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Für die katholische Presse Ein bedeutsames Hirtenwort des Bischofs von Speyer Am vergangenen Sonntag wurde ein Hirtenschrei- ven des Bischofs von Speyer verlesen, das weit über die Grenzen der Diözese Spcrzer hinaus grundsätzliä)« Be deutung sür die Zukunst der katholischen Zeitungen hat. Bischof Ludwig geht in seinem Oberhirtlichen Erlaß davon aus, daß mit dem Längerwerden der Abende sich auch ein vermehrtes Lesebedürsnis einstellt und er schreibt: „Das ermahnt mich, Euch herzlich zu bitten, daß Ihr Euch des katholische „ <schristtums, der Presse, des Buches, mit erneutem Eifer und vermehr ter Treue an nehm en wollet . . . In unseren Tagen haben besonders die Päpste die Gläubigen wiederholt ermahnt, sich auch erprobter Druck schriften zur Vertiefung in den Wahrheiten unseres heili gen Glaubens zu bedienen. Papst Pius X. erklärte wie derholt: „Ihr werdet umsonst Kirchen bauen, wenn Ihr nicht die Gläubigen dafür gewinnet, daß sie die katho lische Zeitung hochschätzen und halten und lesen." Und ebenso dringlich hat wiederholt der gegenwärtig glor reich regierende Heilige Vater, Papst Pius Xl., die Gläu bigen auf die ganz hervorragende Wichtigkeit der Tages zeitung hingewiesen und zu eifriger Unterstützung und Förderung aufgesordert. Die katholische Zeitung hat eben in der jetzigen Zeit die große Ausgabe, „die gesunde Lehre" des Evangeliums, wie der Heilige Apostel Paulus sagt, „den Gläubigen immer wieder bekannt zu geben, über die Ta gesereignisse und Zeitforderungen im Lichte katholischer Weltanschauung zu belehren, auf etwa entstehende Irr tümer hinzuiveisen und vor ihren Verführungen zu war nen. Sie hat die Aufgabe, die Kundgebungen des kircl)- lichen Lehramtes, des Heiligen Vaters, des Episkopates in ihrem ganzen Wortlaut zu verbreiten, sie in eigenen Abhandlungen weiter zu erklären und zur treuen Be folgung aufzumuntern." Sodann müssen wir es auch als eine geschichtliche Tat bezeichnen, wenn Bischof Ludwig die katholischen Zeitungen seiner Diözese mit Namen nennt, deren Ver leger er zu Beratungen bei sich einlud, um mit ihnen eine Abgrenzung der Erscheinungsgebiete der einzelnen Zeitungen durchzusprechen und festzuschen, ihre Bereit willigkeit eutgegenzunelunen, „alle Opfer zu bringen, um einen der Gegenwart dienenden neuen Typ der katholischen Zeitung zu bringen." licher katholischer Treue hlniiberzubringen. Dadurch hauptsächlich wird die katholische Weltanschauung Einslutz auf die Oessentlichkeit sich verschaffen und wesentlich zu«, Ausbau der neuen Zeit beitragen. Unter keinem Vorwand dürfen wir die katholische Presse im Stich lassen; handelt es sich doch hier um Hun derte von Arbeitern, die bei einem etwaigen Eingehen der Zeitung brotlos würden. Handelt es sich doch um Nanking, 27. Sept. Von amtlicher Seite werden jetzt die ersten Schätzungen der Verluste an Menschen leben bekanntgegeben, die im Juli und August der gro ßen Ueberschwemmung des Gelben Flusses zum Opfer fielen. 5Ü ÜÜ0 Chinesen sanden den Tod durch Ertrinken. 1 Million leiden noch heute unter der fürchterlichen Knappheit an Le b e n s m i t t e l n. Wie die Hilfs- und Untersuchungskommission berichtet, haben die Nach forschungen an Ort und Stelle ergeben, daß die Kata strophe bis zu einem gewissen Grade dadurch verursacht worden ist. daß die Dämme während der Kämpfe zwischen Räuberbanden und Negierungstruppen als Schutzivälle benutzt worden sind. Dabei sind sie teilweise zerstört worden, und das gerade zu einer Zeit, als der Gelbe Fluß in schnellem Steigen begriffen war. Weite Flächen stehen noch heute unter Wasser. Neue Schreckensmeldungen aus Mittelamerika. Newyork, 27. Sept. Die Meldungen, die fortiväh- rend aus dem Katastrophengebiet in Mittelamerika ein- lausen, lassen nach und nach ein Bild von den schweren zahlreiche Familien, die in beklagenswerter Weise ihre Existenz verlieren würden. Darum bitte ich Euch nochmals herzlich: bestellt ein jeder vom 1. Oktober seine katholische Zeitung! . . . Haben wir gegenwärtig auch besonders große Not, müs sen wir uns geivaltige Einschränkungen auferlegen, so wollen wir doch immer noch so viel Opfer bringen, daß die katholische Presse, als die Vertreterin und Verkün derin katholischer Weltanschauung, in Geltung und An sehen erhalten bleibt. Unverbrüchlicher Grundsatz muß es sein: In jedes katholische Haus . . . gehört die katholische Tageszeitung." Schäden und von den Fortschritten der Bergungsaktion entstehen. In Tampico sind aus den Trümmern der ein gestürzten Häuser bisher 50 Tote hervorgezogen worden. Man nimmt an, daß die Zahl der Toten sich noch bedeu tend erhöhen wird. Etwa 20 000 Familien sind ohne Obdach, ohne Nahrungsmittel und ohne Wasser. Bei all diesen Opfern der Katastrophe macht sich mehr und mehr eine allgemeine körperliche Erschöpfung bemerkbar, so daß man mit dem Ausbruch einer Epidemie rechnen muß. Politische Zusammenstöße in Dublin. Dublin, 27. Sept. Anhänger der republikanischen Partei veranstalteten gestern zugunsten der in den Staatsgefängnisscn untergebrachten Gefangenen eine Protestkundgebung, in der die Regierung de Valero auf das heftigste angegriffen wurde. Es Kain zu tätlichen Auseinandersetzungen. Erst gegen Morgen hatte die Poli zei Ruhe und Ordnung in den Straßen wieder herge stellt. 15 Demonstranten wurden schwer verletzt. Der österreichische Bundeskanzler hat die bekannte, von Dr. Friedrich Castelle herausgegebene Monatsschrift „Der TUrmcr" ans drei Monate für Oesterreich verboten. Ruhland weift deutsche Korrespondenten ans svovv Chinesen erkranken ... Oje amtlichen Berichte über die Folgen der Ueberschwemmung des Gelben Flusses im August Anschließend heißt es in dem Oberhirtlichen Erlaß: „Ihr erkennt wohl, liebe Diözesanen, die außer gewöhnlichen großen Opfer, welche die Verlage unserer Zeitungen hiermit gebracht haben. Es soll daher unsere vordringliche Aufgabe sein, diese nach Möglichkeit da durch zu entschädigen, daß nicht bloß die bisherigen Be zieher nun der katholischen Zeitung ihres Bezirkes die Treue halten, sondern daß auch ein Jeder sorgt, daß recht viele neue Abonnenten gewonnen werden, sowie daß ferner die Zeitung durch Inserate unterstützt rind bei jeder sich bietenden Gelegenheit allen empfohlen wird. Mit Gottes Hilfe muß es uns gelingen, unsere katholische Presse, die jetzt unter einer ungewöhnlich horte«, 'Not leidet, über diese schwere Zeit in unerschütter tkkrlin, 27. Sept. Wie bekannt, muvden Vertreter konr- inunisliscl>er und sozialistisck>er Zeitnnaen zu dein Reichstaas- brandnrozest in Leipzig nicht zugeiassen, da aus Grund des 'Verhaltens der Zeitungen dieser Richtungen bereits vor Be ginn des Prozesses eine objektive Berichterstattung nicht er wartet werden konnte. Zivei Vertreter der Somjetpresse in Berlin bcgatxn sich trotzdem nach Leipzig, wo sie sich verdächtig machten und infolgedessen am 22. d. M. festgenommen, aber l>e- reits nach einigen Stunden wieder auf freien Fuß gesetzt wur den. Die Tatsache, daß trotz der Nichtzulassung zum Leipziger Prozeß diese beiden Journalisten sich nach Leipzig begaben, kann nur als bewußte Umgehung einer Maßnahme, die im Interesse einer objektiven Berichterstattung über den Reichs tagsbrandprozeß von den zuständigen Stellen getroffen worden mar, geivertet werden. Diese Tatsacl>e hat die Sowjetregierung zum Anlaß einer schwerwiegenden Maßnahme genommen. Sie hat den deutsclien onitlici-e» Stellen mitgeteilt, daß sämtliche Vertreter der Sow jetpresse binnen 3 Tagen aus Deutschland zuriichkehren würden, und sie hat den deutschen Pressevertretern in Moskau nahe gelegt, die Sowjetunion ebenfalls zu verlassen. Im Interesse der von Deutschland stets gewünschten freundlichen Beziehungen zur Sowjetunion ist zu hassen, daß dieses Ansinnen an die deutschen Pressevertreter in Moskau wieder zurückgenommen wird, um so mehr, als es doch keine begründete Gegenmaß nahme dafür sein kann, daß die lx'iden Berliner Vertreter der Soivsetpresse durch eigene Schuld sich der Möglichkeit einer Verhaftung aussetzten. Bei der Beurteilung der von der Soivjetregierung getrof fenen Maßnahme» sällt erschwerend ins Gewicht, daß das Er gebnis der deutsäzerseits unverzüglich eingeleiteten Ermittelun gen nicht aligewartet wurde und diese Maßnahme auch ohne Rücksicht darauf erfolgt ist. daß sowohl von dem Polizeiprä sidenten in Leipzig als auch von der deutschen Regierung sofort das Bedauern ausgesprochen worden ist. Bolschewistische Geographie. Aus Riga wird dem „Osservatore Romano" (Nr. 219) gemeldet, -aß ein Schriftleiter der „Komsvmvlskaia Prawda", des offiziellen Organs der kommunistischen Jugend, in einer seiner letzten Nummern erzählt, daß alle Schulen der Sowjet-Union in diesem Jahre neue Land karten bekommen haben, die von dem kartographischen Zentralbureau herausgegeben wurden und eine außer ordentliche Reihe von geographischen Entdeckungen ent halten. Tie neue Karle, die in einer Auflage von 40 000 Exemplaren erschien, macht Ottowa zur Hauptstadt von Amerika, Singapore zur Hauptstadt von Asien und be zeichnet Gibraltar als die bedeutendste Stadt Europas. Die Grenzen vieler Staaten sind nicht eingetragen, aber die Grenzen der Republik Andorra sind sorgfältig ver zeichnet. Ter Gipfel aber ist, daß der nördliche Teil der Karte ein paar hundert Kilometer breiter ist als der süd- licl)e Teil. Eine Aufklärung über das Schicksal der ab handengekommenen Kilometer wird nicht gegeben. Seltsame Brüder. Die Angestellten des Schlachthofes in Madrid sind in zwei Verbänden organisiert, von denen der eine den Namen trägt „Die Brüderlichkeit" lind der andere „Schöne Harmonie". Aber diese beiden Verbände leben in vollkommener Verachtung ihres Namens in dauernder Feindschaft. Dieser Tage stürzten sich die Mitglieder der beiden Verbände aufeinander und bearbeiteten sich mit allen möglichen Hieb- lind Stichwaffen. Der Zusammen stoß >var sehr blutig; mehrere der Kämpfer wurden schwer verletzt. Glücklicherweise griffen die Polizeiorganc so rechtzeitig ein, daß die Brüderlichkeit und die edle Har monie wenigstens äußerlich wiederhergestellt werden konnten. Die Leute tun gut, möglichst bald den Namen ihrer Verbände zu ändern, sofern sie nicht aufhören sollten, sich zu bekämpfen und sofern sic nicht erleben wollen, daß ihre Verbände zum Gespött der Hauptstadt des schönen Spanien werden. Das Wachstum der Stadt Rom. Obgleich Italien unter dem Faschismus alles daran setzt, um seine Bevölkerung wieder mit dem Boden in Verbindung zu bringen, ist doch auch ein beständiges An wachsen seiner großen Städte zu lreobachten. Einzig artig aber ist die Entwicklung, die Rom in den Jahren seit der Machtergreifung durch den Faschismus genommen hat und noch ständig nimmt. Tabei handelt es sich so gut wie völlig um einen absoluten Zuwachs des bebauten Gebietes und nicht um Eingemeindungen. Rom zählte vor dem Weltkriege (1911) 5-12123 Einwohner, nach dem Kriege (1921) 063 848 und Ende 1926 etwa 800 000. 'Nach der vorläufigen Zählung der Einwohner, wie sie in Ita lien allmonatlich errechnet wird, waren Ende August d. I. 1075 000 Einwohner vorhanden, d. h. 26 000 mehr als zu Anfang des Jahres. Mit diesem Waclistum, das einer Verdoppelung der Bevölkerungszahl seit dem Kriege entspricht, dürfte Rom unter allen Großstädten der Welt einzig dastehen. Heroische Aerzte. Drei ungenannte Gelehrte in St. Louis im ame rikanischen Bundesstaat Missouri haben ihr Leben zu dem Zwecke zur Verfügung gestellt, das Geheimnis der Schlaf krankheit zu enträtseln, die in Missouri in den letzten Monaten 160 Todesopfer gefordert hat. Ta Experimente mit Assen und Kaninchen zur Feststellung des Krank heitserregers ergebnislos geblielien waren, haben sich die drei Aerzte freiwillig von Moskitos beißen lassen, die vorher die Opfer der furchtbaren Krankheit gestochen hatten. Niemand kann voraussehen, ivie dieser wage mutige Versuch ausfallen wird. Erst nach Verlauf der sür die Schlafkrankheit geltenden durchschnittliche» In kubationszeit von 12 Tagen wird man wissen, ob die Aerzte einen Erfolg ihres sür die Wissenschaft und die Menschheit dargebrachtcn Opfermutes hatten oder nicht. Zwei Tage nach dem Versuch machte Tr. Leake, der Lei ter des Forschungslaboratoriums in St. Louis, der Zen tralstelle des Gesundheitsamtes in Washington offiziell Mitteilung, daß das freiwillige Opfer der Aerzte gebracht sei. Er lehnte aber die 'Nennung der 'Namen ab mit der Begründung, daß die freiwilligen Heiser keine öffentliche Ehrung wünschen, da sie ja nicht mehr getan hätten, als andere Wissenschaftler, die freiwillig ein gleicl;es Risiko eingcgangen waren. Irrtümer um den Bart. Eine landläufige Ansicht besagt, daß der Bart um so stärker wachse, je »zehr er beschnitten oder rasiert werde. Frauen, die mit einem Auslug dieser männlicl-en Zierde behaftet sind, scheuen sich aus diesem Grunde ost, den leisen Flaum ihrer Oberlippe zu beseitigen, damit er sich nicht im Laufe der Zeit noch stärker bemerkbar maclze. Ein englisclzer Arzt ist dieser landläufigen Ansicht »un mehr zu Leibe gegangen und will festgestcllt haben, daß sie nicht zutrifft. Er hat vier Männer in gewissen Zeil- abstäuden regelmäßig rasieren lassen, hat jedoch einen genau umgrenzten Teil der Wange unrasiert gelassen, lind zwar neun Monate hindurch. Eine Messung der im Laufe der Zeit abrasierten Haare und derjenigen Haare, die auf dem unrasierten Fleck stehen geblieben waren, ergab für beide genau die gleiche Länge, so daß also der Schluß erlaubt ist, daß das Rasieren zu einem beschleunig ten Wachstum nicht beigetragen hat. Ebenso glaubt der Arzt, ein Nir. Trotter, bei dem Experiment sestgestellt zu haben, daß die Temperatur keinen Einfluß auf das Haar wachstum habe. Tie landläufige Ansicht geht bekaniillick dahin, daß das Haar im Sommer stärker wachse als im Winter.