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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.01.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110127020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911012702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911012702
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-27
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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B<T»g4-Prri« »» «»»«« »«H «ch», lrLger und kvrdtteun 2m«l tätlich i»« Hau« gedrachr: 20 H i»aaü., T.70^U vierttljthri. Bet uni«» Mialea ». Ln» uahmruellen »dgrholn 73 »»natl., K.22 vienrliSdrl. Durch dir Voft: Ia»«h«lb Deuiichlanv« und d« dnrtichen Kolonien vikNeliLhrl. it.SS mrnatl. autichi. Pvstdeftrllgeld. ,>eru« i» B«lgl«n, DLnnnarl, L«n Lonauslaatrn. Jlaliea. Luremdurg, »iiedertaade, »tor- w«eu, Ocilrrrrich - Ungarn, tkchland, Echwrd«, Schwei, u. Spanien. Jo allen übrigen Llaaten nur direkt durch bi« ÄeichLitsiielle de» Vlatle» erhttlUch. Da» Leipzig« Lageblan «rlcheml 2 »ml Itglich, Sonn. n. geiermg« nur morgen», llidonne - eni-Ännayin«. »tugulludplatz S, d«, un>«en Trägern, filmte», Spediteuren und Lnnahmetzellen, sowie Pottämter» und Brrrsirtgern. Stuzelverkaoltprei» d« Morgen- au»gLd« 10 d« r.bendiu««ade ll «rdaktton »nd Seichäkt-fteller Iohanniegaiie s. u«rnj»«cher! l4üt^ 14«^ I4«4. Abend'Ausgabe. MMMr.TagMaü Handelszeitung. Amtsvlatt des Rates «nd des Notizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeige« Prei» chr Snierar, au» L»lv,>, uno ümgedunq di« ögelpalten, SO mm drei» veritzeii' L> di» 74 mm drrit« Ste0ametrU, l da» »utwärt« cht «teklame» UL Inlerar» »»» Beddrdcn »»> »mrlichen Dell di« 74 mm drrtt» Penrmtl« «0 «eichäuran,eigen mu V>a»»orlchriitr» an» t» der Ldeudausgad» >m Preu« ergötzt. Rabatt nach Laris. Äeilagegedüdr 6 ». Tauiend «rkt. Postgebühr. flefterretlt« Suttrage ktnnen nicht zurück- gezogen werden. Mr da« scheinen an beitimmlen Tagen uno Pitgen wird kein« uiaranne übernommen Anzeigen-Lnnahme, Kuguitu»platz 8, bei iämlllche» Filialen u. allen Annonce»» itkpebltu>aen de« Zn» und >llu»Iaild«». va»ok->UIal» Verl«»: Tart Luncke». Herzoge Porr. Holbuch. Handlung Luyowltr»»« ltX ir^-vd-n Vl. «r. 4tU1-. Haupl-Slltale Drr»drm S«ÜrrSc 4.1 lTelephoa 4«j^1u Nr. 27. lQ5. Zshrgsng /relisg, üen 27. Isnusr lSll. Ataiser» Geburtstag. Leipzig, 27. Januar. Ueberall wo Deutsche wohnen, im Deutschen Reiche wie im Auslande, feiern heute national gesinnte Männer in Treue und Anhäng lichkeit mit begeisterten Herzen den Geburtstag des Deutschen Kaisers. Auch unsere Stadt steht im Zeichen dieses festlichen Tages. Kein Kaiserwetter wa.'s. Recht trübe, dunkel und regnerisch begann der 27. J.rnuar. Nur die lustig im Winde flatternden Fahnen u-f den Reichs-, Staats-, städtischen und vielen Privat^bäuden bringen Farbe und Freude in die graue Monotonie dieses Januar tages. Schon am frü'.en Morgen begannen die fest lichen Veranstaltungen mit dem militärischen Wecken durch das Musikkorps und die Spielleute des 7. In fanterie-Regiments „König Georg" Nr. 106 als Prä ludium für die kommenden Stunden, die zunächst die grosse Paroleausgabe brachten. Grau und trüj>e war der Himmel bei die sem glänzenden militärischen Schauspiel, feucht, windig und neblig das Wetter. Immerhin wurde es von einer stattlichen Zuschaucrmenge mit Interesse und Aufmerksamkeit verfolgt. Kurz vor 11 Uhr war auf dem vor dem Reichs- ge richt gelegenen Platze das Absperrungskom mando, gebildet aus je einem Vizefeldwebel, fünf Unteroffizieren und hundert Mann des 7. Infanterie- Regiments „König Georg" Nr. 106 und des 8. In fanterie-Regiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107, eingetroffen, die den weiten Platz in langgestrecktem Rechteck absperrten. An der Paroleausgabe nahmen die Generalität, die Offizierkorps der hier garniso- nierenden Truppenteile, die Offiziere des Bezirks kommandos und des Beurlaubtenstandes, das Sani tätsoffizierkorps, die oberen Militärbeamten, die Geistlichkeit und die Unteroffizierkorps, nicht aber die Mannschaften teil. Um 1/2I2 Uhr rückten die Unter offiziere ein, deren Ausstellung von den Adjutanten geleitet wurde. Dann folgten die Offizierkorps, die Beamten und schliesslich die Generalität. Mit dem Kommandeur der 2. Division Nr. 24 erschienen die Kommandeure der 3. Jnf.-Brigade Nr. 47, der 4. Jnf.- Brigade Nr. 48, der 2.Kavalleriebrigade Nr. 24 und der 2. Feldartillerie-Brigade Nr. 24. Die vom Stadtkom mandanten und Kommandeur der 2. Division Nr. 24, Generalleutnant Müller, Exzellenz, befehligte Aufstellung vollzog sich in der Weise, dass die östliche Rechteckseite vom rechten Flügel an der Wächterstrasse an die höheren Stäbe, das Sanitätsoffizierkorps der Garnison, die Militär-Geistlichkeit, das Veterinär- Offizierkorps, die Korps- und die Divisions-Inten dantur, die Offiziere z. D., die Offiziere des Be- urlaubtenstandes, die Zahlmeister der Garnison, das Garnisonlazarett, das Proviantamt, das Militär- Bauaml, die Garnisonverwaltung, bildeten. Recht winkelig hierzu standen auf der südlichen Schmalseite mit dem Rücken nach der Beethovenstrasse das Ar tilleriedepot, die Beamten des Bekleidungsamtes und Las 7. Feldartillerie-Regiment Nr. 77. sein eigener Sayn. Roman von R. Ottolengui. zbtacvoruck verboten.) ..Und wo schlafen Sie?" ..In meiner eigenen Behausung", antwortete sie mit arossarriger Betonung, wobei sie gleichzeitig ent rüstet den Kopf zurückwarf, was leüoch den Anwalt jo wenig beeinfluße, als wenn er aus Stein gewesen wäre. Unbeirrt fuhr er fort mit ebenso ruhiger Stimme: ..Um wieviel Uhr pflegen Sie Rioerside zu ver lassen. um sich in Ihre eigene Behausung zu begeben?" „Wann es mir beliebt!" „Na. hören Sie. beantworten Sie meine Frage!" sagte Tupper, ein ganz klein wenig ernster. „Das habe ich getan." „Antworten Sie noch einmal! Um wieviel Uhr pflegen Sie die Farm zu verlassen?" „Wenn ich meine Arbeit erledigt habe", antwortete sie trotzig. „So. das ist schon besser. Jetzt seien Sie ko liebens würdig und sagen Sie uns. um wieviel Uhr das etwa der Fall zu sein pflegt, im Durchschnitt!" „Ich weih es nicht. Ich habe mich nie darum be kümmert." „Gut. Um wieviel Uhr sind Sie dann Sonntag abend nach Hause gegangen?" fragte Tupper weiter. „Was für ein Recht haben Sie. mich alles das zu fragen?" Sie wandte sich rasch zum Richter und fragte: „Herr Richter, muh ich auf alles antworten, was mich der Herr da fragt?" „Sie müssen alle» sagen, was Sie wissen", ant wortet« der Richter. „Und wenn ich es nicht tue?" „Dann machen Sie sich des Ungehorsams vor dem Gesetze schuldig." „Und dann?" „Sperre ich Sie ein. bis Sie die Fragen zu beant worten gewillt sind!" Sie dachte eine Weile darüber nach und sagte zu Tupper in scharfem Ton«: „Sagen Sie mir gleich, was Sie aus mir heraus- brinaen wollen!" „Ich möchte willen, um wieviel Uhr der Schutz fiel, der Herrn Lewis getötet hat." „Wie kann ich das willen?" „Sie müllen ihn gehört haben, wenn Sie im Hause gewesen sind." , , „Wie können Sie willen, dass ich im Hauw ge wesen bin?" Die westliche Seite vor dem Reichsgerichtsgebäude nahmen ein das 7. Infanterie-Regiment „König Georg" Nr. 106, das 8. Infanterie-Regiment „Prinz Johann Georg" Nr. 107, dessen Musikkorps und die 2. Maschinengewehr-Abteilung Nr. 19. Die nörd liche Schmalseite füllten an das 2. Ulanen-Regiment Nr. 18, das 2. Trainbataillon Nr. 19 und das Train depot mit dem Trompeterkorps des 18. Ulanen-Regi- inents auf dem rechten Flügel. Die Offiziere standen bataillonsweise, bei den Kavallerie-Regimentern und bei der Feldartillerie abteilungsweise in einem Eliede vor dem rechten Flügel der Unteroffiziere, di« Regiments-, Batail lons-, Abteilungskommandeure vor dem rechten Flügel ihrer Offizierkorps. Ein prächtiges mili tärisches Bild entfaltete sich auf dem weiten Plan, der die geschlossene Reihe der Truppenteile in ihren grauen Mänteln, ihren roten, weihen und schwarzen Helmbüschen und glitzernden Helmen umzog. Wenige Minuten vor 12 Uhr meldeten die Regi ments- usw. Kommandeure dem Earnisonältesten die Offiziere und Unteroffiziere ihrer Truppenteile zur Stelle. Punkt 12 Uhr beim Erscheinen Sr. Exzellenz, des kommandierenden Generals des XIX. (2. Kgl. Sächs.s Armeekorps General der Artillerie von Kirchbach ertönte das Kommando „Stillge standen". Der kommandierende General, der das gelbrote Band des roten Adlerordens über dem Mantel trug, betrat mit seinem Stabe, an der Spitze der Chef des Eeneralstabes Oberstleutnant Fort müller, den Paroleplatz, um dann den Frontrapport des Stadtkommandanten Sr. Exzellenz Generalleut nant Müller entgegenzunehmen und in dessen Be gleitung die Fronten abzuschreiten. Nach dem Abgehen der Fronten begab sich Se. Exzellenz General von Kirchbach nach der Mitte des Platzes, von dem aus der kommandierende Gene ral eine kurze Ansprache an die Truppenteile richtete: Ueberall, wo deutsche Zunge klingt, überall, wo deutsche Herzen schlagen, da wird heute der Ge burtstag unseres geliebten Kaisers gefeiert, La stei- Eott empor. Wir Soldaten verehren in Sr. Majestät dem Kaiser den erhabenen Führer des Heeres, der uns Ziel und Weg für unsere Ausbil dung gibt, der uns in Ausübung aller soldatischen Tugenden mit leuchtendem Beispiel vorangeht. Deshalb stimmen wir Soldaten begeistert in den Festesjubel ein und bringen gleichzeitig Sr. Majestät dem Kaiser als bestes Geschenk aus freu digem Herzen die Erneuerung unseres Gelöbnisses unwandelbarer Treue und Gehorsams. Se. Majestät der Kaiser Hurra! Hurra? Hurra! Lauten kräftigen Widerhall erweckend, zog der Hochruf über den Plan. In diesem Augenblick setzten, während von fern her die Kirchglocken ertönten, auch das Musikkorps des 107. Regiments und Las Trom peterkorps des 18. Manen-Regiments mit dem Spiel der Nationalhymne ein. Währenddem nahm das Salutschiehen einer auf dem Ziegeleiweg nördlich der Heiligen Brücke aufgestellten Batterie Les 7. Feld- artillerre-Regiments seinen Anfang, in dem Augen blicke, wo der kommandierende General das Hurra ausbrachte, 101 Ehrenschüsse donnerten herüber. So dann versammelten sich die Adjutanten auf der Mitte des Platzes beim Stadtkommandanten zur Parole ausgabe. Die Parole lautete wie immer zu Kaisers Geburtstag „Es lebe der Kaiser". Wahrend des Konzertes auf dem Paroleplatze begrühten sich die Offiziere in kameradschaftlicher Unterhaltung: auch wurde die Zeit zu persönlichen Meldungen benutzt. Gegen S/41 Uhr war das glänzende militärische Schauspiel, dem eine dichtgedrängte Menschenmenge hinter den Absperrungsposten zugesehen hatte, zu Ende, und die beteiligten Unteroffiziere rückten nach ihren Kasernen ab. Nachmittags fanden in den Offi zierkasinos Liebesmähler statt. Auch in Leipzigs Schulen wurde der Geburtstag des Reichsoberhauptes heute vormittag durch F e st a k t u s gefeiert. Soweit uns Berichte darüber zugehen, werden wir sie in unserer Morgenausgabe bringen. * * * In Berlin. Die Feier des Geburtstages Les Kaisers nahm heute früh 8 Uhr mit dem großen Wecken seinen An fang. das im Schlosshofe begann und die Linden ent lang zum Brandenburger Tor sowie zurück seinen Weg nahm. Der Kaiser erschien an einem Fenster des Schlosses und später nochmals am Fenster seines Arbeitszimmers, als die Musik über den Schlohplatz zog Sobald das Publikum den Kaiser erkannte, wurde er herzlich begrüßt. Darauf nahm der Kaiser die Glückwünsche der Kaiserin und der kaiserlichen Familre, der anwesenden Fürst lichkeiten und des engeren Hofes entgegen. Um 10 Uhr vormittags versammelten sich die zum Gottesdienst in der Schlohkapelle und zur Gratittationsdefiliercour geladenen Fürstlichkeiten. Der Gottesdienst begann um 10A Uhr. Daran nahmen teil äusser der kaiserlichen Familie die hier anwesenden Fürstlichkeiten, das diplomatische Korps, die Staatssekretäre und Minister mit dem Reichs kanzler an der Spitze, die Generalität, Admiralität, Präsidien der Parlamente usw. Das Wetter ist regnerisch und windig. Die öffent lichen und viele private Gebäude sind beflaggt. In Dresden. Anläßlich des Geburtstages des Kaisers tragen die öffentlichen und viele private Gebäude Dresdens Flaggenschmuck. Der Tag wurde morgens durch eine Reveille eingel-itet. Die Schulen feiern den Tag in gewohnter Weise durch Festakte, in denen auf die Bedeutung des Tages hingewiesen wird. Mittags fand auf dem Theaterplatze, die vom kom mandierenden General dElsa befehligte Parole ausgabe im Beisein einer grossen Menschenmenge statt, der auch Kronprinz Georg und Prinz Ernst Heinrich beiwohnten. Die Parolemusik spielten die Kapellen des Leibgrenadier-Regiments Nr. 100 und des Schützen-Regiments Nr. 108. Heute abend 6 Uhr findet im Offizierskasino des Leib grenadier-Regiments ein Festessen statt, an dem der Kronprinz Georg und Prinzz Ernst Heinrich tcil- nehmen. politische Nachrichten. Zum Fall Koschitzki. Die in einem Teil der Presse über Gebühr auf gebauschte Angelegenheit des ehemaligen Leipziger Kaplans Koschitzki soll nun gar noch zum Gegen stand einer Reichstagsinterpellatton ge macht werden. Wir würden dcks nicht nur für eine bedauerliche Zeitverschwendung, sondern auch für eine ganz unnötige Aufbauschung eines Falles halten, der für ein Eingreifen der staatlichen Organe kaum einen Anlass bieten dürfte, da ja nicht eine ge setzlich vollzogene Eheschliessung vorliegt. Aus dem 23. ländlichen Wahlkreise wird uns geschrieben: Am Mittwoch stellte sich der freisinnige Kandidat Dr. Schubert in öffentlicher Versammlung den Wählern von Markkleeberg vor. Er entwickelte sein Programm und erntete am Schlüsse seines Vortrages reichen Beifall. In der Debatte ging Parteisekretär Hofmann besonders auf die Finanzpolitik der sächsischen Konservativen ein und empfahl die Wahl Schuberts. Die Kronprinzenreise. Kalkutta, 26. Januar. (Tel.) Die Ankunft Les deutschen Kronprinzen wird am 3. Fe bruar arwartet. Es verlautet, der Vizekönig wird am Abend desselben Tages zu Ehren Les Kron- Prinzen ein Bankett geben. Die Erkrankung des Abgeordneten Singer. Der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Singer ist, wie wir berichteten, seit einigen Tagen ernstlich ertrankt. Die Krankheit soll eine ziemlich bedenkliche Wendung genommen haben. Der Nobelsriedenspreis. Stockholm, 26. Januar. (Tel.) Der Zentralvor- stano der schwedischen Friedens- und Sa-ieosgerichl-, vereine hat an Las norwegische Storrhing-Nobel- komitee die Aufforderung gerichtet, in diesem Jahre Len Nobelfriedenspreis zwischen dem deutschen Re dakteur der „Friedenswarte" Fried und der Deutschen Friedensgesellschaft zur Ver teilung zu bringen. Das Ende des Lütticher Kohlenarbeiterstreiks. Brüssel, 27. Januar. sTel.j Der Streik in dem Lütticher Kohlenrevier kann, obgleich sich noch einige hundert Arbeiter im Ausstand befinden, als beendet angesehen werden. Zu den französischen Winzerunruhen. Paris, 27. Januar. fTel.s Als gestern abend im Bahnhof von A y bei Reims ein Wagen mit 120 HI Wein aus Cette eintraf, rotteten sich die Winzer zusammen und drohten, die Ladung zu vernichten. Sie zerstreuten sich erst, nachdem ihnen der Stationsvorsteher versprochen hatte, die Sendung nach Cette zurückzubefördern. „Eben das möchten wir von Ihnen hören." „Gut. dann war ich nicht im Hause." „Wo waren Sle dann, als der Schuss abgefeuert wurde?" Sie war jedoch zu schlagfertig, um in diele Falle zu gehen, und antwortete: „Ich habe nicht gesagt. Lass ich den Schuss gehört habe." ..Ti« sagten eben. Sie seien nicht im Hause ge wesen. als üer Schuss fiel. Wie konnten Sie das be haupten. wenn Tie ihn nicht sonstwo gehört Haden?" „Tie haben ja gesagt, dass ich ihn gehört haben würde, wenn ich im Hause gewesen wäre", antwortete das Mädchen triumphierend, aber Tupper fuhr rasch fort: „So! Dann behaupten Sie also, den Schuss nicht gehört zu haben?" „Fällt mir nicht ein. das zu behaupten", antwortete sie ebenso rasch. Es war «in Kniff Tuppers, die Zeugen in Aufregung zu bringen und ihnen dann ge schickt Fallen zu stellen. Kaum hatte Sarah geant wortet. so sah sie ein. wie unüberlegt sie gehandelt hatte, und zornig fuhr sie fort: „Sie wollen mich dazu bringen. Dinge auszusagen, welche ich nicht aussagen will. Warum fragen Sie nicht offen und gerade, an statt um den Brei herumzulaufen?" „Gut. dann kommen Sie selbst zur Sach«? Haben Sie den Reoolverschuss Sonntagabend gehört?" Aber das Mädchen schwieg, liess sich in einen Sttthl fallen und brach in Tränen aus. Tupper und Barnes sprachen einige Minuten im Flüstertöne miteinander, worauf ersterer dem Richter einige Worte zuflüsterte. Dieser rief nunmehr die Knechte auf. von denen die Zeugin gesprochen hatte. Der Richter selbst stellte die Fragen, während der Anwalt und der Detektiv be rieten. Die Zeugen kamen nacheinander zu Worte, ohne indes in der Lage zu sein. Licht in das Dunkel zu bringen, da die vier älteren den Abend in der Kneipe zugebracht hatten, während der jünger« an dem be treffenden Abend schon um sieben Uhr schlafen ge gangen war und erklärte, er habe di« ganze Nacht ge schlafen. ohne etwas gehört zu haben. Mittlerweile batte sich Sarah Caroenter wieder von ihrer Auf regung erholt und fass ruhig in der vorderen Bank. Hierauf wurde Will Everly aufgerufen. Dies schien Sarah sehr zu beunruhigen, und nur mit Schwierig keit schien es ihr zu gelingen, ihre Fassung zu be wahren. Barnes, der sie beobachtete, entging dies nicht: er lächelte vor sich hin wie jemand, dessen Vor hersage einaetroffen ist. Nach allerlei Drohungen und Zwischenfragen brachte Tupper endlich aus Everly heraus, dass er mit Sarah Carpenter im geheimen verlobt sei und sie am fraglichen Abend auf üer Farm getroffen hatte. Um halb neun Uhr aber war er ins Wirtshaus gegangen, um dort, wie verabredet, den jungen John Harrison zu treffen. Diesem habe er einen Brief übergeben, den Harrison nach Epping gebracht habe. „Warum konnte er denn Len Brief nicht durch die Post senden?" fragte nunmehr der Bezirksanwalt, als der junge Harrison erschien. „Nun, ich denke, 's ist jetzt einerlei", erwiderte dieser, „jetzt, wo Herr Lewis tot ist. Aber damals suchten sie Walter Marvels Aufenthaltsort ausfindig zu machen, und Will befürchtete, er könnte sie auf den rechten Weg bringen, wenn er den Brief durch die Post sende." „Dieser Brief war also an Walter Marvel ge richtet?" ..Jawohl." „Haben Sie ihm den Brief noch am gleichen Abend ausgeliefert?" „Nein, erst am andern Gasthaus übernachtet und auf." Morgen. Ich habe im stöberte ihn am Morgen „Wo?" „Seine Mutter besitzt dort drunten ein altes Haus. Es ist jahrelang nicht bewohnt worden. Walter hat aber ein Zimmer eingerichtet, so dass er. wenn er auf der Jagd ist. dort übernachten kann. Dort habe ich ihn gefunden." „Las Herr Marvel den Brief in Ihrer Gegenwart und machte er eine Bemerkung dazu?" „Ja. Er sagte: Will ist doch ein guter Freund. Er hat mehr für mich getan als manch«! andere tun würde." In diesem Augenblicke fuhr zur allgemeinen Ueber- raschung Sarah Carpenter auf und rief: „Ihr seid alle miteinander auf dem Holzwege! Lassen Sie mich noch einmal sprechen, und ich will es Ihnen beweisen." Barnes lächelte z»' ' vor sich hin, und Burrows schloss aus seinem Gesichtsaas druck. dass er gerade dies erwartet batte. Das Mäd chen wartete gar nicht, bis «s gefragt wurde, sondern erzählte nun, ohne zu zögern, in fliessender Rede: „Es tut mir jetzt leid, dass ich Ihnen nicht vorhin alles erzählt habe, was ich weiss. Ich hörte den Revolverschuss, jawohl, und zwar mehr als einen. Ich habe es vorhin nicht erzählt weil ich befürchtete. Will möchte geschossen haben. Aber jetzt weiss ich. dass dies nicht der Fall war. Er verliess mich um halb neun Uhr. um seinen Freund zu treffen: ich ging in das Haus, um meine Sachen zu holen. Wir waren draussen in der Scheune gewesen. Als ich nach Hause wollte, bemerkte ich. dass ich meinen Schlüssel ver loren hatte. Da ich dachte, ich habe ihn in der Scheune verloren, ging ich zurück, um ibn zu suchen. Dort, sicher eine halbe Stunde, nachdem Will mich verlassen hatte, hörte ich nun plötzlich einen Knall, und dann noch einen, und ich glaube, noch einen dritten, obwohl ich das nicht sicher sagen kann. Ich weiss aber, dass ich zum Scheunentor rannte und einen Mann über den Grasplatz und die Strass« hinunter laufen sah. Ich weiss nicht warum, aber ich glaubte damals, es sei Will, und darum bin ich seither jo auf geregt gewesen. Aber jetzt weiss ich es besser, denn er hat — Gott Lob und Dank! — bewiesen, dass er dirkt zum Wirtshaus ging. Sie vermuteten, dass er das Verbrechen begangen habe, um seinen Freund zu helfen. Grosser Gott! Sind Sie denn alle mit einander blind? Sehen Sie denn nicht, dass er un schuldig ist. dass er aber bereit ist. sein Leben zu opfern, indem er das Verbrechen auf sich nimmt, um zu verhindern, dass auf Walter Marvel der Verdacht fällt?" Zwölftes Kapitel. Als sich die Unruhe etwas gelegt, die Sarah Carpenters Aussage heraufbeschworen hatte, fuhr Tupper fort: „Wie kommt es, Fräulein Carpenter. wenn Sie Everly im Verdacht hatten, — dass Sie nicht zu ihm gingen und ihn über die Sache befragten?" »Ich ging gestern aus diesem Grunde zu ihm, aber Will war nach New Market geganaen." „Schneite es, als Si« Sonntag abend die Farm verliessen?" „Nein; es hatte aufgehört." Man erlaubte ihr abzutreten, worauf Tupper darauf aufmerksam machte, dass ihre Aussage die Theorie des Detektivs über die Zeit des Ver brechens bestätigt hätte. Als nächster Zeuge wurde Harry Lukas auf gerufen. Auf die Frage, ob er nicht selber auch John Lewis bedroht habe, antwortete er: „Ich erinnere mich nicht daran — ich kann es möglicherweise getan haben — ich war sehr auf- geregt und empört über die herausfordernde Be handlung, die er Marvel vor Zeugen zuteil werden liess." „Waren Sie am Abend des Verbrechens in Lee?" »Jawohl."
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