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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192910264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19291026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19291026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-10
- Tag 1929-10-26
-
Monat
1929-10
-
Jahr
1929
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1929
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4. Veils,e zu» «ksuer ragedlatt. Sssnsdenv, s«. vrwbet ISS», «l'endS 8S. Jahr« W1 Das deutsche Lied erkannt. Haben doch die im hohen Norden lebenden Lap-en ttefschwarze Haare und eine dunkel getönte Haut, während die so stark Wechselno e Hautfärbung der Indianer in gar keiner Abhängigkeit davon steht, ob sie in der heißeren oder in der kalten Zone wohnen Die Frage nach dem Werden der blonden Rasse muß daher ganz anders be antwortet werden, und dies versucht Prof. Rudolf Fitzner in einem bedeutungsvollen, ein reiches Material verwerten den Aufsatz der „Preußischen Jahrbücher". Zunächst ein mal wendet er sich gegen die irrtümliche Annahme, daß die „Weiße" Rasse farblos sei; vielmehr sind alle Menschen farbig, und es sind nur geringere Farbstoffmengen, die z. B. das Blut durch die schwach vigmentierte Haut schim mern lassen und so jene „Blaublütigkeit" Hervorrufen, die man für ein Zeichen der „reinen" Rasse gehalten hat- Die auffallende Verminderung des Farbstoffes im menschlichen liegt -och -te hohe Bedeutung auch der! „Liedertafel- von einst, die man so gern auch heute noch verspottet. Ob frei lich hie Komponisten der zwanziger und dreißiger Jahre ' -es verflossenen Jahrhunderts: Weber, Schubert, Conradi», i Kreutzer» Carl Loewe, Robert Schumann, Felix Mendels ! sohn-Bartholdy u. a., immer und in allen Stücken diesen Geist -eS Deutschtums in ihren Werken aufleben lieben, läßt sich nicht immer mit Bestimmtheit feststellen. Den guten Willen haben sie gezeigt. Und darum, eben nur des halb sind viele ihrer Lieder Gemeingut -e- deutschen Män- nergesangS geworden. Was dte Frucht von 1870 gewesen, suchen wir noch heute, ohne sie vielleicht je zu finden. Geben wir -er Meinung recht, die da sagt, daß sich auch dte Deut schen immer erst im Unglück zusammenfinden und sich aus ihre Werte besinnen, dann sind wir diese Zweifel los, dann brauchen wir nicht mehr zu fragen: Was bedeutet das Jahr 1870 für den deutschen Männergesang? Was ist nun das eigentliche Deutsche am -kutschen Lieb? ES ist sein Berbundensein mit dem Romantizismus. Zu -em aber verhalfen -em deutschen Männergesang zwei Gestalten: Weber und Richard Wagner. AlS Schöpfer unserer deutschen Oper haben beide in ihren Werken zu gleich -en Sang vom deutschen Herzen erklingen lassen. Weber im Jägerchor des „Freischütz", in den Jagbchören in „Euryanthe", Wagner im „Fliegenden Holländer", im „Tannhäuser" und im „Lohengrtn". Wenn man ste hört, wird man unwillkürlich an die heimische Arbeit der Meister erinnert, an Wagner, wie er der Dresdner Liedertafel vor steht, an Weber, wie er draußen am Abend in seinem Som mernest in Hosterwitz ein Erlebnis aus dem Männergesang für den Männergesang zu Papier bringt. Hätte er da die Seele deutscher Heimat vergeßen können, wo sie ihn all überall am Rockzipfel festhielt? Der deutsche Wald, wie er in Wagners Waldweben verherrlicht wird, könnte er schö ner, trefflicher sein als eben in unseren deutschen Gauen? „Dem deutschen Manne dürfen niemals Bäume fehlen", sagt Ernst M. Arndt einmal. Sang von deutscher Natur, das ist auch das Ziel gewesen, das von Karl Gottlieb Reißt ger und Julius Rietz verfolgt, uns bis zu dem Zeitpunkt gebracht hat, den wir heute noch als die Blütezeit -es deutschen Männergesangs bezeichnen, das sechste und siebente Jahrzehnt vorigen Jahrhunderts. Wir sind noch nicht am Ende der Entwicklung, stehen vielmehr eben mitten darin. Aber eins ist vorauszusehen: der deutsche Männergesang wird mit dem Deutschtum leben und sterben. Möchte er in seiner Verherrlichung deutschen Wesens zu gleich täglich von neuem „die Gemeinschaft deS Bodens und des BluteS", das deutsche Volkstum erneuern und festigen.' rvlil Mßk M M AMn Mklw. Bo» Erich Denkert, .Sa» uuS «tnt al» deutsche Brüder, Da» find unserer Heimat Lieder Und die Luft am deutschen Geist." Friedrich Stolze. Untzlück und Letd find nicht nur für den einzelnen Menschen, sonder» auch für ei« ganze» große» Volk oft ge- M» et» Weg zur inneren Einkehr gewesen. So hat e» nach alle» Kriege«, -le dte Chroniken verzeichnen, und für alle Böker Zette« gegeben, in denen man da» gute Alte wieder wertzuschätzen begann. Ob «» un» ander» ergeht? Nein Str lebe« in einer Zett, in der man an allen Orten und bei alle« Gelegenheiten versucht, „die Gemeinschaft de» Bodens NX- de» Blut«»-, wie der UntversitätSprofessor Max Wundt, Yens, de» Begriff vom deutschen Volkstum darstellt, wieder «tfdnrlchte«, zu erneuern und zu festigen. Derselbe Ge- damke hat eimmaltg nach dem Kriege zur Gründung der Deutschen Akademie in München geführt, er hat auch alte, schöne deutsch« Sitten wieder aufleben lassen, so daß kle alte EwruchweiSheit zur Tat zu werden scheint, die da spricht: »Ntederpnken vor de» Gesänge» Macht der Stände lächer- Nch« Schranke«-. Diese Fähigkeit, eine Einheit zu schaffen, «tue Einigkeit, ein Deutschtum, das hat den deutschen Männergesang geadelt seither. Das ist es auch, was wir heul« al» Erfolg und Aufgabe zugleich am deutschen Män- »«rgefang feiern und weshalb man die Geschichte des deut sche« Männergesangs gleich der übrigen Geschichte des Lan de» und Volkes lehren sollte um ihres erzieherischen Wertes willen. Wann ist denn eigentlich -er erste Männergesang- veret« gegründet worden? Das ist 1809 in Berlin gewesen. Dort gründete Karl Friedrich Zelter eine Liedertafel. Er hat dabei sicherlich nicht geahnt, baß der deutsche Män nergesang einmal zu solch hohen Aufgaben berufen sein würde. Damals hatte es auch nicht den Anschein. Seine Liedertafel war ja nur ein Häuflein von Fachleuten. Der Gedanke de» Deutschtums trat erst später hervor, als der Männergesang volkstümlich zu werden begann. Das war ungefähr ein Jahrzehnt später. In der Schweiz. Dort be gann vom ersten Tage seines Schaffens an Sans Georg Näaeli au» dem Born zu schöpfen, der unversiegbare Kraft spendet: aus dem Born des Volksliedes. Die selbe Quelle benutzte Karl Maria v. Weber, dessen „Leyer und Schwert- vis um die Wende des zweiten Jahrzehnts i« IS. Jahrhundert als das Liederbuch angesehen wurde, vnd att man in der nationalen Not deS Jahres 1848 nicht «den durfte von deutscher Treue, da sang man eben. Darin Körper, der sich bei den Blonden und Blauäugigen zeigt, ist heute als eine DoinestitattonSerscheinung er» kaunt. Nachdem bereit» nachgewiesen war, daß bei dem in der Zucht und Pflege des Menschen gebenden Hau-tiere sich allmählich eine Ver- und Entsärbung bis »um reinen Weiß vollzieht, hat der bekannte Rassenforscher Eugen Fischer diesen Gedankengang sinngemäß auf den Menschen übertragen. Erst nachdem der Mensch sich sozusagen häus lich aus der Erde eingerichtet hatte, konnte diese hellere Färbung bei ihm auftreten. Nur durch eine zielbewußte Auslese durch Zuchtwahl tonnten diese Merkmale unter einem größeren Teil der Menschheit verbreitet werden. Wenn dies nicht geschah, so ist der Grund darin zu suchen, daß ounkclsarbige Völker eine instinktive Abneigung gegen Heller gefärbte Personen ihres Stammes besitzen und daher die so gearteten Kinder bald nach der Geburt töten und daß außerdem die Personen, die diesem Geschick ent gingen, dem tropischen Klima gegenüber eine wett geringer« Widerstandskraft als sbre dunkelnäutigen StammpsLenossen besitzen und meist früher als dicke, ost schon vor dem Ein tritt in das zeugungsfähige Alter, dahinsterben. So be durfte es also eines mächtigen Antriebes, um die Blond geborenen, die hie und da unter den dunkelfarbigen Völ kern auftreten, zu erkalten und zu einer bevorzugten Stellung emporzuheben. die ihnen die Möglichkert der Fortpflanzung trotz so vieler Schwierigkeiten gewährte. Diesen Anlay bot nun nach der Meinung FitznerS der Sonnenkult, der bei so vielen primitiven Völkern ver breitet ist. Mutzte nicht da» blonde Haar seinen Besitzer als einen besonderen Liebling der Sonne erscheinen lassen, deren Strahlen keine aoldenen Locken entsprachen? So wurden blonde Mädchen zu Sonnenvriesterinnen erkoren, und aus dem Schoße der „Sonnenjungfrau" gingen dann meist blonde Kinder hervor. Wo das Volk, in Kem aus der Tonncnanbetung heraus die blonve Nasse entstand, seine ersten Sitze hatte, wissen wir nicht. Vielleicht lebten die ersten blonden Menschen am Süorandc des Saharischcn Atlas, wo zahlreiche Felszcichnungcn von einem Sonnen kult sichere Kunde geben. Die fortschreitende Austrocknung des Landes mag dann Anlaß zur Abwanderung gegeben Hal en, aber ein größerer Volkstcil blieb in den Atlasbergen zurück. Ihm gehören die Völker der Lebu an, die un» in den Wanomalcreien ägyptischer Tempel entgegentreten. ES sind die Blonden Afrikas, Keren Nachkommen noch heute im Rif, im Aures-Gebirge, in der Grande Cabylie und anderwärts leben Der Teil des Stammes, der seine Sitze verließ, wurde nach Norden gedrängt; im Tropengebiet wären gewiß die körperlichen Merkmale allmählich verloren gegangen; in Europa gelangte die blonde Rasse in Wohn räume, die ein dem verminderten Pigment zusagendes Klima aufwieken und die diese Rasse innewohnende hohe geistige und körperliche Veranlagung zu voller Entwick lung brachten Wie die Felszeichnungcn im Osten der Iberischen Halbinsel bekunden, ist diese blonde Rasse von Afrika auf diesem Wege nach Norden gezogen und hat sich "dann zunächst im nördlichen Borlande K« Pyrenäen niedergelassen. Die vorgeschichtlichen Funde in dieser Gegend lassen auf einen Sonnenkult schließen. Dan« müssen die blonden Sonnensöhne der uralten Dölkerstraße im Tal der Rhone gefolgt und durch die Burgundische Pforte in das Rheintal gelangt sein. Während einzeln« Stämme bis nach England kamen, ist die Hauptmasse der Wanderscharen wohl das Rheintal abwärts gezogen und hat in dem Gebiet zwischen Unterrhein und Elbe Heim stätten gefunden, in denen sich die „nordische Rasse" bildet«. Die Helle Haut, das blonde Haar und die blauen Arme« wurden allmählich zum körperlichen Gemeingut diese» Vol kes, und zwar kann man zwei Typen unterscheiden, di« eine mit aschblondem Haar und blauen Augen, die andere mit gelblichem Haar und grauen Augen. Im Uebergang zur Jungsteinzeit hat dann die blonde Rasse eine weite ^777 777'^*77777 77 7^ 77^7^'7^777 ^7777^77 ^7> funden, wahrend die vom Südwesten her nachdrängend« dunkelhaarige und braunäugige Rasse der Iberer Süd europa und einen Teil von Westeuropa in Besitz genommen als zu ihren Eltern zurückzukehren, wo sie dann ein seh« kümmerliches und freudlose» Dasein sührt. Das Leben Ser ägyptischen Frau verläuft »ach unseren abendländischen Begriffen sehr langweilig. Bor allem bet der reichen und vornehmen Frau, denn die arme muß ja gerade wie bei uns auch umS tägliche Brot arbeiten. ES sind ihr da allerdings nur einige Berufe zugänglich, wie Dienerin, Wäscherin u. ä. Wenn die vornehme Frau mor gens erwacht, läßt sie sich von ihre» Dienerinnen anzieheu, baden und massieren. Stundenlang kann sie sich damit be schäftigen, sich vor dem Spiegel zu schmücken und verschie dene Kleider anzuprobieren. Dann kümmert sie sich viel leicht um ihre Kinder, besonders um die Mädchen, den» deren Erziehung liegt ausschließlich in den Händen der Mutter. Viel Zeit nimmt der Empfang der Freundinnen und weiblichen Anverwandten in Anspruch. Da sitzt man stundenlang bei arabischem Kaffee und Süßigkeiten beisam men und schwatzt. Und worüber? Unerschöpfliche Themen geben der Mann, das Eheleben und die Kinder ab. Di« Frauen haben, weil sie tatsächlich nur auf den Verkehr mit ihresgleichen angewiesen sind, keine Geheimnisse unter einander. Das geistige Niveau der ägyptischen Frau ist wegen ihrer großen Abgeschlossenheit nach europäischen, besonders deutschen Maßstäben, äußerst niedrig. Wenn die Frauen sich bilden wollen, so lesen sic schlechte französische Romane. Und die Männer haben kein Jnteresie daran, baß dl« Frauen sich geistig weiter entwickeln. Sie haben die Ein stellung: die Frau gehört ins Haus. Sie soll mir eine möglichst zahlreiche und gesunde Nachkommenschaft schenken und im übrigen sich zu meiner Freude schmücken und schön machen. Tic soll der Schmuck meines Hauses sein. Man kann nichi einmal sagen, daß aus dieser Auffas sung eine Nichtachtung der Krau spricht. Sie weist ihr nur den Platz an, der ihr nach den Gesetzen des Korans zu kommt. Mann und Frau sind eben zwei ganz verschieden« Geschöpfe und haben eine verschiedene Ausgabe zu erfüllen, die durch ihre körperlichen und seelischen Fähigkeiten be dingt sind. Und weil diese Auffassungen in der Religio» bedingt sind, erhalten sie sich so lange, lange Zeit. Da fällt mir noch eine Geschichte ein: Mir wurde ein mal von einer Orientalin erzählt, daß die Männer eS ganz gern hätten, wenn ihre Krauen, bei zunehmendem Alter, etwas füllig würden. Sie sagten dann gerührt: „Allah erhalte dich in deine« Fett!" Und zwar sei dieser Wunsch ganz aufrichtig gemeint. Ein jeder könne doch sehen, daß dies« Frau satt zu essen bekäme bei ihrem Manne und von ihm gut behandelt würde!'. Die kleinen Mädchen wachsen gerade so Hera», »i, ihn Mütter, und werden wie diese mit zwölf Jahren, den» dann sinh ste schon iertig entwickelt, verheiratet. - Die Krauen und vergnügt un- heiter bei dem Leben, -a» sic führen DuL man Bedürfnis nach irgendwelcher geistigen Entwicklung Haden kann, ist ihnen unverständlich Wenn man versucht, ste nach diesen Dingen zu fragen, sehen sie einen lächelnd an, aber sie schütteln den Kopf und wis sen gar nicht, was überhaupt gemeint ist. So verschieden ist da» Denken de» Morgenland«» r— de» Abendland«». handelt wird!! Je jünger und schöner das Mädchen ist, je angesehener der Vater, desto Höher die verlangt« Kauf summe. Es ist also gerade umgekehrt wie bei uns: hier bekommt der Vater des Mädchens noch etwas dazu für seine Tochter. Als ich das mal einem Herrn hier in Deutschland erzählte, seufzte er tief und sagt begeistert: „Haben die eS aber gut!" „Wieso?" frage ich ihn. Da sagt er: „Ich habe nämlich 6 unverheiratete Töchter zu Hause. Was könnte ich reich werden, wenn ich ein Araber wäre!" Erst dann, wenn der Kaufpreis für das Mädchen fest steht, und beim Vater hinterlegt ist (es dauert manchmal vierzehn Tage oder drei Wochen, bis man sich geeinigt har, und manchmal einigt man sich auch überhaupt nicht!), be ginnen die Hochzeitsseierttchkeitrn. Der junge Mann hat seine gekaufte Frau immer noch nicht zu sehen bekommen. Eine arabische Hochzeit ist eine große Angelegenheit und dauert mehrere Tage, wenn es eine sehr grobe und vornehme Hochzeit ist, sogar 14 Tage oder drei Wochen. Der Imam, das ist der mohammedanische Geistliche, kommt und segnet das junge Paar ein. ES gibt endlose Festesten mit vielen Gängen. Anläßlich großer Feierlichkeiten über gießt man alle Speisen mit echtem Rosenöl. Wenn Sie Feierlichkeiten im Hans« der Braut beendet sind, kommt der Bräutigam mit einem zweirädrigen Wagen, der bunt bemalt und mit Bändern geschmückt ist, und holt die Braut in sein Heim. Er hat sie immer noch nicht zu sehen bekommen. Sie nimmt nichts weiter mit, als die Sachen, die ihr persönliches Eigentum aus ihrer Mädchen zeit sind: Gewänder und Schmuck vor allen Dingen. AlloS liegt in einer bunten Lade. Diese sowohl alS auch die junge Frau werden auf den Karren geladen und im Triumph geht'S in das Haus des Bräutigams. Hinterher kommen die ganzen Anverwandten und Freunde. Wenn man das zweifelhafte Glück hat, neben einem Haus« zu wohnen, in dem Hochzeit gefeiert wird, so tut man bestimmt die ganze Nacht kein Auge zu! Jede Nacht näm lich, solange die Hochzeit währt, kommen junge Männer, Bekannte des Ehemannes, und machen mit Blechinstrumen ten vor dem Hause einen ohrenbetäubenden Krach. Und zwar geschieht das. damit böse Geister und Dämonen, die das Glück des jungen Paares bedrohen wollen, verscheucht «erden. Ich kann eS keinem bösen Geist verdenken, wenn er dann auSreißt, der Spektakel ist wirklich grob genug! Erst wenn bi« jung« Frau im Hause des Mannes an gelangt ist, dars er sie entschleiern. Da sieht er denn, was Allah ihm beschert hat! Manche» Mal gibt da» eine unliebsame Ueberraschung, wie man sich wohl denken kann, aber ost auch «ine sehr erfreuliche, wie mir meine Freundin versicherte. Und di« Ehen sollen auch Nicht häufiger unglücklich sein al» bei unS. Eine nach mohammedanischem Gesetz geschlossene Ehtz ist übrigen» viel leichter wieder zu lösen, al» sie geschlossen wurde. Allerdings nur von seitcn des Mannes. Er braucht nur in Gegenwart von drei männlichen Zeugen zu sagen. „Jalla!" Da» heißt soviel w.c „Geh weg. ich brauche dich nicht mehr!" so muß die Frau, so wie ste geht und steht, ha» Hau» »erlaffen. Ihr bleibt dann nicht andere» übrig, MS Wlte W in Wem Fell! Arabisches Familienleben. Während in Konstantinopel und überhaupt in der Türket di« Frau sich in ihrem Leben und in ihren Anschau- ungeu ganz und gar den abendländischen Ansichten un- LebenSgewohnheiten angepaßt hat, zum mindesten in den äußeren Erscheinungen, ist ihre ägyptische Schwester noch in de« alten Anschauungen befangen. Das prägt sich natür lich am stärksten in ihrem Familienleben aus. Ich bin sehr besreundet mit der Tochter des Leibarztes vo« Zaglul Pascha. Er ist der erste Chirurg von Kairo, und wir verkehren viel in seinem Hause. Seine Tochter ist mit einem Aegypter verheiratet. Durch sie lerne ich sehr viel von dem ägyptischen Frauenkeben kennen, was mir wohl sonst ganz verschlossen geblieben wäre. Denn selbst den Frauen gegenüber sind die Orientalinnen von äußerster Zurückhaltung, beson der» wenn e» sich um Ausländerinnen handelt. Sie emp finde« eben doch den Unterschied zwischen ihrer Anschauung und der anderen zu sehr, um sich frei zu geben. Da» prägt sich schon rein äußerlich in der Tracht aus: di« ägyptische Frau, einerlei, ob arm oder reich, trägt über ihrem Kleide, sowie sie die Straße betritt, den langen schwarzen Mantel, oder besser gesagt: einen sehr langen, breite» Schal aus schwarzer Seide (Seide ist hier in Aegyp ten sehr preiswert, da die Seidenraupe im Lande gezüchtet wird). Diesen Schal legt ste über den Kopf und läßt ihn über den Rücken hinunterfallen und nimmt das Tuch vorn zusammen, so -aß eS die ganze Gestalt verhüllt. Außerdem verschleiert sie ihr Gesicht unterhalb der Augen mit einem seinen, weißen Tuche, da» so dicht ist, baß mau von dem Gesicht nicht» erkennen kann. Gehr eigenartig und malerisch sieht das auS. Rach dem strengen mohammedanischen Gesetz soll di« Frau bnrch ihre -en ganzen Körper verhüllende Tracht vor den Augen fremder Männer geschützt werden. Ein Aeayp- ter wird auch nie auf der Straße eine fremde Frau beson der» ansehen oder mustern. Männer und Krauen sind streng von einander getrennt. Bor einem fremden Manne darf sich di« ägyptische Frau nie unverschleiert «tgen. Da fragt man sich natürlich: ja, n»i« kommt da» Mädchen z« «ine» Mann«? LS ist auch tatsächlich «ine ziemlich umständliche und »er- wickelt« Geschichte, wen« ein junger Mann sich «in« Fra« nehmen will. Irgendein ihm sehr nahestehende» weibliche» Wesen, seine Mutter oder Schwester wird dann von ihm ins dte Brautschau geschtckt. Hat ste nun unter ihre« Br annten m»d Freundinnen etwa» Paffende» gesund« — er mt ihr natürlich vorher genau »«scheib gesagt — dann nacht st« den Sohn oder Bruder daraus aufmerksam.und ichtldert ihm da» betressende Mädchen mit alle« Vorzügen. Wenn er glanbt, daß da» Mädchen etwa» für ihn ist, so geht er «un zu dem Vater de» Mädchen» hi« «n —"bandelt m" ihm . , .. . MOE» tEA KimsprersEA sür sein« Tochter«! Und »te dabet «s Leid« Gsite» ««. M MM »le diMe Mkl Während der weitaus größte Teil der Menschheit schwarze» und braunes Haar trägt, ist nur ein verhältnis- «aßis kleiner Teil mit Hellem, blondem Haar aus gestattet, wck in neuester Zeit wirk immer wieder behauptet, daß 8« Zahl der Blonden zurückgehe und daß sie dem Unter- g«Me geweiht seien. Die Frage nach der Entstehung dieses auffallenden Menschentypus, der zu allen Zeiten bewundert worden ist, hat die denkenden Menschen früh beschäftigt, Mw man hat sich in früherer Zeit mit der einfachen Er klärung begnügt, daß bei den dunklen Menschen die Haut Von der Sonne braun oder schwarz „gebrannt" wird, während die Menschen des Nordens infolge der schwächeren Sonnenstrahlung eine yelle Haut und blondes Haar er- halten haben. Aber diese Hypothese ist längst als unrichtig Verbreitung im mittleren ^nd nördlichen Europa ge- dunkelhaarige und braunäugige Rasse der Jh europa und einen Teil von Westeuropa in Besitz hatte.
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