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Zwei neue Heiligsprechungen in Rom Ansprache des Papstes 1 R o m, 24. Februar. Am Sonnabend fand im Konsistorlensaal des Vati bans in Anwesenheit des Papstes, hoher Kardinale, zahl reicher Prälaten und etwa 590 Pilgern aus Spanien, Deutschland und Südamerika die Verlesung der De krete der Heiligsprechung des Seligen Cottoleng» und die Heiligsprechung des Antonio Claret y Clara sowie dos Dekrets statt, das die Wunder bestä tigt, auf Grund deren die Heiligsprechung des Bruders Konrad v. Parzham erfolgte. Nach der Verlesung hielt der Papst eine Ansprache, in der er des Ledens und der Werke der Seligen Cotto- lengo und Claret gedachte. Anschliessend sprach er über Konrad von Parzham, den Kapuziner und Pfört ner, der durch seine Disziplin und große Demut ein her vorragendes Beispiel in den heutigen Zeiten abgebe, wo die Begehrlichkeit nach einem Leben der Arroganz und des Hochmutes groß sei. Der Papst beglückwünschte da nach die drei Nationen, denen die Männer angehörten, und fuhr dann fort, was „unser geliebtes Italien" be treffe, so könne man sagen, daß Gott durch Erhöhung so vieler heiliger Persönlichkeiten dieses Landes im Heili gen Jahre, durch so viele Gnade und Wunder besonders zu ihm l)abe sprechen wollen. Einerseits scheine es, als wolle Gott damit zu einem lebhaften Erwacl)en des christlichen Lebens ausrufen, damit sich immer mehr Seelen ihm zuwenden, andererseits scheine es, als habe er den Wunsch, daß die Wachsamkeit und die Gegenwehr immer wirksamer werde gegen jene Strömlingen, die diese höchsten Güter bedrohen. Cottolengo lehre uns die wohltätige Liebe zu den Kleinen, Armen und Geschwächten.. Das sei eine Mah nung an jene Strömungen, die alles zu einem heidni schen Leben zurückführen möchten, dahin, wo das Licht mit den katholischen Missionaren noch nicht hineinge drungen sei. Das heidnisclze Leben habe der Erlöser ver trieben, um das christliche Leben dafür einzusetzen. Und nun stelle die Borsehung die Figur des Konrad von Parzham ins Licht, eben in diesem so tragiscl>en ge schichtlichen Augenblick; weil immer stark und schrecklich die Bedrohung durch große Nebel vorhanden sei, beson ders für die jugendlichen Seelen,- die uns besonders am Herzen liegen in einem Augenblick, in dem die Verherr lichung von weder christlichen noch menschlicl)en Hand lingen in der Verherrlichung der Rache gipfele. Zum Schluß segnete der Papst Italien, Spa nien und Deutschland. Oer Papst zum Tode König Alberis Requiem für den verstorbenen Velqier-König am 28. Februar in der Sixtinischen Kapelle Rom, 26. Februar. Papst Pius XI. hat den feierlichen Trauergottes dienst in der Sixtina für König Albert I. von Belgien auf den 28. Februar festgesetzt. Das Requiem wird in der für katholische Souveräne vorgeschriebenen Weise abgehalten werden. Der Pontifex erteilt die Ab solutio ad tumba-m. Der Heilige Vater hat gestern nach der Nitenkongrcgation coram Sanctissimo mit bewegten Worten „seines Hcliebten Sohnes, des Königs der Bel gier", gedacht, der für seine Familie, sein Volk und die Welt ein Beispiel christlichen Glaubens und echt katholi scher Tugenden gewesen sei. Der Papst empfahl die Seele des Monarcl>en, für den er selbst am Morgen in der hl. Messe die Barmherzigkeit Gottes erfleht habe, dem Ge bet des Kardinalkollegiums. Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, daß die letzten Trauergottesdienste für katholische Herrsclfer in der Capella Sixtina im Januar 1910 für König Leopold I von Belgien und im Januar 1918 für den Prinzregen ten Luitpold von Bagern statlfanden. Während des Weltkrieges wurde für Kaiser Franz Joseph von Oe sterreich kein Requiem abgehalten, ebenso nicht für Kö nig .Karol von Rumänien. Obwohl dieser Monarch selbst katholisch geblieben war, setzte er sich durch die von ihm erteilte Erlaubnis, daß der Thronerbe zum orthodoren Glauben übertrete, in Gegensatz zu den Vorschriften der katholischen Kirche. Der jetzt verstorbene König Albert von Belgien war der erste Souverän, der den Papst nach dem Weltkriege besuchte. In Anbetracht der noch unge lösten Römischen Frage Ivar bis dahin ein Besuch katho lischer regierender Fürsten im Vatikan nicht möglich. Durch seine Enzyklika „Paccm Dei Mundus" schaffte Papst Benedikt XV. erst die Möglichkeit des im Mai 1920 stattgehabten Besuches König Alberts. Der Souverän machte auch als erster nach dem Regierungsantritt Pius' XI. dem Papst am 28. März 1922 seinen Besuch in Be gleitung der Königin und des Herzogs von Brabant. Da mals soll Pius Xl. den König mit den beivegten Worten begrüßt halien: „Euer Majesiät lzätten einen anderen an Unserer Stelle anlreffen sollen", worauf einige Gedan ken der Verehrung und Trauer über Benedikt XV. zwi schen den beiden Souveränen ausgetauscht wurden. Der Papst hatte von dem Charakter und der christlich« Ge sinnung des Königs den besten Eindruck. Seinen letzten Besuch machte der belgische König im Januar 1930, kurz vor der Hochzeit seiner Tochter Prinzessin Marie Jose mit dem italienischen Kronprinzen. Damals war die Römisch Frage glücklich gelöst. Seine besondere Ge neigtheit für diesen katholischen Souverän brachte Pius XI. zuletzt im Jahre 1932 mit der Verleihung des Chri- stusordens zum Ausdruck. Die Insignien dieses Ordens ülxrrreichte der Apostolische Nuntius Micara König Al bert, und die religiöse Zeremonie fand in der Kgl. Schloß kapelle statt. Der Papst schtzte in diesem Monarchn l>e. sonders auch einen Gönner und tatkräftigen Protektor der katholischen Missionen. Außerordentliche Konferenz Wien, 26. Februar. Im erzbischöslichn Palais fand am Freitag unter Vorsitz des Kardinal-Erzbischofs Innitzer eine außer ordentliche Bischofs Konferenz statt, an der sämtlich österreichischen Bischöfe mit Ausnahme des schwer erkrankten Fürstbischofs von Salzburg, Dr. Nie- der, teilnahmen. Die T^ratungen der Bischöfe sind als streng vertraulich erklärt worden. Im Rundfunk richtete Kardinal Dr Innitzer am Freitag im Namen des gesamten österreichischen Episkopates eine Mahnung an das katholische Volk Oe sterreichs zu Frieden und Versöhnlichkeit. Der Friede könne nur dann dauerhaft sein, ivenn er sich auf das in- niaste mit der Gerechtigkeit verbinde. Das gelte beson ders für die Regelung der wirtschaftlichen Verhältnisse. Wie Starhemberg über Oesterreichs Zukunst den« Budapest, 26. Fcbr. Der Wiener Korrespondent des legi- timistischen linksliberolen Blattes „Ujsag" hatte eine Unter redung mit Starhemberg, der u. a. erklärte, Oesterreich gehöre den Ocsterreichern. In Zukunft werde es keine Parteien mehr l>eben, denn Oesterreich werde ein autoritär regierter Stände staat sein. Allerdings brauche man hierzu eine Uebergangs- zeit, die vielleicht 10 bis 15 Jahre dauern werde. Dann werde dcr a u st r o s a sch i st i s ch e Staat ausgebaut sein. Ueber die ö st e r r e i ch i s ch - i t a l i e n l s ch - u n g a r i s ch c n Be ziehungen befragt, erklärte Starhemberg, alle drei Staaten seien bestrebt, den Weg der Demokratie und des Liberalismus zu verlassen und das autoritäre Prinzip zu vertiefen. Auch das wirtschaftliche Nufelnander-Angewiescn-Sein trage dazu bei, dah die drei Staaten in Zukunft gemeinsam vorgehen. Die Ferm sei eine Frage zweiten Ranges. Die Habsburger Frag« teilt Starhemberg in zwei Teil«. Tas erste sei die Zurückziehung der Habsburger Gesetze, die, nachdem Stolz, Selbstbewutztsein und Trotz in Oesterreich zu- riickzukehren begännen, baldigst erfolgen müsse. Wann das ge schehen solle, könne man Hute noch nicht sagen. Diese heikle Frage müsse mit Takt -und Tüchtigkeit gelöst werden. Die Tatsache der Ausserkraftsetzung des Gesetzes über die Ent thronung der Habsburger bedeute noch nicht die endgültige Lösung dieser Frage und bedeute nicht, datz Oesterreich schon der österreichischen Bischöfe über seine künftige Stantssorm entschieden hätte. Ob Oester reich eine Republik bleiben oder aber das Kaisertum wieder Herstellen wolle, müsse heute vollständig ausgeschaltet werden. Das regierungsfreundlich Boulevard-Blatt „Fiigget- l e n s c g" hatte Sonnabend die Meldung gebracht, Starhemberg sei in Steenokerzeel gewesen und die belgische Regierung habe Borsichtsmahregeln getroffen, datz Otto von Habsburg nicht durch ein Flugzeug nach Oesterreich gebracht iverde. Der aus Starhmberg bezüglich Teil der Meldung ist tnzwischn in Wien dementiert morden. Sodann veröffentlicht das Blatt Acntzcrungen des Präsidenten der Kaisertreuen Volkspartei, Gustav Wolf, dcr u. a. erklärt: Den auf Starhemberg bezüg- lichn Teil der Meldung glaube ich schon deshalb nicht, weil Starhemberg nicht als Legitimist angesehen werden kann. Der Fürst ist ein alter Anhänger dcr italienischcn Orientierung, und ich habe in zahlreichn Artikeln bewiesen, datz er kein Legiti mist ist. Mn Aotwehratt Tschechoslowakische Flaggen und Abzeichen in Deutsch- land verboten Entgegen der internationalen Hebung de« Schuhes und der Anerkennung fremder Flaggen und Farben wird ln der Tschechoslowakei das private Zeigen der schwär, weiß-roten Jahne sowie da» Führen des Hakenkreuze» In Flaggen, Wimpeln, Abzeichen und dergl. von den Behörden rücksichts- lo» verfolgt, wiederholte Vorstellungen bei der tschechoslo wakischen Regierung blieben ohne Erfolg. Die Reichsregie, rung Hot sich daher zur Wahrung der Ehre de» deutschen Volke» genötigt gesehen, für da» Reichsgebiet da» private Zeigen tschechoslowakischer Flaggen und Wimvel sowie da» privat« Tragen von Abzeichen in den tschechoslowakischen Farben zu verbieten. Gegenstände, die dic.ein verbot zu wider gezeigt oder getragen werden, sind polizeltich sicher- zustellen. Zu der Verordnung ist zu bemerken, daß di« tschecho slowakische Fahne bekanntlich die Farben blau-weiß-rot iin Dreieck hat. Wie schon der Wortlaut der Anordnung besagt, sind von dem Verbot ausgenommen: die Flaggen und Ab zeichen, die die diplomatischen und konsularischen Verireter entlveder persönlich führen oder in ihren Aemlern oder Wohnungen, an Ihren Kraftfahrzeugen usw. zeigen. Bruder Konrad von Parzham bei der Verteilung von Brot an arme Kinder. Der Bruder, dcr 43 Jahre an der Klostcrpforte St. Anna in Altötting sObcrbaycrn) das Amt eines Pförtners versah, wird in Kürze heilig gesprochen werden. Während seiner Klosterzeit hat er Hunderttousendc von Wallfahrern und Armen Liebesdienste erwiesen. Er starb vor 40 Jahren. k>I«»kirsn fasten vollkommen macken! Der Bischof von Trier erläßt einen Aufruf zu einer Caritas-Opferwoä-e, die in der Zeit vom 4. bis II. Mürz abgehalten werben soll. Dieser Ausruf verdien! in seiner Grundtendenz überall Beachtung. „Wie des Herrn Lei dens- und Todesopfer", so schreibt der Bischof, „für uns die reichste Quelle der Gnade und des Segens wurde in unser aller Not, so sollen wir, wie es der hl. Papst Leo der Große in seiner Fastenprcdigt sagt, „unser Fa sten vollkommen machen durch die Werke der B a r m h e r z i g k e i t." Zur Nahrung und Stär kung des armen Mitbruders soll das werden, was wir selbst uns, sei es dem Gebet der Kirche gemäß oder in freiwilliger Entsagung als Entbehrung auferlegt haben. . . . Wie ich zu Beginn des Winters Euch alle aufgesor- dert habe, dem großen Winterhilsswerk unseres Volkes Eure Hilse zu schenken, so bitte ich Euch a u ch in dem letzten Teil der Winterzeit, der noch zu über winden ist, nicht zu erlahmen in der echten christlichen B r u d e r g c s i n n u n g und in der hilfreichen Tat. Ihr seid in diesem Winter nicht kalt ge worden, sondern habt ein warmes Herz und eine offene Hand bewahrt. Laßt nicht nach in diesem Weltkampf der Güte und Liebe, in der persönlichen Hilfeleistung und in dem gemeinsamen Spenden. Als Kinder des einen himm- lrsclzen Vaters, als Glieder der gleichen Familie, als Brüder Jesu Christi wollen wir so gemeinsam Leid und Mühsal tragen. In der hl. Fastenzeit und vor allem in der Cari- tas-Opferwoä-e soll die Mahnung des Bölkerapostels uns besonders ergreifen: „Einer trage des anderen Last." So werden auch wir das Gesetz Christi erfüllen und im Feuer der Kreuzeslieln wahre Hilfe bringen unfern not leidenden Brüdern und Schwestern und Gnade bringen in unsere Herzen." Spanien un6 6en kleüiqe Sink! Wenn man französischen Zeitungen glauben darf, wird Minister Pita Nomero nicht als Gesandter beim Hl. Stuhl nach Nom gehen. Der Grund soll sein einerseits die Rede des Nuntius Tedeschini bei der Papstfeier, andererseits eine Bemerkung in einer Note des Heiligen Stuhles, in dcr auch von der „Berau bung" der Kirche die Rede gewesen sein soll Die einzigen Worte des Nuntius, die überhaupt in Betracht kommen, wären: „O unglückliche bevorzugte Tochter des Papstes, o unglückliche bevorrechtete stxmi- sche Nation". Dagegen hat bei der Feier der Präsident der Katholischen Aktion das Gesetz gegen die Orden als unannehmbar bezeichnet und dessen baldige Zurücknahme gefordert. Man darf aber annehmen, daß die bereits hier be richteten Drohungen von freimaurerischer Seite auf den Innenminister Marinez Barria Eindruck gemacht haben, so daß er seinen Einfluß im Sinne einer schärferen anti kirchlichen Tonart geltend gemacht hat. Bei der schlappen Haltung der Regierung Lerroux den beständigen revolutionären Bewegungen und Dro hungen gegenüber, nimmt sich diese Energie dem Vati kan gegenüber mehr als sonderbar aus. Sin Hirtenbrief des polnischen Episkopats Marscs«au, 26. Fcbr. Nach zweitägiger Konferenz lxtt der katholisä>e Episkopat in Polen einen Hirtenbrief an die Gläu bigen gerichtet, worin u. a. erklärt wild, datz in Europa nicht der Katholizismus, sondern seine Gegner wie Marxismus, Po sitivismus, Liberalismus, Kommunismus und andere dem Un tergang preisge,zel>en seien. Den Hirtenbrief haben 26 Kirä>e>i- fürsten, darunter 9 Erzbischöfe, unterzeichnet.