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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.01.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110131021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911013102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911013102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-31
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Lienslag, Sl. Irmusr lSlU Lrlprl-er Layedlstt. Nr. 3j. los. 3stzrpanp. und fiel tn Ohnmacht: durch den hohen Steh» kragen, den er trug, wurde er erwürgt. «. Aschersiebe», 80. Januar, (verunglückt) ist gestern auf den hiesigen Kaliwerken der Berg- arbeiter Paul ff unke au» Quenstedt, der «inen komplizierten Unterfchenkelbruch erlitt. * Megdeburg. 27. Januar. (Jugendliche Abenteurer.) Ein 7- und ein lSjähriger Knabe lieben sich in einem hiesigen Warenhaus«, wo sie sich tagsüber versteckt batten, etnschlirssen. um sich wäh rend der Nacht tn der Leben»mtttelabteilung gütlich zu tun. An allen Abteilungen hatten sie auberdem Waren zusammengepackt. di« sie mitzuneymen gedach ten. Di« Sachen hatten einen Wert von 100 Mar k. Am anderen Morgen wurden di« Knaben schlafend im Versteck ausgefunden. * Robvrg, 30. Januar. (Revolverspielerei.) Im benachbarten Creidlitz spielten gestern abend dr«i Lehrlinge mit einem Nevolver. Dad«t ent» lud sich die Waffe, und das Geschoss drang dem Lehr» ling tzofmannin den Unterleib. Hofmann wurd« lebensgefährlich verletzt in das hiesig« Landkrankenyaus eingeliefert. * Eotha, 29. Januar. (29 Jahre verhei ratet und nicht getrau tl) Im benachbarten Döllstädt lebt ein Ehepaar, das schon 29 Jahre ver- heiratet ist aber, wie jetzt gerichtlich festgestellt wurde, zwar kirchlich, doch nicht standesamtlich ge kraut ist. Der Standesbeamte hatte damals -t« Ein tragung ins Register vergessen. Eine Gerichts- kommission ist am Mittwoch in Döllstädt gewesen und hat unter Zuziehung der damaligen, noch lebend«» Zeugen die standesamtliche Trauung vollzogen. * lllrichshalbe« b. Weimar, 89. Januar. (Eel - t en esEreigni ».) Hier ereignete sich das seltene Vorkommnis, dass drei hochbetagte Altersrentner, da» Ehepaar Gottschalg und der Schwager Gottschalg», die in ä ober Einrgkeit ein Haus b.wohnten, binnen 24 stunden an Altersschwäche starben. Eie wurden in einem gemeinsamen Grab« oeigesetzt. R. Lichtenfels, 30. Januar. (Mordversuch.) Der Lisenbahnweichensteller Treubel ging gestern früh mit seiner Frau von einem Maskenball nach Hause. In der Nähe der Polizeiwache wurde er von zwei Burschen angefallen und von einem der, selben durch Messerstiche derart schwer ver, letzt, datz man an seinem Aufkommen zweifelt. Ein Stich durchbohrte den Magen. s. Zehmitz. 30. Januar. (Mordversuch.) In der vergangenen Nacht ist gegen den Knecht eines hie sigen Gutsbesitzers ein Mordversuch unter, nommen worden. Eine bisher nicht ermittelte Person drang in den Stall ein. in dem der Knecht schlief, und versuchte den Schlafenden durch Betlhiebe zu töten. Der Knecht erwachte bei dem Geräusch, das der in den Stall Eüidringende verursachte, und setze sich zur Wehr, bik auch den Angreifer in einen Finger. Der Täter ergriff die Flucht unter Zurücklassung des Beiles. Tsgeschrmilk. Aschersleben, 31. Januar. (Panik im Kino.) In einem Kinematographentheater kam ?s gestern zu einer ereaten Szene. Während eines Streites ertönte plötzlich der Ruf „Feuer! . Alles strömte den Aus gängen zu. Bei dem Gedränge wurde ein Kind lebensgefährlich verletzt. Eine Frau mit einem drei jährigen Kinde erlitt Quetschungen. Line andere Frau wurde zu Boden geworfen und durch Fusstritte jo zugerichtet, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste. e»»«h«vcken. 81. Januar. (Verhärteter Mädchrnhändler.) Auf dem hiesigen Bahn. Hof« wurde ein gutgekleideter Herr vergastet, tn dellen Begleitung sich zwei Mädchen befanden. Diesen wollte er angeblich in Argent nien Stellung verschaffen. Die Polizei glaubt, den Mädchenhändler erwischt zu haben, der eine grobe Anzahl Mädchen au» dem Saarrevier verschleppt hat. vre»lau, 81. Januar. (Das Geständnis de» Vandenfllhrer») D«r tn Tzenstochau v«rhaft«te Band«nführer Sukionnek gestand 30 Neber- fälle, 14 L«raubungen von Monopolläden und zwei Morde von Eteuerbeamten ein. Er verriet 70 Ge ¬ nossen, die all, verhaftet wurden. No«, 81. Januar. (Die Post von Räu bern »«plündert.) In der Provinz Potenz« wurde di« Post von fünf Bewaffneten angesallen und völlig ausgevlllndert. Die Räuber entkamen unge hindert mit ihrer Beute. Ehrtftiania, 31. Januar. (Erfroren) Die Astenposten" meldet au» Bardos: Von sieden arbeit suchenden Russen sind zwischen dem Falkefjord und Petschenga zwei erfroren. Einer gelangte unter grossen Mühsalen nach Petschenga. Die übrigen kehrten völlig erschöpft nach dem Falkefjord zurück. Parts, 30. Januar. (Ungalant, aber prak- tisch.) Ein unliebsames Abenteuer erlebte die lebenslustige Russin De Daniche. Die nicht mehr ganz junge Frau siedelt« sich mit ihrem 15jährigen Sohn und ihrer Mutter in dem Schlosse Brecourt an. Bald daraus mcnbsie sie in Paris die Bekanntschaft mit dem 28jährigen Baron Wilhelm Wolf. Der junge Mensch wurde der Liebhaber der Dame und lebte mit ihr auf dem Schlosse, wo er sich vollkommen als Herr und Ge liebter fühlte. Vor einigen Tagen kam es zu einem Streit zwischen dem Liebespaare, wobei der Baron di« Russin durchprügelte, ihr eine Kassette mit 5000 Franken und ihren Schmuck im Werte von 30 000 Franken entriss. Er ergriff die Flucht und wird nun von der Polizei in Pari» gesucht. Pari». 31. Januar. (Eifersuchtstragödie.) Ein serbischer Student namens Kastich, der Sohn eines ehemaligen Vizepräsidenten der Skupschtina, wurde von seiner Geliebten aus Eifersucht erschossen. Das Mädchen verübte dann Selbstmord, verletzte sich aber nur lebensgefährlich. Paris, 31. Januar. (Ein Leuchtturm, Wärter erschlagen.) Der Wächter des Leucht turmes der Pele-Insel bei Cherbourg befand sich gestern unterhalb der Befestigungswerke, als plötzlich ein Felsstück herabstürzt« und ihm den Kopf zer schmetterte. Die Untersuchung ergab, dass der Stein von mehreren Artilleristen von der Festung herab, gestossen worden war. Gerichtssssl. Oss wjeüersufnslrmeverkatlren im Gkener Klelnelüsprozetz. (Fortsetzung.) 8- Essen, 30. Januar. Als erster Zeuge wird der frühere Besitzer des Drei-Kaiser-Saales in Baukau, der jetzige Rentier Sichtermann, in dessen Saale die in Betracht kommende Versammlung abgehalten worden war, abgehört. Der Saal war für diese Versammlung durch den Bergmann Tunk für den christlichen Bergarbeiteroerband gemietet worden. Für eine sozialdemokratische Versammlung hätte Zeuge den Saal nicht zur Verfügung gestellt. — Bors.: Kannten Sie den Gendarm Münte? — Zeuge: sang und Schimpfreden nach dem benachbarten Harbke. Erst als man ihnen die weitestgehenden Versprechungen machte und ewig Burgfriede angelobt, liessen sie sich grossmütig herbei, in die Alma mater Julia zurückzukehren und ihre fröhlich betriebenen «tudia wieder aufzunehmen. Den Rektor magnifi- zentissimus Herzog Karl verdross das Treiben, und er gab seinem zornigen Willen dahin kund, die auf sässige Hochschule nach Wolfenbüttel zu verlegen. Mit eindringlichen und beweglick)en Klagen lagen ihm die Helmstedter Bürger im Ohr, und er sah ein, dass er di. Stadt damit an den Rand des Verderbens bringen würde, und lieh die Studenten in Helmstedt, wo sie weiter randalierten, pokulierten und — studierten, wie andcrwans auch. Die letzte Stunde der Alma Julia nooa schlug bald. Nach dem Unglückstage von Jena und Auerstädt flohen die Studenten in Scharen das von Franzosen überlaufene Helmstedt, dem Napoleon, wie er deut lich kundgab, in seinem Welfenhasse durchaus nicht woblwollte. In fernem Dekret vom 9. Dezember 1809 erklärte er die Universitas Julia nova in Helmstedt für aufgehoben. Professoren und Bürger ver suchten alles möglich«, die Ausführung dieses grau samen Befehles auszuhalten. Der französische Prä fekt des Oker-Departement» in Braunschweig wies sie energisch ab, und am 10. Mai 1810 wurde diese Wissinschaflsstätte geschlossen. Einen Nachklang grosser Zeit erlebte Helmstedt noch. Im Mai 1822 sanden sich vierhundert alte Helmstedter Studenten zu einer wehmütigen Er- innerungsfcier zusammen. „Es war, wie wenn von der untergehenden Sonne noch einmal ein Strahl zum Himmel auflenchtet, um schmerzliche Kunde über den grossen Verlust zu geben. Helmstedt verfiel fortan wie Dornröschen tn einen tiefen Schlaf." Nun rüst der Helmstedter llniverfitatsbund zu neuer Erweckung. Wer möchte den pietätvollen Enkeln, die auf der Schulbank, mit ausleuHtenden Augen von Helmstedts grosser Zeit als Hochjchulstadt vernahmen, ihren hochflrezenden Plan verargen. Ver wirklichen kann und wird es sich freilich rn ihrem Sinne niemals. Denn wo tn aller Welt sollen sich die ungeheuren finanziellen Mittel zur Schaffung einer auch nur mittelmässigen neuen Universität in Helmstedt finden! Da reichen auch die grössten Stif tungen helmatsfroker, begeisterter Bürger und de» Adels nrcht aus. Und woher sollen die Professoren und Studenten kommen, die gerade in Helmstedt lehren und lernen wollen! Da» würde immer nur etwas Erzwungenes, Mittelmässige» geben. Und ver lacht und verschmäht zu werden, dessen erachtet sich doch wohl Helmstedt selbst für zu gut, gibt es doch Leute, welch« selbst die Ide« schon für einen ver frühten Aprilscherz halten. Wollte aber der Helm- stedter Univerfitätsbund sein« Ziele niedriger stecken, so wäre ikm leicht zu raten und zu helfen. Alle deut- schen Hochschulen sehen ohne Neid und mit Achtung aus das altehrwürdige Helmstedt, dem Tal ixt. Betret», Mackeldeq, Häberlin senior und junior, v. Mosheim, Henke, Teller und Martini zu hohem Ruhm »er. halfen. Helmstedt unterhält hellte ein« land wirtschaft- lrche Schul« von gutem Ruf: vielleicht liesse fich diese unter Zuhilfenahme -er alten Universität »geLäude und Privilegien zu einem den Akademien gleich, berechtigten landwirtschaftlichen Institut höherer Art ausbauen. Adel und Grundbesitz in der Gegend, die velth«ime in Hartke, da, Sonnerschen- bura d«, alten Gneifenau «erden gewiss gern da. Ihrige dazu tu». vielleicht finden fich einflussreiche und hilfsbereite Donatoren, die Helmstedt ein Forschungs institut der jungen Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft schenken. Hier ist doch ein Weg, und der Kaiser wird sich gewiss den pietätvollen Wün schen des Helmstedter llnioersitätsoundes nicht ver schliessen, der Lcaoemia Julia nova zu neuer Blüte zu verhelfen. — Nur keine Universität, die ewig ein Halbes, Unfertiges bleiben würde, denn woher will — käme es soweit — Helmstedt all die Institute nehmen, deren eine moderne Universität notwendig bedarf? Ich erinnere nur daran, wie schwer es war, den Kampf zwischen Erfurt und Mühlhausen in Thüringen bei der Errichtung einer neu:n Landes heilanstalt der Provinz Sachsen für Mühlhausen durchzufechten. Der Herzogregent von Braunschweig wird, so gern gerade er eine eigene Universität in seinem Lande wüsste, den Plan der Helmstedter mit leidig belächeln. Damit ist dem Helmstedter Uniocrsttätsbunde nicht gedient. Mir schwebt ein anderes und erreichbares Ziel vor. Etwas, das uns fehlt und nottut. Warum sollten die Helmstedter nicht ihre alten Pri vilegien und Stiftungen, sofern sie noch solche haben und darüber verfügen, zum Ausbau einer Aka demie für Kinder des Landes und andere Er wählte auswerten, ihnen Asyl und Mittel zu freier Forschung in allen Geisteswissenschaften und freien Künsten (nicht praktischen Wissenschaften, für die Institute fehlen!) zu gewähren? Dann könnte Helm stedt -um Nutzen und Ruhme der aufstrebenden stadt seinen alten Ruf durch die segensreiche Arbeit for schender Theologen, Juristen und Philosophen, Schrift steller, Dichter, Maler und anderer Künstler, die hier frei von Sorgen und ihrer Arbeit leben, neu begrün den und eine zweite Blütezeit bereiten der ehren reichen Acadenna Julia nooa! ?aul Losiaillubnrx. * Eint« «In« vre-biihn« tn» Alte Thsnter. Der künftig, Leiter de» Stadttheater,, Intendant Marterfteig, erklärte, dass der Gtndau einer Drehbühne im Alten Theater für fein« Pläne unerlässlich sei. Der Rat ist auf diesen vor- schlag «ingegangen und hat gestern in Gemeinschaft mit dem gemischten Theaterausschuss der Stadtverord. ueten «ine Besichtigung der Lüh«« vorgenommen. Klavierabend von Rose Landsman. Die Zu- Hörer im Städtischen Kaufhause erlebten gestern «ine Art konfervatoriumsprllsung. Von d'esem Standpunkte aus sei kestaestellt, dass die Pianistin in der Schul« Pugna» allerhand Technisches gelern: har, dass fi« auch Vortragstemperament besitzt, dass sie ferner versteht, Stück für Stück notengetreu (manch mal auch nicht) vorzuspielen, dass sie mit der Anzahl ihrer Vortragsstücke ins Unendliche strebt, den'Zu hörer zu peinlicher Ausdauer zwingend. Man empfand es durchaus nicht al« dringende Notwendig keit. die Studieneraebniss« einer eifrigen Schülerin anzuhören. Sie soll sich erst in kleineren Etävten ab spielen. im Lebenssturme sich eine Seel« erwerben, und dann — vielleicht wieder zu uns kommen. Bia dabin hat sie vielleicht auch gelernt, Stücke zu spielen, die wir in Leipzig noch nicht gehört haben. Und da» ist gar nicht so schwer. Soll. Jawohl. — Bors.: Er renommiert« wohl «in visschen? — Zeuge: Da» kann ich nicht sagen, er war ein lebhafter Mensch, über den ich «e»t«r nicht, aaen kann. Den Vorfall selbst hat Zeuge nicht ge- «hen. — Zeuge Reichstagsabaeordneter Huä war 895 tn der Redaktion der „Bergarbeiter-Zeitung" ätig und hat den Bericht über die Baukauer Ver sammlung verfasst. Zeuge hat auch der ersten Schwur- aerichtsverhandlung b«ig«wohnt. — Vor!.' Ist Ihnen ausgefallen, dass der Angeklagte Wilttna ver wirrt war? — Zeuge: Ja, er sagte am Schluss, beinah« da, Gegenteil von dem, wa, er am Anfang« gesagt hatte. Thiel und Wilking wurden auch da. durch verwirrt, dass die vernommenen Entlastungs- zeugen abtret«n mussten, während die Belastung», zeugen im Saale blieben. Ich glaube auch, dass Thiel und Willing unter der ständigen Furcht aussagten, gleichfall, wie ihre Kameraden verhaftet zu werden. — Bors.: Und was können Sie uns über die Aus sage Münter, sagen? — Zeuge Hus : Und wenn ich hundert Jahre alt werde, werbe ich den Eindruck dieser Aussage nicht vergessen. Er gab von dem Vor- gange drei Versionen, die sich direkt widersprachen.— Vors.: Von drei Versionen weiss ich nichts. — Zeuge: Die zweit« und dritte Version d-cken sich wohl ungefähr. — Vors.: Münter hat wohl erst nach Vorhaltungen de» Vorsitzenden auch andere Möglichkeiten zugegeben? — Zeug«: Rein, er hatte zuerst jede, auch die geringste Berührung Schröders bestritten. — Vors.: Bei dem zweiten Stoss ist Münter aber dabei geblieben, jede Be rührung zu bestreiten. — Zeuge: Da» mag sein, dafür brachte er hier die neu« Version, Schröder sei aus Angst gefallen. — Staatsanwalt Pfaff: Von wem stammt der Aufruf in der „Bergarbeiter zeitung", es möchten sich Zeugen für den Verfall Miinter/Schröder melden? — Zeuge: Wohl vom Vorstand des Verbandes. — Bors.: In dem Artikel über die Baukauer Versammlung sind aber auch per- sänliche Verunglimpfungen der Gegner enthalten. — Zeuge: Das ging hin und her. — Bert. R.-A. Dr. Niemeyer: In den Akten be findet sich ein Bericht MUnters, in dem gesagt wird: Was Schröder für ein Mann sei, ergebe sich schon daraus, dass er seine Reichstagskandidatur für eine Lage Schnaps an Sachse habe verkaufen wollen. Ist das überhaupt möglich? Hat das überhaupt einen Sinn? — Zeuge: Nein. Sachse kandidierte 1898 in Waldenburg, während Schröder hier in Essen kandidierte. — Zeuge Dr. Franz Lütge nau hat über die erste Schwurgerichtsverhanvlung eine Broschüre verfasst „Geschichte und Glossen de» Essener Meineidsprozesses". — Vors.: Meinen auch Sie, dass die Zeugen in dem Prozesse Margrafs verwirrt waren? — Zeuge: Offenbar glaubte der damalige Vorsitzende den Entlastungszeugen nicht, und seine Vorhaltungen wurden immer schärfer. Es herrschte eine peinliche Stille im Saale, und diese äussere Situation drückte auf die Zeugen. Das war jeden- falls mein Eindruck. — Bors.: Und welches ist Ihr Eindruck über die Müntersche Aussage? — Zeuge: Er hat mit seinen Aussagen häufig gewechselt. Erst hat er bestritten, Schröder überhaupt berührt zu haben. Er meinte, Schröder sei betrunken gewesen und deswegen gefallen. Das konnte er nicht aufrecht erhalten, und sagte dann, Schröder sei wohl gefallen aus Angst vor seinem, Münter». energischen Aus- treten. Schliesslich aab er auf Vorhalt des Vor. sitzenden die Möglichkeit zu, Schröder berührt zu haben, und zwar mit der Brust. Dadurch könne Schröder vielleicht gefallen sein. — Zeuge Gewerk- schaftssekretär Bartel- Dortmund mar Auqen- und Ohrenzeuge, als Anfang der 90er Jahre sich Schröder mit grösster Schärfe im internen Parteitreu« gegen den dem Anarchismus zuneigenden D«ub wandt«, der den politischen Nteineid verteidigte. — Deu Schluss der Sitzung bildet die Verlesung der Auslage des im Mai 1910 im Krankenhaus Friedrichshain in Berlin nach einer Gallensteinoperation verstorbenen Gendarmen Münter. Hierauf wird die Weiterver handlung auf Dienstag vertagt. Spart. Wintersport. Wetterdepeschen aus Wintersportplätzen vom 30. Januar. btt 8»kn- rlrlio» Z Z Z ß ss «KKI «u>4 « ! « »eil e«tt«5- 4,»m» Iwiwt ,L - s « !d > zN 8i> <i.8o4e> ,«t dl» üd.-»5«mm- düd«>. 8od«1«!xd 8»dn„. 8,»,ed,s, 111» tori- »td,«,4 OKÜ5.) 0d„I>ot -« a o 8,d»I,>rd. ,8tl>, 8,6,1. LKIdMnr. ,»ntir. 8t. in4s«»» i»45.»> d«5g — -4 8eksi,s- « - !ts»idsnj — 581. > 8,dI1N«» 8edl,«,s»! i 8 Wintersportbericht aus dem bayrischen Hoch land vom 30. Januar. Sonthofen: Schneehöhe «0 cm, — 8 Grad, etwas bewölkt, Schnee, Sonnenseite harschtig, Schlittenbahn aut. — Kempten i. Al- gäu: Schneehöhe A) em, —1 Grad, prächtiges, wolkenloses Wetter. Letzte Nachrichten. rlelchstassads. Paul Singer f. * Berlin, 31. Januar. (Gig. Drahtmeld.) Der fazialdemokrattsche Reichatagsabgeordnete Paul Singer ist heute mittag im Alter von 67 Jahren gestorben. Mit Paul Singer ist einer der wenigen „Alten" der sozialdemokratischen Partei Deutschlands au» dem Leben gegangen. Eigentlich der Vorletzte, denn nun bleibt nur noch Bebel von den einstigen Grössen übria. Singer wurde am 18. Januar 1844 in Berlin geboren, Kat also soeben da» 67. Lebensjahr vollendet. Er besuchte von 1851—1858 die Realschule, erlernte dann den Kaufmannsberuf und wurde 186S Mitbegründer einer Damenmäntelfabrik unter der Firma Gebr. Singer. Politisch gehörte er seiner Denkweise nach ursprünglich der demokratischen Partei an, erst später wendete er sich der Sozialdemo kratie zu. Al» tm Jahr« 1878 da» Sozialistcngeletz in Kraft trat und der Belagerungszustand über Berlin verhängt wurde, liess Singer der damals im geheimen bestehenden Berliner sozialdemokratischen Organi sation unter der Hand reich« Spenden zukommen, wi« er denn auch viel« Ausgewiesene au» leinen Mitteln unterstützt«. Im Jahr« 1886 «rreicht« auch ihn die Ausweisung, wa» Ihn veranlasste, da, Jaqr darauf au» dem Geschäft auszutreten und sich ga«^ der polt- tischen Tätigkeit hinzugeben. Schon im Jahre 1884 «ar Singer tm 4. Berliner Wahlkreis (Verlinkst) tn den Netchstaa gew^lt worden, den er seitdem un- unterbrochen, also 27 Jahre lang, vertreten hat. In dem genannten Jabre war Singer auch in da» „Rote Haus' hineingewäylt, d. h. Stadtverordneter ge worden. Seitdem ist Singer sowohl Vorsitzender der sozialdemokratischen Reichstagssraktion, als auch der sozialdemokratischen Stadtverordnetenfraktion in Berlin gewesen. Meistenteils wurde er auch auf allen Parteitagen, die die deutsche Sozialdemokratie abhielt, zum Vorsitzenden gewählt. Ebenso nahm er an den internationalen Bestrebungen regen Anteil und war Delegierter auf den Kongressen zu Brüssel, Zürich, London, Paris usw. Sein Einfluss in der Partei war bedeutend. In letzter Zeit aber, als die „Alten" vereinsamt standen, weil der Tod ihre Reihen gelichtet hatte, konnte er nicht mehr so zur Geltung kommen, wie ehemals. Singer war mosaischen Glauben» und ein sehr vermögender Mann. Sein Geld kam den Bestrebungen seiner Partei vielfach zugule: bemerkt sei, dass auch di» „Vorwärts'.Druckerei Paul Singer K Co. firmiert. In den Kreisen der Partei wird sein Tod schwer empfunden werden. Der Titz des Kolonialgerichtshasr». Berlin, 31. Januar. (Eig. Drahtmeld.) Die Kommission de» Reichstages bestimmte entgegen dem früheren, von der Regierung als unannehmbar er klärten Beschluss, nach dem Hamburg als Sitz für den zu errichtenden Kolonial, und Konsular, ge richt »Hof vorgescblagen wird, mit 7 gegen 0 Stimmen, bei einer Stimmenthaltung, Berlin als Sitz des Gerichtshofes gemäss der Vorlage. Sin Kolossalgemälde Klingers für Chemnitz. vv.< Chemnitz, 31. Januar. (Eig. Drahtm.) Wie die „CH. N. N." melden, bat der Geh. Kommerzien rat L o ge l zur Ausschmückung des Stadtverordneten sitzungssaales des Neuen Rathauses ein grosses Wandgemälde „DieArbeit" gestiftet, dessen Ausführung dem bekannten Leipziger Maler und Bildhauer Max Klinger übertragen worden ist. Fahrt des „M. III" nach Gotha. Berlin. 31. Januar. (Eia. Drahtmeld.) Das Militärluftschiff „M. 111" ist heute früh 8'/z Uhr vom Tegeler Schiessplatz zu einer Fahrt nach Eotha aufgsliegen. Bitterfeld. 31. Januar. (Eig. Drahtmeld.) Das Militärluftschiff „M. III" passierte 10 Uhr 45 Min. Bitterfeld in der Richtung auf Halle. k. Weimar. 31. Januar. (Eig. Drahtmeld.) Das Militärluftschiff „M. III" überflog gegen ',42 Uhr m glattem Fluge Weimar. Eotha. 31. Januar. (Eig. Drahtmeld.) Das Militärluftschiff „M. III" ist um '/42 Uhr vor der Luftschiffhalle in Gotha in Gegenwart des Herzogs Eduard glatt gelandet. Da» Urteil gegen die Nektorswitwe Herberich. * Nürnberg, 31. Januar. (Eig. Drahtmeld.) Das Urteil gesscn die Rektorswitwe Herberich ist, nach einer Vlättermeldung, rechtekräftia geworden, da die Verurteilte keineRevision eingelegt hat. Eisenbahnunglück. cZ Petersburg, 31. Januar. (Eig. Drahtmeld.) Auf der Strecke Wjatka—Petersburg ist ein Per son e n z u g mit einem Güterzuge zusammen gestossen. Zahlreiche Personen sollen getütet oder verletzt worden sein. Die Pest. j. London. 31. Januar. (Priv.-Tel.) Aus Chardin wird gemeldet: Die Häufe», deren Bewohner der Pest erlegen sind, werden nieder gebrannt. Leichen, die von Hunden asi- gefressen wcro.'n, liegen auf der Strasse. Bisher find nur 24 Europäer gestorben. ». Peking, 31. Januar. (Priv.-Tel.) In Chardin greift die Pest weiter um sich. Die Zahl der Toten ist auf täglich 208 gestiegen. Alle Re- grerungsmassnahmen zur Bekämpfung der Seuche werden durch das Verhalten der Bevölkerung zu nichte gemacht. Diese sucht ihr Heil in der Fluch t. Grosse Scharen wandern südwärts. Der W«g der Wanderer wird durch Tote bezeichnet. Leyte Ssnüelsnsckrichlen. !r. Berlin, 31. Januar. (Priv.-Tel.) Zu der im heutigen Börsenbericht erwähnten Angelegenheit, die die Tendenz cm der zweiten Börsenstunde störte, er ¬ fahren wir noch, dass es sich um ein angesehenes Berliner Bankgeschäft handelt, das Selbstexeku tionen vorgenommen hat. Die Verluste werden von der einen Seit« auf 600 000 -4t, von anderer Seite aber auf 2 Millionen angegeben. Ueber die Art der Verluste kursieren verschiedene Versionen. Nach der einen Ansicht soll es sich um Unterschlagungen, nach einer anderen Version um verfehlte Spekulationen, nach einer dritten um schlechte Grundstücksbcleihungen handeln. ZI ^«»nar. riaoddürv« 2 vdr 45 Ulo. »riöit,»«,, 8»,4,l»r,„1U4>> 0„«,l»4I„ 8„» 8»»d 0l»»„i» v,«4,„ 8»» e,n«-»id»8 8,i,s»d.»i.8„4i>. 8,,,»«», 8«a »I«« 8»i»d,„„, u»44d« l>.e. i.viwfrced. s«8»,»»rla««d. k »,«n, >»»t»d« 8,1I>«„, v4«»4» Un„ld»d»,» U„<41«»»Id»!>, 0in,l«^,d,d» »'n,, 8„„>Ä> *^,8»„«i,» 4», ei«,«. S« iSl>r„ 8«,^ 185»,« l1>5»,»1«« t.»U5»44N, Ud,5Llk»,!>^,». 1S6.Z7 U„5». 84,1». >>5. 8vl. «t5U*d. .»,»«U-l5»l cli«», u„i,ed-U^,5,« tIE. S 8,1,», !>«.,. ,1,4t. t»U», Z, 8„» 1 8»,« I>NiU ».»5,«» »d«,»i5 rs 0,-, rri« dt»U .»,«, 1»8,— r4«.»»» »r Lodtoinknr», Z l-dr >„44. tta,4 »»»» ll, ii,. d<5„^ li5»4«1,„ I»uc»,4d «»»„ 1, rr»4 »»» «en«, G«4». »hetredatteue: Le. «»»»«» »»«„»«e». «nanN»mrtltw« N*»alln»r«: tzür volUU D». ». »km»«, lokal« »nd lüsfttch, »aaele^nde'tei,, LoaeS-rroMl «w SermN««» Ni. ». 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