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Heroische Weltanschauung Von Friedrich Muckermann S. I. Es ist sicherlich jedem Deutschen aus der Seele ge sprochen. wenn er das Wort von der heroischen Welt anschauung vernimmt. Ja, man darf diese Feststellung erweitern und ruhig auf alle Menschen ausdehnen. Wer sich nicht selbst betrugt und seine eigene Schwachheit für Tugend ausgibt, wird immer heroischen Opfersinn aner kennen und wenigstens insgeheim verehren. Vor allein ist das Christentum einer hero ischen Weltanschauung innerlich verwandt. Es ist gegründet von einem Erlöser, der sich hingegeben hat bis zum Tode. Eine besondere Heldenzeit hat das Chri stentum in den ersten Jahrhunderten erlebt, als Zehn tau sende den Martertod starben. Die blutigen Marty rien haben nicht aufgehört bis in unsere Tage. Man denke an die Märtyrer von Uganda, von Russland, von Mexiko. Außer dem blutigen gibt es aber auch unblu tige Martyrien, und Millionen von gläubigen Christen nehmen sie schweigend ans sich. Wir denken dabei nicht bloß an die Klöster, sondern grade auch an die Menschen in der Welt. Wo in einer Stadt noch das Christentum lebendig ist, da werden in den christlichen Häusern Opfer gebracht vom Morgen bis zum Abend. Jeder wirklich lebendige Christ weif;, das; er den Kreuzweg seines Herrn und Meisters gehen muh. Jeder strebt in seiner Weise de» Heiligen nach, die ohne jede Ausnahme eine l>eroische Weltanschauung vertreten haben. Es ist ja bekannt, daß niemandem von der Kirche die Ehre der Altäre zu gesprochen wird, bei dem eine sorgfältige Prüfung nicht nachweist, das; er die christlichen Tugenden im heroisclzen Mähe geübt habe. Als die Geschichte Europas und unseres Vaterlandes im Mittelalter ganz vom Geiste des Christentums beseelt war, hatte sie einen ausgesprochen herois ch enZu g. Wir denken hier vor allein an jene deutschen Kaiser, die das Reich Gottes auf Erden mit der Krast ihres Schwertes geschützt haben. Wir denken an die Kreuzzüge, die von der damaligen Christenheit unter nommen wurden. Wir denken an jene Frauen, die einer hl. Elisabeth ähnlich, der Menschheit gedient haben. Alle jene Gestalten ziehen an nns vorüber, die in jenen Jahr hunderten den ungeheuren Kampf zwischen Himmel und Hölle in heroischer Weise geführt haben. Dem Helden tum des Schwertes ging damals ein Heldentum der Selbstüberwindung zur Seite. Niemals aber hat jene Zeit, als Ganzes betrachtet, plattes Geniehertnm ver herrlicht. Wenn uns die Heldenlieder der allen Germa nen vor allem durch das Interesse und die Arbeit der Geistlichen erhalten worden sind, so zeigt auch das, wie man Sinn hatte für heroisches Menschentum. Echtes Christentum verbindet Religion und Leben. Cs führt in das Leben eine Reihe von Beweggründen ein, die immer wieder zum Heroismus führen. Das Letzte soll der Mensch hergeben zur Ehre Gottes, seinem Er löser soll er nacheifern in unermüdlicher Arbeit und im geduldigen Leiden, die Anschauung Gottes soll er sich ver dienen durch täglichen Kampf. Wie schon der hl. Paulus sagt, gleicht der Christ dem Läufer in der Rennbahn, dem unvergängliche Kronen winken. Die ganze christliche Erziehung ist abgeslellt auf Selbstüberwindung und außerordentlich reich an Methoden lind Erfahrungen heroischer Lebensführung. Die neuen Pädagogen muß ten immer wieder in die Schule des Christentums gehen und sich zu Nutzen machen, was die strengen Asketen in Vor dem Beginn der Genfer Tagung Dor englische Botschafter in Paris, Lord Tyrcll (links) und der englische Unterstaatssekretär Ede», der jetzt in Englands Außen politik eine große Rolle spielt, bei den Vorverhandlungen an der Seine. Eine gemeinsame Linie zwischen England und Frankreich ist bei diesen Besprechungen freilich noch nicht ge funden morden. der Einsamkeit ersonnen und getan haben. Die großen Meister des religiösen Lebens sind immer Lehrer heroiscl-er Selbstüberwindungen gewesen. Ueberall ist eben das Christentum unter dem Zeichen des Kreuzes, dem Zeichen der Hingabe bis zum Tode. Dieses Zeichen ist nicht nur ein Sinnbild der Hin gabe vom Menscl-e» aus, sondern auch ein Sinnbild der erbarmenden Gnade Gottes. Der christ liche Held weiß, daß er mit all seinem Ringen das Beste doch nicht erobern kann, denn es muß ihm geschenkt werden wie das Leben selber. Darum ist christlicher Heroismus immer demütig vor Gott. Grade dieser Zug hat dem Helden des christlichen Mittelalters eine un vergleichliche Anmut verliehen. Grade diese Verbindung von Held und Heiligen läßt zutiefst erkennen, daß Herois mus an sich niemals das letzte Wort einer Weltanschau ung sein wird, muß doch alles Heldentum wieder dein Leben diene», dem natürlichen und dem übernatürlichen Leben, dem Leben des Einzelnen und dem Leben des Volkes. Das neue österreichische Kabinett Fey wird Vizekanzler - Keine Vertreter des Landbundes mehr im Kabinett Wien, 21. Sept. Bundeskanzler Dr. Dollfuß hat infolge der Vor gänge der letzten Tage beschlossen, eine Umbildung seines Kabinetts vorzunehmen. In den Vormittagsstunden wird folgende vorläufige Ministerliste bekannt: Bundeskanzler Dr. Dollfuß, zugleich Außenamt, zugleich Minister für Land- und Forst wirtschaft, außerdem Minister für Heerwesen und Sicher heitswesen (Bundesheer, Polizei, Gendarmerie), Vize kanzler Major Fey, der bisherige Eicherheitsminister, Minister für soziale Verwaltung Schmitz, Minister für Justiz und Unterricht Schuschnigg, für Handel und Wirtschaft Stock inger, Finanzen Buresch, Mini ster ohne Portefeuille (für Verfassung und Verwaltung) Ender, außerdem Minister Kerber, ebenfalls ohne Portefeuille. Seine Verwendung ist noch nicht bekannt. Staatssekretär Schönburg-Hartenstein verwaltet das Heerwesen, Ackerbau Dr. Meißner, von der Landwirt schaftskammer in Linz, Staatssekretär für Sicherheit Hof rat Karwinsky, Oberst a. D. und bisheriger Sicherheits direktor sür Niederösterreich. Staatssekretär für Justiz Oberlandesgerichtspräsident i. R. Dr. Glas, Staatssekre tär sür Arbeitsbeschaffung Neusläüter-Stürmcr. — Auf dieser Ministerliste ist also kein Vertreter des Landbun des enthalten. Charakteristisch für das neue Kabinett Dollfuß ist die Konzentration der Befugnisse des Bundeskanzlers, der nunmehr zugleich Minister sür Aeußeres, für Hee- rcswesen, Sicherheitswesen und Landwirtschaft ist. Zn dieser nahezu diktatorischen Gewalt wird aber praktisch dadurch ein Gegengewicht geschaffen, daß der bisherige Sicl-erheitsminister Fey. den für den weitere» Gang der innerpolitischen Entwicklung wichtigen Posten des Vize kanzlers übernommen hat. Es wird sich insbesondere bald Herausstellen, ob der neue Vizekanzler tatsächlich einen schärferen Kurs der sozialdemokratischen Partei gegenüber einschlägt, als es der zurückgetretene Vize kanzler Winkler getan hat. Die Ernennung vollzogen Wien, 2t. Sept. Bundespräsident Miklas hat die Ernennung des neuen Kabinetts Dollfuß vollzogen. Die neuernannten Minister und Staatssekretäre haben ihm auch schon die Angelobigung geleistet. Vaugoin — Präsident der Bundesbahnen W ien , 2l. Sept. Der Präsident der Bundesbahnen Schonka ist zurückgetretcn. An seiner Stelle ist der bis, hcrige Heeresminister Vaugoin ernannt worden. Der Lebenskampf -er -eurschen Slu-enken Prags Der sudetendeutsche „Verein Deutscl-e Studenten fürsorge" in Prag unternahm im vergangenen Studien jahr eine ausführliche statistische Untersuchung der Le bensbedingungen der sudetendeutschen Hochschuljugenü. Das Ergebnis der Uwsragen gibt ein ebenso fesselndes wie erschütterndes Bild von der Verarmung der sudeten deutschen Hochschnljngend. Die Zahlen, in die bei dieser Untersuchung Einblick gewonnen wurde, zeigen, daß sich die sudetendeutsche akademische Jugend in einer schweren, kaum tragbare» Not lage befindet. Wenn das durchschnittliche Monats minimum des Prager deutschen Studenten mit 6.',0 Kro nen (^ 80 RM.) errechnet wird, wobei -100 Kronen (^- 50 RM.) für Verpflegung und 2öO Kronen (- 80 RM.) für Wohnung berechnet werde», bleibt das Einkommen von fast zwei Dritteln unterhalb dieser Grenze, denn nur 37,4 Prozent verfügen über einen Monatswechfel von mehr als l>00 Kronen (- nng. 7l> RM.). Daß trotzdem die meisten Hochschiiler mit einer ganz geringen Summe aus kommen, ist in erster Linie das Verdienst der in jahr zehntelanger, planmäßiger Arbeit geschaffenen Fürsorge ¬ einrichtungen, durch d:e z. B in drei modern eingerich teten Studentenheimen ungefähr tausend deutsche Hoä>- schüler gute und billige Unterkunft finde» und die eine preiswerte und auskömmliche Verpflegung bieten. Trotz dem bleibt bei einer Gesamtzahl von rund 8000 deutschen Hochschiilern in Prag der größte Teil auf die teuren Pri vatwohnungen angewiescn. Von den Hörern, die über ihr Einkommen Auskunft gaben, wohnen 7.13 Prozent bei ihren Eltern in Prag, während ö.O Prozent vom Er trag eigener Arbeit leben. Mit öOO Kronen ( 62 RM.) lind weniger müssen 17,7 Prozent auskommen. mit 600 Kronen s 7ö RM.) 24.7 Prozent. Das sind Tatsachen, die deutlicher als viele Worte die Not der sndetendeut- sclten Hochschnljngend belenchten. Ans diesen statistischen Erhebnngen geht hervor, daß sür die ülvrwiegende Mehrzahl der den!scheu Hochschiiler in Prag ein Studium ohne die von privater Initiative geschaffenen Wohlfahrts- und Fiirsorgecinrichtnngen nahezu unmöglich wäre. Die von der Regierung geplante Zusammenlegung der deutschen Technik in Prag mit der in Brünn würde sich somit dahin auswirken, daß eine große Anzahl von Studierenden auf die Weitersühruug ihrer Studien verzichten müßten: denn es ist unmöglich, bei der chentigen Lage ähnliche Organisationen in Brünn zu schassen. Aenderungen der Arbeitslosenhilfe Berlin, 2t. Sept. Die Reichsregierung Hot ein Gesetz über Aenderungen der Arbeilsloseichitse beschlossen, dos zunächst die Herausnahme der Land- und Forstwirtschaft sowie der Binnensischerei einschließlich der Detchwirtschaft und der Küstenfischerei aus der Arbeitslosenversicherung bringt. Mit der Befreiung von der Bers!ck>eriingspslichl enlsäll! sür die Ar- beitgeber und Arlreilnelnner der betreffenden Berufe die Pflicht, Beiträge zur Arluntslosenversichermig zu zahlen Bei der Er leichterung. die das Gesetz hiernach den betroffenen Arbeit gebern bringt, muß erwartet werden, daß diese Arbeitgeber ihre 'Arbeit nehmer in diesem Winter weitgehend durchhaltcn werden. Soweit Arbeitslose dieser Berufe bis zum 30. 9 19 !! die An wartschaft auf die Leistungen der Arbeitslosenhilfe bereits er worben habe», iverde» ihre Ansprüche durch die Neuregelung nicht berührt. In weiteren Vorschriften wird die Finanzierung der Arbeitslosenhilfe zum Teil neu geregelt. Während die Aufwendungen der Krisenfürsorge bisher zu vier Fünfteln das Reich und zu einem Fünftel die Gemeinden getragen haben, fallen die Kosten der Krisenkiirsorge lüinftia der Reichsonstolt sür ArlMtsvermittlung und Arbeitslosenversicherung zur Lost. Endlich ist die Eigenlast der Gemeinden für die anerkannten Mohlfahrtserim-rbslosen für die Z»it vom 1. 19 199:1 bis 11. März 1981 auf monatlich 26^, Millionen NM festgesetzt Durch diese Bestimmung wenden die bisherigen Lasten der Gemeinden für diese Aufgaben entsprechend dem dringenden Bedürfnis der Gemeinden herabgesetzt und. um den Gemeinden die Ausstellung eines klaren Haushaltes zu ermöglichen für die nächste Zeit fest begrenzt. Das Gesetz soll am 1. Oktober 1983'in Kraft treten. Dresdner Börse vom September Fester. Noch den bedeutsomen Ausführungen im Neichs- wirtschoflsrat verkehrte die Dresdner Börse auch heute wieder in festerer Haltung, so daß sich auf fak ollen Märkten Steige rungen bis 2 Prozent, vereinten darüber, ergaben Broubonk und Geor. Hörmann gewonnen ie 8 Prozent. Schubert u Salzer 2 5 Prozent. Elektro 2 Prozent. Sächsische Bonk 1.5 Prozent. Kulmbacher Nizzi 2 Prozent und Eglinger Brauerei 1.5 Proz Eine Anzahl Papiere logen bis 1 Prozent fester. Rückgängig waren nur D'Nersdorfer Filz um 2 Prozent und Triptis eben falls um 2 Prozent. — Am Nentenmarkt setzte sich die Be festigung weiter fort. Mecklenburger Stool'-onleihen zogen um 2 Prozent. Neichsanleike Altbesitz um 0.79 Prozent und Stadt anleihen um 1—1,5 Prozent an Auch Pfandbriefe verkehrten freundlich. Kursnotierungen: Neichsanleihe Altbesitz 78 Neichsanleike Neubesitz 10.25, Neicksbonk 111. Sachs Bc>dencredil-Ansto!t 71.75. Ehem Fabr v. Hegden 58,5. Ehem Fahr Heifenlzerg 70. Dresdner Gardinen 18.5, Elektro 86. Erste Kulmbacher 60.5, Felsenkeller 60. Kulmbacher Nizzi 92. Mimoso 183. Peniger Po- teiitpopier —. Polpphon 21. Nodeberger Erportbier 139. ReiclM- brou 128, Schuber! u Salzer 163. Soc.-Brauerei Woldschlößckten 87. Wanderer 80, Zeiß-Fkon 53. Witterunasaussichten der Dresdner Wetterwarte Wittcrunosaussichten. Meist schwache Winde ans veränderlichen Richtungen. Wechselhafte Bewölkung, vielfach Frühnebel. 'Nach kühler Nacht (örtlich wieder Frost möglich) tagsüber mäßige Erwärmung. Nur vorübergehende leichte Niederschläge.