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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.01.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110130011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911013001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911013001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-30
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Montag, 30. Januar ISll. ceipzlger Tageblatt. Nr. 30. lvS. Jahrgang. » i c t i t z n d if It >t n »t 1. e. n ie i- :r r. t. r- m s- m lN ld er ;n >i. t- m ai 8. n- n- n. tch !N, !e te igt ür "2 ub sie, 1 te 1 »in rh- tte hen- tan- chen > in ank- ncht ischc biet Kor und Be- ?an- dge- ff.ten aren - 'ehrt mak- dort enge Sie selb- -ioi qinq lahr- llech- ien ren auf die ge- wo and ern mit an die »rte gen rm. :llt. cha- der nen Me Zuß von, den rak- erk- tge- men Klasse, Abteilung >: Ballspielklub „Hohenzollern" 1 ichiägt Verein für Bewegungsspiele 3 mit 9.1. — Dritte Klasse. Abteilung L: Ballspielklub „Arminia" 2 erhielt zwei Punkte gegen Leipziger Ballspieloerein .^Olympia" 3. Wurzener Fußball- Hub „Wettin" 1 ichlägt Wahrener Fußoallklub „Viktoria" 2 von 1903 mit 3: 2. — Dritte Klasse. Ab teilung 0: Fußballabteilung „Torso" 1 schlägt Gautzscher Fußballklub „Sachsen" 1 mit 6:1. Leipziger Sport vereinigung 1 von 1907 gegen Fußballklub „Urania" 1 ist ausgefallen. — Vierte Klasse, Abteiluna X: Verein für Bewegungsspiele <1 schlägt Fußballklub „Britannia" 3 mit 7 : 0 (vorzeitig abgebrochen) Fuß ballklub „Tapfer" 2 erhält gegen Lindenauer Spiel oereinigung 4 zwei Punkte. Wahrener Fußballklub „Pfeil" 2 erhält gegen Leipziger Valllpielverein „Olympia" 4 zwei Punkte. — Fünfte Klasse, Ab teilung Ballspielklub „Union" 2 schlägt Fußball klub „Lipsia-Sturm" 3 mit 2:0. Bewegungsspiele« siegen über „Wacker" mit 1:0. Von den beiden am Sonntagnachmittag zu gleicher Zeit auf dem Leipziger Sportplätze zum Austrag gelangten erstklassigen Verbandsjpielen hat dasjenige zwischen dem Verein für Bewegungs spiele und dem Fußballklub „Wacker" unbedingt das Hauptinteresse in Anspruch genommen. Der Zu schauerkreis war denn auch besonders stark. Wurde manchmal auch etwas träftig gespielt, so war das Spiel im allgemeinen doch fair. Vor dem Tore war bei beiden Mannschaften allerdings ein wenig Ball unsicherheit zu bemerken, Bälle gingen daneben sowie mehrfach darüber. In der Kombination standen die Wackerleute den Bewegungsspielern nicht viel nach. Während der ersten Spielhälfte war keiner Partei ein Erfolg beschieden. Aach der Pause konnte der Mittelstürmer der Bewegungsspiele! in der 20. Minute aus größerer Entfernung knapp ein senden. Ein von den Bewegungsspietern wegen Handmachens später verwirkter Elfmeterball konnte den Ausgleich nicht herbeiführen. Mit dem Siege von 1:0 hat der Verein für Bewegungsspiele seine sichere Aussicht auf die Eaumeisterschaft weiter befestigt. — In dem zweiten Wettspiele zwischen dem Fußballklub „Sportfreunde" und „Ein tracht" trug „Eintracht" mit 2:1 den Sieg davon: die „Sportfreunde" hatten bei Halbzeit mit 1:0 die Führung. : Im Olqmpiasportpark lieferten sich am Sonn tag nachmittag Fußballklub „Fortuna" und Leip ziger Ballspielklub ihr fälliges Verbandswett- ipiel der ersten Klasse. Das ganze Treffen stand im Zeichen der Ueberlegenheit des Ballspielklubs, trotz dem er mit mehreren Ersatzleuten antrat. Seine Mannschaft zeigte ein gutes Zusammenspiel. In der Mitte der Stürmerreihe wurde etwas langsam ge spielt, dadurch wurde manche gute Gelegenheit zum Erfolge durch das Eingreifen des Gegners zunichte gemacht. In der ersten Hälfte, die den Ballspielklub last dauernd im Angriff sah, fielen durch den linken Läufer und den linten Außenstürmer zwei Tore, die von seilen „Fortunas" unerwidert blieben. Ihre Slürmerreihe wurde gut abgedeckt. Sie läßt das gegenseitige Verständnis vorm Tore meist sehr ver missen. In der zweiten Halbzeit kam „Fortuna" etwas besser auf und konnte nach einem guten An griff das erste Tor buchen. Der Ballspieltlub über nahm jedoch bald wieder das Kommando und zwei schöne Tore von der Mitte und von Halbrechts aus stellten den Torunterschied auf 4 :1. Der Ballspiel- tlub mußte von jetzt ab mit zehn Mann weiter kämpfen, da ein Spieler das Feld verlassen mußte. Die Folge davon war, daß „Fortuna" jetzt stark aufkam und infolge zweier Fehler des Tor wärters des Ballspielklubs bis zum Schluß noch zweimal erfolgreich sein konnte, so daß das recht inter- eisittNe Spiel mit einem Siege der Ballspieler von 4:3 endete. An der Entfaltung ihres sonstigen Könnens waren beide Mannschaften infolge des schlechten Bodens stark gehindert. Im Gesellschaftsspiele schlug Lindenauer Spiel vereinigung 2 mit 4:2 den Leipziger Fußballklub „Wettin" 1. Fußballklub „Britannia" 1 schlug Ball- »pielklub „Union" 1 mit 8:1. Fußballklub „Helios" 1 schlugFußballklub„Lipsia-Sturm"1 mit 2:0. Verein für Turn- und Bewegungsspiele „Leipzig-West" 2 schlägt Lindenauer Spielvereinigung 3 mit 5: 0. Leipziger Ballspielklub 4 schlägt Fußballklub „Urania" 2 mit l3:l. Fußballklub „Corona" 2 schlägt Ballspielklub „Arminia" 3 mit 3:2. Verein für Bewegungsspiele 5 «chlägt Leipziger Ballspielklub 5 mit 5: 4. Schleußiger Ballspielklub „Olympia" 4 schlägt Fußballklub „Ein tracht" 5 init 10:1. Leipziger Ballspielklub 6 schlägt Ballspielklub „Union" 3 mit 5:1. Fußballklub ..Helios" 3 schlägt Fußballklub „Wacker" 6 mit 6:2. 2 2n den Berliner Fußballspielen siegte „Union" mit 4:2 (0:1) über „Britannia", „Minerva" mit Gingelsnüt. (Für den Inhalt der Einsendungen unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktion außer der prebgesetzlichen leine Verantwortung.) Das rote Dach auf dem Augustusplatze. In der Nummer 25 des Leipziger Tageblattes vom heutigen Tage wehrt sich die Ortsgruppe Leipzig des Sächsischen Heimatschutzes gegen das mit Ll. unter zeichnete Eingesandt in der Nr. 15 des Leipziger Tageblattes. Ich komme dem Wunsche der Einsen dern nach und veröffentliche die folgenden Zeilen unter meinem Namen: Es steht meines Erachtens außer Frage, daß in diesem rein sachlichen Streit der Meinungen irgend welche Beleidigungen persönlicher Natur nicht vor liegen, noch vorliegen können. Die Ausführungen der Ortsgruppe Leipzig des Heimatschutzverbandes sind aber geeignet, eine Unklarheit über die tatsäch lichen Bestrebungen des Heimatschutzverbandes aus- 5:1 (2:1) über den,^Berl. Ballspiel-Klub", „Hertha,, mit5:3 (3:2) über „Tennis-Borussia" und „Preußen" mit 7:2 (4:0) Uber „Alemannia". st. I» München schlug der Männerturnverein- München im Fußballwettspiel den „Ersten Fuß- ballklub' -Nürnberg mit 2:1. Athletik. 2 Das Berliner Hallen Sportfest brachte folgende Ergebnisse: Hochsprung: 1. Liesche-Elmsbüttel mit 1,75 Meter; llOOO-Meter-Stafettenlaufen: 1. Ber liner Sportklub in 8Min. 31*/«>Sek.; 60-Meter- HUrdenlaufen: 1. Rau („Westen") in 8^/,» Sek.: Rollschuhmannschastslausen (1000 Meter): 1. Char lottenburger Rollschuhklub. Luftschiffahrt. I Eine internationale Flug-Ausstellung unter deni Protektorat des Kaiserlichen Automobilklubs findet Ende dieses Jahres in den Ausstellungs hallen am Zoologischen Garten in Berlin statt. Dem Präsidium gehören an: Exzellenz von Nieder, von Benningsen, Graf Sierstorpff, Direktor A. Müller, Major von Parseval, Hauptmann von Koehler, Hauptmann Hildebrandt. Geschäftsführer ist Major a. D. von Tichudi. Die Geschäftsstelle befindet sich zunächst in Berlin, Lützowstraße 89. * Ein See-Aeroplan. Die „D. Z. a. M." läßt sich aus Paris telegraphieren: Der amerikanische Flug zeugkonstrukteur und Flieger Glenn Lurtiß macht leit einigen Tagen in der Bai von Can Diego Ver suche mit einem See-Aeroplan. Curtiß benutzt zu diesen Versuchen, die vor einer Kommission von Seeoffizieren stattfinden. einen gewöhnlichen Zweidecker, an dem Schwimmkörper angebracht rnd und der mit einem Motor von 60 ff. > ver- ehen ist. Das Fahrzeug glitt bei den Versuchen ehr schnell über das Waßer hin und erhob sich >er einem Aufschlag des Höhensteuers in dre Lust. Nach einem Rundflug von 2 km flog Curtiß zurück und setzte sich mit dem Apparat wie eine Möwe aufs Wasser. Curtiß setzte dann den Apparat wieder in Bewegung und fuhr mit ihm auf dem Wasser. Hierbei erreichte er eine Geschwindigkeit von 70 km. Plötzlich schoß der Apparat wie ern Pfeil in die Luft und erreichte 20—30 m Höhe. Er überflog die Begleitschiffe und ging dann wieder auf das Wasser nieder, wo er nach der überaus kurzen Distanz von 15 w stehen blieb. Wassersport. * Im Wasserpolowettspiel in Magdeburg siegte „Magdeburg 1896" über „Neptun"-Buckau mit5:0. Aus der SchachweU. * Die wichtigsten Eröffnungen des Schachspiels. Uebersichtlich zusammengestellt von AlberrKahle. 4., verbesserte und vermehrte Auslage. Neu bearbeitet und mit einem Kommentar versehen von Pastor O. Koch in Tröchtelborn. Preis brosch. 0,60 Verlag von Hans Hedewigs Nächst, Leipzig, Perthesstraße 10. Diese graphische Uebersicht der wichtigsten Schacheröffnungen ist eine treffliche Er gänzung zu jedem Schachlehrbuch. Wem es an der Zeit fehlt, sich in die umfangreiche Schachliteratur zu verliefen und trotzdem sich einen Ileberblick ver schaffen will über die vielfachen Verzweigungen, die die Schachpartie schon in den ersten Zügen aufweist, dem sei diese graphische Darstellung der Schach eröffnungen empfohlen. Sie enthält weit über 50 teilweise bis zum 8. Zuge durchgeführtc Spieleröff nungen. Die beigegebene kurze Geschichte aus der Feder des neuen Herausgebers wird vielen Spielern willkommen sein und manche den meisten Spielern unbekannte Tatsache ans Licht stellen. " kommen zu lasten. Die Ortsgruppe Leipzig gibt an, „daß sie mit der Planung des fraglichen Gebäudes absolut nichts zu tun gehaßt hat". Ich möchte daher folgende Fragen stellen: 1) Trifft es zu, daß alle hier in Betracht kommen den Baugesuche bzw Bauzeichnungen vor Genehmi- aungsertetlung der Leipziger Ortsgruppe des Heimat schutzoerbandes zur Begutachtung vorgelegt werden? 2) Trifft es zu, daß auf Veranlassung des Heimat- schutzverdandes in zahlreichen Ortschaften Deutsch lands Ortsstatuten erlassen sind? 3) Trifft es zu, daß in allen diesen Ortsstatuten die Anwendung von slachen Dächern verboten ist? Tatsächlich gibt über die Bestrebungen des Heimat- schutznerbandes die neueste Denkschrift des Vorsitzen den des sächsischen Landesverbandes Heimatschutz, des Herrn Oberbaurat K. Schmidt-Dresden, Aufklärung, in der folgende Grundsätze fettgedruckt stehen: „Die Heimatschutzbcwegung hat aus praktischen und künstlerischen Gründen aus die Oberflächen- und Fardenwirkung der zur Verwendung kommen den Ledachungsstosie, sowie auf deren Einwirkung auf die Gestalt und die llmrißlinie der Dächer besonderen Wert zu legen: sie bevor zugt daher alle natürlichen, bodenständigen und be währten Stoffe gegenüber den Ersatzstoffen, zumal, wenn die letzteren weder in ihrer Dauerhaftigkeit und Unterhaltung, noch in ihrer Weiterbeständig keit, jenen gleichkommen. Sie bekämpft weiter alle durch ihre Form, Zeich nung und Farbe auffallenden, aufdringlichen und den harmonischen Zusammenhang eines Orts- und Lanüschaftsbildes störenden Docydeckungen. Kann sie deren Verwendung nicht hindern, und handelt es sich dabei um die Erhaltung eines wertvollen Stimmungsbildes, so bleibt sie bemüht, den Miß klang, den das Neue in den Bestand des Alten bringen muß, wenigstens zu mildern." Die ganze bisherige Tätigkeit der Heimatschuß bewegung hat im wesentlichen gezeigt, daß es ihr weniger um künstlerische Bestrebungen, als um die Verwirklichung irgendwelcher Ziele zu tun ist. Ob bei der Verwirklichung dieser Ziele nach so sehr gegen den guten Geschnnrck gesündigt wird, berührt die Herren Vertreter des Heimatschußes nicht. Vor allen ist aber die Politik der Heimatschutzbcwegung zu be kämpfen, die darauf hinausgeht, zwecks Verwirk lichung ihrer einseitigen Ziele ganze Industrien zu ruinieren. In Deutschland, wo man der Industrie mancherlei zu bieten wagt, ist es wirklich angezeigt, daß reine Eeschmacksbestrebungen nicht eine Schädi gung der Industrie mit sich bringen. Wenn zunächst durch die Heimatschutzbestrebungen auch nur einzelne Industrien geschädigt werden, so ist einmal jede noch so geringe Schädigung einer Industrie eine Schädi gung des gesamten Volksvermögens: zum anderen muß befürchtet werden, daß eine >o ohne jeden Wirk- lichkeitssinn vorgehende Bewegung auch für die übri gen Industrien die schwersten Benachteiligungen im Gefolge haben kann. Falls daher die Heimatschuß bewegung sich nicht bescheiden lernt, so wird sie ocrld den einmütigen Widerstand aller Industrien, der öffentlichen Meinung und der Parlamente erfahren. Erst, wenn es ihr lediglich um dre Abstellung von Mißständen und nicht um die Verwirklichung ein seitiger Prinzipien zu tun ist, wird die Bewegung wirklich vernünftige Erfolge erzielen. Leipzig. Dr. Alfred Kubatz. Letzte Depeschen unü Fernlprechmelümtgen Die Rückreise der deutschen Kronprinzessin; d Kairo, 29. Januar. (Eigene Drahtmeld.) Die deutsche Kronprinzessin wird am 1. Februar von hier nach Catania abreisen. Zur Kronprinzenreise. 4L7 Lucnow, 29. Januar. (Eigene Drahtmeld.) Der deutsche Kronprinz ist hier eingetroffen. Das portugiesische Wahlgesetz. * Lissabon, 29. Januar. (Eig. Drahtmeld.) Der Ministerrat hat die ersten sechs Artikel des Wahl gesetzentwurfes durchberaten. Danach soll das Proportionalwahlsqstem zur Anwendung kom men und die Stimmabgabe nicht obligatorisch sein. In den Provinzen Lissabon und Porto sollen alle lese- und sctireibkundlgen portugiesischen Bürger das Wahlrecht erhalten, wofern sie am 1. April 1911 21 Jahre alt oder in die letzten Wahl- die fremden Gesichter näher anzusehen, ihren Lebens wandel und ihren Besitz genauer zu prüfen und man- chem die Niederlassung zu versagen. Nach Auf hebung der Leibeigenschaft und Einführung der all gemeinen Wehrpflicht ließen sich die früher gewäkr- ten Vorrechte nicht mehr aufrechterhalten und es be gannen einzelne Rückwanderungen in die aufgegebene Heimat. Es blieben aber immer noch genug übrig, und jetzt findet man an der Wolga mehr als hundert deutsche Anfied lungen, die sich auf eine Strecke von fünfhundert Kilometern zu bei den Seiten des mächtigen Stroms ausbreiten, mit hundertfünfzigtausend Seelen, die sich sehr verschie denartig verteilen, von wirklichen Musterwirtschaften, die auf die russische Umgebung vorbildlich gewirkt haben, bis zu bescheidenen Dörfern, dessen Bewoh ner sich recht und schlecht durchschlagen müssen. Unter demselben Breitengrad wie Berlin, bei Wolsk, macht dies Deutschtum im innersten Rußland an den Ufern der Wolga seinen Anfang. Die erste Gruppe von Dörfern, die man erblickt, dehnt sich wohl achtzig Kilometer aus und umfaßt mindestens sechzigtausend Einwohner. Nur zum kleinen Teil haben diese Ort schaften russische Namen. Die meisten von ihnen tlrngen unserm Ohr so. wie wir es bei einer Som merreise durch die Schweiz oder bei der Lektüre von Schillers „Teil" gewohnt sind. Schnell bringt uns ein Wägelchen von einem Punkt zum andern. Hier läutet die Kirche von Solothurn, und dort winkt uns der Schulmeister von Luzern aus seiner Dachkammer zu. Grüß' euch Gott, ihr Leute aus Glarus, Schaff hausen, Zürich und Basel, die ihr am Sonntig so feierlich und sauber einherschreitet, die Männer tn langen, schwarzen Gehröcken, die Frauen und Mäd- chen mit bunten Kopf- und Brusttüchern und ge streiften Taschentüchern, als ob sie alle Gedichte von Hebel aufsagen wollten. Am hervorragendsten macht sich die Ansiedlung Baronsk-Kathartnenstadt kurz vor Ssaratow. Sie verdankt ihren Namen einerseits dem Baron Beauregard, der die Kolonie dort hin führte, und der Kaiserin Katharina H., der man in fitzender Haltung mit dem Manifest in der Hand ein Bronzestandbild errichtet hat. Es wird uns ganz weich zu Mut, wenn wir die sauberen Straßen mit den grünen Fensterläden, den Küchen- und Ziergärten, der Kirche und Schule er blicken. Wie traurig und ärmlich erscheint dagegen ein russisches Dorf, wo es nur eine einzige schmutzige Straße und Hütten gibt, in denen sich die ganze Fa- milie in einem verqualmten Raum zusammendrängt! Unsere lieben Brüder an der Wolga sind geschickt tn der Handarbeit und kaufmännisch gewitzigt, um auf den Märkten gute Preise zu erzielen. Sie verstehen sich auf den Handel mit Getreide und Ta bak, begründen Gerbereien, Ziegeleien und Fabriken aller Art. In der nächsten größeren Wolgastadt Ssaratow haben es manche von ihnen, namentlich die Mühlenbesitzer, zu Millionären ge bracht. Es gibt dort eine „Nemcßkaja Ulitza', eine „deutsche Straße" mit Kaufhäusern, Restaurants, Hotels und Konservatorien, ganz wie in einer mitt leren preußischen Stadt. Wie wird uns aber erst zu Mut, wenn wir vor einer Druckerei stehen bleiben, tn der ein deutscher, recht hübscher Volkskalender und «ine zweimal wöchentlich erscheinende „Deutsche Volkszeitung' angeboten wird! Es handelt sich allerdings nicht so eigentlich um die Sprache Schillers und Goethes, sondern um ein verdorbenes Schwäbisch, in dem man dort unter sich verkehrt. Aber schön klingt's doch für unser Ohr in so fernem fremden Lande. Bei meiner Wolgareise, die mich im vergangenen Frühling bis in das Kaviarreich Astrachan brachte, landete ich auch in der kleinen deutschen Kolonie Rownvje, wo wir einen Schuster mit Pechdraht und Ahle vor feiner Haustür hantie ren sahen, genau so, wie es Hans Sachs in den „Meistersingern" tut. Unsere Frage, ob er nicht aus Sachsen sei, beantwortete er, indem er sich die Brille auf die Stirne schob, mit den langpezogenen Lauten: „Ei cha!", „Nu üben!" und „Härn Se mal!" Ich konnte die Rührung nicht zurückhalten und ließ eine landsmännische Träne auf seinen Stiefel fallen. Noch bester ergeht es den deutschen Ansiedlern in Südrußland, wo ihnen über das Schwarze Meer der warme Hauch des Südens entgegenweht, namentlich in Bestarabien, Taurien, Cherson und Je- katerinoslaw. Dort sitzt eine deutsche Bevölkerung von mehr als einer halben Million Einwohner, deren Besitztümer sich fast durchweg in blühendem Zustande befinden und sich immer glänzender zu entwickeln versprechen. Als der berühmte Weltreisende I G. Kohl ihnen vor sechzig Jahren seinen ersten Besuch abstattete, sand er dafür kaum entsprechend« Worte wärmster Anerkennung und meinte, daß di« Deut schen den Rusten überhaupt erst gezeigt haben, was eine planvoll betrieben« Landwirtschaft eigentlich bedeutet. Jetzt sitzt dort ein aus dem Anhaltischen eingewanderter Magnat wie Falz-Fein und herrscht wie ein Fürst auf einem Gebiet von 550 Quadrat meilen. wo ihm zweitausend Menschen dienen und über hunderttausend Schafe weiden. Ganz ander« sind wieder die deutschen Ansiedlungen im Kau kasus wie Helenendorf beschlossen, wo man bei der Poesie. Landbestellung das Hauptgewicht auf den Weinbau legt und einen vorzüglichen weißen und roten Trop fen vom leichten Rachenputzer bis zur edelsten Aus lese gewinnt. Vom feurigsten und besten, was dieser Jahrgang hervorbringt, perle der Wein in dem Glase, aus dem wir unseren Landsleuten in Rußland zutrinken und ihnen frohen Mut zum gesegneten Ver lauf ihrer deutschen Kulturarbeit für unabsehbare Zeiten wünschen. Theater unü Lanzette. Leipzig, 30. Januar. Bierter Kammermufikabend de« Böhmischen Streichquartetts. Gewiß einer der besten Abende, den man bei den „Böhmen" verleben durfte. Sme tana eröffnete ihn mit seinem Streichquartett E-Möll „Aus meinem Leben". Die Darstellung bewegte sich hier in fortwährender Steigerung aufwärts. Waren die Künstler im ersten Satze noch nicht ganz in Stim mung, so gewannen sie schon im zweiten Sake mehr Boden, stiegen im dritten Satz« immer höher, um schließlich im letzten alle Minen musikalischer Bered samkeit pringen zu lasten. Di« Stelle z. B., wo die Katastrophe eintritt, kam überwältigend zum Aus druck. Und dann das große B-Dur-Trio, Opus 17, von Bee Hoven mit Frederic Lamond am Bech- stein! Vergleiche ,u ziehen ist mißlich: aber unwill kürlich drängte sich dem Zuhörer der Vergleich auf mit der Aufführung^vor acht Tagen im Eewandyause. Dort der Virtuos Pugno mit seinem herrischen Kla- oierton, hier der Charakterspieler Lamond mit seinem modulationsfähigen Anschlag, dort nur ein Spiel mit Boethovenschen Noten, hier das Beherrschen der ganzen Beethooenschen Welt, dort Psaye mit seinem süßen, bezaubernden Ton, hier Herr Hoffmann mit weniger süßem, aber festerem, männlicherem Vor trag und Aufgehen in der Gesamtheit. Wem der Vorzug gebührt, dürfte nicht schwer zu erraten sein. Außerordentlich starker Beifall lohnte die hervor ragende Leistung. Zuletzt kam Schubert zu Wort mit dem Quintett für zwei Violinen, Viola und zwei Violoncellos, worin Herr Willem Engel da« zweite Cello spielte. Die Bedeutung des Werke» liegt vor allem in seinen Mittelsätzen, und da be- sonders in dem Adagio, einem ergreifenden Lied weher Sehnsucht, dessen solistisch behandelte Geigenstimme Herr Hoffmann mit tiefer Empfindung zum Aus druck brachte. Ein sehr seiner Zug ist es. wenn diese Sebnsuchtsftimmung auch in die folgenden beiden weiteren Sätze ihre Schatten wirst — Schubersche listen ordentlich eingetragen sind. Nicht wahl berechtigt wären aktive Soldaten, Leute, die Armenunterstützung erhalten, Verurteilte, Entmün digte und Bankrottierte. Wählbar sollen alle lese- und schreibkundigen sein, ausgenommen aktive Milk- (ärs, Beamte, Mönche irgendeiner Religionsgemein schaft, Personen, die durch Vertrag an den Staat gebunden sind, und Direktoren staatlich subventio nierter Gesellschaften. Zahl und Ausdehnung der Wahlkreise sind noch nicht festgesetzt, nur für Lissa. bon und Porto sind je zwei Wahlkreise in Aussicht genommen, deren jeder acht Abgeordnete entsenden soll. Jeder andere Wahlkreis soll vier Abgeordnete wählen, jede Kolonie einen. Dem Ministerrat blei ben nunmehr noch sieben Artikel zur Durchberatung * Grubenkataliroplie. * Bochum, 29. Januar. (Eig. Drahtmeld.) Gestern abend erfolgte auf Schacht III der Zeche „Deut- scher Kaiser" in Bruckhausen bei Hamborn eine Schlagwetterexplosion, von der ins gesamt sechszehn Bergleute betroffen wur den. Noch Auskunft der Zechenverwaltung ereignete sich das Unglück gegen V-7 Uhr rn Flöz 17/1 auf der fünften Sohle. Die Wirkung der Explosion blieb auf einen verhältnismäßig kleinen Raum der Sohle be schränkt. Unmittelbar nach dem Unglück drangen die Kameraden an den Herd der Explosion vor. Ei« Bergmann ist tot, einer sehr schwer verletzt, vierzehn andere erlitten weniger schwere Verwundungen. Schon gegen 8 Uhr waren alle Verunglückten geborgen und ins Krankenhaus geschafft. Marxloh, 29. Januar. (Eigene Draht meldung.) Bon de» bei der Schlagwetter-Explosion im Schacht 3 der Gewerkschaft „Deutscher Kaiser" ver unglückten Bergleuten sind im Laufe des heutigen Bor mittag» weitere fünf ihrenschweren Ver letzungen erlegen. Die Ursache des Unglücks konnte noch nicht aufgeklärt werden. Die Pest. * Lharbin, 29. Januar. (Eigene Drakt» Meldung.) In den letzten 48 Stunden sind hier vierzig Personen, unter ihnen ein Euro päer an der Pest gestorben. — Im Chinesen viertel Fudsiadian starben während dieser Zeit 149 Chinesen. Wetterbericht ÄVv lli. I Idvvnele» vom LV. 9 llbr morcrons. IVetterlnxe la Lurvpu am 3»uuar krüb 8 Ikr. 8tationsonmo tZLromoLor sut Riebtuvx uock Stärke ckos ^Vinckes Wetter Temperatur Z s- z > ) 7 ) 9 1 ? Ö -> 0 0 ? 0 0 9 0 st 1 0 0 0 1 0 1 3 0 0 0 0 6 0 0 0 0 5toroow»5 . ^derckeea . Kalia lleack dkielcks . . llol^beack . Valentin. . Leill^. . . Haparnncka. Obristiaosuvck llockct . . . idlluckesnits . Ltockbolm . 8tzn:rvll . . kopenbnffen l'etersburx. Niga . . . lloicker . . l'aris . . . ! lorenr . . liow ... Drn« . . . VVion. . . Lzstt ... Ilkmdurcr . Lwinemüvcko blemel . . Xacbov . . lierliv . . l rescken . . Lletn . . . Drankkurt . Xarlsrubs . LlUoeben . Oderbourgf . Kirr». . . Xrnknu . . Demderx Triest. . . llvrmanost.. Derpistnan . 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Dio TeilckeproLSion, wolcko gestern über cker 8ück- Ostseo laa, ist rascb nscb 0 adxeroaoa. Dackurek ist eine Drvbulls ckos IVinckos onob dk (X^V bis XO) bcrvor- uernken worcken, welcbv kälteres, allmäblieu nuilnrenckos ^Vetter xebraebt bat uock woiterbin bvckm^t. »itteruacr in Vaobsc-v am 29. «laanai. ^usslebt Mr Vvatax, cleu 30. «kannnr: XO-VVinck; verback-rt; butter, trocken. ueli« stvsnsr»- m iemovei», ai,a ! I »glditz» rmmu n I iii -t- ü.s ff r.4 sa 2 2.S tmlitix. st/ 3 S -ff s o iiii 3 i.S S>»iie- -ff 2.9 -ff I st ii 4 2.1 k;ei>,«ssrr <9 > r./ s 4 3.4 lu>„ . ^Lti -ff t.I 8- 2.' s 5 1.4 Liiemaitr -7k -b <4 -ff o.s s 3 s.o -4- Z4 r.a s r 1.1 List -b S.k i .r s 3 d.8 !-cl.ne»o«fz Z' -ff bö ii S S.b 0,iw . . -ff r.o ff- °.k « 3 3.4 dLI --- 2.5 -ff o a ist» 2 7.3 kt>> -i- I.o — o.s S 2 o.o kk. -ff o.s — ,4 d S g.s MZ - 1.S — s.o s 4 3S Dr«» und Verlag dr« LeiZzirrr T»rk»l«itr« E. Pri«. E-«sredatteur: Lr. e>rn»s»r««. Verantwortlich« Redakteure: gltr Politik Ir. «. «lintt,». lokal, und (ttchstsch, rlngelegende'ten, Lage-chronik und Vermachte« Lt. ». vutNar. da» yemllrton «laut L^daumdur« MusU U. »r««t«, kport und Serichtslaal A. Haartet». Für di« Hal»del«L«ituag«. Mr»ra». Für den InKratraterl Otto Leder. Vümtlich in ket-jt«. Un»<rlanat«n Manuikrrnrrn ist stet« da» Rück» Port» betsukügen. Für Rukvrwadrnna and Rückgab« wird krine »ewübr Ldrrnomme». Zuschriften find nicht verienlich -u aore'sieren, sondern «m re« Verla«, di« Redaktion oder dt« Sei0>ast«ftrtlr »r« Lrtpjig»» ra»e»l«ttr« p, richt«». Die »orliegnlb« -mfa^t 12 Seit«.
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