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Nr. 29. Sächsische Volkszeitung Seite 2 her den Leuten zwar schön erscheinen, inwendig aber voll siuO von Totengebeinen und jeglicher Unreinigkeit", seine energische Ablehnung der irdischen Königswiird«, als eine rasch entflammte Volksmenge sie ihm nach der wun derbaren Brotvermehrung antrug, sein Eintreten sür seine Apostel („Wenn ihr mich suchet, so lasset diese gehen"), als die Soldaten des Hohen Rates in der Oel- bergsnacht an jene Hand anlegen wollten, seine Worte zum Diener des Hohenpriesters, der ihn vorm Gerichts hof ins Antlitz schlug: „Habe ich unrecht geredet, so be weise es mir, habe ich aber recht geredet, warum schlägst du mich?" alle diese Worte und Taten des Meisters zeigen uns nach der negativen wie positiven Seite hin die Wesensmerlunale der nrahren Persönlichkeit: Stark mut, E n t s ag u n g s k r a f t, Wahrhaftigkeit, Demut, Treue, Selbstbeherrschung, dazu klares, g r u n d s a tz f e st e s Zielbewußtsein. Man lrann ganz allgemein sagen: Die höchstmöglicl-e Summe aller übernatürlichen Tugenden kennzeichnet die Persönlichkeit. Nicht Aeußerlichkeiten, nicht bloß kör perliche Ausbildung (so wertvoller Behelf sie auch sein mag!), erst recht nicht Rücksichtslosigkeit und brutales Uebermenschentum im Sinne von Nietzsck-e machen die Persönlichkeit aus. obwohl Manche diese Formen irriger weise dafür l)alten mögen. Persönlichkeit im edelsten Sinne des Wortes kann nur auf dem Boden der U ebernatur, aus der göttliä>cn Gnade heraus, wachsen und reifen; darum eben muß sie sich an Christus und seiner Lehre orientieren. Alles Gute, Edle und Vollkommene kommt von Gott und weist wieder zu ihm hin. Darum kann eine wahre Persönlichkeit nie dort sein, wo gegen Gott und sein heiliges Gesetz ge handelt wird. Ein Mensch kann sehr scharfen Ver stand, sehr energischen Willen, sehr lebendiges Gefühl haben und dennoch durch Mißbrauch dieser ihm gegebenen Fähigkeiten gottferne Wege gehen und gottlose Ziele erreichen. Er wird dann nie zur echten Persönlich keit werden. Der rechte Gebrauch auch der natürlichen Gaben von Seele und Leib, selbst wenn sie nur in be scheidenem Maße (1 Talent!) vorhanden sind, muß uns stets Gott irgendwie näher führen. Persönlich keiten erstehen dort, wo reiche natürliche Gaben, geheiligt durch die göttliche Gnade, vom Menschen in rechter Weise ge braucht werden, wo mit 2 oder 5 oder mehr Talen ten „Wucher getrieben" wird. Hier wird es deutlich er kennbar, weich' unersetzliche Erziehungsmittel zum P e r sö n l i ch k e i t s i de a l die katholische Kirche besitzt! Das stille Sich-in-Gott-versenken beim andächtigen Gebet, die Willensüisziplin des Fasten- und Abstinenzgebotes, die ganz konkreten Voraus setzungen des Buhsakramentes (klare Absage an die Sünde durch Reue und Sündenbekenntnis, bewußte Hin wendung zu Golt durch den guten Vorsatz), die sakramen tale Vereinigung der Seele mit dem Göttli6)en in der hl. Kommunion, zumal wenn sie häufig wiederholt wird, die große Lebensschule der hl. Exerzitien, die Einordnung aller irdischen Schönheiten in den Dieest Gottes in der Liturgie dies alles, in gottgewollter Absicht ange ¬ wendet, formt Persönlichkeiten, wo es zusam- menlrisst mit besonderen natürlichen Gaben des Men schen. So mag man auch das Goethewort aus „Tor quato Tasso" verstehen: „Es bildet ein Talent sich in der Stille und ein Charakter in dem Strom der Welt". Und solche Persönlichkeiten bleiben bewahrt vor einem über steigerten Individualismus, der nur das eigene Ich sieht, da sie sich Gott als höchstem Herrn unter ordnen, da sie nicht Träger eigenen Lichtes, sondern Lichtträger Gottes sein wollen und sind. Solche Persönlichkeiten sind aber euch das stärkste Bollwerk gegen jenen brutalen, die Menschenrechte mit Füßen tre tenden Kollektivismus, wie wir ihn in fürchter lichster Weise im heutigen Rußland verwirklicht sehen, wo die MensäMwürde zerstampft wird von dem Moloch „Masse", wo der Einzelne nichts weiter ist als ein wil lenloses Stück des Ganzen. Solcher Kollektivismus (^- Vermassung) muß naturgemäß ein Feind jeder Religion, vor allem des Christentums, sein, das jedem Menschen geradezu als Lebensaufgabe stellt: Persönlichkeit, Charakter zu werden oder wenig stens diesem Ideal möglichst nahczukommen. Man ist' wirklich versucht, in diesem bolschewistiscl-em Prinzip den „A ntichri st" zu sehen, mag es sich auch aus diploma tischen Gründen unter allerlei Masken tarnen! Wahres Führer! um ist also eine Per- sönlichkeitsfrage. Nachdem eine einseitige Demo kratie versagt hat, da die Mehrzahl ihrer Anhänger nichts vom christlichen Persönlichkeitsideal wußte und wissen wollte, tritt im neuen Deutschland das Fllhrerprinzip auf allen Gebieten bewußt wieder in den Vordergrund. Darum kann dieses neue Reich gar nicht anders, als aus tief christlichen, urkatholischcn Quellen schöpfen, wenn es den Führergedanken nicht nur organisatorisch, sondern geistig, seelisch ins Volk einbauen will. Es wird zu die sem Ziele wertvollste Hilfe finden können in der per- s ö n l i chk c i t s f o r me n d en Kraft der katho lischen Kirche. Keine Begnadigung für Slcherungsverwa-rte Berlin, 3. Fcbr. Der preußis6)e Iustizminister hat, wie das NDZ.-Büro meldet, in einer Ausführungsver ordnung zum Ctrasvollstreckungs- und Gnadenrecht an geordnet, daß sich das Gnadenrecht nicht auf die durch Urteil angeordneten Maßregeln der Besserung oder aus Erziehungsmaßnahmen erstreckt. Oie deutsche Sie Drage der polnischen Organisationen (Fortsetzung von Seite 1.) Den ausgebildeten Reserven der anderen Länder hat Deutschland einen verglelächaren Faktor nicht gegenüberzustellen. Insbesondere ist es unmöglich, die in Deutschland bestehenden politischen Organisationen mit den militärischen Reserven an. derer Länder auf «Ine Stufe zu stellen. Dem Herrn französischen Botschafter ist bereits wiederholt dargelegt worden, daß di« SA- und SS-Formationen keinen militärischen Charakter haben. Im Übrigen hat sich so die deutsche Re gierung bereit erklärt, den nichtmilitärischen Charakter der in Rede stehenden Verbände der geplanten internationalen Kon- trolle zu unterstellen, sofern die anderen Länder für ähnliche bei ihnen bestehende Organisationen die gleiche Verpflichtung über nehmen. Schon dadurch wsird« >eder Befürchtung, datz Deutsch land etwa die vertragsmäßig festgesetzte Mannschastsstärke sei. ner Armee auf dem Umweg« über die politischen Organisatio- nen überschreiten könnte, wirksam vorgebeugt werden. Was die Frage der Polizei anlangt, so wird sich ein« Verständigung darüber voraussichtlich unschiver erzielen lassen. Nach Auffassung der dengel)«» Regierung würden dabei die Zahl und Dichte der Bevölkerung, sowie sonstige besondere Verhält nisse der einzelnen Länder (Zahl der Großstädte, soziale Ver hältnisse ufw.j zu berücksichtigen sein. Schließlich ist bei Beurteilung der Ziffer von 300 000 Mann noch zu berücksichtigen, daß es sich hierbei um Soldaten Die vorstehenden Ausführungen zeigen, daß die Haupt punkte, in denen die Ansichten der beiden Regierungen hin sichtlich des Abrüstungsproblems noch auseinandergehen, die Frage der Berechnung der Personal st ärken und di« Frage des Zeitpunks der Ausstattung der küns« tigen deutschen Armee mit Verteidigungs waffen sind. In beiden Fragen ergibt sich aber nach Ansicht der deutschen Regierung die zu tressende Regelung im Grund« von selbst, wenn man die hierbei in Betracht kommenden Ge sichtspunkte sachlicher, rechtlicher und moralischer Art unvor eingenommen würdigt. Die sranzösiscl)« Regierung kann nicht verkennen, daß das, was die deutsche Regierung in dieser Be ziehung fordern zu müssen glaubt, weit hinter dem zurückbleibt, was Deutschland bei wirklich vollständiger Durchsllhrung der Gleichberechiigung zuzubilligen wär«. Auch wenn die künstlge deutsch« Armee mit kurzer Dienstzeit 8ÜÜVV0 Mann stack ist und wenn sie gleichzeitig mit der Umwandlung der Reichswehr In den neuen Armeetypus die notwendigen Verteiidgungo- waffen erhält, behalten Frankreich und die anderen hoch gerüsteten Staaten einen gewaltigen Vorsprung aus dem Gebiete der Rüstungen. Unter diesen Umständen könnte die Ableh nung der deutschen Forderungen nur bedeu« Zur Klärung von Einzelpunkten des sranzösisäM Vorschlngs l-at die deutscize Regierung in einer der Ant wortnote anliegenden Zusammenstellung folgende Fra gen an Frankreich gerichtet und um ihre Beantwortung gebeten. Die 13 Fragen lauten im Wortlaut: 1) Aus welche Höchst stärke sollen die gesamten französischen Personalbestände in Hei mat und Ucbersee herabgesetzt werden? 2) In welcher Weise sollen bei der in dem französischen Aide-Memoire vorgesehenen Regelung die Ueberseetr uppen und die ausgebildeten Re serven Frankreichs in Rechnung gestellt werden? 8) Ist Frankreich bereit, falls die Umwandlung der Heere in Verteidigungsheere mit kurzer Dienstzeit sich nicht aus die im Heimat- wie im Ueberseegebiet stehenden Ueberseestreitkräfte erstreckt, eine Ver pflichtung zu übernehmen, Ueberseetruppen in Kriegs- und Friedsnszeiten im Heimatgeblet weder zu stationieren noch zu verwen den? 4) Was soll mit den das Kaliber von 18 Zenti meter überschreitenden Geschützen der beweglichen Landartillerie geschehen? Sollen sie zer stört werden? Soll auch weiterhin die Ausbildung an diesen Geschützen zulässig sein? 8) Welche Höch st ton nage soll für Tanks vor gesehen werden, und was soll mit den diese Höchst tonnage überschreitenden Tanks geschehen? 6) Denkt die Französische Regierung für alle Länder an eine zahlenmäßige Beschränkung ein zelner Waffengattungen, und zwar unter Einschluß der lagernden Bestände? Welche Waffen gattungen sind dies? 7) Mit welchem Material sollen die französischen Truppen, die der Vereinheitlichung der Heere nicht unterworfen werden, ausgerüstet werden? 8) Binnen welcher Frist würde die Herabsetzung der im Dienst befindlichen Flugzeuge um 80 v. H. durchgeführt werden? Soll die Beseitigung der aus scheidenden Flugzeuge durch Zerstörung erfolgen oder auf welche andere Weise? Antwortnote mit kurzer Dienstzeit handeln würde während d< Reichsivehr aus Berufssoldaten mit zwölsjähriaer Dienstzeit b. steht. Die französische Repierunq selbst hat in den Genfer Ve> Handlungen stets die Ausfall»»» vertreten, daß der Militär'»!-. Wert kurzdienender Soldaten erl>eblich a«rina«r zu vermisch., gen ist als derjeniqc von Berufssoldaten. Auch unter dies. Gesichtspunkt« wär« es verfehlt, in der Ziffer von 300 000 Mmm eine wesentliche Erhöhung der qeaenwärtiqen Wehrkraft Deucht lands selben zu wollen. Zu den Einwendungen des Aide-Memoire gegen die v.w der deutschen Negierung für notwendig gehaltene Aus stattung der künftigen deutschen Armee mit Bei teidiguugswaffcn ist bereits oben bemerkt worden, daß d Umwandlung der Reichswehr in eine Armee mit kurzer Dienst zeit praktisch nicht durchführbar ist, wenn dieser Armee nich gleichzeitig mit der Umwandlung die notwendigen Waffen g. geben werden. Wollte man die Reichswehr zunächst umwandet» und sie dann erst in einer späteren Periode mit den in der Konvention varzuschcnden Verteidigungswaffen ausrüsten, la würde das nicht nur die größten organisatorischen Schwierig keiten verursachen, sondern vor altem die Folge habe», daß die Armee während der ersten Jahre der Ausgabe der Landesver teidigung in keiner Weise gewachsen wäre. Was schließlich die Einzelheiten des in der Konvention vorzusehcndcn Kontrollsystems anlangt, so handelt cs sich dabei um Fragen technischer Art, über die unschwer eine Einigung zu erzielen sein wird, sobald die materiellen Haupt punkte des Abrüstungsproblems geklärt sind. Nach Ansicht der deutschen Regierung würde es unter der Voraussetzung der Sicherstellung völliger Parität der Natur der Sache entsprechen, daß die Kontrolle gleichzeitig mit dem Inkrafttreten der Kon- vention zu funktionieren beginnt. 1 e n, daß man die Gleichberechtigung Deutschlands in Wahrheit nicht anerkennen will. Die deutsche Re gierung hofft deshalb, daß sich die französische Regierung, wenn sie alle bei dem Problem zu berücksichtigenden Momente noch einmal in Erwägung zieht, dem deutschen Standpunkt nicht verschließen und daß sie so den Weg zu der von Deutschland dringend gewünschten Verständigung finden wird. Die deutsch)« Regierung leist selbstverständlich die Auffas sung, daß das Abrüstungsproblein nicht allein durch Verhand lungen zwischen Deutschland und Frankreich gelöst werden Kan» daß dazu vielmehr Verhandlungen mit allen beteiligten Staa.e» notivendig sind. Diese allgemeinen Verhandlungen werden aber durch eine Einigung zwisel)«» Deutschland und Frankreich über die prinzipiellen Fragen wesentlich erleichtert werden, da eine solche Einigung ein« der wichtigsten Voraussetzungen für das Zustandekommen der Abriistungskonvenlion bildet. Daß und in welchem Geiste Deutschland zur internatio nalen Zusammenarbeit bereit ist. ergibt sich aus seinem Ange bot des Abschlusses von Nichtangriffspakten Die äußere Form, in der sich eine solcire Zusammenarbeit künf tig am besten verwirklicl)en kann, erscheint der deutscl>en Ne gierung als eine Frage, die späterer Beantwortung vorzube- hglten sein wird. Das dringende Gebot des Augenblicks ist die Regelung der Abrüstungsfraae, deren Gelingen den Weg für die Lösung der anderen offenen politiscl-en Problem« frei« machen wird. S) Worauf soll sich die Kontrolle der Zivil luftfahrt und der Flugzeugherstellung erstrecken, die nach dem französischen Vorschlag die Voraussetzung für die Herabsetzung der im aktiven Dienst befindlichen Militärflugzpuge sein soll? 1V) Soll die allgemeine Abschaffung der Mi litärluftfahrt in der Konvention für einen be stinnnten Zeitpunkt endgültig festgelegt werden und für welchen? 11) Soll das Bombenabwurf» er bot, das die Französische Regierung anzunehmen bereit ist, allge mein und absolut sein, oder welchen konkreten Ein. schränkungen soll es unterworfen werden? 12) Sind die Ausführungen des Aide- Memoire Uber die Kontrolle des Kriegsmaterials so zu verstehen, daß Frankreich für sich nur die Kontrolle der Fabrikation und der Einfuhr anzunehmen bereit ist, oder soll sich diese Kontrolle auch auf die Bestände an im Dienst befindlichen und lagerndem Material erstrecken? 18) Welche Stellung nimmt die Französische Regierung hinsichtlich der Rüstungen zur See ein? Unterredung mit ZapanS Kriegsminifier London, 3. Febr. In großer Aufmachung veröffent licht der Daily Expreß eine Unterredung seines Sonder- Berichterstatters mit dem neuen japanischen Kriegs minister Hayaschi. Der Minister habe u. a. erklärt, er glaube nicht, daß Japan gegen die Vereinigten Staaten Kämpfen werde oder daß es in der nahen Zukunft zu einem Kriege mit Rußland komme, lieber das Schicksal Wladiwostoks im Falle eines Kriegsausbruches wolle er lieber nicht sprecl)en. Rußland habe 100 000 Mann und 800 Flugzeuge an der mandschurischen Grenze. Auf dem ganzen mandschurischen Festland, das ebenso groß wie Frankreich und Deutschland zusammen sei, habe Japan demgegenüber nur 60 000 Mann. Die Stärke der mand schurischen Armee betrage jedoch 100 000 Mann. Im weiteren Verlauf der Unterredung habe Hayaschi gesagt, daß Japan 4V 080 Mann im Alter von 17 bis 28 Jahren zur Arbeit in den Munitions- sabriken anstelle, um Munition sür di« Mandschurei herzustellen. Eine unzweideutige Feststellung Ablehnung der deutschen Forderungen bedeutet Aichtanerlennung der deutschen Gleichberechtigung Deutsche Fragen an Frankreich