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Lüc!isi8Llis VolirsreitrinA urrd^/isssn I^r. 2?f, — ». Oktober 1033 Der Lekornstein unck üie Uncke kine Novelle von /VIkreä He!n Die Wirtschastsnot der Welt wirkte sich im oberschlesischen Jiidnsiriegebiel aus. Arbeiter wurden entlassen, ganze Werke Mgelegt. Eines Tages war es auch bei der Josefa-Grube soweit. Noch einmal drehte sich das görderrad und trug die Bergleute der letzten Schicht nach oben. Traurig und verdrieß lich schritten die siinszchn Häuer mit ihrem Steiger in das Waschhaus, keiner sprach ein Wort bei den jahrelang gewohnten Hantierungen des Entkleidens und Duschens. Und mancher ließ nun unter dem Schutz des Wasserstrahls die bisher angesichts der Kollegen unterdrückten Tränen rinnen. Dann Nrm der Psörtner mit dem Schichtmeister, die letzte Löhnung wurde aus gezahlt. „Glück aus —" sagte leise der Schichtmeister, als sie sich dem Ausgang zuwendeten. „Glück auf? Glück ab — in den Dreck" — grinste verbissen einer von den Jungen. „Wozu habt ihr das alles geschassen? Um es eines Tages wieder cinzureitze»? Was wird nun?" „Der Graf braucht Geld, um wenigstens die Hütte zu hal te». Es wird alles versteigert, und das Terrain als Grundstück verkauft." „Is ja egal, kommt! Die Frauen warten," sprach ein Alter. Sie folgten seinen Worten. Was half das Gerede? Wie's Millionen schon getroffen hatte, traf cs nun auch sie. Die Frauen starrten alle nach dem stehcngcblicbenen För- dcrrad, als kündete die Weltenuhr das Jüngste Gericht. Als sie die Männer kommen sahen, da weinten sie aus. Dann schrien und schimpften sie. Schließlich wurden sie vernünftig und ver langten das Lohngeld; darüber entstand hier und da zwischen Mann und Frau oder Mutter und Sohn Gezänk. Denn alle wollten „dies eine Mal noch" in die Destille gehen, um den Kohlenstaub in der Kehle wcgzuspülen. Die Versteigerung des in einzelne Grundstücke aufgetciltcn Erubenterrains brachte weiter keine Sensationen. Eine Sied lungsgesellschaft kaufte cs zu einen, bald vereinbarten Preis, der dem Grafen C., dem Besitzer der Grube, zwar zu gering erschien, weil er nicht, wie der Gras hoffte, für die völlige finan zielle Sicherung der Hüttenwerke hinreichte, aber jeder seiner Freunde riet ihm zuzugreisen, ehe er bei einem mühsamen Einzelverkauf der aufgeteilten Grundstücke noch mehr Geld verlor. Der Vorsitzende der Siedlungsgesellschast war ein vierzig jähriger Bauer, offensichtlich fern vom Jndnstricgebiet aus dem Lande ausgewachsen, robust, srohgesinnt, und doch — aus seinen Mienen sprach auch noch das Typische des nur hier anzulresfen- den Volksschlages. Es sind dies undenkbare hauchartige Kenn zeichen in einem Menschenantlitz, von denen man nicht einmal weiß, ob sie von der Wölbung der Stirn, dem Zug der Mund winkel oder dem Glanz der Augen ausgehen. Aber sic sind da und für den, der ihre leise Sprache versteht, sofort spürbar. „Sie sind Oberschlcsier?" sagte der Graf, als sie handels einig waren. „Ja, wir wohnen drüben im Leobschiitzischen. — Mein Großvater —" Jäh hielt der Bauer inne. „Wie heißen Sic doch?" fragte der Gras. „Ihr Gesicht er innert mich immer mehr an jemanden, der hier — in der Nähe — wer war cs doch gleich?" „Ich heiße — soll's schon gesagt sein — ich heiße Gregor Ganschinjetz — wie mein Großvater. Herr Gras." „Ganschinjetz — Ganschinjetz — mein Gott — das ist doch der halsstarrige Alte gewesen, den mein Vater nicht loswerden konnte, als er dessen Hof kaufen wollte, um hier —." die Josefa-Grube auszuschachten. — Dort wo der siebzig Meter hohe Schornstein steht, hatte Großvater sein Lieblings plätzchen unter der vierhundertjährigen Linde — er hat mir oft davon erzählt — „So — und Sie holen sich nun das Land der Väter wie der?" wollte der Graf scherzen, doch es gelang ihm nicht recht. Er niußte plötzlich nachdenken. „Ich war damals fünfzehn Jahre erst — der Großvater sagte oft, als wir drüben im Leobschützi- schen Kreise saßen, wo es ihm aber nie recht gefiel, so alt wie unsere Linde wird der Josesagruben-Schornstein nicht — so alt nicht — vielleicht steht er hundert — zweihundert Jahr — hätte der Großvater dies erlebt, daß er nur ganze siebenundsiinszig Jahr stehen würde — verzeihen Sie, Herr Gras —." „O bitte — ich bin nicht sentimental — hören Sie, Ihr Vater hat doch mit mir drüben im Schloßpark ost gespielt — er innert er sich noch? Der Alois — so hieß er doch?" „Ja — Herr Graf —" „Sehen Sie! Der freut sich nun wohl sehr, mir ein Schnipp chen zu schlagen. — Lebt Ihr Vater noch?" „Er sitzt im „Noten Roß" und wartet aus mich —" sagte Gregor. „Darf ich mitkommcn?" fragte der Graf. „Er schied damals tn Haß von mir, weil ich die Handlungsweise meines Vaters verteidigte wie er die des seinen — Dicktöpfe sind wir ja alle hierzulande —, aber es nutzt nichts mehr— die Zeit ist stärker—" „Die Natur — Herr Gras " „Das — ist — vielleicht — alles — dasselbe — das Ewige braucht kleine Abwechslungen —" lächelte der Graf. Er hatte seine Fassung wiedergewonnen. Er sah in der Schicksalsfügung, die das einst für die Industrie geraubte Land den Urbesitzern zurückgab, eine gütige Zurechtweisung, die zugleich heilte und ruhig machte. Seine Angst, wie es mit den Hüttenwerken noch würde, war mit einem Male fort. Da saß der Alois Ganschinjetz wirklich. Trotz des langen weiße» Echnauzbartes und der Zersältelung des Greisengesichies erkannte der Graf den Jugendfreund sogleich. Und Alois den „jungen Grafen". „Nun biste zufrieden, Alois?" verfiel der Graf auch sofort in die Jungens-Tonart. „Hast getriegt das Land?" fragte der alte Ganschinjetz seinen Sohn. Der lachte nur über das ganze Gesicht: „Morgen wird der Schornstein umgelegt und wieder 'ne Linde gepflanzt." Da schritt Alois Ganschinjetz aus den Grafen zu, der ein wenig ab- f seits vom Tische ßehengeblieben war und mit einem erstarrten c Lächeln vor sich hinjah, und sagte leise: „Setz dich zu mir, j Oskar —" „Vater —!" wollte der Sohn mit entsetzter Miene dem Allen das an den Grasen gerichtete vertrauliche Du wehren. „Dies Du ist Gold wert", sagte der Graf und setzte sich neben seinen Jugendsreund Alois. „Es verbindet zwei Herzen, die fast sechzig Jahre lang nicht über einen Schornstein hinweg konnten " „Nicht über einen Schornstein hinweg — dieser verfluchte Schornstein!" Sie lachten und traten ans Fenster. Steil stieg di« gewaltige Rieseness- zum Himmel. Aber nicht mehr ver- kio^enkrsnxköniAin Du lächelst so gütig und milde, Herrin der Herrlichkeit! Es strahlt von deinem Bilde 'Nur Trost; denn du nimmst alles Leid. Du, Heilige, trägst eine Krone Bus Gold und Edelstein. Du stehst aus dem höchsten Throne Jin Jubel der Litanei'n. Zu dir ringen tausend Hände Nosenkranzkönigin? Damit sich das Leid von uns ivende Maria, du Helserin! Bor dir beten reuige Sünder Mit tränendem Angcsichl. Zu dir slchn unschuldige Kinder, Und allen gibst du dein Licht! So knien mir vor deinem Bilde, Herrin der Herrlichkeit! Du lächelst so gütig und milde, Du nahmst unser ganzes Leid. Johannes 'N l e finsterte ihr Nanch das Blau. Keine Sirene schrillte Kein Fördcrrad surrte Eine Amsel sang in einem aus dem Gruben hos stehengcbliebenen, liimmerlichen wilden Kirschbaum, der den noch maisroh blühte „Diesen Schornstein hat mein Vater wie den Eurgang zur Hölle gehaßt", sagte Alois. „Die fürchterlichsten Flüche, zu denen ein Oberschlesier fähig ist. hat er ihm nachgeschickt." „Und in uns die Satansbrut gesehen —" „Ja — Oskar —" „Und du, Alois?" Alois Ganschinjetz schüttelte den Kops, lächelte — und strei chelte mit seiner groben, breiten des Grafen schmale Hand. „Nun muß ich dir Helsen. Du hast jetzt mehr Sorgen als ich — wir sind wieder zu Haus — da, wo du es warst —" „Ich bin — auch nur zu Haus — drüben im Park, in dem wir spielten — er blieb stehen siir uns Kinder! Euch nahm man damals alles — Heimatliche —" „Es wächst schnell wieder —" „Du bleibst jetzt wirklich hier, Alois?" fragte der Gras. „Ja, Oskar — an der gleichen Stelle wie vor sechzig Jahren soll der Ganschinjctz-Hof wieder erstehen — und wir wollen noch einmal jung werden — wo ist bloß mein Gregor?" „Draußen. Er verhandelt schon mit meinenz Ingenieur wegen der Sprengung des Schornsteins." „Soll er! Ich komme jetzt zu dir mal rüber in den Schloß park, Oskar!" Vie §roüe Verb8tmelo6ie Pisu6erei sm >Vookenen6e Von Marabu. Sie denken wohl, das; Marabu verrückt ist, Meis er auf einmal lauter Verse macht? Nach nicht so ganz! Nur das; er tief entzückt ist Bon dieses Herbstes überreicher Pracht, Durch die manch Nüchterner gleich ihm beglückt ist Auch Prosa wird ja schließlich erst erdacht; Du willst die Prosa, und Du denkst, das wär'se — Und gucke mal: auf einmal sind es Verse. Wie soll man aber auch in Prosa sprechen, Wo die Natur mit Ueberfülle prahlt! Wie Flammen aus den sterbenden Blättern brechen Leuchtende Farben, und die Sonne inalt Auf Goldgrund alles. Freund, jetzt heisst es zechen In Schönheit und in Wein — das macht bezahlt Sich einst durch herrlichstes Erinnern. 'Nieder Die Sorge! Erst nach einem Jahre wieder Wird solcher Farbenrauch Dein Herz erfreuen, Drum trinke jetzt die durstigen Augen satt! Hinaus aufs Land! Und sieh: In immer neuen Farbklängen sich die Welt verwandelt hat, In Not und Braun und Gelb sie überstreuen Das Sommergrün, das abgelebt und matt Der Malgrund ist für bunte Phantasien. Las; willig Dich in ihren Bannkreis ziehen! * * D,es ist die Zeit für kecke Aepfeldiebe, Dies ist die Zeit für alle Munterkeit. Gewiß gibt's für erwischte Diebe Hiebe Und Munterkeit ermattet mit der Zeit. Doch wenn die Welt ganz ohne Späße bliebe -Zerging sie an der eignen Traurigkeit. So freun wir uns im golduen Herbsteslichte Der grünen Früchtchen und der reisen Früchte. Dies ist die Zeit für strenge Traubenkuren, Dies ist die gute Zeit für Obstdiät. In den Gesichtern liest Du leise Spuren Menn wer auf solchen kühnen Pfaden geht. Wir lieben jene glücklichen 'Naturen, Die gerne von des Herbstes Majestät Die reifen Früchte als Geschenk empfangen, Und dennoch nicht vor blutigem Beefsteak bangen. Dies ist die Zeit für feinere Geschmäcker — Au Früchten und an Farben welche Pracht! So zarte Süßigkeiten bringt kein Bäcker Als sie der Herbst so mühelos gemacht, So neue Farben hat kein noch so kecker -Naler erfunden und aufs Bild gebracht! Die Welt is! bunt und wird noch täglich bunter. Macht es ihr nach! Seid schasfenssroh und inunter! * * Die Damen haben das sofort begriffen (Die merken eivn alles, und so schnell?) Sic gehn zur Schneiderin, mit flotten Griffen Entsteht ein traumhaft schönes Herbstmodell. Wer nicht so kann, Hilst sich mit kleinen Kniffen. Und noch die allerjüngste Tippmamsell Verspürt den Hauch der herbstlich neuen Mode. Doch ach, man ärgert sich dabei zu Tode, Denn alle diese Knebel und Manschetten Die flotten Taillen und der fesche Tanz Der großen Sch'eisen und die tausend netten Schühchen und Hütchen dienen voil und ganz Dem einen Zwecke: freundlich auzukeiten Den Blick des immer noch gesuchten Manns. Jedoch der Mann ist blind — einfach verboten? - Er Hot nun einmal keinen Sinn für Moden. So bleibt den Damen nichts als gegenseitig Zu ülx'n sachverständige Kritik. Die Fehler iverden mitleidlos mitleidig Vermerkt mit manchem schadenfrohen Blick. Dock böse ist es, sieht man anderweitig Die bessere Farbe und den größeren Ehic O Aergcr, das; die anderen hübscher gehen O Aergcr, daß die Männer garnickts sehen! Die hohe Jagd geht auf. Der gute Heger Erhält im Herbst den überreichen LkHn. Der feiste Bock lockt den erfahrenen Jäger Und aus den Wäldern dringt der hohle Ton Des Brunftschreis, den der 13 Enden Träger Erschallen läßt. Die Hühnerjagd ist schon In vollem Gang. Von St. Huberti Söhnen Will jeder jetzt dein edlen Weidwerk frönen Und wer nicht Herr im eigenen Nevicr ist. Der kommt zu Gast — oder versucht'» halt so, Was für den Jagdherrn selten ein Pläsier ist. Doch gibts auch Wilderer, die stimmen froh. So jene Frau, die 83 schier ist Und dennoch jagt in dulci jubilo Auf fremden Boden mit Erfolg und Freude. Selch netter Wildrer ist 'ne seltne Beute! Das Halali, beendet wohl das Jagen, Doch endet damit nicht des Jagens Lust. s Das Herz ist satt, nun meldet sich der Magen,