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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.05.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191405030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140503
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140503
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-03
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Sonntags - Ausgabe tlle Leipzig irn» vor»«» durch uasrr, krLarr uud Sprottturr Lmat tSgllch tu» hau» gebracht: moaatUch 1.L5 M., virrtrljährUch Z.7S M. Sri Ser chrtchäNaftrU«, unser» ZtUalra und flusgadestellen adgrholtr moaatUch IM.. vtertrlldhrUch Z M. vurch die poN: iaaerhald deutschiaad» und der deutschen Kolonien »Knotllch 1^0 M., vierteljährlich «.Sd M.. auoschltegUch poNdeNeUgeld. Vas Leipziger Tageblatt erscheint werktags »mal, Sonn- u Zetertag» »mal. Zn Leipzig, Sen Nachbarorten und Sen Orten mit eigenen Filialen o»»rd di« hbenüausgad» noch am Aden» de» Erscheinen» io, hau» geliefert. Vrrltner Redaktion: Zn den Zelten >7, Zernsprech-Haschlutz: M»abit Ur.S»7. /lrrrtsblockt des Reckes und despolrzeüuutLS der Stadt Lerpzrg NeLaMoo und ch,fchLft»ft«ll«r Z»banai»gag» Nr.«. . Zernsprech-Anschluß Nr. i4b»S, idddZ and >4b»4. tos. Jahrgang « kür Znserate au» Leipzig und Umgebung dl« flNAelAeNprrise. >spaNi,ip»ttt,»U,r,p,., di» Neklameeeil», m., von ouswürt» 10 Pf.. 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R.) * Zwischen Huerta, Carranza und den Bereinigten Staaten ist ein Waffen stillstand unterzeichnet worden. (S. Pol. Uebers.) * Um den Besitz von Puerto Plata aus Ha iti kam es zu langandauernden Kämpfen zwischen der Regierung und Revolutionären. (S. Pol. Uebers.) Umschau. Leipzig, 2. Mai. Der Mai ist gekommen, die Bäume schla gen aus — das ist die Zeit, wo die Parlamente ungeduldig werden. "Man will hinaus, will fer tig werden. Aber schon vor Ostern hat sich der Reichstag damit abgefunden, daß von einem wirklichen Fertigwcrden keine Rede mehr sein kann. Eine ganze Reihe von Borlagen wird unerledigt bleiben müssen. In der Presse wird fetzt die Budgetkommission getadelt, weil sie sich diese Woche unnützerweise mit der aus wärtigen Politik ausgehalten habe. Die „Hamburger Nachrichten" meinen sogar, der Reichskanzler habe ganz recht getan, die Ein ladung des Haushaltsausschusses abzulehnen. Wie man's nimmt. Man kann darüber auch an ders denken. Jedenfalls hat ihm sein Stell vertreter, Herr v. Jagow, nicht viel Wichtiges vorwcggenömmen. Wir sind sicher, daß auch Herr v. Bethmann im Reichstage keine Ueber- raschungen, weder gute noch böse, auftischen wird. Worauf war man eigentlich besonders neu gierig? Herr Bass ermann hatte an die Re gierung eine ganze Menge Fragen gerichtet, und sie wurden allesamt beantwortet — so oder so. O, Monsieur Riccaut de la Marliniere, die deutsche Sprache ist keine so „plumpe Sprak" wie sie meinten — wir haben sie vervollkommnet, und auch Herr v. Jagow versteht sich auf die Art, die Worte so zu wählen, daß Unaus gesprochenes hindurchklingt. Von allgemeiner Tragweite hätte, die Auskunft über unser Ber- hä ltnis zu Rußland sein können, und doch staunte eigentlich niemand über die Be langlosigkeit ihres Inhalts. Sollte Herr von Jagow offen sein Bedauern über einen un befriedigenden Zustand anssprechcn? Warum nicht? Er hätte die Wahrheit gesagt. Vielleicht wäre der Fall eingctreten, daß man in Peters- . bürg ob des ungewohnten Tones etwas stutzig, möglicherweise nachdenklich geworden wäre. Wir zyxnfeln seit geraumer Zeit, ob mit unserer un entwegten Befriedigung über die „alten freund nachbarlichen Beziehungen" wirklich noch Ein druck zu machen ist. Herr v. Jagow zog indes die Umschreibungen vor: Er bedauerte die Ausein andersetzungen der Presse, die einer nicht zu ver leimenden Unterströmung in Rußland zugute ge- lommen seien. Also doch: diese Unterströmung ist ihm nicht unbekannt geblieben. Sie ist, wie er eerrost hätte hinzusügen dürfen, feindseliger Na- ur. Es scheint uns nicht gerade notwendig, das Urteil von Perm über die deutschen Luftschiffer als den besten Beweis für diese Feindselig keit auszugeben, denn wenn das Urteil hart ist, >o kommt cs doch auf die Rechtfertigung an, die wir bis jetzt nur andeutungsweise kennen. Wir meinen von stärkeren! Eindruck in politischer Beziehung wenigstens sei das Treiben gegen die deutsche Militärmission gewesen, die, wie auch Herr v. Jagow die Sache nach der erträglichen Seite hinzukehren suchte, leider mit einem Er folge zu unserem Schaden endete. Doch nun etwas Merkwürdiges. Bei uns meinten wohl viele, Herr v. Jagow habe sich bei sciner Auskunft über unsere Beziehungen zu Rußland so ziemlich der mildesten Form be dient, die er finden konnte. Wie mag er wohl staunen, wenn er die Wiener „N. Freie Presse" liest und sich dort schwarz auf weiß gefeiert sicht wegen der „ganz anderen Sprache", die er, Herr v. Jagow, geführt habe, im Gegen satz zu dem Grasen Berchtold in den D elc gat ionen über den gleichen Gegenstand. Herr v. Jaaow habe doch freimütig auf die störende Unterströmung hingewicsen, habe also bei der Betonung des „freundnachbarlichen Verhält nisses" die nötige Einschränkung gemacht, wäh rend der Leiter der auswärtigen Politik Oester reichs das Verhältnis ohne jeden Vorbehalt als andauernd freundschaftlich und als hossnungs- reich für die Zukunft geschildert habe. Wir sehen: in Wien beobachtet man noch schärfer als bei uns Stellung und Sinn der Worte in Minister reden. Wir müssen indes bekennen: belangreich scheint uns der Unterschied in der „ganz ande ren Sprache" des Herrn v. Jagow nicht gerade zu sein; aber es ist zuzugeben: Graf Berch- told hat in seiner langen Delegationsrede nicht nur die Beziehungen zu dem russischen Nach bar, sondern überhaupt zu allen Mächten, die etwas zu bedeuten haben, in einer Weise be handelt, die das politische Urteil, ja man kann sagen, die Wahrheitsliebe heraussordert. Opti mismus ist eine schöne Sache, allein gewonnen ist schließlich nichts, wenn er zu täuschender Umfärbung der Dinge und Tatsachen ausartet. Zeitweilig macht es Vergnügen, sich in ein Glas haus mit roten Scheiben zu setzen und sich Wald und Flur im rosigen Lichte zu besehen, doch das Vergnügen ist eher Kindern als ver antwortlichen Staatsmännern zu empfehlen. Graf Berchtold hat denn auch wenig Glück mit seiner Delegationsrede gesunden. Die Presse wei gert sich, in das gemütvoll-heitere Lied: „Hier sitz ich auf Rasen, mit Veilchen bekränzt" ein- züstimmen. Wie leicht ist es in der Tat, das Uebermaß in der wohlwollenden Betrachtung der Weltumstände im allgemeinen und der Lage Oesterreichs im besonderen auf eine der wahren Sachlage gerechter werdende Formel herabzu setzen. Gewiß wird man dem Grafen Berchtold Zutrauen schenken, wenn er von einer „all gemeinen Entspannung" spricht — das Wort ist heute beliebt im Munde aller Staatsmänner —, und doch wird man fragen dürfen, was auf diese Entspannung zu geben ist, wenn die Re gierung gleichzeitig einen einmaligen Aufwand von 420 Millionen Kronen für den Ausbau der Marine und als außerordentliche Ausgabe für das Heer 83 Millionen fordert. Insgesamt sind für die Kriegsvcrwaltung im gemeinsamen Haushaltsvoranschlag mehr als dreiviertel M t lliarden eingestellt. Graf Berchtold schwelgt in Frieden und Freundschaft, die amt liche Begründung jener Forderungen aber spricht von bedrohlichen Machlverschicbungen und Um wälzungen im nahen Osten. 'Dort das Idyll, hier der bittere Ernst... ' In Frankreich wie in England wer den die Rüstungen Oesterreichs begreiflicher weise mit Unbehagen beobachtet. Zwar ist das Zustandekommen eines Mittelmcerabkommens, das die französische Presse als ein fertiges Er eignis behandelte, von Berlin und Wien aus als Legende abgetan worden, aber das Auf treten einer starken österreichischen Flotte im Miltelmeer paßt in die Rechnung der französi schen Politiker ebensowenig wie in die Flotten abrüstungsgedanken des Herrn Churchill. Für die Anhänger der Republik war es eine Genug tuung, daß die eben vollzogenen Kammer wahlen nichts ergeben haben, was als ein Mißtrauen des Volkes gegen die Führung der Geschicke Frankreichs gedeutet werden könnte, und der L>chwefelrcgen auf Sodom und Go morrha, den die Unzufriedenen kommen sahen, ist auSgeblieben. Mächtiger als je, heißt cs in den regierungsfreundlichen Blättern, steht Frankreich mit seinen Verbündeten zusammen. Immerhin scheint jetzt nach dem äußerlich so glanzvoll verlaufenen Besuche des englischen Königspaares eine gewisse Ernüchterung einge treten zu sein, und zwar nicht allein wegen der Abweisung eines über die „Entente" hinaus gehenden Kriegsbündnisfes, sondern auch wegen der offenbaren Unsicherheit, die in England durch den drohenden Bürgerkrieg von neuem hervor gerufen worden ist. Churchill selbst hat im Unterhause den Mann der Ulsterleute beschwo ren, docki an den Eindruck im Auslande zu den ken. Ja, auf eigene Faust unter dem Druck der Stunde lud er Carson ein, sich auf Unter- handlunben einzulassen, ehe es zu spät sei, und der Ministerpräsident Asquith billigte hinter- her dieses Zeugnis der Schwäche. Was Wunder, wenn der Führer der kampflustigen Bewohner von Ulster trotz der Drohung, die Regierung werde jede Auflehnung unerbittlich nieder werfen, starrköpfig dem Willen der Regierung und des Parlaments die Losung Ulsters ent gegenhält: Nichts von Uebergabe, nichts von Homcrule, nichts von einer Bindung an ein verhaßtes selbständiges Irland. Was er vor schlägt, ist der Ausschluß Ulsters von Home- rulc ohne Fristbestimmung oder auf so lange, bis inl ganzen vereinigten Königreiche der Föderalismus eingesührt ist. Daü aber hat gute Wege. Welch ein seltsamer Zustand: ein halb im Aufstande befindlicher Landesteil des König reiches zwingt der Regierung seinen Willen auf. Denn sic wird nachgeben; sie wird keinen Kano nenschuß aus der vor Belfast liegenden Kriegs flotte abgeben. Ihre nächste Sorge ist jetzt, die irischen Abgeordneten zur Nachgiebigkeit umzustiinmcn und für die Friedcnsbedmgungen bes feindlichen Bruders im Norden zu gewinnen. Homcrule — das friedliche Wort schließt ein Schicksal ein. Ob eine Stärkung Englands, ob eher cjnc Schwächung? Die Zeit wird es lehren. Jedenfalls wird im Augenblick Großbritannien empfindlich daran erinnert, daß cs außer seinen weltvoli.ischen Plänen eine innere Lebensfrage gibt, gegen tue alles andere zurückstehl. Ohne Sicherbcit im eigenen Hanse sind alle äußeren Erfolge fragwürdig. England hat sich — die Umstände erklären es — bei der Auseinandersetzung zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko aus fallend zurückgehalten. Mit ihm sind auch alte anderen europäischen Mächte überrascht worden durch die plötzliche Einmischung der südameri kanischen Staaten. Wie herzlich sich auch Präsident Wilson für das Angebot der Friedens vermittlung bedankte, wie freudig er sich an scheinend darauf einließ und den Waffenstillstand annahm — für die seitherige, amerikanische Po litik, insonderlich aber für die Anhänger der erweiterten Monroelchre bedeutet diese 'Wen dung eine im Grunde recht unerwünschte Stö rung liebgewordener Anschauungen. Wir er innern an den Anfang des Krieges mit Spa nien und den Venczuelastreit, an die vielfach noch in jüngster Zeit ausgegcbene Losung: Amerika den Amerikanern! Ganz recht, nur dachte man in Washington dabei immer nur an das eigene Amerikanertum und muß nun erleben, daß die Südamcrikaner der Losung einen ihnen genehme ren Inhalt geben. Sie melden sich als gute Freunde, die sreimütig helfen wollen, das un glückliche Mexiko aus seiner Not zu erlösen, aber sicher nicht, um einer Eroberungspolitik der Nordamerikaner Vorschub zu leisten. Ob Huerta nach dem Fall von Tampico sich noch halten wird, ob er verspielt hat — für Wilson wird sein Sturz unter solchen Umständen keine ungetrübte Genugtuung sein. Neues Genörgel am Kaiserbrief. Bei der öffentlichen Erörterung des ge fälschten Kaijerbrrefes ist die Zentrumspresse von chr nahestehender Seite wegen der Loyalität gerühmt worden, die sie in Sachen dieser Fäl schung angeblich bewiesen habe. Wie es mit dieser Loyalität tatsächlich bestellt ist, veran schaulicht ein Artikel des „Bayr. Kur." vom l. Mai. DaS genannte Münchener Zentrums organ bringt es nämlich selbst jetzt noch fertig, bei den Katholiken ein föiudseliges Mißtrauen gegen den KaUer zu nähret. Nachdem der preu ßische Kultusminister sowie die Zentrumsabgg. Dr. Porsch und Erzberger erklärt haben, der Brief des Kaisers enthalte keinerlei Aus spruch über den latholiscs)en (Äauben, stimmt der „Bayr. Kur." trotzdem seine Leser dadurch argwöhnisch, daß er schreibt: „Der Wortlaut des Briefes ist authentisch bisher nicht bekannt. Nach den gegebenen Er- klurnngen ist kein Zweifel möglich, daß er sich nicht „ans die katholische Kirche als solche" bezieht. So hat sich nach dem Bericht des Wolssschen Telcgraphcn-Bureaus Herr Dr. Porsch ausgedrückt. Das ist eine Ein schränkung, die um der historischen Genauigkeit willen erwähnt werden muß. Wir haben von Anfang an es dahingestellt sein lassen, ob der Brief nicht etwa Aeußerungen über die kirchlichen Obrigkeiten, Papst oder Bischöfe, enthält. Wären diese abfällig, wäre etwa kirch lichen Stellen, allerdings gänzlich unberech tigterweise, die Schuld an der Konversion zu geschrieben, so erklärt sich das durch die Er regung, in welcher der ganze Brief geschrieben ist. Beispielsweise soll das verwandtschaftlicl>e „Du" im Briefe durchstrichen und durch ein darübergcschriebenes förmliches „Königl. Ho heit" ersetzt sein. Das Telegramm, das wir in der Diskussion erwähnt haben, wird an scheinend so wenig bestritten wie die Angabe des Inhalts. Wir haben, wie erinnerlich, be- hauptet, es sei aus Dänemark datiert und spreche aus, daß die Landgräfin, wenn sie bei ihrem Religionswcchsel verharre, aus dem HohenzollernhauS ausgeschlossen sei nnd daß die Mitglieder des Hauses den Verkehr mit ihr abzubrechen hätten." Der „Bayr. Kur." krebst also zunächst wie- derum damit, daß der authentische Wortlaut des Briefes nicht bekannt sei, und wiederholt damit andeutungsweise das Verlangen nach einer Veröffentlichung des ganzen Brieses, das Abg. Dr. Porsch mrt Recht als eine „Zumutung" zurückwies, weil es sich um einen Privatbrief handelt. Der „Bayr. Kur." klammert sich des weiteren an den angeblichen Wortlaut der Aeuße- rung des Abg. Dr. Porsch, obwohl er inzwischen dem ausführlichen halbamtlichen Parlaments berichte hätte entnehmen können, daß Dr. Porsch sich nicht in der oben mitgcteilten Weise ge äußert, sondern erklärt hat, „daß der Brief keinerlei Ausdrücke über den katholischen Glau ben, die katholische Kircl-e oder die Katholiken enthält", vielmehr „sich lediglich über die per- sönlichen Beziehungen zur Frau Landgräfin ver breitet". Anstatt den unzureichenden Draht bericht über die Ausführungen des Abg. Dr. Porsch vom 28. vorigen Monats mit dem aus-' ührlichen Parlamentsbcricht zu vergleichen, hat ich der „Bayr. Kur." an den Drahtbcricht ge halten, weil dieser ihm Gelegenheit zur Er weckung des Anscheins gab, als ob sich der Kaiser über Papst und Bischöfe abfällig ge- äußert habe! Die Art, wie der „Bayr. Kur." solchen An- schein erweckt, bezeugt wiederum das Gegenteil von Loyalität. Denn der Vordersatz läßt es zweifelhaft, ob Papst oder Bischöfe vom Kaiser abfällig erwähnt wurden, der Nachsatz dagegen behandelt eine derartige Erwähnung als Tat sache! Gekrönt wird dieses Verfahren teils durch eine Anspielung auf den vermeintlichen Inhalt des Briefes, teils durch die Erwähnung eines angeblich vom Kaiser abgesandten Telegramms. Im Vergleich mit diesen Versuchen, das Miß trauen der Katholiken gegen den Kaiser von neuem wachzurufen, ist es belanglos, wenn der „Bayr. Kur." schließlich versichert: nicht Ge sinnungen des Kaisers seien für ihn entscheidend, sondern Taten. Angesichts seiner sonstigen Aus führungen bedeutet diese Versicherung nur eine Hintertür, die ihm in den Augen Naiver den Rückzug auf die gepriesene Zentrumsloyalität ermöglichen soll. Dergleichen Redensarten ändern jedoch nichts an der Tatsache, daß der „Bayr. Kur." abermals mit Hilfe des Kaiser briefes im trüben gefischt hat. Die Revolution auf Haiti. Auf der Autilleninsel Haiti will es eigentlich nie recht zur Ruhe kommen. Keiner der vielen Präsi denten des Staates San Domingo hat sich je ungestört seiner Regierung freuen dürfen; stets lockte die „glänzende" Stellung andere Politiker und Generale unwiderstehlich an und trieb sie zu Ver schwörung und Ausstand. Auch der jetzige Präsident Bordas hatte sich von Anfang an vieler Gegner zu erwehren und wird vielleicht bald seines Amtes ledig sein, um einem anderen Platz zu machen, dem es nach kurzer Zeit wahrscheinlich genau so ergehen wird. Die Stadt Puerto Plata, um deren Be sitz gekämpft wird, liegt an der Nordküste Haitis und ist einer der bedeutendsten Orte der Republik San Domingo. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Der Kampf um Puerto Plata. Washington, 2. Mai. Bom Kanonenboot „Petrel" lief ein Funkentelegramm ci«, wonach die Revolutionäre Puerto Plata apf San Domingo heftig angreifen. Der Mampf fei seit einer Woche im Gange. Gouverneur gjßkin und General Pegnero, die Befehlshaber des Forts, führen Streitkräfte gegen den Präsi denten Bordas. Die Lage des letzteren sei schlecht. Die Truppen des Generals Aria» schnitten ihm den Rückzug nach San Diego ab; er trachtet seewärts zu entkommen. Das Kanonen boot beschoß Puerto Plata und richtete daselbst mehrfach Schaden an. Der Konsul der Union staaten berichtet, daß die Fremden wohlauf seien. Der englische Vizekonsul verwundet. New Port, 2. Mai. Bei den Geschäftsleuten cin- getroffene Depeschen aus Puerto Plata be richten, daß der englische DizekonsulLoiöaz durch eine in der Nähe seiner Wohnung platzende Granate ernstlich verwundet worden ist.' Die französischen Einwohner haben sich nach Paris um Schutz gewandt. Die Einstellung -er Zein-selig- keiten in Mexiko. So hat denn die Vermittlung der südaiuerikani schen Staaten ihren ersten Erfolg zu verzeichnen: der Waffenstillstand ist unterschrieben. Gewehr bei Fuß stehen sich jetzt Mexikaner und Amerikaner gegen über, vielleicht wird sich bald ein reger Verkehr zwischen beiden Lagern entfalten, und vielleicht ge wöhnen sich die anfangs so heißblütig aufflammenden Gemüter der Einwohner daran, daß der Feind im Lande ist. Wir erhielten folgende Meldungen: Der Waffenstillstand unterzeichnet. Washington, 2. Mai. Wie der Konsul der Ber einigten Staaten in Veracruz meldet, sind die Fremden in Guanajuato, darunter einige englische und dänische Familien, wohlbehalten. Nach einem Telegramm aus der Stadt Mexiko Hot die Regierung die Einstellung der Feind seligkeiten wahrend der Mediation befohlen Das dreifache Abkommen für den Waffen stillstand ist seitens der Vertreter der United States, der Bundestruppen und der Rebellen unterzeichnet worden. Die Bundestruppen liehen sich zurück. El Paso, 2. Mai. Am 27. April haben die Bundestruppen Saltillo geräumt und sich auf San Luis Potosi zurückgezogen. Der neue mexikanische Minister des Aeußeren. Washington, 2. Mai. Der spanisch« Botschafter wurde offiziell benachrichtigt, daß Esteban Ruiz im Kabinett Huertas anstelle Rojas zum M i - nister des Aeußern ernannt worden ist. Nachrichten aus Sem Landtage. Di« Fiuanzdeputation der Zweiten Kammer hat durch Abg. Bauer lNatl.s ausführlichen Bericht erstattet über Kap. 16 des Etats betr. Staatseisenbahnen und beantragt, dos Kapitel nach der Borlage zu bewilligen. Die Ainanzdeputation 8 der Zweiten Kammer hat durch den Abg Nitzschkc sNatl.s Bericht erstattet über Kapitel .1« de» außer
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