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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.01.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110126014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911012601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911012601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-26
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Brzug-."Preis M It»« »»«ch Lkta« »o» i««l tt,I«ch i>» Hao« >«dra»i: UV ivootl., K.7V^U V«1 uu«o o. »a- V»"— »««kd»U, 7S «aaall^ U.tS ^e »«rMltdrl. Var» dl« Vast: wmrdald L«ui>ch»»»d« und l>«r d«Nch« a,l«>« »irrleliLtzr». it.SV «»natl. I«r< oullch^. lioNdrlleUgrld. ,'>rroer i» vrt-i«», Ltn«marl, b«n Donaoüoarea, Jtali«. Lurrmdoro, ^irdrrlood«, Air» L«a«. Orltrrrria Ungar«. ckodlaa», k<tu»«v«, Schweiz «- Hpaniea. Io all«» üdngra Liaatrn our dir«V durch »t« <*chcht>l«lielle de« «lalle« rrdä.Ulch. La« Uelpziqei Tagedlan erlcheiul /«al lägUch, Loo», a gchrrlag« »ai >d«»a«. r»l-»nna>,««, Uo,ol>»«v>atz >< d« nnirrr» trtgrrn, .ZUiat«n. Sprd>«ur« »ad Loaadmetzellen. >,w,e Polltmler» imd Vnetrrtgrrir rtN,«I»»rl«»l«pr«i« »«, vi^a«» «Sgab« 1V d« /ldeod >o«aad« S ««daMoo »ad »eschalliaell« Johann >«gafte n. gocachoochll t4ÜU!h i4«vh i4E. Morgen-Ausgabe. MpMerTagtblait Handelszeitung. Amlsvkatt des Aales und des Volizeiamtcs der Lladt Leipzig. Änzelgeu-Preis Or Ioleroa «« r«vvg un» Umqeduoq di« 8-«lpaItro, SS w« droi« vrttr»«tl» L> ». di, 74 aus dr«ua 0t»Na<«»«i, l »»« ««wart« D 4^. «teklam« i.Ll Jnierair ,« «eddrdeo » «mttlch« Leil dl« 74 al« brr«« P««»«tl, 40 Gchchairsanleiqen <nu v atzoonchriil« and i» der Sdendaulaad« >u> trr«>„ erhöht. Xiadari nach Larck lveilageaedühr s 0. Lauleod exL. Poltgevudr. griietteilr« Auitrüg« wnnen nicht zorSL» gezogen werden. Zür »a« Eriche,ne» an destlmmren lagen und Plätzen wir» kein« uiarann« übernommen. Lnzetgen-Annahme, Lugoltolvlatz der Itmkllchen Ailralen u. allen ünnnnreo- Expedttionen de» In» und Sullandes. Haotzr-chtllal« Verl»« Carl Lu acker. 0<r»uht Paar. Hofdll^ Handlung LUtzowIirahe IL <LeI-vd-a VI. 4«»). Hauot-Stllale Lrr«bear keeür rtze 4. l lLele^han 462t>. Ar. 26. 105. Jahrgang vonnerstsg, üen 26. 3snusr l9ll. Das Müitlglte. * Der Reichstaa beendete am Mittwoch die zweite Lesung des Reichswertzuwachs- steuergesetzes. sS. Reichstaasbericht.) * Der Reichstag wies die Fernsprech- gebührenordnuna an die Kommission zurück. sS. Reichstaasbericht.) * Der Papst nimmt in einem Antwort schreiben Stellung zu den Beschlüssen der letzten Fuldaer Bischofslonferenz. lS. Dtschs. R.) * Der französische Gesandte im Haag gab dem niederländischen Minister des Aeußern im Auftrage Pichons eine Erklärung ab. betr. dessen Kammer rede über die Befestigung Vlissingens. sS. Letzte Dep.) * Der Leiter des Berliner Armenwesens Stadtrat M ü n st e r b e r a ist g e st o r b e n. sS. Tageschr.) * Die Pestepidemie in der Mandschurei ge staltet sich neuesten Nachrichten zufolge als eine der b e f t i g st e n. die je gewütet haben. sS. d. bes. Art.) Japanische llaüermürüer. Die im Sonnenaufgangs-Lande entdeckte und nunmehr abgeurteilte Verschwörung gegen das Leben der kaiserlichen Familie wird von Kennern der Landesgeschichte als ein außerordentliches Vorkommnis betrachtet. Das wäre ein beson derer Ruhm Japans. In den vorderasiatischen und den osteuropäischen Reichen war von jeher der Thronwechsel durch Mord die Regel und der Uebergang der Herrschaft im Erbwege die Ausnahme. Auch zwei Jahrtausende zusammen hängender Ueberliefcrung Westeuropas sind mit Fürstenmord angefüllt und leider ist auch die deutsche Geschichte nicht frei davon. Der Anschlag des Dr. Kotoku und seiner Spießgesellen trägt nicht die Züge asiatisch-ost europäischer Palastrevolutionen von der Zeit des Terxes bis auf Alexander Obrenowitsch. Er paßt sich als ein Glied in die lange Kette der anarchistischen Verbreche n ein, die durch die Tötung von Monarchen oder sonst aus gezeichneter Personen das Prinzip der Monarchie oder des Kapitalismus zu erschlagen wähnen; die Person des Umzubringenden ist ihnen gleichgültig. Es handelt sich um die übertragbare Seuche eines ausnehmend ver bohrten Fanatismus, die ihrer ganzen Natux nach ungeeignet ist, in irgend einem Volkskörper tiefere Wurzeln zu schlagen oder gar zu einem politischen Ziele zu führen. Man würde also unrecht tun, von dem hoch verräterischen Unternehmen der 26 auf eine be ginnende Entartung des japanischen Volks geistes zu schließen. 2m Gegenteil: die An eignung der westlichen „Zivilisation", deren Intensität Japan so schnell an die Spitze der nichtchristlichen Völker gebracht hat, erschiene unvollständig, wenn nicht auch der verbrecherische Anarchismus eingeschleppt wäre. Es ist sehr möglich, daß die rasche Modernisierung der lei tenden Stände Japans, die seine heutige Stärke begründet hat, auch den Keim seines künftigen Verderbens birgt. Allein das steht auf einem ganz anderen Blatte: von den zwei Dutzend Literaten und Blaustrümpfen, die sich an der mit pseudo-wisienschaftlichem Besatz auf, getakelten Schundliteratur des internationalen Anarchismus verlesen haben, wie Don Quijote an alten Ritterbüchern, wird das imponierend emporgestiegene Neu-Japan nicht untergraben werden, auch wenn sie trotz der harten Bestra fung Nachfolger finden sollten. Die giftigen Früchte aber, mit denen der Bruch mit tausend jähriger nationaler Art das schneller als das Rußland Peters europäisierte Japan bedroht, sind heute noch nicht reif. Gefährlicher sind seine sozialen Gebrechen älteren Ursprungs. Die politische Umwandlung ist im Grunde äußerlich geblieben. Das Japan Kaiser Muzuhitos hat die parlamentarische V"rsassung angenommen, wie Peters Rußland den Absolutismus, der damals die Modeform des außerenglischen, also des der politischen Mode unterworfenen Europas war. Aber trotz aller theoretischen Aneignung unserer Ein richtungen hat die seit der Revolution von 1868 fortgesetzte Entwicklung bloß das tatsächliche Ergebnis jener Umwälzung ausgebaut, daß die Herrschaft des Hochadels durch den Kleinadel ersetzt wurde. In die Tiefen des Volkes ist sie nicht eingedrungen. Die wirtschaftliche Lage des niederen Volkes ist genau so gedrückt geblieben, wie sie zwei Jahrhunderte hin durch war, solange der Schogen an der Spitze der Daimios den Mikado und die Samurai in Schach hielt. Es wäre schlimm für Japan, wenn es in naher Zukunft anders, wenn das Schlachtgeschrei: „Emanzipation der Arbeiter!" auch dort Ernst würde und an die Hebung ihrer wirtschaftlichen Lage, also an eine grundlegende Umgestaltung des Lohn-Systems herangetreten werden müßte, ehe ihre kapitalistischen Voraus setzungen sich erfüllt hätten! Wer heute an der sozialistischen Organisation der Arbeiterklasse sich betätigt, versündigt sich in unverstande nem Philanthropismus schlimmer am Wohle Japans, als die verrannten Fanatiker, die Europas Bomben ins Land schleppen. In der Tat aber ist eine sozialistische Partei im Werden begriffen! Rußlands warnendes Beispiel sollte den Besiegern Rußlands eindringlicher vor Augen stehen! Auch Japans anderes Gebrechen spiegelt die Schwäche des Zarenreiches. Die Korruption ist auch hierzulande eine eingewurzelte Krank heit, kein neuzeitliches Ereignis. Schon im 18. Jahrhundert hat sie die Oeffentlichkeit er regt, aber ohne dauernde und ausgiebige Heilung zu finden. Sie tritt freilich nicht so sehr in der Käuflichkeit des Beamtenstandes zu tage, wie in dem allgemeinen Mangel an Treue und Glauben im Handelsverkehr. Aber dieser Mangel ist für Staat und Volk nicht viel minder bedenklich als die Unehrlichkeit der zarischen Staatsdiener. Es wäre sehr beklagens wert, wenn das Streben der Besseren nach Hebung der Volkskultur an der Erweiterung des Wissensstoffes haften bliebe und die sittliche Erziehung hintansetzte. Das charakterlose Rüt teln an der Landesart, besonders auch an der Landesreligion, ist beileibe kein günstiges Zeichen für die Erkenntnis der wahren Be dürfnisse des Volkes! Auch der Anarchist Kotoku war ein Abtrünniger seines väterlichen Glaubens! Unrichtig ist es, die strenge Bestrafung der Verschwörer als einen lleberrest altasiatischer Barbarei zu beurteilen, weil der Anschlag noch in der Vorbereitung stecken geblieben, nicht bis zum Versuche gediehen war. Das bis 1871 geltende preußische Strafgesetzbuch bestrafte sogar den Hochverrat in der allerweitesten Ausdeh nung seines Begriffes mit dem Tode. Es darf den Neu-Japanern nicht verargt werden, daß sie einen ausgiebigen Schutz der Person ihres Staatsoberhauptes fortbestehen lassen. Den Staatsgedanken in seinem persönlichen Dar steller nachdrücklich zu schützen und zu weihen, ist wahrhaftig nicht Japans schlechteste Ueber- lieferung! Die Sofislüeuwlrrstie im preutzilchen Lsnütsg. Das preußische Abgeordnetenhaus hat wieder ein mal seine liebe Not mit den Sozialdemokraten. Herr Hofsmann, der fröhliche Deutschoerderber, den man ehedem den Zehngebote-Hoffmann hieß und in weiten berlinischen Kreisen, die sozialdemokratischen mit eingeschlossen, verlachte, ist zur gewichtigen poli tischen Persönlichkeit geworden, in der sich den preu ßischen Landboten der Uebermut der Sozialdemokratie verkörpert und gegen die die bürgerlichen Parteien io oorpors und ex oilioio vorgehen. Am Montag ist eine gemeinsame Erklärung der bürgerlichen Parteien gegen Herrn Hoffmann verlesen worden, und am Dienstag durchschwirrte die Wandelgänge des hohen Hauses das Gerücht: man wolle, nachdem di« sozial demokratische Fraktion mit jenem sich identifiziert >abe, noch stärkere Geister beschwören, und unter Um winden die ohnehin im Vorjahre verschärfte Geschäftsordnung von neuem ver- chärfen. Bis zu Tatsachen haben sich die Gerüchte nicht verdichtet. Präsident v. Kröcher begnügte sich mit der Androhung einer Verschärfung der Ord- nunasbestimmungen, und wir wollen hoffen, daß es damit sein Bewenden hat. Denn mit derlei Planen würde es gehen wie mit den Moabiter Monstre- Prozessen: man würde mit ihnen nicht ans Ziel kommen. Wir wollen zunächst versuchen, mv« ir» so strulio, mit jener Objektivität, die sich nichts vergibt, wenn sie auch dem anerkannten Gegner gegenüber gewahrt wird, den Kasus noch einmal oorzutragen.' Am letzten Freitag machte Herr Hoffmann einen, wie wir chne weiteres zugeben, ungehörigen Zwischenruf. Der Präsident konnte ibn rügen, und von Rechts wegen sollte er's auch. Aber Herr v. Kröcher ist, was er, wenn die Sozialdemokratie in Betracht kommt, sonst keineswegs ist — er selber sagt's —, „gutmütig". Er erklärt Herrn Hoffmann einfach von oben herab: „Sie, Herr Hoffmann, nehme ich nicht ernst, sonst würde ich Sie zur Ordnung rufen." Wir sagen nicht, daß wir die Empfindungen des Herrn Präsi denten nicht verstünden; uns selber geht es nicht viel anders. Auch wir vermöchten Herrn Hoffmann, der sich in neun Zehnteln der Fälle mit Bewußtsein als derben Spaßmacher gibt, nicht recht ernst zu nehmen. Aber derPrLsident des Abgeordneten hauses befindet sich in einer anderen und, wie wir gleichfalls einräumen, unbequemeren Lage als wir. Er mag es beklagen, daß das Vertrauen der sozialdemokratischen Herdenmenschen just diesen grotesken Komiker mit der Würde des Volksvertreters schmückte, aber ändern kann er's nicht. Und in seiner offiziellen Stellung als unparteiischer Hüter der Ord nung des Hauses muß ihm der pp. Hoffmann genau so viel gelten wie jeder andere Abgeordnete. Er soll auf Verstöße achten und Verstoßende auf Grund der in seine Hand gegebenen reichlichen Gerechtsame ab strafen, aber über die persönlichen Qualitäten der einzelnen so beiläufig in einem Anflug von Gut mütigkeit oder besonders guter Laune Urteile abzu geben, hat er kein Recht. Herr Hoffmann hat sich dann selber sein Recht genommen und am Schlüße der Freitagssitzung den Präsidenten beschimpft. Das war ganz im Stile seiner erlesenen Persönlich keit, und wenn die bürgerlichen Parteien sich solche Vergröberung der parlamentarischen Sitten energisch verbaten, so mag man das unter diesem Gesichtswinkel gern verstehen und billigen. Aber damit sollte mau's auch genug lein laßen. Nicht nur, weil der Herr Präsident selber in diesem Falle nicht ohne Schuld und Fehl war, sondern weil man überhaupt auf Spatzen nicht mit Kanonen schießt. Es ist doch seltsam, wie wenig wir aus den Erfahrungen anderer zu lernen vermögen. Daß der einzelne das nicht zuwege bringt und des halb immer von neuem dieselbe Schule des Leidens durchwandern muß, die vor und neben ihm schon un zählige andere durchliefen, wißen wir. Seltsamer ist, daß auch für Politiker, die doch von Rechts wegen auf dem Boden der Vergangenheit fußen sollen, frühere Erfahrungen so wenig gelten, und daß sie darauf erpicht sind, alles selber zu erleben. Was das preußische Abgeordnetenhaus jetzt mit Herrn Hoff mann und seinen Genoßen durchmacht, das alles hat auch derReichstag durchgemacht, als die Sozialdemokratie in ihm nur erst ein kleines Häuflein war. Auch dort hat sie in ihren Flegeljahren ihres Daseins höchsten Zweck in ruhestörendem Lärm gejuckt und gefunden. Später ist man doch zu einem rncxius vivencki mit ihr gekommen; die sozialdemokra tischen Abgeordneten sind nicht gerade angenehme Kollegen geworden — dazu zwingt der sozialdemokra tische Parteikant sie schon zu sehr zur gesellschaftlichen Abstinenz —, aber man hat mit ihnen doch zu leben gelernt. Nicht anders wird es dem preußischen Land tag mit seinen sozialdemokratischen Mitgliedern er gehen. Wer sind denn diese Ströbel, Karl Liebknecht und Adolf Hoffmann? Männer, die von den Urteils fähigeren und Geschmackvolleren in den eigenen Reihen zumeist als peinlich kompromittierende Ge fährten empfunden werden. Die soll man wirklich nicht tragischer nehmen, als sie's verdienen. Gewiß sind sie, wenn sie wider die Ordnung des Hauses und die gute Sitte sündigen, in ihre Schranken zu ver weisen. Aber man sott doch nicht, wenn der eine oder andere dieser unpolierten Geister sich einer Sprache be dient, die in diesem Hause früher nicht gehört wurde, wähnen, die Säulen des preußischen Staates gerieten in Gefahr, von irgendeinem blinden Simson umge stürzt zu werden. Wir sind eben alle zusammen z u nervös geworden. Wir wollen uns aber doch nicht ins Unrecht setzen laßen und der Sozialdemokratie zu billigem Märtyrerruhm verhelfen. Darin beruht einstweilen die hauptsächlichste sozialdemokratische Gefahr. Eine neue Erklärung über üen Untstt ües „U. 111". Berlin, 25. Januar. sTelegramm.) In der V u d g e t k o m m i s s i o n des Reichs tages erklärte auf die Anfrage über die Ursachen des Unfalls des Unterseebootes „II. 3" der Staatssekretär des Reichsmarineamtes v. Tirpitz: „Der Waßereinbruch in das Boot erfolgte durch den nicht völlig abgeschlossenen Ventila tionsschieber des Mastes, deßcn Gestänge fest- aesrcßen waren, kurz bevor der Schieber auf der Null stellung stand. Nach der Lage der Dinge kann niemandem von der Besatzung hieraus ein Vorwurf gemacht werden. Bemerkt sei, daß unsere Untersee boote von „H. 5" ab einen doppelten Ventilations schieber haben, und daß aus dem Boot „II. 3" ein zweiter Schieber eingebaut werden sollte. Durch den Waßereinbruch in das Hinterteil des in Trimmlage befindlichen Bootes trat sofort eine relativ starke Senkung des Hecks e-n, wodurch der Waßereintritt mit Zunahme des Wasserdrucks vermehrt wurde. Die sofort angestellte elektrische Lenzpumpe ver sagte aus näher zu untersuchender Ursache. Erst hierdurch wurde die Undichtigkeit des Ventilations schiebers zur Kalamität. Der Versuch des Komman danten, das Boot auf das Land zu steuern, mißlang bald, weil die elektrische Kraft versagte. Im Innern des Bootes geschckh dann alles ruhig und zielbewußt, was auch schon durch die amtlichen Ver öffentlichungen bekannt geworden ist. Di« Mann schaft ging auf Befehl des Kommandanten in den Dugroum. schloß die wasserdichte Tür ab und dichtete sie noch durch Taschentücher und Stangen gegen die nachdringenden schädlichen, den ausgelaufenen Akku mulatoren entströmenden Gas« ab. Erwähnt sei nochmals, daß es leider keinen ver wendbaren Ersatz für mit flüssiger Säure gefüllte Akkumulatoren gibt. Sonstige schädliche Gale. mie sie bei Unterseebooten anderer Nationen gelegentlich aufgetreten sind, verstanden wir zu vermeiden.— Der Kommandant begab sich trotz des Abredens der Besatzung auf feine Manöoerstation im Kommando turm, von wo aus er die Häbne der Ausblaseoorrich- tung weiter bediente. Er verzichtete auf die Mi.» nähme der vorhandenen Atmungsflaschen, da er anscheinend annahm, daß dies entbehrlich fei. Der Staatssekretär gab dann eine eingehende Schilderung der Rettungsarbeiten und begründete noch mals, warum es nach Lage der Dinge von allen Ge sichtspunkten aus richtig gewesen ist. zunächst noch die vorhandenen Schwimmkräne zu den Rettungs- arbeiten heranzuziehen. Er weist hierbei auf das große seemännische Geschick hin. mit dem später der „V u l k a n" bei dunkler Nacht und Seegang über das wieder versenkte Unterseeboot placiert worden sei. und ebenso darauf, daß das Hißen des Bootes, der erste wirkliche Rettungsversuch dieser Art. nach dem Anschlägen der Takel glatt vonstatten ging. Er er wähnte, daß die Insassen des Turmes aenau auf den Stellen gefunden worden sind, die ihnen ihre Tätig keit nach der Manöverrolle zuweist. Die Haltung und ihr Gesichtsausdruck ließen auf ein ruhiges Ent schlafen ohne Todeskampf durch allmählichen Mangel an Sauerstoff schließen. Der Matrose Rieper gab. als er durch einen Offizier heraus getragen wurde, noch deutliche Lebenszeichen von sich. Hervorgehoben sei nochmals, daß das Ver halten der Besatzung in jeder Richtung vorzüg- l i ch gewesen ist, Ingenieure und Offiziere taten im besonderen vollauf ihre Pflicht und behielten den Kopf oben: sie waren die letzten, die das Boot ver ließen. Alle Gefahren würden sich bei einem Be triebe wie das Unterseebootfahren nicht ganz aus schalten laßen. Immerhin sei es uns gelungen, eine ganze Reihe von Gefahrenquellen zu be- feitigen. Auf das Vermeiden schädlicher Gase sei schon oben hingewiesen worden. Unsere Boote hätten im Gegensatz zu denen anderer Nationen druck- feste Schotten. Dieses Schottinstem würde bei neuen Booten noch weiter ausgebaut werden. Alle vorhandenen Sicherheitseinrichtungen, wie Televhin- boje, Hebeboje, Schlippen des Bleigewichtes, Luft zufuhr von außen. Lufterneuerung von innen, hatten gearöeitet und zur Rettung der Leute wesentlich bei getragen. „II. 3" sei dabei ein älteres Boot: die neueren verfügten über noch vollständigere Einrichtungen, so z. B. sei es möglich, dort auch dem Kommandoturm von außen frische Luft zu zuführen. Selbstverständlich seien durch diesen Unfall eine Reihe von Erfahrungen gemacht worden, die eingehend durchdacht und für die Vermehrung der Sicherheit des Personals benv^' werden würden. Man könne mit Recht sagen, daß wir bezüglich der Sicherheitseinrichtungen hinter keiner Na tion zurck ständen. Die Unterseeboots besatzungen hätten alle Ursache, diesen Sicherheitsein richtunqen zu vertrauen." Zur Ginfütlrung von Jugenügerichten. Bei den Verhandlungen über die Neugestaltung des Strafverfahrens gegen Jugendliche in der Straf prozeßkommission des Reichstages sind von der Re gierung interessante Erklärungen abgegeben worden, denen wir folgendes entnehmen: Die Vorlage stehe grundsätzlich auf dem Stand punkte, daß Jugendlichen gegenüber eine Bestrafung nur eintreten sollte, wenn nicht Erziehungs und Besserungsmaßregeln oorzuHiehen seien. Erne Verwischung der Grenzen zwischen strafe und Erziehung habe dieser Standpunkt nicht zur Folge; der Entwurf sei im Gegenteil bemüht, diese Grenzen möglichst scharf zu ziehen. Daß nach gel tendem Rechte in zahlreichen Fällen Jugendliche straf rechtlich verfolgt und bestraft werden müßten, obwohl erzieherische Maßnahmen vorzuziehen seien, und daß die Bestrafung häufig mehr Schaden als Nutzen stifte, könne ernstlich nicht geleugnet werden. Es werde bewiesen auch durch die Ergebnisse der Kriminal statistik. Die Bestrafungen Jugendlicher auf das nötige Maß zurückzuführen, sei deshalb dringend ge boten. Wenn man aber diese Forderung als berechtigt anerkenne, so müße man oeim Verfolgungs zwang der Staatsanwaltschaft einsetzen. Man dürfe nicht in Fällen, in denen von vornherein erhelle, daß Erziehung-- und Besserungsmaßregeln einer Be strafung oorzuziehcn seien, erst das ganze Strafver fahren durchführen, um schließlich doch mit einem Ver. zicht auf die Bestrafung zu enden. Bei der Aufgabe des Versolgungszwanges die Verbrechen auszu nehmen, sei nicht angängig, weil nicht selten strafbare Handlungen Jugendlicher, obwohl jie begrifflich ein Verbrechen darstellten, recht geringffigige Verfehlun gen seien, die lediglich zu erzieherischen Maßnahmen Anlaß gäbe. Dem Ermeßen der Behörden durch Fest legung des vollendeten sechzehnten Lebensjahres eine Grenze zu ziehen, sei schon deshalb mißlich, weil unter Umständen auch darüber hinaus Erziehungs- und Besserungsmaßregeln einer Bestrafung vorzu- ziehen sein würden. Eine solche Begrenzung trage außerdem, da man im allgemeinen doch wohl an der Grenze des vollendeten achtzehnten Lebensjahres fest halten wolle, einen Zwiespalt in den Entwurf; auch mit den Regeln des materiellen Strafrechtes, noch denen die volle strafrechtliche Verantwortlich keit erst mit dem vollendeten achtzehnten Lebensjahr eintrete, und mit den Bestimmungen einer Reih« von (Gesetzen über die Fürsorgeerziehung, welche die An ordnungen dieser Maßnahme noch nach vollendetem sechzehnten Lebensjahr zulieben, trete man auf diese Weife in Widerspruch. Daß die Staatsanwaltschaft, um sich für ihre Ent schließung die nötigen Grundlagen zu beschossen, ge- eignetensalls mit der V o r m u n d s ch a f t s b e- Hörde, mit Waisenratausschüßen und ähnlichen Organisationen in Verbindung trete, entsprech« durch aus der Absicht der Vorlage. Ueber die Frage, ob strafrechtliche Verfolgung aeboten sei, könne natur gemäß nur die Strafverfolgunasbehürde entscheiden. Bedenken gegen die Unparteilichkeit der Entschließun gen der Staatsanwaltschaft seien gerade hier, wo es sich um Jugendliche handele, am wenigsten am Platze; überdies sei in der Möglichkeit, die Entscheidung hes vorgesetzten Beamten der Staatsanwaltschaft anzu rufen. und in der Verantwortlichkeit der Landesfustiz Verwaltung die nötige Gewähr gegen Mißbräuche qe> ! boten. Daß die Entschließung für Sachen, die zur Zu- I ständigkeit der Amtsgerichte gehören, nicht dem Amts-
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