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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.06.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191406070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140607
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140607
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-07
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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"onnwg, 7. 2unl ISI4.Leipzig« gagedtou. Nr. 284. Sonni-gs-Uuogade. Sri» r. * Die Dele-iertenversammluu- de« Bunde» »ater« ländischer Araueuvereine setzte am Sonnabend vor» mittag um 11Z4 Uhr im preussischen Abgeordnetenhause ihre Beratungen in Anwesenheit der Kaiserin und der Prinzessin Heinrich von Preußen fort. Nach der Begrünung der Kaiserin und der übrigen Er schienenen durch den Wortführer Staatsminister v. Möller folgte der Vortrag der Vorsitzenden des Vaterländischen Frauenvereins für den Kreis Breslau« Land, Frau Rittergutsbesitzer Küthe Fromberg« Schottwitz über „Ausbau und Wirksamkeit der Gemeindekrankenpflcgestationen des Vaterländischen Frauenvereins". Der Zweigverein Breslau-Land be sitzt 48 Gemeindekrankenpflegestationen, in denen er 67 Krankenpflegerinncn-Dialonissen und katholische Ordensschwestern beschäftigt. Diese Stationen er fordern eine jährliche Ausgabe von über 60 000 ^kl, wovon der Zweigverein selbst mehr als 22 000 »lt aus eigenen Mitteln aufbringt, während der übrige Be trag durch Beihilfen der Landesversicherungsanstal ten, der Krankenkassen, Gemeinden, Gutsherrschaften usw. gedeckt wird. Die Rednerin schloß mit der dringenden Aufforderung, überall, wo dies noch nicht der Fall ist, Krankenpflcgestationen zu errichten. Ge heimer Medizinalrat Pros. Dr. His sprach sodann über „Körperpflege und Korperausbildnug der fchul- entlassenen weiblichen Jugend". Er führte aus: Während für Knaben und Jünglinge durch private, kommunale und staatliche Tätigkeit mannigfache Ein richtungen getroffen sind, die den Schädigungen einer eintönigen, freudlosen und anstrengenden Tätigkeit durch Turnen, Schwimmen und Wandern entgegen arbeiten, sind für Mädchen die entsprechenden Ein richtungen erst an einzelnen Stellen musterhaft ge troffen. Neben der Gelegenheit zu Wanderungen und körperlicher Ausbildung ist dem Wohnungswesen und der Ernährung die grösste Aufmerksamkeit zu schenken und vor allem Gelegenheit zum Turnen im Freien oder zu leichter Gartenarbeit zu schaffen sowie dem Rechte der Jugend auf Freude durch Gesang, Spiel und Tanz Rechnung zu tragen. Hieran schloß sich Vorstandswahl und Erledigung anderer geschäft licher Angelegenheiten. * Deutschnationaler Handlungsgehilsentag. Ain 22. und 23. Mai tagte in Hamburg der Ausschuss des Deutschnationalen Handlungsgehilfentages Er beschäftigte sich mit den sozialpolitischen Gegen wartsfragen des Handlungsgehilfenstandes. Zum preussischen Wohnungsgesetz wurde eine Ent- schlietzung angenommen, die die Kommission des preussischen Abgeordnetenhauses ersucht, in den Entwurf, der allgemein als unzulänglich empfunden wurde, einige Bestimmungen hinein- . zuarbeiten, die den Handlungsgehilseninteressen ge recht werden. Zur Gehaltsfräge der Handlung-»- gr.)ilfen wurde eine Anzahl weiterer praktischer Massnahmen vorgeschlagen und vom Ausschuss gut geheissen. Interessant war der Bericht über die bisherigen überaus befriedigenden Erfolge in der Frage der Errichtung öffentlich-rechtlicher Stellen nachweise für Kaufleute, für die sich im letzten Jahre alle objektiven Beobachter des kauf männischen Stellenvermittlungsweiens ausgesprochen haben. Das Sonntagsruhegesetz, das die Regierung eingebracht hatte, ist mit dem Schluss des Reichs tages in der Versenkung verschwunden. Der Ausschuss stellte fest, dass die Vertreter aus dem Lande einhellig nach wie vor die völlige Sonntagsruhe verlanoen und von Kompromissen nichts wissen wolle». Schliess lich fand noch eine sehr ausgedehnte Aussprache über das inzwischen von: Reickstage in dritter Lesung an genommene Konkurrenzklauselgesetz statt, in der von allen Seiten betont und auch durch Abstimmung festgestellt wurde, dass den Handlungsg-'hilfen durch das Gesetz eine beachtenswerte Verbesserung ihrer Lage gebracht worden ist. * Ersatzwahl in Labiau-Wehlau. Infolge des Todes des konservativen Reichstagsabgeordnetcn v o n M a s s o w — wir berichteten darüber bereits estern abend — wird inLabiau-Weh lau eine ^Ersatzwahl erforderlich. Der Wahlkampf wird sehr heiss werden, denn der Wahlkreis war bereits in der vorigen Legislaturperiode in einer Ersatzwahl an den fortschrittlichen Bürgermeister Wagner-Tapiau den Konservativen verloren gegangen, und es ist durchaus nicht ausgeschlossen, dass sich dieser Vorgang jetzt wiederholt. massen die unleugbare klangliche Monotonie des .^uoniant" bekämpfen, die nach wie vor dem modernen Lhr und Tonempfinden beschwerlich zu fallen nur zu sehr geeignet ist. Für die Tromba zeichneten in Gemeinschaft F. Herbst und H. Trubig, an die Vater Hach ebenfalls sehr grosse technische Anforderungen stellte. Das .Loloquartett setzte sich aus den bereits mehrfach an dieser Stelle genannten Sängern und Sängerinnen zusammen. Die Leistungen des einen Paars standen gegen früher dar- gcbotcnc immerhin etwas zurück. Jedenfalls sahen sich Anna Stronck-Kappel und Dr. Matthias Roemer von Emmi Leisner und Dr. Wolfgang Rosenthal weit übertroffen. Dieser trat in der eben angeführten „Quo- niam"-Arie stimmlich und musikalisch recht be deutsam hervor; jene brachte uns zwar in folge Zuspättommens um das schöne Christe eleison-Ductt, bot aber in der Folge hervor ragend Schönes. Nur ganz selten wird man in der Lage sein, z. H. das „Agnus Dei" so tief erfasst, so klanglich rein und beseelt bis in die feinst vcräderte Nuance hinein wieder gegeben hören als solches gestern durch diese Künstlerin geschah. O Verklungen ist der letzte Ton des Festes. Vielen brachte es Mühe und Arbeit, aber der Mehrzahl Freude, Anregung und Erbauung. Manch alte Liebe zum Meister ward aufs neue angefacht, seine extensive und intensive Grösse wiederholt erkannt und gewürdigt, die Atmo sphäre nochmals empfunden, die so völlig eigen artig wie sie ist, Johann Sebastian Bach umgibt, und manch neue Perspektive dem suchen den und forschenden künstlerischen Auge eröffnet. Wir begleiteten den Meister in die dämmernden Räume des christlichen Mystizismus und wurden mit ihm Zeugen des Erlösungswerkcs; wir fan den ihn inmitten feiernder Sabbatstillc und schritten mit ihm wieder hinaus m das leb hafte Getriebe seiner bürgerlichen Welt. Gross und bedeutend nach verschiedenen Seiten hin war das Ergebnis des dritten Leipziger Bach- festes, und was wir daraus gewannen, „das ist unser," wie eS Goethe bezeichnet, „so lasst uns sagen und so es behaupten." Lexmitr. AriAland. Gesterrelch-Ungara. * Die Unterredung des österreichische« und deut, scheu Seueralsta-sches». Der „Poster Lloyd" bespricht die Audienz des Chefs des Generalstabs Baron Ton rad von Hötzendorff beim Kaiser Franz Jo seph, un/d teilt mit, dass Baron v. Hötzendorff dem Kaiser über seine Karlsbader Unterredung mit dem deutschen Genevalstabschef von Moltke Be richt erstattet hat. Er fügt hinzu, dass jener Unter« redung gross« Bedeutung beigemesien wird. * Streik der Apothetergehiisen. Lus Pest wird gemeldet: Die Apothekergehilfen sind am Sonnabend in den Streik getreten. Sie fordern Verkürzung der Arbeitszeit, die jetzt 13—14 Stunden beträgt, Schliessung der Apotheken um 8 Uhr abends, Abände rung des jetzigem Systems der Erteilung von Apo thekertonzessionen umd Regelung der Gehälter mit einem Mindestgehalt von 200 Kronen monatlich. Die Streikenden haben dafür gesorgt, dass in jedem Bezirk der Stadt in je einer Apotheke genügend Personal vorhanden ist, um den Ansprüchen des Publikums in den Krankenanstalten zu genügen. Spante«. * Eine neue Partei Mauras. Aus Madrid wird gemeldet: Maura hat das Tischtuch zwischen sich und der konservativen Partei, deren Führer er war, endgültig zerschnitten und pflanzt die Fahne einer neuen Partei der äussersten Rechten auf. Er erklärte sowohl den Konservativen unter Dato als auch den Liberalen unter Romane» die Fehde, während er den sogenannten Liberaldemokraten unter Garcia Pristo wohlwollend gegenüber steht. Die Regierungspartei empfindet es als eine Erleichterung, des unbequemen Maura ledig geworden zu sein. Rumänien. * Minister v. Ssasonow in Rumänien. Die Reise des Ministers v. Ssasonow nach Rumänien erfolgt am 10. Juni in Begleitung seines Kanzlei chefs Baron Schilling. Der Minister wird sich einen Tag in Konstanza aufhalten, um sich hier auf für drei Tage nach Bukarcst zu begeben. Bei dem Zarenbesuch in Konstanza werden nach einer Petersburger Meldung des „B. T." politische Trinksprüche gewechselt. Am 13. Juni, dem Tage der Ankunft des Zaren, wird das ganze russische Schwarzmeergeschwader in Konstanza ein treffen. Letzte Depeschen und Fernsprechmeldunge«. Spnöikot für öen fiuslanäsnachrichten-ienst. (Eig. Drahtbericht unserer Berliner Redaktion.) Berlin, 6. Juni. Ueder ein nemgegriindetes Syndikat für den Auslandsnachrichten - dicnst bringt die „D e u t s ch e E k Po r t R e v u e" folgende Mitteilungen: Vor wenigen Wochen hat sich ein solches Syndikat für den Auslandsnachrichten- dienst gebildet, das, auf ein schon bestehendes Nach riästenbureau fußend, eine Tätigkeit nack und nach über die ganze Welt ausdehnen und vor allen Dingen die tendenziösen Nachrichten und An griffe gegcnDeutschland in geeigneter Form erwidern und ihre Kenntnis von dem Stand der deutschen Industrie und von anderen kulturellen Errungenschaften im Auslande verbreiten sott. An der Spitze steht der Vorstand und das Di rektorium, das sich aus drei Herren, Geheimrat von Borsig, Landrat Rötger und Direktor Schacht, zu sammensetzt. Ein besonderer Verwaltungsrat, der vor allem Anregung für den Ausbau und die Art der Berichterstattung geben sott, setzt sich aus folgenden Herren zusammen: Prof. Duisberg vom Karlswerk, Hagen (Disk.-Ges), Kommerzienrat Hasencleoer- Remscheid, Hermann Heck-Berlin. Generaldirektor Heynicken (Norddeutscher Lloyd), Direktor Helferich (Deutsche Bank), Direktor Rüdermassen (Hapag), Direktor Kosegarten (Deutsche Waffen- und Muni tionsfabrik), von Langen (Diskonto-Ges.) Salomon- sohn-Berlin, Edmund Bohlen-Hamburg. Die Leitung der Geschäfte liegt in Händen zweier Geschäftsführer, der Herren Ast und Dr. Hansen. Vorläufig handelt cs sich um ein zwangloses Synd ikat auf drei Jahre, das später in bessere Form gebracht werden soll. Das Auswärtige Amt hat dem Syndikat einen Zuschuss von 250 000 zu gebilligt unter der Bedingung, dass von der Industrie die gleiche Summe aufgebracht wird. Da von dieser Seite diese Summe durch Mitglieds beiträge bzw. freiwillige Beiträge bereit» über zeichnet ist, scheint der Zuschuss des Auswärtigen Amts zu dem Syndikat gesichert. Da jeder Anteil schein von 1000 .E dem Besitzenden Stimmrecht ver leiht, wird das Auswärtige Amt einen starken mass« gebenden Einfluss auf die Geschäftsführung und die Art des Nachrichtendienstes ausüben. Antworttelegramm de» Papste». Berlin. 6. Juni. Auf das Ergebenheit»- und Hul« digungstelearamm des Delegiertentages des Ver bandes katholischer Arbeitervereine ist folgende Ant wort «ingetroffen: Rom. Der Heilige Vater sagt für die kindliche Verehrung und Gehorsam Dank und er teilt den erbetenen apostolischen Segen. Merry del Bal. Tagung de» Eisenbahnrats für Deutsch-Ostasrika. Daressalam, 6. Juni. Der neugeschaffene Eisen bahnrat für Deutsch-Ostafrika, bestehend aus neun von dem Gouvernementsrat aus den verschiedenen Berufs kreisen gewählten Mitgliedern, hielt am Mittwoch und Donnerstag unter dem Vorsitz der stellvertreten den Eisenbahnreferenten seine erste Tagung ab. Die Beratungen, zu deren Beginn auch derGouver- neur anwesend war und eine Begrüssungs ansprache hielt, betrafen vorwiegend Tarif, fragen, wobei verschiedene Aenderunyen vorge- schlaacn wurden. Mit allen gegen eine Stimme wur den Sondertarife für die Usamdarabahn und die T a n g a n j i k a ba h n gefordert, da beide Bahnen völlig verschiedene wirtschaftliche Grundlagen hätten. Lerbandstag des Verbandes Deutscher Leamtenvereine. Hamburg, g. Juni. Der ordentlich« Verbandstag des Verbandes Deutscher Beamtenvereine wurde heute vormittag durch den Vorsitzenden, Ministerial rat Just, eröffnet. Der Vorsitzende stellte fest, dass auf dem Verbandstage 110 Vereine mit 1262 Stim men vertreten sind. An den Kaiser und den Ehren vorsitzenden, Oberbürgermeister Wermuth- Berlin, wurden Begrüssungstelegramme abgesandt. Namens des Hamburgischen Senats begrüßte Bürger meister Dr. Schneider die Versammlung und wünschte den Verhandlunaen besten Erfolg. Der Vorsitzende dankte in herzlichen Worten und führte u. a. aus, der Verbandsvorstand habe das Bestreuen, den Verband zum Vertreter der gesamten staats treuen Beamtenschaft zu machen. Der Verband solle ein Bindeglied werden zwischen Beamtenschaft und Regierung. Darauf wurde in die Tagesordnung ein getreten. Freisprechung im ruthenische« -ochverratsprozess. Lemberg, 6. Juni. In dem Hochverrats prozess, der seit zwei Monaten gegen den ruthe- nische.n Journalisten Bemdasiuk, den Studenten Kol- dra und den orthodoxen Priester Sandwicz Hudyma im Gange war, hat das Schwurgericht heute das Urteil gefällt. Alle Angeklagten wurden fret- ge sprachen; sie bleiben noch in Haft, bis das Urteil rechtskräftig geworden ist. Vie ftanMsthe Kabinettskrise. Paris, 6. Juni. Gleich bei Beginn der Be sprechung Vivianis mit den in Aussicht gekommenen Ministern heute vormittag bemerkten Eodart und Ponsot, dass ihre Freunde von der Geeinigt radikalen Partei es übel vermerkten, dass das Drei jahrsgesetz nach der Erklärung der Regierung erst später abgeändert werden tönnte, und zwar nach Anwendung von Maßnahmen, die sich erst bewährt haben müssten, und auch nur dann, wenn die auswärtige Lage es gestattete. Diese Formel lasse ihrer Ansicht nach zu wenigBewegungs- freiheit unv könne diejenigen, die gegen Len Drei- lahresdienst gestimmt und von der Notwendigkeit der alsbaldigen Rückkehr zum zweijährigen Dienst über zeugt seien, nicht befriedigen. Die von Godart und Ponsot geforderte Abänderung der Regierungserklä rung wurde von Noulens und den meisten anderen designierten Ministern bekämpft. Darauf schie den Godart und Ponsotaus. Es wird ihre Ersetzung durch Abgeordnete ins Auge gefasst, die hinsichtlich der Dienstzeit entgegenkommender sein könnten. Aber Viviani ist der Ansicht, dass eine Aenderung der Zusammensetzung des Kabinetts im nunmehrigen Stadium seiner Wurde nicht entspreche. Der Austritt von Eodart und Ponsot, dem vielleicht noch andere Mitglieder des in Bildung begriffenen Kabinetts folgen würden, würde bewirken, dass sich achtzig geeinigte Radikale der Kammer ausserhalb der ministeriellen Mehrheit stellten. Viviani beab sichtigt nicht durch Kombination die politische Kon stellation zu verschieben. Daher legte er den Auf trag in die Hände des Präsidenten zu rück. der vergeblich in Viviani eindrang, seinen Entschluss zu ändern. Poincarewird nun- mehrDeschanelauffordern. Ob dieser den Auftrag annimmt, weiss man nicht. Für den Fall, daß er es nicht tut, spricht man von Delcasse. Da dieser aber fest entschlossen ist, nicht an dem Drei jahresgesetz rütteln zu lassen, hätte er die Geeinigten Sozialisten und einen Teil der Geeinigten Sozia listisch-Radikalen gegen sich. Endlich ist auch die Rede davon, dass Doumergues Wirksamkeit noch nicht völlig beendigt sei, und dass auch Viviani, wenn noch einige Kombinationen mißglückt seien, zu einem zweiten Versuche aufgefordert werde» könnte. ' Paris, 6. Juni. Viviani erschien " nach mittags in der Kammer und erklärte gesprächsweise, dass er nach einer Verständigung bis zur Grenze der Möglichkeitgestrebt habe, sowohl in der Auswahl seiner Mitarbeiter als auch in der Fassung seines Programms, besonders hin sichtlich der Dauer des Militärdienstes. Bet dessen Bemessung erklärte er, könne man die auswärtige Lage ebensowenig unberücksichtigt lasten, wie speziell die militärischen Erfordernisse. Er sei bereit, sich mit der Frage der besten Ausnutzung der Re serven und der Organisation der mili tärischen Jugenderziehung zu beschäftigen, aber man müsse darin wirkliche Erfahrungen sam meln. Man könne den jungen Leuten die Kaserne nicht deshalb ersparen, weil sie auf ihrem' Dorfe 40 Sonntage exerziert hätten. Man müsse abwarten, was einige Jahrgänge so vorgebildeter junger Leute eine gewisse Zett hindurch leisteten. Man könne in einem Augenblicke, wo jenseits der Grenze immer weiter gerüstet werde, nichtaneineVer- ringerung der Kriegsmacht denken. Es wäre also nicht eine Frage der Redaktion, sondern eine starke sachliche Differenz, die seine Mitarbeiter voneinander trennte. Er meine nunmehr, seine Pflicht getan zu haben. Vebrigens gebe es nicht nur eine Verantwortlichkeit für die Minister, sondern auch eine solche für die parlamenta rischen Gruppen; diese müsse sich jetzt wirksam zeigen. Kritik des Verhaltens der Geeinigten Radikalen. Pari», 6. Juni. Die nationalistischen und gemässigt- republikanischen Blätter kritisieren das Ver halten der Geeinigten Radikalen Eodart und Ponsot und Genossen aufs schärfste. Der „Temps" schreibt, die Unversöhnlichkeit der Geeinigten Radi kalen beginne Früchte zu tragen. Viviani habe die weitestgehenden Zugeständnisse gemacht. Dies habe aber den Fanatikern der geeinigten radikalen Partei nicht genügt. Es wird nun mit dem Spiel mit einem anderen Politiker, der sich mit einer neuen Fassung abmühen wird, um die Geeinigten Radikalen und Sozialisten zu befriedigen, von neuem begonnen wer den. Da, wo Vivianis Scharfsinn gescheitert ist, wird gewiss kein anderer Erfolg haben. Die wahre Formel betreffend die dreijährige Dienstzeit ist diejenige, die Bourgeois und Delcasts ausgestellt haben, keinerlei Abschwächung, keinerlei Erörterungen, sondern die feste Anwendung des Gesetzes, das allein die Ehre, Würde und Grösse des Vaterlandes verbürgen kann. Deschanel lehnt ab. — Verhandlungen mit DelcaffS. (Eigener Drahtbericht.) Puri», 6. Juni. Präsident PoinearS hatte eine lange Unterredung mit Kammerpräsident De», chanel. Ss ist ihm jedoch nicht gelungen, diesen zur Uebernahme der Kabinettsbildung zu bewegen. Darauf berief Poincare Deleassözu sich, mit dem er nach konferiert. Die Freund« Delcasse» in der Kammer find überzeugt, dass dieser eutl. sich der Aufgabe unterzieht, da« Kabinett zu bilden. StapeUanf. Rilolajem», 6. Juni. Der feierliche Stapcllauf des dritten Grosslimenschiffes der Schwarz«n-Mc:r- Flottc „Jmperatriza Jekaterina ll." hat heute stattgefunden. Bevorstehende gleichzeitige Abberufung der österreichischen und italienischen Gesandten in Albanien. (Eigener Drahtbericht.) Wien, 6. Juni. Wie in gut unterrichteten politischen Kreisen verlautet, schweben gegenwärtig Verhandlungen zwischen den Kabi netten von Wien und Rom, die die Abberufung der Gesandten der beiden Mächte in Albanien, Stern von Löwenthal und Baron Aliotti, und ihre Ersetzung durch andere Persönlich keiten zum Ziele haben. Der Zeitpunkt der Ab berufung der Heiden Diplomaten, die gleichzeitig er folgen soll, steht noch nicht fest. Zur Verhaftung zweier Italiener in Durazzo. Durazzo, 6. Juni. Ueber die Verhaftung de» Obersten Moricchio und des Prof. Chiningo meldet das Wiener k. k. Korrespondenzbureau: Wegen der feit längerer Zeit beobachteten Lichtsignale, di« von dem von Italienern bewohnten Hause aus gemacht wurden, wurde gestern abend, als abermals Signale gegeben wurden, von holländischen Offizieren eine Haussuchung oorgenommen. Hierbei wurden der Oberst und der Professor verhaftet. Ferner wurde «ine grosse Meng-e kompromittieren den Materials gefunden und beschlagnahmt. Dei dem vorgenommencn Verhör wurden die Verdachtsmomente bestätigt. Da gegen die beiden Verhafteten genug belastendes Material vorliegt, verweigerte Oberst Thomson die Freigabe der beiden. Heute wurden sie auf ein vom italieni schen Gesandten beim Fürsten nachgosuchtes Macht wort gegen Ehrenwort freigelassen mit der Verpflichtung, sich zur Disposition zu halten. Die Nachforschungen werden fortgesetzt. Das beschlag nahmte Material wird einer strengen Untersuchung unterworfen. Der Vorfall hat grosses Aufsehen erregt. Eine englische Warnung vor Villa. London, 6. Juni. Der „Daily Express" erfährt, daß Sir Edward Grey der Regierung der Vereinigten Staaten wegen der Lage in Mexiko eine Mitteilung gesandt hat, die den Präsidenten Wilson in eine nicht gerade beneidenswerte Lage versetzt. Sir Edward Grey erklärt darin dem Präsidenten in freundlicher, aber bestimmter Weise, daß die britische Regierung, wenn General Villa infolge seiner beharrlichen Unterstützung durch die Vereinigten Staaten Prä sident von Mexiko wird, für die Ermordung des Engländers Benton Genugtuung nicht nur ver langen, sondern unter Umständen auch erzwingen würde. Da General Tarranzas Einfluß all mählich zu schwinden scheint und Villa zweifellos an Macht gewinnt, liegt die Möglichkeit vor, daß er zum Präsidenten gewählt wird, und man zweifelt nicht daran, daß Präsident Wilson und Staatssekretär Bryan ihn alsdann in seinem Amte anerkennen würden. Der Verbrecher Tomsics verhaftet. Oedenburg, 6. Juni. Die Gendarmerie eröffnete um die Mittagsstunde ein heftiges Feuer auf den Kirchturm, in dem sich der Massenmörder Tomsics aufhielt. Sodann trat der Pfarrer des Ortes hervor und forderte Tomsics auf, sich zu er geben. Tomsics erschien darauf in der Kirchentür; inan rief ihm zu: Hände hoch! Nun ergab er sich ohne Widerstand. Man fand bei ihm eine geladene Browningpistole mit sieben Patronen und in seinen Taschen noch dreißig Patronen. Im ganzen hat er drei Personen getötet und neunzehn ver wundet. Strafantrag wegen Wechselsäljchung gegen die Kron zeugin im Soihaprozeß. Prag, 6. Juni. Nach einer Meldung der „Bo tz e m i a " ist gegen Frau Woldan, die Kronzeugin in dem Prozesse gegen den früheren Abgeordneten Soiha, eine Strafuntersuchung wegen Fälschung von Wechseln auf den Namen des Poli.zeikommissars Slaoicek eingeleitet worden. Da durch dürften ihre belastenden Zeugenaussagen gegen Soiha erschüttert werden. Kohlengasexplosion. London, 6. Juni,. Auf dem vor Tromarty liegen den Linienschiffe „Bellerophon" fand gestern eine Kohlengasexplosion statt. Vier Heizer wurden schwer verletzt, davon zwei tödlich. Maler Ferrier s. Paris, 6. Juni. Der Mal«r Gabriel Ferrier, Mitglied der Akademie der Kün^.e, ist gestorben. ballb., naturgrkr., Tr. sittssn'S Sodulin' KU MM Wasser, 1.60, 0.80, 0.60, Pomade 1.50, 1.00. Kranz Kuhn, Ilronen-Parf., Nürnberg. Hier; in Apotheke», Drogerien u. Parfüm. lli,, UM- Unsere gestrige Abendausgabe umfasst 8 Seiten, die vorliegende Morgennummer 32 Seiten, zusammen 40 selten. Lauptschriktlriter: Dr. vrrnh. MeA«n»«r»er (verreist), Verantwortlich,! Schriftleiter: kür Politik Dr. Arm» Gstuther. für die -andelszeiiung Lsalttzer dchintzler; ftlr Leipziger uns sächsisch« Anne!« i'ieiteii 4lr»«lv gitrek«: iür itirnft und Wissen, schäft i. V. Er. Gsul dtadlmann; sür Musik Uv»«« G«»nitz; Tvort und «viel Alsretz Gerl»; Gericht G Hanrfeltz; für die Reis»-, Bädrr- unk Verkehr«,rilnnn Ludwig Metzer. —. JIr de» Anzeigenteil -ein». Baller. Verleg: Leipziger rasetzlatt. Gesellschaft mit deichränkter Sastung. Druck: Fischer L Fürsten. . Lämllich in Leipzig. Zuschriften sind nicht persönlich zu adressieren, sondern an den Berlag. die in . oder die Geschäftsstelle des Leipziger lageblatte«. Nie«»!schalt mit beschrönktrr dafving. »n richten Unperlangten Manuskripten ist stet« da« Rü<. pari» brftukügen. Für Aufbewahrung und Rück gab« »iw keine Gewähr übernommen
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