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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.07.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140720025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914072002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914072002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-20
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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N4. »g Tugen d seine für Rei- Vohsen), Dritter Verlag !. lein »esecke L m und Marsch- hronik nderaus- ;ra) mit Leipzig. Insel. > orian önlich- -Verlag, ! nlich- -Verlag, > Insel. en der Verlags- Verlag itte n", nder - si e ch t", ), Tü. :n des c Buch- idlungs- Bundes Selbst- ren! tig ist, ischen- n köst- annis- lumen cüchte. n sicher rucht- r dem »kocht, keten .ilcu Tage esserer IVeuo eblattes. lme Hochp., zu vcr- ektriscbe -r Oo., len. cht. :kr>2r Sv »en, »en- 2. Hoi,, öc, Bad, ch», per tlanr Stuben, kenbod., eleucht., msv,r Fischer. i, Renz. ahr 55. anz. str. 12Ü. iger. tze 5. »k. au-. /lben-»Ausgabe f-»» »Ur Leipzig und v»r»et» »urch unser» Trüge» vezugsprelf e. un-Sp-Ltteur« rmaltägltch «n» Sau«a«dracht: monatlich i rr M., vierteljührlich r.7S M. Sei üer SeschüstosteU«, unfern Ziltalea und NusgadefteUen adgeholtr monatlichIM.,vi«rtrlIührltchSM. Durch die postr innerhalb veutschiand» und üer üeutschen Kolonien monatlich M.. vierteljährlich ,.s» M., auoschliehltch postdesteUgeiü. Dao LeipzigerTagedlatt erscheint «erktag» »mal. Sonn» u. Zeiertagoimal. dn Leipzig, Sen Nachbarorten unü Sen chrten mit eigenen Zilialen wir» St« sidenüauogabe noch am fldrnü Seo «erscheinens ins hau» geliefert, «erltner Neüaktton: Sn ü«nZb1t»n i7, Zernsprech./inschluh: Moabit Nr. 4»7. hmrdelsFeituns ^mtsbtaü desRale» und des polrseuuntes der Stadt Leipzig Neüaktlon unü »eschästssteUrr Zohannisgaffe Nr.». o Zernsprech-finschlu- Nr. »«»er, l«ü»S und I4»»4. ISS. Jahrgang fdr Inserat, au» Leipzig unü Umgebung Sie /»nAklNenpreifS. 7spa,ti,»p«nt,»»l«r-pf.,oi,n»rlam»eii,im., »on au»«ärt, so Pf., NeNamen I.SÜ m., Klein, Nnzeigen »>,p,titz,»le nur ropf.d.Wi^«h»t.N,b..Sns,ra», vonSehürüen im amtUchenTett »t« Petit zeil« »» Pf. ch,schäft»aaz,ig»n mit plahvorschrift im Preis« erhiiht. Nabatt na» Tarif. Seilageni <V,samtaufl.»M. üa» Taufen» au»schl. 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Vie Industrie un- -as sächsische Gemeinöesteuergesetz. (Aus sächs. parlamentarischen Kreisen.) Wenn die Zeitungsberichte zutreffen, hat das piatte Land ernen unverhältnismäßig geringen Teil zum Wehrbeitrag beigesteuert. Den Löwen- .anteil bringen die Städte, also in der Haupt sache Handel, Industrie und Gewerbe auf. Diese Tatsache ist nicht nur politisch bedeutsam, weil sich immer wieder zeigt, daß der beispielsweise in der Ersten Kammer fast ausschließlich ver tretene Großgrundbesitz eine Macht besitzt, die den tatsächlichen Verhältnissen im Lande in keiner Weise entspricht^ sondern diese Tatsache muß auch zugleich bedenklich machen, ob man un serer Industrie, dem Handel und Gewerbe neue Sondcrlastcn auferlegen darf. Diese Betrachtung erscheint recht zeitgemäß, wenn man die Absichten kennt, die einzelne un serer sächsisä)en Gemeinden bei der Aufstellung der neuen Steuerordnungen versolgen. Diese Steuerordnungen sind durch das Gcmeinde- steuergesetz vom 11. Juli 1913 nölig geworden, dessen Entstehen, wie noch erinnerlich sein wird, von heftigsten politischen Kämpfen begleitet war. Die hier in Betracht kommenden Bestimmungen des Gesetzes gehen dahin, daß die Gemeinden nur 85 Prozent ihres Bedarfes durch Einkommen steuer aufbringen dürfen; weitere 7^. Prozent sind durch Steuern vom Grundbesitz aller Art zu beschaffen. Darüber, wer den Rest aufbrin- gen sollte — der ja ganz erheblich sein kann, wenn die Einkommensteuer sehr niedrig gehal ten wird — hat man sich damals im Landtag lebhaft gestritten. Die äußerste Rechte und die äußerste Linke wollten von einer Belastung der ihnen ausschließlich am Herzen liegenden Klas sen, also der agrarischen Kreise und der breiten Massen, nichts wissen. Genau so, wie später die Reform der Ersten Kammer im industriefreund lichen Sinne an der geschlossenen Phalanx der Konservativen und Sozialdemokraten scheiterte, ist es damals den Nationalliberalen gegenüber Konservativen nnd Sozialdemokraten nicht ge lungen, eine Reihe von Vorschlägen, die zur Einlastung der Industrie dienen sollten, durch zusetzen. Nur iu einzelnen Punkten trat unter Mithilfe der Regierung eine Aendcrung ein. In einem Punkte aber waren alle Parteien des Landtags einig, nämlich in der Gegnerschaft gegen die allgemeine Gewerbesteuer. Der Re- gierungsentwurf hatte diese Steuerart erwähnt; die Zweite Kammer wollte die Steuer gänzlich beseitigen. Da die Regierung indes daran fest hielt, daß den Gemeinden in Notfällen auch die Erhebung einer allgemeinen Gewerbesteuer zu stehen »Nüsse, und da an einem Verbot dieser Steuer das Gesetz zu scheitern drohte, einigte man sich dahin, daß die allgemeine Gewerbe steuer aus dem Gesetz einfach herausgestrichen wurde, ohne daß ein ausdrückliches Verbot darin Platz fand. Der Sinn dieser Stellung nahme, der auch von der Regierung nicht ver kannt wurde, war der, daß die Gemeindever tretungen nicht auf diese von der Landesvcr- trctung als schädlich anerkannte Steuer auf merksam gemacht »verden sollten; daraus ergab sich zugleich für die Regierung die Pflicht, ihre Instruktionen ebenfalls in diesem Sinne zu erteile»» nnd die Einführung einer allge meinen Gewerbesteuer nur unter ganz beson deren örtlichen Verhältnissen zuzulassen, also bei spielsweise in einer Gemeinde, die sonst ihren Bedarf einfach nicht decken kann. Gleichwohl scheint die Regierung ihre alte Liebe, die allgemeine (^werbesteuer, nicht ver gessen zu können. Man war dort, wo man die Entstehungsgeschichte des Gesetzes kannte, etwas überrascht, als in der von den Mnisterien des Innern, des Kultus und des öffentlichen Unter richts hcransgcgebenen „Anleitung" zum Ge- nieindestcuergcsetz ein 8 49 ausgenommen wurde, der in lakonischer Kürze besagt: „Die Erhebung einer allgemeinen Gewerbesteuer ist nach wie vor zulässig." Der Landtag hatte in» vollen Einverständnis mit der Regierung die Erwäh nung der allgemeinen Gewerbesteüer im Gesetz gestrichen, um die Gemeinden nicht auf diese Steuer aufmerksam zu machen; die Negierung nimmt in ihrer Anleitung den entgegengesetzte»» Standpunkt ein; sic weist die Gemeinden gerade zu auf diese Steuer hin. Um das Schwerwiegende dieses Vorgehens würdigen zu können, muß man bedenken, daß bei Gemeindevertretungen, insbesondere auf dem Lande, die gemeinverständlich gehaltene Anlei tung natürlich besser verstanden wird, als das doch immerhin komplizierte Gesetz. Deswegen nnd »veil die Anleitung sicher in vielen Fällen als eine direkte Anweisung der vorgesetzten Be ¬ hörde angesehen wird, ist sie für diese Ge meindevertretungen das Maßgebende, und es ist kein Wunder, das; man in der Tat hier und da zur Einführung einer allgemeinen Ge werbesteuer geschritten ist. Dort, wo die Steuer einfach notwendig ist, nm den Bedarf auszu bringen, »vird sich niemand gegen die allge meine Gewerbesteuer, »venu sie sich in vernünf tigen Grenzen hält, wenden. Dagegen empfindet es unsere Industrie und Gewerbe als eine un verdiente Bedrückung, wenn die allgemeine Ge werbesteuer eingesührt wird, um andere Steuern zu entlasten oder der Gemeinde auf Kosten weni ger Firmen recht beträchtliche Rücklagen zu ver schaffen. Aus dem Vorgehen der Regierung spricht eine gewisse Mißachtung des Willens der Volks vertretung, die im tünftigen Landtage sicherlich nicht unerwähnt bleiben »vird. Unerwartet aber dieser Aussprache sollte die Regierung bereits jetzt in allen Fällen, die zu ihrer Kenntnis kommen, für Abhilfe sorgen. Daß sich die be treffenden Gemeinden ins eigene Fleisch schnei den, da die Industrie das Bestreben habe»» »vird, solche Gemeinde»» zu verlassen, ist ja selbstver ständlich. Indes ist auf der anderen Seite zu bedenken, daß die Industrie oftmals so unge heure Werte in Grund und Boden und Gebäuden angelegt hat, daß ihr die Abwanderung ohne Gefährdung ihrer Existenz nicht möglich ist. Die Industrie kann sich deswegen in solchen Fällen nicht durch eigene Maßnahme»» schützen; sie muß vielmehr zu einer gerechtdenkcnden Verwaltung das Vertrauen haben können, daß sie gegenüber einer einseitige»» Steuerpolitik geschützt wird." Eine italienische Zlottenkunö- gebung für Mbanien? Unsere heute morgen geäußerte Vermutung, daß die nächsten Meldungen ein Vorgehen Italiens bestätigen würden, ist zutreffend gewesen.- Eine italienische Flotte ist auf dem Wege nach den albanischen Gewässern. Vorderhand wird man sich wohl auf eine Flottenauffahrt beschränken, aber schon diese allein wird ihren Eindruck nicht verfehlen und sicherlich auch dem Ansehen des Fürsten Wilhelm zugute kommen. Mit der gleichen Spannung wie Italien betrachtet Rumänien die Entwicklung der Dinge, auch hier rechnet man anscheinend 'mit der Möglich keit eines schärferen Hervortretens. Wir gebe»» folgende Meldungen wieder: Die Abfahrt italienischer Kriegsschiffe. Ron», 2b. Juli. Tie 1. Ttvision des 2. Schlacht- schiffgeschwadrrs nnd sechs Torpedoboots jäger vcrlikßcn am 18. d. M. Spezia, nm in Gaeta den Herzog der Abr»;ze» als Befehlshaber an Bord zn nehmen Sie sollen sich mit dem 1. Ge schwader, das Admiral Amero d'Aste befehligt, vereinige» und San»» nach einem unbekannten Be stimmungsorte in den albanischen Gewässern ab dllmpfen. Kein Sommerurlaub rumänischer Minister. Bukarest, 20. Juli. Mit Rücksicht auf die Er- eignisse auf dem Balkan hat bisher noch keiner der rumänischen Minister leinen Sommerur laub angetrelen. Die Mitglieder des Kabinetts sind der Ansicht, daß die gegenwärtige politische Lage es erfordert, daß jedermann auf seinein Posten bleibt, um allen Eventualitäten gegenüber gerüstet zu sein. der Eaillaux-Prozeß. Der an» Montag mittag in Paris beginnende Schwurgerichtsprozeß gegen Frau Caillaux wird voraussichtlich noch eine größere Zahl von V e r h a n d l u n g s t a g e n in Anspruch nehmenals von der Gerichtsbehörde in Aussicht genommen war. Ma»» glaubt, daß der Urteilsspruch der Geschwore nen im besten Falle in der Nacht zum Sonntag verkündet werden wird. Ein ganzer Verhandlungs tag wird wahrscheinlich durch die Aussagen der Chirurgei» Potzi, Doyen und Fraisse u. a. ausgefüllt werden, die von dem Verteidiger der Frau Caillaux geladen wurden, um darzulcgen, daß Calmette mittels eines chirurgische»» Eingreifens hätte gerettet werden können. Allgemein herrschte die Ueberzeugung vor, daß die Prozeßverhandlung einen überwiegend politi schen Charakter annehmcn werde, und daß der Gatte der Angeklagten, der ehemalige Minister präsident und Deputierte Caillaux, die Gelegenheit benutzen werde, um die von Calmette gegen ihn ge richteten Angriffe in Einzelheiten zurückzuweiscn. Der Nachfolger Calmettes in der Leitung d>es „Figaro", der Akademiker C a p u s, schreibt: Es scheint, daß die Partei, die Calmette ermordet hat, den Versuch machen wird, sein Andenken zu be schmutzen. Man hat dies bereits in Broschüren und Flugblättern angeknndigt, die die Geschworenen jeden Morgen vor ihren Türen finden. Man will beweisen, daß der heldenmütige Direktor des „Figaro" ein skrupelloser Mann war, der sein ein flußreiches Blatt in den Dienst seiner persönlichen Interessen und nicht in den seiner Ueberzeugung ge stellt hat. Man will zeigen, daß das Leben, das man ihm genommen hat, voller Zügellosigkeit und Ausschweifungen war. Man schreckt vor keinen Nachforschungen zurück, man respektiert kein Geheim nis; forderte man doch sogar den Fiskus auf, die Summe des von Calmette hinterlassenen Vermögens zu verraten. Diese Machenschaften können uns nur ein verächtliches Lächeln entlocken. Die Freunde Calmettes fürchten nichts für seine Ehre. Er wird sich fleckenlos ganz allein iin Lichte der Prozeß verhandlungen verteidigen. Die nationalistische „Libre Parole" sagt: Man will den Prozeß Caillaux in einen Prozeß Calmette »mwandcln, und der Prozeß Calmette soll der Pro zeß der Journalisten im allgcmincn werden. Es gibt noch unabhängige Schriftsteller, die mit ihrer Feder die Gewaltige»» des Tages zu züchtigen wissen. Das ist ein „Skandal", den Frauen wie die Gattin Caillaur' und andere zu ahnden verstehen, Arzt, hilf dir selber; so hilfst du auch deinem Kranken noch. Das sei sein« beste Hilfe, daß er den mit Augen sehe, der sich selber heil machte. Nietzsche. Karl Koepping. „Grüßen wir Rembrandt, den Empfinder, dei» Schaffenden, den Lehrmeister! Grüßen wir den er habenen Rembrandt, als ob er jetzt unter uns träte und, um durch ein äußeres Zeichen unserer Ver ehrung Ausdruck zu verleihen, erheben wir uns, wenn ich Sie auffordern darf, von unsere»» Sitzen!" So Karl Koepping am 15. Juli 1906 zur 300jährigen Wiederkehr von Rembrandts Geburtstag in der Ber liner Akademie der Künste. Heut an der Bahre des Altmeisters der Graphik, Kocppings selbst, sollte man in allen Orten, wo Graphiker weilen, diese Worte auf ihn bezogen wiederholen. „Ehret, Deutsche, eure Meister!" Auch Leipzig hat mit seinem Hinscheidcn einen Verlust erlitten; denn mit ihm ist ein Ehrenpräsident der Abteilung „Zeitgenössische Graphik" unserer Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik dahin gegangen. Von seinem Lebenslauf, den wir in kurzen tilgen schon brachten, will ich nicht reden. Was ist Künstlers Leben? Die Gestaltung. Das, was er mit aller Menschheit teilt, vergeht, nur was Form sand, zeugt in ferner Zukunft von Karl Koepping. Schwarze Schleifen und grüner Lorbeer schmücken heute die Wände seines Ehrensaals in unserer Aus stellung, aber mehr noch schmückt sie sein Werk. Selten war es einem Künstler wie ihm gegeben, io Schaffen und Fühlen anderer, der Größten, nachzu empfinden. Treten wir vor sein Blatt der „Staalmecstcr" Rembrandts (1888 geschaffen) oder vor die kleine Radierung nach desselben Meisters „Susanna im Bade", so staunt mai» über die Technik, mit der es ihm gelungen, alle Reize der Farbe, den Zauber von Rembrandts Beleuchtung wiederzugebcn. Allein hinter dieser technischen Leistung spüren wir die beseelte Hand, die aus den Formen und Farben eine Seele herausfühlte und selbst Formen mit Empfindung füllte. Wendet man darauf seinen Blick der „St.-Jorisschützenmahlzeit" von Hals oder dem „Interieur" voi» Munkacsy, oder Eainsboroughs „The cottage door" zu, so glaubt man anfangs, nur verschiedene Persönlichkeiten ver mochten so einzelne Künstler nachzugestalten, bis man die gleiche Hand in der unendlichen Feinheit des Linienspiels entdeckt, wo jeder Strich lebt, weil er mit Bewußtsein und künstlerischer Absicht seine Stelle einnimmt. Aber auch die eigenen Werke, seit 1890 geschaffen, sei es „Sybille", „Trauer", „Mänade", erweisen Meisterhand und, was mehr ist, Meistergesinnung. Doch nicht nur des Künstlers soll man heut ge denken. Koepping, der Lehrer, zu dessen Füßen Generationen saßen, wird unvergessen bleiben. Durch seine Schüler wirkt seine Tradition weiter. So bleibt in seinen Werken, in seiner Schulung, was ewig war an Karl Koepping. Or. K. O. Kunst un- Wissenschaft. * Die Klassikerfestspiele auf der Luisenburg. Auf der Lütjenburg sand am Sonnabend als zweite Vor stellung die Erstaufführung von Shakespeares „Sommernachtstraum" statt. Die Felsen wurden von all dem bunten Zauder und Feenspuk reizend belebt, und sonnige Helterkeit umspielte die Zuschauermenge. In dieser Natur wirken Shakespeares launige Gestalten doppelt humorvoll. Rauschender Beifall belohnte Spiel und Darsteller. - Neuerwerbung der Dresdner Gemälde-Galerie. Wie uns aus Dresden gemeldet wird, hat die Buch druckerei der Wilhelm- und Berta-v. - B a e n s ch-S t i ft u n g, deren Ueberschüsse stiftungs gemäß für Zwecke der Kunst, Wissenschaft und Technik bestimmt sind, das lebensgroße Bildnis Dr. Konrad Fiedlers von H a nsvvn Marees der König!. Ge mälde-Galerie geschenkt. Die Galerie besitzt bekannt lich schon ein Bild Maröcs, das 1872 in Dresden für seinen Freund Dr. Koppel-Ellfeld gemalte Selbstbild nis im blauen japanischen Mantel, das 1912 als Ge schenk des Dresdner Muscumsvcreins an die Galerie gekommen ist. Das jetzt erworbene Bildnis seines Wohltäters, des feinsinnigen Kunstfreundes und Aestdetikcrs Fiedler, ist 1870/71 entstanden. Es ist jetzt in der Abteilung der modernen Gemälde unter gebracht worden, zusammen mit einigen anderen Er werbungen der letzten Zeit. Unter ihnen sind drei Bildnisse von Ferdinand v. Rayski, eine schöne Land schaft von Trübner (Schloß Hemsbach) und vor allem das prächtige Bildnis des Barons von Berger von Max Liebermann zu nennen, das vor kurzem aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung erworben wor den ist. * Neues von Oskar Wilde. Zu einer Zeit, wo ihm ein schmählicher Prozeß den letzten, geringen Rest von moralischem Kredit in England genommen hat, gibt Lord Alfred Douglas, Oskar Wildes Freund, die letzte und die vollständigste Wilde-Bio graphie heraus. Sie heißt: „Oskar Wilde und i ch", und gibt über die eifrigen Beweise seines Ein flusses auf Wilde hinaus ein vollständigeres Bild von Wildes Wesen, als die früheren Biographie»» Andrö Gides oder Robert Roß', die die Persönlichkeit des Dichters vor allem aus der Literatur zurechtkonstru ierten. Lord Douglas gibt sein Werk nur mit per sönlichen, aber keinen literarischen Ansprüchen her aus, und gerade weil er nicht zu „analysieren" ver sucht und ziemlich unbefangen von seinem Freunde plaudern kann, sieht man zwischen der Kleinkram schilderung den wahren Wilde. Oskar Wilde muß »n dieser Freundschaft doch wirklich das Ereignis gesehen haben, das sein Leben mehr als irgend etwas sonst beeinflußte, denn was Lord Douglas jetzt von Wilde erzählen kann, ist so viel mehr und so viel glaub hafter als alles bisher, daß diese Freundschaft, über der Wilde zugrunde ging, doch in ein neues Licht ge rückt wird. Lord Douglas veröffentlicht übrigens auch, ziemlich uneigennützig, bisher unbekannte Ab schnitte aus: „vo krokunckis", die zeigen, daß ihn Wilde nach seiner Haft völlig abgeschüttelt hat. * Geheimrat Robert Wuttke gestorben. Nach schwerenLeiden ist am Sonnabendabend, lautdrahtlicher Meldung aus Dresden, in einer Dresdener Klinik der Professor für Volkswirtschaft an der dor tigen Technischen Hochschule, Geheimrat Professor Dr. Robert Wuttke im Alter von 55 Jahren gestorben. Er Kat auf dem Gebiete seiner Wissen schaft sich vielfach literarisch betätigt. Wir nennen von seinen Schriften „Gesindeordnungen und Ge sindezwangsdienst inSächsenbis 1835" Die erwerbs tätigen Frauen im Deutschen Reiche", „Reichsfinanzen und Landesfinanzen". Auch hat er ein Werk über „Sächsische Volkskunde" verfaßt. Der Verstorbene war der Sohn des ehemaligen Leipziger Historikers. * Das Jubiläum der Logarithmen. Am 24. Juli wird in Ed in bürg die „>npior 'pereeotoiiLr^ t-elvdrklion" beginnen, die mit einem Kongresse ver bunden ist, zu dein eine Reihe von Fachleuten des Auslandes eingeladen ist. Diese Feier gilt der Er findung der Logarithmen, die die Briten sür ihr Land in Anspruch nehmen: iin Jahre 1614 erschien nämlich in Edinburg die „Zliriko Inxuritkmoium s-uaooi« ckeseriptio" von John Napier, Laird of Merchiston. Dieses Buch ist in der Lat das älteste, in dem von Logarithmen die Rede ist; auch gehen auf seine Tabellen die heutigen Logarithmentafeln zurück. Allein Rapiers Ruhm ist nicht unbestritten. Die Erfindung der Logarithmen wird auch für den Schweizer Jost Bürgi in Anspruch genommen, der gleichzeitig mit ihm auf den Gedanken einer Ver einfachung des Rechnens durch logarithmenähnliche Größen kam. Bürgis Werk, das im Jahre 1620 im Druck erschien, fand iedoch keine praktische Anwendung. Denn der „gründliche Unterricht", den der Verfasser auf dem Titelblatt zu seinen Tafeln versprochen hatte, fehlte. Dieser Schlüssel zum Gebrauche der Tafel ist erst im Jahre 1856 im Manuskript in der Danziger Stadtbibliothek aufgefunden und im gleichen Jahre veröffentlicht worden. " Römische Funde beim Aachener Dom. Bei Aus grabungen auf dem Gelände des Aachener Münsters wurde eine 4.16 Meter breite römische Bruchsteinmauer sowie Säulentrommeln aus Sand- stein und ein Altarstein mit römischer Inschrift auf gedeckt. Man vermutet, daß diese Riesenmauer nebst den übrigen Architekturiiberresten zu einem mächtigen römischen Tempelbau auf der Höhe des Pfalzhügels, des heutigen Markthügels, gehörten. * Eine Zeitschrift der Deutsch-Griechischen Gesell schaft. Die Deutsch-Griechische Gesellschaft, die vor kurzem begründet worden ist, will eine Zeischrist „Hellas" herausgeben, die uns eine bessere Kennt nis Griechenlands vermitteln soll. Daneben sollen Auskunsts- und Vermittlungsstellen eingerichtet, griechische Werke ins Deutsche und deutsche ins Griechische übersetzt. Reisestipcndien für Forschungen gewährt werden Die wirtschaftlichen Beziehungen will man besonders pflegen. Protektorin ist die Königin von Griechenland, eine Reihe von Fürsten sind Ehrevnitalieder, hervorragende deutsche und griechische Gelehrte und Schriftsteller, Politiker und Industrielle bilden da» Komitee.
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