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Nr. 3 Der Rad- und Kraftfahrer 48 nach den Anstrengungen des Tages durch einen gesunden Schlaf , zu erquicken. Eine wunderbar angelegte Strasse führt von Hannover nach ! Braunschweig. Unterwegs hat unser Mötsch Waller Reifenschaden. Die Strecke bis Braunschweig (65 km) legen wir in sehr kurzer i Zeit zurück. Braunschweig ist 'gegründet von Heinrich dem Lö- ! wen und hat, obgleich es sich in den äusseren Teilen zu einer modernen Stadt entwickelt, noch soviel altertümliche Bauwerke, dass man alle Stilwandlungen von der Romantik bis Mr Jetztzeit verfolgen kann. Die Straften und Plätze mit ihren Denkmälern zeigen noch deutlich die alte Bauweise, und rings zieht sich um die Altstadt die Prächtige Anlage des Walls. Unsere besondere Aufmerksamkeit erregt der 1172 von Heinrich dem Löwen gestiftete Dom. Auf dem Burgplatz erfreuen uns besonders schöne Gebäude und die Burg Tankwarderodc, die bekanntlich 1886 in ursprüng licher Gestalt wieder aufgebant wurde. Davor erhebt sich auf steinernem Sockel der eherne Löwe. Wir dürfen nicht vergessen, ! auch das am Kohlenmarkte gelegene Gewandhaus aufzusuchen, j welches einst Verkaufshaus der Tuchhändler war und 1270 er- > richtet wurde. Eine Sehenswürdigkeit für sich ist noch das Eulen- ! spiegelbau am Bäckergliut, in dessen Bäckerei heute noch die Meer- ! katzen gebacken werden, wie sie einst Eulenspiegel auf Geheift des j Meisters fertigte. Ueberall, wohin wir uns wenden, entzücken ! uns malerische Straftenbilder. Braunschweig behalten wir im Gedächtnis als eine der schönsten Städte Deutschlands, die trotz aller neuzeitlichen Entwicklung das Alte in Treue zu bewahren weift. Von Braunschweig aus streben wir wieder dem Harzge- birqe zu und statten zunächst dem alten Halberstadt unseren Be such ab. Zahlreiche alte Gebäude in Holzfachwerk geben der Stadl ein malerisches Gepräge, in erster Linie das Rathaus mit dem Roland aus dem 14. Jahrhundert, dem schönen Erker und Trep penvorbau. Der Dom gilt als das schönste gotische Baudenkmal des .Harzlandes. Das altertümliche Halberstadt zeigt uns wieder all das Schöne, das wir von Städtebilderu rinas um den Harz bereits gewohnt sind. Ebenso sind wir überrascht von der ehe maligen Kaiserresidenz Quedlinburg. Alte schmale Straften führen zum Markte. An zum Teil behäbigen und altersschwachen Häu sern vorüber fahren wir zum Schloftvlatz, wo sich der schöne Fach- werkba . erhebt, in dem Klopstvck geboren wurde und sich fetzt ein Klopstock-Museum befindet. Auf hohem Sandsteinfelsen erhebt sich der massige Bau des Schlosses und der Schloftkirche. Gegen Abend oelanaen wir nach Gernrode, einem kleinen Bade in herr licher Talmulde, wo im Gasthaus „Zur Eisenbahn" Quartier ge- nomm.n wird. Von Gernrode bringt uns eine schöne Fahrt nach Alexisbad. Ueber Harzgerode und Leimbach kommen wir nach Sangershan- sen, was wir bereits am Beginne unserer Reise gestreift haben. Es folgen dann hintereinander andere schöne alte Orte wie Ar tern, Roßleben und Nebra mit groften Sandsteinbrüchen. Aus Höhen links und rechts ragen Reste zerfallener Burgen empor, die einst für Sicherheit und Ordnung der Durchgangsstraften sorg ten. Schon seit geraumer Zeit befinden wir uns im Tale der wilden Unstrut, das so viele Schönheiten aufweist, um behaupten zu können, daft nicht immer große Wunder oder berühmte Städte eine besondere Anziehungskraft ausüben. Obwohl die Straften- verhältnisse viel zu wünschen übrig lassen, gelangen wir am zeitigen Nachmittag nach Steigra, einem kleinen Bäuerndörfchen, wo ein ehemaliger Leubnitzer seinen Wohnsitz jetzt hat. Gegen abend zieht ein starkes Gewitter auf, dem ein herrlicher Abend folgt. — Kaltes, nebliges Wetter empfängt uns am Morgen. Schon nach kurzer Zeit muft unser Dürrschmidt Kurt vom Rade; ein tückisches Steinchen hat sich in den Vorderreifen seines Rades geschmuggelt. Bald liegt vor uns, von steilen Muschelkalkhöhlen umgeben, Freyburg, die Stadt des Turnvaters Jahn, über der sich die gewaltigen Reste der Neuenburg erheben. Ueber Camburg erreichen wir Jena, die alte Musenstadt an der Saale. Neben der Universität ist es besonders die optische Industrie, die Jenas Ruf in alle Lande trägt. Schon sind wir mitten in der Stadt und be suchen das Volkshaus mit der Lesehalle, die für die Weiterbildung der Jenaer Bevölkerung von aufterordentlicher Wichtigkeit ist. Die Altvorstadt Jenas ist klein zu nennen; sie wird begrenzt durch den Graben, der sich als schöne Promenade rings um den Stadt kern herumzieht und an dem noch einige Türme und Tore der alten Befestigung stehen. Wir hatten schon öfters Gelegenheit, diese Schönheiten zu betrachten, deshalb radeln wir ohne längeren Aufenthalt über Eisenberg nach dem groften Gera, der ehemaligen Residenz des Fürstentums Reuft jüngere Linie. Anschlieftend ge langen wir über Ronneburg und Werdau in unseren Heimat ort Leubnitz zurück. Oft schweben die Gedanken zurück an die Herrlichkeiten und Schönheiten des Harzgcbirges mit seinen umliegenden Städten und Kurorten. Bei der diesjährigen Fahrt haben wir eine ganze Anzahl Aufnahmen anfertigcu können, die Prächtig gelungen, jetzt vor uns liegen und für alle Zeit ein unvergeßliches Fahrtenbuch sind. Mit gutem Gewissen kann ich einem jeden empfehlen, seine Reife, ob nah oder fern, nur mit einem Stahlroß auszuführen; er wird bestimmt mehr Gennft davon haben, als wenn er im Auto, Zuge oder sonstwo durch die herrliche Natur flitzt und an den Schönheiten vorüberrast. Sachsen Heil! Was bietet der SWW MWer-Bmrd? 1. Persönliche Unsall-Bcrsichcrnng für Radfahrer. 2. Haftpflichtversicherung, der unerläßliche Schutz eines Radfahrers. 3. Borteilhafte Unfall- und Haftpflichtversicherung für Kraftfahrer (z. Selbstkostenpreis). 4. Die Bundesmitgliedskarte (als Ersatz für die polizeiliche Radsahrkarte). 5. Bundesabzcichen. 6. Bundcszeitung. 7. Satzungen und Wettsahrbcstimmungen. 8. Rechtsschutz in Fällen allgemein sportlichen Interesses. 9. Anskunstserteilnng über Radtouren durch den Wandersahrwart. 10. Schutz aus Landstraßen durch Warnungstafeln: Borsicht! 11. Auskunft und Hilfeleistung durch Ortsvertrcter. 12. Borteilhaste Unterkunft in Bundes - Einkehrstcllen. 13. Bereinshastpslichtversicherung. 14. Geselligen Anschluß in Vereinen. 15. Kraftfahrer-Abteilung. 16. Sportliche Wettbewerbe aller Art: Wandcrsahren, Straßen- u. Bahnrennen. Bundes-, Bezirks- und Vercins-Sportsestc mit Wettbewerb in Kunst-, Reigen- und Korso fahren. Radball und Radpolospicle. Alle diese Vorzüge erlangen Sic durch die Mitgliedschaft in nnserm Bund. Der Jahres beitrag beträgt für Herren einschl. Porto und Bnndcszeichen 8.20 RM., für Damen und Familienmitglieder 4.70 RM., für Jugendliche 3.70 NM. Damen, die die Zeitung wünschen, haben ebenfalls 8.20 RM. zu zahlen. — Eintrittsgeld 1.50 RM. wofür ein Tourenbuch gratis geliescrt wird. Beitrag für Kraftfahrer 6.— RM. Für Sachsens Radsahrerschast bietet demnach der Sächsische Radsahrcr-Bund einen Hort zur Pflege des Rad- und Krastsahrsportrs. Jeder Radsahrer, jede Radfahrerin, jeder Kraft, fahrer sollte deshalb nicht länger zögern, sich unserem wohlorganisiertcn Landesverband anzuschließen! Anmeldung kann durch jedes Bundesmitglied geschehen oder direkt durch die Bundes^eschästs^lle^Kur^dler^eipzi^^st^ainstraß^U^v^Fernspr. 16889.