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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.02.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110206026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911020602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911020602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-06
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Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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Nr. 37. los. Ianryrmy. Schweiz, Norwegen Oesterreich, sogar ein« Firma aus Indien. Zur Ausstellung kommen Sportartikel aller Art: Skis, Fußbälle, Schlitten, Artikel für Tennis und Krocket, Sportkleidung. (Geschwindigkeitsbegren zer in Verbindung mit Geschwindigkeitsmessern und dergletctzen mehr. Die Ausstellungsräume befinden sich im Parterre, in der 2. und in der 3. Etage. Sie nehmen «ine Fläche von annähernd 260 Quadrat« Metern ein. Die Mietabschlüße lind so gehalten, daß der Mietvertrag auf drei Jayre abzuschließen ist, in der Weis«, daß für einen eventuellen Wechsel des Ausstellungsraumes innerhalb dieser 3 Jahre der neue eo. b«i der nächsten Messe zu belegende Raum an die Stelle des jetzt belegten tritt. Mit der Firma Mey L Edlich hat die Kommission für die Sport, messe einen Vertrag auf 3 Jahre abgeschlossen. Je nach den Erfahrungen, die ans dem Verlaus der ersten Sportmessen gezogen werden, wird auch die Wahl der Räume erfolgen. Die Preise für die Muller- stmmer schwanken pro Quadratmeter (je nach dem Raums zwischen 20 und 40 .41. Die Sportmesse wird sich in bezug auf ihre Dauer nach den beiden Engros- mcssen richten. Zu besichtigen sein dürfte die Aus- stcllunq wahrscheinlich schon von Anfang März an. Von Einkäufern sind schon sehr viel Zuschriften ge kommen, die großes Interesse an der Sportmesse be kunden und worin die Anwesenheit in Aussicht ge stellt ist. Erwähnt sei noch, daß die Angelegenheit jetzt in den Händen der Organisationskommission der sportmesse Leipzig liegt: die Anregung dazu und die ersten Schritte sind bekanntlich vom Verkehrs verein gekommen. * Gemeindediakonie Leipzig-Stötteritz. Nächsten Dienstag, den 7. Februar, abends ^0 Uhr, findet im diesigen Pfarrhaussaale di» diesjährige Generalver« sammlung b«r Gemeindediakoni« sowie des Koch- und Unterstützunhsveretno statt. Außer den Mitgliedern sind auch Maste, die Interesse an dieser der Allgemein heit zugute kommenden Sache haben, herzlich will kommen. * Freie Deutsche Studentenschaft der Handelshoch schule. Aus dem 4. der von der „Freien Deutschen Studentenschaft der Handelshochschule zu Leipzig" in diesem Semester veranstalteten Vortragsabende sprach Herr Oberlehrer A. Schröter über das Thema: „Handelshochjchulstudcnt und Staats bürger". Der Redner schilderte zunächst das Ver halten der Gebildeten gegenüber den politischen Vor gängen um die Wende des 19. Jahrhunderts, zeigte, wie nach und nach hierin eine Wandlung eingelrcten ist, so dass Lamprechts Ruf nach regerer Anteilnahme am öffentlick-en Leben nicht unachört verhallt« und wie seit etwa einem Jahrzehnt staatsbürgerliche Er ziehung mehr und mehr in den Vordergrund ge schoben wurde. Der Vortragende betonte, daß »ch der deutsche Kaufmann seinen Ruf als solcher in aller Vielt fest begründet habe, dass er dabei aber in Ge fahr gerate» sei, im Drange der Geschäfte einseitig zu werden. Er habe vergehen, dass er einem Staate augchörc, und da» er als Mitglied desselben auch staatsbürgerliche Pflichten habe. Der Redner führte aus, wie der Handelsbochschülcr gerade die Studien jahre dazu benutzen solle, nicht nur auf «ine gute Prüsuttgszensur hinzuarbeiten, sondern wie er auf alle Weise bestrebt sei» solle, seine Ausbildung als Staatsbürger soviel als möglich zu ergänzen, wo sich ihm gerade hier, wie selten später wieder, so mannigfackx Gelegenheiten dazu durch Vorlesungen, Besichtigungen. Vorträge usw. böten. Wie er sich nicht scheuen solle, in Gerichtssäle und Armenasyle, in Stadtparlamente und Landesvertretungen, in Werk stätten und ländliche Betriebe hineinzuschauen, um aus allen praktisch tausendfache Belehrung in sich aufzunehmcn: wie er anderseits aus Tageszeitungen verschiedenster politischer Färbung sich über die Meinungen der Parteien im wirtschaftlichen Kampfe unterrichten solle, um der Gefahr, einseitig zu werden, zu entgehen und auch den G>egner und dessen ehrliche Ueber.zeugung achten zu lernen. Der Vortragende gab dann noch einen Umriß dessen, was der 16ebtldetc als Leipziger Tageblatt. guter Staatsbürger und um den Geschehnissen der Gegenwart mit Verständnis folgen zu können, zum mindesten aus den Gebieten der Geschickt«, Ver- fassungskunde. Rechtspflege, Finanzen, sozialen Frag« usw. wissen müsse. „Abschwächung der Klassenunter schiede muß die Losung sein. Der Gebildete soll sich daran gewöhnen, auch im einfachen Arbeiter den ltzentleman zu sehen. Nicht auf das Wissen allein, sondern auf die Gesinnung kommt es an." Den sehr beifällig ausgenommen«» Ausführungen folgte eine lebhafte Aussprache. * „Ueber sächsische Iruftuersuch« im IS. Jahr- hundert" wird sich am nächsten Vortragsabend des Kaufmännischen Vereins Herr Oberschulrat Professor Dr. Georg Müller verbreiten und interessante Bei träge zu diesem Kapitel liefern. - In der ersten Quartalorrsammlung der Schiefer- und Ziegeldecker-Zanung wurde zunächst die neue Zu- sammensetzung des Vorstandes bekanntgcgeben. Er besteht demnach aus den Herren K. Hantle und K. Rattrodt als 1. und 2. Obermeister, M. Böckel- mann und H Rank als 1. und 2. Schriftführer, M. Meyer und Fr. Förster al» 1. und 2. Kassierer, so wie Berger, Engelhardt, Eydncr und Scharf als Bei sitzer. Der vom Obermeister Herrn Santk« erstattete Jahresbericht ließ erkennen, daß di« Aussperrung der Bauarbeiter für das Dachdeckergewerbe recht nach teilige Wirkungen hatte, Loch wurde einigermaßen ein Ausgleich dadurch geschaffen, daß infolge der günstigen Witterung bis zu Weihnachten gearbeitet werden konnte. Die Mitgliederzahl beträgt 49. In Anerkennung seiner hingehenden Pflichterfüllung und mit Rücksicht auf seine langjährige Innungsmitglied schaft ernannte die Innung da» Vorstandsmitglied Herrn W. Tauer sen. zum Ehrenmitglied. Vier Lehr linge find losgesprochen worden und bei Innungs mitgliedern stehen noch 14 Lehrlinge in der Lehr«. Der paritätische Arbeitsnachweis vermittelte 316 ar beitsuchende Gesellen in Arbeit. Nach Erledigung der Kasscnangelegenheiten wählte die Versammlung die Herren Hantle und I. Rank als Delegierte für den in diesem Monat in Halle stattfindend«n Derbandstag. Recht beifällig besprochen wurden die neuen Liefe rungsbedingungen des Rates. Mit Interesse wurde noch Kenntnis genommen von einem Schreiben des Komitees der internationalen Baufachausstellung. * Die Fleischerinnung zu Leipzig befaßte sich in einer im „Schloßteller" abgehaltenen Versammlung mit der am 1. Januar L. I. in Kraft getretenen Ver ordnung des sächsischen Ministeriums über das Schlachten im Königreich Sachsen, wozu nach einer lebhaften Aussprache folgende Resolution ein stimmig zur Annahme gelangte: „Die Versammlung bedauert, daß durch die Verordnung des Königlich Sächsischen Ministeriums vom 20. Dezember 1910 ohne weiteres über den Kopf unseres Gewerbes hinweg be züglich der Schlachtart der Kälber neue Bestimmungen vorgeschrieben worden sind, deren Berechtigung nach der Praxis überhaupt nickt eingesehen werden können. Die Versammlung vermag in der bisherigen Art der Betäubung der Kälber vor der Schlachtung eine Tier quälerei nicht zu finden. Sie ist aber der Ueber- zeugung, daß die jetzt neuerdings vorgeschriebenc Be raubung im Schrägen das Tier vielleicht mehr Schmerzen bzw. Quälereien aussetzen wird, als dies bei der mit großer Exaktheit und denkbar möglichster Schnelligkeit ausgesübrten Betäubung im Hang in Frage kam, ganz abgesehen davon, daß das Tier im Hang viel besser ausbluten kann. Die neue Schlacht ordnung setzt aber des weiteren den Schlachtenden der Gefahr aus, durch die im Schräg liegenden Tiere infolge Ausschlagens sehr leicht verletzt werden zu können: die Versammlung beauftragt den Innungs vorstand, beim Ministerium dahingehend vorstellig zu werden, daß die in Rede stehende Verordnung ehe- baldigst wieder zur Aufhebung kommt, ferner aber auch den Bezirksverein Königreich Sachsen zn er suchen. tm gleichen Sinne zu wirken." * Die Klempner, und Installateur-Innung hielt im Saale des Hausväterverbandes ihre erste Quartal versammlung ab, in der Herr Obermeister Tuch nach Begrüßung oer Teilnehmer einen Rückblick gab aus das aogelaufene Geschäftsjahr. Im allgemeinen war demnach der Geschäftsgang zwar em befriedigender, leider hatte aber die Bauarbeiteraussperrung einen recht nachteiligen Einfluß Auch andere Umstände trugen zur Schmälerung des Verdienstes bei. Der Vorstand war eifrig bemüht, das Gewerbe nach Mög lichkeit zu fördern. Zu dresem Zwecke stand er fort gesetzt in regem Verkehr mit Behörden und mit der Gewerbekammer. Ihr 25jäbriges Geschäftsjubiläum begingen die Herren Dietrich, Herzberg, Kresse, Städter und Thiele. Es traten der Innung 28 neue Mitglieder bei. Die verstorbenen Mitglieder Bach mann, Haller und O. Wagner ehrten di« Versammel ten durch Erheben von den Plätzen. Lehrlinge befin den sich bei Jnnungsmitgliedern 108 in der Lehre. Nach Erledigung der Kassenangelegenheiten wurde der bisherige Obermeister Herr Wilhelm Tuck als solcher einstimmig wieder gewählt. Weiter wählte die Versammlung als weitere Vorstandsmitglieder die Herren Kaiser, Werner, R. Wilhelmy und Schütz, in den Ausschuß für das Gesellen- und Herbergswesen Herrn Paul Müller, al» Vertreter in den Innungs ausschutz den Obermeister und die Meister Dietrich und Paak und als Sachverständige in das Submis sionsamt Döring und Julius Muller. Die Gesellen stücke und Lehrlingsarbeiten sind in der Zeit vom 13. bis 25. März anzufertiaen. Die Derfammlung stimmte unter Vorbehalt verschiedener Abänoerungen einem mit den Lieferanten abzuschließenoen Ver trage zu. * Ein netter Liebhaber. Ein Heirats schwindler wurde in der Person eines 42 Jahre alten Former» aus Wolfsanger festgenom men. In einer Anzahl von Fällen machte er di« Be kanntschaft mehrerer heiratslustiger Mädchen. Unter der schwindelhaften Angabe, er sei ledig und beab sichtig« in nächster Zeit zu heiraten, verstand es der Gauner, den Mädchen — meist Arbeiterinnen — ihre sauer ersparten Groschen abzulocken. Einer schwin delte er vor, er wolle Ausstattungsmöbel beschaffen, und erlangte dadurch einen größeren Geldbetrag. Um seine Opfer im guten Glauben zu erhalten, hatte er verstanden, sich bei einer Vermieterin im Süd viertel Eingang zu verschaffen, wo er auch ab und zu Briefschaften in Empfang nahm. Der Fest genommene, der sich in allen Fällen „Fischer" nannte, ist verheiratet, Vater von 4 Kindern und in Leutzsch wohnhaft. Etwaige Geschädigte, die bisher Anzeige noch nicht erstattet haben, werden ersucht, sich bei der Kriminalpolizei zu melden. * Einbruch in Dösen. In der Iohannastraße in Dösen sind in vergangener Nacht aus einem Schlacht haus« Schinken und Wurstwaren im Werte von 17 ^1 oerdachtlos gestohlen worden. Die Diebe hatten sich zur Oeffnung des Schlachthauses eines Nachschlüssels bedient. * Diebstahl — 109 .x Belohnung. In der Nacht zum 4. Februar sind aus einem Eeschästslokal eines Grundstücks in der Kuchen garten st raße zn L.- Reudnitz 4 Einhundertmarkscheine und eine Versiche rungspolice der Versicherungsgesellschaft „Viktoria", ausgestellt auf Wilhelm Rothe, Druckereibesitzer in Schönefeld, sowie für 4 .41 Postwertzeichen gestohlen worden. Auf die Wiedererlangung hat der Verlust träger 100 .11 Belohnung ausgesetzt. * Knautkleebe-g, 6. Februar. (Militärver- ein.) Der hiesige Militärverein hielt am 5. Fe bruar im Vereinslokal seine Hauptversammlung ab. Der Verein zählt zurzeit 2 Ehrenmitglieder und 64 Mitglieder. An Unterstützungen zahlte der Verein 200 .41. Als Bereinsvorsteher wurde Kamerad Hartig wieder gewählt. Leichnam zusammcnhängt. vielleicht als Beweisstück von Wert sein kann." „Was soll der Ring beweisen?" „Ich behaupte nicht, daß er etwas beweisen wird, aber es ist möglich. Wir Detektivs sind, wie Sie wissen, vorsichtig, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ihn wegnehmen wollten." „Gewiß, wenn Sie cs wünschen." Er nahm den Ring von der Hand, was nicht leicht zu bewerk stelligen war. „Bitte, behalten Sie de» Ring selbst, Herr Richter. Wenn ich ihn gebrauchen sollte, so weiß ich dann, wo er zu finden ist." „Gut, ich will ihn behalten und werde ihn nicht aus der Hand geben, bevor ick Sie davon benach richtige" „Danke! Darf ich ibn einen Augenblick be trachten?" „Gewiß!" Der Richter iil^rgab ihn dem Detektiv. Barnes sah ihn genau au, und da er eine Inschrift auf der Innenseite entdeckte, ging er ans Fenster, um sie zu entziffern. Es waren die Buchstaben: W. s. M." Der Deieltiv murmelte vor sich hin: „Dieselben An fangsbuchstaben wie aus dem Medaillon!" Er gab dem Richter den Ring zurück und fragte: „Haben Sie das Medaillon? Doch dies ist ja eine törichte Frage, da Sie es wohl den Behörden in Dover nebst den anderen Beiveisstücken übergeben haben!" „Jawohl, gestern." „Ich bin gespannt", sachte der Detektiv, „ob ich mich irre Ich möchte dock gern das Medaillon noch einmal scheu! Ich muß Fräulein Lewis befrag:n!" In diesem Augenblicke kam der Geistliche, und die Trauerieier begann. John Lewis betrat zu gleicher Zeit das Zimmer und wollte Virginia ruscn, aber sic war nickt geneigt, ihr Zimmer zu verlassen. Dies verursachte nicht viel Erstaunen, denn welches Mäd chen hätte sich nach einer solchen Erfahrung vor so vielen Leuten zeigen möacn? Der Gottesdienst war kurz, die Predigt drehte sich hauptsächlich um die Ver gänglichkeit alles Irdischen, und als Schlußfolgerung hieraus, so zu leben und jeine Sachen hienieden zu ordnen, daß man jederzeit bereit sei, dem Rufe nach dem andern Leben Folge zu leisten. Hierauf wurde der Tote begraben, und die Teilnehmer an der Feier zerstreuten «ich. Gedankenvoll sah Barnes dem jungen Lewis nach, der in Begleitung des Richters den Friedhof verließ. Irgend etwas an seiner Erscheinung zog Barnes' Blicke auf sich, aber der Detektiv vermochte sich im ersten Augenblick nicht Rechenschaft darüber _ ab,u legen, was es eigentlich war. Doch mit einem Schlage erkannte er das Ungewöhnlich«, was ihm unbewußt ausgefallen war. Es lag nicht an der Gestalt des Mannes, sondern an seinem Gange: der junge Lewis hinkte nickt mebr! (Fortsetzung folgt.) Oss IteirMe Rssplmerk. Fast unbemerkt ist um die Weihnacht ein kostbarer Psalter des Frohsinns, ein Dokument menschlicher Natürlichkeit und literarischer Kuriosität von höchster Bedeutung an den Tag gekommen, eine Handschrift mit so kunstvollen Vignetten, Majuskeln und Minus keln. mit so ungekünstelt naturreinem Gehalt an Volksdichtung, daß man sie darob nicht geringer ein schätzen sollte, als die Nibelungenhandschrift oder das Waltharilied. In dickem, schmalem Pergament mit Mcßingjchließen, ein Buch wie ein Klotz, jo wie man vor Zeiten sie paar Bücher formte, dreihundert feste Kartonblätter stark, erschien im Dezember bei Stähclin L Lauenstein in Wien, einer alten Anti quariatsbuchhandlung, die sich sonst wohl kaum mit Buchvcrlag besaßt, das „St syrisch« Raspl- merk", Vierzeiler, Lieder und Easslretme aus Gössl am Grundlsee, in Wort und Weise gesammelt, ausge schrieben und mit Bildern versehen von Konrad Mautne r. Auch der bewandertste Bücherkenner muß gestehen, daß ihm solch ein Buch noch nicht in die Hand gekom men tst. Man schlägt neugierig die ersten starren Kartonblätter um, erblickt prächtige, vor Urwüchsig keit leuchtende Farbzcichnungen aus dem steirischen Volksleben, Vignetten, halb- und ganzseitige Bilder, Landschaften von duftigstem Reiz, Genres und da zwischen, daneben Liedtext in den schönen, leichtver- schnörtelten, gcinalten Schreibbuchstaben, bunt aus farbigem Grund, mit verschnörkelten, andcrfarbigen Initialen. Man liest ein paar Zeilen, eine Strophe, summt di« Weise der schwarzen Notcnköpfc auf dem roten Notenliniament nebenan, und ist für Stunden, für diesen Abend ge fesselt. Bild um Bild entzückt das Auge, Lied um Lied erquickt das Ohr und badet Herz und alle Sinne im quellsrischen Wasser des steirischen Bergbaches. Zum nahen Flügel ist's nur ein Schritt, und die Weisen erklingen im flinken "1-, -^-Takt, oder die (veige summt und zirpt und zwitschert, was der Steirer fröhlichen Sinn bewegt. Es steckt ein sonderbarer Zauber in diesem dicken, für unsere verwöhnten Hände ungelenken Buche. Es birgt aber auch einen Schatz wie kein aveites Werk seit des Knaben Wunderhorn, von dein Goethe wollte, daß es ausgeschlagen überall unter dem Fenster läge, handbereit in allen Stunden der Stim mung und Verstimmung. Jene große Volksweisen sammlung ist heute fast vergeßen und bedarf d«r gründlichen Bearbeitung und Verkürzung. Hier ist ein ähnliches, ein gleichwertiges Buch, das, lebte er noch, Altmeister Goethes lautesten Beifall fände. Was das Völkchen zu Gössl am Grundlsee sinnt und treibt, die Jungen und Alten, Liebe und Tanz, Trauer und Tod. Jubel und Tränen, hat Konrad Mautner, ohne Zweifel selber ein gottgesandter Dichtersmann, mit feinem Ohr erlauscht und mit treuem Sinn zusammen getragen, Vers und Weise, hat Bilder dazugcgeben, von denen man nicht weiß, ob sie mehr zu loben sind als der Tert, Bilder von so drastischem, drolligem Humor, voll so derben Zugreifens und von so strahlen der Naturlieb« und treue, daß man eines ums andere immer wieder mit Entzücken betrachtet und ganz in sich aufnehmen möchte. Dazu die beredten Noten mit ihren derben, schwarzen Näpfen mit den artigen, ost so drolliacn Randz-i^ ninaen. Das singt und jauchzt und itampit und jubiliert auch ohne Geige und Zerwanst ins lachende Herz, man sieht die Buam schuhplatteln und die Madeln die Röcke um die derben Waden schwenken. Was wir in den nordischen Städten von den Steirern sehen und hören, ist ja so verlogen, daß man sich gar keinen Begriff vom rechten Steirertum machen kann. Hier, in diesem Rasplwerk ist der Steirer bei sich, in seiner offenherzigen Volkspoesie daheim, ist Mensch, ein echter Mensch mit Schrullen und Schwächen, ein ungeschminkter, den wir lieben müßen. Das prachtvolle Buch, da» durch diesen und viele Winter seinen Besitzer entzückt, ist ein Kultur dokument, das seinesgleichen nicht hat. Auch in der Ausstattung nicht. Der Verlag Stähelin L Lauenstein wußte, was er wollte und tat ganze Arbeit. Durch ein hervorragendes Reproduk tionsverfahren, anscheinend Photographiedruck, ist Seite für Seite getreu dem Original koloriert her gestellt, jedes Blatt ist, wie eine Photographie, sauber auf festen Karton ausgezogen und mattglänzend, fast stumpf satiniert. Ein Kunstwerk, deßen die Kunst anstalt Max Iaffä sich mit Fug rühmen kann. Wie viel Arbeit und Kosten wurden woyl auf diese Hand schrift verwandt. Denn eine Handschrift ist es in der Tat, durch die ziemlich sorgfältige Reproduk tion dauernder gemacht als die unersetzliche Urschrift, die nicht in jedermanns, in jedes Liebhabers Hand sein kann. AVer auch immer Einsicht in dieses biblio phile Unikum nahm, dem wird der Preis von 100 R pro Exemplar nicht zu hoch erscheinen. Ich wallte hier nur Freunde des steierischen Volks tums auf die so seltene und bei ihrem Erscheinen so wenig beachtete Publikation aufmerksam machen, unterließ es darum, auf den Inhalt auch nur mehr als andeutend einzugehen, der Stoff genug gibt für 100 Aufsätze folkloristischer und literarischer Richtung. Dem Verlag möchte ich einen Vorschlag machen. Viele Besitzer der kostbaren „Rasplwerks" würden es ihm gewiß danken, wenn er sich entschließen könnte, die viele,, Weisen und Texte etwa in einem schmalen und billigen Heftchen, so eine Art Textbuch zu repro duzieren, denn das schwere und mit seinen starren Blättern beim Spiel schlecht zu handhabende Karton blatt des vorliegenden Originals widerstrebt dem Notenhalter am Klavier. So könnte auch der Un bemittelte die reichen Schätze dankbar genießen, dem wohlhabenden Bücherfreunde aber erwüchse doppelte Freude. Schließlich meine ich, daß die Berufenen im Steirerland, die Grazer Hochschule dem Herausgeber und Verleger für dieses monumentale Werk einen geeigneten, wohlverdienten Dank «hstatten sollte. p- s- Sankt unü Dillenlümlt. Wider di« Schuadliteratvr. Der Kampf der deutschen öffentlichen Meinung gegen die Schundliteratur hat im Auslande viel Aufsehen und Interesse erregt. Di« schwedische Regierung hat für die nächsten 2 Jahre ein« Summe von je 6000 Kronen zum Studium der Frage be willigt und hat eine Kommission berufen, die sogleich nach den ersten ausländischen Zeitungsnachrichten über die von der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stif tung im Reichstagsgebäude in Berlin veranstaltete Ausstellung gegen die Schundliteratur zwei Mit glieder dorthin entsandte. Von Berlin aus führte Mou.äg, 6. Frdrusr IStt. «US Lachten. Dresde», 6. Februar. * von de« König» Orientfahrt- Ein Freund un seres Blattes, der di« R«ise de» Königs Friedrich August mitmacht, schreibt uns aus Neapel: „Die Fahrt von Genua bi» Neapel verlief sehr ruhig. Der König war in sehr vergnügter Stimmung. An Bord des Schiffes wurde der König fast beständig von mehreren Photographen umlagert. Nach An kunft in Neapel fuhr die königliche Reisegesellschaft im Automobil nach Pompejis, wo unter FühruiM des deutschen Konsuls eine Besichtigung stattfand. Abends 7 Uhr wurde im Hotel Pertolini das Diner eingenommen. Die begleitende Dienerschaft konnte unter Führung eines Sekretärs des deutschen Kon sulats die Stadt besichtigen. Vom Vesuv steigen starke Rauchwolken auf." (:) Die Vorbereitungen für die Feier des SOjähri« gen Bestehens der Städtischen Gewerbeschule zu Dres den sind von einem Festausschüße unter dem Vorsitze des Herrn Stadtrats Baumeister Schümichen in die Hand genommen und bereits erfolgreich gefördert worden. Die Feier findet am 21. März im Saale des Gewcrbehauses statt und besteht aus Festaktus, zwanglosem Mittagessen, Besichtigungen von Dres dener industriellen Etablissements uno Festkommers mit Damen. * Zn gefährlicher Lage. Gegen 2 Uhr in der Nacht zum Sonntag hörte ein Kontrolleur der Dresdner Wach- und Schließgesellschaft bei seinem Revisions gange in Gruna ein leises Wimmern, und als er näher kam, sah er «inen Herrn mit dem Kopf nach unten in bewußtlosem Zustand« an einem hohen Gartenzaun hängen. Er hatte sich beim Ueber- klettern, da er wahrscheinlich seinen Hausschlüssel ver geßen hatte, überstürzt und sich dabei durch die Bein kleider aufgespießt. Da der Kontrolleur ihn nicht allein aus seiner gefährlichen Lage befreien konnte, rief er um Hilfe und mit Unterstützung von Haus bewohnern und Nachbarn konnte dies dann geschehen. O * Geising, 6. Februar. (Zn Lebensgefahr) schwebten gestern 2 Damen und 2 Herren aus Laube- gast bei Dresden, die sich zum Wintersport hier aus hielten. Sie wollten sich unter einer 2 Meter überdüngenden, etwa 20 Meter langen Schnee decke photographieren laßen, als diese plötzlich zu sammenstürzte und alle vier Personen unter sich begrub. Der bestürzte Photograph holte so fort Hilfe und es gelang endlich nach großen An strengungen, die schon völlig erschöpften Verschütteten zu befreien. —— Sus Lschlens Umgebung. * Halle a. S., 6. Februar. (Aus Furcht er schossen.) Die Polizei in Quedlinburg nahm den wegen Unterschlagung steckbrieflich verfolgten 18jährigen Willy Schnelle aus Hamburg fest. Bei seinem Transport nach der Wache erschoß sich der Verhaftete. * Kahla, 5. Februar. (Schwerer Unfall.) Don einem bedauerlichen Mißgeschick wurde ein in der Roßschlächterei des Herrn Karl Eeitner beschäftigter Geselle betroffen. Dieser wollte den Gasmotor an laßen: hierbei schlug die Andrehkurbel zurück und der Geselle geriet mit einem Bein in das Schwungrad. Dem Bedauernswerten wurde das Bein zer schmettert, außerdem erlitt er durch den heftigen Rückschlag erhebliche Verletzungen am Hinter köpfe. * Mühlhausen, 4. Februar. (Erhängt.) Hier hat sich ein zwölfjähriger Schulknabe am Pfortenteich an einem Baume erhängt. Der Junge war in seiner schulfreien Zeit als Laufbursche tätig und hatte sich in dieser Stellung Unregelmäßigkeiten zuschulden kommen laßen, so daß ihn zweifellos Furcht vor Strafe in den Tod getrieben hat. die Reise sie nach Hamburg-Großborstel, wo sie die Einrichtungen der Stiftung genau besichtigten, bevor sie die Rückreise nach Schwede» antraten. Die erwähnte Ausstellung wird vom 15. Februar ab in den Räumen des Leipziger Buchge- werbehaufes zu sehen sein. Dabei werden vom Direktor der Dichter-Gedächtnis-Stiftung Dr. Schultze Vorträge gegen die Schundliteratur gehalten werden. Lr. Neue japanische Briefe von Lafcadio Hearn. Soeben erscheint in englischer Sprache ixr dritte Band der „Japanischen Briefe" von Lafcadio Hearn, herausgegeben von Elizabeth Bisland. Nicht bloß wer sich für die Eigenschaften und Besonderheiten Japans und der Japaner interessiert wird diese Briefe des ausgezeichneten Schriftstellers freudig be grüßen, sondern vor allem auch wer sich über Hearn selbst, sein rastloses Leben, seinen allumfassenden Geist und sein künstlerisckies Wesen unterrichten will. Hier finden sich bedeutsame Ergänzungen zu seinen großen Werken über Japan, über Glaube, Sitte, Psychologie und Entwickelung der Japaner, über den Einfluß ihres Klaubens an Vorexistenz und Seelen wanderung auf ihre Lebensführung. Eifervoll stellt sich Hearn dem neuen Japan mit seiner unverhüllten Selbstsucht, seiner Eitelkeit und Oberflächlichkeit, seiner wachsenden Gefühlsarmut und seinem Skepti zismus entgegen. Aber mit seinem an der Kultur des fernen Ostens orientierten Blicke sieht er auch die Mängel unserer Kultur schärfer, freilich ebenso einseitig wie scharf. Er wendet sich gegen die moderne Erziehung bei den westlichen Völkern, verlangte so fortige Abschaffung aller Schulen, indem er beklagt, daß wir die Hälfte des Lebens damit verbringen, uns auf das Leben vorzubereiten. In dem einen Briefe drückt er seine Begeisterung für die buddhisti sche Philosophie und ihren Einfluß auf das Verhalten des einzelnen gegenüber dem Leben und Sterben aus. In dem anderen hält er es für denkbar, daß Europa einmal ganz kosakisch werde: denn „wir wer den zu nervös, zu müde, abgespannt und schlaff im Westen — eine allgemeine Mischung mit barbarischem Blute tut uns not und würde unjere Geisteserzeug- niße verbessern". O I'. Eine mohammedanische Kunstausstellung. In London wird in den nächsten Tagen eine außerordentlich intereßante Kunstausstellung ihre Pforten öffnen, die ihre Entstehung nur den durch die persische Revolution hervorgebrachten Um wälzungen verdankt: eine Ausstellung persi scher Kunst und Malerei, der später eine Schaustellung interessanter archäologischer Funde aus Persien und wertvoller persischer keramischer Arbeiten folgen wird. „Ohne die Revolution würde keines der Gemälde je nach Europa gekommen sein", so erklärte der Leiter der Ausstellung H. Hevorkian. „Sie stammen vor wiegend aus alten illuminierten Manuskripten, von denen nur die reichsten persischen Familien noch ver einzelte Eremplare besitzen. Sic hatten sich stets ge weigert, diese Kunstschätze zu veräußern, aber die Um wälzungen haben so viele Not mit sich gebracht, daß
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