrich-Fahrt gelangt soeben durch den Kaiserlichen Automobilklub und den Royal Automobile Club of Great Britain für die Zeit vom 4. bis 20. Juli zur Ausschreibung. Da nach ist die Prinz-Heinrich-Fahrt 1911 im Gegensatz zu früheren Jahren kein Internationaler Wettbe werb, sondern eine freundschaftliche Gesellschaftsfahrt des Kaiserlichen Automobilklubs und des Royal Automobile Club of Great Britain, die nur in zwei ter Linie dem Zwecke dienen soll, über die Touren eigenschaften der daran beteiligten Wagen Zeugnis abzulcgen. Die Fahrt wird in Deutschland vom K. A. C. und in England von R. A. C. geleitet, sie wird in Homburg v. L. Höhe ihren Anfang nehmen und in London enden. Ferner ist aus den Satzungen zu entnehmen: 50 Mitglieder des K. A. C und 50 Mitglieder des R. A. C. die für die Fahrt genannt haben, werden aus der Zahl der einae- gangenen Meldungen zur Teilnahme an der Fahrt von dem bezüglichen Klub bestimmt. Der Nennende, bzw. der Fahrer darf für seine Teilnahme keinerlei Entschädigung oder sonstigen Vorteil, weder direkt noch indirekt, von einer Firma oder von einer Per- entstammten auch die Kostüme nicht dem Dresdner Atelier, sondern waren von einer Berliner Firma geliefert. So kam der Schneider saft zu denselben Ehren wie der Komponist und der Tondichter; auch ein Zeichen der Zeit, aber kein erfreuliches. Die Uraufführung trug internationalen Charak ter, denn Kritiker und Direktoren aus aller Herren Ländern wohnten ihr bei. Vielleicht wird sich der „Rosenkavalier", weil er in Tert und Musik ein rech tes Allerweltsstück ist, in fremden Ländern gut ein führen. Für Deutschland dürste er kaum lange leben. Was würde wohl Richard Wagner zu diesem Werke sagen? X. Osissler. K Die Buchausgabe des „Rosenkavalier" von Hugo von Hofmannsthal ist in schöner Ausstattung, Ein band von Karl Walser, bei S. Fischer, Verlag, Ber lin soeben erschienen. Mar Liebermanns Rücktritt. Die ordentliche Generalversammlung der Ber liner Sezession, welche die Vorstandskrise be endigte, fand Donnerstag abend in Berlin in den Räumen der Sezession am Kurfürstendamm statt. Daß es einen friedlichen Ausgang nehmen würde, war schon vor acht Tagen in der Vorberatung klar geworden, und so blieb die Beteiligung etwas hinter der vorigen Versammlung zurück. Zum letzten Male leitete Prof. Liebermann die Verhandlungen. Nach Erstattung des Rechenschaftsberichts begann die Neuwahl des Vorstandes. Wie im voraus bekannt, lehnten die Professoren Liebermann, Gaul und Klimsch eine Neuwahl ab. Die Vorstandswahl hatte folgendes Ergebnis: Lovis Corinth wurde erster Vorsitzender, Pros. August Kraus zweiter Vorsitzender, Hans Baluschek behielt sein Amt als erster Schrift führer, Konrad v. Kardorff übernahm den Posten des zweiten Schriftführers. Hierauf wurde Prof. Max Liebermann durch Zuruf einstimmig zum Ehrenpräsidenten mit Sitz und Stimme im Vorstande gewählt. Er erklärte, die Wahl anzu nehmen. wenn er auch in betreff seiner Recht« in dem neuen Amte einige Bedenken äußerte. Dann nahm der scheidende Präsident zu seiner Abschiedsrede das Wort, deren launiger Beginn Hei terkeit weckte, deren ernste Mahnungen von lebhaftem Beifall begleitet waren und hoffentlich von dauernden Wirkungen begleitet sind. „Meine lieben Kollegen", so begann Liebermann. „Sie alle wissen, daß ich seit Jahren, besonders aber