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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.07.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140717025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914071702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914071702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-17
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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Neklamrn l.r» M., «lein» fln,eigen »«»Petit,eil» nur rapf.d.wleüerh»l.Nad..Sns»rat» oonS«hör»rn «m amtlichenTeil »ie Petit zeil» S» Pf. S»fchSf«»an,eigen mit plahoorschrift im Preis« erb»h«. Nabott noch Tarif. Seilagen: S»samtaufl.»M.»a»Tauf»n»au»fchl.postgebUhr. ftnzrigen-flnnabm«: ^ohannisgasse», bei sämtlichen Zillalen Se» Leipziger Tageblatt»» un» ollen Nnnoncrn»L»p«»it>onrn »«» Sn» unü fluslanSr». Seschäftostellefiir Verllnu.üi« pr.vronüenburg: vlriktionwaltecrtiegel. Verlln S. l». Vre«»«nrr Straß« »7. Zernsprech-ftnschlug: Morihplatz is»l. 1914 /rrttsg, »en 17. Zull. Vas wichtigste. * Der Pariser „Figaro" hat eine Gcldsamm - lung für „Hansi" eröffnet. (S. Ausl.) * Die Aufständischen auf Haiti bedrohen die Hauptstadt San Domingo. (S. Ausl.) * Erzherzog Karl Franz Joseph ist am Freitag zum Besuch des Kaisers in Ischl ein getroffen. (S. Ausl.) * Ein italienisches Geschwader ist nach den ionischen Gewässern abgegangen. (S. bes. Art.) * An der bulgarisch-rumänischen Grenze kam es am Mittwoch und Donnerstag zu neuen Zwischenfällen. (S. bes. Art.) polentreunae. ö. Polenfreunde verschiedener Art lassen sich in der Presse vernehmen, nm einer Aendernng der Osiiuartenpolitik das Wort zn reden. Zcn- trumsmänner. die aus Parteiegvismus die über lieferte Rolle vvn Beschützern des Pvlentnms spielen; Salvnpvlitiker, die russische Zeitungen lesen tonnen, aber nicht danach fragen, wieviel vvlnischc Federn in ihnen tätig sind; radikal- demotratische Doktrinäre, die sich von einem Eigenbrödler angefeucrt fühlen — sie stimmen in dem Bemühen überein, uns das „polen freundliche" Rußland aus Rücksicht auf die „Not wendigkeiten" der internationalen Politik als nachahmenswertes Beispiel vorznhalten. Was zu solchen Bemühungen hauptsächlich den Anlaß gibt, geplante Neuerungen in der Verwaltung Polens, die den Gebrauch der polnischen Sprache gestatten, liegt bereits einige Zeit zurück und hat früher die Zustimmung des russischen Reichs rate^ nicht gefunden. Wenn derselbe Versuch von der russischen Regierung jetzt erneuert wird, so bleiben zunächst fein Grsolg und alsdann Art und Wirkungen seiner Durch,ühruug abzuwarten. Selbst angenommen, daß diesem russischen Borgehen die Absicht zugrunde läge, bei den Polen Stimmung für Rußland und gegen Preußen zn machen, so wird darüber doch nicht eine gleichzeitige Maßnahme vergessen werden, die sür die Mehrheit der russischen Polen eine schroffe Verletzung ihrer religiös-kirchlichen Ge fühle durch das amtliche Rußland bedeutet: die Förderung der mariawitischen Bewegung im Zartnm Polen. Die Erleichterung der maria- ipitischen Propaganda geht nach einer Erklärung des Ministers Maklakow aus die Erwägung zurück, daß die Mariawiten, obgleich sic nach ihrem Kultus Katholiken seien, sich doch der orthodoxen Kirche nähern, die Lehre von der päpstlichen Ge walt ablehnen, die Liebe zn den Russen als dem slawischen Hauptstamm predigen, in Polen den katholischen Fanatismus dämpseu usw. Unter solchen Umständen ist die „Köln. VolkSztg." sicher lich im Rechte, »venu sie diese russische Taktik, einen Keil in die der Rnssifizierung geschlossen widerstrebende polnische Gesellschaft zu treiben, als eine Herausforderung des katholischen Po- lcntums beurteilt. Es wäre seltsam, könnten in Aussicht genommene Erleichterungen des Ge brauches der polnischen Sprache die russischen Polen mit der Begünstigung einer katholischen Sette aussühnen, die die religiös-kirchlichen An schauungen der großen Masse des polnischen Vol kes aufs schwerste verletzt. Trügt mithin die russische „Versöhnungs politik" gegenüber den Polen an und für sich einen recht zweifelhaften Eharakter, so fordert das Verlangen, daß Preußen mit Rücksicht aus die Notwendigkeiten der internationalen Politik seinen Polenkürs ändern müsse, grundsätzlich deu schärfsten Widerspruch heraus. Heun jenes Ver langen kann nur bedeuten, daß Preußen auf dem Gebiete der Polenpolitik an Polenfreundlichkeit mit dem Auslande wetteifern müsse, nm im Falle kriegerischer Verwickelungen die Stimmung der Polen auf seiner Seite zu haben. Eine der artige Auffassung wäre nach einem militäri schen Zusammenbruch des Deutschen Reiches zur Not verständlich. Jedoch unter den bestehenden Verhältnissen, wo die deutsche Rüstuno zu Lande und zu Wasser uns gestattet, auch einem Koali tionskriege ungleich vertrauensvoller entgeqen- zubticken, als das noch lange nicht gerüstete Rußland und das sich keineswegs „erzbereit" fühlende Frankreich — unter solchen Verhält nissen sind ivir nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet, die preußische Polenpolitik aus schließlich unter den Gesichtspunkten der inneren Politik zu beurteilen. Die deutsch-russischen Be ziehungen sind heute gewiß nicht mehr so, wie sie cs vor einigen Jahren waren; sie sind aber kaum schlechter, als zu Beginn des Jahres 1888, d. h. zu jener Zeit, wo Fürst Bismarck im Reichs tage sagte: „Um Liebe werben wir nicht mehr, weder in Frankreich, noch in Rußland." — An eine Aenderung der preußischen Polenpolitik, die seit 1880 mit dem Beginn des Ansiedelungs werkes die bisherige Defensive des preußischen Staates in eine nationale Offensive verwandelt hatte, hat trotzdem Fürst Bismarck weder im Jahre 1888 noch später gedacht. Es ist nicht abzusehcn, ans welchen Gründen das Beispiel, das er hiermit gab, heute nicht mehr gültig sein sollte. „Was uns in unserer Ostmark vor allem not tut, ist Stetigkeit," schreibt Fürst Bülow in seiner „Deutschen Politik". Und der frühere Reichskanzler, der auf dem Gebiete der Ostmarkenpolitik die Wege Flottwclls, Grol- manns, Bismarcks und Miquels gegangen ist, schließt den innerpolitischen Abschnitt seines Buches n. a. mit den nachstehenden Sätzen: „Es ist verständlich, wenn die österreichische Monarchie, die nicht ein auf der Grundlage einer Nationalität errichtetes Staatswesen ist, aus Grün den innerer und äußerer Politik seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts im Kronlande Galizien auf jede weitere Germanisierung verzichtet hat und den polnischen Wünschen auf das weiteste entgegengckommen ist. Preußen ist der Träger des Deutschen Reiches und des nationalen Gedankens, ist der deutsche Nationalstaat xc.r' und kann solche Zugeständnisse nicht machen, ohne seiner Ver gangenheit, seinen Traditionen und seiner deutschen Mission untreu zu werden. Preußen muß nach deutschnationalen Gesichtspunkten regiert und ver waltet werden. Hätten wir im Osten der preußischen Monarchie die slawischen Elemente in der Weise um sich greifen und die Deutschen überfluten lassen, wie es in einem Teil von Zisleithanien geschehen ist, wir hätten heute anstatt eines schwierigen Kampfes um das Deutschtum in der Ostmark einen Kampf um die Erhaltung der preußischen Staatseinheit, wir hätten nicht eine polnische Frage, sondern eine polnische Gefahr. Unsere Ostmarkenpolitik ist nationale Pflicht des deutschen Volkes gegen sich selbst. Eine hochkultivierte und starke Nation darf nicht einen einmal errungenen nationalen Besitz kampflos aufgeben, sie muß den Glauben an die Werbekraft ihrer nationalen Kultur und das Vertrauen in die eigene Kraft so weit haben, daß sie sich fähig und berechtigt fühlt, ihn zu befruchten. Ob wir unfern Besitzstand im Osten festhalten oder nicht, ob unsere Ostmarkenpolitik im nationalen Gleise verharrt, was aus unserer Ostmark wird, das ist keine partei politische, sondern eine allgemeine nationale Frage, eine Frage, von deren bejahender oder ver neinender Beantwortung nicht nur das Schicksal der Deutschen im preußischen Osten, sondern die Zukunft Preußens und des Reiches und des gesamten Deutschtums abhängen." Was wollen neben der Wucht dieser Mah nungen die Ausstreuungen polenfreundlicher Rattenfänger sachlich bedeuten? Neue rumänisch-bulgarische GrenzzwischenfäUe. Die neue Grenze, die zwischen Bulgarien und Rumänien seit dem letzten Kriege besteht, führt jetzt zu allerhand Mißhelligkeiten, insbesondere scheinen die bulgarischen Soldaten sich nicht daran gewöhnen zu können, daß früheres bulgarisches Gebiet nun zu Rumänien gehört, denn sie haben sich verschiedentlich Erenzüberschreitungen zuschulden kommen lassen. Nach dem für den ersten bulgarisch-rumänischen Grenz zwischenfall bereits eine Untersuchungskommission ernannt und in Tätigkeit getreten ist, ereignete sich am Sonntag ein neuer Zusammenstoß zwischen bulgarischen und rumänischen Soldaten, dem am Mittwoch und Donnerstag weitere Zwischenfälle folgten. Die amtlichen bulgarischen und rumänischen Mitteilungen widersprechen sich über diese Gescheh nisse vollständig, so daß auch hier erst eine nähere Untersuchung Klarheit schaffen muß. Wir geben folgende Meldungen wieder: Sofia, 1t>. Juli. (Meldung der „Agcnce Töb-graphique Bulgare".) Gestern um Mitternacht umzingelte eine ganze Kompanie rumänischer Soldaten den bulgarischen Grenzposten auf der Straße von Varna nach Dobritsch und er öffnete, ohne irgendwie herausgcfordert worden zu sein, ein Feuer. Die bulgarischen Soldaten wollten dem Feuer aus weichen, verließen den Posten und zogen sich in das umliegende Feld zurück. Die Rumänen betraten das Gebiet des Postens, nahmen ein Jagdgewehr weg und kehrten dann zurück. Als gegen 4 Uhr morgens die Bulgaren auf ihren Posten zurückkehrten, sanden sie dort rumänische Eewehrpatronen Hülsen. Bei dem Zwischen fall wurde niemand getötet und niemand verletzt. Es wurde eine Untersuchung eingeleitet. Bukarest, 1«!. Juli. s„Agence Roumaine.") Gestern und heute nacht ereigneten sich an der neuen rumä nisch-bulgarischen Grenze zwei neue Zwischen fälle. Gestern schossen bulgarische Schildwachen auf die rumänische Schildwache, die sich am Schilder hause bei Turtukaja befand. Heute nacht wurde eine rumänische Patrouille, die bei Kujunduk, dem Orte des jüngsten Grenzzwischensalles, die Runde machte, von der bulgarischen Schildwache beschossen. Als die rnmänischen Grenzwachen das Feuer erwider ten, flohen die Bulgaren. Vie wirren in Mbanien. Obwohl Valona von den Aufstündischchen sehr be droht ist, liegt augenblicklich nicht dort der Schwer punkt der Lage, sondern die Aufmerksamkeit ist viel mehr auf die Maßnahmen der Mächte zur Abwehr der griechischen Uebergriffe im Epirus zu richten. Das vor allem beteiligte Italien hat jetzt der Einberufung seiner Reserven einen zweiten Schritt folgen lassen, in dem es einen beachtlichen Teil seiner Flotte in die ionischen Gewässer ent sandte. Es bedeutet dies eine Warnung an Griechen, land und bezeugt, daß Italien gewillt ist, in Süd albanien dem griechischen Vordringen entgegenzu treten. Es liegen folgende Meldungen vor: Das gefährdete Valona. Rom, 17. Juli. Die aus Valona hier ein- qetrosfenen Nachrichten lauten äußerst besorgnis erregend. Die Aufständischen und die Epiroten stehen nur noch 4 Wegstunden von der Stadt ent fernt. In Valona selbst bat sich eine Art Milizoer- teidigung gebildet, doch glaubt man nicht, daß diese non Ismael Kemal Bei geführt: Schar den Auf ständischen irgendwelchen wirksamen Widerstand wird leisten können. Zollte es den Rebellen und den Epi roten gelingen, in die Stadt einzudringen, so wird ein Gemetzel befürchtet. Im Hafen liegen drei fremde Kriegsschiffe. Truppen sind bisher nicht ge landet worden. Außer diesen Schiffen befinden sich noch ein italienischer und österreichischer Handels dampfer im Hafen, die dazu bestimmt sind, Flücht linge für den Fall eines Angriffes auf die Stabt aufzunehmen. Abfahrt eines italienischen (Geschwaders nach den Jonischen (bewässern. Rom, 17. Juli. Der Kreuzer „San Marco" wird morgen abend in Len albanischen Gewässern sein. D«s Geschwader Les Admirals Amero, aus 2 Dreadnoughts und den dazu gehörigen Kreu zern und Torpedobooten bestehend, ist nach den Jo nischen Gewässern abgegangen. Zum Pesuch des Königs von Rumänien abgereist. Wie», 17. Juli. Der „Albanischen Korrespondenz" zufolge ist Prinz Günther von Schönburg- Jn jedem Wesen lebt ein gewisses Verlangen nach Weisheit, das die mei sten Zufälle des Lebens in Bewußtsein verwandeln könnte. Und was einmal in Bewußtsein verwandelt ist, gehört den feindlichen Mächten nicht mehr an. Ni aeterlin ck. Kunst und Wissenschaft. * Zur Ausstellung des Leipziger Künstlerbundes wird uns ergänzend mitgeteilt, daß der Leipziger Kun st verein diese Ausstellung in seine Räume bereitwilligst, aber unter dem selbstverständlichen Vorbehalt aufnimmt, daß seinen Mitgliedern der Besuch der Ausstellung ohne jedes Entgelt offen steht. * Ibsens „Gespenster" in London. Aus London wird uns geschrieben: Die erste öffentliche Auffüh rung der „Gespenster" bedeutet nicht nur ein Kapitel englischer Theatergeschichte, sondern auch ein Kapitel englischer Kulturgeschichte In dem sonst so freien, autgcklärten Albion mußte cs bis heute dauern, ehe die Zensur das bahnbrechende Werk des norwegischen Meisters freigeben wollte! Und während der Lord Chamberlain sonst alle frivolen Possen und Komödien duldet, so lange kein „Problem" darin angeschnitten wird, machte er Miene, seiner zeit den verdienstvollen, holländischen Theatertritiker I. T. Grein ins schwane Loch stecken zu lassen, weil dieser am 13. März 1891 das versehmte, „unsittliche" Werk am Royalty-Theater aufführen ließ. Inzwischen sind viele nationale Vorurteile durch Shaw und Galsworthy zertrümmert worden, obwohl noch bei der vorletzten Londoner Privatdarstcllung der „Ge spenster" lm Lande der Suffragetten keine Damen in den Zuschauerraum gelassen wurden! — Und so ist es begreiflich, wenn, die erste öffentliche Aufführung am Haymarket-Theater (wieder durch Grein und durch die Independent Theatre Company veranstaltet» sich zu einem literarischen Ereignis gestaltete. Der Daritellung ist großer Fleiß und guter Wille nach zurühmen. verständnisvolles Zusammenspiel und gründliche Durcharbeitung der einzelnen Rollen, ohne daß es zu hervorragenden Einzelleistunqen gekommen wäre. Den stärksten Eindruck hinterließen Osvald, Frau Alving und Pastor Manders. Das Publikum, das sich aus den besten Londoner Geiellschasts- und Kunstkreisen rekrutierte, taute erst langsam auf. Es schien gerührt, aber nicht erschüttert. Die Truppe soll im Herbst eine Tour durch ganz England mit dem Stück veranstalten. Die günstige Aufnahme der „Ge spenster" bedeutet so einen wesentlichen Fortschritt des diesigen intellektuellen Publikums und einen Markstein in der englischen Kulturgeschichte. K. iV. * Otto Ernst kontra Paul Zschorlich. Der mehr lächerliche als bedauernswerte Angriff des Verfassers von „Flachsmann" gegen Nietziche hat scharfe Zurechtweisungen heraufbejchworen, und diese wieder führten durch ihre Heftigkeit zu Beleidigungsklagen, deren eine gestern in Berlin ausgetragen wurde. Der Verhandlungsbericht lautet: Die Beleidigungs klage, die der Schriftsteller Otto Ernst gegen Paul Zschorlich, den Redakteur der „Post", an gestrengt hat. beschäftigte heute in zweiter Instanz die dritte Ferienstrafkammer des Landgerichts ll. Zschorlich war vom Schöffengericht Berlin-Mitte seinerzeif wegen Beleidigung zu IW.//, Geldstrafe verurteilt worden und hatte gegen dieses Urteil Berufung eingelegt. Ebenso hatte aber auch der Kläger Otto Crnst Berufung eingelegt, um die Verurteilung des Beklagten zu einer höheren Strafe zu erwirken. Kurze Zeit nach den von Otto Ernst im Choralion - Saal gehaltenen Vorträgen über Nietzsche erschien in der Feuilletonbeilage der „Post" unter der Spitzmarke: „Also sprach Appel schnut!" ein von dem Angeklagten verfaßter un) unterzeichneter Artikel, der eine sehr scharfe Kritik der Vorträge Otto Ernsts darstellte. Es heißt u. a. in dem Artikel: „Woher sich ausgerechnet dieser Prophet der Mittelmäßigkeit die Berechtigung entlieh, über Nietzsche und gar gegen Nietzsche zu sprechen, woher er die Kraft nahm, die Tafeln Zarathustras zu zerbrechen und die neue Moral des Weisen von Sils-Maria — in sechs Vortragsstunden im Choralionsaal ein für allemal und unwiderruflich zum letzten Male zu vernichten, darüber werden sich die Otto-Ernst-Philolopen der Zukunft den Kopf zergrübeln." In dem Artikel wird ferner gejagt, daß Otto Ernst, io wie er Nietzsche dargcstellt habe, eine „freche Fälschung" begangen habe. Man müsse cs adlehnen, mit einem literari schen Terror zum Kampfe anzutreten, der philoso phischen Fragen mit feilen Fechterkunststückchen zu Leibe ginge. — In den Urtrilsgründcn des Schöffen gerichts benndet sich u.a.derPassus „Daß dieEntrüstung über die Vorträge des Privatkläaers in weitesten Kreisen der gebildeten Bevölkerung eine sehr große war, ist gerichtsnotorisch." In der Verhandlung er klärte der Beklagte, daß er den Schutz des 8 IW sür sich in Anspruch nehmen müsse und freigesprochen werden wolle. Er habe den Artikel aus der damals allgemein herrschenden Erregung heraus geschrieben und sei bereit, den Beweis dafür, daß von Otto Ernst eine absichtliche Fälschung in der Darstellung Nietzsches begangen lei, anzutreten. — Der Vor sitzende wies darauf hin, daß hier doch aber von einer „frechen" Fälschung gesprochen worden sei und sich eine Kritik doch auch mit einer gewissen Vornehmheit bewertstclligen lasse. — Otto Ernst wandte sich in erster Linie gegen den obenerwähnten Passus in dem Schöffengerichisurteil. Er sei seinerseits bereit, den Beweis dafür zu erbringen, daß viele hochstehenden Persönlichkeiten seine Meinung über Nietzsche völlig teilen und daß viele Berliner und auswärtige Zeitungen sich über seine Vorträge durchaus anerkennend geäußert hatten. —Der Beklagte erklärte, daß er jetzt, nachdem er den Artikel lange Zeit nicht zu Gesicht bekommen habe und er ihm jetzt vorgelesen woroen sei, selbst sagen müsse, daß er nicht sehr geschmackvoll sei; treffend er- Icheine er ihm jedoch heute noch! Nach längeren Ausführungen der RA. Dr. Gold baum und Dr. Fülle kam das Gericht zur Ver werfung der beiderseitigen Beru fungen mit der Begründung, daß der Artikel über oen Rahmen einer zulässigen Kritik hinaus gehe und die Absicht einer persönlichen Kränkung erkennen laße. * Eine Gedenkfeier für den Herzog von Meiningen. In Meiningen will man eine Sammlung be ginnen, um dem verstorbenen Herzog Georg von Meiningen ein würdigds Denkmal zu errichten. Als Einleitung zu dieser Sammlung veranstaltet Max Reger in Meiningen morgen eine Trauerfeier für Herzog Georg, in deren Mittelpunkt ein von Max Grude verfaßter und von Regisseur Nachbaur gesprochener Prolog und ein von Max Reger komponiertes und von ihm selbst gespieltes Orgelstück steht. * Die Kunstausstellung Emil Richter in Dresden veranstaltet iocden eine große spanische Ausstellung der beiden Maler Enrique Martinez Cudells y Ruiz und Jost M. Lopez Mezquita. Mezquita schildert in feinen Bildern spanisches Vclkslebcn und spanische Menschen. Er malt die dunklen Frauen und ' Mädchen in all ihrer verführerischen Schönheit und er erzählt in fleißig gemalten Bildern riesigen For, mats von den bunten, an Lärm und Gesang über quellenden spanischen Bauernleben. Sein Landsmann Cubells ist Landschafter, und mehr als die Motive interessiert bei ihm die Technik Er versteht es, das Wasser zu malen, daß uns all das Flütsige und Farbenreiche dieses Elements gegeben wird. Der Künstler hat in München studiert, man spürt deutlich den Einfluß des verstorbenen Hans von Bartels. * Aus der Münchner Jahrcsausstellung 1914 im Kgl. Glaspalast wurden von Könia Ludwig lll. folgende Werke erworben: Prof. Gilbert von Canal „Segelschiff und aussteiqende Wolke" (Oel); Prof. Hans von Bartels -f „In der Düne" (Oel>; Pros. L. Adam Kunz „Stilleben mit Trauben und einem Glas" (Oel); Pros. Charles Palmm f- „Frauentürme im Morgen nebel" (Oel); Prof. HcrmannGöhler „DieMail-Coach" (Oel). — Vom Bayrischen Staate wurden an gekauft: Prof. Julius Adam f „Kätzchen und drei Katzcntöpfe" (Oel>; Prof. Fritz Baer „Hochsommer abend" «Oel); Prof. Hans von Bartels f „Alte Stadt an der Zuiderfee" (Oel), Ludwig Bolgiano „Berg moos bei Seefeld in Tirol" (Oel); Prof. Charles Palmiö -s- „Im tiefen Schnee" (Oel). * Kunstchronik. Im Alter von W Jahren ist gestern laut drahtlicher Meldung aus Berlin in Tegel der aus Dresden stammende Radierer Köpping gestorben. Er verstand es insbesondere, die Malweise Rembrandts mit großer Treue und Kraft im kolo ristischen Ausdruck wicderzugeben. 1889 wurde er als Vorsteher des Meisterateliers für Kupferstechkunst an die Berliner Kunstakademie berufen. — Die Stadt Nordhaufen beabsichtigt, die beiden Türme der im 13. Jahrhundert erbauten, architektonisch wert« vollen Nikolaikirche wiederaufzubauen. Die Türme wurden durch Brände in den Jahren 1612, 1710, 1712 zerstört und sind nach dem letzten Brande von 1712 nicht wieder aufgebaut worden. Man hofft, für den Bau staatliche Zuschüsse und eventuell die Genehmigung zu einer Lotterie zu erhalten. — Wie aus Dresden geschrieben wird, wurde in der letzten Sitzung des Ausschusses für das Richard. Wagner-Denkmal, das in der sächsischen Resi denz, der ' * - » ' » ' Richard Wagners, errichtet werden soll, beschloßen, ein Preisausschreiben zur Gewinnung von Entwürfen für das Denkmal zu erlassen. Es stehen für das Denkmal 43000 .4! zur Verfügung. Die Wahl des Platzer bleibt völlig frei; es kann damit der Plan, Wagner ein Denkmal im Opernhause zu errichten, als erledigt gelten.
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