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Ausgabe k und S SachMe olksseUung Nummer 226 — 32. Jahrgang sgckplnl 0 mal wSchenIIIch mit der Illustriert«« Tralla» b-Uaze „Der FeuerreUer" und mehreren Terlbcllagen vlonotl. vezug«pr«I»: Nusg. N mit Ct. Vennsblalt M 2 70 Ausg. B ohne Lt Bennoblatt M 2 2g Sinzelnummer 10 Plg., Sonnabend. ». Sonniag-Nr. A Pl^ Sonnlag, den 8. Oktober 1833 «erlagoort Dreode, vnieigenpreile: die gpall lv mm beeile Pelil-eile <l> Psg., — lur lzamUtenanzelgen und Siellengeluche 20 Plg. — Lllr Platzvorlchrllteu können wir lein« Gewähr leiste» -ledaltion: Dresden-«., Pollerstr. 17, gernr. 2V711 ». 21012 8elchältostelle. Druck und Verlag: Germania Puchdruckerei u Verlag Th. u. G Winkel, Polierftr. l7, gernr. 2I«I2, Postlchcck: Nr. 1025, Bank: Lladtbank Dresden Nr. S17V7 UnsKKLnglgS Im galle oon höherer Gervali, Perboi, Sireii ober Pelrlebsstürungen hat der Bezieher ober Jnlerenl lein« Einsprüche, talls die Zeitung in belchränkl'm ilmlange, verspätet oder nicht erlcheini — Erjullungsori D- -en Dimilrvffs Beziehungen zur KPD Ä Der 12. Veryandlungslag im Reichslagsbrandsttster-Prozefr — Sachsens Erzieher aus der Lehreriagung in Dresden verfammell Der Bulgare wieder vor Gericht Äeralungen des Senates über die Vorbereitungen der Lokalverhandlungen in Berlin Leipzig, 7. Olli. Der Beginn der heutigen Verhandlung wurde um 20 Minuten versrhaden, da vorher noch Besprechun gen des Senates statlsanden. Die Beratungen des Gel ich les, die jedoch säst eine Stunde in Anspruch nah men, Haden den technischen Fragen der Ber lin e r Verhandlungen gegolten. Dimitroff stammelt Entschuldigung Als die Schling eröffnet und die Angeklagten In den Saal gesülnl wurden, ist auch Dimitroff wieder anivesend. Der Vor sitzende teilt .zunächst mit, dass vom nächsten Dienstaa ab die Verhandlungen im R«ichslagsg«bäud« in Verlin stattfinden. Der Eingang für Zeugen. Sachverstän- d se, Presse und Zuhörer ist das Portal 5. Der Vorschende g R dann Diniilrosf das Worl. der erklärt: Es sind vielleicht .achtern meine Worte nicht verstanden worden. Für mich ist es bestimmt nicht so leicht, in einer fremden Sprache die richtigen Ausdrücke ,zu finden. Zch erkläre alxr, dass meine Absicht gestern und früher nicht gewesen ist. jemanden persönlich vom Gericht. von der Anklagebehörde. der Tierteidigung oder den Veamlen zu beleidigen. Ich halx' diese Absicht auch in Zukunst nicht. Ich haln: eine einzige Bitte an den Herrn Präsidenten, ^nänilich über all« Grapen, die zur Aufklärung dieser Brandsache ^sichren und über alle belastenden Momente, die gegen mich vor- F^gebrachl sind, mich ruhig und sachlich aussprechen zu können. ** Der Vorsitzende erwidert, dass diese Bitte selbstverständlich gewährt werde und seiner Ansicht nach auch bisher schon in vol lem Umfange gewährt worden sei. Damit ist der Vorfall er ledigt. Torglers Unterhaltung mit Florin Der Oberreiclfsanwalt kommt auf die Bekundung des An geklagten Torgler über seine Unterhaltung mit dem Abgeordneten Florin zurück, di« in dem Borraum des Haushaltsausschusssaales am 27. Februar, also am Branütage, stattgesunden haben soll und die deshalb von Beben!ung ist, weil Torgler meint, sein Gesprächspartner sei von den drei nationalsozialistischen Zeugen mit von der Lübbe veruxchselt worden. Der Oberreiclssanwalt erinnert daran, dass Torgler als Gegenstand des Gespräches mit Florin bezeichnet hal>e. Flo rin habe ihn um Rat gefragt, wie er eine Verlegung eines siir den 2. März vom Reichsgericht anberanmlen Termins erreichen könnte. Dazu stellt der Oberreichsanwalt fest, dass nach den Akten di« Mitteilung des Abg. Florin in dem oon Torgler ge schilderten Fall bereits am 25». Februar beim Reichsgericht ein gegangen ist, also zwei Tage vor dem Brandlag. an dem Torg ler dem Florin erst zu diesem Schreiben geraten haben will. Der Angeklagte Torgler bleibt datxi, dass Florin am 27. 2. mit ihm im Reichstag das erwäknt« bZeipräch genährt Hal,«. Schliesslich habe er im Fraklionszimmer gegen 3 Uhr der Se kretärin Fräulein Rehme einen entsprechenden Brief diktiert. Rechtsanwalt Dr. Sach regt an, bei der Zeugenverneh mung der Fräulein Rehme sie auch über diesen Punkt zu be fragen. Wahrscheinlich werde noch das Stenogramm des Brie ses vorhanden sein. Der Vorsihende sagt zu. das; bei der kom menden Zeugenvernehmung auch diese Frage geklärt werden soll. Dimitroff verkehrte bei Münzenberg Reichsanwalt Landgerichtsdirektor Parssius weist darauf hin, das; Diinilrvsf zugegeben hatue. mit dein früheren lroininunistischen Abg. Münzenberg zwei mal zusainmeiigekwmmen zu sein. Münzenberg, einer der Verfasser des Braunbuches, habe zuletzt in Berlin im Hause In den Zelten 9A gewähnt. In dieser Woh nung sollen öfters Versammlungen von Kommunisten stattgefunden haben, die letzte Versammlung am 30. Ja nuar. Die Wirtschafterin Manzenbergs hat folgendes bekundet: Damals nm 30. Januar batten sich 12 bis 1ö Personen dort eingcfunden. Münzenberg habe die Teil- (Forlselzung aus Seite 2.) Das Urteil im Volkssport-Revifionsprozefj Brünn. 7. OKI. Der Oberste (Gerichtshof in Brünn fällte heute um S Uhr in Angelegenheit des „Volkssport" das Urteil. Das angefochtene Urteil wird aufgehoben, in soweit es die Angeklagten Haider, Illing und Mehner schuldig erkennt, das; sie in den Jahren 193V, 1931 und 1932 in Prag, Aussig und anderen Städten Böhmens eilten Anschlag gegen die Republik unternahmen und direkt oder indirekt mit ausländischen Faktoren in Be ziehungen traten. In den anderen Teilen wird die Nichtig keitsbeschwerde der Angeklagten verwor- f e n. Die Angeklagten Rudolf Haider, Paul Illing und Adolf M e h ner werden daraufhin zu se 2 Jah ren, Friedrich Palllegezu 13 Monaten und An ton Schwab zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt. Ausserdem erhalten sie mit Ansnahme von Schwab je 3VVV Ke. Geldstrafe. Die Angeklagten verlieren die bürgerlichen Ehrenrechte. Die bereits verbiisjte Haft wird vollständig angerechnet. Verhaftung deuischer Journalisten in Ostoberschlesien Kattowih, 7. Oktober. Auf Veranlassung der Katto- wiher Staatsanwaltschaft wurden der Berichterflatter der Kattoiviher Zeitung in Friede.ishiille Dr. Gorzawski und der verantwortliche Scinistleiter Dziura der „Deut schen Volk--gemeinscbost" verhaftet. Oer SA-Aufmarsch in Breslau Eine Ansprache des Vizekanzlers. Breslau, 7. Oktober. Breslau stand am Sonnabendvormittag bereits völlig im Zeichen des Aufmarsches der Schlesischen SA. Die Straffen der Stadt gleichen einem einzigen Flaggen meer. Vizekanzler v o n P a p e n hat in der elften Stunde Breslau bereits wieder mit dem Flugzeug verlas sen. Der Vizekanzler hielt an die Versammelten eine kurze Ansprache, in der er für die Begrühung dankte. Seine Worte klangen aus in ein dreifaches „Sieg-Heil" auf den Reichskanzler und sein Werk, in das die Menge einslinnnte. Unter jubelnden Zurufen der Versammelten setzten sich dann die Wagen in Mwegung. Arohfeuer im Swinemünder Familieubad Swinem linde, 7. Okt. Im Mittelbau des Swinemiinder Aamilienbades am Weststrand brach Mitternacht eiu Brand aus, der sich rasch auf die umfang reichen Zetlenanlagen ausbreitete. Trotz der angestreng ten Löscharbeiten ist der Mittelbau vollständig zerstört worden. Der Schaden ist bedeutend. Als Entstehungs ursache wird fahrlässige Brandstiftung durch Wanderburschen, die in dem Bad nächtigten, angenom men. Neubau cier E-L8eÜ8cchM Bon L. K. Gott hat den Menschen als Einzelpersönlichkeit ge schaffen, aber hingeordnet auf das Zusammenleben und -arbeiten mit Seinesgleichen. Individua in uns G e - samtheit sind harmonisch nebeneinander gebellt in dem grohen U r a u f trag aller Zivilisation: „Wachset und mehret euch und erfüllet die Erde und macht sie euch unlerlan!" Die in der Erbsünde begrün dete tleberspilzung der Ichsucht einerseits und die zu nehmende Bevölkerungsdichte anderseits, daneben das Anwachsen des Spezialistentums (wahrend der Urmensch doch alle ihm lebensnotwendigen Tätigkeiten selbst aus führte beziv. innerhalb feiner Familie ausführen lies;), dies alles brachte wachsende Schwierigkeiten siir den an sich so klaren llrauslrag Gottes unter den Menschen. Es wirkt fast wie eine erste Kampshandlung wirtschasllicl-'r Art, wenn uns die Urgeschichte der Bibel von dem Streit zwischen den Knechten Abrahams und Lochs um die besten Weideplätze erzählt, den ersterer in wahrhaft gott gewollter Weise dadurch löste, das; er. obwohl der Aeltere. zu Loth sagt: „Geh du zur Rechten, so will ich zur Lin ken bleiben; gehst du zur Linken, so bleibe ich zur Rech ten." Die kleinste menschliche Gesellschast, aber zugleich die älteste und wichtigste, ist und bleibt die Familie. Die auch in ihr nicht geringen Spannungsmöglichkeiten um das liebe Ich werden doch weithin durch die zwischen ihren Gliedern natürliche Liebe erleichtert, wenn nicht ganz beseitigt. Aber das Wachstum der Menschheit führte von der Familie zur Sippe, von der Sippe zum S t o in m . vom Stamm zum B o l k. Gleichzeitig reiste der Mensch auch durch die fortschreitende Entwicklung seiner geistigen Fähigkeiten zu immer besserer Erkennt nis der.'Aalurkräfte, zu immer klügerem Gebrauch der selben und somit zu stets grösseren E r sind u n g e n und Entdeckungen heran. Reben dem erben Stande des Bauerntums formten sich Handwerk und Handel (der ursprünglich natürlich nur Tauschhandel sein konnte), mit der Organisation feiler Staatswesen entstand das B e a m tentu m . mit der Indienststellung von Dampf und Elektrizität wuchs die Industrie empor, neue Formen des Geldwesens verbanden sich da mit, das kapitalistische Wirtschaftssystem, zumal in der anonymen Methode der Aktiengesellschaft oder gar der Konzerne und Trusts, drängte dauernd mehr den arlx'ilenden Einzelmenschen zurück hinter reine In. t e re s se n p o I i t i k einzelner weniger wirtschaftlicher Machtinhalx'r. Wohl schlossen sich die verschiedenen Grup- zx'n der Wirtschaft zu Verbänden zusammen, aber diese so neu entstandenen Gemeinschaften sahen sich unter einander nicht, wie die Familie, durch ein natürliches Band der Liebe verbunden, sondern nur durch gemein same Interessen, muhten also mit der Zeit blohe Kampfgemeinschaften werden, zumal unter dem harten Szepter des M a n ch e st e r l i b c r a l i s in u s , dessen Grundgesetz, auch für die Bewertung des Men schen. nur „Angebot und Nachfrage" hieh. und der so als legitimen Sohn den Marxismus zeugte, den clx'nso egoistischen Rückschlag gegen den Egoismus des liberalen Kapitalismus. Da die Wirtschaft miltlerweise längst alle Staatsgrenzen übersprungen halte und zur Welt, wirtschaft mit ihren un- und übernationalen Ver filzungen geworden war. so muhte dieser „Kamps aller gegen alle" schliehlich dahin kommen, das; z. B. im g'ei- chen Augenblicke, wo in Ehina und Ruhland Hundert tausende von Menschen verhungerten, in Nord amerika Weizen wegen seiner Unverkäuflichkeil als Feuerungsmaterial für Lokomotiven verwendet, in Brasilien tausende Zentner Kaffee aus dem gleichen