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Brzugs'Pnts «4 ^drachi; -0 «onaU., t.7V^U n>. V»1 uni« Mial« «. «n. len adyrholn 7L ««atl., L.LS vienettLhil. Durch dch V,»! Innerhulb Deiuichland» unv der dnttlcheu «olvnie, v,errel,ä!>N. U.44 ^U. «onntl.» Ipi* ausschl. Potzd«stellqcld. .ferner i» Belgien, Dtnemart, den Donauslaatrn, Italien, Luremdurg, «iederlande, Nor- wegen, Oesterreich-Ungarn, cknbland, Schwede», Schweiz n. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« Ä«chtir»,iell« de« Blatte« erdä-nah. Da« leipziger Tagedlan erlchemt ümal täglich, Sann. a. Feiertag« nur morgen«. illboan«iU,nt»Ännatzvt«! Lngastu-platz 8, dei nisteren Lrägern, Filialen, Spediteur»« und Lnnad mestellen, sowie Pölltinteru auo Briefträgern. lrt»,«lverka,i«prri« »er Worg«»- anHgab» Id 2-, der Äbendduiiqab« » «t» Siedattton und Seichäfl-Kellrr Zohannl«gasse d. <iern»«cherr läülL^ 14«4. Abend Ausgabe. MpMerTagMatt Handelszeitung. Amtsblatt des Aales «ad des Nolizeianitcs der Lladt Leipzig. Ln-rige». Preis ch» SM««M» me» i-»w,i, und Umgedun, di« S^lvalren, SV mm drettr Lekitieil- 2d di» 74 MW drert, «e0amr»rU« l »«» „«wärt« K) *4, ilteklameo U20 Inleratr »»» Bebarren m» emilichen keil dl« 74 wo» drrtt» Benr»eil« «o GelchättSanzeigen mu B agoorichriiteo and in der «dendan«aad» 'm Urei,« erdotzt. ütadall nach Larss. Beilagegrdüdr ü p. Lautend «xkl. Postgedüdr. Hestert rill« Lutträge kdnnen nicht ,nrlüt- g«zogen werden. Für da» ^rlchernrn an bestimmten Lage» und Plätzen w,r» kein« Garantie übernommen »«zeigen. Annahme: Ungustu«platz 8, dei jämtlichen Filiale« n. allen Lnnoucei»- OxpedMonen de« In» nab Autlande«. chuuvr Stllal» Berit»: Karl Du oct«, yrizogi Bavr. Hofbui^ Handlung stutzowftiatze lg. clelit-doo VO «r. 460»). Hauvt-^iltale Ore-den: Seeitritzc 4,1 kTelephon 4621). Nr. 28 Sonnadenü. üen 28. Januar lSll. Der Briet Les Papstes an den Kardinal Fischer in Köln, der die an- maßliche Haltung der Kurie gegenüber dem Staate von neuem scharf beleuchtet, hat nach der „Voss. Ztg." folgenden Wortlaut: Unserm geliebten Sohne, Kardinal Anton Fischer, Erzbischof zu Köln! Geliebter Sohn! Gruß und apostolischen Segen! Was Du für Dich und namens Deiner ehrwürdigen Brüder, der deutschen Bischöfe, die mit Dir den Kongreß zu Fulda veranstaltet haben, über die gemeinsamen Beschlüsse uns meldest, ist uns hocherfrculich, besonders weil daraus erhellt, daß Eure Beratungen durchaus von brüderlicher Liebe beherrscht worden sind, so daß Meinungsver schiedenheiten während der Erörterung die Einstim migkeit der Beschlüsse nicht gehindert haben. Wir freuen uns, daß Ihr bezüglich dersozialen Frage sorgsam darauf bedacht gewesen seid, daß die heftigen Gegensätze und Fehden unter beiden Gattungen der Arbeiterverbände beseitigt werden, und daß Ihr zu diesem Zwecke für beide Verbände gewisse gemeinsame Gesetze aufge stellt habt, die zu befolgen sind, damit sie in den beiderseitigen lsiebieten auch ferner für den wahren Vorteil der Arbeitgeber und Arbeiter zum Heile der Religion und der bürgerlichen Gesellschaft sich be mühen. Erfreulich ist auch, daß Ihr, wie Du meldest, in Ausführung unseres Erlasses „qriaru s-in^ilari" beschlossen habt, das Volk durch einen gemeinsamen Hirtenbrief zu belehren und anzuwcisen, was im allgemeinen zu geschehen hat, damit Kinder bal digst das Abendmahl erhalten. Wir möchten den Christlichgläubigen zu verstehen geben, daß es sich dabei nicht sowohl um die Befolgung von Vor schriften des römischen Papstes handelt, als um die Erfüllung einer Pflicht, die sich aus der Lehre des Evangeliums von selber ergibt, dergestalt, daß nur eine alte und dauernde Ucbung der Kirche ausge nommen wird, wo sie verlassen worden war. Was die von uns aus Gründen der Vereinfachung den Bischöfen crreilte Ermächtigung zur Absetzung der Pfarrer betrifft, so wundern wir uns nicht, daß alle, die für sich zu fürchten haben, dieser Bestim mung r-:derstreben und vielleicht gar von den Sräalsbehörden verlangen werden, ihre Aus führung zu hindern. Obschon nun der Gebrauch dieser Ermächtigung olle Umsicht und Behutsamkeit ver langt, wollen wir nicht, daß das Streben nach Vorsicht in Klemmüngkelt ausarle uno der Bischof aus uube- "echligter Fuccht vor äußeren Schwierigkeiten sich vor den Schritten scheue, die er als durchaus nötig fürs Seelenheil erkennt. Denn in der Pflichterfüllung, namentlich soweit sie direkt dem Ruhme Gottes dient, ist der Kampf nicht zu scheuen, sondern im Gegenteil mutig aufzunehmen. Denn Gott selber steht als starker Heller den Kämpfern zur Seite. Was die verabscheuenswerten Irrlehren der Modcrnistcn betrifft, so haben wir im Gespräch mit Dir eine milde Auslegung der Vorschrift zuge- losscn und ausgesprochen, daß zu der von uns vorge- fchrisbenen Eidesformel durch jenes Motu- proprio diejenigen Geistlichen nicht angehalten wer den, die an staatlichen Hochschulen Theologie lehren. Hingegen lag und liegt es durchaus nichtin unserer Absicht, diejenigen von der allgemeinen Lidesoerpflichtung auszunehmen, die als st a a t l i ch e Lehrer zugleich ein Priesteramt -als Pre diger oder Beichtiger versehen, eine geistliche Pfründe inne haben oder irgendwelches Kurial- oder geistliche Richteramt bekleiden. Auch jene aber, die als staat liche Lehrer sich des Eides enthalten dürfen, werden vielleicht, falls sie vorziehen, von dieser Ermächtigung Gebrauch zu machen, noch keinen Verdacht gegen die Reinheit ihrer Lehrmeinungen erwecken, aber sicherlich eine klägliche Unterordnung unter die Meinungen der Menschen bekunden, indem sie feige der Autori tät derjenigen sich beugen, die nicht aus aufrichtiger lleberzeugung, sondern aus Haß gegen das katholische Bekenntnis mit lautem Schalle ver künden, durch solchen Elaubenseid werde dieWLrüe der menschlichen Vernunft vergewal tigt und der Fortschritt der Wissenschaft gehemmt. Daher empfiehlt sich nicht die Erlassung von diesem Eide aus anderer als der angegebenen Ursache zu ge währen. llebrigens hegen wrr die lleberzeugung, daß gerade diejenigen, denen wir den Eid erlassen, behufs Bekundung ihres männlichen Charakters, ihn vor allen anderen leisten und nötigenfalls dafür Schimpf erdulden werden: denn sie würden sich gewiß als des christlichen Lehramtes unwürdig Vorkommen, wenn sie sich schämten, zu Dienern unseres Herrn Christi zu gehören! Wir billigen, daß Du in liebevollsten Worten Deinem Volke von der jüngst bei uns erfahrenen Auf nahme, die Deinen großen Verdiensten um uns ent sprach, Mitteilung gemacht hast. Denn wenn wir alle, die uns ihre fromme, kindliche Ergebenheit beweisen, namentlich unsere geliebten Söhne, die Kardinäle und ehrwürdigen Brüder, die Bischöfe, die die Last des Kirchenregiments mit uns tragen, mit Liebe umfassen, so wünschen wir nichts sehnlicher, als daß unser liebe volles Wohlwollen für sie kund werde. Es erübrigt, daß wir Dir für alle Beglückwünschungen, die wir herzlichst erwidern, danken. Als Gewähr für die himmlischen Gnaden, die wir erflehen, erteilen wir Dir, unserm geliebten Sohn, und allen übrigen deutschen Bischöfen, insbesondere dem Fürstbischof zu Breslau, sowie Eurem Klerus und Volk in innigster Liebe den apostolischen Segen. Gegeben Rom bei Sankt Peter, 31. Dezember 1910, im achten Jahre unseres Pontifikates. Bei der außerordentlichen Tragweite dieses be deutsamen Schriftstückes glaubten wir dessen Wortlaut veröffentlichen zu sollen, obwohl wir bereits vor einigen Tagen seinen Inhalt skizziert hatten. Lmlersyevurrstsyskelern im Suslsnüe. Ueber weitere Feiern liegen folgende Berichte vor: Zu Paris. Das anc Freitag aus Anlaß des Geburtstages des Deutschen Kaisers unter dem Dorfitz des deutschen Botschafters Freiherrn v. Schön veranstaltete F e st- mahl, an dem an 300 Gäste, darunter der frühere Botschafter v. Stumm, teilnahmen, nahm einen überaus glänzenden Verlauf. Freiherr v. Schön brachte zunächst einen Trinkspruch auf den Präsiden ten Fallidres aus und hielt sodann eine begeisterte Rede auf den Kaiser, in der er sagte: „Das Fest des Kaisers ist das Fest des deutschen Volkes geworden. In ungeahnter Macht und Kraft hat Deutschland sich entfaltet, seitdem das Sehnen deutscher Herzen sich er füllt hat. Einst ein Bild der Zerrissenheit und Schwäche, ist Deutschland ein festes Bild dec Einheit und Stärke und ein sicherer Hort des Friedens ge worden. Mit tiefem Dank und in treuer Verehrung richten sich heute die Blicke und Herzen zu dem Trä ger der deutschen Kaiserkrone, dem Wahrer, Mehrer, Schützer und Schirmer des Reiches, zu dem Herrscher, der mit heiligem Ernst und mit rastloser Sorge in unerschütterlichem Vertrauen auf die lebendige Kraft des deutschen Volkstums hehren Aufgaben obliegt, zu denen die Vorsehung ihn berufen hat." Der Bot- schütter schloß mit einem begeistert aufgeuommenen Hoch auf den Kaiser. Zn Kopenhagen. Die deutsche Kolonie in Kopenhagen feierte den Geburtstag des Kaisers durch ein Fest bankett, an dem der deutsche Eesandle, das Per sonal Ser Gesandtschaft und das Generalkonsulat und zahlreiche Mitglieder der Deutschen Kolonie teil nahmen. Der Gesandte o. Waldhause n brachte einen Toast auf den König von Dänemark aus. Die Festrede auf Kaiser Wilhelm hielt der Präsident der Deutschen Kolonie, Ingenieur E i s e n h u t. Daran schlossen sich Gesangsvorlräge. Zn Athen. Die deutschen Kolonien i.i Athen und am Piräus begingen in festlicher Weise den Geburtstag Les Deutschen Kaisers. Der deutsche Gesandte nahm die Glückwünsche der deutschen Kolonie und des diplo matischen Korps entgegen. I» Washington. Aus Anlaß des Geburtstages des Deutschen Kaisers fand in der deutschen Botschaft ein großer Empfang statt, dem der Vizepräsident Sher man, die Mitglieder des Kabinetts, der Ausschüsse für auswärtige Angelegenheiten, des Repräsentanten hauses, des Bundessenats und die hiesigen Deutschen mit ihren Damen beiwohnten. — Präsident Taft sandte an den Kaiser folgendes Glückwunsch telegramm: „Zum Geburtstagsfeste Euerer Majestät übermittele ich meine herzlichen Glück wünsche und drücke zugleich die freundliche Gesinnung, welche die Regierung und das Volk für Ihr Laus hegen, sowie die Wünsche für seine weitere Wohl fahrt aus." palitische Nachrichten. Zu den Reichstagswahlen in Sachsen. Nach einer an hiesige Zeitungen gelangten Mit teilung des Konservativen Vereins zu Leipzig beabsichtigen die rechtsstehenden Parteien der vom Verband nationalgesinnter Vereine des 12. und 13. sächsischen Reichstagswahlkreises für Leipzig-Land proklamierten Kandidatur des Redakteurs Dr. A. Günther (Natl.) eine eigene Kandidatur gegenüberzustellen. — Im Wahlkreis Zwickau-Crimmitschau will die Fort- schrittliche Volkspartei den von den Nationalliberalen aufgestellten Ingenieur Len st o l d i unter gewissen Bedingungen unterstützen. Der Kaiser über den Alkohol. Der von uns und anderen Blättern vor einigen Tagen veröffentlichte Aufsatz über den angeblichen Wortlaut der sogenannten Äntialkoholrededes Kaisers bei der Eröffnung der Marineschule in Mürwick entpuppt sich als ein — Eingesandt aus der „Oldenburgischen Morg.-Ztg." vom 20. Januar dieses Jahres. Wir hatten schon bei der ersten Ver öffentlichung nicht den geringsten Zweifel darüber ge lassen, daß uns die Authentizität des Vorlautes Lieser Kaiserrede fraglich erscheine. Wir sind in diesem Zweifel wesentlich bestärkt worden, nachdem wir nach träglich erfahren haben, daß die „Olüenb. Morg.-Ztg." den angeblichen Wortlaut der Kaiserrede nur als Eingesandt, also unter aller Reserve, wiedergegeben hat. Einem Abdruck dieser angeblichen Kaiserrede glaubten wir uns aber als gewissenhafte Chronisten nicht entziehen zu können. 105. Jahrgang. Die Stellung des Hansabundes zu den bevorstehenden Reichstagswahlen. Der Gesamtoorstand des Hansabundes hat sich in vertraulicher Sitzung mit seiner Stellungnahme zu den bevorstehenden Reichstagswahlen beschäftigt. Wenn auch von vornherein feststand, daß sich der Hansabund für die U n t e r st ü tz u n g der libe - ralen Parteien entscheiden würde, so war cs doch zweifelhaft, wie er sich zu Len Wahlkreisen stellen sollte, in denen sich liberale Kandidaten der ver schiedenen Parteischattierungen als Gegner gegenüber stehen. Der Hansabund hat infolgedessen beschlossen, in allen Wahlkreisen, in denen nur eine liberale Kandidatur besteht, diese mit allen ihm nur irgendwie zu Gebote stehenden Mitteln, auch durch seine Organisation, moralisch und finanziell, tat kräftig zu unterstützen, in allen übrigen Wahl kreisen sich aber neutral zu verhalten. Man darf wohl annehmen, daß durch diese Stellungnahme des Hansa bundes liberale Doppelkandidaturen nach Möglichkeit vermieden werden. Zum 90. Geburtstag« des bayerischen Prinzregenten. Nach Blättermeldungen soll Prinzregent Luit pold von Bayern die Bundesfürsten gebeten haben, davon abzusehen, ihm zu seinem 90. Ge burtstage ihre Glückwünsche persönlich zu über bringen. Der Ausbau des Londoner Hafens. London, 28. Januar. (Tel.) Die Hafenbehörde hieß die Pläne zum Ausbau des Londoner Hafens, der 14 Millionen Pfund kosten soll, gut. Der Bau sollinzwanzigIahren vollendet sein, eine Erweiterung und Vertiefung der Themse, Ver größerung der Docks zwecks Aufnahme von Fahrzeugen größten Typs umfassen. Auch sind die Errichtung eines gewaltigen Trockendocks sowie Erweiterungen im Bahnverkehr vorgesehen. Die Lag« in Portugal. Lissabon, 28. Januar. (Test) Der Minister des Aeußern erklärte gestern den Vertretern oer Presse, daß sich die Lage Portugals in den ersten Wochen des neuen Jahres in wirtschaftlicher und poli - -tischer Hinsicht weiter gebessert habe. Binnen 30 Tagen werde der Erlaß über die Trennung von Staat und Kirche erscheinen. Die Regierung unterhalte zu fast allen Bischöfen gute Beziehungen und habe dem Vatikan ihr Bedauern darüber ausgesprochen, daß der Papst keinen Vertreter in Portugal habe. Die Lage im französischen Schaujagebiet. Paris, 28. Januar. (Tel.) Anläßlich des Uebcr- falles auf die Kolonne des Rittmeisters Nancy bringen einzelne Blätter fortdauernd Berichte über die angeblich sehr beunruhigende Lage im Schaujagebiet. Der Berichterstatter des „Echo de Varis meldet heute aus Casablanca, daß ins besondere unter der Bevölkerung an der Grenze des Scharuagebietes eine wachsende Gärung herrscht. Falls der Angriff vom 14. Januar unbe straft bleibe, werde die Sicherheit, namentlich im Nordosten des Schcnrjaaebietes gefährdet. Schuld daran seien die dem General Moinier erteilten Weisungen, die ihn verhinderten, mit der erforder lichen Energie vorzugehen. IS, Lein eigener Lohn. Roman von R. Ottolengui. (Nachdruck verboten.) „Wie wissen Sie das?" entfuhr es dem Zeugen, der augenscheinlich ganz verblüfft war. Barnes lächelte wiederum still vor sich hin. „Woher ich das weiß, ist von geringer Bedeu tung", antwortete Tupper. „Leugnen Sie, in lener Nacht, an besagtem Platze Fräulein Lewis ge troffen zu haben?" „Ich leugne es nicht, gebe es aber auch nicht zu." „Vielleicht werden Sie letzteres später tun. Wie Sie sagten, waren Sie in Lee. Wenn Sie nicht auf der Farm waren, wo waren Eie denn dann?" „Ich war eine Zeitlang ausgegangen und kam dann nach Hause." „Herr Lukas, haben Sie sich in jener Nacht ver letzt?" „Ich glaube nicht. Wie meinen Sie das?" „Zst Ihnen ein Unglück zugestoßen?" „Ich erinnere mich nicht daran." Tupper nahm ein kleines Paket vom Tische, machte es auf und nahm daraus ein weißes Herren hemd. Er händigte es Lukas ein und fragte: „Erkennen Sie das als Ihr Eigentum?" „Ich bin nicht sicher", stammelte Lukas. „Die Anfangsbuchstaben Ihres Namens sind darauf zu lesen." „Wo haben Sie es her?" „Das gehört nicht hierher; sagen Sie uns, od es Ihnen gehört?" „Es sieht aus, wie meine Hemden." „Recht so! Jetzt bitte, wie find die Blutflecken daran gekommen?" Lukas untersuchte das Hemd genauer und wurde etwas aufgeregt, als er Blutflecken daran erblickte. „Ich weiß nicht, wie sie darauf gekommen sind", sagte er und fügte ärgerlich hinzu: „ich werde keine Frage mehr beantworten, bis Sie mir sagen, wie Sie sich in den Besitz des Hemdes gesetzt haben." „Es wurde am Tage nach dem Morde zu Ihrer Wäscherin geschickt, und da sie von dem Verbrechen gehört hatte, bewahrte sie es auf." „Wollen Sie sagen, daß Sie mich der Ermordung des Herrn Lewis für schuldig halten?" „Ich halte niemand für schuldig, aber ich möchte Sie daran erinnern, daß es die Schuldigkeit eines jeden ehrenhaften Menschen ist, den Lauf der Ge rechtigkeit zu unterstützen, wenigstens ihm keine Hindernisse in den Weg zu legen. Wenn Sie un schuldig sind, sollten Sie nicht zögern, meine Fragen zu beantworten. Um jedoch nicht zuviel Zeit zu verlieren, will ich Ihnen sofort sagen, daß ich weiß, wie das Blut an Ihr Hemd gekommen ist." „Wie können Sie es wissen, wenn ich Ihnen sage, Laß ich es selbst nicht weiß?" fragte Lukas, in ungläubigem Tone. „Das Blur stammt von Ihnen. Sic wurden von einem Hunde gebissen!" fuyr ver Anwalt fort. Lukas blickte erstaunt auf. ,,Sie kamen nach Riosr- side und wurden hier von einer Dogge anqefallen!" „Sie scheinen gut unterrichtet zu sein!" „Ich berichte nur, was Tatsache ist!" Dann hielt er plötzlich den Revolver vor ihn bin und fragte: „Erkennen Sie diesen Revolver?^ Jetzt endlich zeigte der junge Mann, wie tief ihn alles berührte, als er in bescheidenem Tone antwortete: „Ja, es ist der meinige." „Man fand ihn auf der Farm in der Nähe Les Sommerhauses. Wollen Sie jetzt zugeben, daß Sie dort waren?" Lukas machte die letzte Anstrengung und sagte: „Ich habe ihn vielleicht vor längerer Zeit dort verloren. „Zn diesem Falle", unterbrach ihn Tupper, „wäre er vom Schnee bedeckt worden." Jetzt schien Lukas zu erkennen, daß ein weiterer Versuch, etwas zu verheimlichen, nutzlos wäre, und wie es Burrows vorkam. schien ihm eine Last vom Herzen gefallen zu sein, als hätte er in Wirklichkeit die Rolle ungern gespielt. „Sie wissen alles. Sie sind mir über", erwiderte Lukas. „Gut! Ich will Ihre Fragen beantworten!" Nunmehr erzählte er, daß er Fräulein Lewis um einviertel vor neun auf der Fram getroffen, daß sie in der Richtung nach dem Fluß davongeaangen. er aber von der großen Dogge angefallen worden sei: er habe mit dem Revolver nach dem Hund geschlagen, und dabei habe sich die Waffe entladen. „Sind Sie sicher", fuhr Tupper in seinem Verhör fort, indem er sehr freimütig wurde und Lukas scharf in die Auaen sah. ..sind Sie sicher, daß Sie den Re volver nicht zuerst abgefeuert Haden, und daß nicht der Knall den Hund herbeigelockt und zu dem llebcrfall veranlaßt hat?" „Wonach sollte ich denn geschossen baben?" fragte der Zeuge. „Nach Herrn Lewis vielleicht", fuhr Tupper im gleichen, abgemessenen Tone fort. Lukas schien mit einem Wutanfall zu kämpfen, aber er beherrschte sich und antwortere: „Alles hat sich zugetragen, wie ich es berichtet habe! Sobald mich der Hund zum zweiten Male an greifen wollte, rannte ich davon, und währenddessen Hörle ich rasch hintereinanLer zwei Schüsse fallen." Da dies die Erzählung Sarah Larpenters zu be- kräfligen schien, schloß Tupper mit seinen Fragen, und der Richter löste -dn mit der Frage ab: „Haben Sie gesehen, wer Liese ^a>u„c ci 'es:uerc hat?^ „Nein, ich dachte nicht daran, mich umzusehen. Die Hauptsache war mir. zu entkommen." „Können Sie vielleicht sagen, um wieviel Uhr die Schüsse fielen?" „Ich traf Fräulein Lewis einviertel vor neun und wir unterhielten uns etwa bis um neun Uhr. Einige Minuten später machte ich mich auf den Heimweg." Nunmehr rief der Richter Fräulein Marvel auf. Das Mädchen erschien und konnte nicht verbergen, daß es äußerst erregt sarüber war. als Zeugin Siencn zu müssen. Ihre Aufregung stieg während des Verhörs ohne ersichtlichen Grund noch viel mehr, so daß sie sich mehrmals vom Richter überrumpeln ließ. Aber hart näckig leugnete sie. Las Sommerhaus besucht zu haben, und geriet über die Fragen des Anwalts derart außer sich, daß sie schließlich mit dem Ruf: „All das sind Lügen, gemeine Lügen", schluchzend zusammenbrach, so daß es notwendig wurde, das Verhör zu ver- schieben, bis sie sich wieder genügend erholt hatte. Lukas, sehr verwirrt, erhob sich und wandte sich an den Vorsitzenden: „Herr Richter, ist es notwendig, daß Sie das Ver hör mit Fräulein Marvel fortsetzen?" „Wenn ich es hätte vermeiden können, würde ich sie nicht aufgerufen haben", lautete die Antwort. „Aber können Sie das Verhör jetzt nicht fallen lassen, da Sie doch sehen, daß sie nichts weiß?" „Sie weiß, was zwischen Ihnen und Fräulein Lewis im Sommerhause vorgcfallen ist", sagte der Richter und warf ,hm einen scharfen Blick zu. „Wenn ich aufhöre, sie auszufragen. wollen Sie uns die ge wünschte Auskunft geben?" „Das ist unmöglich", sagte Lukas verzweifelt, „und ich bezweifle, ob Fräulein Marvel etwas davon weiß." ..Wir wollen ihr diese Frage vorlegen: ich glaube, sie hat sich ein wenig beruhigt." Lukas setzte sich. Tupper setzt« sein Verhör fort, indem er erklärte: „Jetzt. Fräulein Marvel, sehen Sie. daß jede Aus flucht nutzlos ist. Es ist uns genau bekannt, wo Sie sich in der fraglichen Nacht aufgehalten haben. Was wir wissen möchten, ist: was ist zwischen Fräulein Lewis und Herrn Lukas vorgefallen?" Diese Frage schien sie sehr zu beruhigen, da sie so fort antwortete: „O. wenn Sie das wissen wollen, so will ich Ihnen die ganze Geschichte erzählen." Lukas unterdrückte mit Mühe ein Murren. Fließend erzählte sie. wie sie Lukas und Fräulein Lewis im Sommerhaus belauscht habe, und daß die beiden nur von ihrem Bruder Walter geredet hätten. Walter habe Virginia drunten am Flusse tref'ln wollen, nach dem Vorgefallenen die einzige Möglich keit, sich zu treffen. Gerade in diesem Augenblick aber habe der Hund zu bellen begonnen und sie nicht mehr viel verstehen können. Jedenfalls fürchtete Dirgie. Walter möchte unzufrieden sein, wenn sie sich nicht entschließen könnte, sofort mit ihm zu slrehen. Davon aber habe keine Rede sein können. Sie bat Lukas, mit Walter Marvel zu reden, wenn sie ihn ge troffen habe, um ihn an einem verzweifelten Schritte zu hindern." „Was glauben Sie, das sie unter „verzweifelter Schritt" meinte?" fragt« Tupper. „Ich denke, sie fürchtete, er möchte Selbstmord be gehen", erwiderte Fräulein Marvel. „Dachten Sie nicht daran, daß sie befürchtete, er möchte ihren Onkel töten?" „Nein, natürlich nicht!" Wieder schien sie auf geregt zu sein. Dann fuhr sie fort: „Sie denken doch sicherlich nicht — mein Gott! Was habe ich gesagt?" „Hören Sie doch, Fräulein Marvel, es ist doch gar kein Grund vorhanden, sich aufzuregen. Niemand beschuldigt Ihren Bruder? Kommen wir zu einem andern Punkt! Hörten Sie. während Sie aus der Farm waren, keinen Knall?" Sie blickte ihn an und zitterte heftig, sprach aber kein Wort. Der Anwalt brachte nun den Revolver mit ihrem Namen zum Vorschein. „Gehört der Ihnen?" fragte er. Alice bedeckte ihr Antlitz mit den Händen und schluchzte laut auf. „Fräulein Marvel", sagte Tupper nach einer Pause, „bitte beruhiaen Sie sich? Es hängt viel von Ihrer Aussage ab. Es wird ein Mann eines großen Verbrechens beschuldigt werden, wenn Sie nicht Licht