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Riesaer K Tageblatt ««d Anzeiger WetM n> Lykizn). ,r«»»5l«tt', »»es«. Rmspmchst«»« «r. X) Amtsötatt der Aöntgl. AmtShauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts «nd des StadtrathS zu Ries«. SS. Dienstag, ZS April 18SS, ASe«S. 48. Zehr,. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jede» Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mart 25 Pf., durch die Träger frei ins Haus 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei inS HauS I Mark 65 Pf. Auzeigeu-Aunahme für die Nummer deS Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstratze 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Bekanntmachung, die Zählung der Fabrikarbeiter betreffend. Am 1. Mai dieses Jahres ist eine Zählung der Fabrikarbeiter nach dem dafür be stimmten Formulare durch diejenigen Gewerbeunternehmer auszuführen, welche Fabrikarbeiter im Sinne der Gewerbeordnung beschäftigen. Wenn auch im Allgemeinen davon auszugehen ist, daß als Fabriken alle diejenigen Geschäfte zu betrachten, welche die Herstellung oder Zurichtung von Handelswaare im Großen und zum Vertriebe im Ganzen oder zum Wiederverkäufe, insbesondere unter Anwendung nicht gewerbsmäßig ausgebildeter Gehülfen und mit Theilung der Arbeit betreiben, so ist doch, um bei der gedachten Zählung gleichartige Ergebnisse zu gewinnen, bestimmt worden, daß die Ausfüllung der Formulare zur Zählung der Fabrikarbeiter von allen denjenigen Gewerbeunternehmern zu erfordern sei, welche L.. in ihren Gewerbeanlagen ». mindestens 10 Arbeiter beschäftigen, oder , b. Dampfkessel verwenden, oder L. mit Wind-, Wasser-, Gasmaschinen- oder Heißluftmaschinenbetrieb arbeiten, oder 6. Hüttenwerke, Zimmerplätze und andere Bauhöfe, Werften, sowie solche Ziegeleien, Brüche und solche nicht bergmännisch abgebaute Gruben besitzen, die nicht blos vorübergehend im Betriebe sind, oder L. nach § 16 der Reichsgewerbeordnung und den Nachträgen dazu zur Errichtung ihrer Anlagen besondere Genehmigung erhalten haben, mit Ausnahme der in der Bekanntmachung der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft vom 5. Februar dieses Jahres, zu Nr. 338 I'., Absatz 2 unter 1 bis 7 — vergl. Nr. 34 des Riesaer Amtsblattes — gedachten Anlagen. Den vorbezeichneten Gewerbeunternehmern im Verwaltungsbezirke der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft werden durch die betreffenden Ortsbehörden Erhebungs formulare zugestellt werden und werden jene Unternehmer hiermit ausgesordert, diese Formulare, auch wenn in ihren vorstehend sub L d. v. und ck-, sowie »ad 8. bezeich neten Betriebsanlagen am Zahltage keine Arbeiter beschäftigt werden, am 1. Mai dieses Jahres wahrheitsgetreu auszufüllen, unterschriftlich zu vollziehen und sodann «»gesäumt bei ihrer Ortsbehörde einzureichen. Sollten einzelne Gewerbeunternehmcr, auf deren Arbeiter beziehentlich Betriebe die Zählung Anwendung zu finden hat, bis zum 30. April dieses Jahres Zählungsformulare nicht erhalten haben, so haben dieselben dergleichen längstens am Zählungstage bei ihrer Ortsbehörde abzuholen. Großenhain, am 20. April 1895. Die Königliche Amtshauptmannschaft. 1004 K. I. A.: von Gruben, R.-Ass. H. Sonnabend, den 27. April 1895, Borm. 1t Uhr soll ein auf dem Grundstücke Nr. 24 der Wettinerstraße hier erbauter großer Brettschuppeu gegen sofortige Bezahlung an Ort und Stelle meistbietend versteigert werden. Riesa, 22. April 1895. Der Ger.-Vollz. des Königl. Amtsger. * Sekr. Eidam. Im Hofraume des Hotels zum „Kronprinz" hier sollen Sonnabend, den 27. April 1895, Borm. S Uhr, 2 Bohrer, 1 Taschenuhr, 1 Faßlager, 1 Wagen fHinterlader) gegen sofortige Bezahlung meist bietend versteigert werden. Riesa, 23. April 1895. Der Ger.-Vollz. des Kgl. Amtsger. Sekr. Eidam. Bekanntmachung. Die Loosungsscheine der in diesem Jahre in Riesa (Stadt) zur Musterung gelangten Militärpflichtigen sind bis spätestens den SS. April dieses Jahres im Meldeamte des unterzeichneten Stadtraths in Empfang zu nehmen. Riesa, am 22. April 1895. Der Stadtrach. Klötzer. M. Bekanntmachung. Für die auf dem Truppenübungsplätze Zeithain im Sommer 1895 übenden Truppen sollen die Menagelieferungen vergeben werden. Lieferungsverträge liegen bei der Komman dantur in Zeithain zur Einsicht aus. Angebote sind bis zum 2, Mai postmäßig verschlossen mit der Aufschrift „Angebot für Menagelieferung" bei der Kommandantur in Zeithain niederzulegen. Die Kommandantur. E» 1 t» 11 für das „Riesaer Tageblatt" erbitten uns spätestens bis H s N ö» Bormittags S Uhr des jeweiligen Ausgabetages. Die Geschäftsstelle. Tagesgeschichte. Heute nahm der Reichstag, gleichzeitig mit dem preu ßischen Abgeordnetenhause, seine durch die Osterferien unter brochenen Sitzungen wieder auf. Er findet eine für die vorgerückte Parlamentszeit ganz ungewöhnlich umfangreiche Arbeit vor, eine Folge der Verschleppungstaktik, welche die Mehrheitsparteien bis zur Pause beobachtet haben. Die Annahme, daß sie nun hierin einen Wandel eintreten lassen werden, findet in der politischen Lage keine Stützen. Dem Centrum scheint es mit Rücksicht auf seine Wähler geboten, die Erledigung der Branntweinsteuernovclle nicht zu ver zögern, und so wird dieser Stoff bald bewältigt sein, sonst dürfte diese Partei, da das Börsengesetz kaum mehr in dieser Tagung dem Hause zugehen wird, keiner der wichtigen Vor lagen gegenüber die Pflicht einer sachlichen Behandlung an erkennen, und seine Verbündeten vom 23. März sind solcher sonderbaren Schwärmerei erst recht nicht zugänglich. Höch stens daß die Klerikalen noch für bas Zustandekommen der Gewerbeordnungsnovelle Interesse bezergen werden, wenn es in ihrem Sinne erfolgt. Von der Erledigung der Justiz gesetze, die sich wie die meisten anderen Entwürfe noch in einem weit zurückgebliebenen Stadium der Berathung be finden, ist keine Rede mehr, und daß hinsichtlich der Tabak besteuerung und der Finanzreform etwas beschlossen wird, ist mindestens sehr unwahrscheinlich. Da und dort liest man noch, diese beiden Objekte könnten Gegenstand eines Handels geschäfts werden, in dem als Gegenleistung des Reichstages die klerikale Umsturzvorlage figuriren werde. Dies erscheint uns als durchaus unberechtigt. Daß die Vorlage sehr bald, wenn auch nicht, wie gemeldet worden, schon in diesem Monat zur zweiten Berathung im Plenum gelangt, scheint in der Thal beabsichtigt zu sein und wäre erwünscht, da die allge meine politische Lage, nicht die Beunruhigung wegen der aussichtslosen reaktionären Centrumsbeschlüsse an sich, eine Erklärung der Regierungen zu den Letzteren nothwendig macht. Ist diese im ablehnenden Sinne erfolgt, so wird die I ganze Angelegenheit im Lande kein großes Interesse mehr I beanspruchen können, selbst wenn sich der Reichstag in dritter I Lesung mit ihr beschäftigen sollte. Den entgegengesetzten Fall I glauben wir vorläufig nicht in Rechnung ziehen zu müssen, t Daß der Reichstag nach Beseitigung der Umsturzvorlage noch lange beisammen bleiben werde, ist vorerst nicht anzunehmen. Das Wenige, was er zu leisten im Stande sein wird (außer dem schon erwähnten Branntweinsteuergesetz etwa die Aen- derung des Zolltarifs und des Binnenschifffahrtsgesetzes), kann vor Pfingsten erledigt sein, und agitatorische Reden wird die Regierung bis dahin wohl genug gehört haben. Interessantes bieten vielleicht für den Rest der Tagung die neuen Präsidialverhältnisse, die sich vor Ostern — es haben nach der Bismarck Abstimmung nur fünf Sitzungen stattge funden — noch nicht erproben konnten. Wenn Herr Lieb knecht die in der Unterredung mit dem Vertreter eures fran zösischen Blattes ausgesprochene „Drohung", die Kaiserde pesche vom 23. März zur Sprache zu bringen, wahr macht, so wird Frhr. v. Buol oder der bis dahin hoffentlich aus Pallanza zurückgekehrte Herr Schmidt Gelegenheit finden, sich auszuzeichnen. Deutsche- Reich. Der „Reichsanzeiger" schreibt: Von den „Berl. Polit. Nachr." und dem „Hamb. Korr." sind Andeutungen verbreitet worden, als ob an maßgebender Stelle die Zurückziehung der Umsturzvorlage in Aussicht ge nommen sei. Demgegenüber ist darauf hinzuweisen, daß die Einbringung der Vorlage auf einem Beschlüsse der ver bündeten Regierungen beruht. Eine Entschließung des BundeS- raths, den früheren Beschluß rückgängig zu machen, steht nicht in Frage. Die Regierungen dürfen an der Erwartung fest, halten, daß es den weiteren Berathungen des Reichstages gelingt, der durch die Kommissionsberathungen erheblich um- gestalteten Vorlage eine Form zu verschaffen, die den von den Regierungen bei der Einbringung verfolgten Absichten gerecht wird. — Die vom Parteitag der bayerischen Konser vativen in Nürnberg beschlossene Resolution gegen die „Um sturzvorlage" lautet: „In Erwägung, daß 1) die sogenannte „Umsturzvorlage" ihrer ganzen Entstehung und seitherigen Behandlung nach nicht durch Erscheinungen unseres deutschen Volkslebens genügend begründet erscheint, daß 2) Strafgesetz paragraphen, Aktionen der Staatsanwälte und Richter, sowie namentlich Polizeimaßregeln erfahrungsgemäß zur Beseitigung der schwersten Schäden unseres Volkslebens wenig geeignet sind, daß 3) vielmehr nur durchgreifende Reformen auf Wirth- schaftlichem Gebiet die drohende Umsturzgefahr beseitigen können, erklärt sich der heutige Parteitag der bayerischen Konservativen gegen die genannte „Umsturzvorlage", auch wie sie in ihrer jetzigen verbesserten Form vorliegt, und fordert eine ernste, aufbauende Arbeit der Regierungen und Volks vertretungen insbesondere -um Schutze und zur Erhaltung der schwer bedrängten Mittelstände und zur Hebung der ärmeren Volksklassen." Gestern ist der allgemeine deutsche Handwerkertag in Halle eröffnet worden. Am Sonntag Abend fand im großen Saale des „Prinz Karl" eine Versammlung statt, in der die Tagesordnung für den 22. und 23. bestimmt wurde. Wir entnehmen dem Bericht der „Volksrundsch." Folgendes: Unter dem Vorsitz des langjährigen und bewährten Vorsitzenden des deutschen Handwerkerbundes Herrn Biehl-München wurde nach kurzer, herzlicher Begrüßung der Erschienenen zur Wahl des Bureaus geschritten. Es wurden gewählt: Zander-Holle (2. Vorsitzender). Beisitzer: Nagler-München, Euler-BenS- berg, Metzner-Neustadt O.-Schl, Jacobsköner-Erfurt, Möller- Dortmund, Emmerich-Dresden, Böhme-Großenhain, Bose- wich'Köln, Weiß-BreSlau, Korthaus-O-nabrück, Schmidt- Hamburg, Beutel-Berlin, Sebastian-Steglitz bei Berlin, v. d. Smissen-Ottensen. Die Tagesordnung für die tzaupi- Versammlung (22. bezw. 23.) wurde wie folgt festgesetzt: 1) Stellungnahme zu den neuesten Regierungsplänen betr. dir Organisation des Handwerks. (Berichterstatter Nagler- München). 2) Der Befähigungsnachweis (Berichterstatter Möller-Dortmund). 3) Die obligatorische Innung (Bericht- erstatter Voß-Hamburg) in Verbindung mit einem Antrag