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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.01.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110128021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911012802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911012802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-28
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Sus Leipzig unü Umgegenü. Leipzig. 28 Januar. Wetterbericht ber Kgl. Sächs. Landes-Wetterwarte zu Dresden. Borauslage für den 29. Januar. Nordwestwinde, meist bedeckt, milde, zeitweise Niederschlag. Pöblberg: Schwache Schneedecke bis Annaberg. Fichtelberg: Ununterbrochen schwacher Nebel, gute Schlittenbahn bis in die Täler hinab, starker anhaltender Reif, großartiger Rauhfrost. * Ratsdeschlüsse. Der Rat nahm in seiner heuti gen Sitzung Kenntnis von einer Einladung des Deutschen Buchgewerbevereins zum Be suche seiner Ausstellungen im Januar und Februar 1911. — Unter Vorbehalt der Zustimmung der Stadt verordneten wurde grundsätzlich damit Einverständ nis erklärt, das; als Festplätz für das 12. Deutsche Turnfest 1913 in Leipzig das städtische Gelände öst lich der Delitzscher Strafte in Leipzig Eutritzsch in Aussicht genommen wird. — Unter gleichem Vorbehalte wurde genehmigt der Ver kauf der Baustelle 5 an der Elisenstrafte zwischen Hardenberg- und Sleinstraße, der Verkauf des Rest flurstückes -198 an der Ecke der Heinrich und Char lottenstraße zu Leipzig Reudnitz, die Verlegung der Sparkassen st elle ini Alten Rathause nach dem Handelshose und Begründung von zwei Be amtenstellen, der Nachtrag zur Schulord nung der Stadt Leipzig vom 2. Januar 1891, die städtische Fach- und Fortbildungsschule in Leipzig be treffend. Den Anträgen der Stadtverordneten zum Bebauungsplan für Leipzig-Möckern — nördlich der Höllischen Straße — wurde beigetreten. Bei der Herabsetzung der Pos. 111 in Konto 1 des Haushalt planes 1911 von 11 <>00 auf 9000 .lt wurde Beruhi gung gefaßt. — Weiter wurde Kircheninspcktions wegen genehmigt der Entwurf einer kirchlichen (Gebührenordnung für Leipzig Lößnig und die Erhöhung der Zahl der weltlichen Milgliedei des Kilchenvorstandes zu Leipzig-Thonberg von 9 aus 11. — Vergeben wurden die SchlosserarbSitcn, die Lieferung der Türgarnituren sowie die Wasserlci- tungs- und Klosettanlagen für das Verwaltungs gebäude. * Auszeichnung. Das Ministerium des Innern hat dem seit mehr als 30 Jahren in der Leipziger Schnellpressenfabrik, Aktiengesellschaft, vormals Schmiers, Werner K Slein, Leipzig, beschäftigten Meister Bernhard Wohlfahrt das silberne Ehren zeichen für Treue in der Arbeit verliehen. * Platzmusik. Am Sonntag, den 29. Januar, fin det die militärische Platzmusik auf dem Schmuckplatz an der Montböstraße vor dem Dienstgebüude des kommandierenden Generals durch das Trompcterkorps des 2. Kgl. Sächs. Ulanen Reg. Nr. 18 statt. Beginn 11 Uhr 80 Minuten vormittags. Musikprogramm: 1. Gebet a. d. Op. „Lohengrin", Wagner. 2. Ouver türe z. Op. „Natt:is Hochzeit", Lincke. 0. Fantasie a. d. Op. „Das Glöckchen des Eremiten", Mailiart. 1. Liebestraum nach dem Balle, „Intermezzo", Czi- bulka. 5. „Halloh die große Revue", Lincke. 6. „Mit Schwert und Lanze", Marsch, Starke. * Buchhändler-Lehranstalt. Im Kleinen Saale des Deutschen Buchkändlrrhauses veranstaltete heute die Buchhändler-Lehranstalt ihre diesjährige Kaiser seier. Die Festrede hielt Herr Hugo Eggeling, der sich über die deutschen Aktienbanken verbreitete und von. ihrer Entwicklung seit 1850 bis auf den heutigen Tag ein anschauliches Bild entwarf, indem er dabei besonders die Verdienste der Buchhändler, um die hcimisck-e Volkswirtschaft hervorhob. Gesang umrahmte die schlichte, aber würdige Feier. * Gar seltsame Spiele der Mutter Natur finden wir im Tierreiche. Besonderes Interesse haben stets die Anpassungserscheinungcn im Insektenreiche hervor gerufen. Doch wie bei allen Tierstümmcn, so lassen sich auch bei den Fischen merkwürdige Nach ahmungserscheinungen seststellen. In der Abteilung für erotische Süßwasserfische im Aquarium des Zoologischen Gartens sehen wir einen wunderbar gestalteten Fisch, der seiner Seltenheit wegen wohl die Aufmerksamkeit größerer Kreise ver dient. Durch seine eigenartig gestalteten Halsflossen erinnert der Fisch, von oben gesehen, nicht wenig an auf die Sache werfen. Io daß seine Aussagen bestätigt werden." 'Wieder war sie vor Bestürzung halb ohnmächtig, als sie beinahe flüsternd fragte: „Wer ist der Mann'?" „Wir sanden noch einen Revolver mit einer ab geschossenen Patrone nahe beim Sommcrhause!" — Sie zuckte zusammen. — „Der Revolver trägt den Namen „Harrn Lukas"!" „Ist er der Mann, den Sie beschuldigen'?" „Es wird von Ihrer Aussage abhängen, ob wir es tun oder nicht. Sein Revolver ist abaeschossen wor den. ja. er gibt zu, ihn dort in jener Nacht —" Das Mädchen machte eine übermenschliche An strengung und unterbrach ihn mit den hastig liervor- gestoßenen Worten: „Und Sie glauben, daß er Herrn Lewis erschossen hat? Das ist nicht wahr! Ich weiß das Gegenteil, denn ich sah Herrn Lewis noch am Leben, als Harrn fortrannte." ..So'? So erzählen Sie uns bitte, wie sie dazu gekommen sind, das zu sehen." (Fortsetzung folgt.) Wiener Dpernpremiere. Aus Wien wird uns geschrieben: Gleich den modernen Operetten hören jetzt auch die komischen Opern auf, leicht und lustig zu sein und befleißigen sich tiefernster Gerührtheit. Mario Costas „Kapitän Fracassa", eine in Italien über aus erfolgreiche komische Oper, die gestern in der Vclksopcr ihre deutsche Uraufführung erlebte, ist ein Beispiel dafür. Die Librettisten Gugliehno Ema nuel und C. Magici Haven ihren Stoff aus einem Roman Th»'ophilc Gautiers geholt, aus dem vor Jahren schon ein Wiener Opcrettenlibretto ge fertigt worden ist. Die Geschichte ist auch ganz op« rettcnhast. Ein verarmter Edelmann. Baron Sicograc, möchte auf billigem Wege nach Paris zum König gelangen und schließt sich einer an seinem Schlosse vorüberziehenden Theatergesellschaft unter dem Namen Kapitän Fracassa an. Er verliebt sich sofort in die Liebhaberin Isabella, die eigentlich die Tochter eines Fürsten Vallombreux ist. Auch ein illegitimer Sohn des Fürsten verliebt sich in Isabella, ohne zu wissen, daß sie seine Schwester ist. Es kommt zu einem unblutigen Duell und alles endet mit Rührung und Versöhnung. Die Libretristen haben in dieser harmlosen Geschichte nur die rührseligen und nicht die komischen Elemente entwickelt und es ist «in ziemlich schablonenhaftes Buch entstanden, ein Mittelding zwischen sentimentaler Oper und Operette. Die Musik ist die bessere und interessantere Hälfte. Mario Costa ist hier vor acht Jahren durch seine liebenswürdige Pantomime „Pierrot" bekannt geworden. Auch seine diesmalige Leistung ist di« einen Schmetterling, am meisten an den Schwalben schwanz. Ja selbst das Skelett der Flossen, die Flossenstrahlen, zeigt auffallende Uebereinstunmung mit dem Geäder eines Schmetterlings. Mit vollem Recht verdient dieser seltsame Fisch, der in fünf Exemplaren vorhanden ist, den Namen Schmerter- lingsfisch lBantodon Buchholzi). Die Heimat dieses Fisches ist das äquatorische Westafrika, wo er be sonders im Kamerunflusse, Niger und Kongo gefangen wird. Was di« Natur dem Fisch an schöner Gestalt mehr gegeben, das läßt sie ihm an Farbe abgehen. Die Grundfarbe ist ein schmutziges Gelb mit tiesschwarzcr Flcckenzeickmung. Diese Zeichnung spielt auf den großen Schmetterlingsflossen, wo sie besondere aus geprägt ist. im Violett. Mit Hilfe der breiten Flossen vermögen sicki die Fische hoch über den Wasserspiegel emporzuschnellcn, eine Erscheinung, di« wir bei den sogenannten fliegenden Fischen wiederfinden. Auch bei diesen Meeressischen sind die Brustflossen stark ausgeprägt. Nach dem Emporschnellen aus dem Wasser werden sie vom Winde ersaßt und weite Strecken in der Luft sortgetragen. Ein Verwandter der fliegenden Fische ist der Knurrhahn, den wir in der Secwasserabiciliing des Aquariums antrefsen. Die Breite der Brustflosse ist bei dem Knurrhahn prächtig, der Rand intensiv hellblau gefärbt. Und wer den Fisch gerade hat schwimmen sehen, wird nickit leugnen, daß eine starke llebereinstimm ing der Flosse mit einem Schmetterlingsflügel vorliegt. * Der Verein für erziehliche Knabcnhandarbeit (Abteilung -es Leipziger Lehrervereins) veranstaltet, wie schon mehrfach hervorgehoben, im Seminar für Knabenhandarbert, Scharnhorststraße 20, I, eine Aus stellung von Arbeiten aus allen Gebieten der Ar beitsschule. Die Ausstellung ist Sonntags von 11—1 Uhr und Dienstags von 3—'/^ü Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. * Südoorstädtischer Vezirksoerein zu Leipzig. Zu einem in allen Teilen wohlgelungencn Winterfest hatte der 2 ü d v o r st ä d t i s ch e B e z i r k s v e r e i n zu Leipzig ani Freitagabend seine Mitglieder nach dem Hotel „Stadt Nürnberg" eingeladen, und sie waren mit ihren Angehörigen und Gästen so zahlreich erschienen, daß bei Beginn des dem Ball vorauf gehenden Konzertteiles kaum noch ein Plätzchen zu haben war. Eingeleitet wurde das Fest durch eine kurze Ansprache des Herrn Dr. am Ende, der des Gehurtstages Kaiser Wilhelms gedachte und mit einem Hoch auf den Monarchen schloß. Dann durch hallt« der a «ape-IIn - Chor „Gebet für den Landes fürsten" von M>'hul. gesungen vom Kirckwnckwr unter Leitung desHerrn Kantors Lange, den Saal. Als ein vortrefflicher Pianist erwies sich Herr Lehrer Uhli g, der zuerst die Variationen aus der V. Suite von Händel, dann das „Impromptu" von Schubert und schließlich noch das „Rondo" von Weber mit voll endeter Technik spielte und bewies, daß cs ihm auch nicht an Gefühl fehlt. Eine sympathische Erscheinung nickt nur in persönlicher, sondern auch in künstlerischer Beziehung war Fräulein Johanna Koch, die durch den Vortrag verschiedener Lieder erfreute. Fräulein Koch verfügt über einen gut abgetönten Mezzasov'-an und versteht es, nut ihren Stimmitteln gut haus zuhalten. Die von ihr gesungenen Lieder „Un befangenheit" von Weber. „Ständchen" von Strauß und drei Volkslieder von Brahms bracht« sie seh- gut zum Vortrag. Fräulein Koch wurde von Herrn Lehrer Uhlig am Flügel bestens bealeitct. Eine bekannte und beliebte Künstlerin präsentierte sich dann in Frau Oberregisseur Bornstedt, die mit einigen Rezitationen aufwartete Dem „Gruß an den deutschen Kaiser" folgten das lyrische Lil^ucransche Gedicht „Die Wasiorschwertlilie" und hierauf einige heitere Gedichte. Den zweiten Teil des Vrogramms leitete wieder der Kirchenchor «in. dann traten auch die vorgenannten Künstlerinnen und Künstler noch einmal ans und erranoen wie im ersten Teil den leb haftesten Beifall des Publikums. Dann trat der Tanz in seine Rechte und hielt die Gäste noch lange Zeit beisammen. * Vortrag von Dr. Paul Schlenther. Geheimrat Dr. Paul Schlenther, der ehemalige Direktor des Wiener Hofburgthcaters, wird am 7. Februar in der literarischen Abteilung der Freien Stu dentenschaft über den österreichischen Dramatiker Karl Schönherr sprechen. * Der Gemeinnützige Verein „Vorwärts" zu L- Gohlis beging die Kaiser Geburtstags fe ie r im Saale des Neuen Gasthofes. Die Detcili- eincs feinen und liebenswürdig gebildeten Musikers, der hauptsächlich auf melodische Wirkung und Erfin dung bedacht ist. Freilich ist's nicht immer seine eigen«: Offenbach, Puccini, auch ein bißchen Mozart klingen an. Das Werk ist nicht streng durchkompo- nicrt. Das gesprochene Wort wechselt mit dem ge sungenen ab und dazwischen sind auch zahlreiche Tanz nummern eingeschoben. Das Orchester ist einfach und anspruchslos sauber und wohllautend. Ein lang samer Walzer, ein Harfenlied, der Marsch des Kapi täns und ein Wiegenlied gefielen am besten. Die musikalisch und spanisch sehr sorgfältig heraus gebrachte Novität wurde freundlich ausgenommen — was in diesem sonst so leicht enthusiasmierten Hause Nicht viel ist. Inutteix Ilirselttebl. Kunst unü Wlllenlchstt. * Die neuen Mitglieder der Akademie der Wissen schaften. Zwei ordentliche Professoren der Berliner Universität sind, wie wir schon kurz berichteten, zu ordentlichen Mitgliedern der philosophisch-histo rischen Klasse der Berliner Akademie der Wissen schaften gewählt worden. Einmal ist es der Ver treter der Kunstwissenschaft an der Hochschule, Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Heinrich Wölfsli n. der Nachfolger Hermann Grimms. Die Wahl ist um so interessanter, als die Kunstwissenschaft bisher nie mals mit Sitz und Stimme in der Akademie verrreten war. sondern nur einige ihrer größten Kapazitäten wie Karl Iusti in Bonn als korrespondierende Mit glieder in die Körperschaft entsandte. Wölfflin, der im 46. Lebensjahre steht, wurde 1901 von Basel wo er der Nachfolger Jacob Burckhardts war, nach Berlin berufen. Hier schuf der ausgezeichnete Ge lehrte sein Werk über die Kunst Albrecht Dürers, ras reichste und eindringendste, was wir über den Nürnberger Meister besitzen. Wölfflin ist auch für die moderne Kunst rn Berlin eingetreten. Das andere neue Akademiemitglied ist d-r Ordinarius der romanischen Philologie. Adolf Toblers Nach folger. Professor Dr. Heinrich Mort, der im vorioen Jahre von der Frankfurter Akademie für Sozial wissenschaft nach Berlin berufen wurde. Der im .'»7. Lebensjahre stehende Gelehrte der früher den Universitäten Bern und Zürich angehörte, zählt ;n den hervorragendsten Kennern besonders der franz'ö fischen Literatur, deren Renaissanceepoche er 1898 im ersten Bande seiner „Geschichte" dargcstellt hat. * Der Deutsche Schiller-Bund erläßt in Nr. 15 seiner „Mitteilungen" die folgende Einladung: Die zweiten, vom Deutschen Schiller-Bund veranstalteten Nationalfesrfpielc für die deutsche Jugend am Wei- marischen Hoftheater finden in diesem Jahre vom 25. Juli bis 12. August in drei Wochenreihen statt An sämtliche Gymnasien, Realgymnasien, Ober gung war eine außerordentlich rege. Der Vorsitzende, Herr Günther Röller, gedachte in »einer Ansprache der Zeit vor mehr denn 1000 Jahren, als das deutsche Volk seine Kaiser feierte und wie nach kaiserloser Zeit, vor nunmehr 40 Jahren, das Deutsche Reich aus eigener Krafi wieder erstand, mit einem Kaiser an der Spitze. Wie alle Deutsche, so habe am Ge burtstag« -eg Kaisers auch der Verein „Vorwärts" ollen Grund zur Freude, daß das Reich einen Kaiser habe, der mit fester Hand die Geschicke des Reiches leite. Daß dem Kaiser noch eine lange gesegnete Re gierung beschicken sei, sei der Wunsch aller Deutschen, insonderheit auch aller Mitglieder des Vereins „Vor wärts". Mit einem jubelnd aufgenommenen Hoch auf Kaiser Wilhelm HI. schloß der Redner. Ein von Kindern der Mitglieder dargestelltes lebendes Bild leitete die Feier hinüber zu einer gegenseitigen Thristbcscherung. Ein Tänzchen beschloß die wohlge- lungenc Feier. * Die Mitglieder des städtischen Orchesters hielten nach dem letzten Eewandhauskonzert zum Angedenken an den im Jahre 1871 verstorbenen ehe maligen Königl. hannoverschen Generalkonsul MoritzGustav Claus einFestmahl ab. Der um das Leipziger Musikleben hochverdiente, kunst begeisterte Mäzen hat dem genannten Orchester eine Summe von 2000 Talern hinterlassen und bestimmt, daß die Zinsen dieses Kapitals alle vier Jahre im Andenken an seine Person gelegentlich der Wiederkehr seines Geburtstages zu „einer Ergötzlichkeit oder Unterstützung einzelner Mitglieder" verwendet werden sollen. Die in Räumen des „Thüringer Hofes" ab gehaltene Feier verlief in herzlichster Weise und ver wandelte sich um 12 Uhr in eine Geburtstagsfeier für den Deutschen Kaiser, dem auch «in Telegramm ge sandt wurde. * Maskenball im Stünzer Gasthof. Es ist eine alt bekannte Tatsache, daß alles Orientalische die Menschen anzieht. Ein neuer Beweis dafür war der gestrige Maskenball im Gasthof Stünz, der, ein Fest in Kairo darstellend, von einer so zahlreichen Menschenmenge besucht war, daß buchstäblich kaum der bekannte Apfel hätte zur Erd« fallen können. Es wurden wohl allein über 250 Masken gezählt, unter denen man viele alte Bekannte von früheren Masken bällen wiederfand, aber auch viele, viele neue sah. Eitel Freude und Lust löste dann di« Prämiierung der Masken aus, zumal Herr Grothe sich in Anbetracht der großen Beteiligung dazu herbeiließ, noch einig« Trostpreise zu stiften. Prämiiert wurden: Damen: 1) „Königin von Saba" seine silberne Frucht schale), 2) „Zoologischer Garten" sKompottservices, 3) „Brüsseler Weltausstellung" (goldenes Kollier), 4) „Neitdamc" (Teeservice), 5) „Sonne" (goldenes Armband), 0) „Türkei" (Photographiealbnm), 7) „Lchulknabe" (Vuttcrglocke). Trostpreis: „Weih nachten". Herren: 1) „König von Saba" (goldene Uhr), 2) „Moses" (goldene Kette), 3) „Prinz" fSck'reibzeugl. -1) „Lump" (Likörservice), 5) „Auto mobilist" (ein Leuchterpaar). 0) „Indianer" (antikes Schreibzeug). Trostpreise erhielten die „Grothesche Hauskayelle". 4 „Türken" und 2 . Lum!>en". So ver lief auch dieses Fest zu aller Zufriedenheit. — Leipziger Kaninchenschau. Von den großen Fortschritten der Kaninchen-Nassezucht gibt die gegenwärtig in der großen Festhalle zu Leipzig- Stötteritz veranstaltete, aus hervorragenden Züchter kreisen reich beschickte 17. Große Kaninchen-Aus stellung des Allgemeinen Kaninchenzüchter-Vereins zu Leipzig ein beredtes Zeugnis. Sie verdient daher regste Forderung. Neben den gewaltigen Belgischen Niesen treten dce Widder, die ihren Namen nach ihrer an das Aussehen des männlichen Schafbockes, des Widders, erinnernde Erscheinung empfangen haben, hervor. Es sind zierlich gebaute Tiere mit stark gewölbter Nasenlinie und überaus langen und breiten Löffeln. Einen besonderen Stolz der Züchter bilden die in stattlicher Anzahl vertretenen Hasen- kaninchen. Zu den lang::: und geraden Vorder läufen kommt bei diesen wahrhaft idealen Tleren der schmale, prägnante Linien aufweisende Kopf mit den kühn dreinblickenden Augen und den nicht über mäßig langen, aber straff aufrechtstehenden Löffeln. Hierzu paßt recht trefflich der elegante Körper mit den hochgezogenen Flanken und der wunderbar schönen Rückenwölbung. Wenig vertreten sind die russi schen Kaninchen , jene hübschen Tiere, deren gutmütiges, zutrauliches Wesen sie so beliebt gemacht bat. Auf dem schneeigen Weih des Körper» treten kräftig und vorteilhaft die schwarzen, samtartigen Abzeichen hervor, und die Augen, blaßrot, verleihen dem Tiere ein eigene, Aussehen. Eine aparte Er scheinung bildet ohne Zweifel das Englische Ccheckenkaninchen. Schmetterling, Augen- zirkel, Ohrenfarbung, Kette. Aalstrich und Seiten- färbung sind seine korrekt begrenzten und satt ge- färbten Merkmale. Vorzügliche Zuchtresultate sind in den ungemein zahlreich eingelieferten Silber kaninchen zu bemerken. Die vesondsren Fein, heiten und Vorzüge dieser Rasse haben in hervor, ragend schönen Exemplaren ihren Ausdruck gesunden. * Ausgesetztes Kind. Gestern abend gegen 7 Uhr wurde ein etwa 6 bis 8 Tage altes Kind männlichen Geschlechts am Eingänge des Torwegs Luther st raße Nr. 24 hilflos ausge funden und in behördliche Obhut genommen. Bisher gelang es nicht, die Mutter des Kindes zu ermitteln. Der Findling befindet sich in einem Steckbettchen mit rotem Inlett und rot, weiß und blau kariertem Ueber- zug, er trägt weißes Hemdchen und darüber weißes gestricktes Iöppchen. Ferner lagen noch 2 Stück Flanell windeln, ein« weiße, mit roten Fäden und ein« graue, mit weißen Fäden gesäumt, sowie eine rot und weiß karierte Leinwandwindel mit in dem Kopf kissen. Sämtliche Sachen sind neu. Den Um st än, den nach ist das Kind in einem Heb ammeninstitut oder einer Frauen klinik geboren. Sachdienliche Mitteilungen wolle man der Kriminalabteilung unterbreiten. * 50 Mark Belohnung. Wie bereits mitgeteilt, wurde gestern mittels Einbruchs aus einer Wohnung in der Moritz straße ein Geldbetrag von 435 darunter eine Anzahl Jubiläumsmünzen und Goldstücke mit dem Bildnis Kaiser Fried richs III., sowie eine Brownrngpistole gestohlen. Auf die Wiedererlangung hat der Geschädigte obige Be lohnung ausgesetzt. * Verhaftet wurde ein 20 Jahre alter Maler aus Brau n schwer a, der 3 Gemälde und ein ihm übergebenes Kruzifix unterschlagen hatte. Dem chon mehrfach Vorbestraften konnte weiter der Dieb- tahl einer Wagenplane nachgewiesen werden, die er lereits durch Verkauf zu Gelds gemacht hatte. In dem Besitz des Verhafteten wurde ein T o t s ch l ä g e r und eine Menge loser Pfeffer vorgefundcn, und es ist wohl anzunehmen, daß der Bursche noch weitere Straftaten verübt hat. — In Haft kam ein 37 Jahre alter Handlungsreisender aus Deersbeim, der dringend verdächtig ist eine große Partie Sachen aus einer Wohnung ge stohlen, und diese zu 7 verschiedenen Malen auf dem Leihhausc versetzt zu haben. — Weiter wurde gestern ein 45 Jahre alter Tischler von hier dingfest gemacht. Der Verhaftete, der wiederholt wegen Dieb stahls vorbestraft ist, hat im Dezember vorigen Jahres unter erschwerenden Umständen aus einer Wohnung in der Hainstraße eine Partie Kleidungs stücke entwendet. Seit dieser Zeit hielt er sich hier unter falschen Namen auf. — Ein Hausdiener aus Schlachta wurde in Haft genommen, weil er in verschiedenen Hotels, wo er Stellung gefunden hatte, Silberdiebstahle zur Ausführung brachte. Aufterdem ist er dringend verdächtig einen Einbruch diebstahl verübt zu haben. * Verhafteter Einbrecher. In der Nacht zum 12. d. M. waren unter erschwerenden Umständen aus einem Geschäftslokal in Lucka, S.-A., Stoffe und Kleidungsstücke im Werte von 800 .4l ge stohlen worden. Von der hiesigen Kriminalpolizei wurde jetzt der Dieb in der Person eines wegen Einbruchsdiebstahls schon vorbestraften 25 Jahre alten Bergarbeiters aus Wildenhain ».rmittelt. Unter Hinzuziehung eines Gendarm-rie-Wacht- meisters gelang es einem zu diesem Zwecke abgc- sandten Kriminalbeamten den Dieb in Haselbach festzunehmen und an die Staatsanwaltschaft 'n Alten burg abzuliefern. Hier machte dann der Festgenom mene einen mißlungenen Fluchtversuch. Die Sachen hatte der Einbrecher längere Zeit in einem Walde bei Wintersdorf verborgen. Hier wurden sie jedoch nicht mehr vorgefunden. realschulen, Realschulen, Lehrer- und Lehrerinnen- jcminarc sowie verwandte Anstalten des Deurschen Reiches und des deutschen Auslandes ergeht die Ein ladung, die Schüler ihrer obersten Klassen teilnehmen zu lassen. Die drei Wochenreihcn setzen sich folgender maßen zusammen: 1 Reihe 2. Reihe 3. Reihe Hebbels „Nibe lungen" 1. und 2. Teil 25. Juli l. August 8. August do. 3. Teil 26. - 2. - 9. » Shakespeares „Wie cs euch gefällt" 28. - 4. - 11. » Schillers „Räuber" 29. - 5. - 12. - Der Eintritt zu den Vorstellungen und zu den Weimarer Sehenswürdigkeiten ist für deutsche Schül r unentgeltlich. Anmeldungen können schon jetzt und müssen vor dein 15. Mai erfolgen. Jede Schüler gruppe muß mindestens einen Lehrer als Führer lwben, der gleichfalls überall freien Eintritt hat. Jeder Teilnehmer muß Mitglied des Deutschen Schiller-Bundes sein (Mindestbeitrag 1 ^). Der Beitrag für Lehrer und Schüler die es nicht sind, ist bei der Anmeldung zu entrichten. Die Zuweisung der Plätze erfolgt, sobald sich hinreichend Schüler für eine Reihe gemeldet haben. Dramen aus Tolstois Nachlaß. Dem Künstler theater in Moskau sind außer dem Drama „Leichen" aus dein Nachlaß Tolstois noch zwei Theater stücke zur Verfügung gestellt worden. Das eine ist eine zweiaktige Komödie mit dem Titel „Alle Eigen schaften stammen von ihm" (gemeint ist der Brannt wein). Die Handlung spielt in einem Dorfe. Das Stück soll vortrefflich geschrieben sein und alle Schön- lieiten der Tolstoijchen Schreibweise besitzen. Die Komödie wird im nächsten Jahre zur Ausführung ge langen. Sie stellt die letzte belletristische Arbeit Tolstois dar. denn seine eigenhändige Bemerkung sagt, daß sie im Mai und Juni 1910 geschrieben wurde. Das zweite Stück umfaßt eine Reihe von Szenen und Dialogen unter dem Titel ..Kinderweis heit". Das Stück enthält 10 Gespräche von Kindern mit Erwachsenen und von Kindern untereinander. ' Henry van de Velde, der Leiter der Weimarer Kunstgewerbeschule, hat den Auftrag erhalten, in Paris ein großes Theatergebäude zu errichten. Der Bau wird zwei getrennte Bühn n und ebenso zwei für sich bestehende Zuschauerräume erhalten. * Drei kostbare Gemälde verbrannt. In einer Antwerpener Privatgalerie verbrannten je ein Rubens, van Duck und Teniers im Gesamt- werte von 200 000 Fr. Die Gemälde sollten nach Dcutschlan- versandt werden. * Der konfiszierte Flaubett. Die Nummer 6 der Zeitschrift ,.P a n" ist vom Berliner Polizeipräsidium für den Straßenhandel verboten worden. Inzwischen sind auch in dem Verlagshaus Paul Cassirer die noch vorhandenen Exemplare der Nummer konfis ziert, und damit auch der Vertrieb über den Be zirk des engeren Berlin hinaus unmöglich gemacht worden. Der Verlag des „Pan" nimmt an. daß ein Jugendaufsatz von Flaubert Gegen stand der polizeilichen Beanstandung ist, hat aber auf Anfrage beim Polizeipräsidium keinen Bescheid erhalten. * Auszeichnungen Prof. Ehrlichs. Aus Anlaß der Erfindung seines neuen Heilmittels ist Prof. Ehrlich (Frankfurt) vor kurzem mit dem russischen St. Annen- Orden ausgezeichnet worden. Mit der Verleihung dieses Ordens ist die Erhebung in den per sönlichen Adelsstand verbunden. Das Ge such des Geheimrats Ehrlich zur Anlegung des Or dens und zur Annahme des Adelsprädikats liegt gegenwärtig dem Zivilkabinett vor. Erfolgt die Ge nehmigung, dann wird Prof. Ehrlich das Adels prädikat auch in Deutschland führen. — Der König von Spanien hat dem Professor Ehrlich das Kreuz des Alfonsordens mit dem Titel Exzellenz verliehen. * Ueber die Wirkungen des Ehrlichschen Präpa rates bet Malaria sind von Prof. Jversen und Dr. Tuschinski im städtischen Obouchow-Krankenhaus in St. Petersburg und im Militärhospital von Datum im Kaukasus ausgedehnte Untersuchungen angest-llt worden. Sie hatten das Ergebnis, daß das Sal- varsan, einmalig in die Venen eingeführt. eine spezi fische Wirkung auf alle Arten von Malariaparasiten übt. Wie anhaltend die Wirkung ist, konnte noch nicht festgestellt werden. Bei der Quartana ist die Wirkung von Salvarsan nicht anhaltend, und bei der tropischen Form kann nur eine zeitweilige Befreiung des peripherischen Bluts von den ringförmigen Para siten erreicht werden. In einigen Fällen der tropi- schen Malaria wurde ein sogenannter Konträraffekt beobachtet. * Ein neues wissenschaftliches Institut. Der Fürst von Monako begründet ein neues wissenschaftliches Institut zur Erforschung des Werde- und Entwick. lungsganges der Menschheit, insbesondere zur Er forschung der Urmenschen. Der Sitz de» Insti tute» soll Paris sein. * Mnfikchronik. Unter der Leitung von Professor Arthur Niki sch erlebt im 7. Philharmonischen Konzert Max Regers Klavierkonzert in F-Moll Op. 114 die erste Berliner Aufführung. Frau Pro- fessor Kwast-Hodapp, die bei der Uraufführung im Leipziger Gewandhaus den Solopart durch führte. wird auch bei der Berliner Erstaufführung die Solostimme spielen. * Der Ludwig - Wüllner - Abend ist wegen Indis position des Herrn Dr. Wüllner auf den 20. Februar verschoben worden.
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