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Nr. 6 Der Rad- u. Kraftfahrer 91 Ansbach, Lichtenau, Windsbach, Helgersdorf, Varthelmebaurach, Schwa bach, Nürnberg. Kontrollstellen: Abwurfkontrolle: Gunzenhausen, Nürnberg, Ansbach. Start: 5 Uhr in der Redwitzstraße (Stein), Kilo meterstein 8. Ziel: 11.30 Uhr in der Redwitzstraße (Stein). Meldun gen mit 2 RM. Startgeld, welches nicht zurückgezahlt wird, bis späte stens 8. Juli 1931, 18 Uhr (Datum des Poststempels), an Herrn Alfred Berger, Nürnberg, Peter-Henlein-Straße 68/1. Meldungen ohne Ein satz ungültig. Angabe der Klasse, Sportausweisnummer, Vereins- und Verbandszugehörigkeit. Nachmcldungeu 3 RM. Startgeld. Preise: 15 wertvolle Ehrenpreise, ferner dem Sieger Kranz und Schleife. An Zusatzvreisen dem ersten eintressenden Fahrer aus Torpedo-Freilauf einen echt silbernen Becher, dem zweiten, dritten und vierten ein treffenden Torvedo-Freilauf-Fahrer je eine goldene, silberne und bron zene Sachsmedaille. Sämtliche Zusatzprcise gestiftet von der Firma Fichtel L Sachs. Wettfahrbüro: Samstag, den 11. Juli 1931, 16 Uhr, in der Restauration zum Franklin, Franklinstraße 6. Dortselbst Aus gabe der Rückennummern, Quartierkarten usw. Für die Rllckennum- mern wird ein Pfand von 50 Pf. erhoben, welcher Betrag bei Rückgabe zurückoergütet wird. Freiguartier nur in beschränkter Anzahl vor handen. Uebernachten 2.— bis 2.50 RM. Gefahren wird nach den Wettfahrbestimnnmgen der VDRV. bzw. der Concordia und bei jedem Wetter. Jeder Fahrer fährt auf eigene Rechnung und Gefahr. Die erlassenen polizeilichen Verordnungen werden vor dem Start bekannt gegeben und haben die Fahrer streng darauf zu achten. Der Ver anstalter lehnt jede Haftbarkeit ab. Das Tragen von Reklametrikots ist untersagt. Preisverteilung: ab 18 Uhr in der Restauration zum Franklin, Nürnberg, Franklinstr. 6. Der Wettfahrausschuk: Alfred Berger, Franz Hierl, H. Schaupmeier. * Ausschreibung. Großer Vrcnnabor-Preis von Siidbaycrn — Rund um den Chicm und Salzachgau, 141,8 km. Sonntag, den 26. Juli 1931. Veranstalter: Rad- u. Motors.-Verein Concordia, ehcm. Veloziped- Club 1896, Trostberg. Offen für alle Herrenfahrer der VDRV.*) mit gültigem Svortausweis für 1931. Strecke: Trostberg, Altenmarkt, Waging, Schönram, Lausen, Tittmoning, Burghausen, Altötting, Mühldorf, Oberneukirchen, Garching, Trostberg. Abwurskontrolle: Laufen, Burghausen, Mühldorf. Start: 8 Uhr an der Altenmarkter Straße. Ziel: 12 bis 13 Uhr an der Altöttinger Straße. Meldungen mit 2 RM. Startgeld, welches nicht zurückgezahlt wird, bis spätestens 20. Juli 1931, 18 Uhr (Datum des Poststempels), an Herrn Josef Altinger, Postschaffner, Trostberg a. Alz Obb., Zicgelau 12/0. Meldun gen ohne Einsatz ungültig. Angabe der Klasse, Sportausweisnummer, Vereins- und Verbandszugehörigkeit. Nachmcldungen werden nicht berücksichtigt. Preise: 10 wertvolle Ehrenpreise, gestiftet von den Brennabor-Werken Eebr. Reichstein, Brandenburg/Havel: ferner dem Sieger Kranz mit Schleife. Die Firma Fichtel Sachs A.-G., Schwein furt. Herstellerin der weltbekannten Torpedo-Freilausnabe, stiftete für den zuerst ankommenden Fahrer aus Torpedo-Freilaufnabe einen Silberbecher. Wettsahrbiiro: Samstag, den 20. Juli 1931. ab 16 Uhr im Vereinszimmer bei Zeilmann, Hauptstraße. Dortsclbst Ausgabe der Rückennummcrn. Quartierkarten usw. Für die Rückenuummern wird ein Pfand von 50 Pf. erhoben, welcher Betrag bei Rückgabe zu rückvergütet wird. Gefahren wird nach den Wettsahrbestimmungen der VDRV. und bei jedem Wetter. Jeder Fahrer fährt aus eigene Rechnung und Gefahr. Die erlassenen polizeilichen Verordnungen werden vor dem Start bekanntgegeben, und die Fahrer haben streng darauf zu achten. Der Veranstalter lehnt jede Haftbarkeit ab. Das Tragen von Reklametrikots ist untersagt. Preisverteilung ab 15 Uhr. Der Wettfahrnusschuß: Imhof, Altinger, Heimbach. *) Fahrer anderer Anschlußverbände (außer der DRU.) müssen bei Zuverlässigkeitssahrten neben der Lizenz ihres Verbandes einen Versicherungsausweis der Deutschen Feuerversicherung A.-G., der den Abschluß der Svorthastpflichtoersicherung ersehen läßt, vorlegen. Mit dem Stahlros; auf vierzehntägiger Ferienfahrt. Von Richard Eündel, Leubnitz. (Schluß.) Blickt man in eine der krummen Eassenfluchten hinab, so meint man im Mittelalter zu sein. Welch sarbenspriibende Unregel mäßigkeit der vorgekragten Stockwerke, der bunten Valkengelage, Zier giebel, Erker. Türmchen, hoher und niedriger Svitzgiebel. der nach oben sich verengenden, vortretenden, zurückweichenden Hüusersluchten. Welch Reichtum wertvoller und kunstreicher Schnitzereien in bunt fröhlicher Bemalung, an kuriosen Einfällen in Holzschnitzbildern, Haussvriichen, Reliefs. Beileibe steht das geschnitzte Fachwerk der ur alten Bürgerhäuser nicht lot- noch waagerecht: die Last der Jahr hunderte hat das Balkenwerk gebogen/ so daß viele Bürgerhäuser ganz krummgezogen dastehen. In dieser Stadt wird jedem offenbar, daß er den Höhepunkt romantisch-mittelalterlicher Stadtschönheit in deutschen Landen vor Augen hat. Da stehen die steingraucn gotischen, die Renaissance- und die gefühlvollen Rokokohäuser um das gotische Rat haus mit Lauben. Trevvengiebel und Erkerturm und dem verwitterten Drachenkämpscr aus dem Marktbrunnen in nicht zu überbietender Gruppierung. Jedes einzelne Haus ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Märchenbunte Farbensröhlichkeit schaut aus den davonhuschenden Gassen. Tausend Jahre trägt Rothenburg aus seinen Schultern. Aber hier sind Hunderte von Jahrzehnten gewandelt zu Farbensröhlichkeit und Mittelaltertraum. Es fehlen nur noch den Bewohnern die alt deutschen Trachten. Aus den Wehrgängen an der Stadtmauer steigen wir auch herum und kommen hierbei an den Strnfturm, wo in alten Zeiten die Schuldigen, oft auch die Unschuldigen, zum Geständnis durch die Folter Gezwungenen ihre Strafe verbüßten. Die Folterwerkzeuge sind im Tor der außerhalb der Stadt liegenden Burg zu sehen. Durch mehrere bewohnte Turmtore kehren wir in unsere Behausung zurück. Es ist schon 8 Uhr: die Sonne sendet schon ihre goldenen Strahlen aufs Land. Mit den Rädern geht's über die holprigen Straßen zum Stadttor hinaus und wir schlagen die Richtung nach Bamberg zu ein. Mit leichtem Rückenwind, durch Neustadt a. Aisch kommend, erreichen wir gegen Mittag die Hauptverkehrsstadt des Obermains. Im Gasthof „Zum roten Hahn", in welchem ich bereits bei meiner vorjährigen Fahrt Rast machte, verzehren wir unser Mittagsbrot. Bei Wiirgau haben wir einen langen Berg zu überwinden. Die Straße zieht sich schlangenartig zur Höhe. Schwitzend und triefend, unter größter Sonnen hitze erreichen wir Kulmbach. Die am Weißen Main gelegene Stadt ist weltbekannt durch ihr Bier, welches überallhin exportiert wird. Aus einem Sandsteinselsen liegt über Kulmbach die ehemalige Berg veste Plassenburg. Gegen Abend fahren wir nach einem in der Nähe liegenden Dorf, um dort zu übernachten. In den hohen Federbetten schlafen wir wie die Murmeltiere. Der nächste Tag wird uns nach Hause bringen. Spät erst fahren wir weiter das Maintal auswärts bis Mühlberg. Hier zweigen wir ab und fahren das Steinachtal auswärts über Unter-Steinach nach Kupferberg. Dauernd haben wir ein angestrengtes Radeln. Bergig weiter und endlich in anhaltendem Falle kommen wir durch Markt-Lcugast nach Münchberg. Die am steilen Verghange an der zur Saale fließenden Pulsnitz erbaute Stadt ist der Mittel punkt der Fichtelgebirger Wcbcrdistrikte. Sic liegt am Fuße des Berges, aus dessen höchstem Punkte einst das Siebcn-Brüderhaus. ein Franziskanerkloster, lag. Die Reste der alten Befestigungen sind noch zu leben. Aus welligen Straßen bringen uns die Rüder nach Hoi. wo die zweitürmige gotische Michaeliskirche wie ein Wahrzeichen der Stadt in die Höhe ragt. Als eine besondere Sehenswürdigkeit ist das gotische Rathaus mit dem Turm zu erwähnen. Von dem am nördlichen Ende der Stadt gelegenen Theresienstein mit künstlicher Ruine und Aus sichtsturm hat mau einen wunderbaren Ausblick über die Stadt, das sächsische Vogtland bis zu den fernen Höben des Fraukenwaldes und des Fichtelgebirges. Aus leicht bergan gebender Straße fahren wir über Haidt das Saaletal auswärts, über Ullitz nach unseren, Sachsen lande. Nach der Landesgrenze Bayern-Sachsen überschreitet die Straße die Wasserscheide der Saale und der Weißen Elster und führt in der Nähe der Ruine Wiedersbcrg und der St. Klara-Kapelle vorüber über Eroßzöbern nach Plauen. Aus dem Altmarkte steht das 1550 erbaute gotische Rathaus, ein hochinteressanter Bau. der der glänzendsten Periode der Baukunst seiner Zeit angehören dürste. Steinsdorf und Cunsdorf liegen bald hinter uns. Durch glattes Bcrgeinsahren. das Elstertal, einen schönen Wiescngrund, abwärts, erreichen wir in kurzer Zeit Elsterberg. In der vielbesuchten Sommerfrische halten wir uns nicht aus, sondern radeln weiter nach Greiz. Inmitten des Greizer Talkessels liegt auf völlig isoliertem Bergkegel malerisch das alte Schloß. Der nordwestlich gelegene fürstliche Park mit seinen male rischen Baumgruppen, herrlichen Laubholzbeständen und dem von Schwänen belebten See wird von der Elster durchflossen und zählt zu den schönsten Parkanlagen Deutschlands. Da Greiz in unmittelbarer Nähe unserer Heimat liegt und wir noch den ganzen Nachmittag zur Verfügung haben, machen wir noch einen Abstecher nach Mylau, im tiefeingeschnittenen Tale und an beiden Seiten der Göltzsch gelegen. Auf steilem Felsen über der Stadt steht das Schloß Mylau, das Kaiserschloß genannt, welches noch eine in alter Gestalt erhaltene Ritterburg mit einem schenswürdigen Museum darstellt. Gleichzeitig sind hier die Räume der Stadtverwaltung. Reichenbach, eine ältere vogtländische Stadt, erreichen wir auf bergigen Straßen. Diese indu striereiche Stadt ist uns genügend bekannt, und so kommen wir über Grün bald nach Planitz. Der Wasserturm, das Wahrzeichen der Stadt gemeinde Planitz, leuchtet schon von weiten, uns entgegen. Nach Ueberwindung einiger Berge kommen wir auf die Höhe von Lichten tanne und fahren bcrgein nach Steinvleis. Hier und da treffen wir schon manchen Bekannten, von denen wir aber wegen unserer ver brannten Haut nicht 'erkannt werden. Als uns die Rüder in die Heimat bringen, ist cs erst 17 Uhr. Wir begeben uns sogleich zum Photograph, um noch ein Lichtbild von unserer Heimkehr unfertigen zu lassen. Nachdem dies erledigt ist. fahren wir nach Sause, wo wir von unseren Angehörigen aber noch nicht erwartet wurden, da unsere Reise erst am 1. Juni beendet sein sollte. Gleich wird sich vom Straßen staub gereinigt, frisch nngekleidet und eine kräftige Mahlzeit eingenom men. Es ist unfaßbar, wieder zu Hause zu sein. Der Urlaub ist vorüber. Mau sitzt wieder in der engen Schreib stube und läßt die Feder über das Papier gleiten. In meinem Berichte habe ich versucht, eineu kurzen Ueberblick über unsere größere Radsnhrt zu geben, da es unmöglich ist. all das Gesehene und Erlebte in Worte zu fassen. Oft sehnen wir uns in die Freiheit der Berge zurück, deren unsagbare Geheimnisse uns umgaben. Den Angehörigen, Vereiuskame- raden u. a. m. können wir nicht genug schildern und erklären von den