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Schacht über die Transfervereinbarung Deutschland glaubt noch an -en Steg der Vernunft im internationalen Wirtschaftsleben mannschaftlichen Unreinen, in denen die Traditionen der Heimat gepflegt und hochgehalten werden. Darum Pflege des Familiensinnes und Kamps gegen Zerrüttung der Ehe, ferner der Kampf gegen die Verfallserscheinungen unserer Großstädte, gegen Schmutz und Schund in der Literatur, kurz gegen alles, was in unchristlichem Geiste deutsches Volkstum zersetzt und zerstört. Wir stehen ohne Zweifel in Deutschland an einer Zeitenwende nicht nur im politischen Geschehen; auch die Kulturkrije der Gegenwart drängt zur Entscheidung. Wir deutschen Katholiken freuen uns, daß unsere Zeit wieder feinfühlig geworden ist für den Pulsschlag unseres echten und gesunden Volkstums, das; sie bekämpfen will und be seitigen will alle Parasiten, die am Lebensmark dieses Volkstums fressen, aber wer dieses deutsche Volkstum be greifen will, der mutz wissen und bedenken, das; es nur leben und blühen kann, wo die freie reine Höhenluft wah ren, echten christlichen Geistes weht. In unserer kirchlichen Liturgie heißt es von diesem Psingstgeist: „Et renovabis faciem terrae!" Du wirkt das Angesicht der Erde erneuern! Möge es dem christlichen Geiste in unserem deutschen Volke gelingen, an dieser Zei tenwende, die wir gegenwärtig erleben, das Antlitz und nicht nur dies, sondern den gesamten Organismus unseres Volkes neuzugestalten. Das katholische Deutschland ist be reit und gewillt, an dieser Erneuerung mitzuwirkcn! Eine bischösl. Pressekundgebuna Berlin, 1. Juni. (E. M.) Zu der Erklärung der Reichslxrnk über den Trans fer-Aufschub machte Reichsbankpräsrdent Dr. Schacht vor den Vertretern der deutschen und der Auslandspreise ergänzende Ausführungen. Er wies darmrf hin, daß die neuen Vereinbarungen vor allein auf die Lage des deut schen Exportes abgcstellt seien. Die Reiä)sbank habe die äußersten Anstrengungen gemacht, den Interessen der Auslaudsgläubiger gerecht zu werden und ihnen nichts vorzuenthalten, was ihnen nach den Verträgen zustehe. Es sei zu bedauern, daß sich die Weltwirtschaftskonferenz mit diesem Problem noch nicht befaßt habe. Deutschland sei fest entschlossen seine Angelegenheiten mit eigenen Kräften in Ordnung zu bringen. Es mußte infolgedessen auch die Frage der Auslandsschulden selbst in die Hand nehmen; sie können nur mit fairen Mitteln und nicht durch brutale Eingriffe in die Wirtschaft gelöst werden. Der Absatz deutscher Waren auf dem Weltmärkte sei durch eine völlig einseitige Maßnahme, wie sie die Aufgabe des Goldstandards verschiedener Länder darstellc, in außer- ordentlicl)er Weise erschwert worden. Deutschland halte demgegenüber seine Währung durch ein Netz von künstlichen Maßnahmen auf dem Ge biete der Devisenpolitik voll aufrecht. Die Rcichsregserung sei entschlossen, ihre Währungspoli. tik fest in der Hand zu behalten. Wenn man der deut- schen Ausfuhr nicht «ine größere Entfaltungsmöglichkeit gebe, so werde Deutschland schließlich die Möglichkeit ge nommen, seine privaten Schulden zu bezahlen. Anspruch auf Bezahlung ihrer Forderungen könnten nur die Län der erheben, die bereit seien, deutsche Waren aufzuneh men. Wenn er sich zu einer Diskriminierung zwischen den verschiedenen Ländern nicht verstanden hab«, so sei dies in der Hoffnung geschehen, daß doch noch einmal die Vernunft im internationalen Wirtschaftsleben siegen werde. Deutschland bringe ini Interesse der gesamten Weltwirtschaft ein ungeheures Opfer, wenn es in dieser Lage an der Gold-Parität festhalte. Es liege im Inter esse der Gläubiger-Länder, Deutschland so zu stärken, daß es hieran weiter festhalten könne. Alle müßten an der Aufgabe Mitarbeiten, die Entwickelung Deutschlands so zu gestalten, daß die volle Wiederausznhlung der Coupons in Zukunft wieder möglich sein werde. Stärkere Bindung von presse und Regierung Der Oberhirte der Erzdiözese von Bamberg erläßt an die katholischen Zeitungen seiner Erzdiözese folgende Kundgebung: „Ernste Erwägungen bestimmen mich, im Bewußtsein oberhirtlicher Verantwortlichkeit an die katholischen Ver lage der Erzdiözese den dringenden Wunsch zu richten, sie möchten den von ihnen verlegten Zeitungen aus schließlich katholischen Charakter geben und grundsätzlich sich jeder parteipolitischen Be tätigung enthalten. Die katholischen Zeitungen haben zweifellos die Pflicht, die nationale Regierung in ihrem Streben nach dem so notwendigen Wiederaufbau Deutschlands und seiner geistigen und wirtschaftlichen Erneuerung aufrich tig und nachdrücklichst zu unterstützen; es bleibt ihnen aber auch die große Aufgabe, „mit den Tagcsbotschasten den katholischen Geist in die Seelen ihrer Leser zu leiten und die Ereignisse des Menschenlebens und Weltgeschehens am Maßstabe des Christentums zu messen und im Spiegel der Ewigkeit zu beschauen". (Hirtenbrief des deutschen Ge samtepiskopats v. Juni 1933.) Die katholische Tagcspresse ist daher ein unentbehr liches und unersetzliches Mittel zeitgemäßer Seelsorge, auf das die katholische Kirche unter keinen Umständen verzichten kann. Alle Ka 1 holiken, vor allem Bischof und Prie ster, müssen es als heilige Pflicht erkennen, den Fortbestand der katholischen Tagesblät ter und ihre gedeihliche Weiterentwicklung sicherzu- stellen. Dieser Pflicht kann und darf sich kein Katho lik entschlagen, der sich mit dem großen Leben der Kirche verbunden fühlt. Ich vertraue fest darauf, daß nunmehr nach Wegfall parteipolitischer Hemmungen alle Kreise unseres katholi schen Volkes einig und geschlossen für die katholischen Zeitungen unserer Erzdiözese eintreten und sie als Kün- der!n der katholischen Weltanschauung und wirksame Mitarbeiterinnen in der Pflege katholischen Geisteslebens erkennen und nach Kräften sördern. Bamberg, am Feste der Heiligen Apostelfürsten Pe trus und Paulus, den 29. Juni 1933. Jacobus, Erzbischof von Bamberg". * Dieser Hirtenbrief des Bischofs von Eichstätt bestä tigt in vollen« Umsange die Richtigkeit der Haltung, die die Sächsische Volkszeitung einnimmt. Wir sind der Ueberzeugung, daß die Diaspora-Katholiken mit der gleichen Treue, die sie der S. V. in den drei Jahr zehnten ihres Bestehens erzeigt haben, dafür sorgen, daß auch in der sächsiscl)en Diaspora der Fortbestand und die gedeihliche Weiterentwicklung der katholisä-en Tages zeitung gesichert bleiben. Berlin, 1. Juli. lieber die Arbeit des preußischen Theater-Ausschusses äußerte sich der Reichsorganisationsleiter des Kampsbundes Deutscher Kunst, Staatskommissar Hinkel, in einer Unter redung mit dem Chefredakteur des WTB. Bei der Beantwor tung ihm gestellter Fragen sagte Staatskommissar Hinkel u. a„ daß der preußische Theaterausschuß etwa 190 städtische Theater zu betreuen habe. Obwohl die nächste Spielzeit kurz vor der Türe stehe, werde die notwendige Arbeit rechtzeitig geleistet werden können. Die ersten Personalentscheidungcn in Berlin, Frankfurt und Königsberg hätten gezeigt, daß heute zu Dra maturgen in erster Linie künstlerisch gestaltende Menschen be stimmt werden, die seit Jahre» im Sinne der deutschen Er neuerung ihren Mann gestanden hätten und insbesondere gegen den Kullurzcrsall der Nachkriegszeit ausgcstanden seien. Zunächst würden die Pcrsonalsragen der Grenztheater er ledigt. Die für die kulturelle Arbeit zur Verfügung stehenden Summen müßten natürlich in positivster Weise eingesetzt wer den. Besondere Leistungen von Solisten bedingten besondere Honorierung. Doch könnten die seit einem Jahrzehnt beliebten Storgagen keinesfalls weiter bestehen bleiben. Gerade für Anfänger solle besonders gesorgt werden. Berlin, 1. Jull. (E. M.) Ter stellvertretende Relchvpresseches Ministerial direktor Dr. Iahncke eröffnete am Sonnabend die erste staatliche Pressekonferenz. Während bisher die Berliner Journalisten sich jeden Tag zusammenfanden und Ver treter der Negierung baten, ihnen Mitteilungen Uber be deutendere Fälle Zu geben, wird von nun an, die Reichs regierung selbst als einladender Teil für die täglichen Pressekonferenzen fungieren. Ministerialdirektor Dr. Iahncke, der den Vorsitz in dieser Pressekonferenz führt, wies daraus hin, daß mit dem heutigen Tage für die ge samte deutsche Presse und ihr Verhältnis zur Regierung eine wichtige Aenderung eingetreten sei. Jeder, der die nationalsozialistische Bewegung wirklich kenne, kenne auch ihren Drang nach Totalität und nach Autorität. Durch die neuen staatlichen Pressekonferenzen solle die Verbindung zwischen Presse und Regierung enger gestaltet werden und zwar auch in dem Sinne, daß die Presse autoritativ mehr an die Regierung gebunden wird. Er kündigte nähere Bestimmungen über die Neuregelung der Pressekonferenz an. Entschließung -er Gol-stan-ar-län-er London, 30. Juni. (Reuter.) Die Vertreter der Goldstandardländer aus der Welt- wirtschaflskonferenz sind abends nochmals zu einer Sitzung zusammengetreten, an der auch Ministerpräsident Macdonald und der Vertrauensmann Roosevelts, Prof. Moley, teilnahmen. Die Goldstandardländer nahmen eine Entschließung an, deren Tenor etiva folgendes besagt: Es ist notwendig, daß die Goldwährung in allen Ländern, die augenblick lich noch auf der Goldbasis stehen, aufrecht erlMen bleibt. Alle Länder, die die Goldivährung verlassen haben, soll ten sich ihr womöglich wieder anschließen. Der Prozent satz der Stabilisierung und der zur Stabilisierung ge eignete Zeitpunkt müssen jedem dieser Länder in voller Unabhängigkeit überlassen bleiben. Die Länder mit Goldwährung sind fest entschlossen, ihre Stellung um je den Preis zu verteidigen. Die Länder mit abgewerteter Währung billigen die feste Haltung, die von den Ländern mit Goldwährung eingenommen wird. Da es heute abend unmöglich war, eine Antwort des amerikanischen Präsidenten auf die von den Goldwüh- rungsiändern gemachten Vorschläge zu erl)alten, wurden die Erörterungen neuerlich auf morgen vertagt. So stehe z. B. eine Anordnung für die städtischen Theater be vor, wonach die Garderobe für die zeitlichen Bühnenkünstler künstig vom Theater gestellt werden müsse. Das sei praktischer Sozialismus, denn bisher habe der Zwang, gute Garderobe zu besitzen, cs hochbegabten Ansängern und Anfängerinnen oftmals unmöglich gemacht, ein Engagement zu finden. Der Spiclpläne werde sich der Theater-Ausschuß nur annehmen, soweit es dringend notwendig sei. Man wolle die Splelplän« weder zensieren noch uniformieren oder gar eine geistige Reaktion schaffen. Durch die große Einheitsbesucherorganisation der Deutschen Bühne würden Hunderttauscndc dem Theater wieder zugcsührt und an regelmäßigen Theaterbesuch gewöhnt werden. Die soge nannte soziale Grenze solle in Fortfall kommen. So wenig man im Arbcitcrsängerbund „proletarisch" und im Deutschen Sängerbund „bürgerlich" singen könne, so wenig wolle man gesondertes Theater sür Volksschulen, für höhere Schulen usw. spielen. Es sei geplant, die Wandertheater möglichst nur an städtisä-e Theater anzuglicdern. Ferner würden Wanderbühnen vor allem die tkeaterhungrigcn Provinzen an den Grenzen besuchen. Auf diese Weise könne man vielen Schauspielern Arbeit und Brot schassen. Papens Berhan-lungen tn Rom Berlin, 1. Juli. (E. M.) Tie Verhandlungen, di« Vizekanzler von Papen mit dem Vatikan führt, sind, wie alle Angelegenheiten der vatikanischen Diplomatie, von größter Diskretion um geben. Der Osservatorc Romano ging sogar in den letzten Tagen so weit, polemische Artikel über die deutsä)« Ent wicklung zu veröffentlichen, ohne auf die Anwesenheit des deulsclM Kabinettsmitgliedes Rücksicht zu nehmen. Ken ner der Verlfältnisse erklären zwar, daß der Leitartikler dieses für offiziös gehaltenen Blattes nur die Meinungen einer kleinen Gruppe innerhalb der kirchlichen Zentral» stelle wiedergibt. Letzte Meldungen aus Sachsen Kein Staatsparteller mehr Im Landtag. Dresden, 1. Juli. Wie wir aus der Landtagskanzlei erfah ren, hat der »ach der Gleichschaltung als einziger Vertreter der Staatspartei Im Landtag verbliebene« Abgeordnete Bretschneider sein Landtagsmandat niedergelegt. In den Ruhestand versetzt. Dresden, 1. Juli. Der Herr Reichsstatlhalter hat auf Vor schlag des Ministeriums für Volksbildung den ordentlichen Prof, der mittelalterlichen Geschichte an der Universität Leipzig, Dr. Hellmann, auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berussbeamtentums vom 7. 4. 1933 in den Ruhestand versetzt. Kleine (lironik Zwei Mörder in Verden hingerichtet Verden a. d. Aller, 1. Juli. Auf dem Hofe des Landgerichts gefängnisses wurden heute srüh der 24jährige Steinmetz Hein rich Borgwardt aus Waldrode und der 22jährige Schuhmacher Ferdinand Stolle aus Henstedt im Kreise Syke durch den Scharfrichter Gröpler aus Magdeburg mit dem Handbeil hin gerichtet. Jeder von ihnen hatte seine Braut ermordet. Hinrichtung In Altona. Altona, 1. Juli. Der wegen des Mordes an der Ehefrau eines Kapitäns in Blankenese zum Tod« verurteilte Reifende Gustav Koppel aus Hainburg ist heute morgen enthauptet wor den. Die Mordtat erregte damals ivegen ihrer besonderen Brutalität größte Empörung. Der Mörder hatte neben der Leiche noch eine Flasche Wein getrunken. Indexziffer der Großhandelspreise vom 28. Juni 1933. Berlin, 1. Juli. Die vom Statistischen Reichsamt sür den 28. Juni berechnete Indexziffer der Großhandelspreise stellt sich ans 93,2; sie hat sich gegenüber der Vorwort,« l93,0f um 0,2 v. H. erhöht. Die Indexziffern der Hauptgruppcn lauten: Agrar- stofse 89.9 (minus 0.2 v. H.s, Industrielle Rohstoffe und Halb waren 89,7 (plus 0,4 v. H.) und Industrielle Fertigwaren 112,4 (plus 0.3 v. H.). Frankfurt a. M. Kriminalkommissar Wien, der bisherig« Leiter der politischen Abteilung des hiesigen Polizeipräsidiums, ist unter dem dringenden Verdacht betrügerisciier Mannschaften verhaftet worden. * Berlin. Der Leiter der Abteilung Iugendauslandsarbeit und Rechtsfragen der Reichsjugendfiihrung, Obergebietsführer Karl Nabersberg, Ist mit der gesamten Iugendauslandsarbeit der NSDAP, beauftragt morden. Prag. Wie die „Prager Presse" meldet, Ist das Singen des Horst-Wessek-Liedes für das Gebiet der Tschechoslowakischen Republik verboten worden. Der Führer der Zentrumspartei im Frankfurter Stadtpar« lament, Dr. Scharp, hat sein Mandat niedergelegt. Di übrigen Zentrumsstadtverordneten haben bet der NSDAP, mn Aufnahme al» Hospitanten nackaesuN. Berlin, 1. Juli. (E. M.) Der neu ernannte Reichswirt« schastsministcr Schmitt und Staatssekretär Feder haben heute ihre Aemter im Reichswirtschastsministerium übernommen. Berlin, 1. Juli. Reichsminister Darrö hat heute die Ge schäfte im Nclchsministcrium sür Ernährung und Landwirtschaft übernommen. Witterungsaussichten der Dresdner Wetterwarte Witterungsausstchten. Vielfach heiter und höchstens örtlich Wärmegewitter. Die Aufaaben -er Theakerausschüsse (Staatskommtffar Hinkel über -te Zukunft -er preußischen Theater