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Satiren Vie kinigungsdeslnebungen «len Kii»cken Wie es scheint, wird das Jubeljahr aus die Unions bewegung der Kirchen nicht ohne Auswirkung bleiben. Schon im April brachte die katholische Presse über dieses Problem sehr günstige und verheissungsvolle Nachrichten aus Rumänien. Nicht weniger interessant ist eine Er klärung der Studenten der orthodoxen theologischen Fa kultät der Universität Belgrad, die in ihrer Zeitschrift „Svetosavlje" veröffentlicht wird. Es hecht dort: „Es ist keineswegs angebracht, Has; und Zwietracht zwischen Katholiken und Orthodoxen zu säen: am allerwenigsten in einer Zeit, wo beide Kirchen und die gesamte Christenheit in gleicher Weise vom Bolschewismus und Rationalismus bedroht werde». Es ist hohe Zeit, das; die entzweite christliche Welt erwacht und den Weg der Einigkeit beschreitet, den Jesus selbst ihr gewiesen hat. Worte genügen nicht, man mus; handeln!" Wenn orthodoxe Priester die kirchliche Einigung als absolute Notwendigkeit erkannt haben, um die Moral und die soziale Stabilität der Menschheit zu erhalten und sie vor einem gleichen Schicksal zu bewahren, das Nah land heimgesucht hat, so darf man dieser Tatsache wohl eine gewiss« Bedeutung zuschreiben; um so mehr, als ge rade in Iugoslavien Kräfte nm Werk sind, um die Tren nung und den Zwiespalt zwischen den Brüdern einer Na tion noch zu verschärfen. Auch in der Zeitschrift „Esprit de Belgrade" wird von Fannsije Markovic der gleiche Ge danke ausgegriffen. Er schreibt: „Wenn das Jahr 1933 von den Katholiken zum Heil gen Jahr und von den Orthodoxen zum Sühnejahr ernannt worden ist, so scheint sich damit eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Kirchen von selbst zu ergeben. Nach unserer Ueberzcu- gung ist cs die Pflicht der Slawen, sich mil der Verwirklichung dieser Zusammenarbeit zu befassen. Die slawischen Völker wür den damit eine historische Mission erfüllen, deren Auswirkun gen sich in der ganzen Weit spürbar machen würden." vurck Isckeckiscke ssüm-^iierlenungen Der tschechische Film, der es bisher nur ganz selten zu künstlerischer Leistung gebracht hat, versucht es jetzt mit offener Pornographie. So läuft jetzt in Prag ein Film, der sich „Das Teufelsmüdel" nennt. Libretto und Musik dieses Filmes sollen aus dem Französischen sein. Gar nichts, aber absolut gar nichts von französi scher Grazie und von gallischer Geistreichelei ist in diesem Stück zu spüren. Alles derb und gemein. Wenn das ehebrecherische Liebespaar in das Schlafzimmer tanzt und über das, was nun zu erwarten ist, ein symbolisch sein sollender Borhangschleier fällt, dann lacht das Publikum laut. Höhepunkt des Geschehens ist die Szene, wo der betrogene Gatte — ohne es zu wissen — am Schandlager seiner Gattin steht. Sie hat sich unter der Decke verkrochen und reckt ihn; den Futz hin. Da stottert er: . . . Küss' die Hand Gnädige ... In der ganzen Operette handelt es sich nur darum, wie eines das andere betrügen und dumm machen kann. Wenn dann noch ein „Eisenbahnunglück" erfunden wird, um Spannung in die Sache zu bringen, dann hat man Begriff davon, wie hier mit schlimmen Dingen schlechter Scherz getrieben wird. Den Rahm der Sauce schöpft das Dienstmädchen Andula ab, das angeblich den Teufel im Leibe hat, weil es gut tanzen kann und den Männern ungeniert an den Hals fliegt. Auch ein Teil der tschechischen Presse fühlt, datz mit diesem Filme dem tschechischen Bolke Schande an getan wird. Das sozialdemokratische „Pravo Lidu" schreibt, dass der Film ganz offen die Prostitution ver- Das hl. Leichentuch Christi in Turin Feierliche Ausstellung bevorstehend Neue Forschungsergebnisse über die Echtheit des Leichentuches In Turin steht die Ausstellung des hl. Leichen tuches Christi bevor. Aus Beranlassung des Kardinals Fossati, Erzbischof von Turin, wurde in letzter Zeit eine wissenschaftliche Untersuchung der wertvollen Reli quie vorgenommen. Das Ergebnis der Untersuchung bestätigt neuerdings ihre Echtheit. Unter der Reliquie des hl. Leichentuches verehrt die Christenheit das Linnen, in welches der Leichnam Christi von Josef von Arimathäa gehüllt worden ist. Zum ersten Male wurde das nun in Turin verehrte Leichentuch im Jahre 1350 in der Kollegiatkirche zu Lirey (Tiöz. Troyes) gezeigt. Nach verschiedenen Wechselsüllen wurde es 1.452 vom Herzog von Sa voyen erworben und meist in Chambery ausbe wahrt. Im Jahre 1578 wurde es dem hl. Karl Borro mäus zuliebe nach Turin gebracht, wo es nun noch heute ausbewahrt wird. Trotzdem einige Städte eben falls behaupten, das hl. Leichentuch zu besitzen, sprechen doch die Ergebnisse der Wissenschaft dein Leichentuche in Turin Sie Echtheit zu. lieber das Ergebnis der wissenschaftlichen Unter suchung erhalten wir von Turin eine Darstellung, der wir u. a. entnehmen: Zu Jesu Zeiten war das Leinen viel gebraucht und hoch geschätzt. Tas Linnen ist ein Naturprodukt, wel ches allen Witterungseinslüssen widersteht, was von be sonderer Wichtigkeit ist, denn diese Einflüsse hätten es sicherlich zerstört, wenn sein Stoff nicht von besonders starker Qualität gewesen wäre. Sein Gewebe ist jedoch leicht und undurchsichtig, hergestellt aus einer Qualität nicht fein gesponnener Fäden und Nohfasern. Seine Textilzusammensetzung längs der Zettel besteht aus zirka 40 Fäden pro Zenti meter und längs des Einschlages von 25 Schlägen pro Zentimeter; die Anzettelung »ach der alten Damaskus- schen Methode ist ährenartig und zwar 2 oben und 2 unten. Nach technischer Beurteilung der geprüften Gewebe struktur, kann man auch die Bezeichnung sestlegen, d. h. den Feinheitsgrad der gesponnenen Fäden, aus welchen sie besteht. Auf dieser Basis würde das Gewicht des Ge webes 193 Gramm pro Quadratmeter sein und da das hl. Leichentuch Christi 4.36 Nieter lang und 1,10 Nieter breit ist, d. h 4,80 Quadratmeter, wäre das Gesamt gewicht 0,920 Kg. Man kann sehr gut den geradlinigen Verlauf einiger grotzer Kettenfäden verfolgen, die Spu ren des Brandes aus dem Jahre 1532 feststellen, auch die leichten, grauen Flecke», Hervorgerufe» durch in die Gewebesäden eingcdrmigene Wasser (durch Kapillarität), Flecken, welche, wie der Körperabdrnck, auch auf der an deren Seite des Tuches sichtbar sind. Ausserdem kann herrliche. Das Blatt warnt die Familien, für ihre Söhne und Töchter Karten zu dieser Vorführung zu kaufen. Es wäre zu wünschen, das; sich die staatliche tsche chische Filmzensur wie das tschechische Volk gegen eine so grobe Verhöhnung der Grundregeln von Sitte und Anstand wende. man noch die Leinenstosse aus dem 16. Jahrhundert sest- stellen, mit welche»; es repariert wurde. Es wurde nicht mehr in Fischgrätenform gewoben, sondern es ist ein glattes Tuch, bei welche»; man die etwas seinere und reinere Körnung unterscheidet. Tie Stiche bei der Zu sammennaht an das hl. Leichentuch Christi sind ebensatls sestzustellen. Unterhalb der Zusannnennaht treten kleine Ränder von anderen Ausbesserungen hervor, welche aus andere Weise genäht und mit Stoss gemacht sind, welcher vermutlich älter ist als der zuerst benützte, weit er kaum merklich dunkler ist. Tie Prüfung des Gewebes, die teils durch direkte Betrachtung vorgenommen wurde, teils durch Betrachtung der sehr klaren fotografischen Bergröherungen, weiche es dem Techniker ermöglichten, das Bild nahe für sein Studium zu Habei;, berechtigt zur Annahme, das; viele der bisher geüutzerlen Meinungen falsch waren. Zum Beispiel die Tatsache, datz das Gewebe konsistent ist, aber auch weich und biegsam, erklärt die ausgezeichnete Erhaltung, welcl)e man sicherlich nicht hätte erreichen können, wenn der Stoss von jener Qua lität wäre, wie man früher angenommen hatte. Um sich zu überzeugen, das; die Abbildungen von; Stoff inneren heraufkommen und nicht aufgetragcn wurden, kann man beobachten, datz längs des Stofsmittelfadens eine gewisse Anzahl Kettenfäden läuft und zwar haupt sächlich dunkle, ähnlich denen, welche man an den ent sprechenden Stellen an den Rändern beobachten kann. Ter Anblick der Stoffteilc, welche einen Abdruck aufweisen und der Anblick der anderen, in welchen die dunkle Färbung ganz einfach von; Tunklerwcrden des Stosses herrührt, ist identisch; die Fäden dieses Teiles sind in ihrer ganze;; Ticke nur gefärbt und dieses Tuch, das seit Jahrhunderten tausende Male ausgebreitet und zusammengefaltet wurde, zeigt keine Risse in den Fal ten. Um das Aufsaugen der Ausscheidungen des Kör pers und der Substanzen für die Salbnng zu erklären (be sonders des Aloesafles, der leicht oxidiert, besonders wenn er mit alkalischen Substanzen in Verbindung ist. und eine braune Materie bildet, die in die Gewebesäden eindringl und sich darin seslsetzt), mutz inan sich vor Augen halten, das; einer der hauptsächlichsten Vorzüge des Lei- ncnstofses gerade jener ist, ein ausgezeichneter Aufsau- ger zu sein. Tas hl. Leichentuch mutz unseren Heiland euM« wickelt und zugedeckt haben, aber nicht fest, denn das Leinentuch an; Gesicht des Heilandes anachaftet ge» wesen wäre, wäre die Entwicklung des Abdruckes ganz bestimmt anders gewesen, und zwar ein breiteres Gesicht, während jenes auf den; hl. Leichentuch von einer be wunderungswürdigen Schönheit ist, menschlich ausge glichen (ebenmätzig), welches man auch heute noch un möglich auf künstlichem Wege Herstellen könnte. ÜeberwachungSpolizei zur Bekämpfung des Kommunismus in Portugal Lissabon, IN. August. Der Innenminister hat durch ein Dekret eine „ÜeberwachungSpolizei zur Verteidigung des Staates" geschossen, die vor allen; die Bekämpsung des Kom munismus und die Ucbcrwachung der Beziehungen zwischen portugiesischen und sremdländischen Agitatoren durchzusührcn hat. Noms// l/on II. fortsetrunq HIacNclruc.lc verboten „Und jetzt kommt sie in die Besserungsanstalt —" Ediths Augen sind rund vor Staunen. „Das wusste ich noch nicht, das mutz ich meiner Mutter sagen. Auf Wiedersehen, Liddy. Da drüben steht dein Schatz —" Sie kommt in eine Besserungsanstalt — Wie ein Gewisper geht es durch das ganze weitläufige Haus, von Zimmer zu Zimmer, von Mund zu Mund. Neugierige Augen spähen durch die Fenster. Neugierige Ohren pressen sich lauschend an die dünnen Wände. Und die, die es angeht, fitzt wie eine Verfemte im dunk len Winkel. Wenn sie das Hans verlassen mutz, schleicht sie leise die Treppe hinab und läuft über den Hof wie gejagt. Sie erzittert vor einer Begegnung mit den Nachbarn. Wenn nur Edith nicht hcreinkommt oder ihr drautzen irgendwo auslauert I Hella bekommt Herzklopfen, wenn sie nur an Edith denkt. Sie wird ja nun mit Edeltrud Marus gesprochen haben, nnd dann ist ossenbar, datz sie gelogen hat — Hella senkt den Kopf In scheuM Erröten. Sie wünscht beinahe, schnell von hier fortgeholt zu werden, ganz gleich wohin. Hellas Versteckenspielen ist zwecklos, denn eines Tages kommt Edith Erepp unvermutet in die Wohnung der Steil manns hinein. Mit einem so heiteren Lächeln, datz selbst das Gebrumm des Mannes, das als Antwort aus ihren Ärutz gelten soll, weniger gefährlich klingt. Edith setzt sich an den Tisch, als sei das ihr gutes Recht «nd schaut Hella bet der Arbeit zu. Frau Steilmann ist ans einer Putzstelle, so kann man sich ungehindert was erzählen. Das Reden besorgt Edith allein. Sie hat so viel Neuigkeiten auf Lager. Verehrer Kat sie auch schon, -- der grotze, hübsche, der des Abends so oft am Tore auf Lidwina wartet, hat sie gestern eingeladen, mitzugchen. Und Edith kichert geheimnisvoll. Liddy, achdIe... Hella lächelt. Eie hat kein Interesse für das, was Edith erzählt. Aber ihr Bangen schwindet. Ihr Zutrauen wächst wieder. Edith bleibt bis zum Schlafengehen, und ihr Mund steht nicht Kill. Ueber Hellas Angelegenheit sagt sie kein Wort. Ganz heimlich und leise wagt die aufzuatmen. Zum erstenmal liegt sie wieder ruhig und wie erlöst auf ihren; Lager neben der schweratmenden, übermüdeten Mutter. Und während aus einer Wohnung, mehrere Treppen weiter, scheltende, drohende Stimmen herübertönen, schläft sie tief und fest. Am nächsten Tage beginnt ein neuer Lebensabschnitt für sie. Sie kommt in das Erziehungshaus. So sehr man ausgepatzt und Hellas Schritte von jedem Fenster aus belauert hat. — niemand merkt es. Während in einem Winkel des grotzen Hofes die Kinder in Streit geraten sind und die Mütter keifend Frieden zu stiften suchen, folgt sie der Dame aus der Fürsorge, die sie abholen kommt, stumm und unauffällig, 8. Kapitel. Obschon Edith ihrer Mutter täglich in den Ohren liegt, so schnell wie möglich aus der Fuchshöhle sortzn gehen, — vorläufig bleibt man dort wohnen. Die Verhältnisse aus dem Wohnungsmarkte der Stadt sind derart schlecht gewor den, datz bereits täglich auf den Aemtern die interessantesten Wortschlachten geschlagen werden, — zumeist ohne Erfolg. Für eine Familie, die nachweisbar lange Zeit mit der Miete im Rückstände war, ist es beinahe unmöglich, wieder irgend wo günstig unterzukommen. Edith weint, ihre Mutter jam mert, doch am schwersten leidet Herr Grepp unter den augen blicklichen Verhältnissen. Scheu wie ein Dieb schleicht er morgens zur Arbeit, ebenso scheu kommt er wieder heim. Und wenn er einmal autzcr der Zeit zur Stadt hineingeht, ist es bestimmt ein Weg zum Wohnungsamt. Er ist ein anständiger, fleitziger Arbeiter gewesen, dem niemand etwas nachsagen konnte. Datz er gezwungen wurde, in diese elende Baracke zu ziehen, — wenn er nicht mit den Möbeln aus der Stratze bleiben wollte, — hat ihn bis in den Staub gedemütigt und Saiten in ihm zum Klingen ge- bracht, deren Macht er bisher nicht kannte. Als er seine Frau, ein bildschönes Mädchen, zum Altars führte, ahnte er, datz es ein Wagnis fein würde. Denn diese Blüte war dem minderwertigsten, schlammigsten Boden ent. sprossen. Datz ihr Leben auf Eenutz eingestellt, datz Treue für sie ein leerer Begriff war, — er wollte es nicht wissen. Er hatte in seiner schwachen Stunde ihren Tränen geglaubt, die der Sehnsucht nach einem neuen Leben galten, — und war enttäuscht worden. Herr Grepp weitz heute, datz er manches hätte anders anfangen müssen. Mit Bitten und guten Ermahnungen war nichts zu erreichen, zu einem harten Wort war er zu schwach und zu Handgreiflichkeiten zu anständig gewesen. Nun versucht er zuguterletzt mit eiserner Energie feinen LVillen durchzusetzeu. Ties kostet ihn mancln! Stunde Schlaf, kostet Nerven, die er bei seiner Arbeit nicht entbehren kann Aber er hall durch, mag sei.; Haar eisengrau und sein Anilih hohlwangig werden. A.s Wichtigstes sel>eint ihm vorläufig, die Lohntüte, nicht wie bisher, vertrauensvoll auf den Kücheniisch zu legen, sondern sie vorsichtig zu verschliefen und haargenaue Kontrolle über di« täglichen Ausgaben zu verlangen. Ja, was noch nicht dagemesen: Herr Grepp geht selbst mit der Markttasche einkaufen. unberührt ob des Gespöttes der 'Nachbarn. lind er erreicht cs: In; Oktober beziehen Grepps eine neue Wohnung. Edith erzählt es jedem, der es hören w ll und er rötet vor Freude bei der neidbeslürzten Miene Lidd» Wolnys. „Wir ziel»; in die Villa, gleich vorn an der Nordstrahe. 'Marmortreppen sind nn Haus und ein vergoldetes Geländer", sagte sie und legt den Kopf zurück, wie es jemandem, der in eine neue Villa zieht, zukommt. Wirklich zieh» Grepps in die Villa, die am Anfang der langen Nordstrahe. an deren Ende die Fuchshöhle liegt — in einem schmalen Vorgärtchei; steht. Es ist eine geräumige Zwei zimmerwohnung unten im Keller. Ter Hausdiener hat sie von seinen Räumen abgetreten. 'Bekommt man somit die Marmortreppen und das Gold geländer kau»; einmal oder gar nicht zu Gesicht. — man wohnt sür sich allein, still und ruhig und hat mit keinem Menschen elivas zu tun Zwar sieht man nun die Welt von unten her. doch das ist das kleinere Ueb«l (Fortsetzung folgt.)