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Nie Diözese Fulda zu Bischof Schreibers Heimgang In Ergänzung unserer Berichte über die feierliche Beisetzung des früheren Bischoss von Meißen und ersten Bischofs von Berlin, Dr. Christian Schreiber, bemer ken mir noch, daß auch die H e i in a t d i ö z e s e des Entschlafenen ihre innige Teilnahme bekundet hat. Bischof Dr. Joseph Damian Schmitt mußte es sich seines vorgerückten Alters und seiner angegriffenen Gesundheit wegen leider versagen, die letzte Ehre dem langjährigen Mitarbeiter und von ihm besonders gelieb ten Mitbruder zu erweisen, der sein Nachfolger als Bor steher des Priesterseminars gewesen und von ihm vor fast genau 12 Jahren zum Bischof geweiht worden war. Als seinen Vertreter hatte er den Dvmdechanten ent sandt. Das Domkapitel und die Professorenschaft des Priejterscminars waren durch fünf Mitglieder vertreten. Auch der Pfarrer des Geburtsortes von Bischof Schrei ber Dangel - Somborn war mit dessen dort wohnenden Angehörigen nach Berlin gekommen. Die Gläubigen Fuldas, die dem Heimgegangenen gar manchmal ihre Liel>e und Verehrung bewiesen hatten, waren in großer Zahl zu dem Requiem erschienen, das am vergangenen Dienstag vom Domdechanten in der Kathedrale für seine Seelenruhe gehalten wurde, wobei der Oberhirte die Absolution an der Tumva vornahm. An diesem Trauergotesdienste nahm auch der Oberbür- germeister teil, der ebenso wie Bischof und Domkapitel ein Beilcidschreiben an das Domkapitel in Berlin gesandt hatte. Tie Stadt, die das Grab des hl. Bonifatius hütet, und die Diözese Fulda iverdeu wie die Diözesen Meißen und Berlin dem Heimgegangenen stets ein treues An denken veumhren, ihm als dem gütigen und allzeit hilfs bereiten Mensclren, dem unermüdlichen Arbeiter, dem Manne des Wortes und der Wissenschaft, dem Begründer und langjährigen kunstsinnigen Leiter des Domchors, dem Priester von gediegener Frömmigkeit und leben digem Seeleneifer, dem leuchtenden Vorbilde für jene, die er im Negensamte als Vater und Führer aus dem Wege zum Priestertum zu geleiten berufen war. Der Ausklang -es Katholikentages Religiöse Abschlußfeier im Stephansdom mit eucharistischer Prozession Oer Dank Kardinal Lnnitzers 1 Wien, 13. Sept. Mit einer Feier im Stesansdom sand der Allgemeine Deutsche Katholikentag gestern nachmittag seinen Abschluß. In bewegten Worten dankte Kardinal Jnnitzer allen jenen, die sich um das über Erwarten glückliche Gelingen dieses Iubiläumskatholikentages verdient ge macht hätten, besonders auch dem Bundespräsidenten und dem Bundeskanzler. An das Tedeum schloß sich eine eucharistische Prozession in dem Stesansdom durch ein dichtes Spalier von Andächtigen, denen Kardi nal-Erzbischof Jnnitzer den Segen erteilte, bevor er das Allerhelligste wieder zum Altar brachte. 'Nun sind auch die Tage des Wiener Katholiken tages vorüber. Es waren, wie sich jeder, der die Be richte über den Katholikentag verfolgte, überzeugen konnte, Fest- und Feiertage religiösen Charakters, die mit Tagespolitik nichts zu tun hatten, Tage, von denen eine neue religiöse Besinnung ausgehen soll, aber gleichzeitig auch historische Gedenktage, gewid met dem gemeinsamen Andenken der Rettung des Chri stentums und Deutschtums. Deshalb nahmen auch die deutschen Katholiken, wenn auch nur im Geiste, an den Feierlichkeiten innigen Anteil und vereinigten sich mit den katholischen Deutschen aller 'Nationen im Gebete um ein kraftvolles Deutschtum der Zukunft, in dem die Kräfte des Christentums siegreich bleiben mögen über alle Mächte des Unglaubens und der Gott entfremdung. Das walte Gott! Die Staatsfeier am Wiener Kel-errptatz Bundespräsident Miklas hielt die Festrede bei der Hauptfeier der österreichischen Staatsregierung Wien, 13. Sept. Die Hanptfeler der österreichischen Staatsregierung zur Erinnerung an die Befreiung Wiens von der Tiir- kengesahr vereinigte das Staatsoberhaupt und die Bun desregierung mit den übrigen Spitzen der militärischen und zivilen Behörden zu einer großen Kundgebung auf dem Hcldenplatz, an der auch das diplomatische Korps teilnahm. Kardinal Dr. Jnnitzer zelebrierte das Pontifikalamt und würdigte in seiner Predigt die Größe des festlichen Anlasses. In seiner Festrede gab Bundespräsident Miklas eine Schilderung der Befreiung Wiens und beleuchtete die geschichtliche und kulturelle Bedeutung dieses Ereignisses. Damals sei es das Gebot einer geschichtlichen Schicksals stunde gewesen, daß sich Wien als Bolliverk der christ lichen Kultur dem Feind entgegenslellte, der heute längst unser Freund geworden ist. Damals zeigte sich die Kraft des Wortes: „Oesterreich kann, wenn es nur w i l l". Oesterreich von heute, betonte der Bundespräsi dent zum Schluß, ist entschlossen, seine Sendung friedlich zu erfüllen im Einvernehmen mit allen Völkern. Die Staatsfeier schloß mit der Defilierung der Truppen vor den offiziellen Persönlichkeiten, unter denen sich auch eine starke türkische Delegation befand. lieber den Auftakt des gestrigen österreichischen Staalsfeiertags, die große feierlicl-e Messe auf dem Kah lenberg, haben wir bereits in der gestrigen Ausgabe berichtet. I Oie Feier des österreichischen Heimatschuhes Wien, 13 Sept. Der O e st e r r« i ch i s ch e Heimat schust veranstaltete seine T ii r Ke n b e f re i n n q s fe i e r vor dein Denkmal des Grafen Starl>embera am Ralhnusplatz. Bor Beginn schritt Bundeskanzler Dr. Dollfuh die Front der zum Teil bewaffneten Hciinalschutzableilunqeu ab. Es sprachen Bundeskanzler Dr. Dollfuh, Justizminister Schuschnigg als Führer der ost»iärkiscl)en Slurmscharen und Sicherln-'ilsminister und Heimatschuhlandessührer von Wien, Masor Fey. Bemerkenswert ivar dabei eigentlich nur die Rede, mit der Vundeoflihrer Starhemberg für die Anerkennung der Taten seines Vorfahren dankte, er sprach dabei auch dem Bundeskanzler den Dank des Heimat schutzes dafür aus. dah Dollfuh im richtige» Augenblick in Oesterreici)s Geschichte eingelreten sei: er versicherte ferner den Bundeskanzler der treuen Gefolgschaft des .Heimatschutzes. Wollen Sie uns niemals enttäuscl-en, führt« Starhemberg aus, wir erwarten von Ihnen nicht die Durchschnittsleistung eines Durchschnittskanzlers, kein unzulänglicl-ea Reformwerk des Staates, wir erwarten von Ihnen das neue Oesterreich. Weiter erklärte Starl>emberg dann zum Bundeskanzler ge wandt, er habe noch eine konkrete Bitte. Nachdem in diesen Tagen das sriedliä-e katholische und bodenständige Wien aus der Strahe gcivese» sei und sich zur Idee des neuen Oesterreich bekannt habe, sei es unerträglich, dah da drinnen (und dabei wies Slarhei»l»erg auf das Rathauss noch die Bols ch e w i Ke n seien. Das Jahr 1933 müsse zu einem Bcfreiungswcrk Wiens von dieser Gfahr werden. „Warten Sie, Herr Bundeskanzler, nicht zu lange", forderte Starhemberg de» Bundeskanzler auf, „das Volk erwartet es von Ihnen!" Oie Kablnettslihuna nach den Ferien Wichtige Beschlüsse der Reichsregierung Das Reichskabinett beschäftigte sich in seiner ersten Sit zung nach der Sommerpause zunächst mit den für die Genfer Tagung zu treffenden Vorbereitungen. Mindestpreise für Getreide Ausführliche Beratungen fanden über agrarpolilische Maßnahmen statt, die in der Hauptsache dazu dienen werden, angemessene Preise für die neue Ernte sejtzuslellcn. Das ka- binelt war sich einig darüber, daß der deutschen Landwirt schaft unbedingt ein auskömmlich fetter Preis für Getreide zugebilllgt werden muh. Aus diese weise wird jede Spe kulation in Getreide unterbunden und verhin dert, dah, wie in früheren Jahren, der Landwirt unter einen Verkaussdruck gefetzt wird. Im Rahmen des ständischen Aus baues, wie er jetzt von dem Reichsministcr DarrL durchae- führt ist, werden die organischen Maßnahmen getroffen, die einen Preisschuh herbeisühren und auf dem Gebiete der Ge- Ireldewirtschaft geordnete Verhältnisse schaffen. nungen und Modeströmungen stellen darf, muh eine klare Grenze gezogen werden. Aus ähnliche Schwächen und Fehler wird In der Be gründung auch hinsichtlich des Messe- und Aussiellungswe- sens hingewiesen. Die Begründung bezeichnet als einzige Möglichkeit, diesen Umständen entgegenzuwirken, die Auf richtung einer einheitlichen Führung durch das Reich, wobei auf das Beispiel von England, den Vereinigten Staaten, Ja pan, Dänemark und Holland hingewiesen wird. Auch aus der Wirtschaft ist von einer großen Anzahl Sachkundiger der Ruf nach Inangriffnahme dieser Ausgabe durch die Neichsgesetzgebung erhoben worden. Der vorgesehene Werberat soll für Geschlossenheit, Wir kungskraft, Ordnung, Klarheit und Sauberkeit der Propa ganda sorgen. Durch die vorgesehene Abgabe darf die Wirt schaft nicht belastet und die Werbung nicht verteuert werden. Es besteht in allen Fachkreisen Einstimmigkeit darüber, daß diese Abgabe von den Werbcanstragsnehmcrn leicht getragen Oie Wteberver-üllung des Hl. Rocks Die Ausstellung des HI. Rocks in Trier wurde am Sonnlag feierlich geschlossen. Unser Bild zeigt den Augenblick, in dem der Vorhang den Hl. Rock wieder verhüllt. werden kann, weil der Vorteil eines ehrlichen und zuverläs sigen Reklamehandels und der Fortfall des unlauteren Wett bewerbs außer Verhältnis zu dieser Belastung steht. Auch bei einer Belastung, die für die Beteiligten kaum fühlbar sein wird, kann auf diese Weise dem Reich eine neue Ein nahmequelle erschlossen werden, deren Erträge für Zwecke der Propaganda verwendet werden, wobei es sich um Wirt schafts- oder um allgemeine Propaganda handelt. Bürgersteuer nach Reichssatz Rach den Beschlüssen des Reichskabineltg ist bei der Re gelung der Bürgersteuer sür 1934 die allgemeine Steuer- besreiungsgrenzeum 20 Prozent erhöbt nwrden. Damit in Zusammenhang hat man die Grenze für Sozial- rentner, die bisher bei der Bürgersleucr einheitlich 900 RM betrug, der allgemein heraufgcsehten Freigrenze angeglichen. Aür das Kalenderjahr 1934 werden die Richtwahlberechtlg- ten ebenfalls zur Bürgertteuer herangezogen. Demcntspre- chend sind auch die Angehörigen der Reichswehr, die nicht wahlberechtigt sind und als solche keine vürgcrslcuer zahlen mußten, in Zukunft ebenfalls bürgersteuerpslichlig. Schließlich hat man die Länder, die bisher einen eigenen Landessah der Bürgersteuer sesllcgen konnten, ausgeschaltet. In Zukunst gilt sür die Bürgcrsteuer nur noch der Reiäzssah, von dem die Gemeinden einen entsprechenden Hundertsatz er heben. Die Regelung ist nicht für das Rechnungsjahr 1934/38 getroffen worden, sondern nur für das Kalenderjahr 1934, da man ja in Zukunft eine grundsätzliche Aenderung vor nehmen will. Verordnung über den Tabakverkauf Das vom Kabinett verabschiedete Gesetz über das Verbot des Tabakverkauss unter Steuerzeichenprcis hebt klar hervor, daß die Tabakerzeugnisse nur zu den Preisen abzugeben sind, die auf den Steuerzeichen angegeben sind. Von dem Verbot sind ausgenommen der Preisnachlaß, der im Fall der Abgabe von Zigarren in ganzen Kisten gewährt wird, wenn er drei Prozent nicht übersteigt und bar gezahlt wird; ferner die Preisermäßigung bei Konkurs, Geschäftsaufgabe oder Min derung in der Beschaffenheit der Tabakerzeugnisse. In der Begründung heißt es, daß sich der Uebelstand der Preisunterbietung neuerdings in verstärktem Maße gel tend gemacht habe. Am stärksten hat sich das Schleuderpreis system in den Großstädten bemerkbar gemacht, wo zum Teil bis zu 60 Prozent des gesamten Absatzes geschleudert wurde. Aus diese Weise sind sür die Tabakindultrie große Verlust entstanden. Das Gesetz ist auf zwei Jahre befristet. Gesetz über Wirtschastswerbung Vas Reichskabinelt verabschiedete welker eln Gesetz iber Wirtschastswerbung, wonach beim Reichsministerium ür volksausklärung und Propaganda ein werberat der »eutschen Wirtschaft gebildet wird, der die Aufsicht über das gesamte öffentliche und private Werbung«-, Anzei gen-, Ausstellungs-, Messe- und Reklamewesen ausübt. Die Wirtschastswerbung ist an eine Genehmigung des Werbe rates, die von der Erhebung einer Abgabe abhängig gemacht wird, gebunden. Einen schweren Mangel bilden die Mißstände, die sich auf dem Gebiet de« Anzeigenwesens entwickelt haben. Die Wirkung jeder Propaganda ist abhängig von der Glaub würdigkeit, die man dem Träger entaegenbrlngen kann. Alle Anpreisungen müssen daher wahr sein, und jede Täuschung de» in- und ausländischen Publikum» ausschließen. Weiter wird als dringend erforderlich die Beseitigung des Auflagen- schwindel» bei Zeitungen, Zeitschriften und Büchern, der unlauteren Konkurrenz bei der Anzeigenvermittlung, Auf richtung der Anzelgentariftreue, die Regelung der Stellung der Anzeigenexpeditionen zu den Verlegern bezeichnet. An- preisungen deutscher Airmen müssen würdevoll sein. Dos Gesetz hat zum Ziel, marktschreierischen Widersprüchen und gröblichen Geschmacksverirrungen entgegenzutreten. Auch für das Ausmaß, in dem eine gesunde und volkswirtschaftlich richtige Propaganda lick unter dem Lintlukt der Taaesmei-