Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe kür r»ip,1g un» Vorvrl» »urch unser, «»,»« ««»Speolteure »mal täglich l«» Ha«» gebracht« «waotltch >.,Z M., »lertellützrUch Z.7L M. Vel »er cheichSst.geUr, unser« Mo««, ««» M««,ab»st»U»n abgebvlt: monatlich, M.,»«»rt»l>ahrl«ch,M. vurch »l, poft, laaerhalb veutscklan»» un» »er »eatsche« Kolaaie« monatlich l^4 Nl„ vlrrteiiahrUch 4.ro M., auoschlie-llch postbestrUgel». vaa Eelp-lgeräogedlatt «rscheiat Werktag» »mal, Sonn- u.i«irrlag»,mal. 2« Leipzig, »en Nachbarorte« un» »en Vrten mlt eigenen Zlliale« wir» »le Md««Sau»gab» noch am Md««» üe» rrschelnen» in» Hau» geliefert, verliuer Neöoktloa: 2« »en Zelte« 17. rernsprech-NaschluK: Moabit Nr. 447. /trntsblaü desRcctes und des polizeuuntes der Stadt Leipzig NeLaktlon un» Sesch»st»slell«: Zohonniogass« Nr.«. a Zernsprech-Muschlu- Nr. >4»44. 14541 un» l4»44. WS. Jahrgang flnz-!g-npr°is°: Ä'. »on auowürt» ro Vs., Neklamen >.r»m„ Klein, Mn,eigen Siepetitzell« NU, S0Vs.b.wlr»«rd»UNad.,2aserat« »on SedSrüen im amtliche«»«» »i« Petit zeil« S» ps. ch«chäft»an,eigen mit plahoorschrist im Preise erhSht. Nabott nach Harts. Seiiagen:ch»samraufl.SM.üa«LaufenLau»schl.postg«dühr. Mnzeigen-Mnnahme: 1»hanni»gassr», del sämtlichen Ziliolru »eo Leipziger »agedlattea un» ollen Mnnoncen-rxpeSItionen »«» 2n» un» Muolau»,». Srschüst.stell» für Veriin u.»>« pr.Vran»rnburg: vtrektion Walter Zliegel, Verlin w. >4, Mar^arelbenslraS« 5. Zernsprech-Mnschlutz« Lützow 5471. Nr. 28l. Mila-, »en S. Juni. lSl4. Vas wichtigste. * Der Besuch des englischen Königs in Konopischt wird für unwahrscheinlich er klärt. (Siehe Ausl.) * Die englische Negierung beabsichtigt, gegen die Wahlweiber energische Mahnahmen zu ergreifen. (Siehe Nachr. v. Tage.) * Die serbischen Offiziere haben den König ge beten, die Verordnung über die Priorität der Zivilbehördcn au her Kraft zu setzen. (Siehe Ausl.) * In Warna und Dcdeagatsch kam es zu griechcn feindlich en Kundgebungen. (Siehe des. Art.) * lieber Durazzo ist der Belagerungs zustand verhängt worden. (Siehe des, Art.) * Der Russe Sikorski baut ein Flugzeug für tiO Fluggäste. (Siehe Sp. u. Sp.) Vie neuen Ratgeber -esZürstenMlhelmvonAlbanien Poll Fritz Lorch. Durazzo, 31. Mai. Noch immer steht der Konak des Fürsten unter dem Schutze österreichischer und italieni scher Landungstruppen, und noch immer stehen die mittelalbanischen Revolutionäre eine Stunde vor den Toren der Stadt. Das Fürstentum Albanien ist zu einem Fürstentum Durazzo her abgesunken. Nur noch ,n Skutari, Valona, Be rat, Elbassan und Koritza mlt das Wort von Wilhelm 1. Und selbst in Durazzo wird iedc Nacht ein M.hammedaneraufstand befürchtet. So hat man denn ein neues Kabinett gebildet, das dritte während der dreimonatigen Regierungszeit des Fürsten. Turkhan Pasclm bc- hält den Vorsitz. Warum auch nicht? Er hat sich vor dem Eintritt in den albanischen Staats dienst eine hohe Pension gesichert. Und diese Pension siele zu Lasten des Staates, falls der bisherige Premier ginge. Also bleibt Turkhan, trotzdem er mehr Diplomat als Politiker ist, trotzdem er zur alten türkischen Schule zählt und den Bedürfnissen Albaniens fremd gegen- I über steht. Akif Pascha Elbassam verwaltet das i Innere. Das ist ein bemerkenswerter Um- , schwullg. Akif Pascha ist von jeher ein großer Gegner und Feind Essads gewesen, ein großer Patriot, dem Fürsten treu ergeben. Solange Akif das Innenministerium behält, ist an eine Rück kehr Essads nicht zu denken. Der Miriditenfürst Bib Dod' hat das Portefeuille des Aeußeren. Bisher hat Bib Toda den Eintritt in jedes Ministerium abgelehnt — >veil er keinem Ka binett angehoren wollte, dessen Innen- und Kricgsminister Essad war. Mil ihm findet zum erstenmal der ländliche Norden seine Vertretung in der Durazziner Regierung. Wie Essad, so ist auch Bib Doda italienfrcundlich, aber nicht so ausgesprochen und mit Neigungen auch für Oesterreich, den alten Protektor des Miriditen- stammes. Musid Bei Libchora hat schon dem früheren Kabinett angehört, war ein Freund Essads, deshalb sehr angefeindet, galt als Mann der Zukunft; er ist die Intelligenz im Ministe rium. Jetzt hat ihm der Fürst weiter das Justiz ministerium anvertraut; mit Essads Fall hat auch die Essadfreundschaft ein Ende. Dr. Tur- tulli ist wieder Unterrichtsminister geworden. Er hat schon dem ersten Kabinett angehört, schied aber zeitig, vor etwa einem Monat, aus. Wie Mufid Bei, stammt auch er aus der epirotischen Einflußsphäre. Nogga bleibt Finanzminister in einem Staate, der keine Finanzen hat und von Pumpwirtschaft lebt. Er ist, wie Bib Doda, Ka tholik und hat in Skurari das Licht der Welt erblickt. Midhal Bei Krascheri, der Postministcr, stammt gleichfalls aus dem Süden, ist der Bru der des albanischen Delegierten in der Kon trollkommission, Nechdi Bei Frascheri, ein Mann von liberaler Gesinnung. Wichtig wird ange sichts der Bauernbcwegung in Mittelalbanien der Posten des Ackcrbauministers werden, den Abdi Bei Toptani, ein Vetter und Gegner Essads aus Tirana, ein durchaus anständiger, wohl wollender Charakter, übernommen hat. Abdi Bei kennt, im Gegensatz zu dem früheren Acker- bauminister Asis Pascha, die modernen Acker- baumethodcn, ist auch mit den Agrarfragen, die in Albanien ihrer Lösung.harren, etwas mehr vertraut. Im ganzen ist das Kabinett ein Ruck lrach Links, eine Annäherung an die Nationa listen. Fünf Mohammedaner stehen zwei Ka tholiken (Bib Doda und Nogga) und einem Orthodoxen (Turtulli) gegenüber. Die Hervor hebung Kes mohammedanischen Charakters hat guten Grund: man soll fürder nicht sagen, daß die Regierung in Durazzo extrem „christen freundlich" sei. Die wichtigste Aufgabe für das neue Ministerium ist die Beruhiguug des mit te l a l b a n i s ch c u Bauernaufstandes. Die Bauerncrhebung hat verschiedene Gründe. Teils sind die Bauern nur von islamischen Agitatoren wie Arif Jlikmet, Derwisch Bei El- bassani, den Kodscha Hamdi Effendi aus Schrak und den Bauern Mustapha Ibrahim Aga ver hetzt. Teils haben sie ernste Gründe zur Klage. Die Lage der mittelalbanischen Bauern ist näm lich keineswegs angenehm. Einen freien Bauern stand gibt es fast nicht. Dagegen sind nahezu alle Landleute die Pächter und Kolvnen der Großgrundbesitzer, dec Paschas und Beis, der privilegierten Familien aus alttürkischcr Zeit. Jeder Bauer hat seinem Grundherrn ein Drittel der Ernte als Pacht abzuführen. Außerdem ist er dem Bei zu jeder anderen Dienstleistung ver pflichtet. Der Bei kann rufen, und stets hat der Pächter bereit zu stehen. Da außer dem Drittel für deu Feudalherrn der Zehnte für die Regierung abzuführen ist, bleibt dem Bauern fast nur, meist nicht einmal, die Hälfte der Ernte als Eigentum zum eigenen Lebensunterhalt übrig. Und da verlangt man noch von ihm, daß er als Milizsoldat gegen den Epirus in den Krieg zieht! Notwendig ist also eine Agrarreform, die Schaffung eines freien Bauernstandes. Tiefer Reform stehen aber die Großgrundbesitzer feind lich gegenüber. Ein Teil der Bauern, vor allem auch der Tausende Flüchtlinge aus den neu serbischen Gebieten, könnte auf den Staats domänen angcsiedelt werden. Aber so groß auch der Staatsbesitz «st, er würde nicht ent fernt ausreichen, Zehntauscnde von Bauern familien zu ernähren. Und da anderseits bei der Finanzlage des Landes an einen Kauf von Grund und Boden nicht zu denken ist, bleibt nur die Zwangsenteignung übrig. Diese Zwangs enteignung ist unumgänglich. Sie trifft auch den Großgrundbesitzer nicht allzu sehr, da ja stets nur ein Teil des kulturfähigen Bodens in Albanien bebaut wird. Es müßien also Straßen gebaut und die abgelegenen Ländereien an die Bauern verteilt, die Großgrundbesitzer aber zu einer rationelleren Ausnützung des ihnen ver bleibenden Bodenbesitzes veranlaßt werden. So wäre beiden Teilen geholfen. Wenn nur nicht der Feudaladel ein Heind der Acnderung der bestehenden sozialen Verhältnisse wäre! Die Agrarfrage ist aber nur eine der vielen Notwendigkeiten. Die Epirus frage, der jetzige Aufstand in Mittelalbanicn, die künf tigen Auseinandersetzungen mit den Malissoren und Miriditen mahnen zur emsigen Arbeit und zu vorsichtiger Förderung der Zentralgewalt. Die Gendarmerie muß von Grund auf neu orga nisiert werden. Nicht nur ist seit den unglück lichen Gefechten bei Schiak ein großer Teil der Gendarmen desertiert, die zurückgebliebenen Gen darmen sind anßec Rano nnd Band, von Diszi plin ist keine Rede mehr. In Mittetalbanien haben die neuen albanischen Schnlen unerwarte ten Widerstand gefunden. Ueberall im Auf- standsgebiet ivnrden die Schullokale zerstört, Bänke und Bücher verbrannt, die Lehrer miß handelt. Und das lediglich, weil man unklug genug >var, die Koranschulen, die mohammeda nischen Volts- nnd Moscheenschulen zu vernach lässigen, die neneingestellren albanischen Lehrer gut, viel besser zu bezahlen, als die HooschaS und Jmame, die Priester der Mohammedaner. Hier heißt cs vorsichtig nnd ansgleichend vor- gehen, keinen Glaubenshaß zu fördern, nie die Ansicht austommen lassen, daß man Mittel albanien christianisieren wolle. Auch das Ans- hebungsgeschäfl ist falsch getrieben worden. Auf die Köpfe der Ketzer und Aufwiegler wie des von serbischem Gelde bezahlten früheren Jung türken Arif Hikmet müßten hohe Prämien ge setzt werden. Der Fürst müßte aus seiner Ab schließung hcrvortrelen und mit dein Volke di rekt in Fühlung treten. Nichts ist in Albanien unangebrachter als ein Snltanshof mit mittel europäischem Zeremoniell. Die Albanier wollen in ihrem Fürsten den Vater sehen, nicht den geheimnisvollen Prinzen aus dein Äbendlande. * An neuen Meldungen über die Lage in Albanien verzeichnen wir folgendes: Die Auffassung in Italien ist natürlich »ach wie vor pessimistisch. Die „Tribuna" deutet in einem Artikel darauf hin, Laß die italienische Regierung sich nur bis zu einem gewissen Grade für die Herrschaft des Fürsten ein setzen werde. In italienischen gut unterrichteten Kreisen glaubt man an ein, bevorstehende Ab dankung des Fürsten. Direkt kann er mit den Aufständischen, die ihn nicht anerkennen, nicht ver handeln, selbst nicht durch seine muselmanischen Minister. Es bliebe ihm also nur noch übrig, an Ver Spitze der christlichen Malissoren und Miriditen gegen die Aufständischen zu marschieren und damit das Signal zur Entfesselung des Bürger- und Religions krieges in ganz Albanien zu geben. In einem Spezialtclegramm des „Giornale d'Italia" kommt die Meinung zum Ausdruck, der Fürst werde zunächst einer Entscheidung, auf die vor allem die Ma lissoren in Alefsio drängen, die Botschaft um Bot schaft an den Fürsten senden, dadurch aus dem Wege gehen, daß er wegen der jetzt beginnenden Fieber periode in Durazzo nach Skutari abreisen würde. So ernst die Lage im Innern Albaniens ist, so scheine sie an den Grenzen noch schlimmer, da in Monte negro, Serbien und Griechenland na- Ter Aufschub ist der Dieb der Zeit. V o u n g. Eine Riesen-fiatenne von 25 Kur Länge für -rahtlose Telegraphie. Aus technischen Kreisen wird uns geschrie ben: Ein interessantes technisches Unternehmen, das nicht verfehlen wird, allenthalben großes Aufsehen zu erregen, plant der französische Te legrapheningenieur Bouthillon. Sein Projekt, für das sich die französische Telegra phenverwaltung ungemein interessiert, will nicht mehr und nicht weniger als die Anlage einer Antenne für die Zwecke der drahtlosen Telegra phie in einer bisher ganz ungekannten Länge. Bouthillon ist der Meinung, mit Antennen in derartiger Länge Wellenlängen von einigen 100 Kilometern erzielen zu können. Das Härte den Erfolg, daß man nicht wie bisher auf die Hochfrequenzen angewiesen wäre, sondern, daß Frequenzen bis 1000 ausreichend wären, um ein drahtloses Telegraphieren zu ermöglichen. Die Anlage des französischen Ingenieurs weist iu jeder Beziehung ungewöhnliche Einzelheiten auf. Die Antenne soll ein Bau aus 10 paralle len Drähten mit je 25 Kilometer Länge werden, bei der Spannweiten bis zu 5 Kilometer vor gesehen sind. Zwischen den einzelnen Gebirgs kämmen werden Stahldrähte gespannt werden, die man in eine Höhe bis zu 2000 Meter zu führen beabsichtigt. Bei dieser Höhe ist natür lich ohne weiteres ein Durchgang von einigen 100 Metern möglich. Die Bouthillonsche Riesen- antenne soll sich im Massiv der „Grande Char treuse" erheben. An der technischen Durchführbarkeit des zu mindest erstaunlichen Planes, eine solche unge wöhnliche Antenne zu errichten, besteht wohl kaum ein Zweifel; wohl aber ist man berechtigt, die Frage aufzuwerfen, welche Vorteile der drahtlosen Telegraphie aus dem Projekt er wachsen können. Nun, so viel leuchtet auch dem Laien ohne lveiteres ein, daß mit dem Verzicht auf die bisher notwendigen Hochfrequenzen der Betrieb der bestehenden drahtlosen Stationen eine beträchtliche Vereinfachung und Verbilli gung erfahren mutz. Von diesem (Gesichtspunkt aus hat sich auch die französische Telegraphen- Verwaltung entschlossen, mit der Riesenantenne Bouthillons Versuche im großen Maßstabc an- zustcllen, die nach jeder Richtung hin ent scheidend dafür sein sollen, ob im Allgemeinen die Einführung solcher Antennen im drahtlosen Telegraphcnbetrieb sich empfiehlt oder nicht. Ein -eutjcherpostbeamter alsErfin-errinr» be-eutsamen me-izinijchen Präparates. Aus ärztlichen Kreisen wird uns geschrieben: Die Tatsache, daß ein einfacher deutscher Postbeamter in ziemlich untergeordneter Stellung zum Erfinder eines wissenschaftlichen Präparats wurde, das einen der größten Fortschritte auf dem Gebiete der Zahn heilkunde darstellt, verdient unter allen Umständen registriert zu werden. Dieser Fall hat sich tatsächlich in Bamberg ereignet, wo einem mittleren Post beamten die Herstellung eines Narkotikums glückte, das, ohne die ost gefährlichen Begleiterscheinungen des Kokains und Morphiums zu zeitigen, dennoch die größten Schmerzen zu betäuben vermag. Was den Beamten zum Gelingen seiner Erfindung befähigte, war ein jahrelanges unermüdliches Studium auf dem weiten Felde der Chemie. Fachmännern waren die wissenschaftlichen Arbeiten des Postbeamten auf chemischem Gebiete schon seit längerer Zeit nicht un vorteilhaft bekannt geworden. Die Erfindung des Bamberger Postbeamten stellt seiner chemischen Zu sammensetzung nach eine Verbindung von Quecksilber, Platinmetallen und anderen Stoffen dar. Es ist ausgesprochenermaßen als Ersatz für die bisher in der Zahnheilkunde gebräuchlichen Betäubungsmittel gedacht, und vereinigt deren große Vorzüge in sich, ohne zugleich auch ihre unbestreitbaren Nachteile und Schädlichkeiten aufzuweisen. Fachleute sichern dem Präparat des Postbeamten, das sich bereits praktisch vorzüglich bewährt hat, eine große Zukunft zu. Es nimmt daher nicht wunder, daß bereits eine große englische Firma an den Erfinder herangetreten ist, um die finanzielle Verwertung seines Mittels in die Hand zu nehmen. Ein abschließendes Urteil über die wissenschaftliche Bedeutung des neuen Zahnheilkunde präparats wird sich allerdings erst nach längerer In gebrauchnahme durch die Zahnärzte «möglichen lassen, doch schon die großen Hoffnungen, die man an die Erfindung des Beamten knüpft, zeigen, daß man es hier mit einer sehr ernstgemeinten, durchaus wissen, schaftlichen Erfindung zu tun hat. Kunst UN» Wissenschaft. * Ei« seltsame« Monodrama. Mar Rein hardt hat das einaktige Drama „Schatten" von Alexander Brody zur Aufführung erworben. In dem Einakter gibt es nur eine Rolle; auf völlig verdunkelter Szene steht der Darsteller, die Gestalt fast unsichtbar und nur das Haupt lichtbestrahlt. Ein Ehedrama spielt sich ab; es wird dem Zuschauer vermittelt lediglich durch Minenspiel und Sprechen zu verschiedenen Personen, die in Wirklichkeit nicht da sind, deren Kommen und Gehen bloß angedeutet wird durch plötzliches Einfallen eines Lichtstreifens in die Finsternis, wie wenn die Tür sich vor jemanden öffnete. Das Stück wird in den Kammer spielen in Szene geben mit Albert Bassermann in der einzigen Rolle. * Zu hohe Gagen für Bühnenkünstler. Die zu- nehmende geschäftliche Unsicherheit bei Bühne und Kino macht eine Statistik über die gegenwärtig üb lichen Theatergagen bemerkenswert, die der „Kine- matograph" veröffentlicht und die er mit folgendem Kommentar versteht: Tatsache ist es jedenfalls, daß es ebenso beliebte wie mittelmäßige Poffen komiker, Operettendarsteller, Soubretten und Sängerinnen gibt, die eine Iahresgage zwischen 30- und 40000 Mark beziehen. Das ist im bürgerlichen Leben das Einkommen der Staatssekre täre, der kommandierenden Generale. Es gibt aber auch Bühnenkünstler, die vor allem die Tanzbeine zu schwingen verstehen und die übrigens nichts weiter zu leisten haben, als mit 30, 40 ja 50 um fangreichen Bühnenproben eine Operettenpartie, die ihnen bis ins kleinste Detail eingepaukt wird, skla- < visch nachzuspielen, möglichst an die hundert Male, und für solche „anstrengende" Tätigkeit genau so entlohnt werden wie etwa einer der Oberpräsidenten der zwölf preußischen Provinzen (21000.6) als wie Männer im reifen Alter, die sich den Titel „Exzellenz" errangen, die Staatsminister waren und werden, die Beherrscher eines Staatsgebietes von 3—6 Millionen, Einwohnern find! Ist da» natürlich? Und diese Operettenhäuptlinge haben wiederum ein ganzes Heer von sklavischen Kopisten, die sich schon mit einer Jahresgage von 10—12000 .6 „begnügen" — mit dem Einkommen eines Generalmajors und Brigade kommandeurs, eines Vortragenden Rates in den Ministerien, eines Oberpostdlrektors, des Direktors des Deutschen Reichstages! Auch hier wäre eine „Umwertung der Werte'^ dringend geboten! * Rudolf Han» Bartsch al» Dramatiker. Der be kannte Romandichter Rudolf Hans Bartsch hat soeben ein dreiaktiges Drama, welches vorläufig „Ohne Gott" betitelt ist, vollendet. Es spielt in einer Stadt Süddalmatiens während des Ausstandes in der Boccha di Cattaro im Jahre 1869. Das Werk, welches bereits im Manuskript vokn Deutschen Volks- theater in Wien erworben wurde, wird sicherlich von der Bühne aus einen ganz gewaltigen Eindruck hinter lassen. Der Bühnenvertrieb erfolgt durch den Verlag L. Staackmann in Leipzig. * Ur«ufiühru»g i« Leipzig. „Monika Vogel sang", Over in drei Akten von Richard Jäger, frei nach Felix Philippis gleichnamiger Novelle, Musik von dem jungen deutsch-böhmischen Kompo nisten Rudolf Schüller wurde von der Intendanz der städtischen Theater in Leipzig für die Saison 1914—15 zur Uraufführungssangenommen. * Ein Vermächtnis Karl Hagemeisters für Werder. Professor Karl Hagemelster, der seit einigen Jahren plötzlich zu hohem Ansehen gelangte Künstler, der bis dahin so gut wie unbekannt in seiner Vaterstadt Werder jahrzehntelang gelebt hat, hat, wie verlautet, der Stadt ein kostbares Vermächtnis zugedacht. Er vermache ihr ItlOOOO zu einem neuen Rathause und eine Anzahl derjenigen Bilder aus allen leinen Entwicklungscpochen, die er ür die besten hält. Es sind dabei die Bildnisse einer Eltern, die auch in Werder gelebt haben, und ein eigenes, ein Werk des Malers Karl Schuh, eines Lehrers und Freundes, über den er jüngst das schöne Buch veröffentlicht hat. Es ist ein feiner Zug des Künstlers, daß er an dem Erfolg, der ihm so plötzlich und unerwartet beschieden wurde, seine Heimat in dieser Weise teilnehmen läßt. * Kleine Kunstchronik. In der Ständigen Deutschen Kunstausstellung zu Baden-Baden wurde die Sonder-Ausstellung von Werken des Professors Kallmorgen eröffnet. Die Ausstellung zeigt eine Reihe hervorragender Werke des Meisters und gibt zugleich ein anschauliches Bild von dem künst lerischen Schaffen desselben. — „Das Ei des Kolumbus" betitelt sich ein dreiaktiger Schwank, den Max Neal soeben gemeinsam mit Rudolf Greinz, dem bekannten Tiroler Dichter und lang jährigen Mitarbeiter der Münchner „Jugend", voll endet hat. — Der Münchener Maler und Illustrator Ludwig Bechstein ist im 71. Lebensjahre gestorben. — „Die Venus mitdem Papage i", die dreiaktisse Komödie von Lothar Schmidt und Emil Schäffer, die im nächsten Winter in Königsberg zur Aufführung kommt, wird von Gustavo Sacerdote ins Italienische üb er setzt und soll bereits Anfang der nächsten Spielzeit an einer Mailänder Bühne in Szene gehen. — „Es zogen drei Burschen", em lustiges Spiel am Rhein mit Gesang in vier Akten von Hermann Stein und Adolf Steinmann, unter Benutzung einer Idee von Karl Böttcher, wurde soeben vollendet und gelangt Mitte dieses Monats zur Ur aufführung in Köln a. Rh — „Richardis" ist der Titel der neuen Oper von Wolters hausen, dem Komponisten von „Oberst Cha- bert". Die Uraufführung des Werkes wird im Hoftheater zu Karlruhe stattfinden. — „Die Temperierten", Auseinandersetzungen in drei Akten von Emil Faktor, werden im Kleinen Theater in der ersten Hälfte der nächsten Spielzeit zur Aufführung gelangen. — Eines der Hauptbilder aus der Hans-Thoma-Kollektion auf der Ausstellung der Freien Sezession am Kurfürstendamm ,Die Näherinnew', 1868 entstanden, ist vom städtischen Museum inEssen erworben worden. Bon sonstigen Verkäufen seien erwähnt der des Bildes „Die Thinesenmädchen" von Professor Emil Orlik und eine» Stillebens von Conrad von Kardorff.